Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
119. Re- und Correlation (sessio publica XXV sive re- etcorrelatio in pleno) Osnabrück 1646 April 16/26
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Braunschweig-Lüneburg-Calenberg B I fol. 299–301’ (= Druckvorlage); damit identisch
Baden-Dualach A I fol. 314’–316’, Brandenburg-Kulmbach B IV fol. 303–306, Braun-
schweig -Lüneburg-Celle A I unfol., Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel A I fol.
334–337, Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel B I fol. 220–222, Hessen-Kassel A
XIII fol. 340–342, Magdeburg E fol. 372’–375, Magdeburg Ea fol. 387–389’, Pommern
A I fol. 380–383, Sachsen-Altenburg A II 1 fol. 325–327, Sachsen-Gotha A III fol.
250–251’, Sachsen-Lauenburg B S. 635–639, Sachsen-Weimar A III fol. 84–85, Sachsen-
Weimar B IV fol. 261–262, Grafen von Schwarzburg A I fol. 217–219, Wetterauer
Grafen ( Nassau-Saarbrücken) A III 3 fol. 30–32’, Wetterauer Grafen ( Ysenburg) A
I unfol., Württemberg A I S. 615–622, Druck: Meiern II, 912ff; vgl. ferner Herzogtum
Bayern A I 1 unfol., Magdeburg D fol. 243–245, Österreich A II (XXXIII) fol. 79–79’,
APW III A 1/1 Nr. 84.
Relation des Kurfürstenrats über alle IV Klassen der Repliken
Text: Meiern II, 914–931 .
des Fürstenrats zu Klasse I der Repliken
Siehe [Nr. 106 Anm. 3] .
und IV der Repliken
Siehe [Nr. 117 Anm. 3] .
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten
Die vertretenen Reichsstände und die Namen der kfl. Ges. sind dem Sessionsschema ent-
nommen (s. Abb. S. CXXXI). Zu den dort nicht genannten, von den anwesenden Ges. mit
vertretenen Reichsständen s. S. LIII Anm. 63 und die Übersicht über die Voten des Für-
stenrates in Osnabrück (in der Einstecktasche).
Kursachsen (Pistoris
Der kursächsische Primarges. Hans Ernst von Pistoris auf Seußlitz (Lebensdaten konnten
nicht ermittelt werden) saß auf der Bank der weltlichen kfl. Primarges. (in der Abb. Posi-
tion 2 bzw. D); er war seit 1639 kursächsischer Rat, seit Juli 1645 Appellationsrat, traf
gemeinsam mit Leuber am 15. April 1646 auf dem WFK in Osnabrück ein, bat nach seiner
Rückkehr im August 1647 um Entlassung, vertrat Kursachsen auf dem Regensburger RT
1653–1654 und dem RDT zu Frankfurt 1655–1656 ( APW II A 3, 513 Z. 27f; Schrecken -
bach, 14, 17; Repertorium I, 451, 454; Schnettger, 55, 72).
Würzburg, Konstanz, Corvey, Magdeburg, Bayern, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-
Zweibrücken, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sach-
sen-Eisenach, Brandenburg-Kulmbach, Braunschweig-Lüneburg, Mecklenburg, Württem-
berg, Pfalz-Veldenz, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Baden-Durlach, Wetterauer Gra-
fen, Schwäbische Grafen, Fränkische Grafen, Nassau-Saarbrücken
Moritz Gf. zu Bentheim-Tecklenburg (1615–1674) wurde vertreten durch Hans Ulrich
(seit Juni 1647: Edler) Herr (von und) zu Eltz-Rodendorf (geb. 1600), s. Roth I, 417;
Isenburg IV T. 45; Stammtafeln VII T. 128; Rohm / Schindling, 183). Ausf. der Voll-
macht (Schloß Tecklenburg 1646 IV 11[/21]) in: HHStA MEA FrA Fasz. 6 [32] unfol.
