Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
120. Fortsetzung der Re- und Correlation (sessio publica XXVI sivecontinuatio re- et correlationis) Osnabrück 1646 April 17/27
120
Fortsetzung der Re- und Correlation (sessio publica XXVI sivecontinuatio re- et correlationis)
Osnabrück 1646 April 17/27
Braunschweig-Lüneburg-Calenberg B I fol. 302–314’ (= Druckvorlage); damit identisch
Baden-Durlach A I fol. 317–329, Brandenburg-Kulmbach B IV fol. 307–316’, Braun-
schweig -Lüneburg-Celle A I unfol., Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel A I fol.
338–350, Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel B I fol. 223–228’, Hessen-Kassel A
XIII fol. 342’–353, Magdeburg E fol. 375’–376’, 378–389’, Magdeburg Ea fol. 390–404’,
Pommern A I fol. 383’–402’, Sachsen-Altenburg A II 1 fol. 327’–339’, Sachsen-Gotha
A III fol. 378–385, Sachsen-Lauenburg B S. 640–662, Sachsen-Weimar A III fol.
127–131’, Sachsen-Weimar B IV fol. 352–359, Grafen von Schwarzburg A I fol.
221–230’, Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken) A III 3 fol. 33–45’, Wetterauer
Grafen ( Ysenburg) A I unfol., Württemberg A I S. 623–646, Druck: Meiern II,
965–974; vgl. ferner Herzogtum Bayern A I 1 unfol., Magdeburg D fol. 245’–256’,
Österreich A II (XXXIII) fol. 79’–85 (= Druckvorlage für die erste Proposition des Öster-
reichischen Direktoriums), APW III A 1/1 Nr. 85.
Correlation des Städterats über die Repliken
Text: Meiern II, 947 –965. Über die Correlation war zuletzt am 10./20. April 1646 im
SRO beraten worden ( APW III A 6 Nr. 49).
der Reichs- und Hansestädte betreffend Handelsfragen
Kopien in Württemberg A I S. 1166–1173 (mit Diktatvermerk Osnabrück 1646 III
19[/29] und Präsentatsvermerk 1646 III 16[/26]) und Magdeburg H fol. 358–361’ (mit
Notiz zur Übergabe des Memorials durch Gloxin und Heider); zur ksl. und reichsstädti-
schen Überlieferung s. APW III A 6 [Nr. 36 Anm. 5] , mit Text der Schlußklausel.
Zahl der Friedensinstrumente. Einbeziehung der Hansestädte in den Städterat. Schriftsatz
des Corpus Evangelicorum betreffend Handelsfragen
Entwurf, s. d., mit eigenhändigen Korrekturen Krulls: Magdeburg H fol. 362–367. Der
korrigierte Text entspricht dem bei Meiern II, 974 ff (s. l., s. d.), doch ist der Adm. von
Magdeburg, Hg. August von Sachsen, als Aussteller genannt, während Meiern statt dessen
die ev. Fürsten und Stände anführt. Das CE hatte Krull am 3. April 1646 mit dem Entwurf
des Schriftsatzes beauftragt ( APW III A 6, 160 Z. 35ff).
streit zwischen Reichsstädten und Reichsritterschaft. Benennung fürstlicher Deputierter für
die Übergabe der Bedenken der drei Reichsräte an die Kaiserlichen. Aussprache im Ple-
num : Römische Königswahl. Verwahrung des Kurfürstenrats gegen den Vorwurf von Re-
pressalien der Kurfürsten gegenüber Reichsstädten. Kurmainzischer Rechtsvorbehalt gegen-
über der Stadt Erfurt. Bitte um Information über den Vorwurf einer versuchten Einfluß-
nahme des Kurfürstenrats auf die Führung des Direktoriums im Städterat. Rechtsvorbehalt
des sächsischen Gesamthauses bezüglich der ehemals erzstiftisch magdeburgischen Ämter
Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg [vgl. später Art. XI,9 IPO]. Kurmainzischer Vor-
behalt einer Stellungnahme zu dem Vorwurf unrechtmäßiger Erhöhung der Kanzleigebüh-
ren des Reichskammergerichts. Begleitschreiben des Reichsdirektoriums zur Übergabe der
Bedenken der Reichsräte über die Repliken der Kronen an die kaiserlichen Gesandten
Text: Gärtner IX, 211–215 (datiert: Osnabrück 1646 IV 26). Zur ksl. Überlieferung s.
APW II A 4 Nr. 58 Beilage [1]. Meiern II, 977 f., nennt als Ausstellungsort Münster.
Kurbrandenburgische Reprotestation
Text: Gärtner IX, 347–353 (datiert: Osnabrück 1646 IV 26). Zum kurbay. Rechtsvorbe-
halt zur pfälzischen Restitution s. [Nr. 119 Anm. 31] .
zischen Restitution. Reprotestation des Erzstifts Magdeburg gegen den Rechtsvorbehalt des
sächsischen Gesamthauses bezüglich der Ämter Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg.
Rechtsvorbehalt des sächsischen Gesamthauses bezüglich Erfurt. Bitte um Aufnahme der
Versorgungsansprüche Markgraf Christian Wilhelms von Brandenburg in den Friedensver-
trag [vgl. später Art. XIV,1–3 IPO ← § 30 IPM]. Protest des Erzstifts Magdeburg gegen
die Versorgungsansprüche des Markgrafen. Antrag des Fürstenratsdirektoriums beim
Reichsdirektorium auf Diktatur der Bedenken der drei Reichsräte und des Begleitschrei-
bens . Kritik des Reichsdirektoriums an der Beschwerde des Städterats über die Anfechtung
seines votum decisivum.
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten
brandenburg, Österreich (Fürstenratsdirektorium), Würzburg, Konstanz, Corvey, Magde-
burg, Bayern, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-Zweibrücken, Sachsen-Altenburg, Sach-
sen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Eisenach, Brandenburg-Kulmbach, Braunschweig-Lü-
neburg, Mecklenburg, Württemberg, Pfalz-Veldenz, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Ba-
den-Durlach, Wetterauer Grafen, Schwäbische Grafen, Nassau-Saarbrücken, Tecklenburg,
Straßburg (Städteratsdirektorium), Nürnberg, Lübeck, Ulm, Colmar, Eßlingen, Frankfurt,
Lindau.
