Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 IV 11
1647 IV 11
Donnerstag W bei Trauttmansdorff. Kaiserliche Kontri-
butionen in Westfalen, Vorbereitungen Sparrs zum Feldzug; mit etwa
15 000 Mann hat er über 30 Plätze zu besetzen, so daß nicht genug Trup-
pen im Feld bleiben, um Königsmarck und den Hessen gleichzeitig stand-
zuhalten . Quartierschwierigkeiten mit den lothringischen Truppen am
Rhein. Schreiben Chigis an W.
Hinzu die Bayern. W: Gespräch mit d’Avaux. Trauttmansdorff:
Will in allem den beschehenen guetten vorschlägen folgen und weiter nichts
nachgeben. Wegen seiner raise nacher Münster stünde es dahin, wie sich
heutt und morgen zum schluß die sachen veranlaßeten. Soltten sich die
Schwedische und protestirende dazue nicht schicken wollen, so were er
resolutissimo dahin zu raysen. Weyln aber der d’Avaux alhie sich gleich-
samb alß mediator in dießen handeln stellete, so woltte es sich nicht gebüh-
ren , daß er vor ihnen verreyßte. [...] Hält nicht für ratsam, Ws Sache und
die Autonomiefrage vor die Reichsstände zu bringen, dan wie I. H. G. woll
vermeldet, were darzue viell zeitt gehören und würde man sich doch dar-
über nit vergleichen, weiln es eben causae controversiarum inter status,
welche die Schwedische gern zue ihrem vorthel fomentirt sähen. Zue deme
hette man sich auch aller catholischen nicht zue woll zu versichern, dan
wedder Würtzburg, Saltzburg und andere, wan es in quaestionem kommen
soltte, ob der krieg zue continuiren oder die von den Schwedischen nun-
mehr vorgeschlagene alternativa zuzulaßen, so würden sie vermuhtlich
alternativam nicht verwerffen. I. H. G.: Die sachen zue der stend deli-
beration zu bringen, were bedeuter verscheidener ursachen halber nit rhat-
samb . Der herr graff müßte pure bey der negativa verbleiben und gleich-
falß bey dem stifft Minden mehrers nit alß die alternativam zulaßen. Der
Franzosischen erklerung, welche auch dabey zu haltten gedächten, und der
Spanische friede cum constantia Caesareanorum et catholicorum, die sich
doch albereit gegen die Kayserliche nit weiter zu gehen erklert, würde der
sachen durch Gotts gnad einen gueten außschlag geben. Herr graff von
Trautmanstorff: Ahn seiner bestendigkeit soltte man nit zweiffeln, und
woltte ers dem Salvio auch rund abschlagen, wan er die sachen zue der
reichsstend deliberation verweisen woltte, und hette derentwegen gern vor-
hin vernohmmen, was bey dem d’Avaux vorgangen, damitt er sich dar-
nach zu richten, deme er wißen laßen, waß für ein böses werck diejenige
ministri außrichteten, welche beede cronen in feyndschafft setzten und er-
haltten , indeme sie durch ihre einigkeitt der gantzen weldt so considerabel,
und die billigkeitt darin erhaltten köntten, dahingegen, wan krieg zwischen
ihnnen, so viell unbillicher sachen vorgiengen. Wegen erhalttung des stiffts
Oßnabruck hette er nunmehr guette hoffnung, und vermeinte, die Schwe-
dische würden endlich darauff zielen, daß die catholische den stifft Minden
überlaßen und hingegen Oßnabruck behaltten soltten. I. H. G.: Sie
würden woll endlich solches begeren, man würde sich aber damitt nit
müeßen abweisen laßen, weyln die Französische mitt hand anzuhaltten er-
bietig und willig, zuedeme die consideration der Spanischen tractaten nicht
geringen vorthell dießer seyts gebtte. Herr graff von Trautmanstorff:
Er hette albereits ein schreiben an den ertzherzogen Leopold etc. angeben
und ihme die beschaffenheit sowohl dießer alß Münsterischer tractaten
notificirt zue dem end, daß man auff den nothfall eines ansehenlichen suc-
cursus auß den Niederlanden ermechtigt sein und sowohl den Generalsta-
den alß andern angedeutet werden köntte, wie daß propter iniqua Sueco-
rum postulata der krieg nothwendig fortzusetzen, versaumete also an
seinem ortt nichts, was nur zue beförderung der sachen dienete. Erneute
Ablehnung der Autonomie in den Erblanden durch den Kaiser. Keine Schä-
digung der Hansestädte durch Überlassung des Handels an die Schweden.
