Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
112. Sitzung des Fürstenrats (sessio publica XVIII) Osnabrück 1646 März 2/12
112
Osnabrück 1646 März 2/12
Braunschweig-Lüneburg-Calenberg B I fol. 188’–205’ (= Druckvorlage); damit iden-
tisch Baden-Durlach A I fol. 181’–203, Brandenburg-Kulmbach B IV fol. 189–198’,
Braunschweig-Lüneburg-Celle A I unfol., Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel
A I fol. 226’–243’, Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel B I fol. 161’–170’, Hessen-
Kassel A XIII fol. 208–229, Magdeburg E fol. 235–243, 244–246, 247–258, Magdeburg
Ea fol. 248–269’, Pommern A I fol. 199–223, Sachsen-Altenburg A II 1 fol. 199–216’,
Sachsen-Gotha A III fol. 62–71’, Sachsen-Lauenburg B S. 370–411, Sachsen-Weimar
A II fol. 299–308’, Sachsen-Weimar B III fol. 430–450, Grafen von Schwarzburg A I
fol. 134–147, Wetterauer Grafen ( Nassau-Dillenburg ) C 1 fol. 225’–243’, Wetter-
auer Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A III 2 fol. 194–211’, Wetterauer Grafen ( Ysen-
burg ) A I unfol., Württemberg A I S. 378–410, Druck: Meiern II, 431–444; vgl. ferner
Herzogtum Bayern A I 1 unfol., Magdeburg D fol. 146’–162’, Österreich B I fol.
96–102’.
Schwedische Replik von 1646 I 7, Klasse II,1 (schwedische Satisfaktion [vgl. später Art. X
IPO]): Sind Kaiser und Reich verpflichtet, der Krone Schweden Satisfaktion zu leisten? Not-
wendigkeit einer Territorialsatisfaktion. Forderung der davon betroffenen Reichsstände, nur
nach ihrer Anhörung und mit ihrem Wissen über die Satisfaktionsforderungen der Kronen zu
verhandeln.
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten: Österreich (Direktorium), Bayern, Würzburg, Mag-
deburg , Basel, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-Zweibrücken, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Eisenach, Braunschweig- Lüne-
burg -Celle, Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg-Calenberg,
Hessen-Darmstadt, Baden-Durlach, Pommern-Stettin, Pommern-Wolgast, Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Württemberg (votiert auch für Pfalz-Veldenz), Anhalt,
Wetterauer Grafen.
Österreichisches Direktorium. Praemissis praemittendis, man
habe die abgelesene correlation
geschicket, welche sie, wo nicht gestern abendt, doch diesen morgen
empfangen haben. Und weil nun verlaßen worden
bus fortzuschreiten, habe das directorium für gut angesehen, ansagen zu
laßen unndt die andere class [der schwedischen Replik] in umbfrag zu
stellen:
Waß nemblich den herrn Kayserlichen plenipotentiariis circa punctum
satisfactionis sowoll der cron Franckreich alß Schweden, imgleichen der
militie
Schwed. Replik, Klasse II,3 (Militärsatisfaktion), Meiern II, 188 , zweiter Absatz, begin-
nend Diesem hingen.
Lgf.in Amalia Elisabeth von Hessen-Kassel; s. schwed. Replik, Klasse II,2 (Satisfaktion für
Hessen-Kassel), Meiern II, 187 , zweitletzter Absatz, beginnend Soviel die Classem.
hoch gesteigerte satisfaction also zu miltern, daß es ihr Kayserlicher
mayestät unndt dem Heyligen Römischen Reich ertreglich sein möge.
Werde nun an deme sein, daß man de Suecica satisfactione reden thue
oder ob man die Französische erst fürnehmen wolle, weil drüben zu
Münster auch schon davon gehandelt sey, welches ihm gleich gelte.
Magdeburg, Sachsen-Altenburg und andere. Beyde zugleich
etc., damit keine crone offendiret werde.
Österreichisches Direktorium. Werde sich nicht schicken etc.; man
müße nicht eben die reflexion uf die cronen haben.
Bayern. Sey dißfals indifferent. Man werde doch eine nach der andern
fürnehmen müßen.
Würzburg. Man müchte erstlich super utraque de quaestione „an“ han-
deln .
Magdeburg. Stelle dan anheimb, ob man die satisfaction der cron
Schweden erst vor die handt nehmen wolle.
Basel. Wie Würzburg.
Pfalz-Lautern, -Simmern, -Zweibrücken. Wie Magdeburg.
Sachsen-Altenburg. Hette zwart mit Magdeburg auch dafürgehalten,
das wol von beyden zugleich geredet werden könte. Wan man aber ia von
einer nach der anderen reden solle, were dieses ohrts von der Schwe-
dischen anzufahen, weil die königlich Schwedische principalgesanten al-
hier sich befinden, wie dan in sölchem respect zu Münster von der Fran-
zösischen der anfang gemachet sey. Dan ob man zwart in consultationi-
bus keine reflexion uf die cronen haben solle, so müße man iedoch zuse-
hen unndt vermeiden, daß sie nicht über so einem geringen dinge
offendiret werden.
Sachsen-Coburg. Wie Sachsen Altenburg.
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. Deßgleichen.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, -Grubenhagen und -Calen-
berg. Dieweil anfangs etliche quaestiones communes sich finden, könten
dieselbe wol praemittiret und coniungiret werden. Wan man aber ad spe-
cialia komme, müße man erst de satisfactione der cron Schweden dieses
ohrts handeln.
Alle übrigen. Transeunt.
Österreichisches Direktorium. Wan man dan von der Schwe-
dischen satisfaction den anfang nehmen solte, werden fürsten unndt stän-
de , waß und aus was uhrsachen die cron Schweden es begere
Schweden forderte „ganz“ Schlesien, (beide Hgt.er) Pommern mit dem Hst. Kammin, Wis-
mar , die Insel Poel mit der Festung Walfisch, Warnemünde, das Est. Bremen, das Hst.
Verden; die nicht namentlich genannten Erz- bzw. Hst.e Magdeburg, Halberstadt, Min-
den und Osnabrück sollten als Äquivalente für andere Interessierte dienen (schwed. Re-
plik , Klasse II,1, Meiern II, 188 [= ksl. Protokoll], 197 [= schwed. Protokoll]; s. APW III
A 3/2 [ Nr. 80 Anm. 22 ] ). Zur Militärsatisfaktion sind keine konkreten Forderungen genannt
(schwed. Replik, Klasse II,3, Meiern II, 188 [= ksl. Protokoll], 198 [= schwed. Protokoll]).
Als Begründung diente: Der Ks. habe Schweden Ursache zum Krieg gegeben (ksl. Proto-
koll ), Schweden sei gegen seinen Willen in den Krieg gezogen worden (schwed. Protokoll);
der Tod des schwed. Kg.s und vieler verdienter Soldaten; die Sicherung gegen künftigen
Krieg; die Kriegskosten und die schwed. Eroberungen im Reich ( Meiern II, 188 , 197).
unnd in consideration gezogen haben. Also sey nun diß die frage: Ob
man 1. der cron Schweden einige satisfaction schüldig, unndt ob fürsten
und stände deswegen etwaß zu verwilligen verbunden.
Österreich. Von wegen des hochlöblichen erzhauses Österreich laße
man es bey deme, waß in der Kayserlichen erklehrung auf die königlich
Schwedische proposition ad articulum 10., 11., 12. enthalten
Siehe ksl. Responsion an Schweden von 1645 IX 25, zu Art. 10, 11 und 12 ( Meiern I, 621 f.).
Daß man ihnen nemblich einige satisfaction nicht schuldig noch darzu
verobligiret, sondern vielmehr den abtrag der schäden und expensen, dar-
ein daß Reich infinite durch sie gesetzet, von ihnen zu begehren befugt
sey, welche schäden und unkosten sich bishero so übermechtig erhoben,
also das fast unmöglich, dieselbe erstattet zu kriegen oder dergleichen zu
hoffen. Und hetten die königlich Schwedischen plenipotentiarii dieses zu
erwegen, daß sie auß des Römischen Reichs güetern unnd mitteln den
krieg geführet und denselben sonst vor sich nicht hetten ausdawren kön-
nen , dahero sie auch an sölchen contributionibus ihre satisfaction sowol
pro ipsa corona alß pro privatis, sonderlich aber für die soldaten, gnung-
samb empfangen. Daß sie aber ihre praetension ex causis huius belli be-
haubten wollen, können sie dieselbe ihr Kayserlicher mayestät oder dem
Heyligen Römischen Reich nicht imputiren, sondern könte vielmehr diß
argument invertiret werden. Wie es aber bey dergleichen tractaten billig,
daß man die uhrsachen des krieges weiters nicht berüere, also were dieses
argument nur gar uf die seite zu stellen, oder den herrn Kayserlichen
würde ebensowol deßen sich zu gebrauchen gebühren.