Kurmainzisches Direktorium. Praemissis praemittendis, dem gest-
rigen verlaß nach werde bey dem städteraht beruhen, deßelben collegii
abgefaste correlation gleich dem fürstlichen
Gemeint sind die Correlationen des FR zu Klasse I und zu Klasse II, III und IV der Re-
pliken (s. [Nr. 119 Anm. 3] und 4).
des Churmaynzischen directorii die notturfft erinnert werden solte.
Reichsstädtisches Direktorium. (Straßburg , stehend:) Praemissis
praemittendis, der erbaren frey- unndt reichsstädte uber die respective Kay-
serliche unnd königlichen propositiones, resolutiones und fernere erfolgte
replicas
(Satzte sich hierauf nieder und verlase die reichsstädtische correlation, wie
dieselbe hernach communiciret worden und bey iedwedern actis zu befin-
den sein wirdt.)
Nach beschehener verlesung nahmen die churfürstliche herrn abgesante
durch die eine, die erbaren frey- und reichsstädte aber durch die andere
thür des großen gemachs einen abtritt. Daß fürstliche collegium aber
blieb darinnen undt traten anfengklich bey der geistlichen banck (alwoe
das Österreichische directorium sonst geseßen) zwischen der bühne
der churfürstlichen herrn secundariorum banck zusammen.
(Wiewol nun das Österreichische Direktorium einen fürtrag und
umbfrage thete, dieweil aber wir prothocollisten
den und die Proposition und einen Teil der Voten nicht verstehen konn-
ten , haben wir nur das Magdeburger Votum aufgezeichnet.)
Österreichisches Direktorium. Man hette auß den abgelesenen re-
lationen zwar vil sachen zue merkhen unnd darwider nothwendige ein-
wendungen zue thuen, dieweill man aber alles bereit vorher bedingt, daß
dises nur vorschleg, welche einen oder anderen reichßrath nit binden oder
in particulari praeiudicirn solten
genere zue widersprechen, unnd das man tacendo nicht[s] wolte einge-
raumbt haben.
2. Hetten die stätt weegen der commercien ein absonderliches memorial
eingebenn , so nit abgelesen worden, unnd dabey ihnen auch das ius for-
tificandi zuegeaignet , welchen man widersprechen müesße, unnd daß
man weegen der commercien so weith, alß berait in denselben puncten in
genere relationiert unnd wohl nachgeben könne, das man den chur-, für-
sten unnd stendten an ihre[m] iure superioritatis nit praeiudiciere, die ve-
stungen zue behalten oder abzuereisßen nit in ihrer willkhür gesäzt wer-
den, unnd das man die commercia in den lauff richten solte, wie sie vor 50
oder 60 jahr gestanden.
3. Daß die churfürstlichen hetten in ihrer relation gesäzt, das drey instru-
menta pacis zu verfärtigen, eins mit Frankhreich, das ander mit Schwee-
den, daß dritte, da die res Imperii inbegriffen
Siehe Relation des KFR über alle IV Klassen der Repliken, hier Klasse IV,5 ( Meiern II,
930 , dritter Absatz, beginnend Bey dem 5ten ).
im fürstenrath man eben der mainung durchgehendt gewesen, so thete
man sich accommodirn.
Wie nun die vorstimbende catholische sich in disen mit dem vortrag und
Österreich accommodiert, alß es aber auf Magdeburg komben, haben sich
die protestierende von denen catholischen fürstlichen, welches man bey
disen unordtnungen geschehen lasßen, auch abgesondert, nach gehaltener
underredtung widerumb zue ihnen getretten, unnd Magdeburg ver-
meldet: Habe die Proposition vernommen, alß
1. wegen der bedencken, ob dieselben nur also, wie sie verlesen, überge-
ben oder vorhero ein- unndt andere erinnerung beygebracht werden solle;
2. wegen des Memorials der Reichs- und Hansestädte;
3. wegen der Festungen;
4. wegen der Zahl der Friedensinstrumente;
5. wegen der hanseestädte, das dieselbe von den reichsstädten mit in ihr
collegium gezogen, welches dan als dem herkommen zuwieder beim
Churmaynzischen directorio zu ahnden were .
Dieweil man sich nun in puncto commerciorum evangelischentheils eines
gewißen gesambten voti
Schriftsatz des CE betr. Handelsfragen (s. Anm. 4), der zu Beginn auf das Memorial der
Reichs- und Hansestädte Bezug nimmt ( Meiern II, 974 ).
deswegen miteinander vernehmen, gestalt dan die evangelische bethen,
ihnen zu dem ende einen abtrit zu verstatten.
Darauf traten die herrn evangelischen an das eine, die herrn catholischen
aber an daß andere ende des gemachs, unndt nach gepflogener unterre-
dung proponirte communi dominorum evangelicorum nomine Magde-
burg . Der evangelischen fürsten und stände anwesende herrn abgesante
bedanckten sich gebührendes fleißes, daß die herrn catholischen ihnen
einen abtrit unndt unterredung verstatten wollen, unndt hetten sowol
die gestrigen tages verlesene re- und correlationes alß daß anizo abge-
lesene bedencken des städterahts angehöret unnd ausführlichen inhalts
eingenommen. Wiewol nun eines unndt anderes hierbey zu erinnern we-
re, dieweil aber deswegen die tractaten nichtt aufzuhalten, so weren sie
der meinung, daß alle drey gemelte reichsbedencken den Kayserlichen
herrn plenipotentiariis durch gewiße deputirte von beyden religionen in
gleicher anzahl unverlengt übergeben werden, unndt wolten ihnen fer-
nere notturfft unndt erinnerungen beim progress der tractaten vorbehal-
ten haben. Zu dem ende bethen sie, daß dieselben fürsten unndt ständen
per dictaturam communiciret werden, damit sie sich darinnen ersehen,
die sachen wol erwegen unnd sodan die notturfft beobachten mögen.
In puncto commerciorum habe man sich evangelischentheils eines ge-
meinen voti verglichen, welches er ietzo ablesen wolle:
(Finita lectione.) Im übrigen, was den punct wegen der vestungen an-
langet, hetten weder die erbaren reichs- noch auch die hanseestädte für-
sten und ständen ziel noch maß zu geben, wie sie es mit ihren stäten
und vestungen halten solten, sondern stünde denselben frey, ob sie die
in ihren landen befindtliche vestungen stehen oder demoliren laßen
wolten.
