Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 III 30
1647 III 30
Samstag Mitteilung d’Avaux’: W möge vermitteln, daß
beide Mediatoren Lamberg aufsuchen und dessen Auftrag unverweilt an
ihn und Longueville bringen.
W bei Lamberg. Bericht über d’Avaux’ gestrige und heutige Äußerungen,
so viell es alda gedient; Betonung der Tatsache, daß die Franzosen für die
Stifter nicht allein eintreten, aber den Ksl. beistehen wollen. Lamberg:
Erfreut über d’Avaux’ guete disposition; wird sich dem Vorschlag gemäß
zunächst an die Mediatoren wenden. W: D’Avaux selbst hat geraten,
daß man ihnen nur recht zusprechen soltte. Stand der spanischen Verhand-
lungen . Schlägt zur Unterstützung von Lambergs Mission eine Deputation
der Katholiken an Mediatoren und Franzosen vor. Lamberg: Einver-
standen .
W bei Chigi. Gespräche mit Lamberg und d’Avaux. Da die Kayserliche
der stiffter conservation gantz und zumalen darauff stelleten, daß die
Frantzosische dabey mitt mehrerm ernst und würcklicher hülff assistiren
müßten, so würden die herren mediatores ihnen recht zusprechen und
remonstriren müeßen, daß mitt bloßen wortten der Schwedischen
hochmuht und der protestirenden hartnäckigkeitt nit zu erweichen. Vor-
schlag der katholischen Deputation. Hingabe der württembergischen
Klöster; mit dem Stand von 1624 in Augsburg sind die Protestanten nicht
zufrieden; in Minden wollen sie die Alternation zwischen Braunschweig
und Brandenburg nach Ws Tod. Chigi: Will Contarini informieren, die
Deputation köntte auch nicht schaden, und were höchlich zu bethauren,
daß man tali facilitate mitt den geistlichen güetteren und religionssachen
umbgienge. Auf Trauttmansdorffs Klagen über seine entsprechenden Be-
richte nach Rom hat er geantwortet, daß er nothwendig berichten müßte
und nichts hinderrücks zu sagen oder zu schreiben begerte, waß er nicht
vorhin einem selbst gesagtt. Bey welchem discursu sich dan nit wenig
betrübt zu sein bezeigt, daß dergestaldt schlecht dem catholischen weßen
vorgestanden werde. In Paris sind etlicher gemühter zimblich kald und
corrumpirt, Longueville zeigt keinen Eifer, nachdem Mazarin ihn mit
Donationen für seine auf Fortsetzung des Krieges gerichteten Pläne gewon-
nen hat. Spanische Verhandlungen in ungünstigem Stand. W: Es were
woll höchlich zu beklagen, daß zwischen dießen beeden cronen man den
frieden nit machen und den Türcken beßer begegnen soltte. Sie hetten
öffters den herrn graffen von Trautmansdorff des herrn nuncii
wollmainender erinnerung nach ermahnet und gebetten, sich zue beförde-
rung dießes friedens nacher Münster zu begeben und zugleich auß der
Schwedischen und protestirenden press, darin sie ihnen zue Oßnabruck
hieltten, zue mehrer der catholischen sach beförderung zu retten. Herr
nuncius: Wunder und über wunder nehme es ihme, das sich der herr graff
von Trautmansdorff dergestaldt zue Oßnabruck auffhaltten ließe, tägliches
mehr nachgäbe und anderst nichts gewönne, alß daß man noch weitters und
starcker in ihnen tringen thette. I. H. G.: Es weiße sich leyder tägliches
mehr auß, wie daß durch mehrers nachsehen und nachgeben nichts zu
gewinnen und der gegentheyll nur insolenter und impertinenter würde.
Trotz Erhöhung des hessischen Satisfaktionsangebotes auf 600 000 Reichs-
taler besteht Oxenstierna auf Landabtretungen; mit dieser Erhöhung hätte
man, zumal die Franzosen selbst nicht mehr gefordert haben, den Vergleich
wohl treffen können. Bitte um Empfehlung an Contarini, der in dieser
Sache verhandelt hat. Chigi: Es were woll nicht guett, daß man sich
gegen die Schweden absque ulla praevia conditione damitt zuefrieden zu
sein also weith erklert hette, und hette alsolche erklerung cum maiori fructu
bey den Frantzosischen zue deren mehrer obligation geschehen können. Die
sachen würden leyder in viele weeg vulnerirt und praecipitirt. Als auf seine
Vorhaltungen, daß Longueville selbst nicht mehr als 600 000 für die Land-
gräfin gefordert habe, der duca lachend starcke instantias mitt ruhmb und
lob der landgraffinnen meriten und qualitäten vorbracht und die praeten-
sion an land und leuthen behaubten wollen, hette er ihme gesagtt, wie daß
er seiner lachen müßte und nit glauben köntte, daß einem alsolchen herrn
ernst, gegen seine selbst eigene parola und anbringen itzo die handlung zue
unwiederbrincklichen schaden der catholischen religion soltte wollen
schwerer machen. Auff allwelches vorhaltten er auch nichts zue andtwor-
tten gewust. I. H. G.: Woltte doch bey dergleichen demonstrationibus
und argumentis ad hominem bleiben und dem duc de Longeville, welcher
sich gar zue passionirt bezaigte, nebenst dem comte d’Avaux, der hierin
auch gar zue partheysch, recht cathegizziren, dan einmaln es nit sein köntte
und müßte, daß man den Caßelischen land und leuthe überlaßen soltte, wie
dan durch dießes mittell die protestantes per indirectum erhieltten, waß sie
bey dem puncto gravaminum nit erzwungen. Wie nun dießes der herr
nuncius woll apprehendirt, so hatt er auch allen fleiß darinn anzuwenden
sich erbotten. Wegen der Gerüchte über die Ulmer Verhandlungen nit
wenig perplex und sorgfältig, sonderlich weyln die Kayserliche itziger ihrer
bezaigtten facilitet die ursach den Ulmischen particularhandlungen und
separation von Ihrer Kayserlichen Maiestet zuschreiben thetten.
