Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VIII 16
1647 VIII 16
Freitag W bei Servien. Beteuerung der französischen
Friedensbegierde, Klage über Trauttmansdorffs unzeitige Abreise. W:
Trauttmansdorff hat auch nach seinem ursprünglichen Reisetermin noch
alle konkreten Aussichten auf einen Abschluß abgewartet, im übrigen
können die Ksl. auch ohne ihn schließen. Servien: Die Ksl. suchen die
früheren Zusagen an Frankreich wieder rückgängig zu machen und mit
Hingabe geistlicher Güter die Schweden zu gewinnen. Sowohl die Rück-
sicht auf die Religion wie die Tatsache, daß Schweden seinen Krieg haupt-
sächlich mit französischen Subsidien führt, muß die Ksl. vorrangig die
Einigung mit Frankreich suchen lassen. W: Die Haltung Frankreichs
bewirkt, wenn auch unbeabsichtigt, den Untergang der Religion; die
Katholiken haben die französische Satisfaktion in der Hoffnung befördert,
daß Frankreich ihnen danach Beistand leiste und sich die Schweden nicht
über den Kopf wachsen lasse. Servien: Es ist zwar mit ihnen geschlos-
sen worden , man verspührte aber, daß die Kayserliche, waß sie geben,
wieder zurücknehmen woltten, dan sie itzo der bißthumber feuda hinwegk-
nehmen , den titulum Alsatiae behaltten und bey den reichsstetten nichts
einwilligen woltten, und würde alßo Franckreich in effectu nichts gegeben,
dan sie bey dem Elsas große schülden annehmen und alsolche ansehenliche
sumben geldes dem ertzherzogen, den rest zu kauffen, geben müsten. Er
woltte seinestheilß nit sagen, daß sie einer oder der ander betrogen, befun-
den aber in den negociis und dem modo tractandi den betrugh selbsten,
welcher gleichwohl bey den feudis und reichsstetten, wie auch den titulum
Alsatiae auffzuheben, und würde man alßdan zum schluß kommen. In der
Assistenzfrage wäre die beste Lösung der von ihnen aufrichtig gewünschte
Frieden mit Spanien. W: Es schiene ein mißverstand bei den sachen zu
sein, dan die Kayserliche hingegen sich beklagten, itzo extensive praeten-
dirte Franckreich, waß in der vorigen bewilligung nit begriffen, und werd
es in Teutschland ein seltzsamb auffsehens gewinnen, wan ex iure feudali
isto ecclesiarum, welches sie gewißer stuck und landschafften halber über
andere immediat reichsstend gehabt, itzo dergestaldt von Franckreich wolle
genommen werden, daß dieselbe itzo ex liberis imperii statibus soltten der
cron Franckreich underthanen und ihres freyen status entsetzet werden. Es
were ein gar zue großes kleinoth, esse liberum imperii statum, und begriffe
summam iniustitiam in sich, einen deßen unverschuldter, auch ungehörter
weiße wieder seinen willen dergestaldt zu berauben. Es kehme auch mitt
dem erbieten, welches Franckreich gethan, die reichsstend bey dem ihrigen
zu erhaltten, nit überein. Die reichsstett im Elsas hetten eine information
eingeschickt, daß das hauß Österreich nichts bey ihnen als precario gehabt,
und were es nur gratia et commissio personalis, was die ertzhertzogen alda
von den Kaysern vor dießem gegen gewiße reversalen, die in die person
allemaln ausgeantwortt, erhaltten; und wan Franckreich die iura feudalia
et contra naturam eorundem, wie es im reich herkommens, nicht zue alsol-
chem nachtheill und dismembrirung deßelben sich gebrauchen woltte, so
würden die sachen noch woll voneinander zu bringen sein, sonderlich wan
die cron Franckreich das Elsas vom reich zue lehen alß desselben fürst und
mitglidt erkendte, und derentwegen statum imperii cum obligatione debita
praetendirte. Comte de Servient: Mitt dem iure feudale verstunden sie
es viell anders, woltten gleichwohl die feudatarios, welche imediate reichs-
stend geweßen, auch mitt ihrer libertet und privilegien bey der cron
Franckreich annehmen und schützen; sonsten gienge ihre praetension nit
allein auff die feuda, sondern müste ihnen geben werden alles, waß zue den
bißthumberen gehörig; und kontte er in confidentia woll offenbaren, daß es
bey Franckreich kein bedenckens hette, das Elsas vom reich zue lehen zu
erkennen und derentwegen ein reichsstand cum voto et sessione zu werden.