Ferners sagen sie, daß ihr begeren wegen des todes ihres königes pillich
sey, dan sölcher todt inaestimabel were. Weil aber nun derselbe mit keinem
werth zu bezahlen, so würde ia auch keine satisfaction, sie möchte sein, so
groß sie immer wolle, darfür correspondiren. Müsten also die herrn
Schwedischen deme nachleben, waß sonst bey sölcher potentaten todt in
der ganzen weldt herkommens, und sich damit vergnügen laßen, das sie die
ehre gehabt, ihres königes todt so tapfer und statlich, wiewol cum ruina
totius Imperii, zu rechen, wir Teutschen aber mit sölcher desolation unndt
verwüestung zufrieden sein müßen. Zu wünschen were es, daß könig Gu-
stavus noch lebte unndt daß dieser unsehlige krieg sich nie entsponnen
hette. Aber dergleichen heroischer todt werde durch nichts anderß oder
höher alß mit der glori remuneriret, exemplo Alexandri Magni, der zwar
mit allen seinen nachfolgern für so viel langen jahren verstorben unndt
keiner von seiner posteritet mehr übrig, nichtsdestoweiniger aber seiner
tugendt unndt thaten noch immerfort in den historien gedacht werde. Mit
dieser ehre
hero zu einem andern bewegen unndt disponiren laßen.
So contestire ia auch die cron Schweden, daß dieses ihre höchste unnd vor-
nembste satisfaction sein solte, wan den ständen satisfaction gegeben wür-
de
Wie [ Nr. 95 Anm. 40 ] .
werden sie auch die überschwingliche
selbe doch einmahl zu praestiren unmöglich und unerträglich, zumahl we-
gen der großen darauf stehenden gefahr sowol in puncto commerciorum
alß der benachparten halber. Man sehe und befinde, das sie fast den dritten
theil von Teutschlandt haben wolten, dan sie begerten 72 meil weges breit
an den seecanten, etlich 60 meil weges in der [!] Schlesien
geschweigen, welches zusammen fast mehr oder doch beßer sein würde alß
das ganze königreich Schweden. Große gefahr gebe es auch, dan sie künten
alsdan sehr leichtlich eine starcke armee zu waßer oder lande
unndt in Teutschlandt übersetzen, also das man durch übergebung so vie-
ler statlicher provincien bey keinem friede gesichert were. Man wiße, daß
es eine natio zelosa sey; wan sie nun meister uf der Ostsee weren, wie der-
gestalt geschehe, künten sie einen und den anderen unverwarneter sachen
angreiffen unnd also nicht allein die benachparten königreiche, sondern
auch den größesten unndt besten theill von Teutschlandt unter sich brin-
gen oder alßdan noch weiter zur satisfaction begeren.
Wolle der commercien hierbey geschweigen, welches sonderlich die han-
seestädte wol erfahren würden. Dan wan die Schweden das dominium der
see behaubten, so würde gewiß das königreich Schweden ein starckes mo-
nopolium hierdurch erhalten, weil sie sölchergestalt vor anderen einen
großen vortheil hetten unnd dahero auch ihre wahren viel wolfeiler als
andere geben, auch waß sich ihnen nicht bequeme, leichtlich hemmen
Von den als Satisfaktion geforderten Territorien (s. Textvariante Z. 34ff.) wurden die
Hgt.er Pommern von Kurbrandenburg beansprucht (s. APW III A 3/1 [ Nr. 7 Anm. 16 ] ),
Wismar, Poel, Walfisch und Warnemünde unterstanden dem Hg. von Mecklenburg-
Schwerin, Schlesien war ein dem Kgr. Böhmen angegliederter Territorialverband mit fünf
immediaten und sieben mediaten Fürstentümern, drei freien Standesherrschaften und wei-
teren sonstigen Herrschaften ( Machilek , Schlesien, 103–106).
Halte also schließlich dafür, es were dahin zu sehen, das man den Schwe-
dischen durch die herrn Kayserlichen zu gemüet führe, wie das könig-
reich Schweden durch diesen krieg nicht ärmer, sondern viel reicher wor-
den , deßgleichen auch die particuliers cavalliers und soldaten keinen scha-
den davon gehabt hetten etc. Würden sich also damit ersettigen laßen
unnd weiters nichts begeren, damit man doch sehe, das sie Teutschlandt
den frieden recht gönnen, dadurch sie dan fürsten unndt stände zur steten
danckbarkeit wie auch auf den nohtfall zu sterckerer adjute verbinden
würden.
Nicht ohne sey es zwar, daß ihnen albereit im Schönbeckischen proiect
satisfaction offeriret
Im Schönebecker Projekt von 1635 IX 18/28 war für Schweden eine Entschädigung vor-
gesehen . Kursachsen bot 25 Tonnen Gold und Stralsund als Hypothek an, doch hatte
Schweden 80 Tonnen, Militärsatisfaktion und die Stadt Magdeburg als Pfand verlangt.
Die ksl. Ges. hatten am 7. Januar 1646 dieses frühere Angebot erwähnt (schwed. Replik,
schwed. Protokoll, Klasse II,1, Meiern II, 196 ; Heiner Haan , 41, 157; APW III A 3/1
[ Nr. 24 Anm. 14 ] ).
den , dieweil sie aber dieselbe damahls nicht annehmen wollen, und her-
sieder die sache ganz in einen andern und bösern stand gerahten, indeme
Teutschland durch fernere continuation des krieges ganz verderbet unnd
erschöpfet, wie sie selbst, daß kein geldt mehr in Teutschlandt sey, beken-
nen
Siehe schwed. Replik, ksl. Protokoll, Klasse II,1 ( Meiern II, 188 ); weniger deutlich im
schwed. Protokoll ( Meiern II, 197 ).
lichen sum zu gelangen, müglich. Wolle es aber doch Österreichischen-
theils fürsten unnd ständen anheimbstellen, ob sie sölcher vordeme offe-
rirten satisfaction zu inhaeriren vermeineten. Man wolle hierbey nicht
ahnrühren, was dißfals zu Franckfurth fürgangen
Vermutlich Anspielung auf den Frankfurter Konvent des Heilbronner Bundes 1634, bei
dem Schweden einen klaren Verzicht auf Pommern gegen energischen Widerspruch aus
dem obersächsischen Kreis und Mißstimmung unter den Bundesmitgliedern unzweideutig
abgelehnt hatte ( Kretzschmar II, 412–417; Ritter III, 584f.; Dotzauer , Reichskreise,
66).
daselbst begeret, auch waß von den ständen geantwortet worden, dan die-
selbe werden sich deßen ohnedes zu erinnern wißen.
Bayern. (Weil dieses votum vom Bayerschen secretario in forma com-
municiret , auch daßelbe bey gehaltener conferirung ratione substantia-
lium et formalium volstendig befunden, so ist es zu gewinnung [von]
zeit und mühe also sub numero 7 beygeleget worden unndt lautet wie
folget:)
Bayersches votum: Obzwar zu wünschen, daß es bey der Kayserlichen
herrn plenipotentiarien beschehener erklehrung in puncto satisfactionis
hette verpleiben mögen, zumahln aber des Heyligen Römischen Reichs,
unsers geliebten vaterlandes, gegenwertiger betrübter zustandt mehr, dan
gut ist, bekand und leider also beschaffen, das man, solle anders nicht alles
vollend zugrund gehen, nohtwendig frieden haben muß, unnd nur gar zu
clahr für augen, das hierzu ohne der cronen satisfaction wegen ihres in
handen habenden alzu großen vortheils, deßen sie sich so leicht nicht be-
geben werden, zu gelangen unmöglich, so hielten ihr churfürstliche
durchlaucht in Bayern, mein gnedigster herr , dafür, man hette sich we-
gen schüldigkeit dieser satisfaction mit disputat nicht aufzuhalten, son-
dern vielmehr dahin zu sehen, ob den cronen dergleichen satisfaction zu
geben zu erhebung des so hochnohtwendigen friedens dienlich, nüzlich
unnd nötig, welche quaestion aus deme, was eingangs vermeldet, sich
von selbsten affirmative resolvirte. Man hette doch bey der cronen pleni-
potentiarien bis dahero nichts mehrers urgiret undt getrieben, als daß sie
in specie eröfnen wolten, waß sie dan an das Reich praetendiren und mit
waß conditiones sie, mit demselben friedt zu machen, instruiret. Solte
man nun, nachdem sie mit ihren postulatis (welche gleichwol über die
maßen schwer und hoch gnung gespannet) in specie heraußgangen, sel-
bige mit vorwendung, das man ihnen nicht schüldig, gleich anfangs ver-
werffen unnd gar in keine handtlung kommen laßen wollen, würde es
nicht allein bey menniglich ein seltzahmes ansehen gewinnen, sondern
man würde auch von dem vorgezielten friedenszweck sehr weit aberriren,
den cronen zu noch mehrer offension unnd das sie dem Reich mit ihren
mechtigen waffen nur desto stercker zusetzen und daßelbe entlich wol
ganz und gar subiugiren möchten, uhrsach unnd anlaß geben. Und dieses
in quaestione „an“.