W bei den Mainzern. Lambergs Mission, Vorschlag der Deputation. Main-
zer : Wollen die Katholiken deshalb für morgen berufen.
Chigi/Contarini bei W. Chigi: Sie waren nach Anhörung Lambergs bei
den Franzosen, welche sie dan gar woll inclinirt zu sein befunden, der duc
de Longeville sich auch viell anderst und beßer der catholischen und stiffter
sachen halber alß vor wenig thagen veranlaßt. Wegen der Hessischen satis-
faction were zwarn auff sein voriges bitten und depraediciren der
landgräffinnen ihrer qualiteten und meriten gefallen, er hette ihme aber
geandtworttet, daß sich seiner verwunderen und lachen müßte, indeme er
sich bey der gantzen christenheit dardurch beschreyet machen würde, daß
er ex nimia passione et affectu sein erstes wortt und begeren cum damno
catholicae religionis umbkehren woltte. Weyln sie nun in dem haubtweßen
die Frantzosische herrn plenipotentiarios also woll disponirt gefunden, so
hetten sie ihnnen auch recht der Kayserlichen anligen und klagtten expli-
cirt , daß nemblich dem werck lenger nit mitt wortten, sondern wercken zu
helffen, auch daß es nit gnug seye, den Kayserlichen bey den tractaten mit
wortten zue assistiren, da mitt größer der sachen laesion sie im feld den
Schwedischen assistirten und den Kayser und catholische necessitirten, daß
selbige in puncto gravaminum einzugehen, waß sie sonsten woll nit thuen
würden. Der reiterirter ordre, auf die W die gute Haltung der Franzosen
zurückführt, haben diese gedacht und alsolche erlangtt zu haben selbsten
erfrewet. Wegen der den Schwedischen continuirter assistenz und darauß
bey dießen tractaten in puncto gravaminum den catholischen erfolgtten
nachtheill hetten sie selbsten die dabey vorkommende rationes und motiva
woll apprehendirt, sich in vertrawen auch gegen sie also weit heraußge-
laßen und versichert, daß deßwegen den Kayserlichen sich weiters zu
beklagen die ursach auch soltte benohmmen werden. Die Einzelheiten ihrer
Resolution sollen nicht an Lamberg mitgeteilt werden, von denen sie einen
Mißbrauch bei den Spaniern befürchten, doch will d’Avaux in Osnabrück
Trauttmansdorff gnugsamb assecuriren und sinceriren, daß die Frantzösi-
sche wapffen nicht mehr den Schwedischen zue nachtheill der catholischen
religion würden assistiren, sondern daß sie ihrestheilß mehrer der catholi-
schen interesse zu beförderen gedächten, er aber hingegen von ihme die
versicherung begeren, daß die Kayserliche auch nicht weiters nachgeben
und constanter sich mitt den iniquis Suecorum et protestantium postulatis
in religione wiedersetzen würden, dan sie in dem argwahn annoch begrif-
fen , alß wan per Hispanos die Kayserliche sich möchten verleithen laßen,
wan sich Franckreich recht engagirt hette, selbige cron, damitt sie sowohl
bey ihren confoederirten alß allen protestirenden in unglimpff und feynd-
schafft gesetzet würden, selbige allein stecken zu laßen, id est daß die
Kayserliche, waß sie etliche tage mitt Franckreich den protestirenden ver-
waigert , nachgehends absque praescitu Gallorum den Schweden und prote-
stirenden einwilligeten. Wie nun mitt einem solchen procedendi modo den
catholischen zumaln nicht gedienet, es Franckreich auch nit glegen, sich
dergestaldt zue prostituiren und auff das eyß führen zu laßen, so woltten
sie deßwegen guette versicherung haben. Und wan ihnnen der herr graff
von Trautmansdorff, alß deßen sinceritet sie etwas traweten, alsolche geben
köntte, so würde man in effectu spühren, daß Franckreich den Tourraine
abförderen und auch die beyhülff der geldsmitteln der cron Schweden sub-
trahiren würde. Und möchte allem ansehen nach, wan die Kayserliche bey
den Franzosischen nur extra diffidentiam setzten, das werck noch woll
weiter zue bringen sein, dan itzo fürerst der d’Avaux von Paryß auß befeh-
ligt , den Schwedischen anzudeuten, wie daß Franckreich niemalß die
wapffen zue nachtheill der catholischen religion ergriffen und geführt.
