Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
98. Sitzung des Fürstenrats (sessio publica IV) Osnabrück 1646 Januar 29 / Februar 8

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98

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Sitzung des Fürstenrats (sessio publica IV)


20
Osnabrück 1646 Januar 29 / Februar 8

40
Diktiert 1646 I 31/II 10.

21
Braunschweig-Lüneburg-Calenberg B I fol. 41’–55 (= Druckvorlage; das Magdeburger
22
Votum fehlt); damit identisch Baden-Durlach A I fol. 38’–44, 46–53’, Brandenburg-
23
Kulmbach B IV fol. 45–48’, 50–53, 55, 57–59’, Braunschweig-Lüneburg-Celle A I un-
24
fol
., Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel A I fol. 47’–54, 55–59’, 64–69, 70–71,
25
Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel B I fol. 35’, 38–40’, 42–46’, 50–52’, 54–55’,
26
Fränkische Grafen A II fol. 96–103, 104–106’, 112–112’, Hessen-Kassel A XIII fol.
27
46–57’, Magdeburg E fol. 58–72’, 73–74, 75, 76–76’, 78 (das Magdeburger Votum fehlt),
28
Magdeburg Ea fol. 51–67, 68–72’ (= Druckvorlage für das Magdeburger Votum), Pom-
29
mern
A I fol. 35–40’, 41–46’, Sachsen-Altenburg A II 1 fol. 43’–62, Sachsen-Gotha A
30
II fol. 495–501, 502–503’, Sachsen-Lauenburg B S. 85–112 (mit einer Lücke im Votum
31
Pfalz-Lauterns; das Magdeburger Votum fehlt), Sachsen-Weimar A II fol. 134–140,
32
141–142, Sachsen-Weimar B III fol. 191–203, 204–205, Grafen von Schwarzburg A I
33
fol. 28–37’, Wetterauer Grafen ( Nassau-Dillenburg ) C 1 fol. 49’–67’, 74, Wetterauer
34
Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A III 1 fol. 357–372’, Wetterauer Grafen ( Ysenburg )
35
A I unfol. (das Magdeburger Votum fehlt), Württemberg A I S. 76–101, 1054–1059,
36
Druck: Meiern II, 300–310 (Protokoll) und 310–312 (Magdeburger Votum, diktierte Fas-
37
sung
); vgl. ferner Herzogtum Bayern A I 1 unfol., Magdeburg D fol. 42–53’, Öster-

[p. 52] [scan. 184]


1
reich A II (XXXII) fol. 127–132’, 167–167’ (Wetterauer Votum), 169–171 (Magdeburger
2
Votum, diktierte Fassung), Österreich B I fol. 17–21’, 26–30’ und fol. 22–25’ ( Magdebur-
3
ger
Votum, diktierte Fassung) und fol. 31–32’ (Wetterauer Votum), Österreich B Ia fol.
4
73–82, Würzburg A I 1a fol. 190–195’.

5
Schwedische Replik von 1646 I 7, Klasse I,1 (Amnestie) [vgl. später Art. II IPO = § 2 IPM
6
und Art. III IPO ~ § 5 IPM].

7
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten: Österreich (Direktorium), Bayern, Würzburg, Mag-
8
deburg , Basel, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg, Sach-
9
sen -Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Eisenach, Braunschweig-Lüneburg-Celle, Braun-
10
schweig -Lüneburg-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg-Calenberg, Baden-Durlach,
11
Pommern-Stettin, Pommern-Wolgast, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Württemberg,
12
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Sachsen-Lauenburg, Anhalt, Wetterauer
13
Grafen, Fränkische Grafen.

14
Österreichisches Direktorium. Praemissis titulis, auß der in der
15
Schwedischen replic ausgetheilten ordtnung und classibus sey es an deme,
16
das man heute die erste classem antreten wolle, welche sie wieder in 4
17
membra theilen (

35
17 quae – repetebat] Österreich A II (XXXII): in amnistiam plenariam, privilegia et iura
36
statuum, gravamina et commercia.
quae breviter repetebat). Demnach nun iüngst

38
Am 6. Februar 1646 (s. Nr. 97).
veranla-
18
ßet worden, vor izo den punctum amnestiae vor die hand zu nehmen, so
19
würden sich die herrn abgesanten verlauten laßen, waß den herrn Kayser-
20
lichen pro responso gegen die herrn Schwedischen an die hand zu geben.
21
Die differenz bestehe nur in deme, daß die Schwedischen die amnistiam
22
ad annum 1618 zu extendiren begehren, die Kayserlichen herrn pleni-
23
potentiarii aber uf der zu Prag erstlich gestiffteten , hernach zu Regens-
24
purgk confirmirten

40
Siehe APW III A 3/1 [ Nr. 19 Anm. 83 ] .
, auch unlengst anderweit cum sublatione effectus
25
suspensivi ins Reich publicirten amnisti

41
Gemeint ist das ksl. Edikt von 1645 X 10 über die Inkraftsetzung der Regensburger Amne-
42
stie von 1641 VIII 20 ( APW III A 3/1 [ Nr. 29 Anm. 31 ] ).
verharren wollen.

26
Österreich. Von wegen des hochlöblichen hauses Österreich sehe man
27
nicht, wie man eine andere amnistiam sezen unnd schließen wolle, alß
28
welche anno 1641 uf dem reichstage zu Regenspurg mit einwilligung aller
29
chur-, fürsten unnd stände geschloßen, publiciret, auch iüngst noch der
30
effectus suspensivus cassiret worden.

31
Dan 1. weil derselbe effectus numehr cassiret, so sey sie general gnug, das
32
sich kein stand darüber zu beschweren, zumahln die exceptiones zum theil
33
mediatstände betreffen

43
Ausgenommen waren die Stände und Untertanen der ksl. Erblande, s. Regensburger
44
Amnestie von 1641 VIII 20, Punkt 1 der Ausnahmen ( Sammlung III, 552).
, so dan ratione iuris territorialis nicht unpillig ge-
34
schehen etc. Die Pfälzische sache were ein absonderliches werck unnd da-

[p. 53] [scan. 185]


1
her pillich uf sonderliche tractaten zu stellen etc.

31
Der Ks. hatte trotz des Scheiterns der Wiener Verhandlungen über die Pfalzfrage im Win-
32
ter 1641/42 beabsichtigt, das Problem der pfälzischen Restitution und der Kurwürde durch
33
Sonderverhandlungen mit den Interessierten zu lösen. Die von Reichsvizekanzler Kurz im
34
ksl. Auftrag im August/September 1645 geführten Münchener Gespräche mit Bayern hat-
35
ten den Ks. aber bewogen, Trauttmansdorff in der Geheiminstruktion vom 16. Oktober
36
1645 zu Verhandlungen über die Pfalzfrage auf dem WFK anzuweisen. Die Ksl. hatten
37
inzwischen Verhandlungen in Osnabrück aufgenommen ( APW I.1, 443 Punkt [7]; APW
38
II A 3 Nr. 110 Beilage [1]: Gespräch mit den Schweden über die Pfalzfrage 1646 I 22;
39
Immler , 24–27, 63–66, 92–99, 169f., 181, 198–210; Albrecht , Maximilian, 979ff., 1020ff.).
Res iudicatae, so vom
2
kriege nicht dependiren, weren von der amnesti zu separiren etc. Do auch
3
noch sonst eine oder andere beschwerung zwischen den ständen selbst haff-
4
te , sölches were nicht per amnestiam, sondern andere güetliche handtlung
5
und vergleichung beyzulegen. Würde sonst infinitas iniustitias geben etc.

6
2. Sey es iuris gentium, unnd were in keinen historien erhöret, das die
7
amnestia weiter, alß der krieg geweret, extendiret werden solte etc. Nun
8
were aber bekandt, daß der Schwedische krieg uf dem Teutschen boden
9
erst anno 1630 seinen anfang

27
9 genommen] In Österreich A II (XXXII) folgt: dahero dan nisi summa confusione der
28
terminus weiter zuerukh nit kan gemacht werden.
genommen.

10
3. Finde sich in actis publicis, daß könig Gustavus etc. ins Römische
11
Reich publiciret

40
Gemeint sind wahrscheinlich das Manifest Kg. Gustav Adolfs vom Juli 1630 (s. Nr. 97
41
Anm. 26) und sein Notenwechsel mit den Kf.en, Stockholm 1630 IV 7/17 und Regensburg
42
1630 VIII 10 (Text: ST V.1, 818ff. und 820ff.).
, das er vor seiner ankunfft uf den Teutschen boden mit
12
dem Römischen Reich in gutem frieden und nachparschafft gelebet, dar-
13
aus ia folge, wan man anders die königlichen worte, wie pillich, in acht
14
nehmen wolte, das er auch keinen krieg oder uhrsach zu kriegen gehabt
15
habe und derowegen auch vorhero keiner amnesti vonnöthen gewesen.
16
Was aber etwan zwischen ihrer Kayserlichen mayestät unnd den ständen
17
für irrungen und mißverstende gehafftet, deswegen sey dem wercke durch
18
die amnesti in dem Pragerischen

29
18 friede] In Österreich A II (XXXII) folgt: unnd generaliter im gemeinen reichßschluß
30
acceptierten amnistia.
friede geholffen.

19
4. Zuförders wolte sonst folgen, das alle iudicata Ferdinandi II.

43
Ks. Ferdinand II.
, item der
20
Dänische friedt

44
Gemeint ist der Friede von Lübeck von 1629 V 22 ( APW III A 3/1 [ Nr. 28 Anm. 8 ] ).
, ia das ganze imperium allerhöchstgedachter Kayserli-
21
cher mayestät zu größesten spott unnd hohn zu annulliren, so aber ein-
22
zugehen unmöglich, noch ihr Kayserliche mayestät von derselben amnesti
23
als einem facto opere weichen könte. Und weil es eine pura iniustitia sein
24
würde, wen man alle res iudicatas so uf einmahl zu boden werffen und
25
hinc inde miteinander aufheben wolle, so würden dieselbe crafft des §
26
***

45
Die Lücke im Text sollte einen Bezug auf die Regensburger Amnestie, Punkt 4 der Aus-
46
nahmebestimmungen , enthalten ( Sammlung III, 552).
von der amnestia pillich ausgenommen etc.