Dahero nun, soviel das quale et quantum betrifft, do die cron Schweden
oder deroselben plenipotentiarii dahin zu disponiren, das es nach anlaß
des Schönbeckischen proiects auf geldt gerichtet werden möchte, hette
es dabey sein bewenden. Demnach sich aber hierauf sicherlich nicht zu
verlaßen unnd auß der Schwedischen herrn plenipotentiarien replicis fast
daß wiedrige und soviel erscheinen wil, daß sie sich mit geldt nicht wer-
den contentiren unndt abfertigen laßen
Siehe schwed. Replik, ksl. Protokoll, Klasse II,1 ( Meiern II, 188 ); weniger deutlich im
schwed. Protokoll ( Meiern II, 197 ).
durchlaucht, mein gnedigster herr, dafür, man solte an seiten des Reichs
so praecise nicht darauf bestehen, sondern zugleich auch auf andere vor-
geschlagene mittel, wie selbige in die handtlung zu bringen, bedacht sein
und, was man disfals dem gemeinen wesen zum besten nachzugeben ge-
meinet , beyzeiten thun, damit nicht entlich alle consilia unnd remedia zu
spat fallen. Obzwar die Schwedischen postulata, wie vorgemeldet, über
alle maßen schwer, so were doch zu hoffen, die cron oder deroselben ple-
nipotentiarii würden selbige nicht allerdings zu behaubten begeren, son-
dern noch wol auf eine leidentliche unnd erträgliche moderation mit sich
handeln laßen, wan ihnen nur fürderlich unndt ehist als müglich mit söl-
cher erklehrung begegnet wirdt, darauß sie auch an seiten des Reichs ei-
nen rechten ernst unndt eyfer zum frieden zu verspüren haben, nicht
zweiffelend, wan der handtlung ein anfang gemachet, die moderation
werde sich in progressu wol finden unndt die tractaten selbst alles nach
unnd nach leichter machen. Solte aber die cron oder deroselben pleni-
potentiarii beßerer hofnung zugegen auf sölchen extremis bestehen wol-
len , welche dem Reich gar zu schwer unndt nachtheilig, könte es alsdan
wieder an die ständ gebracht unnd nach gestalt der sachen des Reichs
notturfft unnd waß zu conservation deßelben am rahtsambsten sein
müchte, weiter beobachtet werden.
Unnd soviel hetten ihr churfürstliche durchlaucht denen herrn Kayserli-
chen plenipotentiarien in hoc puncto Suecicae satisfactionis dißmahls an
hand zu geben für gut befunden. Ich wolt aber gern auch der herrn
nachstimmenden hochvernünfftige gedancken hierüber vernehmen und
nach gestalt derselben mich alsdan weiter erklehren.
Würzburg. (Hat gleichsfals sein votum schrifftlich communiciret, und
ist daßelbe weiniger nicht gleiches inhalts befunden und demnach sub nu-
mero 8 beygeleget:)
Man befindet a parte Würzburg diese frag von einer sölchen wichtigkeit,
daß sie mit keinem nachdencken, es sey so tiefsinnig, als es wolle, ergrün-
det noch bescheiden
fellet, weil sie sine exemplo zu sein scheinet, dan man sich a parte Würz-
burg , ob man zwar in den reichsactis geflißen nachgeschlagen, daß der-
gleichen frag auf einiger reichsversamblung vorkommen sein undt die Rö-
mische kaiser, chur-, fürsten und stände dergestalt rahts gefraget haben
sollen, nicht erinnert noch befindet.
Es ist zwar nicht ohne, daß ieweilen in dem Reich krieg vorgangen, ent-
lich auch beygeleget worden unndt zuzeiten einer dem andern was nach-
geben müßen. Unter so vielen kriegen aber wirdt man von weinigen ver-
nehmen , daß sich deren daß ganze Reich angenommen hette, sondern
man hette die kriegende theile zusammen und sich selbsten untereinander
vertragen laßen. So kan auch wol sein, daß bisweilen nicht allein die be-
nachbarte , sondern auch entseßene fürsten unnd stände sich etwan der-
gleichen sachen aus verwandtschafft oder anderen uhrsachen halben, an-
gelegen sein und vor schiedtleut gebrauchen laßenn. Dieweil man nun
einiges rechtes exempel unnd gewißes nachrichtliches herkommen in
dem Reich nicht hat, alß wirdt ohn zweifel menniglich bey sich befinden,
daß diese frag überauß schwer fället, gestalt wan man das absehen auf des
Reichs herkommen nehmen wolte, so ist daßelbige, wie die kriege gegen
inner- und eußerliche feind entweder per modum auxilii oder immediate
nomine totius Imperii erkennet
erkennet heißt hier beschlossen (DRW III, 212f. s. v. erkennen Punkt 3). Nach traditio-
neller reichsrechtlicher Auffassung erfüllten ksl. Avocatorialmandate gegen reichsfremde
Aggressoren (denen nach Erlaß des Mandats kein Gehorsam und kein Waffendienst
mehr geleistet werden durfte) rechtlich die Funktion einer förmlichen Reichskriegserklä-
rung . Das gilt auch für die Avocatorialmandate Ks. Ferdinands II. gegen Kg. Gustav
Adolf von Schweden vom 14. Mai 1631 ( Kampmann , Reichstag, 47f.; Text der Mandate
gegen Kg. Gustav Adolf: Londorp IV, 152–161).
liche geschickete hülf gewißer völcker oder durch darschießung etslicher
anzahl römermonat verrichtet, keiner aber vor dem andern neque circa
modum gerendi belli neque in ipso pacis tractatu graviret oder verkürzet
worden, bekandt. Von deme man dan izund principaliter handelt, unndt
pillig dahin vornemblich zu sehen ist.
Zu dem andern fellet diese frage auch deßwegen sehr schwer, daß schei-
net , alß wan wir in terminos contradictorios gezwungen werden wolten;
dan die cronen haben gleich anfangs des krieges gar hoch betheuret unndt
behaubten es noch, das sie keinen krieg wieder das Reich führen
man in diesem hochlöblichen raht davorgehalten, daß diese frag nicht viel
zu berühren unndt damit, wie auch mit anderen sachen, die man hier
nicht zu erwehnen begerett, sondern weil sie vor den augen stehen, an
seinen ohrt gestellet sein leßet, ein starckes praeiudicium gemachet. Da-
hero man a parte Würzburg sich in dieses, daß man keinen krieg wieder
daß Reich führe und doch das Reich von der satisfaction deliberiren solle,
nicht recht finden kan, sondern ganz bedencklich fellet, von einer frag
non formato quaestionis vero statu unnd entweder sich selbsten oder ei-
nem undt dem andern zu nachtheil unnd schaden zu rehden.
3. Machet quaestio „quomodo“ et „per quem“ quaestionem „an“ auch gar
schwer, dan wan es allein umb geldt zu thun were, so könte man es wol
übersehen und das geldt nicht höher alß so viel christenbluht achten.
Demnach aber punctus satisfactionis auf land undt leut gehet unndt nie-
mandt , wie vermuetlich, sich sölcher begeben wil, alß wirdt resolutio
quaestionis „an“ vergebentlich sein, wan man hernacher in quaestione
„quomodo“ et „per quem“ nicht fortkommen noch dieselbige erledigen
kan.
