Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VIII 8
1647 VIII 8
Donnerstag W bei Chigi. Dank für die päpstlichen Bemü-
hungen wegen Minden/Osnabrück durch den Pariser Nuntius . Chigi:
Die Franzosen haben den Ksl. mitzuteilen begehrt, sie wollten abreisen, da
die Ksl. keine Verhandlungsvollmacht mehr hätten. Die Mediatoren haben
auf die frühere Einigung über die Vollmachten verwiesen und zu erklären
versucht, daß die Ksl. lediglich über die unvermuteten neuen französischen
Forderungen nicht instruiert seien; sie haben vorgeschlagen, Franzosen und
Schweden sollten alle ihre Forderungen zur Weitergabe an Kaiser und
Stände schriftlich formulieren, doch haben die Franzosen nur die Abreise-
drohung wiederholt, ohne diese indessen zur offiziellen Weitergabe an die
Ksl. schriftlich herausgeben zu wollen. Dazu haben die Ksl. erklärt, sie
hätten Vollmacht zum Abschluß auf Grundlage der Vereinbarungen vom
letzten September, wegen der neuen Forderungen erwarteten sie Weisun-
gen , die übrigen Punkte beruhten auf der Erklärung der Reichsstände. Als
die Mediatoren davon den Franzosen berichteten, haben diese die Weige-
rung , ihre Forderungen schriftlich herauszugeben, mit dem Widerstand der
Schweden entschuldigt, die Drohung wegen der Abreise wiederholt, aber
wieder eine schriftliche Formulierung darüber abgelehnt. In ubrigen sachen
sey nichts verhandlet und sie also abermahln unverrichteter sachen vonein-
ander gangen; und sehe man ye lenger ye mehrer, wie gar geringen lust sie
zum frieden trugen, und wan man schon die gravamina, auch sonsten ein
und anders nachgeben wurde, sie doch allezeit vigore clausulae addendi
minuendi etc. etc. newe sachen auf die bahn bringen und man zu keinem
endt kommen wurde.
Volmar bei W. Begrüßt den gestrigen Beschluß der Katholiken zur Fort-
setzung der Verhandlungen. Auf I. H. G. befragen, ob er vermeine, wan
auch der punctus gravaminum gantzlich erledigt, daß man dardurch des
friedens gesichert, andtwortete der herr Volmar, daß sie diesentwegen in
die protestirende vielmaln gesetzt, und ob sie nach erlangter satisfaction
dem Kayser zu assistiren gedachten, falß die cronen den krieg weiters con-
tinuiren wolten; sie hetten aber allemahll apertam negativam empfangen,
nur daß sie sehen wolten, sich möglichst zu interponiren oder die Teutsche
volcker zu avociren; weiters konten nicht thun, dan ihre sachen mit den
cronen zu weith kommen wehren. Daruber ferner ein langer discurß
gepflogen, daß man dahin zu sehen, damit wans ie zur ruptur kommen
solte, solchs propter politica puncta geschehe, zu verhueten, daß es den
nahmen zum religionskrieg nit bekommen möchte, zu dem endt, daß ein
oder ander uncatholischer auff diese seiten gebrachtt oder beßer still-
sitzendt gehaltten werden könte, und vermeldt er Vollmar, daß man sowoll
bey Frantzosen und Schweden große indicia zur ruptur, und daß es ihnen
zum frieden kein ernst, verspuren thete.
hungen wegen Minden/Osnabrück durch den Pariser Nuntius . Chigi:
Die Franzosen haben den Ksl. mitzuteilen begehrt, sie wollten abreisen, da
die Ksl. keine Verhandlungsvollmacht mehr hätten. Die Mediatoren haben
auf die frühere Einigung über die Vollmachten verwiesen und zu erklären
versucht, daß die Ksl. lediglich über die unvermuteten neuen französischen
Forderungen nicht instruiert seien; sie haben vorgeschlagen, Franzosen und
Schweden sollten alle ihre Forderungen zur Weitergabe an Kaiser und
Stände schriftlich formulieren, doch haben die Franzosen nur die Abreise-
drohung wiederholt, ohne diese indessen zur offiziellen Weitergabe an die
Ksl. schriftlich herausgeben zu wollen. Dazu haben die Ksl. erklärt, sie
hätten Vollmacht zum Abschluß auf Grundlage der Vereinbarungen vom
letzten September, wegen der neuen Forderungen erwarteten sie Weisun-
gen , die übrigen Punkte beruhten auf der Erklärung der Reichsstände. Als
die Mediatoren davon den Franzosen berichteten, haben diese die Weige-
rung , ihre Forderungen schriftlich herauszugeben, mit dem Widerstand der
Schweden entschuldigt, die Drohung wegen der Abreise wiederholt, aber
wieder eine schriftliche Formulierung darüber abgelehnt. In ubrigen sachen
sey nichts verhandlet und sie also abermahln unverrichteter sachen vonein-
ander gangen; und sehe man ye lenger ye mehrer, wie gar geringen lust sie
zum frieden trugen, und wan man schon die gravamina, auch sonsten ein
und anders nachgeben wurde, sie doch allezeit vigore clausulae addendi
minuendi etc. etc. newe sachen auf die bahn bringen und man zu keinem
endt kommen wurde.
Volmar bei W. Begrüßt den gestrigen Beschluß der Katholiken zur Fort-
setzung der Verhandlungen. Auf I. H. G. befragen, ob er vermeine, wan
auch der punctus gravaminum gantzlich erledigt, daß man dardurch des
friedens gesichert, andtwortete der herr Volmar, daß sie diesentwegen in
die protestirende vielmaln gesetzt, und ob sie nach erlangter satisfaction
dem Kayser zu assistiren gedachten, falß die cronen den krieg weiters con-
tinuiren wolten; sie hetten aber allemahll apertam negativam empfangen,
nur daß sie sehen wolten, sich möglichst zu interponiren oder die Teutsche
volcker zu avociren; weiters konten nicht thun, dan ihre sachen mit den
cronen zu weith kommen wehren. Daruber ferner ein langer discurß
gepflogen, daß man dahin zu sehen, damit wans ie zur ruptur kommen
solte, solchs propter politica puncta geschehe, zu verhueten, daß es den
nahmen zum religionskrieg nit bekommen möchte, zu dem endt, daß ein
oder ander uncatholischer auff diese seiten gebrachtt oder beßer still-
sitzendt gehaltten werden könte, und vermeldt er Vollmar, daß man sowoll
bey Frantzosen und Schweden große indicia zur ruptur, und daß es ihnen
zum frieden kein ernst, verspuren thete.