[p. 54] [scan. 186]


1
5. Dieiennigen, so bey dem project unnd handlungen anno 1635

21
Gemeint sind die Schönebecker Verhandlungen Kursachsens mit Schweden ( APW III A
22
3/1 [ Nr. 24 Anm. 14 ] ).
gewe-
2
sen , werden sich erinnern, und würden es die Schwedischen selbst nicht
3
in abrehde sein, das sie damahls zwar auch den terminum ad annum 1618
4
praetendiret, aber davon gewichen

23
Im Schönebecker Projekt vom 18./28. September 1635 wurde, anders als im älteren 17-
24
Punkte-Entwurf, 1618 nicht mehr als Normaljahr gefordert ( Fürnkranz , 55, 64). – Die
25
schwed. Bedingung über den Einschluß der Gravati in den PF steht im Schönebecker Pro-
26
jekt vom 18./28. September 1635, Punkt 9 ( Fürnkranz , 62f.).
, iedoch dieses bedinget, das die übri-
5
gen stände, die damahls den Pragerischen frieden noch nicht angenom-
6
men gehabt, mit eingeschloßen werden solten. Unnd eben das sey das
7
proiect, darauf die Schwedischen selbst sich in prooemio ihrer proposi-
8
tion mit referiren .

9
6. Könne er nicht sehen, waß sölchergestalt der amnesti abgehe, dan was
10
die Pfalzische sache anlange, gehöre dieselbe nicht hieher, sondern zu ab-
11
sonderlichen tractaten, unnd könne ohnedas das factum nullo modo iusti-
12
ficiret werden. Die Würtenbergische sache betreffendt, wiße man, das es
13
damit allerdings seine richtigkeit habe

28
Der ksl. Bescheid über die Amnestie und die Restitution Württembergs von 1636 XII 9
29
(Text: Sattler VII Beilage 46) enthielt Einschränkungen, so daß der Hg. von Württem-
30
berg nur etwa die Hälfte des Hgt.s zurückerhalten hatte. Eine ksl. Resolution vom 22.
31
September 1645 (Text: Sattler VIII Beilage 45) knüpfte das Inkrafttreten der Regens-
32
burger Amnestie an Auflagen, die den Hg. zunächst davon ausschlossen ( Philippe , 23f.,
33
27, 66). Seine Forderung nach völliger Restitution war also noch nicht erfüllt.
. Das haus Naßaw Sarbrücken sey
14
plenarie restituiret

34
Nassau-Saarbrücken verneinte dies und hatte im November 1645 ein Memorial, seine Re-
35
stitution betr., vorgelegt ( APW III A 3/2 [ Nr. 40 Anm. 44 ] ; s. auch S. 74 Z. 9, 17). Trautt-
36
mansdorff hatte dem Nassau-Saarbrücker Ges. allerdings am 23. Dezember 1645 mitge-
37
teilt , daß Nassau-Saarbrücken seines Erachtens unter die mit dem ksl. Edikt vom 10. Ok-
38
tober 1645 gewährte Amnestie falle. Dies bestätigte intern die auf den 27. Februar 1646
39
datierte und am 12. März überschickte ksl. Instruktion ( APW II A 3, 78 Z. 32 – 79 Z. 1
40
und 324 Z. 16ff.). Die tatsächliche Restitution zog sich noch Jahre hin. So restituierte Gf.
41
Johann Ludwig von Nassau-Hadamar erst im Dezember 1648 Güter Nassau- Saarbrük-
42
kens ( Pagenstecher , 174).
unnd, wie er nicht anders wiße, Baden Durlach im-
15
gleichen

43
Baden-Durlach verneinte dies (s. unten dessen Votum).
. Die Augspurgische sache gehöre aigentlicher ad gravamina, dar-
16
unter es auch von den herren protestirenden gebracht worden

44
Siehe Gravamina Evangelicorum II ( Meiern II, 526 ). Zu den Gravamina der Reichsstadt
45
Augsburg s. APW III A 3/1 [ Nr. 24 Anm. 65 ] , APW III A 3/2 [ Nr. 34 Anm. 14 ] .
. So werde
17
ihnen auch das exercitium religionis nicht gar verwehret oder genommen,
18

19
18 ob – werde] Österreich A II (XXXII): sondern die kürchen. Können ihnen aber ein
20
kürchen bawen lassen.
ob ihnen gleich keine kirchen aufgebawet oder verstattet werde

46
Den Augsburger Lutheranern war zugestanden worden, aus eigenen Mitteln eine Kirche
47
zu errichten und einen Prediger anzustellen (Art. 1 des Leonberger Akkordes vom 13.
48
März 1635, Text: Stetten II, 360–365, hier 360f.; Roeck II, 764ff.).
. Wegen

[p. 55] [scan. 187]


1
Eger aber unnd der Kayserlichen erbländer

27
Bezug auf die schwed. Replik, Klasse I,1 (betr. den Ausschluß der ksl. Erblande und Egers
28
aus der Regensburger Amnestie), s. Meiern II, 185 f.. Zu den Gravamina der ev. Land-
29
stände in den ksl. Erblanden s. APW III A 3/1 [ Nr. 28 Anm. 7 ] ; zu den Gravamina der
30
Exulanten Egers Augsburgischer Konfession s. APW III A 3/2 [ Nr. 31 Anm. 56 ] .
gehöre nicht hieher und rühre
2
nicht von dem kriege mit der cron Schweden. Es hetten auch sölches die
3
landtstände niemals, sondern vielmehr anno 1635 uf dem landtag das con-
4
trarium gebeten

31
Auf dem Lt. der nö. Stände in Wien (22. Januar bis 28. März 1635) hatten Gravamina
32
nicht auf der Tagungsordnung gestanden (Gunther Ortner , 124–129). Vielleicht hatte
33
während dieses Lt.s eine gesonderte Zusammenkunft zur Beratung der Religionsfragen
34
stattgefunden, zu der die ev. Stände geladen worden waren, s. das Ausschreiben Ks. Fer-
35
dinands II., Wien 1634 XII 11 (Text: Theatrum Europaeum III, 330; dazu Hurter IV,
36
517); weitere Angaben konnten nicht ermittelt werden.
. So wüsten sich auch die stände zu erinnern, das, wie ihr
5
Kayserliche mayestät dieselben anno 1641 excipiret

37
Siehe § 6 des Regensburger RA von 1641 X 10 (Ausschluß der Stände und Untertanen der
38
ksl. Erblande), s. Sammlung III, 552.
, sie, [die Reichsstän-
6
de ], allerseits darein gewilliget. Könne also Österreich davon auch nicht
7
weichen etc. Wolte aber die cron Schweden vor ein und andern cavallier
8
in particulari bey ihrer mayestät die versöhnung suchen laßen, würden ihr
9
mayestät facta specificatione nach gelegenheit der persohnen unnd befin-
10
dung der sachen sich nicht so gar difficil hierin erweisen.

11
Demnach nun der Pragerische friedenschluß und die darin enthaltene
12
amnestia durch den Regenspurgischen reichsabschiedt öffentlich von ihr
13
Kayserlicher mayestät und gesambten ständen des Reichs confirmiret wor-
14
den

39
Die in den Regensburger RA von 1641 X 10 inserierte Amnestie von 1641 VIII 20 bekräf-
40
tigt und erweitert die im PF gewährte Amnestie (§§ 6–7 des Regensburger RA, s. Samm -
41
lung III, 551ff.).
und paucorum votis nicht wiederumb umbgestoßen werden könne,
15
so würden uf dergleichen beschehende remonstrationes die Schwedischen
16
sich hoffentlich wol zufriedenstellen oder möchten, wan sie ia noch einige
17
limitation oder declaration begereten, dieselbe exprimiren und specialius
18
zu vernehmen geben. Und ob sie wol vorgeben, als wan die restrictio
19
amnestiae fomes huius belli were

42
Bezug auf die schwed. Replik, Klasse I,1 (Forderung des Stichjahres 1618 für die Amne-
43
stie ), s. Meiern II, 185 .
, so wird doch derselbe auch durch die
20
ampliation nicht aufgehoben, wan es nicht schon geschehen. Non esse fo-
21
mitem belli externi sive Suecici, dan der habe sich erst anno 1630 angefan-
22
gen , neque interni, dan der reiche viel weiter unnd müße uf sölchen fall gar
23
ad annum 1566 oder

24
23 1555] In Magdeburg E stand ursprünglich 1559 und wurde über der Zeile in 1555 kor-
25
rigiert
; Österreich A II (XXXII), Herzogtum Bayern A I 1 und Magdeburg D:
26
1559.
1555 zurückgesezet werden

44
Anspielung auf den Augsburger RT von 1566, auf dem mit Erneuerung des ARF die Re-
45
formierten nicht in diesen einbezogen, aber auch nicht ausdrücklich ausgeschlossen wur-
46
den ( Ritter I, 278–287), und auf den ARF von 1555 IX 25 (Text: Brandi , 32–52). Rich-
47
tersberger hat irrtümlich das Jahr 1559 genannt (s. Textvariante Z. 24 – in Magdeburg E
20
wurde richtig korrigiert, so daß in den diktierten Protokollen zutreffend 1555 steht); in
21
Nr. 106 und 111 werden an entsprechender Stelle Passauer Vertrag und ARF genannt (s.
22
S. 169 Z. 3f., S. 234 Z. 23f.).
, weil sich stracks nach

[p. 56] [scan. 188]


1
dem Paßawischen vertragk

23
Der Passauer Vertrag von 1552 VIII 2 ( APW III A 3/2 [ Nr. 53 Anm. 110 ] ) begründete
24
nicht, sondern unterbrach den Fürstenaufstand.
die innerliche unruhe angesponnen. Und in
2
der warheit laßen sich dergleichen fomites bellorum intestinorum nicht
3
solo tempore, sondern durch vergleichung der gravaminum aufheben,
4
dan das weren die verae causae belli unnd nicht das Böhmische wesen,
5
welches nur ein particularwerck gewesen unnd sich baldt gedempfet het-
6
te , wan nicht der Manßfelder mit Französischen gelde were fomentiret
7
worden

25
Gf. (Peter) Ernst II. von Mansfeld (1580–1626) hatte als General in böhmischen Diensten
26
gestanden. 1622 von Tilly geschlagen, war er in den Dienst der Generalstaaten getreten
27
und hatte im Februar 1623 einen Dienstvertrag mit Frk. geschlossen ( Heinisch , Mansfeld,
28
80f.).
. Doch hette es ia nun meist seine entschafft erreichet bis uf die
8
Pfalzische sache. Der Durlachische krieg were verglichen etc.