Die Kayserliche, welche sie nit gern im reich sähen, hetten es ihnen ultro
anderst offerirt, dahero sie kein ursach, solches abzuschlagen; würden es
aber die reichsstend anderst zu haben begeren, so weren sie instruirt, dem-
selben dißfalß nachzukommen. I. H. G.: Er köndte woll leichtlich ge-
dencken , indeme bey dem corpore protestantium in imperio nebenst Denne-
marck nunmehr Schweden auch hinzugesetzet, waß für rationes a parte
catholicorum, daß sie die cron Franckreich auch woll gern bey sich hetten.
Es were den herrn Kayserlichen wie seinen herrn collegis nit unbekandt,
was für consilia bereits obhanden, daß man einen acatholicum Imperatorem
machen möchte. Ratione feudorum hette es in Teutschland, wie sie an-
fengklich vermeld, eine viell andere beschaffenheit, es weren verscheidene
vornehme reichsgraffen, ia fürsten, welche von den bißthumben, auch ab-
deyen ansehenliche landschafften zu lehen erkendten, benehme ihnen aber
solches an ihrer immedietet, anderer praeeminentz und hocheit nichts; die
weldtliche 4 churfürsten empfingen alle lehen von dem bischoff zue Bam-
berg ; von dem königreich Böhmen hetten verscheidene status imperii lehen
und weren derentwegen der cron Böhmen nit underworffen, sondern freye
reichsstend etc. Die iura episcopalia anbelangend, würde den episcopis a
parte imperii nicht streitig gemacht werden, wan sie in ihren terminis, wie
es im reich herkommens, verblieben, wie dan auch Franckreich selbsten
dem metropolitano Trevirensi seine iura vorbehaltten. Comte de Ser-
vient : Waß er wegen des Elsaßes, und daß derentwegen Franckreich ein
reichsstand werden möchte, im vertrawen andeutet, daß were zwarn itzo in
privato discursu geschehen, er kondte aber dabey die versicherung thuen,
daß wan man derentwegen die gantze gesandtschafft besprechen und der
reichsstend intention zu erkennen geben, daß sie sich hierin den rationibus
catholicorum conformiren und mitt zue dem reich insoweith tretten und
bleiben würden. Den feudatariis woltten sie ihre freyheit laßen, müsten
aber der cron Franckreich inskünfftig, wie sie itzo dem reich, underworffen
sein. Die iura episcopatus verstunden sie so, daß dieyenige landen, darin
das ius dioecesanum geweßen, der cron Franckreich müsten überlaßen wer-
den . Die geistliche jurisdiction anbelangend, ließe der konig dem bischoff,
welcher sie auch mehrers dabey schutzen alß verhinderlich sein würde.
I. H. G.: Sie vermerckten, daß die iura episcopalia plane inaudito modo
woltten explicirt und extendirt werden; status episcopatus Metensis, Ver-
dunensis et Tullensis in quantum principes imperii sunt vel fuerunt, were
im gewißen districtu territoriali, wie auch andere geist- und weldtliche
fürstenthumb in Teutschland, darüber dieselbe landtsfürsten und herrn ge-
weßen ; nebenst dießem möchten verscheidene lehen woll von denselben,
wie auch anderen bißthumben recognoscirt sein worden, darüber sie doch
weiters keine landtsfürstliche hoch- und obrigkeitt gehabt; zue deme weren
die iura dioeceseos, alßo daß verscheidene landschafften woll sein, die sub
dioecesi Metensi etc., welche de reliquo mitt der territorialjurisdiction nit
zu schaffen und solches in einem geistlichen kirchenrecht episcopis tantum
convenienti bestehet. Daß nun solches ius dioecesanum Franckreich ad
subiectionem territorialem extendiren, under sich ziehen wolle, daß were
ein viell zue großer mißverstand. Ratione feudorum were dießes auch zue
consideriren, daß der status regni Gallici viell anderst alß imperii beschaf-