Und weiln sie itzo verspührten, daß man sich deren hülff dergestaldt miß-
brauchte und den Kayser, nachdeme die cron Schweden ihre satisfaction
erhaltten, zue anderen der catholischen religion nachtheiligen postulatis in
puncto gravaminum nötigen woltte, so würden sie ihre subsidia sowoll an
volck alß geld subtrahiren. Bey allen dießen in högsten vertrawen gegebe-
nen resolutionibus hette sich der duc de Longeville sehr woll intentionirt
und eyffrig zue sein bezeigtt, dahero sie dan guette hoffnung schöpfften, es
würde die sach noch einen guetten außschlagh gewinnen. Der comte
d’Avaux würde auch ferner von dem herrn graven von Trautmansdorff
begehren und ihnen wollmeintlich erinneren, daß wan die Schweden und
protestirende sich nicht in wenig tagen zue beßerem accommodament
würden veranlaßen, daß er zwarn ein tagh oder zwey gleichsamb auff des
d’Avaux interposition noch abwartten, wan sie aber auch darauff nicht
flectiren oder accommodiren würden, ohne weiteren auffenthaldt sich
nacher Münster begeben möchte, der gentzlicher mainung, sie würden
alßdan näheren kauff geben und zugleich die Spanische tractaten mitt
Franckreich zue Münster auch beßer befördert werden. W: Verspricht
Geheimhaltung, will mit Trauttmansdorff reden; die katholische Deputa-
tion soll morgen beschlossen werden. Dießes haben sich die herren
mediatores woll gefallen laßen und der Venetus vermeldet, wie das er auß
allen rheden und umbstenden humanitus anderst nit urtheilen köntte, alß
daß es den Franzosischen ernst seye und daß sie ihrem erbieten getrewlich
nachzuesetzen gedächten, wan ihnnen nur a parte Caesareanorum recht
vorgangen würde, solos enim hanc causam defendere non velle, sed
coniunctim cum Caesare et catholicis. Der venezianische Vertreter in Paris ,
durch den er die Religionsfrage auch hat unterstützen lassen, berichtet
Äußerungen Mazarins, wonach an d’Avaux derart geschrieben worden sei,
daß darauß die gantze christenheit erkennen soltte, daß man ahm könig-
lichen hoff guett catholisch und der catholischen interesse auch beobachten
woltte. [...]
W bei d’Avaux. Dank für dessen Bemühungen. D’Avaux: Hat in
dieser Sache gerade mit Longueville ein Schreiben nach Frankreich ausge-
fertigt , den er so woll inclinirt und disponirt befunden, daß er es nicht
beßer wünschen konnen. Ihre näheren Absichten haben sie den Mediatoren
vertraulich mitgeteilt; und weyln er deßwegen mitt dem herrn graffen von
Trautmansdorff sich selber pro assecuratione sui regis selbst underreden
müste, so würde deßwegen nichts vorgebracht werden, sondern ihr erbieten
in generalibus mitt der offerta bestehen, daß sie abermalß in Franckreich
schreiben und die negocia bester gestaldt et interesse catholicorum am
königlichen hoff recommendiren woltten. Sonsten bestunde die sach
darauff, daß sie von den Kayserlichen die versicherung haben möchten,
Franckreich nicht bey seinem guetten willen und eyffer cum dispendio
catholicae religionis in die außgab zu setzen. Bey allwelchem discursu er
sich dan weitläuffiger elargirt und remonstrirt, wie übell es stehen woltte,
wan sie cum Caesareanis pro religione zu stehen sich erbötten und alß deren
secundi sich dahe sistirten, daß die Caesareani principaliores in lite davon
außtretten und sie allein stehen laßen würden. I. H. G.: Es ließe sich
Gotts gnad bey dießer sach würcklich verspühren, indeme des comte
d’Avaux gueter wille also mitt denen von ihme gewünschten occasionen
secundirt würde, und were der sachen nit wenig vorträglich, daß der duc de
Longeville auch einen solchen Gott gefälligen eyffer bezaigtte. Was
ratione constantiae et securitatis der Kayserlichen halber vermeldet, darin-
nen hette Franckreich recht, und würden Ihre Kayserliche Maiestet und die
catholische ihnen hierin gnugsamb versicherung geben. Es were ihme
wißend, weßen sich die Kayserliche öffters wegen der Franzosischen wapf-
fen immerzu noch continuirender schädlicher würckung beklagt, und
würde er selbst erkennen, daß seine eingewendte officia nit so viell guets, alß
die Operation der wapffen schaden thuen köntte. Comte d’Avaux:
Hierin würden die Kayserliche und catholische guette satisfaction bekom-
men , wan sie nur a parte Caesaris versichert weren, daß durch die
Spanische consilia kein betrugh gegen sie vorhanden. [...] Man merckte
täglich mehr und mehr, wie daß die Schwedische und protestirende der
catholischen religion underdruckung sich anglegen sein ließen, und würde
man derentwegen a parte Franckreich auch anderst bono modo zue den
sachen thuen, wan nur die Kayserliche und catholische den protestirenden
nit mehrers nachgebten, dan die ihme zukommene konigliche befelche dieße
conditiones zue salvirung der stiffter, und was von dem puncto grava-
minum dependirte, annectirt hetten, daß Ihre Kayserliche Maiestet, Ihre
Churfürstliche Durchlaucht in Bayeren auch davon nit zu weichen und noch
mehrers nachzugeben gedächten. Er hette guette nachricht und wüste
sicherlich, daß ihrer etliche damitt umbgiengen, einen der catholischen
religion nit zugethanen Kayser zu machen. Wie dießes nun gantz gegen der
cron Franckreich intention, also würde man auch beßer auffmercken, dan
des Taciti dictum den protestirenden woll zue appliciren: Dum fiunt pares,
superiores esse volunt. I. H. G.: Die schreibens nacher Franckreich
würden woll guett fallen, weyln sie unter seiner hand und direction. Der
Schwedischen und protestirenden zue der catholischen religion vertilgung
zielende intentiones und consilia hetten billig propter tam varios et funestos
effectus in Franckreich sollen bekand sein, wie sie dan deßwegen öffters
wollmeinende und trewherzige erinnerung gethan. Und weiln nunmehr
allerseits alsolche gefehrliche weittaußsehende vorhaben bekand, so müste
man auch unanimi consilio, animo et viribus sich dawieder setzen. Die
catholische hetten niemaln zue anderer intention alß pro religione sua et
conservatione status imperii die wapffen ergriffen, würden dabey beharren
und mitt Franckreich gern in guetter verstendnuß deßwegen stehen.