29
Mgf. Georg Friedrich von Baden-Durlach (1573–1638) hatte nach Selbstauflösung der
30
Union (Mai 1621) eine Armee aufgestellt und Verbindung mit Mansfeld aufgenommen,
31
da er seine Erbansprüche auf Oberbaden (das er laut RHR -Urteil von 1606 an die recht-
32
mäßigen Erben herausgeben mußte) verteidigen wollte. Nach vorsorglicher Abdankung
33
zugunsten seines Sohnes Friedrich am 22. April 1622 zog er gegen Tilly, wurde aber am
34
6. Mai 1622 bei Wimpfen vernichtend geschlagen. Das umstrittene Oberbaden wurde auf-
35
grund eines RHR -Urteils von 1622 VIII 26 an Mgf. Wilhelm von Baden-Baden restituiert
36
und durch ksl. Vermittlung am 27. Mai 1627 in Wien ein Vergleich zwischen Mgf. Wil-
37
helm und Mgf. Friedrich V. von Baden-Durlach geschlossen, nach dem Mgf. Friedrich für
38
die Nutznießung Oberbadens 380.000 fl. zahlen oder Baden-Durlacher Amter an Mgf.
39
Wilhelm verpfänden mußte (Text: Londorp III, 980–983; s. Weech , 163; Duch , Georg
40
Friedrich, 197ff.; APW III A 3/1 [ Nr. 24 Anm. 77 ] ; s. auch S. 66 Z. 13–18).
, der Hal-
9
berstätische habe sich durch des herzogs

41
Hg. Christian d. J. von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, 1616–1623 Adm. von Hal-
42
berstadt , hatte bis 1622 für Friedrich von der Pfalz gekämpft und war 1626 gestorben
43
( APW III A 3/2 [ Nr. 53 Anm. 33 ] ; Neuwöhner , 16ff.; Lampen , Nr. 993–994).
todt geendigt etc., der Däni-
10
sche sey durch den erfolgten frieden etc., vertragen

44
vertragen bedeutet hier zum Austrag gebracht, geschlichtet ( Grimm XXV, 1934f. s. v.
45
vertragen Punkt III.2).
. Wie gemeldet,
11
solte ia das Pfälzische wesen noch fomes belli sein

46
Siehe Anm. 25.
, werde es bey diesen
12
werenden tractaten durch absonderliche handtlung können mit hingelegt
13
werden.

14
Concludire demnach dahin, das dergleichen rationes den herrn Kayserli-
15
chen an die hand zu geben, umb dieselbe den herren Schwedischen zu
16
repraesentiren und sie dahin zu disponiren, das sie sich näher zum zweck
17
legen möchten, weil dadurch ihrer securitet ia sowol gerahten würde etc.
18
Sonst weren auch von den Schwedischen etsliche wort resentiret, so in
19
der Kayserlichen resolution außgelaßen, nemblich „quacunque necessitu-

[p. 57] [scan. 189]


1
dine iuncti“

30
Bezug auf die schwed. Replik, Klasse I,1 ( Meiern II, 186 ). Die dort zitierte Passage steht
31
in der schwed. Proposition II von 1645 VI 11, Art. 3 ( Meiern I, 436 ).
. Halte aber dafür, wan es zum proiect komme, werde es
2
deswegen keine sonderliche difficulteten geben.

3
Bayern. Man erinnere sich an seiten Bayern nicht weiniger, das der pas-
4
sus amnestiae unnd in specie der terminus a quo zu Regenspurg anno
5
1640 und 1641 ebensowol fürkommen, reiflich erwogen unnd entlich
6
durch den reichsabschiedt decidiret worden, bey deßen disposition er es
7
verpleiben laße. Unnd werde ia nicht alles, was zwischen anno 1618 und
8
1630 fürgangen unnd verhandelt worden, über einen hauffen zu werffen
9
und auf einmahl umbzublasen sein, sondern hetten hersieder vermöge des
10
reichsabschiedes die noch unerledigten sachen theils durch güetliche
11
handtlung, theils in andere wege ihre richtigkeit erlangen können, auch
12
einestheils schon erlanget haben. Were also nicht dafürzuhalten, das
13
eben das Böhmische wesen terminus a quo sein müße, wie Osterreich
14
schon angeführet, sive de externa pace, sive de interna sit quaestio, dan
15
es sey bekandt, das die beyden cronen der Böhmischen unruhe wegen
16
nicht einen sattel auflegen laßen. Die Schwedischen setzten selbst in ihrer
17
replic, das sie sich nicht ehe umb das Teutsche wesen bekümmert, bis sie
18
zu diesem kriege kommen, welches etwan anno 1628 oder 1629 gesche-
19
hen

32
Bezug auf die schwed. Replik, Klasse I,1 ( Meiern II, 185 ).
. So hette auch die cron Franckreich das Böhmische unnd Pfälzische
20
wesen nie approbiret gehabt, sondern vielmehr Kayserliche mayestät
21
unnd deren actiones authorisiret und befördert

33
Die frz. Neutralitäts- und Vermittlungspolitik beim böhmischen Aufstand war in ihrer
34
Konsequenz dem Ks. zugute gekommen ( Albrecht , Auswärtige Politik, 34f.; derselbe ,
35
Maximilian, 544).
, daß also ratione extero-
22
rum dieses nicht der terminus a quo sein könne. Ratione pacis internae
23
were bekandt, das chur-, fürsten unnd stände die rebellion nie approbiret,
24
sondern vielmehr die execution wieder den uhrheber derselben rümblich
25
mit volstrecken helffen

36
Im März 1620 hatten sich die Teilnehmer des Mühlhausener Konvents (die Kf.en – ohne
37
Kurpfalz und Kurbrandenburg – zusammen mit einigen kaisertreuen Reichsständen) be-
38
reit erklärt, den Ks. im Kampf gegen die böhmischen Stände zu unterstützen, sofern dieser
39
ein Avocatorialmandat gegen Friedrich von der Pfalz erlasse. Mit ksl. Exekutionskommis-
40
sionen rückte im August 1620 ein bay. Heer in Böhmen, ein kursächsisches in die Lausit-
41
zen ein. Durch den Sieg am Weißen Berg (1620) stürzte das Regiment Friedrichs von der
42
Pfalz zusammen ( Repgen , Krieg, 170; Kampmann , Reichsrebellion, 57–64; Müller , 340–
43
396; Albrecht , Maximilian, 515–531).
. Wolle aber diesmahls nicht weiter gehen noch
26
mit vielen rationibus es deduciren, welches von Österreich löblich unnd
27
mit vielen statlichen fundamentis geschehen were, darmit er sich dan al-
28
lerdings conformire, doch mit vorbehalt weiterer erklehrung circa specia-
29
lia etc.

[p. 58] [scan. 190]


1
Würzburg. Wie friedtfertig der weyland hochwürdige etc. herr Francis-
2
cus etc.

33
Franz Gf. von Hatzfeld (1596–1642, 1632–1642 Fbf. von Würzburg, 1633–1642 Fbf. von
34
Bamberg, s. Greipl , 260f.) hatte auf dem Regensburger RT zu jenen gehört, die in der
35
Amnestiefrage auch unter konfessionspolitischen Verlusten den prot. Forderungen entge-
36
genzukommen bereit waren. Allerdings hatte er, wie alle Katholiken, an den Prinzipien
37
der im PF gewährten Amnestie festgehalten ( Bierther , 150, 164f., 318; Reinhard Weber ,
38
361–365; s. z. B. das bambergische Votum zur Amnestiefrage vom 25. Januar 1641: Lon -
39
dorp V, 41).
sich auch auf dem reichstag zu Regenspurg in puncto amnestiae
3
bezeiget unnd wie eyfrig seine fürstliche gnaden gerathen, das man sich in
4
der innerlichen beruhigung zu befürderung der euserlichen unnd folgents
5
erlangung der algemeinen etc. nicht aufhalten solte, sey den anwesenden
6
herrn abgesanten mehrentheils bekandt etc. Weil aber die maiora damahls
7
ein anders gegeben, hetten sie es auch nicht endern können. Waßgestalt
8
nun der itzt regierende, sein gnediger fürst unnd herr zu Würzburg etc.

40
Fbf. Johann Philipp von Schönborn.
,
9
auf dem newligsten deputationsconvent zu Franckfuhrt sölche friedtfer-
10
tige intention secundiret unnd wie trewlich er die cassirung des effectus
11
suspensivi gerathen

41
Würzburg hatte auf dem RDT am 22. August 1643 für die Inkraftsetzung der Regens-
42
burger Amnestie votiert ( Wild , 23).
, das sey theils aus den anwesenden auch nicht unwi-
12
ßend . Woran sich’s aber gestoßen, das die stracks von dem Prager frieden
13
an debattirte amnestia zu keinem richtigen wesen gebracht werden kön-
14
nen , warumb auch die Schwedischen von anno 1618 her praetendiren
15
unnd die vörige des Reichs unnd der gravirten notturft nicht gemeeß zu
16
sein vermeinen, worunter sie aber vielleicht auch nicht recht informiret
17
sein undt nicht wißen mögen, das darunter auch unpilligkeit stecke, inde-
18
me , da man den numerum gravatorum zu mindern gedencke, derselbe nur
19
gemehret unnd also das fewer nicht geleschet, sondern vielmehr am an-
20
dern ohrt viel stercker angezündet werden möchte, wie nicht weiniger,
21
was vor feile in ecclesiasticis de anno 1627, in politicis aber de anno 1630
22
gemeinet

43
Die Regensburger Amnestie bestimmte als Stichjahr für die Restitution der geistlichen
44
Güter 1627, der weltlichen 1630, s. § 7 des Regensburger RA von 1641 X 10 ( Sammlung
45
III, 551ff.).
, sey nicht zu finden, und hetten ihr fürstliche gnaden davon
23
keine wißenschafft etc. Weil nun sölches in facto bestehe, werde man sie
24
nicht verdencken, daß sie eiferig zur remedirung rahten unnd ohne beßern
25
bericht von ihrer intention nicht weichen. Dan ihr fürstliche gnaden halten
26
die cronen von sölcher bescheidenheit, das sie hierunter ainige unpilligkeit
27
wieder ihre vielfaltige contestationes nicht propugniren würden. Weil aber
28
der terminus ab anno 1618 tam quoad res quam quoad personas gar zu
29
general, so hette man a parte Würzburg zu bitten, man wolle mehr ad spe-
30
ciem gehen, mit erpieten, sich alsdan auch specialius vernehmen zu laßen.