fen ; man ließe eines konigs brueder und den princen vom geblüet keine
immedietet und superioritet, sie würden es auch den hern auß dem reich,
welche sie under sich zu bringen gedächten, nicht gestatten. Comte de
Servient: Es weren gleichwohl auch in Franckreich einige, welche superiori-
tatem hetten, und würde man dieße bey den tractaten gnugsamb ihres
stands und freyheit halber versicheren. Die iura episcopatus mitt den biß-
thumben verstunden sie also, wie er vorhin angedeutet, und seye bey ihnen
nomen episcopatus, so die Kaiserliche gebraucht und nit principatus,
anderst nicht. I. H. G.: Es were hierin ein großer irrthumb, man hette
sich aber mitt den etymologicis disputationibus nit auffzuhaltten, sondern
rei publicae statum zue consideriren, und würde auff dieße weiße, wie sie
das nomen episcopatus et iura zue expliciren gedächten, inversio totius
darauß cum multis inconvenientiis et absurditatibus in imperio erfolgen,
dan wan Sueci sich auch in iure territoriali underwürffig machen woltten,
waß sub diocesi Bremensi begriffen, so würden noch viell herrn von ihren
landen und reich vertrieben oder endzogen werden. Mitt Magdeburg, Hal-
berstatt und anderen hette es eine gleiche beschaffenheit, wan die iura dioe-
cesana uff die weiße soltten fortgesetzet, wie auch die iura feudalia exten-
dirt werden. Der ertzbischoff von Saltzburg hette das ius diocesanum in
verscheidenen ortten in Bayerischen und Österreichischen landen, wie auch
gleichfalß andere bischove; sie hetten aber derentwegen extra illam iuris-
dictionem mere ecclesiaticam in temporalibus derentwegen das geringste nit
zue praetendiren. Comte de Servient: Sie verstunden das werck gantz
anderst, und würde ihnen dießer interpretation nach nichts gegeben wer-
den . Man hette ihnen die episcopatus zue cediren versprochen, so müste
ihnen auch, waß darzue gehört, gelaßen werden und von demyenigen, waß
einmahl geben, nit wieder zuruckgenommen werden, oder man würde noch
woll 20 jahr kriegen. I. H. G.: Indeme ihnen episcopatus cum suis terri-
toriis überlaßen würden, würde ihnen gar viell eingeraumbt; daß sie aber
ex iure dioecesano ein ius territoriale für sich formiren woltten, daßelbe
were gar zue unbillich und den friedlichen consiliis, wamitt man itzo der
christenheit billich zu helffen, nit gemeeß. Comte de Servient: Man
soltte doch mitt der cron richtigkeit machen, so würde der fried woll fol-
gen . I. H. G.: Dieß were eben ein sach, darin man sich a parte Caesaris
et imperii alßo sehr betrogen zu sein befunden; mitt der cron Franckreich
hette man vermeint richtigkeit zu haben und deren assistenz zu genießen.
Mitt der cron Schweden were der punctus satisfactionis auch geschloßen,
wie dan auch die aequipollentia vor andern für richtig gehaltten. Indeme
man nun de causis religionem concernentibus in disputa gerahten, so kehme
dießer newer disputa mitt Franckreich, were alßo nichts a parte Caesaris,
imperii et maxime catholicorum gewonnen, alß daß sie mitt vielen hin-
wegkgeben sich in größere difficultet und feindschafft gesteckt. Comte
de Servient: Er hette vermeint, in den religionssachen were man auch ver-
glichen ; nun hörte er alhie, daß man a parte catholicorum, waß in dem
instrumento pacis a Caesareanis extradito begriffen, nit annehmmen woltte.
Ihrestheilß hetten sie das religionsweßen gern befördert gesehen, es hetten
aber die Kayserliche die ertz- und stiffter hinwegkgeben und sie die Fran-
zosische dabey noch in unglimpff bey ihren confoederirten setzen wollen.