Comte d’Avaux: Die guette verstendnuß und zusammensetzung were
nöttig und dienlich, darzue er dan gern cooperiren woltte und sich recht
gegen den graven von Trautmansdorff expectoriren. Der duc de Longeville,
wie er zuvor vermeldet, were pro catholica religione sehr eyffrig und hette
verscheidene sachen dem secretario angeben, deren er sich noch nicht
undernehmmen dörffen, were aber froe, daß es von ihme geschehen und es
also in ihrer beeder nahmen vorbracht würde. Es hette auch der duc de
Longeville dießen seinen guetten eyffer und willen mitt dießem bestettiget,
daß man keine sach halb thuen müßte, sondern sich, wie es der sachen
beschaffenheit und nottörfft erförderte, recht bezaigen. Gemelten ducis
guetes naturell were der sachen sehr vorstendig, dan ob er zwarn zue
Oßnabruck vermögh der instruction absolute ohn weiter fragen negociiren
köntte, so köntte doch, wan ein ander nit woll intentionirter zue Münster in
ista autoritate alß der duc de Longeville were, einen woll öffters mitt ver-
scheidenen dubiis und remonstrationibus, daß hette man so sollen oder
können thuen, irr machen. Dießes thette er duca aber nicht, sondern were
mitt seinen verrichtungen gantz woll zufrieden, derentwegen er dan desto
mehr animirt und nunmehr pro catholicis vom königlichen hoff authorisirt
nacher Oßnabruck sich wiederumb begeben köntte. I. H. G.: Alle
catholische würden Gott fleißig bitten, daß er zue seinem weiters unsterb-
lichen rhumb zue seinem selbst eigenen contento die vorhabende
negociation fortsetzen möchte, und würde er selbst bey sich befinden, wie
hochnöhtig es seye, der Schwedischen hochmuht beyzeitten zu begegnen,
wie dan der cron Franckreich gar zu verkleinerlich, daß sich der Salvius
verlauthen laßen, wegen des stiffts Oßnabruck gedächte Schweden, bevor
sie es laßen wollen, mitt Franckreich in die haar zu kommen. Die unbillig-
keitt dießer praetension bey dem stifft Oßnabruck hetten sie ihme offters
remonstrirt. Und weyln sie wegen Minden ratione des termini anno 1624
der catholischen hingegen eingefürte woll begründete demonstrationes nit
annehmmen wollen, so hetten die Kayserliche das medium alternationis
inter catholicos et acatholicos vorgeschlagen. Daß nun dießes die Schwedi-
sche auch nicht acceptirten und Franckreich den terminum confoederationis
anni 1618 vorruckten, da were ihnnen a parte Franckreich woll zu begeg-
nen , dan dato etiam isto termino anni 1618, daß es in selbigen stand
wiederumb gesetzet werden soltte, so were ia unlaugbar, daß damals das
capitulum liberam electionem gehabtt und keinen herrn angenommen, der
nit angelobt, sich der catholischen religion zu bequehmen und die Pabst-
liche confirmation zu erhaltten. Comte d’Avaux: Dießes were eine
guete erinnerung, und woltte er sich deren drauß erfolgenden rationibus
und argumentis woll bedienen. [...] Ulmer Verhandlungen. [...]
W bei Nassau/Lamberg. Katholische Deputation. Hat d’Avaux gar wohl
der sachen gewogen und animirt zu sein befunden. Es müßte aber das
fundamentum totius rei auff der Kayserlichen und catholischen bestendig-
keitt gesetzet werden. Die Mediatoren sind der Franzosischen assistenz
insoweith versichert, wan man an Kayserlicher seiten nur nicht weiter zu
gehen resolvirt, und so viell sie bey dem d’Avaux vernohmmen, würde das
werck nachmaln zue der catholischen religion besten durch eine depesche
morgen am königlichen hoff recommendirt werden. [...] Lamberg: Die
Mediatoren haben ähnlich berichtet. Es were aber mitt wortten den sachen
nit abgeholffen, dan alßlangh die Franzosische ihre subsidia nit abzügen
und den Touraine abführten, so langhe würden ihre officia keinen effect
haben. Sie Kayserliche würden woll nichts nachgeben, wan sie nit von
anderen verlaßen und in eine unumbgengkliche necessitet praecipitirt
würden. [...] Nach Peñaranda ist es den Franzosen kein ernst zum frieden.
Die Saphoysche praetension und andere züghen sie in dieße tractaten und
säßen gleichsamb nur dahe zu vernehmmen, ob nicht ein und anderer sich
gegen Spanien mitt etwa einer altten anförderung angebte, damitt sie sich
deßen annehmmen, die friedenshandlung dardurch auffhaltten und invol-
viren köntten. [...] W: Weyln zwischen beeden cronen die vornehmb-
ste sache wegen so verscheidener landschafften und ansehenlichen plätzen
adiustirt, so müßte man auch pro bono christianitatis in dießen geringeren
sachen sehen, wie das werck noch voneinander zu bringen. Der Französi-
schen erbieten und die notige separation der völcker anbelangend, darin
würde man verhoffentlich auch satisfaction pro bono catholicorum bekom-
men , wan man nur die sach nit übereylete, dan zue abförderung des
Touraine albereits guette veranlaß- und vertröstung geschehen. – [...]
beide Mediatoren Lamberg aufsuchen und dessen Auftrag unverweilt an
ihn und Longueville bringen.