31
Magdeburg. (Dieweil dieses votum stracks nach gehaltener session mit
32
dem concept des protocols conferiret, in formam gebracht und hernach-

[p. 59] [scan. 191]


1
mahls publice übergeben, auch bey gehaltener conferirung der protocol-
2
len gleiches inhalts befunden, so ist daßelbe zu gewinnung der zeit

28
2–3 sub numero 2] In der Druckvorlage am Rande von anderer Hand: mangelt. – In Wet-
29
terauer
Grafen ( Ysenburg ) A I steht ein sehr wahrscheinlich hierher gehöriger, aber
30
auf die Höhe des weiter unten stehenden Pfalz-Lauterer Votums gesetzter Randver-
31
merk
, der als Datum der Diktatur den 12. Februar 1646 nennt.
sub
3
numero 2 hier beygefüget worden.)

4

32
59,4–63,24 Fürstlich – wolle] Das Magdeburger Votum wurde gesondert diktiert und daher
33
in einigen Protokollüberlieferungen ausgelassen; Text hier nach Magdeburg Ea; offen-
34
sichtliche
Irrtümer und eingeklemmte Randpartien wurden stillschweigend nach Sach-
35
sen
-Altenburg A II 1 korrigiert bzw. ergänzt. Das Votum steht in Herzogtum Bay-
36
ern
A I 1 bei sonst identischem Text in der dritten Person und hat in Wetterauer
37
Grafen ( Nassau-Dillenburg ) C einzelne Unterstreichungen und Randbemerkungen
38
von anderer Hand. In den österreichischen Überlieferungen weicht das Magdeburger
39
Votum im Protokoll von der diktierten Fassung ab.
Fürstlich ertzbischöfflich Magdeburgisches votum in puncto amnestiae,
5
abgeleget im fürstenraht zu Oßnabrück den 29. Ianuarii[/8. Februarii]
6
anno 1646:

7
Ex parte Magdeburg erinnere ich

40
Krull.
mich gutermaßen, daß neulichst

41
Am 6. Februar 1646 (s. Nr. 97).
ver-
8
anlaßet , heute den punctum amnestiae für die handt zu nehmen. Habe
9
auch angehöret, welchergestaldt das hochlöbliche Österreichische direc-
10
torium denselben izo zur umbfrage gestellet. Undt weil der anfang vom
11
termino a quo gemachet, hallte ich anstadt seiner fürstlichen durchlaucht
12
des herrn erzbischoffs zu Magdeburg etc.

42
Hg. August von Sachsen, Adm. von Magdeburg.
dafür: Weil aus denen könig-
13
lichen propositionibus

43
Siehe schwed. Proposition II, Art. 3 ( Meiern I, 436 ); frz. Proposition II von 1645 VI 11,
44
Art. 6 ( Meiern I, 444 ).
und darauf erfolgten replicis

45
Siehe schwed. Replik, Klasse I,1 ( Meiern II, 185 f.); frz. Replik von 1646 I 7, zu Art. 6
46
( Meiern II, 201 ).
zu ersehen, das sie
14
in puncto amnestiae den terminum a quo auff annum 1618 gestellet und
15
darbey sonderlich die königlich Schwedischen solche rationes angeführet,
16
das daraus unschwer zu vernehmen, welchermaßen sie solchen terminum
17
pro conditione et basi pacis sezen und darvon, allem ansehen nach, nicht
18
weichen würden, und dan das Heylige Römische Reich Teutscher nation
19
in solchem betrübten jammerstande begriffen, das mann ohne weitere
20
seumnüß frieden haben oder sich zum endtlichem untergang und dissolu-
21
tion betrüblichen undt mit ach und weh resolviren müste, so kann ihre
22
fürstliche durchlaucht, mein gnädigster herr, nicht absehen, warum man
23
wegen solches termini das allgemeine geliebte vaterlandt in izigen übel-
24
stande lenger laßenn und dem extremo praecipitio und totalruin exponi-
25
ren wollte.

26
Und hellt mein gnädigster fürst und herr umb so viel mehr darfür, das
27
eine universalis et illimitata amnestia gestifftet werden müße, weilen nicht

[p. 60] [scan. 192]


1
unbekandt, was maßen die evangelischen stände des Reichs sowohl zu
2
Regensburgk als unlengst zu Frankfurth

31
Auf dem Regensburger RT hatten im Januar 1641 Sachsen-Altenburg, -Coburg, Branden-
32
burg -Ansbach, Pommern-Stettin, -Wolgast, Sachsen-Weimar, -Eisenach und Henneberg
33
für eine Amnestie mit dem Stichjahr 1618, hingegen Württemberg, Mecklenburg- Gü-
34
strow , Anhalt und die Wetterauer Gf.en zusammen mit den kath. Reichsständen für eine
35
Amnestie auf Grundlage des PF votiert ( Bierther , 164f.). Auf dem im Februar 1643 zu-
36
sammengetretenen Frankfurter RDT hatte der FR nach Auseinandersetzungen zwischen
37
kath. und ev. Reichsständen um eine weitergehende Amnestieregelung schließlich doch die
38
Inkraftsetzung der Regensburger Amnestie (s. Anm. 40) empfohlen. Braunschweig und
39
Pommern hatten sich allerdings gegen diesen Beschluß verwahrt ( Dickmann , Frieden,
40
116).
größtentheils solches dem
3
Heyligen Römischen Reich zu erlangung friede und ruhe nüzlichen, dien-
4
lichen undt nohtwendig befunden.

5
Soll nun salus totius rei publicae befordert und postliminio

41
Das ius postliminii des röm. Rechtes regelt die Rückkehr des früheren Rechtszustandes
42
( Kreller , 863–873, bes. 867; Münch , 785; Ziegler , 1085f.). Hier ist gemeint, daß die
43
Unverletztheit der Res publica durch die Rückkehr zum früheren Rechtszustand gleich-
44
sam
wiederhergestellt werde.
gleichßamb
6
restituiret werden, wird es meines dafürhalltens nicht anders sein können,
7
als dergleichen ganz unlimitirte nullisque conditionibus vel personarum
8
vel rerum provinciarumve restringirte universalamnesti allermanniglichen
9
zu ertheilen und zu werck stellen zu laßen. Mann will, weiterung zu ver-
10
meiden , den verlauff voriger zeiten nicht erwidtern

45
erwidtern bedeutet wiederholen ( Grimm III, 1063 s. v. erwidern Punkt 4) und ist hier im
46
Sinne von referieren gebraucht.
undt etwa verdrieß-
11
liche ursachen anführen, sondern gebehten haben, propter salutem des all-
12
gemeinen lieben vaterlandes Teutscher nation solchen terminum zu belie-
13
ben undt es in diesem punct bey den königlichen replicis allerdings bewen-
14
den zu laßenn. Eß erweiset die unbetrügliche evidenz und ist vor augen,
15
das Teutschlandt sine internecione totius rei publicae keine kriege mehr
16
führen könne, sondern unabwendtlich ruhe und friede habenn müße.

17
Ob die Pfälzische sache uff sonderliche tractaten auszusetzen, da stehe
18
ich nicht wenig an, weiln aus den königlichen propositionibus und repli-
19
cis soviel abzunehmen, das sie darauff fest bestehen werden, und dahero,
20
wann diese sache nicht zugleich izo mit componiret und verglichen wür-
21
de , blieben nurt noch verborgene funcken, daraus leichtlich ein größer
22
fewer entstehen könte undt also die tranquillirung des lieben vaterlandes
23
nur noch mehr gehindert und auffgehallten würde.

24
Wann das fürstliche hauß Würtembergk, Baden Durlach und auch Nas-
25
saw Saarbrücken plenarie restituiret weren, so hette es damit seine maße,
26
wo aber nicht, were es billig, das es ehestes geschehe, nebenst andern
27
reichsständen und städten, sonderlich auch die stadt Augsburg,

28
27 Lindaw] So auch in Österreich A II (XXXII), diktierte Fassung des Magdeburger Vo-
29
tums
, Österreich B I und Herzogtum Bayern A I 1. Fehlt in den übrigen Überliefe-
30
rungen
.
Lindaw

[p. 61] [scan. 193]


1
und Eger,

40
1 wie auch iedermänniglich] So auch in Österreich A II (XXXII), diktierte Fassung des
41
Magdeburger Votums, Österreich B I und Herzogtum Bayern A I 1. Fehlt in den
42
übrigen Überlieferungen.
wie auch iedermänniglich, und zwart in den standt, wie ein
2
oder der andere in politicis et ecclesiasticis anno 1618 sich befunden.

3
Res iudicatas und andere sachen anbelangend, weiln unmügliche dinge
4
seint, das einem ieden, was ihme sieder anno 1618 abgenommen, ersezet
5
werden sollte oder könte, so wirdt, ihrer fürstlichen durchlaucht dafür-
6
halltens , unter beweglichen und unbeweglichen gütern nohtwendig ein
7
unterscheidt zu machen sein. Die sieder anno 1618 abgenommene beweg-
8
liche güter seint mit gar viel millionen nicht zu bezahlen, und will mann
9
im Reich den hocherwüntschten frieden nicht ad terminos impossibilium
10
restringiren, so wirdt allermänniglich solche abnahmb und erlittene be-
11
schädigung in mobilibus et semet moventibus sive perceptione fructuum
12
(gleichwohl, daferne die detentores die auff den gütern hafftende zinsen
13
nicht aufschwellen laßen) quoquo modo ab adversariis, sive ex deposito
14
publica autoritate, sive alias abrepta fuerint, dem publico condoniren und
15
von niemande einige erstattung suchen müßen. Eß ist auch ganz unersez-
16
lich , waß sieder anno 1618 bis izo an kirchen, clöstern und andern unzeh-
17
ligen gebewden abgebrochen, niedergerißen, abgebrandt und beschädiget
18
worden oder auch ezlicher ohrten publicae securitatis causa demoliret
19
werden müssen. Und müssen demnach all solche beschädigungen zu er-
20
haltung des hochdesiderirten friedens in vergeß gestellet und durchaus
21
remittiret werdenn.