D’Avaux hat sich zum Unwillen der Protestanten mehr für die Stifter
eingesetzt als die Ksl. selbst; hätten diese nicht hinter seinem Rücken
gehandelt, wäre Osnabrück gerettet worden. W: Daß die catholische
das instrumentum pacis sollen verworffen haben, damitt würden sie ohne
fueg beschuldigt, weiln sie es spatt bekommen und noch iungst ad deli-
berandum vorgenommen; köntte sonst woll gedencken, daß ratione auto-
nomiae , wie auch anderer puncten halber sie die rationes und das gewißen
zue einer anderen meinung würde weißen; hetten auch die Kaiserliche nit
gewallt gehabt, dergestallt sich zu erkhleren, sonderlich in namen der
catholischen, mit welchen nicht communiciert worden. Der Verlust der
Stifter ist nach Aussage der Ksl. dadurch bedingt, daß Turenne trotz aller
Zusagen die Feindseligkeiten fortgesetzt hat, was mehr von Bedeutung war
als die Worte d’Avaux’. Dießes wan mans recht cum suis circumstantiis
considerirte, so würde der cron Franckreich beharrliche feindschafft viell-
mehr alß der Kayserlichen facilitet zu beschuldigen sein; und würden
gewiß dieyenige, welche es verhinderen können und sollen, aber nit gethan,
eine schwere verandtworttung zu seiner zeit bey Gott zu thuen haben.
Comte de Servient: Mitt den stiffteren und waß die religion angienge,
thette es ihnen woll von hertzen leid; man würde wißen, wie starck er und
seine collegae derentwegen mitt den Schwedischen vor dießem gerehdet,
auch die stiffter Oßnabruck und Minden so weith salvirt gehabt, es hetten
sich aber die Kayserliche nachgehends, wie bekand, berehden laßen,
wunschte von hertzen, daß man frieden und guete einigkeitt sonderlich mitt
den catholischen haben möchte, und daß die frembde mitt den reichshänd-
len nichts zu schaffen. I. H. G.: Es soltte billich alßo sein, daß die
frembde der reichssachen sich nit annehmen, es schiene aber woll, daß sie
alle ihre consilia dahin richteten, damitt sie die Teutsche sachen zue ihrem
vorthell ziehen und deren judicatur haben möchten. Die catholische hetten
mitt Franckreich allezeitt gern freundschafft gehaltten und nur anfengklich
begert, da Franckreich damnum religionis selbst erkennete, daß deßen
wapffen und mittell gegen die catholische und religion doch nit angewendet
werden möchten; waß man aber erhaltten, wießen des Tourenne letztere
actiones noch auß, unangesehen man viell ein anderst vertröstet. Es were
hohe zeitt, der catholischen religion undergangk mitt einmühtigen rhadt
und thadt vorzukommen. Comte de Servient: Malum religionis affli-
girte ihnen zum höchsten; daß hauß Österreich hette Franckreich neces-
sitiret , mitt den Schweden in confoederation zu tretten; daß sie nun die
wapffen gegen dieselbe wenden soltten, daß ließe sich dergestaldt nicht
thuen. I. H. G.: Es were ein underscheid, una cum Suecis gegen die
catholischen zue kriegen und ihnen den Schweden nit zue assistiren. Die
catholische hetten nur begert, daß Franckreich, wie sie auch verhaißen, den
Schweden nunmehr, weyln ihrer selbst eignen erkendtnuß nach das impe-
dimentum pacis in puncto gravaminum et causis religionem concernentibus
bestunde, nit mehr mitt volck und geld zue assistiren und facta pace
inskünfftig bey den catholischen zu haltten, welche der cron Franckreich
zumaln kein ursach geben, daß sie bey dießen kriegsweßen alßo übell cum
religione tractiret. Wie nun hierauff der comte Servient seufftzend der
catholischen religion übelen zustand beklagt und daß man fried machen
soltte, erinnert, haben I. H. G. ihme replicirt, daß es a parte Caesaris et
catholicorum nit ermangle, es würden aber von den Schwedischen solche
postulata vorgebracht, daß darauß gnugsamb abzunehmmen, wie daß sie
nur den krieg zue continuiren suchten, wie sie pro satisfactione militiae
20 millionen reichsthaler gefördert. Servien: Mißbilligt diese Forde-
rung , ebenso die weiter erwähnte Wegnahme der ksl. Schreiben in Böhmen.
W beim Mantuaner Gesandten. Dieser klagt über die Parteilichkeit Servi-
ens für Savoyen. Er soll demnächst zur Förderung seiner Sache nach Paris
gehen. W: Gespräch mit Servien.
Mitteilung an die Mainzer: Gespräch mit Servien. Diese wollen dar-
über noch heute mit Volmar reden, um morgen entsprechend proponieren
zu können.