Ksl.-venezianische Handelsbeziehungen. Die maiste difficultet der tracta-
ten bestunde in dem puncto gravaminum, weyln etliche von den protesti-
renden so gar keine rationes zulaßen und die Schwedische also starck gegen
die catholische anreytzten, und brächten dabey wegen ihrer unbefuegten
praetensionen solche sachen für, daß damitt nit außzukommen. Ihre unbe-
fuegsambkeitt hette er ihnen mehrmaln remonstrirt, es were aber der Lan-
gerbeck letzmalß heraußgefahren, seine herrn müßten satisfaction haben,
und wan sie alsolche bekommen, so köntte er woll schweigen. Alß nun uber
dießes hinc inde in discursu vermeldet, wie daß sich ein und anderer von
den protestirenden itzo beklagtt, daß der graff von Trautmansdorff sich in
wenig tagen geendert und nichts mehr nachgeben woltte, und der Dumbs-
hirn in specie sich vernehmmen laßen, es vermerckte, daß man ihme die
schuld gebe, alß wan er den frieden auffhielte, wie ihme dan derentwegen
der herr graff starck zugesprochen, er woltte solchen verweiß nit über sich
laden, sondern davon ziehen und zuesehen, wie es andere machen würden,
hatt der herr graff geandtworttet, er hab in etlichen thagen seinen modum
agendi nicht geendert, dan er nichts von demjenigen, waß nachgeben, wie-
der zuruck gefördert, sondern bey der ihnen letzt gegebener erklerung
pliebe, wobey er damaln sowohl den Schwedischen alß protestirenden ange-
deutet , illam esse finalem et ultimam resolutionem, warüber zu gehen ein-
maln in seiner macht nit stunde. Dem Dumbshirn hette er, wie nöttig gewe-
sen , wol etwas zugesprochen, weiln derselbe so gar keine rationes woltte
geltten laßen, den Schwedischen hette er, indeme sie die satisfactiones für
andere also starck begert, auch die unbilligkeit remonstrirt, dan was Braun-
schweig und Lünneburg anbelangte, weren mera somnia. Holstein, deme
der ertzherzog Bremen amore pacis abgetretten, und der Kayser Holsatiam
und Judlandiam restituirt
, müßte erst dem Kayser das restituirtes zuruck-
geben , wan er sein praetension fundiren woltte. Brandenburg und Mecklen-
burg weren der Schweden selbst meinung nach contentirt. Osnabrugensem
episcopum superesse, deme man Verden genohmmen, nichts wieder geben
und noch 2 andere fürstenthumb darzu nehmmen woltte. Dies weren seine
discursus und rationes, wabey er geblieben und bleiben würde, und hetten
die protestirende keine ursach zu klagen, alß wan er sich itzo duriorem
bezeigen soltte. Inter istos discursus ist auch erwehnung geschehen,
weiln doch mitt dem stifft Minden die alternativa bereits a parte Caesaris
vorgeschlagen, ob nicht zue gewinnung der Braunschweig Lünneburgischen
ihnnen anzubieten, daß nach I. H. G. absterben das capitulum einen von
selbigem hauß vigore alternationis inter catholicos et acatholicos erweh-
lete . Es hatt aber der herr graff von Trautmansdorff solches nit woll
thuenlich zu sein vermainet, weiln bey der alternativa auch so offt alß die
ordnung an die protestirende, solches Churbrandenburg wegen der ersten
zusag würde wollen in persona sua et suorum heredum allein wollen
behaubtten. Ob nun zwarn dahingegen allerhand rationes und sonderlich
fraus illa a Salvio in favorem Brandenburgici commissa angezogen, so ist
der graff doch fast auff seiner meinung bestanden. [...] Bayern: Erinnern
an die schriftliche Fixierung der Pfälzer Sache. Trauttmansdorff: Er
were deßwegen in fleißiger arbeid, und müßte eines mitt dem anderen
gehen, wie dan des churfürsten zue Meinz interesse wegen der Bergstraß
billig mitt zu beobachten. Bavari: Ihr gnädigster herr hette ihnen Ihre
Churfürstliche Gnaden zue Meinz auch recommendirt, und sähen sie sol-
ches gern befördert. Es were Ihrer Kayserlichen Maiestet wegen so vieler
millionen schuld daran glegen, daß die sachen förderligst zue einer gewißen
verbindligkeitt schrifftlich möchten expedirt werden. Herr graff von
Trautmanstorff: Die Pfaltzische sach were ein haubtpunct, derentwegen
man so lang krieg führete, und woltte er dahero keinen fleiß spahren,
damitt es völliglich zum stand gebracht würde, dan eines von dem andern
sich nicht so würde bey dem auffsatz und underschreiben würde separiren
laßen. Krebs: Informationen zur badischen Sache. [...] – W bei Vol-
mar . Bericht über das Gespräch mit Trauttmansdorff.
butionen in Westfalen, Vorbereitungen Sparrs zum Feldzug; mit etwa
15 000 Mann hat er über 30 Plätze zu besetzen, so daß nicht genug Trup-
pen im Feld bleiben, um Königsmarck und den Hessen gleichzeitig stand-
zuhalten . Quartierschwierigkeiten mit den lothringischen Truppen am
Rhein. Schreiben Chigis an W.