Den numerum instrumentorum pacis belangendt, halte man evangeli-
schentheils dafür, daß zweene haubtinstrumenta (eines uf die tractaten
mit der cron Schweden, daß andere aber uf die mit der cron Franckreich)
gefertiget werden und in iedwederß auch die reichssachen gebracht wer-
den könten.
Waß sonst das Osterreichische hochlöbliche directorium wegen der ein-
nehmung der hanseestädte in den städtraht angereget, daß könte gar wol
beim Churmaynzischen reichsdirectorio geahndet werden.
Österreich. Vermeinte nochmalß, beßer zu sein, wan unterschiedtliche
instrumenta aufgerichtet würden.
Braunschweig-Lüneburg. Ihr Kayserliche mayestät möchte wol
ein instrument mit der cron Schweden unnd dan eines mit der cron
Franckreich aufrichten, die cronen aber würden die causas Imperii nicht
wollen separiren laßen.
Österreich. Es were darumb keine separation nicht, dan die instru-
menta mit den cronen würden sich auf das referiren, so mit den ständen
gemachet, et e contrario.
Braunschweig-Lüneburg. A parte statuum würde es wol kein son-
derliches bedencken haben, die cronen aber würden es wol nicht gesche-
hen laßen, und lauffe doch uf eines hinnauß.
Und was sonst mehr für interlocuta hierüber gefielen.
1–7 Konstanz – solle] Österreich A II (XXXIII): Man hat sich aber catholischentheilß
zue dem aufsaz weegen der commercien, so von den protestierenden vorher in concilia-
bulo Magdeburgico zuesambengetragen worden, eben darumben nit verstehen wollen,
[2.] zuemahln ihn auch die catholische zue Münster nie gesehen, unnd 3. selber wider
den terminum de anno 1618 lauffete unnd sonsten weegen der zollsgerechtigkheiten etli-
chen hohen stendten praeiudicierlich〈s〉 in sich hette.
undt des auf das stätische memorial abgefasten voti communis möchte er
wünschen, daß die sache an beyden ohrten were deliberiret worden. Weil
es aber zu Münster ganz nicht fürkommen , so behalte er die notturfft
bevor unnd conformire sich immittels mit Österreich unnd zum theil
mit den evangelischen, nemblich das alles in den vörigen standt hinwieder
gebracht werden solle.
Weil auch die städte ihr bedencken albereit den cronen übergeben
von gesambten ständen darüber gerahtschlaget worden, so were sölches
zu ahnden, unnd vergleichte sich auch mit der Österreichischen erinne-
rung wegen der hanseestädte etc.
Ratione fortificationum wie Magdeburg unndt sonderlich wie Österreich,
daß nemblich sölches der städte postulatum gesambten standen zu merck-
lichen praeiudiz gereichen würde.
Sonst were wol gut, wan die reichssachen in ein sonderlich instrumentum
gebracht würden, wan aber ie die cronen so gar hart darauf bestünden,
daß alles in eines kommen solte, könte er es in eventum auch wol gesche-
hen laßen.
Gräfflich Fränckischer abgesandter berichtete nomine civitatum inter-
loquendo, daß der reichs-, auch hanseestädte bedencken in puncto com-
merciorum vor etlichen wochen dem Churmaynzischen directorio zur
consultation were eingeschicket worden .
Schwäbische Grafen. (Könte nicht verstanden werden, ohne das so
viel auß den interlocutis abzunehmen, daß unter andern auch von der
freyen reichsritterschafft unnd den reichsstätten, welch theil dem andern
fürzusetzen
Der 1619 aufgebrochene Konflikt zwischen Reichsrittern und Reichsstädten um die Prä-
zedenz war durch die Nachordnung der Ritterschaft in der schwed. Proposition II und der
ksl. Responsion an Schweden auf den WFK getragen worden (s. Art. 3 bzw. zu Art. 3,
Meiern I, 436 bzw. 619). Der FRO hatte sich noch nicht mit diesem Streit befaßt. Die
Wetterauer Gf.en hatten die Reichsritterschaft in ihrem Votum zur Amnestie vom 8. Fe-
bruar 1646 den Reichsstädten nachgeordnet (s. Nr. 98 bei Anm. 97), während in der Cor-
relation des FR zu Klasse I,1 der Repliken ( Meiern II, 514 ) die Reichsstädte hintangesetzt
sind. Zum Verlauf des Konflikts s. Buchstab, 98–108; Endres, 565–578.
Sachsen Altenburg. Wegen der freyen reichsritterschafft sey ein abge-
ordtneter hier, der werde den reichsstäten nicht gestendig sein, das sie
vor der ritterschafft stehen solten.
Österreichisches Direktorium. Wan in reichsabschieden oder sonst
die freye reichsritterschafft genennet werde, würde sie allezeit den städten
vorgesetzet .
Stellete hierauf ferner zur umbfrage, wie es mit der deputation zu halten
und ob es bey der ordinaria deputatione
Zu den Mitgliedern der ordentlichen Reichsdeputation s. APW III A 3/1 [Nr. 2 Anm. 53] .
Österreich. Wan es ein ordinari reichstag were, wolte man dem her-
kommen nicht gerne praeiudiciren. So sey es aber ein ganz extraordinari
werck, unndt könte daher eine extraordinari deputatio angestellet wer-
den.
Bayern. Laße es beim reichsherkommen verpleiben unndt könne nicht
davon abweichen.
Würzburg. Sey zwart indifferent, wan man aber gleiche anzahl [von
katholischer und evangelischer Seite] haben wolte, müste eine extraordi-
nari deputatio gemachet werden.
Bayern. So möchte man den ordinariis deputatis etliche extraordinarios
zuordtnen.
Magdeburg. Weil es am besten, das in pari numero von beyden religio-
nen deputirte abgeordtnet werden, dieser conventus auch an sich selbsten
extraordinarius sey, so würde wol eine extraordinaria deputatio angestel-
let werden müßen, dazu er von evangelischer seiten Sachsen Altenburg,
Braunschweig Lüneburg unnd Wetterawische grafen fürschlüge, unndt
würden die herrn catholische ihres mittels auch so viel darzuzuordtnen
wißen.
Konstanz. (Könte zwar nicht eigentlich vernommen werden, doch
ginge es dahin, das die geistlichen sich von dieser deputation unnd insi-
nuation nicht würden ausschließen.)
Österreichisches Direktorium.