22
Die unbeweglichen güter aber, so einem oder andern sieder anno 1618
23
entzogen, werden billig iedermänniglich ohne entgeldt wiederumb resti-
24
tuiret und eingereumet, dergestaldt und also, das alle in ecclesiasticis er-
25
gangene transactiones und accord, auch abgedrungene oblationes und pro
26
redimenda vexa zu abtretung einiger geistlicher güter gethane erbieten
27
und waß sonsten aus respect des edicts über die geistlichen güter

43
Gemeint ist das Restitutionsedikt Ks. Ferdinands II. von 1629 III 6 ( APW III A 3/1 Nr.
44
19 Anm. 16).
fürgan-
28
gen sein möchte, ohne alle einrede, fürwandt undt unterscheidt, krafft
29
dieses verhoffenden friedenschlußes nichtig unndt abgethan sein sollen.

30
Waß auch in politicis vi metuque armorum bey eines theils occasione des
31
krieges ersehenen vortheil und ohne freywilligen consens etwann auff
32
vorhergegangene erkendtnüßen oder sonsten transigiret, wirdt ebenerma-
33
ßenn nebenst andern, von den inhabern verhandelten conträcten und der
34
rechten herrschafft praeiudicirlichen actibus billig auffgehoben und cassi-
35
ret . Ingleichen werden alle occasione dieser motuum ergangene proscrip-
36
tiones , confiscationes, dann auch mittlerzeit eröffnete undt der gewaldt-
37
sambkeit dieses krieges theilhaffte urthel und dahero erfolgte res iudicatae
38
oder auch durch commissiones und andere wege ergangene executiones
39
krafft dieses künfftigen friedens ungültig erkennet, wie dann sonstenn

[p. 62] [scan. 194]


1
auch es dahin billig zu richten ist, das alle nicht allein von den ständen des
2
Reichs, sondern auch von privatis bey diesem kriegswesenn abgepreßete
3
activae et passivae obligationes, auch diejenigen, so

37
3 einige] Fehlt in der Druckvorlage und in Sachsen-Altenburg A II 1, ergänzt nach
38
Sachsen-Weimar B III.
einige stände umb ein
4
liederliches an sich gehandelt, respective restituiret und cassiret undt alle
5
transportirte briefliche uhrkunden wieder an ihren gehörenden ohrt ge-
6
schaffet und geliefert werdenn.

7
Böhmen anbelangendt und was insonderheit den statum politicum des
8
königreichs Böhmen anbetrifft, soferne derselbe zwischen ihrer Keyserli-
9
chen mayestät und den ständen deßelben königreichs versiret, seze an-
10
stadt meines gnädigsten fürsten und herrn ich’s an seinen ohrt, und wer-
11
den ihre fürstliche durchlaucht derohalben so weinig der Römischen
12
Kayserlichen mayestät als den crohnen disfalls einige maaß geben oder
13
auch dem königreiche, weiniger dem Heiligen Römischen Reich, an sei-
14
nem darbey habenden interesse praeiudiciren.

15
Waß aber den mayestätbrieff

39
Zum Böhmischen Majestätsbrief Ks. Rudolfs II. von 1609 VII 9 s. APW III A 3/1 Nr. 24
40
Anm. 80. Nach Wiener Rechtsauffassung hatte Böhmen durch den Aufstand seine Privile-
41
gien verwirkt; der Ks. hatte deshalb den Majestätsbrief zerschnitten ( Zöllner , 213; s.
42
Abb. 1 in Polišenský ).
und dahero im königreich Bohmen depen-
16
direnden statum ecclesiasticum betreffen thut, so ist bekant, das solche
17
stattliche, tewr erworbene privilegia nicht allein den proceribus, die et-
18
wann anno 1618 bey der unruhe interessiret gewesen, sondern auch andern
19
ständen und zumahl den unterthanen ertheilet worden. Alß nun viel pro-
20
ceres in Böhmen, Schleßien unndt Mähren, die unterthanen auch inge-
21
sambt solcher sachen nicht theilhafftig gewesenn, darsieder aber biß diese
22
stunde gar viel verstorben und die übrigen unsäglich unglück, elendt, jam-
23
mer und noht erlitten, so ersuche ihre Römische Kayserliche mayestät im
24
nahmen ihrer fürstlichen durchlaucht ich allerunterthänigst und gehor-
25
sambst , allen ständen und unterthanen in Böhmen, Schlesien, Mähren und
26
sodann Ober- und Niederösterreich und allen erbländern obgerührtes
27
mayestätbrieffes und respective landesfreyheit in geistlichen und weldt-
28
lichen sachen nicht allein fürterhin würcklich, wie vor diesem, genießenn,
29
sondern auch die exulanten, derer sich billig zu erbarmen, zu ihren gütern
30
und zustehenden rechten, und sonderlich die stadt Eger, in ecclesiasticis et
31
politicis in vorigen standt völlig wiederumb restituiren zu laßenn.

32
Den Prager frieden anlangendt, hallten ihre fürstliche durchlaucht dafür,
33
das derselbe (jedoch waß zwischen Keyserlicher mayestät und churfürst-
34
licher durchlaucht zu Sachsenn der beyden marggraffthümber Ober- und
35
Niederlausiz halber contrahiret worden

43
Siehe dazu APW III A 3/2 [ Nr. 32 Anm. 82 ] .
, in seinem stande gelaßenn)
36
sambt allen nebenrecessen

44
Zu den sieben Rezessen s. APW III A 3/2 [ Nr. 32 Anm. 44 ] .
gänzlich zu cassiren und auffzuheben sey.

[p. 63] [scan. 195]


1
Dann weil mann siehet, das die crohnen tanquam intervenientes ohne cas-
2
sation deßelben keinen friede machen wollen, sonsten auch scheinet, das
3
nichts beständiges zu hoffen oder das Römische Reich zu tranquilliren,
4
sondern vielmehr mann von dem friedenszweck aberriren und anstadt der
5
integritet das liebe vaterlandt extremo praecipitio exponiren dürffte, be-
6
vorab da gleich derselbe behaubtet werden wollte, jedennoch solches kei-
7
nesweges exequiret undt zu werck gestellet werden könte, unndt soll dem-
8
nach das liebe vaterlandt Teutscher nation in vorige subsistentz kommen,
9
soll es vor andröhender, unausbleiblicher totalruin praeserviret und alles
10
zum wohlstande beharlichen befördert werden, so scheinet kein ander mit-
11
tel , dann das der Prager friede zu cassiren und auffzuhebenn. Unndt weil
12
ich auch von ihrer fürstlichen durchlaucht undt einem hochwürdigen dom-
13
capitel etc. ausdrücklichen befehliget, wegen der vier respective herrschaff-
14
ten , ambter und stätte Querffurth, Güterbock, Dama und Burgk

37
Gemeint sind Querfurt, Jüterbog, Dahme und Burg. Diese ehemals erzstiftisch magdebur-
38
gischen Ämter waren durch den PF an Kursachsen gekommen (PF Rezeß betr. die magde-
39
burgischen Ämter; Text: BA II 10.4 Nr. 564 E, 1645–1651); s. auch Nr. 120.
zu vigi-
15
liren und zu sehen, damit dieselben zum erzstifft wiederumb möchten ge-
16
bracht werden, so habe ich solches anizo hiermit thun und verrichten sol-
17
len , der ungezweifelten hoffnung, eß werden es sowohl ihre Römische
18
Keyserliche mayestät als sambtliche chur-, fürsten und stände vor billig
19
unndt rechtmeßig erachten und hierzu cooperiren helffen.

20
Habe sonsten bey neuligster session

40
Am 6. Februar 1646 (Nr. 97).
über dem prooemio dieses zu erin-
21
nern vergeßenn, weil darinnen ihre Keyserliche mayestät und die beiden
22
crohnen ihnen potestatem addendi, mutandi vel declarandi vorbehallten

41
Siehe ksl. Responsion an Schweden und ksl. Responsion an Frk. von 1645 IX 25, zum
42
Prooemium ( Meiern I, 618 und 628); schwed. Replik, schwed. Protokoll (fehlt im ksl.
43
Protokoll), zum Prooemium, Punkt 5 ( Meiern II, 193 ); frz. Replik, zum Prooemium
44
( Meiern II, 200 ).
,
23
das ich dergleichen gewaldt und befugnüß auch im nahmen ihrer fürst-
24
lichen durchlaucht ausdrücklichen bedinget und vorbehallten haben wolle.

25
Basel. Wie Würzburgk.

26
Pfalz-Lautern. Es habe der Magdeburgischer herr abgesanter gar aus-
27
führlich und mit statlichen fundamenten remonstriret, warumb ihrer
28
Kayserlichen mayestät unndt dero herren plenipotentiariis einzurahten,
29
das sie ratione termini a quo bey der cronen determination es verpleiben
30
laßen möchten, und wolle er sich demselben tam ratione termini quam
31
personarum et rerum allerdings conformiret haben. Fürsten und stände
32
hetten gleichwol aus der cronen manifestis und anderen actis und scriptis
33
wahrgenommen, das sie nicht allein uf die zeit, sondern auch auf die cau-
34
sas unnd praeparatoria, wie imgleichen uf den eventum und versicherung
35
gangen, welche sie uf die amnestiam und restitutionem ad annum 1618
36
setzeten. Weil nun der event bezeuget, das, seitdem sölche gute erinne-

[p. 64] [scan. 196]


1
rung nicht attendiret werden wollen, so viel christenbluht vergoßen unnd
2
ganz Teutschlandt so iämmerlich verwüstet und auf einen sölchen fal ge-
3
bracht , das man sich noch viel mehrers und ärgers, ia genzlichen Unter-
4
gangs zu befahren, so hette man sich propter bonum publicum, welches
5
suprema lex wehre

37
Anklang an Cicero, De legibus 3,3,8 ( APW III A 3/1 [ Nr. 7 Anm. 35 ] ).
, [um] soviel mehr zu begreiffen unnd eine unlimitirte
6
universalamnestia, wie die cronen vorgeschlagen, zu

35
6 bewilligen] In Österreich A II (XXXII) folgt: weill das Reich khein krieg zue füehren
36
vermag.
bewilligen, welches
7
gewiß ihr Kayserlichen mayestät zu unsterblichen nachrumb, auch befe-
8
stigung dero Kayserlichen trohns, gereichen würde.