Hinzu die Bayern. W: Gespräch mit d’Avaux. Trauttmansdorff:
Will in allem den beschehenen guetten vorschlägen folgen und weiter nichts
nachgeben. Wegen seiner raise nacher Münster stünde es dahin, wie sich
heutt und morgen zum schluß die sachen veranlaßeten. Soltten sich die
Schwedische und protestirende dazue nicht schicken wollen, so were er
resolutissimo dahin zu raysen. Weyln aber der d’Avaux alhie sich gleich-
samb alß mediator in dießen handeln stellete, so woltte es sich nicht gebüh-
ren , daß er vor ihnen verreyßte. [...] Hält nicht für ratsam, Ws Sache und
die Autonomiefrage vor die Reichsstände zu bringen, dan wie I. H. G. woll
vermeldet, were darzue viell zeitt gehören und würde man sich doch dar-
über nit vergleichen, weiln es eben causae controversiarum inter status,
welche die Schwedische gern zue ihrem vorthel fomentirt sähen. Zue deme
hette man sich auch aller catholischen nicht zue woll zu versichern, dan
wedder Würtzburg, Saltzburg und andere, wan es in quaestionem kommen
soltte, ob der krieg zue continuiren oder die von den Schwedischen nun-
mehr vorgeschlagene alternativa zuzulaßen, so würden sie vermuhtlich
alternativam nicht verwerffen. I. H. G.: Die sachen zue der stend deli-
beration zu bringen, were bedeuter verscheidener ursachen halber nit rhat-
samb . Der herr graff müßte pure bey der negativa verbleiben und gleich-
falß bey dem stifft Minden mehrers nit alß die alternativam zulaßen. Der
Franzosischen erklerung, welche auch dabey zu haltten gedächten, und der
Spanische friede cum constantia Caesareanorum et catholicorum, die sich
doch albereit gegen die Kayserliche nit weiter zu gehen erklert, würde der
sachen durch Gotts gnad einen gueten außschlag geben. Herr graff von
Trautmanstorff: Ahn seiner bestendigkeit soltte man nit zweiffeln, und
woltte ers dem Salvio auch rund abschlagen, wan er die sachen zue der
reichsstend deliberation verweisen woltte, und hette derentwegen gern vor-
hin vernohmmen, was bey dem d’Avaux vorgangen, damitt er sich dar-
nach zu richten, deme er wißen laßen, waß für ein böses werck diejenige
ministri außrichteten, welche beede cronen in feyndschafft setzten und er-
haltten , indeme sie durch ihre einigkeitt der gantzen weldt so considerabel,
und die billigkeitt darin erhaltten köntten, dahingegen, wan krieg zwischen
ihnnen, so viell unbillicher sachen vorgiengen. Wegen erhalttung des stiffts
Oßnabruck hette er nunmehr guette hoffnung, und vermeinte, die Schwe-
dische würden endlich darauff zielen, daß die catholische den stifft Minden
überlaßen und hingegen Oßnabruck behaltten soltten. I. H. G.: Sie
würden woll endlich solches begeren, man würde sich aber damitt nit
müeßen abweisen laßen, weyln die Französische mitt hand anzuhaltten er-
bietig und willig, zuedeme die consideration der Spanischen tractaten nicht
geringen vorthell dießer seyts gebtte. Herr graff von Trautmanstorff:
Er hette albereits ein schreiben an den ertzherzogen Leopold etc. angeben
und ihme die beschaffenheit sowohl dießer alß Münsterischer tractaten
notificirt zue dem end, daß man auff den nothfall eines ansehenlichen suc-
cursus auß den Niederlanden ermechtigt sein und sowohl den Generalsta-
den alß andern angedeutet werden köntte, wie daß propter iniqua Sueco-
rum postulata der krieg nothwendig fortzusetzen, versaumete also an
seinem ortt nichts, was nur zue beförderung der sachen dienete. Erneute
Ablehnung der Autonomie in den Erblanden durch den Kaiser. Keine Schä-
digung der Hansestädte durch Überlassung des Handels an die Schweden.