4. Scheinete auch gar nicht thunlich [zu] sein, viel von dergleichen sachen,
mit welchen diejennige partheyen, so armiret unndt sich des faustrechtß
noch gebrauchen können, interessiret, zu reden, welchen aber nicht wol
anders begegnet werden kan, alß man lege den gewalt nieder, dancke an
allen orten ab unndt stelle chur-, fürsten unndt ständen alsdan diese frage
vor. Da iedoch vielleicht dieses itzigem zustande nach nicht vor practicir-
lich gehalten werden solte, so ist man entlich a parte Würzburg dieser
ohnvorgreifflichen mainung, daß die quaestio „an“ (ob sie zwar, alß der
vortreffliche herr Bayrische gesante in seinem wolgegründeten unndt den
Franckischen, auch anderen dergleichen fürsten und ständen gar füglich
accommodablen voto
Der Fränkische Kreis hatte aufgrund der besonders starken Kriegseinwirkungen in Fran-
ken bereits im März 1642 die Entsendung einer Gesandtschaft zum WFK beschlossen. Bis
zu ihrem Erlöschen im September 1645 aufgrund der Zulassung der Reichsstände zum
WFK drängten die Ges. des Fränkischen Kreises und danach die Ges. der fränkischen
Reichsstände – wie hier Würzburg – auf substantielle Verhandlungen und einen baldigen
Friedensschluß ( Dietz , 104–116, 142; Jürgensmeier , 57–62, 69–76; Dotzauer , 153;
Dickmann , Frieden, 112, 165, 173–176; Brunert , in APW III A 3/1, LVII, LXXXf, 4
Anm. 12, 81 Z. 5–12).
ben wil, [erwähnt], extremae necessitatis scheinet) schwerlich zu resolvi-
ren , man habe sich dan zuvor in quaestione „quomodo“ et „per quem“
mit den hochansehnlichen Kayserlichen herrn abgesanten allerdings ver-
glichen , ob man nemblich den cronen auf ihr begeren geldt bieten und es
bey dem Schönbeckischen vertrag laßen solle, oder ob es bey landt unnd
leuten, wie vermuetlich sie von deme, maßen sie sich bereit überflüßig
erkleret, nicht abstehen werden, sein verpleiben habe und demiennigen,
welchen es betreffen würde, einige ergezligkeit an geldt zu machen und
der verlust dergestalt wiederumb zu ersezen oder, wan sie zu einem söl-
chen nicht zu vermögen, was vor mittel alsdan zu ergreiffen sein. Ande-
rergestalt wirdt man schwerlich auß dieser frag kommen noch diese frie-
denshandtlung fortsezen oder das greuliche bluhtvergießen und das ab-
schewliche landtverderben dermahleins enden können. Man wünschet
von herzen, daß die Schönbeckische tractaten quoad punctum satisfactio-
nis reassumiret, daß werck dabey gelaßen werden undt die cron Schwe-
den sich der landt und leute begeben müchte, gestalt man a parte Würz-
burg , da der friede uf diese weiß durch einen algemeinen reichsschluß
erhoben unndt die cron Schweden befriediget werden könte, alles, so in
ihr fürstlichen gnaden crefften unndt mächten noch übrig, beyzutragen
erbietig.
Magdeburg. Daß hochlöbliche directorium habe anietzo proponiret,
ob man der cron Schweden einige satisfaction zu geben schüldig sey.
Hierauf halte man an seiten Magdeburg dafür, daß sölche frage zu resol-
viren fast unnötig und undienlich sein werde, dan man möchte darüber in
schwere concert
wol gar causas belli resolviren müßen, welches allerseits nicht ohne ver-
bitterung dürffte abgehen. Weil nun sölches bedencklich, auch hiebevorn
rahtsamb befunden worden, dergleichen scopulos zu decliniren, ne inci-
dat in Scyllam, qui vult vitare Charybdin
quitas weinig bey der sachen thun werde, zumahln in sölchen feilen, da,
wie Bayern angeführet, das eine oder das andere nohtwendig geschehen
muß, so sey er nochmahls der mainung, daß man sich darüber operose
nicht aufzuhalten, weil man doch darmit anders nicht ausrichten würde,
alß daß man daß werck nur intricater machte, die zeit verspildete unnd
die tractaten in schädtliches stecken oder wol gar betrübten aufstoß
brechte. Könne also ad quaestionem „an“ anders nicht alß mit Bayern
affirmative concludiren.
Satisfactionem ipsam betreffendt, were zwart hoch zu wünschen, daß
ohne dieselbe der liebe friede zu recuperiren stünde. Weil man aber ver-
spüre , das mit der cron Schweden anders nicht durchzukommen, als das
güetlich mit ihr tractiret werde, wie gleichsfals Bayern angezogen, zumahl
weder daß werck, wie bishero zu sehen gewesen, durch schwerdschlag zu
erheben oder auszuführen möglich noch auch verantwortlich sein wolle,
noch mehr christenbluht alß waßer vergießen zu laßen, so würde noht-
wendig die güte zu amplectiren sein, in mehrer betracht, daß, wan die
waffen noch weiter geführet unnd alles auf das kugelrunde glück gestellet
würde, die sachen und sonderlich der passus satisfactionis nur schwerer
gemachet werden dürffte. Weil aber ratione der geforderten landt unnd
leute etliche stände interessiret, so werde man gerne daß beste dabey
thun unndt fleißige bemühung dahin anstrecken helffen, damit diese sa-
tisfactionssache aequissimis et iustissimis conditionibus accommodiret
werden möge. Solten auch noch andere expedientia unnd practicirliche
wege von den nachsitzenden fürgebracht werden und ins mittel kommen,
würden ihr fürstliche durchlaucht ihr dieselben auch gar wol gefallen
laßen.
Basel. Weil man a parte Basel respectu der Französischen satisfaction
pure passive interessiret sey, wolle er sein votum bis dahin suspendiren .
Quaestio „an“ lauffe doch zusammen und beyderseits uf eines hinnaus,
circa quaestionem „quomodo“ aber werde man sich mit Österreich, so
auch interessiret , conformiren.
Pfalz-Lautern. Hette newligst erst instruction bekommen, so aber
dieses puncts halber noch nicht also enthalten, wie es zur sachen nötig.
Müße also ihr fürstlichen gnaden votum reserviren, wie er dan stracks
zurückgeschrieben unnd fernern befehligs erwarte. In genere aber würden
ihr fürstliche gnaden sowol circa quaestionem „an“ als „quomodo“ damit
leicht einig sein, daß man dahin zu trachten, wie die cronen in der güte
gewonnen unndt Teutschlandt beruhiget werden möge. Würden sich also
von Bayern und Magdeburg dißfals wol nicht separiren, doch wolle er
nochmals der specialium halber die notturfft vorbehalten.
Und sölches auch wegen Pfalz-Simmern und -Zweibrücken.
Sachsen-Altenburg. A parte Sachsen Altenburg möchte er wünschen,
das man dieser frage gar wol könte überhoben sein, weil es, wie Würz-
burg angeführet, exemplum sine exemplo were. Unnd sey wol zu bethau-
ren , das es im Reich dahin gerahten, das man davon reden müße, ob und
wieviel man davon weggeben solle. Weil es aber leyder soweit kommen,
müße doch uf ein remedium gedacht werden. Gott gebe nur mittel und
wege, wie man es ufs güetlichste unndt leidtlichste beylegen könne. Müs-
te praeoccupiren, daß seine vota nur zur beruhigung des lieben vaterlan-
des unndt gar nicht zu ihr fürstlicher gnaden privats- und eigennuz oder
sich der last zu entbrechen und anderen dieselbe aufzubürden, angesehen
sey, dahero man auch dasiennige, was er dießfals pro voto führen unndt
ablegen müße, nicht ungleich oder übel aufnehmen werde.
Anfangs nun sey er mit Würzburg auch der mainung, daß die quaestio
„an“ communis und in beyden propositionibus
Gemeint sind die schwed. und die frz. Replik von 1646 I 7. Zu den frz. Satisfaktionsforde-
rungen s. [ Nr. 110 Anm. 32 ] ; [ Nr. 113 Anm. 5 ] .