Bayern, Sachsen Altenburg, Braunschweig Lüneburg und Wetterawische
graffen, von der geistlichen aber Osterreich, Würzburg unnd praelaten
ernennet werden.
Darauf etliche kleine interlocuta ergingen.
Post reditum dominorum electoralium proponirte daß Kurmainzische
Direktorium. Vorwolgedachte etc., an seiten der churfürstlichen rähte,
potschafften unndt gesanten habe man sowoll gestern alß heute die con-
tenta der fürstlichen unndt der erbaren reichsstädte correlation angehöret
unndt wol eingenommen und zuvorderst observiret, daß unterschiedene
memorialia unndt beylagen von beyden theilen allegiret. Weil aber deren
contenta den churfürstlichen gesanten noch unbekandt, so hette man
wünschen mügen, daß dieselben vorhero weren communiciret worden.
Dem sey aber, wie es wolle, daferne in sölchen memorialn unndt beyla-
gen etwas enthalten, daß wieder des Heyligen Reichs constitutiones, die
güldene bull oder hergebrachte observantz lauffe, sölchem allen wolle
man a parte electorum per expressum contradiciret unndt die notturfft
bestermaßen reserviret haben.
Ferner in particulari hetten sie aus der fürstlichen correlation wargenom-
men, das sie dafürhalten, ob solte die wahl eines Römischen königes in
comitiis erst beredet werden müßen
Siehe Correlation des FR zu Klasse I,2 der Repliken ( Meiern II, 519 , zweiter Absatz,
beginnend Endlichen hat ).
baren reichsstädte aufsaz a contrario sensu sich schließen laße, indeme sie
sezen, das sede vacante kein Römischer könig gewehlet werden solle, es
sey dan, das es die notturfft erfordere
Siehe Correlation des SR über die Repliken, Klasse I,2 ( Meiern II, 954f. , hier 955, erster
Absatz, beginnend Und gleichwie ).
fürstlichen, nicht hoffen, daß fürsten unndt stände dem hochlöblichen
churfürstlichen collegio in den iuribus, so sie notorie hergebracht unndt
ihnen crafft der güldenen bull und bekanter observantz zustunden, ein-
trag zu thun begeren. In sölcher hofnung wolle man es an seinen ohrt
gestellet sein laßen, nicht zweiffelend, es werde bey der güldenen bull
Caroli IV. unndt ungeenderter observantz sein verpleiben haben.
2. Wiße man sich a parte des churfürstlichen collegii nicht zu erinnern,
das die erbaren frey- unndt reichsstädte etc.
(Indeme wurde der herr director gewahr, das die erbaren freyen reichs-
städte noch nicht wieder zur stelle waren, hielte derowegen solange, bis
sie eingeruffen wurden, innen und wiederholte das bereits Gesagte.)
2. So habe man weinigers nicht vernommen, welchergestalt die erbaren
reichsstädte unter andern angeführet, daß die herrn churfürstlichen gegen
geringer stände, sonderlich die städte, repressalien gebrauchet oder die-
selbe in andere wege bedrücket hetten
Siehe Correlation des SR über die Repliken, Klasse I,3 Punkt 2 ( Meiern II, 957 ).
churfürstlichen collegii nicht zu erinnern, das dergleichen geschehen.
Man wolle aber hergegen verhoffen, die erbaren reichsstädte werden auch
den höhern ständen wol gönnen, was ihnen von rechts wegen gebühre.
3. Hetten sie einiges memorial, so von reichs- unnd hanseestädten beyge-
leget , angezogen. Sie, die herrn churfürstliche, möchten aber wünschen,
das sowol dieses alß andere allegirte stücken wo nicht in pleno abgelesen,
doch in andere wege weren communiciret worden. Wiewol es nun denen
herrn churfürstlichen nicht zukommen und dahero keine eigentliche
nachricht davon hetten, nachdem man aber eußerlich vernehme, daß dar-
innen allerhandt praeiudicirliche contenta, auch contra iura electoralia,
begriffen weren, so wolle man sowol diesem als was sonst in einem undt
andern praeiudicirliches enthalten, per expressum contradiciret unnd alle
competentia iura reserviret haben. Zu welchem dan auch gehören, was an
einen und andern ohrt für gravamina politica communiciret unndt dem
verlaut nach dem fürstlichen voto beygeleget worden sein solle
Siehe [Nr. 116 Anm. 4] .
Diesem nach hette man beim fürstlichen voto wargenommen unndt an
seiten des Churmaynzischen directorii in particulari zu erinnern, das in
specie ihr churfürstlicher gnaden [von Mainz] stadt Erfurth unter dem
schein, als wan sie graviret und beschweret were und daher gleich andern
in ecclesiasticis et politicis in den standt, wie sie anno 1618 sich befunden,
plenarie restituiret werden müße, gedacht unndt begeret worden
Siehe Correlation des FR zu Klasse I,1 der Repliken ( Meiern II, 514 ).
sey an seiten Churmaynz diese bedingung für die stadt Erfurth frembdt
zu vernehmen, in erwegung, das bekandt, welchergestalt ihr churfürst-
licher gnaden das ius superioritatis über dieselbe zustehen
Siehe APW III A 3/1 [Nr. 30 Anm. 9] , sowie Weiss, 541–564, 542f speziell zu den Kur-
mainzer Rechten gegenüber Erfurt.
sententiae camerales mit sich führeten. Gestalt dan bekandt unnd noto-
rium sey, das die stadt Erfurth unndt dero bürgerschafft ihr churfürst-
licher gnaden unnd dem erzstifft Maynz als erbunterthanen zustehe, wie
sie sich dan selbst darfür erkennet, auch iederzeit und noch fur kurzen
iahren also subscribiret hetten: „Eurer Churfürstlichen Gnaden gehor-
sahme unterthanen“. Uberdieß sey mehr als reichskündig, in wieviel
wege die stadt Erfurth seiner churfürstlichen gnaden in dero iuribus so-
wol superioritatis als anderen turbiret, dahero ihnen dan soviel mehr be-
frembdtlich fürkommen, daß dieselbe alß eine gravirte stadt sich in das
fürstliche votum einzuschleichen unterstanden. Wolten derowegen ihr
churfürstlicher gnaden iura expresse reserviret unndt bedinget, auch da-
hin repetiret haben, wan bey dem punct, da der mediat- und immediat-
städte gedacht werde
In den beiden Correlationen des FR werden Mediatstädte und namentlich Erfurt nur an
der Anm. 39 angegebenen Stelle genannt. In der Correlation des SR werden die Mediat-
städte in Klasse IV,3 und 4 angeführt ( Meiern II, 964 , vierter Absatz, beginnend Exauc-
torationem militæ belangend; 965, zweiter Absatz, beginnend Betreffend dann).
stadt Erfurth sich auch mit darunter verstehen wolte.