Die Gf.en von Tecklenburg saßen während des WFK auf der Wetterauer Gf.enbank. Der
Wetterauer Gf.enverein hatte gegen ein solches Eindringen „fremder“ Gf.en in die eigene
Kuriatstimme, wie sie auch auf dem Regensburger RT 1640–1641 vorgekommen war, im
Juli 1642 protestiert ( Kesting, 176ff; Georg Schmidt, 454; Arndt, Reichsgrafenkolle-
gium, 28f).
burg , Nürnberg, Lübeck, Ulm, Colmar, Eßlingen, Herford, Lindau.
Kurmainzisches Reichsdirektorium. Nachdem allerseits chur-,
fürsten und stände hoch- unndt wolansehnliche herrn abgesante die ihnen
verordtnete sessiones unndt stellen nach anleitung hierbey verzeichneten
grundtrißes bekleidet unndt eingenommen, thate der herr director Dr.
Johan Adam Krebß stehendt folgenden fürtragk:
Praemissis praemittendis, waßgestalt zwischen der Römischen Kayserli-
chen mayestät unsers allergnedigsten Kaysers unndt herrns hochansehnli-
chen herrn plenipotentiariis an einem unndt beyder königlichen cronen,
Franckreich unnd Schweden , legatis anderstheils zur handtlung des al-
gemeinen friedenß gewiße respective propositiones
Zu den Propositionen II der Kronen von 1645 VI 11 s. [Nr. 95 Anm. 7] .
darauf erfolgte replicae
Zur schwed. und frz. Replik von 1646 I 7 s. [Nr. 95 Anm. 3] und 9.
darauf an chur-, fürsten unndt stände begeret, das man ihr Kaiserlicher
mayestät mit einem reichsbedencken oder gutachten an handt gehen
wolte
eines gewißen verglichen
Bezug auf das Bedenken der drei Reichsräte in Münster super ordine deliberandi von
1646 I 30 (s. [Nr. 95 Anm. 2] ) und das Conclusum des FRO auf dieses Bedenken, s. d.
[1646 II 5] (s. [Nr. 96 Anm. 3] ). Zum Conclusum des SRO über den Verhandlungsmodus
von 1646 I 24/II 3 s. APW III A 6, 53 Z. 17–20.
per replicis hier unndt zu Münster angetreten unndt, soviel müglich, in
ein reichsbedencken zusammengetragen werden möchten, sölches alles
sey zur gnüge bekandt unndt bedürffe keiner weitleuffigen erzehlung.
Wan nun darauf man an einem theil dafürgehalten, daß der gegenwertige
nohtleidende zustandt des lieben vaterlandes nicht erleiden wolle, das
man die consultationes so lange continuire, biß man sich, wie sonst bey
der re- unndt correlation zu geschehen herkommens, einer gewißen und
einhelligen mainung verglichen, auch bey vernehmung der materien
wahrgenommen, daß pillich ein ieder mit seinen particularien zu hören,
so hette man einmüetig beliebet, daß alles daßiennige, waß in allen
dreyen reichßcollegiis concludiret, verlesen, durch sölche verlesung ein-
ander communiciret unnd nachmals anstadt eines gesambten haubtbe-
denckens sambt eingerückten oder beygelegten particularvotis den Kay-
serlichen hochansehnlichen herrn plenipotentiariis übergeben werden
möchte
Siehe „Meinung“ des FRO vom 23. Februar 1646, Punkt 2, und die mit gewissen Ein-
schränkungen zustimmende „Meinung“ des FRM vom 5. März 1646 (S. 214 Z. 10ff, S.
221 Z. 24–31). Der KFR hatte am 28. März 1646 beschlossen, daß Partikularvoten bei-
gelegt und den Ksl. getrennte Bedenken der drei Reichskurien übergeben werden sollten.