W bei Lamberg. Bericht über d’Avaux’ gestrige und heutige Äußerungen,
so viell es alda gedient; Betonung der Tatsache, daß die Franzosen für die
Stifter nicht allein eintreten, aber den Ksl. beistehen wollen. Lamberg:
Erfreut über d’Avaux’ guete disposition; wird sich dem Vorschlag gemäß
zunächst an die Mediatoren wenden. W: D’Avaux selbst hat geraten,
daß man ihnen nur recht zusprechen soltte. Stand der spanischen Verhand-
lungen . Schlägt zur Unterstützung von Lambergs Mission eine Deputation
der Katholiken an Mediatoren und Franzosen vor. Lamberg: Einver-
standen .
W bei Chigi. Gespräche mit Lamberg und d’Avaux. Da die Kayserliche
der stiffter conservation gantz und zumalen darauff stelleten, daß die
Frantzosische dabey mitt mehrerm ernst und würcklicher hülff assistiren
müßten, so würden die herren mediatores ihnen recht zusprechen und
remonstriren müeßen, daß mitt bloßen wortten der Schwedischen
hochmuht und der protestirenden hartnäckigkeitt nit zu erweichen. Vor-
schlag der katholischen Deputation. Hingabe der württembergischen
Klöster; mit dem Stand von 1624 in Augsburg sind die Protestanten nicht
zufrieden; in Minden wollen sie die Alternation zwischen Braunschweig
und Brandenburg nach Ws Tod. Chigi: Will Contarini informieren, die
Deputation köntte auch nicht schaden, und were höchlich zu bethauren,
daß man tali facilitate mitt den geistlichen güetteren und religionssachen
umbgienge. Auf Trauttmansdorffs Klagen über seine entsprechenden Be-
richte nach Rom hat er geantwortet, daß er nothwendig berichten müßte
und nichts hinderrücks zu sagen oder zu schreiben begerte, waß er nicht
vorhin einem selbst gesagtt. Bey welchem discursu sich dan nit wenig
betrübt zu sein bezeigt, daß dergestaldt schlecht dem catholischen weßen
vorgestanden werde. In Paris sind etlicher gemühter zimblich kald und
corrumpirt, Longueville zeigt keinen Eifer, nachdem Mazarin ihn mit
Donationen für seine auf Fortsetzung des Krieges gerichteten Pläne gewon-
nen hat. Spanische Verhandlungen in ungünstigem Stand. W: Es were
woll höchlich zu beklagen, daß zwischen dießen beeden cronen man den
frieden nit machen und den Türcken beßer begegnen soltte. Sie hetten
öffters den herrn graffen von Trautmansdorff des herrn nuncii
wollmainender erinnerung nach ermahnet und gebetten, sich zue beförde-
rung dießes friedens nacher Münster zu begeben und zugleich auß der
Schwedischen und protestirenden press, darin sie ihnen zue Oßnabruck
hieltten, zue mehrer der catholischen sach beförderung zu retten. Herr
nuncius: Wunder und über wunder nehme es ihme, das sich der herr graff
von Trautmansdorff dergestaldt zue Oßnabruck auffhaltten ließe, tägliches
mehr nachgäbe und anderst nichts gewönne, alß daß man noch weitters und
starcker in ihnen tringen thette. I. H. G.: Es weiße sich leyder tägliches
mehr auß, wie daß durch mehrers nachsehen und nachgeben nichts zu
gewinnen und der gegentheyll nur insolenter und impertinenter würde.
Trotz Erhöhung des hessischen Satisfaktionsangebotes auf 600 000 Reichs-
taler besteht Oxenstierna auf Landabtretungen; mit dieser Erhöhung hätte
man, zumal die Franzosen selbst nicht mehr gefordert haben, den Vergleich
wohl treffen können. Bitte um Empfehlung an Contarini, der in dieser
Sache verhandelt hat. Chigi: Es were woll nicht guett, daß man sich
gegen die Schweden absque ulla praevia conditione damitt zuefrieden zu
sein also weith erklert hette, und hette alsolche erklerung cum maiori fructu
bey den Frantzosischen zue deren mehrer obligation geschehen können. Die
sachen würden leyder in viele weeg vulnerirt und praecipitirt. Als auf seine
Vorhaltungen, daß Longueville selbst nicht mehr als 600 000 für die Land-
gräfin gefordert habe, der duca lachend starcke instantias mitt ruhmb und
lob der landgraffinnen meriten und qualitäten vorbracht und die praeten-
sion an land und leuthen behaubten wollen, hette er ihme gesagtt, wie daß
er seiner lachen müßte und nit glauben köntte, daß einem alsolchen herrn
ernst, gegen seine selbst eigene parola und anbringen itzo die handlung zue
unwiederbrincklichen schaden der catholischen religion soltte wollen
schwerer machen. Auff allwelches vorhaltten er auch nichts zue andtwor-
tten gewust. I. H. G.: Woltte doch bey dergleichen demonstrationibus
und argumentis ad hominem bleiben und dem duc de Longeville, welcher
sich gar zue passionirt bezaigte, nebenst dem comte d’Avaux, der hierin
auch gar zue partheysch, recht cathegizziren, dan einmaln es nit sein köntte
und müßte, daß man den Caßelischen land und leuthe überlaßen soltte, wie
dan durch dießes mittell die protestantes per indirectum erhieltten, waß sie
bey dem puncto gravaminum nit erzwungen. Wie nun dießes der herr
nuncius woll apprehendirt, so hatt er auch allen fleiß darinn anzuwenden
sich erbotten. Wegen der Gerüchte über die Ulmer Verhandlungen nit
wenig perplex und sorgfältig, sonderlich weyln die Kayserliche itziger ihrer
bezaigtten facilitet die ursach den Ulmischen particularhandlungen und
separation von Ihrer Kayserlichen Maiestet zuschreiben thetten.