Was sonst in der erbaren reichsstädte voto für beschwerung angezogen
wegen eines eintrages, so ihnen in puncto directorii geschehen were
Siehe Correlation des SR über die Repliken, Klasse I,2 ( Meiern II, 956 , zweiter Absatz,
beginnend Und demnach ).
mangele es den herrn churfürstlichen an information. Stünde zu der
städte directorii belieben, an die handt zu geben, in quibus passibus söl-
ches geschehen. Were man sodan erbötigk, dem herkommen zu inhaeri-
ren unndt auf den fall zu remediiren.
(Hierzwischen traten der churfürstlich Sachsischer herr abgesanter her
Dr. Löber nebst den fürstlichen Sachsen Altenburgischen unnd Weyma-
rischen herrn abgesanten zusammen, darauf ferner herr Dr. Leuber mit
herrn Dr. Krebsen ein weinig redete, qui postea pergebat:)
Ferners habe man bey dem fürstlichen voto eine erinnerung zu thun, wel-
che von denen churfürstlichen Sachsischen hochansehnlichen herrn abge-
santen dem Churmaynzischen directorio an die hand gegeben worden,
so darinnen bestunde:
Nachdem dieselbe observiret hetten, das in gemeltem fürstlichen voto der
vier Magdeburgischen ambter erwehnung geschehen
Siehe Correlation des FR zu Klasse I der Repliken ( Meiern II, 517 , zweiter Absatz, be-
ginnend Den Prager Schluß). Zu den ehemals erzstiftisch magdeburgischen und damals
kursächsischen Ämtern Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg s. [Nr. 98 Anm. 53] .
churfürstliche durchlaucht ihr sonderliches ius habe, wolten sie sich
dießfals tacendo nichts begeben, sondern ihr churfürstlicher durchlaucht
notturfft unndt iura bestermaßen reserviret haben.
(Hierauf traten obgemelte chur- undt fürstliche Sachsische herrn abgesan-
ten noch einmahl zusammen.)
Zum beschluß were bey der reichsstädte voto noch dieß zu erwehnen, das
dieselbe dafürhalten, ob solten ihr churfürstliche gnaden zu Maynz eine
erhöhung der canzleytax am Kayserlichen cammergerichte zu Speyer dem
reichsherkommen zuwieder gemachet unndt dieselbe denen cammer-
gerichtsadvocaten daselbst haben insinuiren laßen
Siehe Correlation des SR über die Repliken, Klasse I,3 Punkt 7 ( Meiern II, 958 ). Kur-
mainz hatte die Kanzleigebühren des RKG durch Mandat vom 20. Oktober 1645 erhöht
(Text: Meiern II, 228 f; zur Erhebung dieser Gebühren und zur Zuordnung der Kanzlei
des RKG zur Reichskanzlei s. Dick, 11, 185).
in particulari keine information, doch wolle er sich in eventum, wan ihr
churfürstlicher gnaden interesse hierunter concurriren möchte, die not-
turfft vorbehalten.
Diesem nach werde es an deme sein, nachdem, wie für gut angesehen
worden, die re- und correlationes durch die verlesung einander commu-
niciret, davon zu reden, qualiter et per quos numehr dieselben den herrn
Kayserlichen zu insinuiren.
Ad 1. würde zu erwegen sein, ob nicht gegen die herrn Kayserliche
mündtlich zu gedencken, wie dan auch im fürstenraht zu Münster dahin
geschloßen worden, sie möchten auß den unterschiedenen mainungen
dieiennige erwehlen, welche am meisten dem reichsherkommen gemeeß,
auch dem Römischen Reich nuz- unnd fürträglich sein möchte.
Ad 2. stünde zu fernerer erklehrung, ob man bey der ordinari deputation
verpleiben oder extraordinarie etliche adiungiren wolle.
3. Were noch übrig, das hierzu abgefaßete memorial
ches dan geschahe, unndt war daß petitum kürzlich des inhalts:
Die Kayserlichen herrn plenipotentiarii wolten die conclusa erwegen
unndt ihnen die beforderung des lieben friedens noch ferner angelegen
sein laßen, auch, was sie für das nüzlichst und zutreglichste ermeßen wür-
den, chur-, fürsten unndt ständen davon communication thun.
Finita lectione subiungebat, was von mündtlichen anbringen gedacht
worden, verstünde sich auch darhin.
Kurbrandenburg. (Per dominum Wesenbecium:) Demnach sie, die
churfürstlich Brandenburgische abgesanten, bey gestriger re- unndt cor-
relation die Churbrandenburgische zu Münster abgelegten vota
Siehe [Nr. 119 Anm. 29] und 33–37.
hören, hetten sie wünschen mögen, daß, wie daselbst, also auch hier
unndt gleichwie dieses ohrts im fürstenraht, also auch im churfürstlichen
collegio were deliberiret worden. Müsten es zwar vor dießmahl dahinstel-
len, wolten sich aber doch nichts begeben, sondern verhoffen, weil nu-
mehro die Chursachsischen zur stelle
che directorium werde künfftig auch im churfürstenraht alhier wie zu
Münster die deliberationes anstellen.
2. Weil sie nach dem abgelesenen Churbrandenburgischen voto auch eine
Churbayerische vermeinte protestation
Siehe [Nr. 119 Anm. 31] .
gestalt in pleno verlesen unnd mitüberreichet werden solte, dieselbe aber
über die maßen scharf und nachdencklich befunden, wolle man ihrestheils
nicht allein mündtlich reprotestiren, sondern auch ihre schrifftliche re-
protestation ablesen unnd dem churfürstlich Maynzischen directorio
zu dem ende übergeben, das es darmit eben also wie mit der Bayrischen
protestation gehalten werde.
