Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 IV 3
1647 IV 3
Mittwoch Bayern bei W. Oxenstierna hat ihnen zugesagt,
die von Bayern gewünschte Lösung in der Pfalzfrage zu unterstützen; er
hat nach Ablehnung seines Vorschlages wegen Alternation und Restitution
der halben Oberpfalz versichert, nach d’Avaux’ Rückkehr solle geschlossen
werden. Salvius hat sich ebenso erklärt; auf sein Ansinnen, nachdem der
Kaiser dabei 13 Millionen gewinne, könne dem Pfalzgrafen etwas gegeben
werden, haben sie geantwortet, Bayern schulde niemanden etwas und halte
sich an das Pfand. Bei La Court haben die Protestanten sich über den
Widerstand der Ksl. und Bayern gegen die Überlassung Osnabrücks
beschwert, worauf dieser sich zur Gegenargumentation vom Kapitel die
Kapitulation Philipp Sigismunds hat geben lassen. Auf Mahnen der
Bayern, es liege daran, daß Frankreich seine Waffen von Schweden trenne,
hat La Court geantwortet, darzu wurde Franckreich furerst nicht verstehen,
zu Paris approbirten zwar assistentiam, so den catholischen in materia gra-
vaminum geleistet, erinnerten aber, es damit also zu machen, ne confoederati
inde offenderentur, der Spanische accord mit Franckreich werd den ganzen
last tragen. In Ulm ist nach Mitteilung Kurbayerns der schluß in fieri,
darahn niemandts alß Caesarei selbst schuldig, sey einmal kein mittel
anderst gewesen.
W bei Trauttmansdorff: Gute Vertröstungen der Franzosen bei ihm und den
Mediatoren wegen Unterstützung der Katholiken, doch müßten Ksl. und
Katholiken selbst standhaft bleiben. Näheres wird d’Avaux berichten.
Drängen der Franzosen und Mediatoren auf Trauttmansdorffs Rückkehr
nach Münster. Trauttmansdorff: Weren der Franzosischen wortt
zwarn guett, die würckung aber ihrer wapffen gegen den Kayser were
schädlich, welches dan umb so viell demehr itzo zue consideriren, weyln
durch die Ulmische tractaten Churbayern Ihre Kayserliche Maiestet gantz
verlaßen, dan er ein originalschreiben gesehen, welches der Touraine an
einen seiner glaubensgenoßen gethan, daß sie nach dem mit Churbayern
gemachten schluß dem Kayser in das hertz seiner erblanden gehen und den
frieden ihrem wunsch nach in Teutschland machen und dan ferners in
Italien gehen woltten. I. H. G.: Die Ulmische tractaten köntten aller-
hand bedencken verursachen, sie köntten aber noch nit glauben, daß Ihre
Churfürstliche Durchlaucht in Bayern dieselbe dergestaldt ratificirt.
D’Avaux wird solche satisfaction geben, daß er den rechten ernst, welchen
die Franzosische auff öffters beschehenes anmahnen nunmehr zu erzaigen
befehligt, würde erkennen können; d’Avaux wird auch das Schreiben
Turennes widerlegen können. Trauttmansdorff: Wird das vertraulich
mitgeteilte Schreiben bei d’Avaux nicht erwähnen. Unbeständigkeit der
Franzosen in den Verhandlungen mit Spanien. Blumenthal schreibt, der
Ulmer Vertrag sei für ratifiziert zu halten. Ihre Kayserliche Maiestet
hetten ihre gantze armada und vermögen, auch mitt verlaßung ihrer eignen
erblanden Churbayern offerirt und ein bewegliches schreiben an dieselbe
abgehen laßen, bey deßen verleßung und beschehener communication er
seine sehl und sehligkeitt zue pfand setzen wollen, daß es von Ihrer
Kayserlichen Maiestet also mitt den oblatis subsidiis gemaint, wie es in dem
schreiben gesetzet. W: Will das Schreiben Kurköln mitteilen und hofft,
man würde noch die sachen zum besten richten können, damitt die catholi-
sche mitt Ihrer Kayserlichen Maiestet recht zusammen hieltten und der
Franzosischen assistenz in puncto gravaminum deren von ihnnen beschehe-
nen guetten veranlaßung nach pro bono catholicae religionis zu genießen
haben, und weren eben derentwegen die catholische stend verlittenen son-
tag in pleno zusammen gewesen. Herr graff von Trautmanstorff: Von
der zusammenkunfft hette er auch gehört und vernohmmen, daß I. H. G.
