Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 II 12
1647 II 12
Dienstag Bericht Buschmanns: Nach gestrigen vergeblichen
Erkundigungsversuchen hat heute Trauttmansdorff ihn und Krebs (Bayern)
über die gestrigen Verhandlungen mit den Schweden unterrichtet. Man hat
den Schweden vergeblich für Minden/Osnabrück alle Oderzölle auf 10
Jahre geboten; als d’Avaux erklärte, Frankreich werde den Verlust für die
Katholiken nicht hinnehmen, hat Salvius geantwortet, die Protestanten
suchten nur, was sie 1618 gehabt hätten, mit dem Jahr 1624 seien sie den
Katholiken genug entgegengekommen. Dann hat d’Avaux für Gustafsson
50 000 Reichstaler geboten, Salvius unter Verweis auf die Klagen der
Untertanen gegen W abgelehnt, Wildeshausen für Schweden unter Aus-
schluß des münsterischen Prozeßvorbehaltes gefordert. Schweden verlangt
jetzt wieder 1 000 000 Reichstaler, die Frankreich gegen Erweiterung seiner
Forderungen auf Benfeld und die Waldstädte anbietet, was die Ksl. gantz
nicht thuenlich befinden. Drängen der Schweden auf Restitution der erb-
ländischen Exulanten und Rückgabe eines Teiles der Oberpfalz, wogegen
d’Avaux die Zahlung einer Million für Pfalzgraf Eduard vorgebracht hat.
Er hab sich auch sonsten in allem gar kaldsinnig und gar nicht mitt dem
eyffer, wie er sich mehrmaln sonsten mitt wortten vernehmmen laßen,
bezeigt, worauß zu sehen, waß auff der Franzosen sinceriren und vertrö-
stungen zu bawen seye. An deme wolle es nicht liegen, daß sie bey den
Schweden sich bezeigten, alß ob sie dießes oder jenes lieber anderst sehen,
sondern, wan ihnnen zu trawen, müßte cum effectu und mitt nachtruck die
erklerung geschehen, daß es dergestaldt sein soltte, auch ihren exercitum
würcklich von den Schweden abförderten. Salvius hat weiter geäußert, die
Katholiken hätten den Krieg begonnen, sie müßten zu seiner Beendigung
jetzt etwas leisten. Als er unter Anführung der braunschweigischen Klagen
die Entschädigung Brandenburgs mit Hildesheim und Münster vorschlug,
ist Volmar aufgestanden und gegangen. Die Ksl. schließen daraus, daß es
den Kronen mit dem Frieden kein Ernst ist und sie, auch wenn man alles
bewilligt, nur neue Forderungen stellen werden. Die angestrebte Verteilung
der Armee ist wohl dahin angesehen, per indirectum des übrigen reichs sich
zu ermechtigen. Dießemnach hab der herr graff von Trautmansdorff dem
Churbayerischen doctorn Krebs in langem discurs zue gemüht geführt, waß
für frucht Churbayeren auß dem, daß man sich von den Franzosen alßo ad
partem verlaiten ließe, herwachßen werde, und wie solches sowohl zue dero
eigen landen alß des gantzen reichs undergangk nothwendig gereichen
müeßte. Wargegen der Dr. Krebs vermeldet, daß sie anderst nichts thuen
köntten, alß weßen befelcht. Es seyen auch die sach in solchen verlauff
allerseits gerahten, daß Seiner Churfürstlichen Durchlaucht ein anders
nicht diene, und würden sie wenigstens damitt, da doch, wie es das ansehen
hab, alles zue grund gehen werde, beneficium ordinis erhaltten können.