(Finita lectione pergebat:) Damit man auch in realibus die notturfft in et-
waß berühre, wolle man sich nur bloß auf ihr churfürstlicher durchlaucht
gnedigstes schreiben unndt resolution beruffen, deßen extract
vorher aber erinnerte, das die contenta nicht ad protocollum genommen
werden möchten, sintemahl man sich darüber nicht einzulaßen begere,
sondern es nur pro informatione anführe, mit vorbehalt der notturfft.
Schließlichen hetten sie auch nur dieses noch zu erinnern, das, obschon
die Churbrandenburgischen vota nurt alß beylagen verlesen worden,
wolle man sie doch für vota formalia gehalten unnd also dem churfürst-
lichen bedencken
Gemeint ist die Relation des KFR über alle IV Klassen der Repliken (s. [Nr. 119 Anm. 2] ).
haben.
Bayern. Wieder die von Churbrandenburgk angemaste protestation
wolle er im nahmen der churfürstlichen Bayerischen herrn abgesanten
reprotestiren unndt ihre vörige, gestriges tages verlesene protestation be-
stermaßen wiederholen. Reservire demselben die notturfft unndt könne
nicht geschehen laßen, das die churfürstlich Brandenburgische vermeinte
protestation beygeleget werde. In eventum wolle er anderweite schrifft-
liche protestation reserviren, mit pitte, sölches ad protocollum zu nehmen.
Kurbrandenburg. Demnach dem fürstlichen Bayerschen herrn abge-
santen beliebet, eine vermeinte gegenprotestation einzuwenden, ließen
sie dahingestellet sein, wie weit dieselbe bestehe und ob dergleichen wei-
ter zuzulaßen. In eventum contradicendo unndt könten nicht zugeben,
lichen Bayerischen herrn abgesanten beliebte, hinwieder schrifftlich ein-
zukommen, wolle man an seiten Churbrandenburgk die notturfft gleich-
fals schrifftlich einzubringen vorbehalten.
Bayern. Sey wieder des Reichs herkommen.
Hierauf stunde der Churmaynzischer herr director auf unndt redete mit
dem herrn Bayerischen.
Magdeburg. Weil er wahrgenommen, das die churfürstliche Sachsische
hochansehnliche herrn abgesanten wegen der vier zum erzstifft Magde-
burgk gehöriger respective herschafften, ambter unndt städten Quer-
furth, Güterbock, Dahm unndt Burgk ihre vermeintliche iura vorbehal-
ten wolten , so laße er sölches zwar dahin- unndt an seinen ohrt gestel-
let sein. Gleichwie aber notorium, das die gedachten vier herschafften,
ambter unndt städte dem erzstifft Magdeburgk unstreitig zustehen,
undt dan bey diesen friedenstractaten man dahin sehe unndt trachte,
das einem ieden das seine restituiret werde, so wolle er hoffen unndt
habe darumb zu bitten, man wolle es des erzstiffts Magdeburg halber
auch also halten unndt demselben die restitution bemelten vier per-
tinentzstücken wiederfahren laßen. Dan obwol das erzstifft Magdeburgk
durch das langwierige kriegeswesen bis uf den eußersten grad exhauriret
unndt verderbet sey
Das Est. Magdeburg war seit Herbst 1625 durch Truppendurchzüge und Einquartierun-
gen geschädigt worden. Die Stadt Magdeburg wurde am 10. Mai 1631 bei der Eroberung
durch die ksl. Armee infolge einer Brandkatastrophe, bei der 20.000 bis 25.000 Menschen
starben, fast völlig zerstört ( Schwanneke, 2–6; Gericke, 33f). – Kf. Johann Georg I. von
Sachsen war der Vater des Adm. s von Magdeburg, Hg. August von Sachsen ( APW III A
3/1 [Nr. 1 Anm. 9] ).
laucht zu Sachsen landt unndt leuten nichts, hoffe aber hergegen, ihr
churfürstliche durchlaucht werden auch nichts von demselben begeren,
sondern gerne sehen, wan es wieder zu voriger consistentz unndt auf-
nehmen kommen undt consolidiret pleiben möchte. Contradicire im üb-
rigen der vermeinten protestation, reprotestire darwieder und behalte
deß erzstiffts behörige notturfft bevor.
Kursachsen. Man habe Chursachsischentheils vernommen, daß der
erzbischoffliche Magdeburgische hochansehnliche herr abgesante wie-
der das churfürstliche einwenden der Magdeburgischen vier ämbter hal-
ber protestiren wolle. Weil aber seine churfürstliche durchlaucht ihre
sonderliche iura darauf habe unndt in der possession fundiret sey, thue
man darwieder reprotestiren, wolle tacendo nichts eingereumet, sondern
gebeten haben, das, wangleich Magdeburgk hiergegen anderweit pro-
testation einwenden wolte, dieselbe nicht ad prothocollum gebracht
werden möchte.
Magdeburg. Stelle die reprotestation dahin. Wiederhole seine protesta-
tion mit bitte, dieselbe ad protocollum zu nehmen.
Sachsen-Altenburg und Sachsen-Weimar. Der churfürstliche
Maynzische herr abgesanter hette unter andern wieder die stadt Erfurth
fürgebracht, als wan ihr churfürstliche gnaden zu Maynz einzige iura su-
perioritatis bey selbiger stadt hetten, so aber dem chur- unndt fürstlichen
hause Sachsen praeiudicirlich were. Weil nun hochgedachtes hauses hohe
territorialiura sowol in Düringen als insonderheit bey der stadt Erfurth
reichskündig sein
Erfurt hatte im März 1645 die Hg.e von Sachsen-Altenburg, Sachsen-Weimar und Sach-
sen-Gotha um die Wahrnehmung seiner Interessen auf dem WFK gebeten. Zum Verhält-
nis der Stadt zu den Wettinern s. Weiss, 547–564; APW III A 3/1 [Nr. 30 Anm. 9] ; APW
III A 3/2 [Nr. 76 Anm. 94] .
expresse contradiciret unndt des chur- unndt fürstlichen hauses Sachsen
iura in optima forma reserviret haben.
Kurmainz. Hette angehöret, was Sachsen Altenburg im nahmen des
chur- unndt fürstlichen hauses Sachsen vermeintlich reprotestando wie-
der seine churfürstliche gnaden zu Maynz wegen dero stadt Erfurth ein-
wenden wollen. Nachdem aber seine protestation weder ihr churfürst-
licher durchlaucht noch des fürstlichen hauses Sachsen iura zu berühren
gemeinet gewest, hetten sie sich sölcher reprotestation desto weiniger ver-
sehen. Dem sey aber, wie ihm wolle, laße man die chur- unndt fürstliche
Sachsische protestation und reservation auf ihren werth unndt unwerth
beruhen unndt thue dawieder competentia iura reserviren.