Friedensbegierde, Klage über Trauttmansdorffs unzeitige Abreise. W:
Trauttmansdorff hat auch nach seinem ursprünglichen Reisetermin noch
alle konkreten Aussichten auf einen Abschluß abgewartet, im übrigen
können die Ksl. auch ohne ihn schließen. Servien: Die Ksl. suchen die
früheren Zusagen an Frankreich wieder rückgängig zu machen und mit
Hingabe geistlicher Güter die Schweden zu gewinnen. Sowohl die Rück-
sicht auf die Religion wie die Tatsache, daß Schweden seinen Krieg haupt-
sächlich mit französischen Subsidien führt, muß die Ksl. vorrangig die
Einigung mit Frankreich suchen lassen. W: Die Haltung Frankreichs
bewirkt, wenn auch unbeabsichtigt, den Untergang der Religion; die
Katholiken haben die französische Satisfaktion in der Hoffnung befördert,
daß Frankreich ihnen danach Beistand leiste und sich die Schweden nicht
über den Kopf wachsen lasse. Servien: Es ist zwar mit ihnen geschlos-
sen worden , man verspührte aber, daß die Kayserliche, waß sie geben,
wieder zurücknehmen woltten, dan sie itzo der bißthumber feuda hinwegk-
nehmen , den titulum Alsatiae behaltten und bey den reichsstetten nichts
einwilligen woltten, und würde alßo Franckreich in effectu nichts gegeben,
dan sie bey dem Elsas große schülden annehmen und alsolche ansehenliche
sumben geldes dem ertzherzogen, den rest zu kauffen, geben müsten. Er
woltte seinestheilß nit sagen, daß sie einer oder der ander betrogen, befun-
den aber in den negociis und dem modo tractandi den betrugh selbsten,
welcher gleichwohl bey den feudis und reichsstetten, wie auch den titulum
Alsatiae auffzuheben, und würde man alßdan zum schluß kommen. In der
Assistenzfrage wäre die beste Lösung der von ihnen aufrichtig gewünschte
Frieden mit Spanien. W: Es schiene ein mißverstand bei den sachen zu
sein, dan die Kayserliche hingegen sich beklagten, itzo extensive praeten-
dirte Franckreich, waß in der vorigen bewilligung nit begriffen, und werd
es in Teutschland ein seltzsamb auffsehens gewinnen, wan ex iure feudali
isto ecclesiarum, welches sie gewißer stuck und landschafften halber über
andere immediat reichsstend gehabt, itzo dergestaldt von Franckreich wolle
genommen werden, daß dieselbe itzo ex liberis imperii statibus soltten der
cron Franckreich underthanen und ihres freyen status entsetzet werden. Es
were ein gar zue großes kleinoth, esse liberum imperii statum, und begriffe
summam iniustitiam in sich, einen deßen unverschuldter, auch ungehörter
weiße wieder seinen willen dergestaldt zu berauben. Es kehme auch mitt
dem erbieten, welches Franckreich gethan, die reichsstend bey dem ihrigen
zu erhaltten, nit überein. Die reichsstett im Elsas hetten eine information
eingeschickt, daß das hauß Österreich nichts bey ihnen als precario gehabt,
und were es nur gratia et commissio personalis, was die ertzhertzogen alda
von den Kaysern vor dießem gegen gewiße reversalen, die in die person
allemaln ausgeantwortt, erhaltten; und wan Franckreich die iura feudalia
et contra naturam eorundem, wie es im reich herkommens, nicht zue alsol-
chem nachtheill und dismembrirung deßelben sich gebrauchen woltte, so
würden die sachen noch woll voneinander zu bringen sein, sonderlich wan
die cron Franckreich das Elsas vom reich zue lehen alß desselben fürst und
mitglidt erkendte, und derentwegen statum imperii cum obligatione debita
praetendirte. Comte de Servient: Mitt dem iure feudale verstunden sie
es viell anders, woltten gleichwohl die feudatarios, welche imediate reichs-
stend geweßen, auch mitt ihrer libertet und privilegien bey der cron
Franckreich annehmen und schützen; sonsten gienge ihre praetension nit
allein auff die feuda, sondern müste ihnen geben werden alles, waß zue den
bißthumberen gehörig; und kontte er in confidentia woll offenbaren, daß es
bey Franckreich kein bedenckens hette, das Elsas vom reich zue lehen zu
erkennen und derentwegen ein reichsstand cum voto et sessione zu werden.