ihnen gleichsamb angeklagt, alß wan er den catholischen viell vergebte. Er
hette aber seine verandtworttung absque passione heraußgeben, und köntte
man darauß sehen, wehme die schuld beyzumeßen, und wohero dies übell
der catholischen religion endstanden. W: Hat wegen Überlassung der
württembergischen Klöster, 1624 für Augsburg, Alternation in Minden und
der weiteren protestantischen Forderungen lediglich die Tatsachen berichtet
und geäußert, es hetten sich die catholische mitt den Kayserlichen einer
bestendigen mainung zu vergleichen, das sie weiters mit weichen wolt-
ten noch köntten, und Franckreich umb assistenz zu ersuchen. Trautt-
mansdorff : Daß man viele hinwegkgeben müßen, seye wahr, und liege
etwas an der intention, in quem finem es referirt und vorbracht wor-
den . Seinestheilß woltte er von seinem guetten eyffer nichts nachlaßen,
und were es ihme die größeste consolation, wan nur etwas vor die
catholische religion zu erhaltten, darüber abermalß die Ulmische trac-
taten höchlich beklagtt. Beginn der bayerischen Truppenreformation. Mit
Oxenstierna wird er heute über alle Punkte verhandeln, wegen Osnabrück
aber nicht nachgeben und, wenn Oxenstierna darauf besteht, die Sache bis
zur Ankunft d’Avaux’ ausstellen. I. H. G.: Sie bäten ihnen umb Gotts
willen, daß er doch keine kleinmütigkeitt dabey woltte bezaigen und wegen
des stiffts Minden nichts mehr nachgeben. Herr graff: Er woltte, wan
die Franzosische nur recht dabey thetten, woll bestendig bleiben, und
machte kein zweiffell, es ad dies vitae für I. H. G. woll zu erhaltten.
Sonsten hette vom vertrawten ortt gewiße nachrichtung, daß die
Schwedische von der königinnen befehligt, ie bälder ie beßer zu schließen.
Stenglin (Frankfurt) hat Volmar die Zufriedenheit der Städte mit den ksl.
Gravaminaerklärungen
Zum Stand der Gravaminaverhandlungen vgl. die Konferenz Volmar – Salvius 1647
III 31 ( J. G. Meiern IV S. 177 ff).
ausgedrückt, hoffte also, man würde bald auß den
sachen kommen können. Wegen der Hessischen satisfaction vermainte
gleichfalß, sie würden mitt den 600 000 reichsthalern zufrieden sein,
wiewohl er es doch nit für gewiß sagen köntte. Sonsten hette er auch
letztmaln beym Oxenstirn anregung gethan, daß der Volmari und Salvius
das instrumentum pacis mitteinander vornehmmen und verlesen möchten.
Es hette aber der Oxenstirn vermaint, weyln ein yedwedder von ihnnen
bey seinem conceptu gern bleiben würde, daß sie dabey weren und die sach
endscheideten, warzue er dan seines theilß willig. I. H. G.: Zwischen
dem Oxenstirn und Salvio soll doch einige picque sein, dahero er die ehr
der verferttigung des instrumenti pacis ihme Salvio villeicht nit gönnen
möchte. Herr graff von Trautmanstorff: Darinnen bestünde es eigent-
lich nit, weyln es doch die gantze gesandtschafft verferttigte, und waß der
Vollmari auffsetzte, von ihme und seinen collegis müßte examinirt und
probirt werden. Reise des Erzherzogs nach Brüssel
, dortige Vorbereitungen
zum Feldzug. Keine Kriegsgefahr in Ungarn.