W bei den Mainzern. Lambergs Mission, Vorschlag der Deputation. Main-
zer : Wollen die Katholiken deshalb für morgen berufen.
Chigi/Contarini bei W. Chigi: Sie waren nach Anhörung Lambergs bei
den Franzosen, welche sie dan gar woll inclinirt zu sein befunden, der duc
de Longeville sich auch viell anderst und beßer der catholischen und stiffter
sachen halber alß vor wenig thagen veranlaßt. Wegen der Hessischen satis-
faction were zwarn auff sein voriges bitten und depraediciren der
landgräffinnen ihrer qualiteten und meriten gefallen, er hette ihme aber
geandtworttet, daß sich seiner verwunderen und lachen müßte, indeme er
sich bey der gantzen christenheit dardurch beschreyet machen würde, daß
er ex nimia passione et affectu sein erstes wortt und begeren cum damno
catholicae religionis umbkehren woltte. Weyln sie nun in dem haubtweßen
die Frantzosische herrn plenipotentiarios also woll disponirt gefunden, so
hetten sie ihnnen auch recht der Kayserlichen anligen und klagtten expli-
cirt , daß nemblich dem werck lenger nit mitt wortten, sondern wercken zu
helffen, auch daß es nit gnug seye, den Kayserlichen bey den tractaten mit
wortten zue assistiren, da mitt größer der sachen laesion sie im feld den
Schwedischen assistirten und den Kayser und catholische necessitirten, daß
selbige in puncto gravaminum einzugehen, waß sie sonsten woll nit thuen
würden. Der reiterirter ordre, auf die W die gute Haltung der Franzosen
zurückführt, haben diese gedacht und alsolche erlangtt zu haben selbsten
erfrewet. Wegen der den Schwedischen continuirter assistenz und darauß
bey dießen tractaten in puncto gravaminum den catholischen erfolgtten
nachtheill hetten sie selbsten die dabey vorkommende rationes und motiva
woll apprehendirt, sich in vertrawen auch gegen sie also weit heraußge-
laßen und versichert, daß deßwegen den Kayserlichen sich weiters zu
beklagen die ursach auch soltte benohmmen werden. Die Einzelheiten ihrer
Resolution sollen nicht an Lamberg mitgeteilt werden, von denen sie einen
Mißbrauch bei den Spaniern befürchten, doch will d’Avaux in Osnabrück
Trauttmansdorff gnugsamb assecuriren und sinceriren, daß die Frantzösi-
sche wapffen nicht mehr den Schwedischen zue nachtheill der catholischen
religion würden assistiren, sondern daß sie ihrestheilß mehrer der catholi-
schen interesse zu beförderen gedächten, er aber hingegen von ihme die
versicherung begeren, daß die Kayserliche auch nicht weiters nachgeben
und constanter sich mitt den iniquis Suecorum et protestantium postulatis
in religione wiedersetzen würden, dan sie in dem argwahn annoch begrif-
fen , alß wan per Hispanos die Kayserliche sich möchten verleithen laßen,
wan sich Franckreich recht engagirt hette, selbige cron, damitt sie sowohl
bey ihren confoederirten alß allen protestirenden in unglimpff und feynd-
schafft gesetzet würden, selbige allein stecken zu laßen, id est daß die
Kayserliche, waß sie etliche tage mitt Franckreich den protestirenden ver-
waigert , nachgehends absque praescitu Gallorum den Schweden und prote-
stirenden einwilligeten. Wie nun mitt einem solchen procedendi modo den
catholischen zumaln nicht gedienet, es Franckreich auch nit glegen, sich
dergestaldt zue prostituiren und auff das eyß führen zu laßen, so woltten
sie deßwegen guette versicherung haben. Und wan ihnnen der herr graff
von Trautmansdorff, alß deßen sinceritet sie etwas traweten, alsolche geben
köntte, so würde man in effectu spühren, daß Franckreich den Tourraine
abförderen und auch die beyhülff der geldsmitteln der cron Schweden sub-
trahiren würde. Und möchte allem ansehen nach, wan die Kayserliche bey
den Franzosischen nur extra diffidentiam setzten, das werck noch woll
weiter zue bringen sein, dan itzo fürerst der d’Avaux von Paryß auß befeh-
ligt , den Schwedischen anzudeuten, wie daß Franckreich niemalß die
wapffen zue nachtheill der catholischen religion ergriffen und geführt.
