Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VII 1

3
1647 VII 1
Montag Kurfürstenrat – Leerodt/Melschede/Nehem
4
bei Trauttmansdorff. Dieser übergibt den braunschweigischen Kapitula-
5
tionsentwurf und eine Eingabe der Stadt Osnabrück zu der künftigen
6
Kapitulation

41
Anlage (Braunschweiger Entwurf der capitulatio perpetua für das Stift Osnabrück):
42
fehlt; Druck: J. G. Meiern VI S. 443 ff – (Eingabe der Stadt Osnabrück): fehlt, wohl
43
die desideria civitatis Osnabrugensis; Druck: J. G. Meiern VI S. 442f.
. Annahme nur ad referendum ohne Anerkennung der Alter-
7
nation .

8
W bei Chigi. Schriftstücke zur Osnabrücker Kapitulation. Chigi: Un-
9
willig
über die Franzosen, alß welche ahn dergleichen religionsschaden
10
ursach.

11
Bayern bei W. Befehl Kurbayerns, mit den Kölnern wegen beförderung des
12
friedens zwischen Spanien und Franckreich zu reden und, wenn dieser
13
scheitert, mit katholischen und protestantischen Ständen dahin zu sehen,
14
daß durch Verzicht des Kaisers auf Unterstützung Spaniens der Frieden
15
zwischen Frankreich und dem Reich möglich wird. W: Im Frühjahr
16
wäre der Abschluß Frankreich-Spanien möglich gewesen, wenn Trautt-
17
mansdorff
und d’Avaux nach Münster gekommen wären, doch hat Krebs
18
selbst dahin gewirkt, daß Trauttmansdorff in Osnabrück blieb. Hat Beden-
19
ken
, daß die Bayern wegen der Assistenz für Spanien iuxta desiderium Gal-
20
lorum et contra intentionem Caesareanorum [...] bey ein- oder anderer
21
gesandtschafft etwas nach zur zeitt negociiren und vorbringen soltten,
22
nachdem die Ksl. die Trennung von Spanien schon klar zurückgewiesen
23
haben. Wittgenstein hat gegenüber d’Avaux die Forderung rundweg abge-
24
lehnt
, die Sachsen sollen sich ähnlich geäußert haben, und Mainz tritt sicher
25
nicht für die Franzosen ein. Müßte man alßo a parte Churbayeren behuet-
26
samb gehen, damitt sich nicht so vieler opposition und contradiction under-
27
würffen und zwischen den Kayserlichen und Ihrer Churfürstlichen Durch-
28
laucht größer unwillen und diffidenz endstehen möchte, wie es eben in hac
29
materia einige zue fomentiren gesinnet. Und ist ihnen Churbayerischen illa
30
occasione, was man von den Hessischen consiliis für gewiße nachricht be-
31
kommen , auch bereits Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht in Bayern zuge-
32
schickt , communicirt worden und benebenst die bedeutung geschehen, daß
33
man wegen Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zue Cölln itzo gestaldten
34
sachen nach etwas behuetsamb in ista materia, dadurch die Austriaci et
35
Hispani am höchsten offendirt würden, zu gehen, dan es wegen Ihrer
36
Churfürstlichen Durchlaucht ertz- und stiffter tam ratione situationis
37
quam status weith ein andere beschaffenheit alß mitt Ihrer Churfürstlichen
38
Durchlaucht in Bayern hette. Man erfuhre es täglich, was wegen des armi-

[p. 936] [scan. 276]


1
stitii alhie in dießem stifft für klagtten und beschwerden vorgiengen. Ihre
2
Kayserliche Maiestet hetten an die capitula geschrieben, und gebtte es bey
3
denselben allerhand discursus, warauß endlich andere consilia und resolu-
4
tiones erfolgen möchten. Die Spanische in den Niederlanden bezeigten wie-
5
derumb einigen vigorem zu bekommen, die hetten vor dießem den ertzstifft
6
Cölln mitt auß der gefahr retten helffen und die occupata gratuito resti-
7
tuirt , hieltten sich des friedens mitt den Unyrten Provincen in Holland ver-
8
sichert , und köntte dahero in dießen benachbarten landen, sonderlich
9
indeme man des friedens noch so wenig versichert, andere hoffnung ge-
10
macht werden, und wan die Spanische und Hollendische publicata inter
11
ipsos pace recht vereinbahrt, mitt beeden theilen zue erhalttung dießer
12
landen sich einzulaßen, woll verscheidene inclinationes sich bezaigen;
13
dahero dan alßo directe gegen Spanien, deßen assistenz man dieserends
14
noch woll nötig haben möchte, alßo directe zu handlen bey den landschaff-
15
ten allerhand schwierigkeitten veruhrsachen köntte; man hette dem werck
16
gleichwoll krefftig nachzudencken. Sie weren dießen nachmittag bey dem
17
herrn nuncio geweßen, welcher hochlich beklagtte, daß man in der fasten
18
die zwischen beeden cronen sich bezeigenden friedenschluß nicht mehr
19
nachgeeilet. Churbayerische: Thetten sich der communication bedan-
20
cken und befünden der Heßischen consilia sehr nachtheilig und gefehrlich
21
zu sein, vermerckten auch woll, daß andere der Franzosischen begehren in
22
materia proposita nicht approbirten, und weren derentwegen so viell
23
demehr perplex, wie das werck anzufangen. I. H. G.: Das übel haußen
24
in dießem Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht stifft und indeme die Hessen
25
bey der begerter contributionsmoderation Ihre Churfürstliche Durchlaucht
26
disarmiren, die abdanckung dero völcker urgiren thetten, gebten gnugsamb
27
zu erkennen, waß sie bey dießem armistitio im sinn, wie die Schweden mitt
28
dem könig in Dennemarck umbgangen, were bekandt, und würden sie es im
29
reich nit beßer machen. Anbelangend sonst die negociation, derentwegen sie
30
Churbayerische befelcht, mitt anderen gesandten zu rehden, woltten I. H.
31
G. unvergreifflich dafür haltten, daß man erst die intentiones beßer zue
32
penetriren, und zu wartten, biß die Franzosische ihr instrumentum pacis
33
heraußer geben, und hette man sich alßdan pro re nata darnach weiters zu
34
richten, welches der Churbayerische sich auch gefallen laßen. [...]

Dokumente