Darauff zwarn der herr graff von Trautmansdorff vermeldet, daß auch
solches feihlen würde. Er Dr. Krebs aber dabey geblieben, daß ihre instruc-
tion und befelche solches alßo thette mittbringen, und were Churbayern nit
zu verdencken, mitt Franckreich absonderlich, wans ie anderst nicht sein
könne, sich einzulaßen und zue salviren. Auff welches er canzler Busch-
man , daß aber ein solches auch gar ein ungewißes dingh, mitt dem discursu
einlauffen laßen. Auf Trauttmansdorffs Anfrage bei d’Avaux, ob Sal-
vius sich nach Volmars Weggang noch besser erklärt habe, hat d’Avaux
geantwortet, man solle sich von den Schweden nicht schrecken lassen, die
sich auch in der pommerischen Frage erst hart gezeigt und dann nachgege-
ben hätten. Warnach der herr graff von Trautmansdorff abermahln der
Französischen oblation wegen des geldtherliehens dahin gedacht, daß
darauß woll zu verspühren, daß in die Münsterischen tractaten sie dar-
durch einen riß zu machen und alßo weiter und weiter zu gehen suchen
thetten. [...] Wittgenstein hat gestern bei Trauttmansdorff auf die Bewilli-
gung Mindens für Brandenburg gedrungen, worauf ihm die von W über-
gebenen Informationen mit der Erklärung zugestellt wurden, das Stift
müsse katholisch bleiben. Wittgenstein hat auch von der Abtretung von vier
hildesheimischen Ämter an Mecklenburg gesprochen.
Bayern bei W. Bericht über das Gespräch bei Trauttmansdorff, der ange-
sichts der schwedischen Haltung die Verhandlungen für aussichtslos hält,
nachdem er ihnen noch am Montag sichere Hoffnung auf einen Abschluß
gegeben hatte. W: Daß es dem zustand der wapffen (wavon gleich
wohl bey dießen tractaten alßo viell dependirte) sehr schädlich, daß man
sowohl an Kayserlichen alß Churbayerischen hoff sie mitt dem gewißen
friedensschluß vertröstete, und der gegentheill hingegen sich mitt keinen
rationibus, sondern sola apprehensione der waffen würde bewegen laßen.
Die Churbayerische: Sie verspührten wohl, daß die rationes bey den
Schweden nicht gültten, und indeme die media wegen der nötigen armatur
und gegenverfaßung sich nebenst den nötigen quartirn auch nicht mehr
fünden, so were es woll ein schwer und gefehrlicher zustand. Ihr gnädigster
herr, der so viell bey dem kriegsweßen gethan, fiele selbiges lenger außzu-
führen allzuschwer, trungen derowegen continuirlich auff den frieden, und
wan sie in gehorsambsten vertrawen rheden soltten, merckten sie anderst
nicht, alß daß Ihre Churfürstliche Durchlaucht, es gienge auch wie es
woltte, sich auß dem krieg zu setzen gedächten. I. H. G.: Daß Ihre
Churfürstliche Durchlaucht uff dero conservation gedächten, daß were
dero vorsichtigkeitt zuzuschreiben, obs aber rebus sic stantibus per modum
separationis, wie es die Kayserliche sagten, zu erhaltten, weren auch noch
verscheidene und wichtige sachen bey zue consideriren. Die Churbaye-
rische : Sie müßten bekennen, daß ihnnen verscheidene sachen auch dabey
zue gemüht giengen, wie sie dan auch nicht underlaßen, dero sorgliche bey-
fallende gedancken zue überschreiben. Alß langh sie aber keinen anderen
befelch von ihrem gnädigsten herrn bekehmen, müsten sie demjenigen nach-
kommen , was sie in instructione hetten. I. H. G.: Sie sorgten sehr, daß
bey alßo glücklichen der confoederirten armeen progressen und indeme sie
also gering zusammensetzten und praeparatoria zum wiederstand vermer-
cken , sie würden schwerlich zum frieden oder dero vorhaben, Teutschland
under sich zu bringen, abstehen. Und wie der anfang itzo mitt den biß-
thumben gemacht, so würde mans hernacher den fürstlichen häußeren auch
machen. Dank für die bayerische Unterstützung wegen Minden und Osna-
brück . Bey dem genommenen abschiede haben die Churbayerische in
vertrawen vermeldet, wie daß der comte d’Avaux ihme alß wegen der
von den Schwedischen gemachten newen difficulteten gerehdet, er ihme
gleichsamb klagend angezeigt, daß die leuth sehr hochmütig würden, wie
dan der Ochsenstern bey ihme auff dem sessel unlangst sitzend solche conti-
nence gemacht, alß wan er ex cathedra leges, wie es sein soltte und müste,
praescribirt, darauff er den d’Avaux erinnert, daß Franckreich derowegen
bey zeitten woll auff sich zu mercken. – Schreiben an die münsterischen
Räte .