über alle maße schwer sey. Conformire sich demnach mit Magdeburg,
Bayern und Würzburg, daß man sich darüber nicht aufzuhalten, weil es
doch ganz vergeblich unnd dazu höchst schädtlich sein wurde, unndt
were alsdan von pilligkeit der sachen zu reden, si haberemus liberas ma-
nus . Dieweil aber die cronen so gar starcke interlocuta
worten nicht zu hintertreiben, im felde erhalten unnd die immission ex
primo decreto erlanget, so hette man vielmehr uf die vor augen stehende
eußerste gefahr zu sehen unnd dahin zu trachten, wie doch die abscheuli-
che vergießung des vielen, tewer erworbenen christenbluhts gestillet, der
grewlichen verwüestung [von] kirchen und schulen gestewret und so viel
abschewliche sünden, schande und laster, so bey dem leidigen kriege her-
gehen , gewehret werde. So man auch hingegen ansehe die geringen creffte
des Reichs, und ob es müglich sey, mit gewalt der satisfaction sich zu
entbrechen, so were schon vor fünf jahren auf dem Regenspurgischen
reichstage, daß, den krieg zu continuiren, unmöglich sey, geantwortet
Siehe [ Nr. 98 Anm. 57 ] .
und also dadurch die quaestio „an“ resolviret. Es gemahne ihme daß Hey-
lige Römische Reich nicht anders als ein menschlicher cörper ohne ner-
ven ; so weinig nun ein armer mensch, dem alle senadern abgehawen
weren, sich wieder seinen gegenpart weren könte, sondern wol mit dem-
selben sich vertragen müße, also were es umbsonst, im Römischen Reich
uf andere mittel zu gedencken, sondern es müße doch sein: Wir müßen
friede machen. Dan wan man alle unnd iede articulos
te , so sey es anderß nicht[s] alß ein sceleton. Hette man also nochmals des
herrn Christi raht wol in acht zu nehmen unnd sich ia keine unmögliche
dinge fürzunehmen oder einzubilden, damit uns nicht auch begegne, waß
dorth Proverbia I, versus 24 et sequentes, gedrawet wirdt
Siehe [ Nr. 98 Anm. 59 ] . – Spr 1,24ff.: Der Herr wird über das Unglück derer lachen, die
seinen Rat mißachten.
quaestionem „an“.
„Quid“ et „quomodo“ betreffend, sehe man aus denen replicis, sonder-
lich der Schwedischen, wol, quid et a quo petatur. Nun hielten ihr fürst-
liche gnaden sich dißfals auch pure passive, wie aus gegenwertigem exem-
pel , da ihr landt bey der itzigen einquartierung beyderseits armeen voll-
ents daraufgehe
mit dem Reich keinen krieg führen , dahero von Würzburgk wol erin-
nert , das es eine gefehrliche deliberation sey unnd man sich darein nicht
gar wol schicken könne. Jedoch sey vom hochlöblichen directorio des
Schönbeckischen proiects gedacht und dabey fürgeschlagen, daß man die-
selbige reassumiren unndt die handtlung auf geldt stellen müchte. Waß
aber seine gedancken hiebevor von dem Schönbeckischen proiect unndt
handtlung gewesen, das hette er bey den vorigen deliberationibus zu ver-
nehmen gegeben . Nun were es ganz vergeblich unndt umbsonst, der
cron Schweden ein stück geldes anzubieten, dan sie sich darzu durchaus
nicht verstehen würden; derowegen nohtwendig dahin zu sehen, wie
sonst der pilligkeit nach mit ihnen zu handelen. Was er auch wegen ihr
fürstlichen gnaden zu erhaltung pilligmeßiger moderation cooperiren
könte, hierzu wolte er an ihme nichts erwinden laßen. Zum fal aber, wie
Würzburg angeführet, die cronen ie uf ihren postulatis verharren, die an-
deren interessenten aber auch nichts schwinden- oder fahrenlaßen wolten,
so müste man uf andere mittel bedacht sein, doch das sie also beschaffen,
damit daß Römische Reich nicht darüber zugrund gehe.
Und soviel vor dißmahl mit weiteren vorbehalt, im übrigen mit Magde-
burg sich conformirendt.
Sachsen-Coburg. Allerdings wie Sachsen Altenburgk, weil sie ganz
einerley instruction hetten.
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. A parte Sachsen Wey-
mar , Gotha und Eisenach halte er gleichsfals dafür, das man sich über der
quaestion „an“ nicht aufzuhalten, sondern allein den elenden zustandt
unnd das es zu sölcher necessitet kommen, zu betawren. Es sey itzo so
bestellet im lande, daß es nicht ärger sein könte, daß es wol hieße, wie
dort Lucanus saget: „quis iustius induat arma, scire nefas“ . Dan wan
man de iustitia vel iniustitia belli eiusque causis controvertiren unndt dis-
ceptiren wolte, würde anders nichts alß nefandus interitus totius patriae
darauf erfolgen, derowegen dan sölche quaestiones zu indagiren nicht zeit,
noch das werck dadurch zu erheben sein werde etc. Wiße demnach ratione
quaestionis „an“ daß Bayerische votum nicht zu verbeßern, und ob man
wol das Schönbeckische werck ein expediens zu sein vermeinte, so were
doch schon resolviret, daß deßen gar nicht zu gedencken , unndt würde
auch vergebens sein, den herrn Schwedischen von reassumtion derselben
tractaten zu sagen etc. Conformire sich also mit Bayern, Magdeburg, Sach-
sen Altenburg und Coburg, und hette man hierunter nach der lehre Christi
viel mehr die güte, sonderlich weil man es cum potentiori zu thun habe, zu
ergreiffen, alß das man alles vollents zugrunde gehen laße etc. Im übrigen
laße er ihme mit Altenburg nicht entgegen sein, daß man sich aequiores
conditiones zu erhalten bemühe, worzu er auch wegen ihrer fürstlichen
gnaden nach mügligkeit zu cooperiren erbötig were.
Braunschweig-Lüneburg-Celle. Es gehe uns Teutschen leider also
unndt were so weit kommen, das man den krieg nicht lenger ertragen
unnd doch das remedium kaum ersinnen könne etc. Daß fürstliche hauß
Braunschweig Lüneburg habe von langer zeit her unnd sonderlich auf den
collegial- unndt reichstägen zu Nürnberg
Braunschweig-Lüneburg hatte 1640 den KFT in Nürnberg für Friedensberatungen auf
dem geplanten Regensburger RT unter Hinzuziehung Frk.s und Schwedens und in Anwe-
senheit sämtlicher Reichsstände gewinnen wollen. Für den Ks. war dieses Projekt indisku-
tabel gewesen, da der RT über die Fortsetzung des Krieges beraten sollte ( Bierther ,
138ff.).
[bis] 1641
Die wegen ihrer Allianz mit Schweden nicht zum Regensburger RT zugelassenen Hg.e
Friedrich von Braunschweig-Lüneburg-Celle, August von Braunschweig-Wolfenbüttel
und Georg von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg (1582–1641) hatten im Herbst 1640
ein Friedensprojekt vorstellen lassen, das einen Waffenstillstand und die Verlegung der
Friedensverhandlungen an den Ort des RT vorsah. Nachdem der Ks. in seiner Resolution
vom 13. Oktober 1640 einer Stellungnahme ausgewichen war, wurde über dieses Projekt
nicht mehr beraten ( Bierther , 18f., 142f., 304f.; Stammtafeln I T. 65).
ben noch der frieden erlanget werden könne, unndt der meinung weren
sie auch noch etc. Man hette auch newlicher zeit befunden, daß Chur-
maynz , Cöln unndt Bayern in eandem sententiam an ihr mayestät von
Franckfurth auß geschrieben hetten . Hoc praesupposito frustaneum es-
set , de iustitia causae viel zu disceptiren, schädtlich aber dürffte es daher
sein, weil beyde theile mit großer acerbitet disputiren würden, wer uhr-
sach zu dem kriege gewesen etc. Daßelbe nun zu vermeiden, were die
disputation de iustitia belli unndt per consequens satisfactionis auf die
seit zu setzen, weil es zumahl die cronen alß die, die waffen in händen,
nicht achten oder sich daran kehren, die gemüeter aber dardurch nur
mehr distrahiret und exacerbiret würden etc. Wan man aber bey der
handtlung selbst eine unndt andere dienliche motiven beyzubringen gele-
genheit hette, könte es nicht schaden.
Daß man aber auch des Schönbeckischen proiects gedencken unnd deßen
reassumtion vorschlagen wolte, würde ganz vergeblich sein, dan hetten
sie damahls die angebottene summa gelldes nicht annehmen wollen, wie-
viel weiniger würden sie es itzo thun. Weil dan Bayern dahin gerahten,
das die tractaten maturiret unnd der friede, ehe es noch schwerer oder
gar zu spat würde, beschleuniget werden möchte, so müste man ia alle
impedimenta, die das werck aufhalten könten, auß dem weg raumen etc.