die von Bayern gewünschte Lösung in der Pfalzfrage zu unterstützen; er
hat nach Ablehnung seines Vorschlages wegen Alternation und Restitution
der halben Oberpfalz versichert, nach d’Avaux’ Rückkehr solle geschlossen
werden. Salvius hat sich ebenso erklärt; auf sein Ansinnen, nachdem der
Kaiser dabei 13 Millionen gewinne, könne dem Pfalzgrafen etwas gegeben
werden, haben sie geantwortet, Bayern schulde niemanden etwas und halte
sich an das Pfand. Bei La Court haben die Protestanten sich über den
Widerstand der Ksl. und Bayern gegen die Überlassung Osnabrücks
beschwert, worauf dieser sich zur Gegenargumentation vom Kapitel die
Kapitulation Philipp Sigismunds hat geben lassen. Auf Mahnen der
Bayern, es liege daran, daß Frankreich seine Waffen von Schweden trenne,
hat La Court geantwortet, darzu wurde Franckreich furerst nicht verstehen,
zu Paris approbirten zwar assistentiam, so den catholischen in materia gra-
vaminum geleistet, erinnerten aber, es damit also zu machen, ne confoederati
inde offenderentur, der Spanische accord mit Franckreich werd den ganzen
last tragen. In Ulm ist nach Mitteilung Kurbayerns der schluß in fieri,
darahn niemandts alß Caesarei selbst schuldig, sey einmal kein mittel
anderst gewesen.
W bei Trauttmansdorff: Gute Vertröstungen der Franzosen bei ihm und den
Mediatoren wegen Unterstützung der Katholiken, doch müßten Ksl. und
Katholiken selbst standhaft bleiben. Näheres wird d’Avaux berichten.
Drängen der Franzosen und Mediatoren auf Trauttmansdorffs Rückkehr
nach Münster. Trauttmansdorff: Weren der Franzosischen wortt
zwarn guett, die würckung aber ihrer wapffen gegen den Kayser were
schädlich, welches dan umb so viell demehr itzo zue consideriren, weyln
durch die Ulmische tractaten Churbayern Ihre Kayserliche Maiestet gantz
verlaßen, dan er ein originalschreiben gesehen, welches der Touraine an
einen seiner glaubensgenoßen gethan, daß sie nach dem mit Churbayern
gemachten schluß dem Kayser in das hertz seiner erblanden gehen und den
frieden ihrem wunsch nach in Teutschland machen und dan ferners in
Italien gehen woltten. I. H. G.: Die Ulmische tractaten köntten aller-
hand bedencken verursachen, sie köntten aber noch nit glauben, daß Ihre
Churfürstliche Durchlaucht in Bayern dieselbe dergestaldt ratificirt.
D’Avaux wird solche satisfaction geben, daß er den rechten ernst, welchen
die Franzosische auff öffters beschehenes anmahnen nunmehr zu erzaigen
befehligt, würde erkennen können; d’Avaux wird auch das Schreiben
Turennes widerlegen können. Trauttmansdorff: Wird das vertraulich
mitgeteilte Schreiben bei d’Avaux nicht erwähnen. Unbeständigkeit der
Franzosen in den Verhandlungen mit Spanien. Blumenthal schreibt, der
Ulmer Vertrag sei für ratifiziert zu halten. Ihre Kayserliche Maiestet
hetten ihre gantze armada und vermögen, auch mitt verlaßung ihrer eignen
erblanden Churbayern offerirt und ein bewegliches schreiben an dieselbe
abgehen laßen, bey deßen verleßung und beschehener communication er
seine sehl und sehligkeitt zue pfand setzen wollen, daß es von Ihrer
Kayserlichen Maiestet also mitt den oblatis subsidiis gemaint, wie es in dem
schreiben gesetzet. W: Will das Schreiben Kurköln mitteilen und hofft,
man würde noch die sachen zum besten richten können, damitt die catholi-
sche mitt Ihrer Kayserlichen Maiestet recht zusammen hieltten und der
Franzosischen assistenz in puncto gravaminum deren von ihnnen beschehe-
nen guetten veranlaßung nach pro bono catholicae religionis zu genießen
haben, und weren eben derentwegen die catholische stend verlittenen son-
tag in pleno zusammen gewesen. Herr graff von Trautmanstorff: Von
der zusammenkunfft hette er auch gehört und vernohmmen, daß I. H. G.