Erkundigungsversuchen hat heute Trauttmansdorff ihn und Krebs (Bayern)
über die gestrigen Verhandlungen mit den Schweden unterrichtet. Man hat
den Schweden vergeblich für Minden/Osnabrück alle Oderzölle auf 10
Jahre geboten; als d’Avaux erklärte, Frankreich werde den Verlust für die
Katholiken nicht hinnehmen, hat Salvius geantwortet, die Protestanten
suchten nur, was sie 1618 gehabt hätten, mit dem Jahr 1624 seien sie den
Katholiken genug entgegengekommen. Dann hat d’Avaux für Gustafsson
50 000 Reichstaler geboten, Salvius unter Verweis auf die Klagen der
Untertanen gegen W abgelehnt, Wildeshausen für Schweden unter Aus-
schluß des münsterischen Prozeßvorbehaltes gefordert. Schweden verlangt
jetzt wieder 1 000 000 Reichstaler, die Frankreich gegen Erweiterung seiner
Forderungen auf Benfeld und die Waldstädte anbietet, was die Ksl. gantz
nicht thuenlich befinden. Drängen der Schweden auf Restitution der erb-
ländischen Exulanten und Rückgabe eines Teiles der Oberpfalz, wogegen
d’Avaux die Zahlung einer Million für Pfalzgraf Eduard vorgebracht hat.
Er hab sich auch sonsten in allem gar kaldsinnig und gar nicht mitt dem
eyffer, wie er sich mehrmaln sonsten mitt wortten vernehmmen laßen,
bezeigt, worauß zu sehen, waß auff der Franzosen sinceriren und vertrö-
stungen zu bawen seye. An deme wolle es nicht liegen, daß sie bey den
Schweden sich bezeigten, alß ob sie dießes oder jenes lieber anderst sehen,
sondern, wan ihnnen zu trawen, müßte cum effectu und mitt nachtruck die
erklerung geschehen, daß es dergestaldt sein soltte, auch ihren exercitum
würcklich von den Schweden abförderten. Salvius hat weiter geäußert, die
Katholiken hätten den Krieg begonnen, sie müßten zu seiner Beendigung
jetzt etwas leisten. Als er unter Anführung der braunschweigischen Klagen
die Entschädigung Brandenburgs mit Hildesheim und Münster vorschlug,
ist Volmar aufgestanden und gegangen. Die Ksl. schließen daraus, daß es
den Kronen mit dem Frieden kein Ernst ist und sie, auch wenn man alles
bewilligt, nur neue Forderungen stellen werden. Die angestrebte Verteilung
der Armee ist wohl dahin angesehen, per indirectum des übrigen reichs sich
zu ermechtigen. Dießemnach hab der herr graff von Trautmansdorff dem
Churbayerischen doctorn Krebs in langem discurs zue gemüht geführt, waß
für frucht Churbayeren auß dem, daß man sich von den Franzosen alßo ad
partem verlaiten ließe, herwachßen werde, und wie solches sowohl zue dero
eigen landen alß des gantzen reichs undergangk nothwendig gereichen
müeßte. Wargegen der Dr. Krebs vermeldet, daß sie anderst nichts thuen
köntten, alß weßen befelcht. Es seyen auch die sach in solchen verlauff
allerseits gerahten, daß Seiner Churfürstlichen Durchlaucht ein anders
nicht diene, und würden sie wenigstens damitt, da doch, wie es das ansehen
hab, alles zue grund gehen werde, beneficium ordinis erhaltten können.