Ad quaestionem „quid“ et „quomodo“ halte er dafür, daß die Schwe-
dische satisfaction uf dreyerley bestünde: 1. auf einrichtung des Reichs
sachen unndt abhelffung der gravaminum; 2. auf der cron selbst patrimo-
nialsatisfaction
ma , dahin die cronen ihr fürnembstes absehen hetten, noch nicht ganz
abgehandelt, sondern restiren noch die gravamina
Die Gravaminaverhandlungen begannen am 12. April 1646 (s. [ Nr. 106 Anm. 14 ] ).
mit dem puncto satisfactionis patrimonialis fortzustellen, unnd darneben
[sei] auch mit den cronen zu handeln. Waß aber den dritten punct anlan-
get , sey derselbe zu resolviren, wan man mit den ersten beyden fertig
were etc. Habe keinen befehl, einem oder dem andern daß seine abzuvo-
tiren . Weil es aber ia nicht anderß werde sein können, so möchte man nur
ie ehe, ie lieber die handtlung selbst antreten unndt versuchen, ob man
eine moderation erlangen möge etc. Wan man nun sehe, wie weit sie ihre
große postulata remittiren wolten, könne man alsdan weiter handtlen etc.
Weren sie auch dahin zu disponiren, daß sie diese forderungen gar fallen-
ließen , sey es soviel desto beßer. Zum weinigsten wolle er hoffen, sie wür-
den ein großes schwinden laßen etc. Wan man dan ihre entliche resolu-
tion wiße, könne alßdan de conditionibus geredet werden, worbey er
schließlich fidelem cooperationem offerirte etc. Summa summarum: man
müße güetlich deßwegen handtlen undt des comici sententiam in acht
nehmen: „ut te redimas captum minimo, et si non queas minimo, quanti
potes“ .
Idem wegen Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen und - Ca-
lenberg .
Hessen-Darmstadt. Verspüre ex votis antecedentibus soviel, daß man
sich super quaestione „an“ nicht aufzuhalten, dan es sey bekandt, daß
bißweilen ein reich oder ein theil dem andern satisfaction thun müße etc.
Unndt wan wir gleich lang de iustitia belli disputiren wolten, würde doch
die responsion ex titulo „De vi et vi armata“ gefallen, so weren die vires
Imperii inclinatae, und l[i]ege am tage unndt vor augen, waß die cronen
begeren etc. Nun sey er zwar auch nicht befehliget, anderen ihre landt
unndt leute abzuvotiren, dahero dan, wie Würzburg angeführet, billig
unnd nötig, daß zuvor mit den interessirten darauß geredet unndt gehan-
delt werde. Man hette zwar eine regulam in iure, quod ob pacem conse-
quendam bona subditorum possint alienari etc.
Ein bekannter Rechtssatz, vgl. Vasquius , controv. illustr. I.4,11: Apparet etiam, an verum
sit, quod frequentissime Doctores aiunt: […] quod Principes pro habenda pace possint
damna subditis illata remittere […]. Zu dem span. Juristen Vasquius (Fernando Vázquez
de Menchaca, 1512–1569) s. Reibstein , 19f.
interessenten nicht gerne dran oder etwas mißen wolten, möchte man in
new labyrinth miteinander kommen etc. Halte derowegen mit Bayern da-
für , man hette es nur den herrn Kayserlichen heimbzustellen, das sie mit
der cron Schweden handeln möchten. Wan aber ia etwaß hingegeben wer-
den solte unndt müste, könten sie es vor dem Schluß wieder an die stände
zurückbringen; dan die interessenten würden doch wißen wollen, wohero
sie ihre indemnitet haben unndt derselben versichert sein solten.
Baden-Durlach. Hette der lenge nach angehöret, waß von Österreich
super quaestione „an“ für unterschiedene wichtige rationes unndt moti-
ven weren angeführet worden. Nun hette es damit allenthalben seine we-
ge , wan daß Heylige Römische Reich so beschaffen were, das es in ipsius
arbitrio bestünde, den cronen satisfaction zu geben oder nicht etc. Die-
weil aber sölche disputation pro statu praesenti unnötig, undienlich unnd
unnützlich, so conformire er sich mit Bayern, Magdeburg unnd gleich-
stimmenden , unndt daß nemblich die quaestio „an“ affirmative zu resol-
viren etc. Es sey am tage, daß Teutschlandt ohne handtlung mit den cro-
nen nicht zu friede unndt ruhe gelangen könne; es sey auch am tage, daß
das Römische Reich keine kreffte habe, der satisfaction sich mit gewalt zu
entbrechen. Wolle sich, wan es dahin komme, weiter heraußlaßen, wie
dan ihr fürstliche gnaden nicht gerne iemandt etwaß absprechen, son-
dern vielmehr zu erhaltung einiger milderung willig cooperiren würden
etc. Unndt obschon hiebevor in der Schönbeckischen handtlung etwaß
vorgangen sein möchte, were doch fürsten und ständen sölches unbe-
kandt , unndt wolten auch die cronen sich itzo darauf nicht einlaßen oder
darvon wißen, also daß es ohne landt unndt leute schwerlich abgehen
würde.
„Quid“ et „quomodo“ aber betreffend, müste man sehen, wie man uf daß
leidtlichste unndt billigste handelte etc., jedoch bedinge er wie Sachsen
Altenburg unndt andere gleichfals, daß dieses sein votum niemande zum
verfang oder praeiuditz gemeinet sein solle.
Pommern-Stettin. Weil man sich erinnert, daß newligst veranlaßet,
in eventum de satisfactione zu reden, so habe er sich auch darzu finden
unndt einstellen wollen etc. Hette aber verhoffet, man würde in dieser
wichtigen sache ein[es] unndt anders praeliminarie praemittiret haben,
zumahln an deme, daß es in praesenti casu, wie Würzburg angeführet,
exemplum sine exemplo were etc. Nachdeme er nun vernehme, daß die
praeliminaria ganz beyseitgesetzet, die quaestio „an“ affirmative resolvi-
ret , in materialibus auch schon dahin gezielet werde, daß die handtlung
nicht auf geldt, weil die cronen darauf nicht handtlen wollen, sondern
etwaß anderß zu richten, auch deß Schönbeckischen proiects nicht zu ge-
dencken , müße er es zwar, iedoch mit nohtwendigen vorbehalt etc., da-
hingestellet sein laßen etc. Könne sich aber vor dießmahl haubtsachlich
nicht heraußlaßen oder eines gewißen erklehren, weil er sich deßen nicht
vermuhtet unnd gleichwol seine churfürstliche durchlaucht wegen Pom-
mern zum höchsten interessiret sein etc. Were auch von Bayern, Würz-
burg unndt theilß evangelischen ein[es] unndt anderß fürkommen, so er
nohtwendig mit seinen herrn collegis communiciren müße.
Daß sonst Bayern pro expediente fürgeschlagen, deme auch andere bey-
gefallen , ihr mayestät diese handtlung sofern anheimbzugeben, müste er
zwar zu bedencken stellen, ob die andern stände sölcheß schlechterdinge
geschehen laßen unndt auß händen geben würden etc. Solte es geschehen,
müste er zwar es dahingestellet sein laßen, könte aber von seiten ihr chur-
fürstlichen durchlaucht darein nicht einwilligen, sondern auf den fall, wan
ie die maiora dahin gingen, daß ihrer mayestät die sache anheimbzugeben,
wolle doch vonnöthen sein, daß zum weinigsten die interessirten zu söl-
chen tractaten zu admittiren unndt mit ihrer notturfft zu hören, gestalt
dan in specie sowol die abgelebte alß itz regierende Kayserliche mayestät
ihr churfürstlichen durchlaucht undt dero herrn vatern die vertröstung
gethan, daß sie nichts mit der cron Schweden ohne zuziehung ihr chur-
fürstlicher durchlaucht wolten tractiren laßen etc.
liche durchlaucht sich iederzeit darauf verlaßen, alß getrösten sie sich de-
ßen unndt erinnerten nochmalß, daß sie von keinen tractaten oder confe-
rentien mit der cron Schweden außgeschloßen werden müchten.
Bedinge im ubrigen anderweit, daß er mit seinen herrn collegis darauß
communiciren müße etc. unndt wolle also sein votum ratione Pommern
biß negster zusammenkunfft omni meliori modo suspendiret haben etc.
Pommern-Wolgast. Idem etc.
Mecklenburg-Schwerin. Eß sey zu beklagen, daß es im Römischen
Reich so weit kommen, daß man, wie Würzburg erinnert, super exemplo
sine exemplo deliberiren müße, cum annexo voto prioris status et liber-
tatis .