Die Kayserliche, welche sie nit gern im reich sähen, hetten es ihnen ultro
anderst offerirt, dahero sie kein ursach, solches abzuschlagen; würden es
aber die reichsstend anderst zu haben begeren, so weren sie instruirt, dem-
selben dißfalß nachzukommen. I. H. G.: Er köndte woll leichtlich ge-
dencken , indeme bey dem corpore protestantium in imperio nebenst Denne-
marck nunmehr Schweden auch hinzugesetzet, waß für rationes a parte
catholicorum, daß sie die cron Franckreich auch woll gern bey sich hetten.
Es were den herrn Kayserlichen wie seinen herrn collegis nit unbekandt,
was für consilia bereits obhanden, daß man einen acatholicum Imperatorem
machen möchte. Ratione feudorum hette es in Teutschland, wie sie an-
fengklich vermeld, eine viell andere beschaffenheit, es weren verscheidene
vornehme reichsgraffen, ia fürsten, welche von den bißthumben, auch ab-
deyen ansehenliche landschafften zu lehen erkendten, benehme ihnen aber
solches an ihrer immedietet, anderer praeeminentz und hocheit nichts; die
weldtliche 4 churfürsten empfingen alle lehen von dem bischoff zue Bam-
berg ; von dem königreich Böhmen hetten verscheidene status imperii lehen
und weren derentwegen der cron Böhmen nit underworffen, sondern freye
reichsstend etc. Die iura episcopalia anbelangend, würde den episcopis a
parte imperii nicht streitig gemacht werden, wan sie in ihren terminis, wie
es im reich herkommens, verblieben, wie dan auch Franckreich selbsten
dem metropolitano Trevirensi seine iura vorbehaltten. Comte de Ser-
vient : Waß er wegen des Elsaßes, und daß derentwegen Franckreich ein
reichsstand werden möchte, im vertrawen andeutet, daß were zwarn itzo in
privato discursu geschehen, er kondte aber dabey die versicherung thuen,
daß wan man derentwegen die gantze gesandtschafft besprechen und der
reichsstend intention zu erkennen geben, daß sie sich hierin den rationibus
catholicorum conformiren und mitt zue dem reich insoweith tretten und
bleiben würden. Den feudatariis woltten sie ihre freyheit laßen, müsten
aber der cron Franckreich inskünfftig, wie sie itzo dem reich, underworffen
sein. Die iura episcopatus verstunden sie so, daß dieyenige landen, darin
das ius dioecesanum geweßen, der cron Franckreich müsten überlaßen wer-
den . Die geistliche jurisdiction anbelangend, ließe der konig dem bischoff,
welcher sie auch mehrers dabey schutzen alß verhinderlich sein würde.
I. H. G.: Sie vermerckten, daß die iura episcopalia plane inaudito modo
woltten explicirt und extendirt werden; status episcopatus Metensis, Ver-
dunensis et Tullensis in quantum principes imperii sunt vel fuerunt, were
im gewißen districtu territoriali, wie auch andere geist- und weldtliche
fürstenthumb in Teutschland, darüber dieselbe landtsfürsten und herrn ge-
weßen ; nebenst dießem möchten verscheidene lehen woll von denselben,
wie auch anderen bißthumben recognoscirt sein worden, darüber sie doch
weiters keine landtsfürstliche hoch- und obrigkeitt gehabt; zue deme weren
die iura dioeceseos, alßo daß verscheidene landschafften woll sein, die sub
dioecesi Metensi etc., welche de reliquo mitt der territorialjurisdiction nit
zu schaffen und solches in einem geistlichen kirchenrecht episcopis tantum
convenienti bestehet. Daß nun solches ius dioecesanum Franckreich ad
subiectionem territorialem extendiren, under sich ziehen wolle, daß were
ein viell zue großer mißverstand. Ratione feudorum were dießes auch zue
consideriren, daß der status regni Gallici viell anderst alß imperii beschaf-