Sachsen-Altenburg. Es werde a parte Sachsen pillich acceptiret, daß
Churmaynz sich erklehret, das dero vorbringen dem chur- unndt fürst-
lichen hause Sachsen zum nachtheil nicht gemeinet sey. Solte aber dar-
unter doch noch etwas praeiudicirliches begriffen sein, könne man nicht
umbhin, nochmahls dawieder zu protestiren. Was aber des hauses Sach-
sen iura nicht afficire, deme wolle er nicht zuwieder sein.
Sachsen-Altenburg und Brandenburg-Kulmbach. Ferner pro-
ponirte[n] er unndt Brandenburg Culmbach: Dieweil auch des erzstiffts
Magdeburgk erwehnet worden unndt dan bekandt, daß aus demselben ihr
fürstlicher gnaden herr marggraf Christian Wilhelm zu Brandenburgk etc.
iährlichen 12.000 thaler alimentgelder gebühren
Diese Summe war dem ehemaligen Adm. von Magdeburg im PF zugesagt worden, wurde
aber vom Est. nicht gezahlt ( APW III A 3/2 [Nr. 87 Anm. 48] , 50; Lupke-Niederich, 50).
bekommen hetten, itzo aber es an deme sey, daß alle drey reichs-
bedencken den Kayserlichen herrn plenipotentiariis, umb darauß verhof-
fentlich ein instrumentum pacis unndt friedensschluß abzufaßen, überge-
ben werden sollen, alß hette man hoch zu bitten, denen herrn Kayserli-
chen die sache dahin zu recommendiren, damit ihr fürstlicher gnaden
nicht allein wegen der albereit verfallenen und aufgelauffenen summen
satisfaction und abtrag gethan, sondern auch inskünfftige dieselben rich-
tig abgestattet unndt sölches alles pars et conditio pacis werden möge.
Kurmainz. Die Sachsische acceptation were ganz unnötig undt überflü-
ßig, sintemahl dem chur- unndt fürstlichen hause Sachsen man das ius
territorii nicht gestendig were, sondern nur dasiennige, waß sie sonst bey
der stadt Erfurth vor iura hergebracht, wie er dan seine protestation
nochmals wiederholete.
Sachsen-Altenburg. Repetirte ihre reprotestation.
Magdeburg. Nachdem er angehöret, welchergestalt von Sachsen Alten-
burgk unndt Brandenburg Culmbach uf daß erzstifft Magdeburgk wegen
herrn marggraff Christian Wilhelms fürstlicher gnaden iährlich 12.000
thaller alimentgelder praetendiret werden wollen, weil aber das erzstifft
dem herrn marggrafen nicht schüldigk, könne man sich auch an seiten
deßelben darzu nicht verstehen, sondern wolle sölchem begeren contradi-
ciret, die notturfft reserviret unnd sölches dem reichsprotocol zu inseriren
gebeten haben.
Sachsen-Altenburg und Brandenburg-Kulmbach. Wiederhole-
ten ihr petitum.
Magdeburg. Unndt er seine protestation.
Nach diesem traten Osterreich unndt die andern fürst- unndt gräfflichen
herrn abgesanten zusammen, unterredeten sich sowol miteinander als mit
denen herrn churfürstlichen, sonderlich Brandenburgk, unndt proponirte
darauf das Österreichische Direktorium. Zuvor wolgedachter
chur- unndt fürsten etc. Es habe ein löblicher fürstenraht nicht weiniger
in anhörung der dreyen bedencken unterschiedtliche mainungen unnd sa-
chen wargenommen, darwieder man sowol in particulari als in genere zu
protestiren uhrsach hette. Dieweil aber zuvor bedinget, das alles, was bey
diesem conventu extraordinario vorgehe, keinem zu praeiuditz gereichen
solle, hielte man unnötig, in specialibus sich aufzuhalten, sondern wolte
nur die praemittirte generalbedingung wiederholen. Vor allen dingen
bethe man das Churmaynzische directorium, daß diese drey bedencken
nebst dem memorial ad dictaturam gegeben unndt also fürsten unndt
ständen communiciret werden möchten.
Ob man nun zwart bey der erbaren frey- unndt reichsstädte bedencken
unterschiedtliche nachdenckliche puncten befunden unndt besorgen müs-
te, eß möchten selbige dem iuri superioritatis principum zu nahe getreten
sein, so habe man doch der zeit halber darwieder vor dießmahl nicht dis-
putiren, sondern allein mit vorbehaltender notturfft contradiciren wollen.
Waß anlange die fortificationes unndt vestungen , contradicire man den-
selben ebenfals, mit der verwahrung, daß man den städten, sie sein mediat
oder immediat, kein ius fortificationis einzureumen gemeinet sey.
Unndt demnach im churfürstlichen bedencken enthalten, daß drey instru-
menta pacis aufgesezet werden möchten , als eines zwischen ihr Kayser-
licher mayestät unnd der cron Schweden, eines zwischen deroselben
unndt der cron Franckreich unndt das dritte zwischen ebenderselben
und den ständen, hetten zwar die herrn Münsterischen sich dazu beque-
met, unnd weren auch theils alhier im fürstenraht der mainung . Alldie-
weil aber andere, sonderlich die herrn protestirende, der meinung gewe-
sen, das deren etwa zwey gefertiget unnd die reichssachen in beyden ein-
gerücket werden , stelle man dahin, wie man deswegen mit den cronen
eins und zufrieden werden könne.
Demnach auch das Churmaynzische directorium wegen der deputation
proponiret, hette der fürstenrath dazu deputiret Osterreich, Würzburg
unndt praelaten von der geistlichen, Bayern, Sachsen Altenburgk, Braun-
schweig Lüneburg, Wetterawische unnd Schwäbische grafen von der
weltlichen.
Nicht weiniger habe man das memorial vernommen unndt darauß soviel
befunden, daß man a parte des fürstlichen rahts dabey kein sonderbahres
bedencken, doch was den mündtlichen fürtrag anlange, hielte man dafür,
das derselbe anders nicht einzurichten, als was der inhalt des memorials
selbst mit sich bringe.