Die von Österreich proponirte quaestion betreffend, hette er angehöret
unndt wargenommen, das sie ad satisfactionem Suecicam gerichtet. Nun
könte er mit den Österreichischen eingeführten rationibus wol einig sein
unndt daß Bayerische votum darauff appliciren, daß nemblich dieselben
rationes den außwertigen cronen zu gemüet zu führen, die darauß resul-
tirende bewegnüßen zu remonstriren unndt, wieweit man es bringen kön-
ne , zu überlegen were. Halte gleichwol dafür, man hette sich mit der
quaestione „an“ nicht aufzuhalten noch deßwegen viel disputats zu erre-
gen , sintemahl sölches dem fürwesenden friedenswerck mehr schädtlich
alß fürtreglich sein könte etc. Sein gnediger fürst unndt herr hette sowol
auf dem collegialtage zu Nürnberg alß darauf erfolgten reichstage zu Re-
genspurg remonstriren laßen, daß keine mügligkeit, durch die waffen den
lieben frieden zu erheben, sondern daß es nohtwendig per amicabilem
compositionem geschehen müße etc.
Hg. Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin hatte am 25. April 1640 gemeinsam mit
den Hg.en von Braunschweig-Lüneburg dem Nürnberger KFT ein Memorial vorlegen
lassen, das den baldigen Beginn von Friedensverhandlungen unter Beteiligung aller
Reichsstände forderte. An den Sitzungen des Regensburger RT 1640–1641 hatten die
Ges. Hg. Adolf Friedrichs nicht teilgenommen, da sie das von Mecklenburg-Güstrow aus-
gehandelte Alternationsschema zur Beilegung eines Sessionsstreites abgelehnt und die Ver-
tretung Mecklenburg-Güstrows aufgrund der (angefochtenen) Vormundschaftsregierung
des Hg.s für seinen Neffen Gustav Adolf selbst beansprucht hatten und damit nicht durch-
gedrungen waren; über anderweitig vorgebrachte Friedensinitiativen Mecklenburgs auf
dem RT konnte nichts ermittelt werden ( Brockhaus , 210, 236; Bierther , 32, 55).
daß anitzo, da die Teutschen creffte siederdeme noch mehr ab- als zuge-
nommen , eine pur lautere unmögligkeit sey, unndt dahero nicht uf krieg,
sondern uf frieden zu gedencken, maßen dan daß vielfeltige christenbluht,
dofern man noch lenger im krieg beharren solte, viel thewerer unndt in
höherm werth alß ganz Teutschlandt zu schetzen etc.
Ihr fürstliche gnaden haben die ungezweiffelte hofnung, daß ihr mayestät
unndt daß ganze Römische Reich wegen der von ihr fürstlichen gnaden
landt unnd leuten begerten particularstücken vornemblich consideriren
werden: 1. Wie trewlich dieselbe sich iederzeit gegen daß Heylige Römi-
sche Reich verhalten; 2. wie die begerten ohrte situiret unndt gelegen etc.
Wollen auch verhoffen, es werde sich bey der handtlung noch wol ein
expediens finden, dadurch sowol wegen dieser begerten stücke dem Hey-
ligen Römischen Reich alß seiner fürstlichen gnaden möchte gerahten
werden
telen , daß seine fürstliche gnaden dabey nicht hindangesetzet unndt vor-
beygegangen werde, unndt thete gegen fürsten unnd stände sich pro
oblata cooperatione bedancken etc.
Die von Braunschweig Lüneburgk gemachte distribution betreffend,
worauf die satisfaction der auswertigen cronen bestehe, sey er damit
ganz einig unnd halte dafür, weiln die königliche mayestät unndt höchst-
löblichste cron Schweden ihre satisfaction vornemblich unndt meistent-
heilß uf die beruhigung des Heyligen Römischen Reichs gesetzet, daß
demnach dieselbige erstlich abzuhandtlen unndt nicht zu negligiren sey
etc. Wan nun sölches geschehen unndt prima classis ihre richtigkeit hette,
[man] darauf auch wegen des dritten puncti satisfactionis, der soldatesca
halber, handtlung pflegete unndt dabey güetliche remonstrationes, son-
derlich wieviel sie schon auß dem Reich gehoben, fürstellete, werde es
verhoffentlich den andern punct wegen satisfaction der cronen selbsten
mercklichen facilitiren etc., welches alles die handtlung geben werde, dar-
umb er dan dieselbe mit den königlichen Schwedischen herrn plenipoten-
tiariis ehist anzutreten bethe etc. Unndt versehen sich ihr fürstliche gna-
den genzlich, es würden ihr Kayserliche mayestät eine getrewe Sorgfalt
für dero landt unndt leute haben, die höchstlöblichste cron Schweden
auch auf ihrem postulato nicht bestehen unndt in quemcunque casum
chur-, fürsten unndt stände des Reichs sich ihr fürstlichen gnaden assi-
stendo unndt cooperando, damit sie ihre von so viel hundert jahren ge-
habte unndt beseßene lande behalten mögen, getrewlich annehmen. Be-
ruffte sich nochmalß uf die handtlung undt bethe, dieselbe ie ehe, ie lieber
fortzusetzen und werckstellig zu machen.
Mecklenburg-Güstrow. Eben daßelbe etc.
Württemberg. Sey von den vorsitzenden alß Beyern unndt andern also
außgeführet, daß er denselben billich subscribire unnd ad quaestionem
„an“ affirmative schließe.
Ratione quantitatis et qualitatis aber were von Braunschweig Lüneburg
vorgeschlagen, daß deßwegen mit den cronen umb remission unndt mo-
deration zu tractiren. Wan man nun ein gewißes quantum hette, so stünde
alßdan weiter de conditionibus unnd wie denen interessenten (denen man
an seiten Würtenberg auch nichts abzuvotiren begere) indemnitet zu
praestiren, zu reden; doch daß das werck, wie Beyern erinnert, beschleu-
niget und nicht gar verspädiget werde.
Wegen
Die Protokollanten nahmen irrtümlich an, daß zwei Voten geführt würden, und formulier-
ten Pfaltz Veldentz undt Lautereck (s. Textvariante Z. 28f.). Der Ges. Varnbüler war aber
nur durch Pgf. Leopold Ludwig bevollmächtigt, der in Lauterecken residierte (s. Nr. 105
Anm. 15, 23; die alte Namensform lautet Lautereck, s. Zedler XVI, 1209). Es gibt keinen
Hinweis, daß sich der zweite Veldenzer Pgf., Leopold Ludwigs Onkel Georg Johannes II.
(1586–1654), am Pfalz-Veldenzer Votum beteiligt hätte. Er residierte in Lützelstein im El-
saß und hatte wenig Kontakt zu seinem Neffen, da beide Linien verfeindet waren ( Güm -
bel , 265). Die Protokollanten haben später richtig Pfaltz-Lautereck geschrieben (FR- Pro-
tokoll von 1646 VI 1/11, s. Meiern III, 538 ). Diese Namensform begegnet auch sonst zur
Bezeichnung des Veldenzer Votums (s. z. B. Kretzschmar III, 321 Anm. 269,2).
cialvolmacht unndt instruction, dieweil er aber in genere dahin instruiret,
daß das werck acceleriret werden müge, so würden ihre fürstlichen gna-
den diese media nicht improbiren, sondern ihnen gar wol gefallen laßen.
Anhalt. Circa quaestionem „an“ sey er eben der mainung, daß die sache
nicht aufzuhalten. Ad quaestionem „quid“ et „quomodo“ aber hette er
auß dem Braunschweig Lüneburgischen voto wahrnommen, daß die sa-
tisfaction vornemblich auf dreyerley (quae breviter repetebat) bestunde.
Halte darauf mit Mecklenburgk dafür, wen die Kayserliche herrn pleni-
potentiarii den herrn Schwedischen zugeben, daß ihnen wegen der ersten
angenehme satisfaction geleistet werden könte unnd solte, so würde die
andere desto leichter zu erheben sein. Conformire sich dahero auch mit
Braunschweig Lüneburgk, daß die gravamina coniunctim abzuhandtlen
oder vielmehr daßelbe zu praemittiren
Die Gravamina- und Hauptverhandlungen sollten gleichzeitig vorgenommen werden
(s. [ Nr. 95 Anm. 26 ] ).
fürsten unnd herrn ia so weinig gemeinet sein, iemande etwas abzuvoti-
ren , weil es aber auch mit gelde nicht sein könte, so stünde zu bedencken,
ob nicht etwan andere mittel zu erfinden unndt sölche landt unndt leute
vorzuschlagen, dabey einer unnd der ander in specie nicht interessiret we-
re , wie er dan, wan es hiernegst ad speciem kehme, sich weiter vernehmen
zu laßen erbötig sey.