9
Pfalz-Simmern. Idem.

10
Sachsen-Altenburg. Von dem hochlöblichen directorio sey eigentlich
11
dieses proponiret worden, was ratione termini amnestiae a quo ihr Kay-
12
serlichen mayestät einzurahten. Es sey aber ea occasione fast alles auch
13
ratione personarum et rerum mit beygebracht worden etc. Zweifele nicht,
14
wie Würzburg gebeten, das man ratione rerum et personarum mehr ad
15
speciem gehen möchte. Es werde sölches künfftig noch wol geschehen,
16
da sich ein[er] unnd anderer desto deutlicher werde können vernehmen
17
laßen. Conformire sich unterdeß mit Magdeburg, auch Pfalz Lautern
18
unnd Simmern, mit deme von Magdeburg erinnerten vorbehalt vota sua
19
ulterius declarandi etc., und weil Österreich auch wegen der worth „ qua-
20
cunque necessitudine iuncti fuerint“ erwehnung gethan, das, wan sonst
21
alles richtig, werde man darinnen einander wol gratificiren können, wolle
22
er sölches hierher wiederholet haben.

23
Erinnere sich hierbey, daß zu Regenspurgk durchaus dafürgehalten wor-
24
den , das das Römische Reich durch die waffen zu erhalten unnd den frie-
25
den zu erheben, unmöglichen, sondern das es durch güetliche beylegung
26
geschehen müße etc.

38
Das Regensburger Reichsbedenken in puncto militiæ & contributionis vom 15. September
39
1641 hatte den Ks. gebeten, den Frieden nicht militärisch, sondern durch politische Ver-
40
handlungen wiederherzustellen ( Londorp V, 710–716, hier 711). Der FR hatte am 20.
41
September 1640 über die Wiederherstellung des Friedens beraten. Dabei hatten Salzburg,
42
Bayern, Weimar und Pommern-Stettin ausdrücklich einen Verhandlungsfrieden gefordert;
43
kein Stand hatte Gegenteiliges gesagt ( Londorp IV, 874–879).
Nun sey es seithero viel unmöglicher, die vires
27
Imperii nur schwecher, der cronen vires aber immer stercker worden,
28
weil dieselbe immittels viel vornehme päße und städte, ia ganze provin-
29
cien occupiret unndt eingenommen hetten. Wan nun gleich ihr Kayserli-
30
che mayestät den krieg zu continuiren gedechten unnd sowol den für-
31
geschlagenen terminum als andere conditiones et qualitates amnestiae
32
reiiciren wolten, so würde es doch zu behaubten nicht wol möglich sein,
33
chur-, fürsten unnd stände aber übel darzu kommen, wan sie darüber zu
34
grund und boden gehen solten unnd niemand were, der ihnen de indem-

[p. 65] [scan. 197]


1
nitate einigen trost zusprechen könte. Augustinus sage an einem ohrt:
2
„nemo est prudentior consiliarius quam Christus“

37
Steht so nicht bei Augustinus, ähnlich aber in dessen Sermo 60,1: quem potest [mundus] ad
38
accipiendum consilium prudentiorem invenire quam Christum? ( PL XXXVIII, 402).
. Nun gebe aber Chri-
3
stus selbst den raht, das man beim krieg sich nichts unmögliches einbil-
4
den , sondern wan man sehe, das man es nicht hinnausführen könne, bey-
5
zeiten davon abstehen solle

39
Wahrscheinlich Anspielung auf Lk 14,31f..
. Welches er darumb gedencke unnd mit an-
6
führe , weil es in Gottes worth gegründet sey, id quod norma est et regula
7
tam fidei nostrae quam vitae atque actionum humanarum atque politica-
8
rum

40
Konnte nicht ermittelt werden. Der Begriff regula fidei bezeichnet allgemein die Glau-
41
bensnorm ; nach umstrittener Ansicht verstanden die Kirchenväter darunter die Hl. Schrift
42
( Quasten , 1102f.). Der im folgenden erwähnte Rat Christi wurde von Thumbshirn erneut
43
am 12. März 1646 angeführt und auf Sprüche 1,24f. bezogen (S. 270 Z. 15ff.).
. Bitte derowegen schließlich umb Christi rahts willen, das man
9
doch uf unmöglichen dingen nicht bestehen wolle.

10
Sachsen-Coburg. Weil ex scopo quaevis actio zu mensuriren, zu de-
11
ßen erlangung aber alle mittel versucht und appliciret werden müßen, no-
12
ster scopus aber pax universalis unnd unter den vornembsten mitteln son-
13
der zweifel eine illimitata amnestia sey, dieweil die cronen sich gnung-
14
samb erklehret, das sie nicht ehe die waffen niederlegen können oder wol-
15
len , es were dan eine sölche unumbschrenckte universalamnestia tam
16
ratione termini quam ratione subiectorum et obiectorum verwilliget, zu-
17
mahl Teutschlandt so beschaffen, das in die lenge nicht de medico, son-
18
dern de sepulchro zu gedencken sein werde, so sey er

44
Carpzov.
neben Sachsen
19
Altenburg dahin instruiret, sich mit denen zu conformiren, die derglei-
20
chen amnestiam rahten. Weil er nun aus dem hochlöblichen fürstlich erz-
21
bischoflich Magdeburgischen, auch Sachsen Altenburgischen und Pfalz
22
Lauterischen votis vernommen, das sie ratione termini uf annum 1618
23
rahten, wolle er denselben inhaeriren unnd sich im übrigen wegen der
24
wortt „quacunque necessitudine“ mit Österreich conformiret haben.

25
Sachsen-Weimar. Hette gleichergestalt vernommen, das die izige pro-
26
position uf die amnestiam, sonderlich den terminum a quo gerichtet, da-
27
bey incidenter auch das übrige mit angeführet worden. Wie nun vor ihme
28
von Magdeburg, Pfalz, Altenburg unnd Coburg sölche rationes angefüh-
29
ret worden, die an sich selbst gültig unnd seiner instruction conform we-
30
ren, so wolle er dieselbe wegen Sachsen-Weimar, -Gotha und - Ei-
31
senach
wiederholet und ratione rerum et personarum wie Sachsen Al-
32
tenburg , ratione der wort „quacunque“ etc. wie Österreich, ratione reser-
33
vati wie Magdeburg votiret haben.

34
Braunschweig-Lüneburg. Die zeit zu gewinnen, wie Magdeburg,
35
Pfalz, Altenburg unnd Coburg, und sölches sowol wegen Braun-
36
schweig -Lüneburg-Celle, -Grubenhagen und -Calenberg.

[p. 66] [scan. 198]


1
Baden-Durlach. Hette mit umbstenden vernommen, was vom Öster-
2
reichischen hochlöblichen directorio sowol ratione termini alß persona-
3
rum et rerum proponiret unnd angeführet worden und worauf folgents
4
das Magdeburgische ausführliche votum gegangen. Dahin er sich specia-
5
liter beziehe unnd dahin schließe, das in alle wege eine sölche universalis
6
et illimitata amnistia tam ratione termini quam rerum et personarum, wie
7
die cronen begeren, zu verwilligen sein wolle.

8
Weil er auch wahrgenommen, das von dem hochlöblichen directorio un-
9
ter andern wegen Baden Durlach diese wort angehenket worden: „Baden
10
Durlach weis man anders nicht, als das es restituiret“

37
Siehe bei Anm. 18.
, dahero zwart die
11
notturfft erforderte, in specie auch wegen ihr fürstlichen gnaden

38
Mgf. Friedrich V. von Baden-Durlach.
etwas
12
information zu geben, so würde iedoch die zeit viel zu kurz werden,
13
sölches weitleufftig an- unnd auszuführen. Seine fürstliche gnaden unnd
14
dero herr vater

39
Mgf. Georg Friedrich von Baden-Durlach.
weren nun ganzer 24 jahr seit dem letzten, anno 1622,
15
doch nicht in meritis causae, sondern nur in contumaciam publicirten
16
urtheil von land unnd leuten unschüldig veriaget unnd destituiret gewe-
17
sen , auch noch zu beschwerlichen accord verbis, vi et metu angestrenget
18
worden

40
Zum RHR -Urteil von 1622 VIII 26 und zum Wiener Vergleich vom 27. Mai 1627 s. Anm.
41
29.
. Man wiße wol, wie es hergangen etc. und das sölche procedu-
19
ren nicht erst anno 1630 ihren anfang genommen; dahero dan auch ihr
20
fürstliche gnaden in specie uf dergleichen generalamnestiam als den
21
rechten grundtstein des friedens ohne einige limitation, exception, con-
22
dition oder reservation uf den terminum de anno 1618, auch mit cassi-
23
rung wiedriger urtheil, transactionum unnd dergleichen etc., zu dringen
24
ursach hetten etc., welches alles aber izo weitleuftig auszuführen, unnö-
25
tig und unmüglich, sondern wolle ihme, wie andere stände, die notturfft
26
reserviret haben. Concludire unterdeß mit Sachsen Altenburg, das man
27
hohe uhrsach habe, alle impedimenta pacis aus dem wege zu reumen
28
und ia nicht alles ad terminos impossibilium zu setzen, quia „ impossibi-
29
lium nulla obligatio“

42
Siehe Dig. 50,17,185: Inpossibilium nulla obligatio est.
.

30
Und conformire sich im übrigen ad verba „quacunque necessitudine“ etc.
31
mit Österreich, cum reservatione tam iurium principis sui quam potestatis
32
declarandi und eines unnd anders in specialibus deutlicher fürzustellen
33
unnd information zu geben.