Und weiln sie itzo verspührten, daß man sich deren hülff dergestaldt miß-
brauchte und den Kayser, nachdeme die cron Schweden ihre satisfaction
erhaltten, zue anderen der catholischen religion nachtheiligen postulatis in
puncto gravaminum nötigen woltte, so würden sie ihre subsidia sowoll an
volck alß geld subtrahiren. Bey allen dießen in högsten vertrawen gegebe-
nen resolutionibus hette sich der duc de Longeville sehr woll intentionirt
und eyffrig zue sein bezeigtt, dahero sie dan guette hoffnung schöpfften, es
würde die sach noch einen guetten außschlagh gewinnen. Der comte
d’Avaux würde auch ferner von dem herrn graven von Trautmansdorff
begehren und ihnen wollmeintlich erinneren, daß wan die Schweden und
protestirende sich nicht in wenig tagen zue beßerem accommodament
würden veranlaßen, daß er zwarn ein tagh oder zwey gleichsamb auff des
d’Avaux interposition noch abwartten, wan sie aber auch darauff nicht
flectiren oder accommodiren würden, ohne weiteren auffenthaldt sich
nacher Münster begeben möchte, der gentzlicher mainung, sie würden
alßdan näheren kauff geben und zugleich die Spanische tractaten mitt
Franckreich zue Münster auch beßer befördert werden. W: Verspricht
Geheimhaltung, will mit Trauttmansdorff reden; die katholische Deputa-
tion soll morgen beschlossen werden. Dießes haben sich die herren
mediatores woll gefallen laßen und der Venetus vermeldet, wie das er auß
allen rheden und umbstenden humanitus anderst nit urtheilen köntte, alß
daß es den Franzosischen ernst seye und daß sie ihrem erbieten getrewlich
nachzuesetzen gedächten, wan ihnnen nur a parte Caesareanorum recht
vorgangen würde, solos enim hanc causam defendere non velle, sed
coniunctim cum Caesare et catholicis. Der venezianische Vertreter in Paris ,
durch den er die Religionsfrage auch hat unterstützen lassen, berichtet
Äußerungen Mazarins, wonach an d’Avaux derart geschrieben worden sei,
daß darauß die gantze christenheit erkennen soltte, daß man ahm könig-
lichen hoff guett catholisch und der catholischen interesse auch beobachten
woltte. [...]
W bei d’Avaux. Dank für dessen Bemühungen. D’Avaux: Hat in
dieser Sache gerade mit Longueville ein Schreiben nach Frankreich ausge-
fertigt , den er so woll inclinirt und disponirt befunden, daß er es nicht
beßer wünschen konnen. Ihre näheren Absichten haben sie den Mediatoren
vertraulich mitgeteilt; und weyln er deßwegen mitt dem herrn graffen von
Trautmansdorff sich selber pro assecuratione sui regis selbst underreden
müste, so würde deßwegen nichts vorgebracht werden, sondern ihr erbieten
in generalibus mitt der offerta bestehen, daß sie abermalß in Franckreich
schreiben und die negocia bester gestaldt et interesse catholicorum am
königlichen hoff recommendiren woltten. Sonsten bestunde die sach
darauff, daß sie von den Kayserlichen die versicherung haben möchten,
Franckreich nicht bey seinem guetten willen und eyffer cum dispendio
catholicae religionis in die außgab zu setzen. Bey allwelchem discursu er
sich dan weitläuffiger elargirt und remonstrirt, wie übell es stehen woltte,
wan sie cum Caesareanis pro religione zu stehen sich erbötten und alß deren
secundi sich dahe sistirten, daß die Caesareani principaliores in lite davon
außtretten und sie allein stehen laßen würden. I. H. G.: Es ließe sich
Gotts gnad bey dießer sach würcklich verspühren, indeme des comte
d’Avaux gueter wille also mitt denen von ihme gewünschten occasionen
secundirt würde, und were der sachen nit wenig vorträglich, daß der duc de
Longeville auch einen solchen Gott gefälligen eyffer bezaigtte. Was
ratione constantiae et securitatis der Kayserlichen halber vermeldet, darin-
nen hette Franckreich recht, und würden Ihre Kayserliche Maiestet und die
catholische ihnen hierin gnugsamb versicherung geben. Es were ihme
wißend, weßen sich die Kayserliche öffters wegen der Franzosischen wapf-
fen immerzu noch continuirender schädlicher würckung beklagt, und
würde er selbst erkennen, daß seine eingewendte officia nit so viell guets, alß
die Operation der wapffen schaden thuen köntte. Comte d’Avaux:
Hierin würden die Kayserliche und catholische guette satisfaction bekom-
men , wan sie nur a parte Caesaris versichert weren, daß durch die
Spanische consilia kein betrugh gegen sie vorhanden. [...] Man merckte
täglich mehr und mehr, wie daß die Schwedische und protestirende der
catholischen religion underdruckung sich anglegen sein ließen, und würde
man derentwegen a parte Franckreich auch anderst bono modo zue den
sachen thuen, wan nur die Kayserliche und catholische den protestirenden
nit mehrers nachgebten, dan die ihme zukommene konigliche befelche dieße
conditiones zue salvirung der stiffter, und was von dem puncto grava-
minum dependirte, annectirt hetten, daß Ihre Kayserliche Maiestet, Ihre
Churfürstliche Durchlaucht in Bayeren auch davon nit zu weichen und noch
mehrers nachzugeben gedächten. Er hette guette nachricht und wüste
sicherlich, daß ihrer etliche damitt umbgiengen, einen der catholischen
religion nit zugethanen Kayser zu machen. Wie dießes nun gantz gegen der
cron Franckreich intention, also würde man auch beßer auffmercken, dan
des Taciti dictum den protestirenden woll zue appliciren: Dum fiunt pares,
superiores esse volunt. I. H. G.: Die schreibens nacher Franckreich
würden woll guett fallen, weyln sie unter seiner hand und direction. Der
Schwedischen und protestirenden zue der catholischen religion vertilgung
zielende intentiones und consilia hetten billig propter tam varios et funestos
effectus in Franckreich sollen bekand sein, wie sie dan deßwegen öffters
wollmeinende und trewherzige erinnerung gethan. Und weiln nunmehr
allerseits alsolche gefehrliche weittaußsehende vorhaben bekand, so müste
man auch unanimi consilio, animo et viribus sich dawieder setzen. Die
catholische hetten niemaln zue anderer intention alß pro religione sua et
conservatione status imperii die wapffen ergriffen, würden dabey beharren
und mitt Franckreich gern in guetter verstendnuß deßwegen stehen.