Wetterauer Grafen. Weil schon durch anführung statlicher motiven
gut befunden, daß die quaestio „an“ nicht zu berühren, so laßen sie es bey
den maioribus bewenden.
Circa quaestionem „quomodo“ aber were schleunig dahin zu arbeiten,
wie die quantitet uff pillige maße zur moderation zu bringen etc. Darbey
[sei] auch dieses, wie Braunschweig Luneburg unndt Anhalt erinnert, zu
beobachten: Weil die cronen ihre vornembste satisfaction in reductione
reductio bedeutet hier Wiederherstellung (s. [ Nr. 105 Anm. 28 ] ).
status Imperii setzen, das ihnen zuforderß darinnen ein gnügen geschehe.
Wiederholten im ubrigen die Magdeburgische, Sachsen Altenburgische
und Braunschweig Luneburgische vota, denen sie sich allerdings confor-
mirten etc.
Österreichisches Direktorium. Fürsten unndt stände würden auß
dem abgelegten Pommerschen voto vernommen haben, welchergestaldt
derselbe ihme reserviret, denjennigen tractaten, so den Kayserlichen herrn
plenipotentiariis mit der cron Schweden zu pflegen, an die handt zu ge-
ben , wegen ihrer churfürstlichen durchlaucht interesse beyzuwohnen etc.
Nun sey nicht ohne, daß ihr Kayserliche mayestät seiner churfürstlichen
durchlaucht sölches versprochen; halte auch wol dafür, es sey daßelbe
ohnedes in den abgelegten votis implicite verstanden. Weil auch in dem
Römischen Reich keine lande zu finden, so ihr mayestät unnd dem Reich
immediate unterworffen weren, so sey desto billiger, daß die interessen-
ten darzugezogen werden etc., wie dan Österreich, do es nötig, gehöret
werden
Die Innsbrucker Linie des Hauses Habsburg war von den Satisfaktionsforderungen der
frz. Replik (s. [ Nr. 110 Anm. 32 ] ) betroffen ( Heydendorff , 194 [zu den tatsächlichen Ab-
tretungen der Innsbrucker Linie laut §§ 73, 74, 78 IPM]; Repgen , Elsaßangebote, 653).
Die in der Textvariante (s. Z. 33f.) genannten Ehg.e waren Ehg. Ferdinand Karl und Ehg.
Sigismund Franz von Tirol.
Magdeburg. Sey nicht mehr alß pillich.
Pfalz. Wan man aber andere mittel oder lande, die cronen zu contenti-
ren , haben könte, were es ia soviel desto beßer etc.
Sachsen-Altenburg. Hette nie keine andere meinung gehabt, alß das
von den Kayserlichen herrn plenipotentiariis mit zuziehung der Inter-
essenten gehandelt werden solte, doch das, wieweit es gebracht, ante con-
clusum fürsten undt ständen hinwieder communiciret werde.
Braunschweig-Lüneburg. Were doch vorhin geschloßen, daß die
vota singularia in rebus singularibus attendiret werden solten
Wie [ Nr. 106 Anm. 57 ] .
dan folge, daß die interessirten mit keinem fug von den tractaten zu ex-
cludiren etc. Wolte die cooperation lieber re ipsa praestiren, alß viel da-
von sagen, und hette die mainung gar nicht, obgleich die herrn Kayserli-
chen immediate tractiren möchten, daß darumb die stände, unnd sonder-
lich die interessirte, nichts darvon wißen oder darzugezogen werden
dörfften, sondern er hette vielmehr dahin votiret, daß doch vor dem
haubtschluße mit gesambten ständen es hinwieder communiciret werden
solte, wie dan ehegestern auch were erinnert worden etc. Weil aber
Pommern es vieleicht nicht recht müchte eingenommen haben, hette er
dieses pro limitatione vel declaratione annectiren wollen, und were eben
dahin auch daß Bayerische votum gangen etc.
Pommern. Reservire nochmalß die notturfft biß künfftige session etc.
Mecklenburg. Die handtlung werde es geben. Müste doch erst wieder
hierherkommen, ehe es ganz geschloßen werde etc.
Reliqui annuebant.
Österreichisches Direktorium. pro
maiora nach dem Bayerischen voto dahin auß:
Es were den Kayserlichen herrn plenipotentiariis einzurahten, das man
sich mit deme, ob man der cron Schweden einige satisfaction schüldig,
nicht aufzuhalten noch zu vielem disputat de iustitia belli hiermit uhrsach
zu geben habe. Es wolten auch fürsten unndt stände von herzen wün-
schen , das, wo es immer müglich were, diese begerte satisfaction bey der
cron Schweden uf geldt gerichtet unndt gebracht werden könte etc. Dem-
nach man aber auß derselben replica gnungsamb vernehme, daß sie sich
mit gelde gar nicht contentiren laßen werden , so hetten die Kayserlichen
herrn plenipotentiarii neben unndt mit einführung guter rationum wie
auch mit vernehmung und vorwißen derjennigen chur-, fürsten und stän-
den , welche wegen der zur satisfaction begerten landt unnd leute particu-
lariter interessiret, ie ehender, ie beßer in den tractaten mit hochgedachter
cron dahin eyferig zu sehen, wie man diese hohe begerte satisfaction auf
das leidtlichste, so immer müglich, richten unndt bringen möge, unndt,
wie weit es entlichen mit der cron Schweden gebracht worden, fürsten
unndt ständen zu ihrer ratification hinwieder zu communiciren.
Pommern. Interloquebatur, daß für die wort „mit vernehmung“ geset-
zet werden möchte: „mit zuziehung“, damit die interessenten bey den
actibus unndt tractatibus selbst sein mügen etc.
Finita lectione Sachsen-Altenburg. Hette zwar nichts zu erinnern alß
nur dieses, daß in dem Braunschweig Lüneburgischen voto gedacht, auch
von Österreich selbst angeführet, imgleichen von Mecklenburg, Anhalt
unndt Wetterawischen grafenstande wiederholet worden, welchergestalt
die cronen ihre meiste satisfaction in satisfactione statuum sucheten etc.
Pommern. Adhaerebat.
Österreichisches Direktorium. Daß komme in die correlation etc.
Sachsen-Altenburg. Könte doch unterdeßen auch hier etwan uf die
maße eingerücket werden, daß die herrn Kayserlichen die expeditionem
classis primae befordern wolten etc.
Braunschweig-Lüneburg. Hette die satisfaction in drey theile abge-
theilet . Nun sey in dem concluso des ersten theils ganz nicht gedacht,
welches doch in alle wege nötig were etc. Die contentirung der soldatesca
aber könte man noch ruhen laßen etc.
Reliquis approbantibus Österreichisches Direktorium. So könte
man darzusetzen, daß die gravamina unterdeßen alß pars satisfactionis
coniunctim zu tractiren etc.
Sachsen-Altenburg. Deßgleichen hette er auch dieses wargenommen,
daß es nur also „zu ihrer ratification“ gesetzet, so dahin einzurichten: „zu
ihrer fernern erklehrung unndt ratification“.
Österreichisches Direktorium. Ponebat: „deliberation oder ratifi-
kation “.
Sachsen-Altenburg. Sonst wolle er zwar dem hochlöblichen directo-
rio nicht fürschreiben, quo ordine daßelbe eines unndt anders proponiren
oder tractiren wolle, halte aber doch dafür, es werde super satisfactione
Gallica keiner sonderlichen deliberation bedürffen, weil doch einerley
conclusum fallen würde etc.
Österreichisches Direktorium. Wolle sich doch nicht anderß schic-
ken , 1. weil eines theils, alß Basel unndt Pommern, ihre vota suspendiret;
2. weil zu Münster auch absonderlich darvon deliberiret worden etc.
Hierauf gefielen etliche interlocuta unnd darunter von Braunschweig-
Lüneburg. Rationes politicas et ex iustitia universali desumptas könte
man wol ansetzen, nur daß man nicht ex iure privato unndt de iustitia
belli disputirte etc.
Deme sich auch das Österreichische Direktorium conformirte undt
zum beschluß ad verba finalia „zu communiciren“ diese clausul annectir-
te : „auch dahin zu trachten, daß die gravamina unndt reichssachen, weil
diese cron ihre gröste satisfaction darinnen suche
werden“ etc.