Diese Beschlüsse bezogen sich zunächst nur auf die Bedenken über Klasse I der Repliken,
deren Re- und Correlation mit anschließender Übergabe für den 31. März 1646 in Mün-
ster geplant, auf Wunsch Richtersbergers und der ev. Reichsstände aber bis zur Haupt-Re-
und Correlation über alle vier Klassen aufgeschoben blieb ( APW III A 1/1, 557 Z. 22 –
560 Z. 19; APW III C 3/1, 427 Z. 1–7; zu den Hintergründen s. S. LXXVIII).
Darauf sich dan das churfürstliche collegium eines sölchen conclusi per
maiora verglichen, wie izo verlesen werden solte, worbey ihnen dieses
zu gemüet gangen, daß dieser modus dem reichsherkommen zimblich
entgegen. Derowegen nötig zu bedingen, daß derselbe künfftig nicht zur
consequentz gezogen werden, immaßen man sölches nicht allein von sei-
ten des ganzen churfürstlichen collegii, sondern auch a parte des Chur-
maynzischen reichsdirectorii hiemit bedinge. Unndt sey nun des chur-
fürstlichen collegii conclusum nachfolgenden inhalts:
(Satzte sich darauf nieder und lase daß churfürstliche bedencken ad 1.
membrum classis primae
Gemeint ist die Relation des KFR (wie Anm. 2), hier zu Klasse I ( Meiern II, 915 –921).
Bey dem membro primo super puncto amnistiae hetten die churfürstlich
Brandenburgischen herrn abgesanten zu Münster ein absonderliches vo-
tum
Kurbg. Votum zur Amnestie (Text, s. d.: Meiern II, 931 –935) vom 12. Februar 1646
( APW III A 1/1, 462–466). Der Text bei Meiern ist nicht identisch mit dem des KFR-
Protokolls vom 12. Februar 1646. Zur Beifügung dieses Votums s. APW III A 1/1, 557 Z.
8–16, 559 Z. 10.
Postea surgens iterum: In eadem materia, sonderlich waß die Pfälzische
sache betreffe, hetten die herrn Churbayerischen auch ein sonderliches
votum geführet, daß er gleichergestalt ablase.
Postea: Bey dieser ersten classe finde sich auch ein
vatum
Der Text dieses Kurtrierer Memorials wegen Restitution der Festung Ehrenbreitstein und
des Schlosses und Zolls Hammerstein wurde nicht ermittelt. Kurtrier hatte am 24. April
1646 im KFR wegen der Restitution von Ehrenbreitstein und Hammerstein um Interven-
tion bei den Ksl. gebeten ( APW III A 1/1, 568 Z. 26–34).
Fuhre hierauf weiter fort, unndt weil beim zweiten membro classis pri-
mae sich noch zwey
Kurbg. Voten zur Kriegsschuldfrage und zum reichsständischen Bündnisrecht (Text:
Meiern II, 935 f und 936).
nis ad passum wegen der herrn reformirten unndt in specie ad verba „si
velint et quiete vivant“ auch eines
Kurbg. Votum zu den Gravamina ecclesiastica, insbesondere die Reformierten betr. (Text:
Meiern II, 936ff ).
quidem ad satisfactionem coronae Suecicae ein gar ausführliches, das her-
zogthumb Pommern betreffendeß
Kurbg. Votum zur Satisfaktion der Kronen, insbesondere zur schwed. Forderung nach
Pommern (Text: Meiern II, 938 –944). Dieses Votum ist teilweise identisch mit dem pom-
merschen Votum zur schwed. Satisfaktionsforderung vom 13. März 1646 (s. Nr. 113 bei
Anm. 70).
ven mit consens der herrn Churbrandenburgischen inter legendum über-
gangen worden), bey der Heßen Caßelischen satisfaction aber sowol in
puncto amnistiae et restitutionis als in causa Marpurgensi und in puncto
satisfactionis patrimonialis et militaris noch drey
Kurbg. Voten zur hessen-kasselschen Satisfaktion, insbesondere Amnestie (Stichjahr 1618)
und Reformierte betr.; zur hessen-kasselschen Satisfaktion, insbesondere zur Marburger
Erbfolge; zur hessen-kasselschen Satisfaktion, insbesondere zur Militärsatisfaktion (Text:
Meiern II, 944 f; 944; 945).
