Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 V 1
1647 V 1
Mittwoch Schreiben an Bischoping und die Ksl. in
Osnabrück .
Longueville bei W. Betont seinen Eifer für die Rettung Osnabrücks; die
Schweden haben geschrieben, sie wollten die Alternation zugestehen, ver-
lange man mehr, müßten sie erst Weisungen einholen, könnten dabei aber
zu keinen weiteren Konzessionen raten. Er liese sich dieser ihrer halstarrig-
keit halber nit schrecken, sondern hielte es fur ein gut zeichen, daß sie woll
weichen wurden, wan nur die Kayserliche und catholische stände selbigen
stifft extra regulam anni 1624 nit zu lasen bestendig plieben und
beyeinander hielten. W: Dankt für die Bemühungen und bittet um
weitere Hilfe. Die Schwedische hetten so offt bey den dieses stiffts halber
vorbrachten vorschlägen variirt, daß gnugsamb darauß erscheine, wie sie
zu behaubtung desselben nit befelcht. Die Kayserliche und catholische
plieben auch einig, den stifft extra regulam anni 1624 nit kommen zu
laßen, und wan er duc de Longueville, wie dieselbe verhofften und darumb
nachmahln zum hochsten bitten theten, nomine regis christianissimi fer-
ners mit die handt anhalten wurde, daß die Schwedische woll weichen, und
daran der gantzer catholischer religion ein groser nutzen geschehen wurde,
sonderlich auch, wan zwischen Spanien und Franckreich der friedt vollig
zu machen. Longueville: Deß stiffts Osnabrugks conservation wolle er
sich hochsten fleises angelegen sein laßen. Ahn dem Spanischen frieden mit
Franckreich wehre den catholischen viel gelegen, und wan derselbe, wie er
wunschen thete, baldt fortgieng, wurde der stifft Osnabrug auser gefahr
sein, sonsten aber im unverhofften fall in groser gefahr. I. H. G.: Sie
wolten zu Gott hoffen, er duc werde die gnadt und bey der weit die ehr
haben, daß er einen so nutzbarlichen frieden ad effectum brachte, und
weiln es, wie sie vernohmmen, ahn dem Portugisischen stillstand hafftete,
muste deßwegen das religionesweesen in Teutschlandt nit gantz gesteckt
gelaßen werden. Longueville: Wan die materia in tractatu cum
personis ipsis darzu disponirt zu sein sich bezeigten, wehre er den
frieden zu befurdern resolutissimus. Zu Osnabrug hetten sie seither des
herrn graven von Trauttmansdorffs abreise in continuirlichen fleisiger
negotiation sich befunden, und mögte deß von Trautmansdorffs abreise bey
den Schwedischen und protestirenden auch einigen mehrern nutzen ge-
schafft haben konnen, indeme man verspurt, daß nach dessen abreisen sie
protestirende sich etwas mehrer tractabiler erzeigen. Bei den spanischen
Verhandlungen geht es um die Sicherung des Friedens, nachdem Spanien
die ausdrückliche Nennung Portugals ablehnt. Er hat einen neuen Vor-
schlag nach Paris geschickt und wartet auf Antwort, will aber auch auf
spanische Vorschläge zur Friedenssicherung eingehen. [...] Weiln sie
gleichwol zimblich ihr revange und dan das catholische weesen so gefähr-
lich stunde, so wolten sie auch lieber einen bestendigen frieden mit Spanien
haben, welches er bey dem abschiedt widderholtt und contestirt hochnötig
zu sein, daß die catholische in Teutschlandt zu ihrer conservation ins-
kunfftig mit Franckreich einig wehren. Und alß darauf ihme remonstrirt,
wie sonderlich die Hessische confoederation den catholischen schädtlich,
hatt er darauf sich vernehmen lasen, daß man solches inskunfftig remedi-
iren und sich besser vorsehen und zusammenhalten muste.