Ksl.-venezianische Handelsbeziehungen. Die maiste difficultet der tracta-
ten bestunde in dem puncto gravaminum, weyln etliche von den protesti-
renden so gar keine rationes zulaßen und die Schwedische also starck gegen
die catholische anreytzten, und brächten dabey wegen ihrer unbefuegten
praetensionen solche sachen für, daß damitt nit außzukommen. Ihre unbe-
fuegsambkeitt hette er ihnen mehrmaln remonstrirt, es were aber der Lan-
gerbeck letzmalß heraußgefahren, seine herrn müßten satisfaction haben,
und wan sie alsolche bekommen, so köntte er woll schweigen. Alß nun uber
dießes hinc inde in discursu vermeldet, wie daß sich ein und anderer von
den protestirenden itzo beklagtt, daß der graff von Trautmansdorff sich in
wenig tagen geendert und nichts mehr nachgeben woltte, und der Dumbs-
hirn in specie sich vernehmmen laßen, es vermerckte, daß man ihme die
schuld gebe, alß wan er den frieden auffhielte, wie ihme dan derentwegen
der herr graff starck zugesprochen, er woltte solchen verweiß nit über sich
laden, sondern davon ziehen und zuesehen, wie es andere machen würden,
hatt der herr graff geandtworttet, er hab in etlichen thagen seinen modum
agendi nicht geendert, dan er nichts von demjenigen, waß nachgeben, wie-
der zuruck gefördert, sondern bey der ihnen letzt gegebener erklerung
pliebe, wobey er damaln sowohl den Schwedischen alß protestirenden ange-
deutet , illam esse finalem et ultimam resolutionem, warüber zu gehen ein-
maln in seiner macht nit stunde. Dem Dumbshirn hette er, wie nöttig gewe-
sen , wol etwas zugesprochen, weiln derselbe so gar keine rationes woltte
geltten laßen, den Schwedischen hette er, indeme sie die satisfactiones für
andere also starck begert, auch die unbilligkeit remonstrirt, dan was Braun-
schweig und Lünneburg anbelangte, weren mera somnia. Holstein, deme
der ertzherzog Bremen amore pacis abgetretten, und der Kayser Holsatiam
und Judlandiam restituirt
geben , wan er sein praetension fundiren woltte. Brandenburg und Mecklen-
burg weren der Schweden selbst meinung nach contentirt. Osnabrugensem
episcopum superesse, deme man Verden genohmmen, nichts wieder geben
und noch 2 andere fürstenthumb darzu nehmmen woltte. Dies weren seine
discursus und rationes, wabey er geblieben und bleiben würde, und hetten
die protestirende keine ursach zu klagen, alß wan er sich itzo duriorem
bezeigen soltte. Inter istos discursus ist auch erwehnung geschehen,
weiln doch mitt dem stifft Minden die alternativa bereits a parte Caesaris
vorgeschlagen, ob nicht zue gewinnung der Braunschweig Lünneburgischen
ihnnen anzubieten, daß nach I. H. G. absterben das capitulum einen von
selbigem hauß vigore alternationis inter catholicos et acatholicos erweh-
lete . Es hatt aber der herr graff von Trautmansdorff solches nit woll
thuenlich zu sein vermainet, weiln bey der alternativa auch so offt alß die
ordnung an die protestirende, solches Churbrandenburg wegen der ersten
zusag würde wollen in persona sua et suorum heredum allein wollen
behaubtten. Ob nun zwarn dahingegen allerhand rationes und sonderlich
fraus illa a Salvio in favorem Brandenburgici commissa angezogen, so ist
der graff doch fast auff seiner meinung bestanden. [...] Bayern: Erinnern
an die schriftliche Fixierung der Pfälzer Sache. Trauttmansdorff: Er
were deßwegen in fleißiger arbeid, und müßte eines mitt dem anderen
gehen, wie dan des churfürsten zue Meinz interesse wegen der Bergstraß
billig mitt zu beobachten. Bavari: Ihr gnädigster herr hette ihnen Ihre
Churfürstliche Gnaden zue Meinz auch recommendirt, und sähen sie sol-
ches gern befördert. Es were Ihrer Kayserlichen Maiestet wegen so vieler
millionen schuld daran glegen, daß die sachen förderligst zue einer gewißen
verbindligkeitt schrifftlich möchten expedirt werden. Herr graff von
Trautmanstorff: Die Pfaltzische sach were ein haubtpunct, derentwegen
man so lang krieg führete, und woltte er dahero keinen fleiß spahren,
damitt es völliglich zum stand gebracht würde, dan eines von dem andern
sich nicht so würde bey dem auffsatz und underschreiben würde separiren
laßen. Krebs: Informationen zur badischen Sache. [...] – W bei Vol-
mar . Bericht über das Gespräch mit Trauttmansdorff.