34
Noch eines were hiebey zu erinnern wegen ihr fürstlicher gnaden gemah-
35
lin

43
Anna Maria von Geroldseck (1593–1649), Erbtochter Jakobs von Geroldseck (gest. 1634),
44
vierte Gemahlin Mgf. Friedrichs V. ( Stammtafeln I T. 132; Wellmer / Taddey , Gerolds-
45
eck
, 252; Georg Schmidt , 534).
, so eine geborene unnd einzige stamdochter auß dem hause Hohen
36
Gerolzeck sey, welchergestalt ihr nicht allein das lehen ein- und der usus-

[p. 67] [scan. 199]


1
fructus deßen entzogen, sondern auch sub illo praetextu die allodialgüeter
2
in die zehen jahr vorenthalten und andere, so die expectanz gehabt, darein
3
immittiret worden

27
Nachdem mit Jakob von Geroldseck das Geschlecht in männlicher Linie 1634 ausgestor-
28
ben war, hatte der Ks. die Gft. 1635 an den ksl. Kammerherrn und ksl. und kurbay. Ob-
29
risten und Generalwachtmeister Gf. Adam Philipp zu Kronberg (gest. vor 1641 X 10)
30
verliehen; die Anwartschaft auf Geroldseck war den Gf.en von Kronberg schon 1604 zu-
31
gesagt worden. Erbe Adam Philipps war Gf. Kraft Adolph Otto zu Kronberg und Hohen-
32
geroldseck (gest. 1692). Anna Maria von Geroldseck war nach 1635 auch aus ihrem Eigen-
33
besitz , so aus dem von ihrem Vater erbauten Schloß Neuendautenstein, vertrieben worden
34
und hatte nach Straßburg ziehen müssen, s. Zedler VI, 1714; Sammlung III, 572 ( Nen-
35
nung Kraft Adolph Ottos im RA von 1641 X 10); Oskar Kohler , 206–210; Wellmer /
36
Taddey , Geroldseck, 252.
. Und obwoll ihr fürstliche gnaden sowol an ihre
4
hochfürstliche durchlaucht zu Insprügk

37
Claudia Prinzessin von Toskana (1604–1648 XII 25), Witwe Ehg. Leopolds (1586–1632),
38
des Bruders Ks. Ferdinands II., war neben Ks. Ferdinand III. Vormünderin für ihre un-
39
mündigen Söhne Ferdinand Karl (1628–1663, 1648 Landesfürst von Tirol) und Sigismund
40
Franz (1630–1665, 1646 VI 25 Fbf. von Augsburg, 1653 Fbf. von Gurk, 1660 erwählter
41
Fbf. von Trient, 1663 Landesfürst von Tirol) und Regentin Tirols und Vorderösterreichs
42
( Gauchat , 101, 200; Wandruszka , 447ff.; Stammtafeln I T. 16; Palme , 171–179; Rum -
43
mel , 460ff.).
als dero Undterösterreichischen
5
regierungsrähthe, entlich gar an ihr Kayserliche mayestät, auch chur-, für-
6
sten unndt stände bey dem deputationstag zu Franckfurth diese sache ge-
7
langen laßen, so habe doch die rechtmeßig gesuchte restitution nicht er-
8
folgen wollen etc. Bethe demnach, fürsten unnd stände wolten ihnen söl-
9
che restitutionssache dergestalt laßen recommendiret sein, damit ihr fürst-
10
liche gnaden in die de facto destituirte possession sowol erwiesener
11
allodialn als auch der lehen ad dies vitae plenarie restituiret werde und
12
also zu ihrem undisputirlichen väterlichen erbe unndt deme, so ihr rechts
13
halber zustendig, wieder gelangen möge.

14
Pommern-Stettin. Habe gleichergestalt vernommen, was vom hoch-
15
löblichen directorio zur consultation gestellet und was darauf von meh-
16
rertheils ständen alß Magdeburgk, Pfalz unnd anderen wegen einer unli-
17
mitirten universalamnesti tam ratione termini quam rerum et personarum
18
votiret worden. Weil nun seine churfürstliche durchlaucht als herzog in
19
Pommern sowol uf dem churfürstentag anno 1636

44
Gemeint ist der Regensburger KFT von 1636–1637. Kurbrandenburg hatte sich dort mit
45
Rücksicht auf eigene Interessen nur zurückhaltend für eine Generalamnestie eingesetzt
46
(Heiner Haan , 70, 184–187). Zu den Voten Pommerns auf dem Regensburger RT und
47
dem Frankfurter RDT s. Anm. 46.
als uff dem reichstage
20
zu Regenspurg anno 1640, 1641, wie auch beim deputationtag zu Franck-
21
furth anno 1642, 1643 etc. uf sölchen terminum dero gedancken gerichtet,
22
auch ratione rerum et personarum darzu gerahten und die itzt angezoge-
23
nen rationes bey ihr gelten laßen, die stände auch izo mehrertheils darauf
24
zielen und sonderlich dieses sich befindet, das durch die cassationem ef-
25
fectus suspensivi der sachen nicht gerahten, müße er sich sölchen fast con-
26
cordantibus votis conformiren.

[p. 68] [scan. 200]


1
Solte aber dem hochlöblichen directorio uff die Würzburgische unndt Al-
2
tenburgische veranlaßung ad particularia zu gehen belieben, reservirte er
3
ihme gleichsfals specialia. Könne aber unterdeßen in particulari nicht
4
umbgehen, wegen des ihr churfürstlichen durchlaucht zustehenden her-
5
zogthumbs Jegerndorf

29
Zu Jägerndorf s. APW III A 3/2 [ Nr. 32 Anm. 53 ] ; Matthias Weber , 189–194, 259f.. Siehe
30
auch das kurbg. Votum zu Jägerndorf vom 12. Februar 1646 ( APW III A 1/1, 465 Z. 29 –
31
466 Z. 9).
erinnerung zu thun, das, da alle andere chur-,
6
fürsten unnd stände in vorigen stand restituiret werden, sölches derosel-
7
ben mit besagten herzogthumb auch wiederfahren möge. Könten zwar
8
unterschiedtliche rationes angezogen werden, halte es aber noch zur zeit
9
für unnötig, sondern referire sich allein uf dasiennige, was hiebevorn bey
10
lebzeiten ihr churfürstlichen durchlaucht herrn vaters

32
Kf. Georg Wilhelm von Brandenburg.
und der abgeleib-
11
ten Kayserlichen mayestät

33
Ks. Ferdinand II.
in unterschiedtlichen memorialien angeführet
12
worden. Sey bishero alles in suspenso geblieben, hoffe aber, ihr Römische
13
Kayserliche mayestät werden diesem allergnedigst deferiren, und wolle
14
er’s fürsten unnd ständen de meliori recommendiret haben.

15
Repetire im übrigen, was von der Pfalzischen sache angeführet, man
16
müße dieselbe hier mit subordiniren, sonst were kein fried zu hoffen etc.
17
Weil nun ihr churfürstliche durchlaucht zu Franckfurth, Regenspurg und
18
zuvor auf dem collegialtage

34
Vermutlich Anspielung auf den Nürnberger KFT von 1640. Im Februar und Juni war dort
35
über die Amnestie beraten worden. Kurbrandenburg hatte für eine unbeschränkte, bedin-
36
gungslose Amnestie votiert, zuletzt aber einer Beschränkung auf die von der Amnestie des
37
PF ausgeschlossenen Stände zugestimmt ( Brockhaus , 241–257, bes. 254).
sölches auch gerahten, die cronen unnd in-
19
teressenten auch sich gar nicht anders contentiren laßen wollen, so laße er
20
es auch dißfals bey den abgelegten votis bewenden etc., mit nochmaligem
21
vorbehalt.

22
Pommern-Wolgast. Idem.

23
Hessen-Kassel. Wegen des fürstlichen hauses Heßen Caßel wieder-
24
hole er die Magdeburgische, Pfalzische und nachstimmende vota, doch
25
mit diesem anhang: Weil ihr fürstliche gnaden

38
Lgf.in Amalia Elisabeth von Hessen-Kassel.
ein absonderliches me-
26
morial werden eingeben laßen

39
Gemeint ist die geänderte Fassung der hessen-kasselschen Gravamina und Postulata von
40
1646 II 6[/16]; Text der älteren Fassung von 1645 XII 28/1646 I 7 (s. folgende Anm.) mit
41
hinzugesetzten Korrekturen: Magdeburg H fol. 290–293. Das Datum (1645 XII 28[/
42
1646 I 7]) blieb unverändert; die Korrekturen sind durch einen Vermerk am Kopf auf
43
1646 II 6[/16] datiert. Die neue Fassung wurde auch von Müldener unterzeichnet, mit
44
dessen Vollmacht es Schwierigkeiten gegeben hatte ( APW III A 3/2 [ Nr. 91 Anm. 20 ] ).
, das er sich darauf referire und daßelbe
27
vorbehalten haben wolte. Hette zwart newligst schon bey extradition
28
der Schwedischen replic den Kayserlichen herren plenipotentiariis ein

[p. 69] [scan. 201]


1
memorial

37
Gemeint sind die hessen-kasselschen Gravamina und Postulata, Osnabrück 28. Dezember
38
1645[/7. Januar 1646], unterzeichnet von Reinhard Scheffer. Kopie: Württemberg A I S.
39
1062–1066 (Diktatvermerk: 1646 I 21); s. APW II A 3, 540 (ksl. Überlieferung), APW II
40
C 2, 523 (schwed. Überlieferung), APW II B 3/2, 1116 (frz. Überlieferung); Text: Meiern
II, 161ff. ; Regest: APW II A 3, 121 Z. 45–50.
übergeben laßen. Weil sich’s aber zu Münster an der vol-
2
macht gestoßen, so hette er darauf sowol bey den herren Kayserlichen
3
alß Churmaynzischen erinnerung gethan unnd gebeten, das es zurück-
4
unnd nicht ad dictaturam gegeben werden müchte etc. Nichtsdestowei-
5
niger were es dictiret worden, darauf er sich aber nicht einlaßen, sondern
6
erster tagen (weil numehr der passus legitimationis richtig) ein anderß
7
übergeben wolle.