Trauttmansdorff bei W. Gespräch mit d’Avaux und Ws Schreiben nach
Osnabrück; Dank für die angebotenen Schreiben nach Osnabrück wegen
Königsmarck. Trauttmansdorff: Er hette es so nicht verstanden, daß er
schreiben soltte, dan es gar eine nichtige sach, maßen er mitt den Schweden
vorm jahr eben auch dergestaldt gerehdt und gehandlet, und wan sie nicht
die praeliminartractaten ex professo durchlöchern woltten – welches man
aber nicht zulaßen würde –, köntten sie an bemelten beeden plätzen alß
Wiedenbruck und Fürstenaw nichts tentiren. Hette derowegen gantz kein
bedencken, sondern woltte alßbald schreiben und I. H. G. noch heutt das
schreiben zuschicken. Den discurs, umb Oßnabruck zue liberiren und deme
von Mecklenburg endwedder mitt Lübeck oder ein sumb geld zue conten-
tiren betreffend, hatt sonst dem herrn graffen nicht mißfallen, und vermel-
dete derselb dabey, I. H. G. hetten woll recht daran gethan, seinen collegis
dergestaldt geschrieben zu haben. Man hette albereit dem jungen
pfaltzgraven, damitt die Oberpfalz Churbayern gantz behaltte, 400 000
reichsthaler bewilliget, Hessen alternative die Schaumburgische embtter
oder 600 000 reichsthaler. Wan ietzt dieße dazue kehmen, so wehren es
eben die 1 200 000 reichsthaler. Die Spanier können auf den Stillstand nicht
eingehen, sind aber einverstanden, daß Frankreich weiter Portugal unter-
stützt . Wenn die Franzosen darauf nicht eingehen, dürfte Peñaranda
gehling einmahl verreißen. W: Es were gleichwohl vor Gott erbarm-
lich , daß man dergestaldt wegen so eines geringen dings in der gantzen
christenheit in unruhe und der religion högster gefahr verbleiben soltte, und
würden sie die Spanier sowoll in Niederland alß Portugall und derends
gewiß keine seyde dabey spinnen. Herr graff von Trauttmanstorff:
Wan die Spanier nicht ein rationabile medium compositionis dießer diffi-
cultet erlangen köntten, sie sich auffs letzte auch so hoch nicht förchten
dörfften; geringer Wert der Truppen Condés in Katalonien, Unmöglich-
keit ihres längeren Aufenthalts vor Lérida wegen Verwüstung des Landes,
Überlegenheit der Spanier zur See, keine größere Gefahr von Portugal als
bisher, 19 000 Mann zu Fuß und 9 000 zu Pferd ohne die 4 000 Lothringer
in den Niederlanden bereit, keine Gefahr von den Staaten. W: Daß
keiner seinen feynd verachten soltte. Man hette leyder offt bey den
Kayserlichen und Spanischen gesehen, daß man mehrer volck und beßeren
vortheill in handen gehabt, und dannoch nicht allein nichts außgerichtet,
sondern dabey verlohren, weyln leyder durchgehend woll hoch nötig were,
die militia, gleich der feynd mitt seinem großen vortheill thuett, auch beßer
dießerseits anzustellen.
Anfrage bei den Mainzern: Session für Savoyen. Mainzer: Nach Ab-
sprache mit den Ksl. deshalb keine Bedenken.
W bei den Savoyern. Zum spanischen Frieden äußert Chabot, Frankreich
wolle wegen Auswechslung verschiedener Plätze neue Forderungen stellen
und vermainte er daher, daß keinem theill ein rechter ernst zum frieden
were. [...]
Osnabrück .
Longueville bei W. Betont seinen Eifer für die Rettung Osnabrücks; die
Schweden haben geschrieben, sie wollten die Alternation zugestehen, ver-
lange man mehr, müßten sie erst Weisungen einholen, könnten dabei aber
zu keinen weiteren Konzessionen raten. Er liese sich dieser ihrer halstarrig-
keit halber nit schrecken, sondern hielte es fur ein gut zeichen, daß sie woll
weichen wurden, wan nur die Kayserliche und catholische stände selbigen
stifft extra regulam anni 1624 nit zu lasen bestendig plieben und
beyeinander hielten. W: Dankt für die Bemühungen und bittet um
weitere Hilfe. Die Schwedische hetten so offt bey den dieses stiffts halber
vorbrachten vorschlägen variirt, daß gnugsamb darauß erscheine, wie sie
zu behaubtung desselben nit befelcht. Die Kayserliche und catholische
plieben auch einig, den stifft extra regulam anni 1624 nit kommen zu
laßen, und wan er duc de Longueville, wie dieselbe verhofften und darumb
nachmahln zum hochsten bitten theten, nomine regis christianissimi fer-
ners mit die handt anhalten wurde, daß die Schwedische woll weichen, und
daran der gantzer catholischer religion ein groser nutzen geschehen wurde,
sonderlich auch, wan zwischen Spanien und Franckreich der friedt vollig
zu machen. Longueville: Deß stiffts Osnabrugks conservation wolle er
sich hochsten fleises angelegen sein laßen. Ahn dem Spanischen frieden mit
Franckreich wehre den catholischen viel gelegen, und wan derselbe, wie er
wunschen thete, baldt fortgieng, wurde der stifft Osnabrug auser gefahr
sein, sonsten aber im unverhofften fall in groser gefahr. I. H. G.: Sie
wolten zu Gott hoffen, er duc werde die gnadt und bey der weit die ehr
haben, daß er einen so nutzbarlichen frieden ad effectum brachte, und
weiln es, wie sie vernohmmen, ahn dem Portugisischen stillstand hafftete,
muste deßwegen das religionesweesen in Teutschlandt nit gantz gesteckt
gelaßen werden. Longueville: Wan die materia in tractatu cum
personis ipsis darzu disponirt zu sein sich bezeigten, wehre er den
frieden zu befurdern resolutissimus. Zu Osnabrug hetten sie seither des
herrn graven von Trauttmansdorffs abreise in continuirlichen fleisiger
negotiation sich befunden, und mögte deß von Trautmansdorffs abreise bey
den Schwedischen und protestirenden auch einigen mehrern nutzen ge-
schafft haben konnen, indeme man verspurt, daß nach dessen abreisen sie
protestirende sich etwas mehrer tractabiler erzeigen. Bei den spanischen
Verhandlungen geht es um die Sicherung des Friedens, nachdem Spanien
die ausdrückliche Nennung Portugals ablehnt. Er hat einen neuen Vor-
schlag nach Paris geschickt und wartet auf Antwort, will aber auch auf
spanische Vorschläge zur Friedenssicherung eingehen. [...] Weiln sie
gleichwol zimblich ihr revange und dan das catholische weesen so gefähr-
lich stunde, so wolten sie auch lieber einen bestendigen frieden mit Spanien
haben, welches er bey dem abschiedt widderholtt und contestirt hochnötig
zu sein, daß die catholische in Teutschlandt zu ihrer conservation ins-
kunfftig mit Franckreich einig wehren. Und alß darauf ihme remonstrirt,
wie sonderlich die Hessische confoederation den catholischen schädtlich,
hatt er darauf sich vernehmen lasen, daß man solches inskunfftig remedi-
iren und sich besser vorsehen und zusammenhalten muste.