In puncto commerciorum laße man es zwar bey deme, was in genere im
fürstenraht erinnert
Siehe Correlation des FR zu Klasse I der Repliken ( Meiern II, 520 , zweiter Absatz, be-
ginnend Das 4. Membrum ).
cia so in den standt gebracht würden, wie dieselben vor 50, 60 und mehr
iahren gewesen, doch das chur-, fürsten und ständen an dero iuribus
nichts praeiudiciret werde.
Städteratsdirektorium Straßburg. Demnach dem Churmayn-
zischen hochlöblichen directorio belieben wollen, unterschiedtliche erin-
nerungen bey der erbarn frey- unndt reichsstädte bedencken zu thun, als
1. wegen der clausul „ut nonnisi vacante Imperio rex Romanus eliga-
tur“
In der Correlation des SR über die Repliken, zu Klasse I,2, steht: halten aber doch darfuer,
daß ein Roemischer Koenig vacante demum Imperio zu erwehlen seye ( Meiern II, 954f,
hier 955, erster Absatz, beginnend Und gleichwie ).
parte der städte praemittiret, das alles, was sie erinnerten, nicht übel ge-
deutet werden möchte, wie nicht weiniger expresse sich erkleret, das man
es bey der güldenen bull allerdings verpleiben laßen wolle
Ebenda ( Meiern II, 954f ).
die städte, nicht begereten, dem churfürstlichen collegio einzugreiffen,
also wolten sie hoffen, man würde es auch nicht ungleich aufnehmen.
Dan wan man die verba aureae bullae penitius ansehe, würde sich finden,
das diese clausul derselben nicht entgegen, sondern die Franzosen mit ih-
rem postulato noch viel weiter gingen . So were es auch von ihnen nur
per modum consilii gesetzet, unndt ließen es zu fernern nachdencken ge-
stellet sein.
2. Wegen der repressalien sey sölches ad instantiam etlicher erinnert
worden, so izo nicht zur stelle weren. Erpötten sich aber, dieselbe umb
eigentlichere declaration unnd information zu ersuchen.
3. Daß das memorial in puncto commerciorum nicht verlesen worden,
sey (1.) nur zu gewinnung der zeit verplieben, zumahl man es (2.) zuvor-
hin dem Churmaynzischen directorio zu Münster übergeben unnd ver-
hoffet, es würde communiciret worden sein. Wie dan auch (3.) bekandt,
das die beylagen nicht pflegen verlesen zu werden. Iedoch wolten sie es
entweder verlesen oder sonst ad acta einschicken. Was auch wegen der
hanseestädte erinnert worden, were es doch expresse gesezet, das es citra
cuiusque praeiudicium sein solle
Siehe Correlation des SR über die Repliken, zu Klasse I,4 ( Meiern II, 958 ).
ungebürliches gesuchet.
Die fortificationes betreffendt, hette man allein dieienigen städte auß-
genommen, welche es durch privilegia oder pacta hergebracht
Siehe Correlation des SR über die Repliken, zu Klasse I,2 ( Meiern II, 955 , dritter Absatz,
beginnend Demnach auch): Festungen sollen nicht unter Verletzung von Privilegien und
Verträgen benachbarter Reichsstände angelegt werden.
Der eingriff in des städterahts directorium
Siehe Anm. 42. Das Z. 19 erwähnte Conclusum des KFR über den Verhandlungsmodus
datiert vom 2. September 1645 (Text: Meiern I, 589 f). Der SR beanstandete, daß sich der
KFR in Punkt 3 einen Beschluß über das SR-Direktorium vorbehielt (s. dazu Buchstab,
64).
gebracht, sondern nur attentiret worden, wie er dan dieselben conclusa
per extractum communiciren wolte.
Die erhöhung der canzleytax am Kayserlichen cammergericht betref-
fend , erpöten sie sich gleichfals zur information, suchten nur allein,
daß es uf einen reichstag möchte gebracht werden.
Unnd wie man nun a parte des städterahtß nochmahls nicht gemeinet sey,
dem churfürstlichen hochlöblichen collegio einigen eintrag zu thun, also
begerten sie auch, fürsten unnd ständen in ihrem iure superioritatis kei-
nesweges einzugreiffen salvo tamen cuiusque iure.
Bey dem abgelesenen memorial hetten sie nichts zu erinnern. Soviel aber
die deputation anlange, wolten sie einen von der Rheinischen und einen
von der Schwäbischen banck darzu denominiren.
Kurmainzisches Reichsdirektorium. Wolte nicht unterlaßen, bey
den Kayserlichen herrn plenipotentiariis sich der zeit zu erkundigen
unndt nachmahls den herrn deputirten zu notificiren.
Im übrigen were nur noch dieses zu erinnern: Weil man ex parte Maynz
observiret, als wan die reichsstädte wegen ihres voti, ob es decisivum sey
oder nicht
Siehe Correlation des SR über die Repliken, zu Klasse I,2 ( Meiern II, 956 , zweiter Ab-
satz , beginnend Und demnach ). Zum Anspruch des SR auf das votum decisivum, das bei
Uneinigkeit von KFR und FR den Ausschlag geben sollte, s. Buchstab, 62, 127–148.
ßens weder hier noch zu Münster geschehen, so were es ihres erachtens
beßer gewesen, wan sie es gar außgelaßen
5 hetten] In Baden-Durlach A I folgt (nachträglich eingefügt): Doch weiln sie davon an-
regung gethan, wolten sie die nohtdurfft sich dießfalß reserviret haben. Daß Österreichi-
sche directorium hatt nomine deß fürstlichen collegii diese wortt auch so bald drauff re-
petirt und demselben wegen der städte voti alle weitere nohtdurfft reservirt. – In Öster-
reich A II (XXXIII) folgt: Endtlichen wolte[n] Kurbrandenburg unnd etliche pro-
testierende, daß man in dem vortrag gedenkhen solte, daß man nit allein den entlichen
schluß mit den cronen ad ratificandum vel consultandum denen stendten, sondern auch
nach unnd nach mit den stendten, wie die tractaten stehen, sonderlich denjehnigen com-
municirn wolte, so darbey particulariter interessiert, wie es dan also bey den Kayserlichen
herrn plenipotentiariis hernach [bei der Reichsdeputation am Nachmittag desselben Ta-
ges: siehe Nr. 121] beschehen.