Comte d’Avaux: Die guette verstendnuß und zusammensetzung were
nöttig und dienlich, darzue er dan gern cooperiren woltte und sich recht
gegen den graven von Trautmansdorff expectoriren. Der duc de Longeville,
wie er zuvor vermeldet, were pro catholica religione sehr eyffrig und hette
verscheidene sachen dem secretario angeben, deren er sich noch nicht
undernehmmen dörffen, were aber froe, daß es von ihme geschehen und es
also in ihrer beeder nahmen vorbracht würde. Es hette auch der duc de
Longeville dießen seinen guetten eyffer und willen mitt dießem bestettiget,
daß man keine sach halb thuen müßte, sondern sich, wie es der sachen
beschaffenheit und nottörfft erförderte, recht bezaigen. Gemelten ducis
guetes naturell were der sachen sehr vorstendig, dan ob er zwarn zue
Oßnabruck vermögh der instruction absolute ohn weiter fragen negociiren
köntte, so köntte doch, wan ein ander nit woll intentionirter zue Münster in
ista autoritate alß der duc de Longeville were, einen woll öffters mitt ver-
scheidenen dubiis und remonstrationibus, daß hette man so sollen oder
können thuen, irr machen. Dießes thette er duca aber nicht, sondern were
mitt seinen verrichtungen gantz woll zufrieden, derentwegen er dan desto
mehr animirt und nunmehr pro catholicis vom königlichen hoff authorisirt
nacher Oßnabruck sich wiederumb begeben köntte. I. H. G.: Alle
catholische würden Gott fleißig bitten, daß er zue seinem weiters unsterb-
lichen rhumb zue seinem selbst eigenen contento die vorhabende
negociation fortsetzen möchte, und würde er selbst bey sich befinden, wie
hochnöhtig es seye, der Schwedischen hochmuht beyzeitten zu begegnen,
wie dan der cron Franckreich gar zu verkleinerlich, daß sich der Salvius
verlauthen laßen, wegen des stiffts Oßnabruck gedächte Schweden, bevor
sie es laßen wollen, mitt Franckreich in die haar zu kommen. Die unbillig-
keitt dießer praetension bey dem stifft Oßnabruck hetten sie ihme offters
remonstrirt. Und weyln sie wegen Minden ratione des termini anno 1624
der catholischen hingegen eingefürte woll begründete demonstrationes nit
annehmmen wollen, so hetten die Kayserliche das medium alternationis
inter catholicos et acatholicos vorgeschlagen. Daß nun dießes die Schwedi-
sche auch nicht acceptirten und Franckreich den terminum confoederationis
anni 1618 vorruckten, da were ihnnen a parte Franckreich woll zu begeg-
nen , dan dato etiam isto termino anni 1618, daß es in selbigen stand
wiederumb gesetzet werden soltte, so were ia unlaugbar, daß damals das
capitulum liberam electionem gehabtt und keinen herrn angenommen, der
nit angelobt, sich der catholischen religion zu bequehmen und die Pabst-
liche confirmation zu erhaltten. Comte d’Avaux: Dießes were eine
guete erinnerung, und woltte er sich deren drauß erfolgenden rationibus
und argumentis woll bedienen. [...] Ulmer Verhandlungen. [...]
W bei Nassau/Lamberg. Katholische Deputation. Hat d’Avaux gar wohl
der sachen gewogen und animirt zu sein befunden. Es müßte aber das
fundamentum totius rei auff der Kayserlichen und catholischen bestendig-
keitt gesetzet werden. Die Mediatoren sind der Franzosischen assistenz
insoweith versichert, wan man an Kayserlicher seiten nur nicht weiter zu
gehen resolvirt, und so viell sie bey dem d’Avaux vernohmmen, würde das
werck nachmaln zue der catholischen religion besten durch eine depesche
morgen am königlichen hoff recommendirt werden. [...] Lamberg: Die
Mediatoren haben ähnlich berichtet. Es were aber mitt wortten den sachen
nit abgeholffen, dan alßlangh die Franzosische ihre subsidia nit abzügen
und den Touraine abführten, so langhe würden ihre officia keinen effect
haben. Sie Kayserliche würden woll nichts nachgeben, wan sie nit von
anderen verlaßen und in eine unumbgengkliche necessitet praecipitirt
würden. [...] Nach Peñaranda ist es den Franzosen kein ernst zum frieden.
Die Saphoysche praetension und andere züghen sie in dieße tractaten und
säßen gleichsamb nur dahe zu vernehmmen, ob nicht ein und anderer sich
gegen Spanien mitt etwa einer altten anförderung angebte, damitt sie sich
deßen annehmmen, die friedenshandlung dardurch auffhaltten und invol-
viren köntten. [...] W: Weyln zwischen beeden cronen die vornehmb-
ste sache wegen so verscheidener landschafften und ansehenlichen plätzen
adiustirt, so müßte man auch pro bono christianitatis in dießen geringeren
sachen sehen, wie das werck noch voneinander zu bringen. Der Französi-
schen erbieten und die notige separation der völcker anbelangend, darin
würde man verhoffentlich auch satisfaction pro bono catholicorum bekom-
men , wan man nur die sach nit übereylete, dan zue abförderung des
Touraine albereits guette veranlaß- und vertröstung geschehen. – [...]