fen ; man ließe eines konigs brueder und den princen vom geblüet keine
immedietet und superioritet, sie würden es auch den hern auß dem reich,
welche sie under sich zu bringen gedächten, nicht gestatten. Comte de
Servient: Es weren gleichwohl auch in Franckreich einige, welche superiori-
tatem hetten, und würde man dieße bey den tractaten gnugsamb ihres
stands und freyheit halber versicheren. Die iura episcopatus mitt den biß-
thumben verstunden sie also, wie er vorhin angedeutet, und seye bey ihnen
nomen episcopatus, so die Kaiserliche gebraucht und nit principatus,
anderst nicht. I. H. G.: Es were hierin ein großer irrthumb, man hette
sich aber mitt den etymologicis disputationibus nit auffzuhaltten, sondern
rei publicae statum zue consideriren, und würde auff dieße weiße, wie sie
das nomen episcopatus et iura zue expliciren gedächten, inversio totius
darauß cum multis inconvenientiis et absurditatibus in imperio erfolgen,
dan wan Sueci sich auch in iure territoriali underwürffig machen woltten,
waß sub diocesi Bremensi begriffen, so würden noch viell herrn von ihren
landen und reich vertrieben oder endzogen werden. Mitt Magdeburg, Hal-
berstatt und anderen hette es eine gleiche beschaffenheit, wan die iura dioe-
cesana uff die weiße soltten fortgesetzet, wie auch die iura feudalia exten-
dirt werden. Der ertzbischoff von Saltzburg hette das ius diocesanum in
verscheidenen ortten in Bayerischen und Österreichischen landen, wie auch
gleichfalß andere bischove; sie hetten aber derentwegen extra illam iuris-
dictionem mere ecclesiaticam in temporalibus derentwegen das geringste nit
zue praetendiren. Comte de Servient: Sie verstunden das werck gantz
anderst, und würde ihnen dießer interpretation nach nichts gegeben wer-
den . Man hette ihnen die episcopatus zue cediren versprochen, so müste
ihnen auch, waß darzue gehört, gelaßen werden und von demyenigen, waß
einmahl geben, nit wieder zuruckgenommen werden, oder man würde noch
woll 20 jahr kriegen. I. H. G.: Indeme ihnen episcopatus cum suis terri-
toriis überlaßen würden, würde ihnen gar viell eingeraumbt; daß sie aber
ex iure dioecesano ein ius territoriale für sich formiren woltten, daßelbe
were gar zue unbillich und den friedlichen consiliis, wamitt man itzo der
christenheit billich zu helffen, nit gemeeß. Comte de Servient: Man
soltte doch mitt der cron richtigkeit machen, so würde der fried woll fol-
gen . I. H. G.: Dieß were eben ein sach, darin man sich a parte Caesaris
et imperii alßo sehr betrogen zu sein befunden; mitt der cron Franckreich
hette man vermeint richtigkeit zu haben und deren assistenz zu genießen.
Mitt der cron Schweden were der punctus satisfactionis auch geschloßen,
wie dan auch die aequipollentia vor andern für richtig gehaltten. Indeme
man nun de causis religionem concernentibus in disputa gerahten, so kehme
dießer newer disputa mitt Franckreich, were alßo nichts a parte Caesaris,
imperii et maxime catholicorum gewonnen, alß daß sie mitt vielen hin-
wegkgeben sich in größere difficultet und feindschafft gesteckt. Comte
de Servient: Er hette vermeint, in den religionssachen were man auch ver-
glichen ; nun hörte er alhie, daß man a parte catholicorum, waß in dem
instrumento pacis a Caesareanis extradito begriffen, nit annehmmen woltte.
Ihrestheilß hetten sie das religionsweßen gern befördert gesehen, es hetten
aber die Kayserliche die ertz- und stiffter hinwegkgeben und sie die Fran-
zosische dabey noch in unglimpff bey ihren confoederirten setzen wollen.