ihnen gleichsamb angeklagt, alß wan er den catholischen viell vergebte. Er
hette aber seine verandtworttung absque passione heraußgeben, und köntte
man darauß sehen, wehme die schuld beyzumeßen, und wohero dies übell
der catholischen religion endstanden. W: Hat wegen Überlassung der
württembergischen Klöster, 1624 für Augsburg, Alternation in Minden und
der weiteren protestantischen Forderungen lediglich die Tatsachen berichtet
und geäußert, es hetten sich die catholische mitt den Kayserlichen einer
bestendigen mainung zu vergleichen, das sie weiters mit weichen wolt-
ten noch köntten, und Franckreich umb assistenz zu ersuchen. Trautt-
mansdorff : Daß man viele hinwegkgeben müßen, seye wahr, und liege
etwas an der intention, in quem finem es referirt und vorbracht wor-
den . Seinestheilß woltte er von seinem guetten eyffer nichts nachlaßen,
und were es ihme die größeste consolation, wan nur etwas vor die
catholische religion zu erhaltten, darüber abermalß die Ulmische trac-
taten höchlich beklagtt. Beginn der bayerischen Truppenreformation. Mit
Oxenstierna wird er heute über alle Punkte verhandeln, wegen Osnabrück
aber nicht nachgeben und, wenn Oxenstierna darauf besteht, die Sache bis
zur Ankunft d’Avaux’ ausstellen. I. H. G.: Sie bäten ihnen umb Gotts
willen, daß er doch keine kleinmütigkeitt dabey woltte bezaigen und wegen
des stiffts Minden nichts mehr nachgeben. Herr graff: Er woltte, wan
die Franzosische nur recht dabey thetten, woll bestendig bleiben, und
machte kein zweiffell, es ad dies vitae für I. H. G. woll zu erhaltten.
Sonsten hette vom vertrawten ortt gewiße nachrichtung, daß die
Schwedische von der königinnen befehligt, ie bälder ie beßer zu schließen.
Stenglin (Frankfurt) hat Volmar die Zufriedenheit der Städte mit den ksl.
Gravaminaerklärungen
Zum Stand der Gravaminaverhandlungen vgl. die Konferenz Volmar – Salvius 1647
III 31 ( J. G. Meiern IV S. 177 ff).
sachen kommen können. Wegen der Hessischen satisfaction vermainte
gleichfalß, sie würden mitt den 600 000 reichsthalern zufrieden sein,
wiewohl er es doch nit für gewiß sagen köntte. Sonsten hette er auch
letztmaln beym Oxenstirn anregung gethan, daß der Volmari und Salvius
das instrumentum pacis mitteinander vornehmmen und verlesen möchten.
Es hette aber der Oxenstirn vermaint, weyln ein yedwedder von ihnnen
bey seinem conceptu gern bleiben würde, daß sie dabey weren und die sach
endscheideten, warzue er dan seines theilß willig. I. H. G.: Zwischen
dem Oxenstirn und Salvio soll doch einige picque sein, dahero er die ehr
der verferttigung des instrumenti pacis ihme Salvio villeicht nit gönnen
möchte. Herr graff von Trautmanstorff: Darinnen bestünde es eigent-
lich nit, weyln es doch die gantze gesandtschafft verferttigte, und waß der
Vollmari auffsetzte, von ihme und seinen collegis müßte examinirt und
probirt werden. Reise des Erzherzogs nach Brüssel
zum Feldzug. Keine Kriegsgefahr in Ungarn.