Trauttmansdorff bei W. Gespräch mit d’Avaux und Ws Schreiben nach
Osnabrück; Dank für die angebotenen Schreiben nach Osnabrück wegen
Königsmarck. Trauttmansdorff: Er hette es so nicht verstanden, daß er
schreiben soltte, dan es gar eine nichtige sach, maßen er mitt den Schweden
vorm jahr eben auch dergestaldt gerehdt und gehandlet, und wan sie nicht
die praeliminartractaten ex professo durchlöchern woltten – welches man
aber nicht zulaßen würde –, köntten sie an bemelten beeden plätzen alß
Wiedenbruck und Fürstenaw nichts tentiren. Hette derowegen gantz kein
bedencken, sondern woltte alßbald schreiben und I. H. G. noch heutt das
schreiben zuschicken. Den discurs, umb Oßnabruck zue liberiren und deme
von Mecklenburg endwedder mitt Lübeck oder ein sumb geld zue conten-
tiren betreffend, hatt sonst dem herrn graffen nicht mißfallen, und vermel-
dete derselb dabey, I. H. G. hetten woll recht daran gethan, seinen collegis
dergestaldt geschrieben zu haben. Man hette albereit dem jungen
pfaltzgraven, damitt die Oberpfalz Churbayern gantz behaltte, 400 000
reichsthaler bewilliget, Hessen alternative die Schaumburgische embtter
oder 600 000 reichsthaler. Wan ietzt dieße dazue kehmen, so wehren es
eben die 1 200 000 reichsthaler. Die Spanier können auf den Stillstand nicht
eingehen, sind aber einverstanden, daß Frankreich weiter Portugal unter-
stützt . Wenn die Franzosen darauf nicht eingehen, dürfte Peñaranda
gehling einmahl verreißen. W: Es were gleichwohl vor Gott erbarm-
lich , daß man dergestaldt wegen so eines geringen dings in der gantzen
christenheit in unruhe und der religion högster gefahr verbleiben soltte, und
würden sie die Spanier sowoll in Niederland alß Portugall und derends
gewiß keine seyde dabey spinnen. Herr graff von Trauttmanstorff:
Wan die Spanier nicht ein rationabile medium compositionis dießer diffi-
cultet erlangen köntten, sie sich auffs letzte auch so hoch nicht förchten
dörfften; geringer Wert der Truppen Condés in Katalonien, Unmöglich-
keit ihres längeren Aufenthalts vor Lérida wegen Verwüstung des Landes,
Überlegenheit der Spanier zur See, keine größere Gefahr von Portugal als
bisher, 19 000 Mann zu Fuß und 9 000 zu Pferd ohne die 4 000 Lothringer
in den Niederlanden bereit, keine Gefahr von den Staaten. W: Daß
keiner seinen feynd verachten soltte. Man hette leyder offt bey den
Kayserlichen und Spanischen gesehen, daß man mehrer volck und beßeren
vortheill in handen gehabt, und dannoch nicht allein nichts außgerichtet,
sondern dabey verlohren, weyln leyder durchgehend woll hoch nötig were,
die militia, gleich der feynd mitt seinem großen vortheill thuett, auch beßer
dießerseits anzustellen.
Anfrage bei den Mainzern: Session für Savoyen. Mainzer: Nach Ab-
sprache mit den Ksl. deshalb keine Bedenken.
W bei den Savoyern. Zum spanischen Frieden äußert Chabot, Frankreich
wolle wegen Auswechslung verschiedener Plätze neue Forderungen stellen
und vermainte er daher, daß keinem theill ein rechter ernst zum frieden
were. [...]