D’Avaux hat sich zum Unwillen der Protestanten mehr für die Stifter
eingesetzt als die Ksl. selbst; hätten diese nicht hinter seinem Rücken
gehandelt, wäre Osnabrück gerettet worden. W: Daß die catholische
das instrumentum pacis sollen verworffen haben, damitt würden sie ohne
fueg beschuldigt, weiln sie es spatt bekommen und noch iungst ad deli-
berandum vorgenommen; köntte sonst woll gedencken, daß ratione auto-
nomiae , wie auch anderer puncten halber sie die rationes und das gewißen
zue einer anderen meinung würde weißen; hetten auch die Kaiserliche nit
gewallt gehabt, dergestallt sich zu erkhleren, sonderlich in namen der
catholischen, mit welchen nicht communiciert worden. Der Verlust der
Stifter ist nach Aussage der Ksl. dadurch bedingt, daß Turenne trotz aller
Zusagen die Feindseligkeiten fortgesetzt hat, was mehr von Bedeutung war
als die Worte d’Avaux’. Dießes wan mans recht cum suis circumstantiis
considerirte, so würde der cron Franckreich beharrliche feindschafft viell-
mehr alß der Kayserlichen facilitet zu beschuldigen sein; und würden
gewiß dieyenige, welche es verhinderen können und sollen, aber nit gethan,
eine schwere verandtworttung zu seiner zeit bey Gott zu thuen haben.
Comte de Servient: Mitt den stiffteren und waß die religion angienge,
thette es ihnen woll von hertzen leid; man würde wißen, wie starck er und
seine collegae derentwegen mitt den Schwedischen vor dießem gerehdet,
auch die stiffter Oßnabruck und Minden so weith salvirt gehabt, es hetten
sich aber die Kayserliche nachgehends, wie bekand, berehden laßen,
wunschte von hertzen, daß man frieden und guete einigkeitt sonderlich mitt
den catholischen haben möchte, und daß die frembde mitt den reichshänd-
len nichts zu schaffen. I. H. G.: Es soltte billich alßo sein, daß die
frembde der reichssachen sich nit annehmen, es schiene aber woll, daß sie
alle ihre consilia dahin richteten, damitt sie die Teutsche sachen zue ihrem
vorthell ziehen und deren judicatur haben möchten. Die catholische hetten
mitt Franckreich allezeitt gern freundschafft gehaltten und nur anfengklich
begert, da Franckreich damnum religionis selbst erkennete, daß deßen
wapffen und mittell gegen die catholische und religion doch nit angewendet
werden möchten; waß man aber erhaltten, wießen des Tourenne letztere
actiones noch auß, unangesehen man viell ein anderst vertröstet. Es were
hohe zeitt, der catholischen religion undergangk mitt einmühtigen rhadt
und thadt vorzukommen. Comte de Servient: Malum religionis affli-
girte ihnen zum höchsten; daß hauß Österreich hette Franckreich neces-
sitiret , mitt den Schweden in confoederation zu tretten; daß sie nun die
wapffen gegen dieselbe wenden soltten, daß ließe sich dergestaldt nicht
thuen. I. H. G.: Es were ein underscheid, una cum Suecis gegen die
catholischen zue kriegen und ihnen den Schweden nit zue assistiren. Die
catholische hetten nur begert, daß Franckreich, wie sie auch verhaißen, den
Schweden nunmehr, weyln ihrer selbst eignen erkendtnuß nach das impe-
dimentum pacis in puncto gravaminum et causis religionem concernentibus
bestunde, nit mehr mitt volck und geld zue assistiren und facta pace
inskünfftig bey den catholischen zu haltten, welche der cron Franckreich
zumaln kein ursach geben, daß sie bey dießen kriegsweßen alßo übell cum
religione tractiret. Wie nun hierauff der comte Servient seufftzend der
catholischen religion übelen zustand beklagt und daß man fried machen
soltte, erinnert, haben I. H. G. ihme replicirt, daß es a parte Caesaris et
catholicorum nit ermangle, es würden aber von den Schwedischen solche
postulata vorgebracht, daß darauß gnugsamb abzunehmmen, wie daß sie
nur den krieg zue continuiren suchten, wie sie pro satisfactione militiae
20 millionen reichsthaler gefördert. Servien: Mißbilligt diese Forde-
rung , ebenso die weiter erwähnte Wegnahme der ksl. Schreiben in Böhmen.
W beim Mantuaner Gesandten. Dieser klagt über die Parteilichkeit Servi-
ens für Savoyen. Er soll demnächst zur Förderung seiner Sache nach Paris
gehen. W: Gespräch mit Servien.
Mitteilung an die Mainzer: Gespräch mit Servien. Diese wollen dar-
über noch heute mit Volmar reden, um morgen entsprechend proponieren
zu können.