tertiam noch vier
Kurbg. Voten zur Benennung der kriegführenden Parteien im Friedensschluß; zum Ein-
schluß der Verbündeten in den Frieden; zur Friedensgarantie; zur Beteiligung der Reichs-
stände an der Friedensgarantie (Text: Meiern II, 945 f; 946).
sonderliche vota befunden, wurden dieselbe vom herrn directore, unndt
zwar ein iedes suo loco, verlesen unndt nach inhalt der sub finem appen-
dicirten clausul
testation, auch Churtrierischen reservato beygelegt.
Finita denique lectione stellete er den anderen beeden reichsrähten frey,
ob sie sich mit ihren correlationibus auch vernehmen laßen wolten. So
were hernach auch das memoriale an die Kayserlichen herrn abgesanten
zu verlesen
Das Begleitschreiben des Reichsdirektoriums zur Übergabe der Bedenken der Reichsräte
über die Repliken der Kronen an die ksl. Ges. wurde erst am folgenden Tag verlesen (s.
[Nr. 120 Anm. 5] ).
Österreichisches Direktorium. (Stehend:) Praemissis praemitten-
dis, man habe von seiten des fürstenrahtß ebenergestalt nicht unterlaßen,
die respective Kayserlichen unndt königlichen propositiones, resolutiones
unndt replicas in reiffe berahtschlagung zu ziehen unndt demnach in allen
classibus eine correlation verfaßet, die solte ihres inhalts alßbaldt ver-
lesen werden. Gleichwie nun vom Churmaynzischen directorio wol re-
serviret worden, alß wolle man auch im löblichen fürstenraht bedinget
haben, daß daßiennige, was bey diesen consultationibus ratione senatus
divisi, sessionum et votorum, modi concludendi itemque re- et correfe-
rendi, votorum singularium unndt dergleichen wieder das reichsherkom-
men vorgangen, demselben durchaus nichts praeiudizieren noch derglei-
chen actus angezogen, sondern künfftig alles wieder darnach eingerichtet
werden solte.
Sazte sich hierauf nieder unndt verlase:
I. Daß Osterreichische concept super classe prima cum insertione voti
communis evangelici
Korrigierte neue Fassung des Votum commune der ev. Reichsstände über Amnestie und
Restitution (s. [Nr. 111 Anm. 45] ).
II. daß Salzburgische super classe secunda, tertia et quarta , itidem cum
mentione
1. votorum quorundam singularium alß Pommern unndt Brandenburg
Culmbach in puncto satisfactionis Suecicae, Heßen Darmbstadts in
puncto satisfactionis Hassiacae (dargegen Heßen Caßel die notturfft zu
handtlen reservirt), Hildesheimb, Münster unndt Fulda, auch contra satis-
factionem Hassiacam etc. ;
2. deren von Magdeburg proponirten assecurationspuncten
Schriftsatz des CE zur Friedensgarantie vom 15. März 1646 (s. [Nr. 115 Anm. 4] , 34).
3. deren von den herrn protestirenden übergebenen gravaminum politico-
rum communium etc.
Ev. Gravamina politica (s. [Nr. 116 Anm. 4] ).
Kurmainzisches Direktorium. Weil die zeit zimblich verfloßen,
wie es dan schon über 12 uhr sey, als stunde zu des reichsstätischen di-
rectorii belieben, ob sie ihre correlation bis morgen differiren wolten, so
könte auch sodan das übrige vollendt deliberiret werden.
Damit dan vor dismahl die re- und correlation oder fünffundzwanzigste
session aufgegeben unndt der rest biß folgenden tages versparet wurde.