Darauff zwarn der herr graff von Trautmansdorff vermeldet, daß auch
solches feihlen würde. Er Dr. Krebs aber dabey geblieben, daß ihre instruc-
tion und befelche solches alßo thette mittbringen, und were Churbayern nit
zu verdencken, mitt Franckreich absonderlich, wans ie anderst nicht sein
könne, sich einzulaßen und zue salviren. Auff welches er canzler Busch-
man , daß aber ein solches auch gar ein ungewißes dingh, mitt dem discursu
einlauffen laßen. Auf Trauttmansdorffs Anfrage bei d’Avaux, ob Sal-
vius sich nach Volmars Weggang noch besser erklärt habe, hat d’Avaux
geantwortet, man solle sich von den Schweden nicht schrecken lassen, die
sich auch in der pommerischen Frage erst hart gezeigt und dann nachgege-
ben hätten. Warnach der herr graff von Trautmansdorff abermahln der
Französischen oblation wegen des geldtherliehens dahin gedacht, daß
darauß woll zu verspühren, daß in die Münsterischen tractaten sie dar-
durch einen riß zu machen und alßo weiter und weiter zu gehen suchen
thetten. [...] Wittgenstein hat gestern bei Trauttmansdorff auf die Bewilli-
gung Mindens für Brandenburg gedrungen, worauf ihm die von W über-
gebenen Informationen mit der Erklärung zugestellt wurden, das Stift
müsse katholisch bleiben. Wittgenstein hat auch von der Abtretung von vier
hildesheimischen Ämter an Mecklenburg gesprochen.
Bayern bei W. Bericht über das Gespräch bei Trauttmansdorff, der ange-
sichts der schwedischen Haltung die Verhandlungen für aussichtslos hält,
nachdem er ihnen noch am Montag sichere Hoffnung auf einen Abschluß
gegeben hatte. W: Daß es dem zustand der wapffen (wavon gleich
wohl bey dießen tractaten alßo viell dependirte) sehr schädlich, daß man
sowohl an Kayserlichen alß Churbayerischen hoff sie mitt dem gewißen
friedensschluß vertröstete, und der gegentheill hingegen sich mitt keinen
rationibus, sondern sola apprehensione der waffen würde bewegen laßen.
Die Churbayerische: Sie verspührten wohl, daß die rationes bey den
Schweden nicht gültten, und indeme die media wegen der nötigen armatur
und gegenverfaßung sich nebenst den nötigen quartirn auch nicht mehr
fünden, so were es woll ein schwer und gefehrlicher zustand. Ihr gnädigster
herr, der so viell bey dem kriegsweßen gethan, fiele selbiges lenger außzu-
führen allzuschwer, trungen derowegen continuirlich auff den frieden, und
wan sie in gehorsambsten vertrawen rheden soltten, merckten sie anderst
nicht, alß daß Ihre Churfürstliche Durchlaucht, es gienge auch wie es
woltte, sich auß dem krieg zu setzen gedächten. I. H. G.: Daß Ihre
Churfürstliche Durchlaucht uff dero conservation gedächten, daß were
dero vorsichtigkeitt zuzuschreiben, obs aber rebus sic stantibus per modum
separationis, wie es die Kayserliche sagten, zu erhaltten, weren auch noch
verscheidene und wichtige sachen bey zue consideriren. Die Churbaye-
rische : Sie müßten bekennen, daß ihnnen verscheidene sachen auch dabey
zue gemüht giengen, wie sie dan auch nicht underlaßen, dero sorgliche bey-
fallende gedancken zue überschreiben. Alß langh sie aber keinen anderen
befelch von ihrem gnädigsten herrn bekehmen, müsten sie demjenigen nach-
kommen , was sie in instructione hetten. I. H. G.: Sie sorgten sehr, daß
bey alßo glücklichen der confoederirten armeen progressen und indeme sie
also gering zusammensetzten und praeparatoria zum wiederstand vermer-
cken , sie würden schwerlich zum frieden oder dero vorhaben, Teutschland
under sich zu bringen, abstehen. Und wie der anfang itzo mitt den biß-
thumben gemacht, so würde mans hernacher den fürstlichen häußeren auch
machen. Dank für die bayerische Unterstützung wegen Minden und Osna-
brück . Bey dem genommenen abschiede haben die Churbayerische in
vertrawen vermeldet, wie daß der comte d’Avaux ihme alß wegen der
von den Schwedischen gemachten newen difficulteten gerehdet, er ihme
gleichsamb klagend angezeigt, daß die leuth sehr hochmütig würden, wie
dan der Ochsenstern bey ihme auff dem sessel unlangst sitzend solche conti-
nence gemacht, alß wan er ex cathedra leges, wie es sein soltte und müste,
praescribirt, darauff er den d’Avaux erinnert, daß Franckreich derowegen
bey zeitten woll auff sich zu mercken. – Schreiben an die münsterischen
Räte .