8
Hessen-Darmstadt. Gewiß sey es, das kein bestendiger friedt ohne
9
stifftung einer amnesti könne getroffen werden. Gewiß sey aber auch die-
10
ses , das die amnestia a partium belligerantium consensu dependire. Weil
11
nun izo vom hochlöblichen directorio dieses proponiret worden, wan
12
und von welchem termino dieselbe angehen solle, so befünde er, daß die
13
vota diversimode gefallen, da etsliche dieselbe ad tempus huius belli und
14
auf des königs in Schweden ankunfft, andere ad annum 1618 gesezet,
15
Würzburg aber fernere declaration begerett.

31
15–19 Gleichwie – müchten] In Braunschweig-Lüneburg-Celle A I steht am Rand: Die-
32
ses votum ist von vielen evangelischen abgesanden privatim sehr improbiret worden und
33
wolte dahin angesehen werden, als wan Hessen Darmstatt unsern evangelischen stande zu
34
kriegenden theilen machen wolte. Wan auch keiner votire〈n〉 〈w〉olte, als der sich zu
35
einer kriegenden partey bekennete, so würde man die iura Imperii schlecht beobachten
36
und nimmermehr einen pilligen, furtraglichen frieden erhalten.
Gleichwie aber bekand sey,
16
daß ihr fürstliche gnaden

42
Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt.
in keine union, ligam oder bundtnüß sich ie-
17
mahls begeben, sondern intra terminos unnd in den schrancken der
18
reichsverfaßung geplieben und ihre consilia dahin gerichtet, daß alle
19
unnd iede stände bey ihren iuribus und libertet verpleiben müchten, da-
20
hero auch dieselbe von den Kayserlichen hohen generalspersohnen anders
21
nie als ein getrewer, friedtfertiger fürst des Reichs tractiret worden, wie
22
dan ihr fürstliche gnaden auch bey der handtlung der neutralitet de anno
23
1631 die schuldige trewe, gehorsamb und respect gegen ihre Kayserliche
24
mayestät und das Römische Reich austrücklich reserviret unnd auß-
25
genommen

44
Bezug auf den Vertrag von Höchst vom 19./29. November 1631, Punkt 1 ( DuMont VI.1,
45
22).
, also werde man ihn nicht verdencken, das von wegen seiner
26
fürstlichen gnaden er das votum hierinnen suspendire und die determina-
27
tion den partibus belligerantibus anheimbgebe etc. Die von dem hochlöb-
28
lichen Osterreichischen directorio angeführte rationes weren zwart er-
29
heblich , doch die von Magdeburg unnd nachfolgenden angezogene noch
30
erheblicher, deme er sich auch auf den fall, wan sonst der friede anderer

[p. 70] [scan. 202]


1
gestalt nicht zu erhalten, conformirete. Stelle es aber doch dahin und zu
2
fernerer consideration mit vorbehalt etc. und wolle sich im übrigen ad
3
verba „quacunque necessitudine“ etc. mit dem hochlöblichen Österrei-
4
chischen directorio conformiret haben.

5
Was sonst Heßen Caßel wegen des unlengst übergebenen memorials er-
6
wehnet , habe er und menniglich daraus mit großer bestürzung vernehmen
7
müßen, das die fraw landtgräfin so gar unpilliche und unrechtmeßige sa-
8
chen , quae nullo iure defendi possint etc., begeren dürffen. Weil aber der
9
abgesanter vermeldet, das er es zu endern und ein anders zu übergeben
10
gemeinet sey, wolle er deßen erwarten unnd bis dahin fernere specialia
11
reserviren.

12
Hessen-Kassel. Laße die Darmbstetische protestation uf ihren würden
13
und unwürden beruhen etc. Die sache gehöre nicht hieher, sondern für
14
die Kayserliche herren plenipotentiarios, welche sich dieselbe zu verglei-
15
chen erbotten.

16
Württemberg.

35
16–20 An – vorgangen] In Württemberg A I steht am Rand ein Hinweis auf einen auff-
36
satz des württembergischen Gesandten. Er findet sich ebenda S. 1070–1072 und ist das
37
im Wortlaut vom gemeinsamen Protokoll abweichende württembergische Votum zur
38
Amnestie.
An seiten Würtenbergk sey man allerseits darinnen
17
ganz einig, das gleichwie zu stillung der innerlichen kriege also auch die-
18
ser im Römischen Reich nun etslich 20 jahr gewehrten und weit einge-
19
rißenen unruhe kein beßer fundament zu legen alß eine amnestia und ver-
20
geßenheit deßen, was zu allen theilen vorgangen. Weil aber die differenz
21
noch in termino a quo versire, könne man in betrachtung vieler angeführ-
22
ten rationum, des kläglichen zustandes unnd Unvermögens im Reich, der
23
formidabeln macht unnd gefahr des Türcken

39
Am gleichen Tag informierte Trauttmansdorff Nassau und Volmar über türkische Rüstun-
40
gen ( APW II A 3 Nr. 145).
, der großen praeparatorien
24
der frembden cronen, auch das sie dieses zum größesten praetext gefüh-
25
ret , pro fundamento securitatis suae gehalten, in allen faederibus unnd
26
deren renovaturen diß fast den vornembsten punct sein laßen und ehe
27
nicht auß den waffen treten wollen, also das dieses numehr eine conditio
28
sine qua non und umb anderer von den vorsizenden, sonderlich von Al-
29
tenburgk etc. und Coburg wie auch Magdeburgk angeführter rationum a
30
parte Würtenberg, wan man gleich dabey gar nicht interessiret were (wie
31
man sich dan auch ratione des termini in ecclesiasticis uf annum 1627, in
32
politicis aber uf 1630 nichts oder weinig interessiret befünde

41
Die württembergischen Klöster waren erst Ende September 1630 wieder in kath. Hand
42
gekommen ( Philippe , 14). Hg. Eberhard hatte sich im April 1633, einen Monat nach Re-
43
gierungsantritt , dem Heilbronner Bund angeschlossen ( Uhland , 236).
), doch an-
33
ders nicht rahten, als die amnestiam uf annum 1618 in geist- unnd welt-
34
lichen sachen zu extendiren, zumahl es fast aller völcker löblichen brauch

[p. 71] [scan. 203]


1
nach beßer, durch universalem amnestiam alles wieder in vörigen stand zu
2
setzen und salutem et securitatem publicam etc. weiterer straffe vorzuzie-
3
hen etc. Vergleiche sich also mit denenjennigen votis, welche amnestiam
4
universalem ad annum 1618 zu extendiren gerahten.

5
Waß aber res et personas betreffe, wolle man sich, wan nach etslicher
6
vorgehender votorum mainung specialiter davon solle geredet werden,
7
darüber auch in specie und mit mehrern vernehmen laßen.

8
Und weil vom hochlöblichen directorio unter andern auch gedacht, das es
9
mit Würtenberg seine richtigkeit habe und daßelbe restituiret sey, so
10
nehme man daßelbe uf sölchen fall, das Würtenberg durch die Regenspur-
11
gische amnesti und darauf erfolgte purification in ecclesiasticis et politicis
12
plenarie restituiret sein solle etc., mit danck und für bekand an etc., wün-
13
schet allein, das man deßen durch würckliche execution cum effectu (so
14
doch bishero nicht geschehen) hette genießen mögen

37
Siehe Anm. 16.
. Hoffet und bittet
15
auch, das es noch ehistes tages cum omnimoda restitutione geschehen
16
müchte etc.

17
Soviel dan die verba „quacunque necessitudine“ betreffe, conformire man
18
sich dem directorio.

19
Mecklenburg-Schwerin. Was das hochlöbliche directorium proponi-
20
ret , habe er im nahmen seines gnedigen fürsten undt herrn

38
Hg. Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin.
angehöret.
21
Damit er aber weder das hochlöbliche directorium noch die stände über
22
die zeit aufhalte, referire er sich ratione ulterioris declarationis quoad res
23
et personas uf das Würzburgische und Altenburgische votum, da sich dan
24
auch vielleicht ihr fürstlichen gnaden interesse bey diesem puncte finden
25
werde.

26
Amnestiam ipsam betreffend, weren bey allen actionibus zweyerley in
27
acht zu nehmen: finis et media

39
Das Zitat konnte nicht ermittelt werden.
. Finis bey gegenwertiger action sey pax,
28
media aber anders nicht, als was ratione amnestiae vorgeschlagen. Und
29
were von Altenburg erinnert, was unlengst zu Regenspurg vorgangen,
30
ob nemblich per arma zum frieden zu gelangen. Darauf aber einhellig
31
concludiret, quod non

40
Siehe Anm. 57.
. Weil er nun die fürgekommenen rationes bey
32
sich betrachtet, auch erwogen, was dießfals die cronen gesetzet, darvon
33
sie gewiß nicht weichen werden, so conformire er sich mit Magdeburg,
34
Pfalz, Altenburg unnd gleichstimmenden etc., ratione verborum aber
35
„quacunque necessitudine“ mit Österreich.

36
Mecklenburg-Güstrow. Idem.

[p. 72] [scan. 204]


1
Sachsen-Lauenburg. (Dieses votum ist gleichsfals in forma commu-
2
niciret , mit den prothocollis gleichstimmend befunden unnd darauf sub
3
numero 3 beygeleget worden.)

4
Demnach die unbetriegliche erfahrung bezeuget, das durch die zu Prage
5
gestifftete und nachgehents anno 1641 in dem reichsabschiede gebrachte
6
amnestia der friede nicht befürdert, sondern vielmehr größere unruhe,
7
krieg und bluhtstürzung nach sich gezogen, allermaßen das fürstliche
8
hauß Sachsen Lawenburgk etc. von der zeit her viel größer noht, durch-
9
zuge , raub und plünderung dan vorhin iemahln empfunden und auß-
10
gestanden hat

38
Sachsen-Lauenburg war im Dezember 1643 Durchmarschgebiet der nach Holstein zie-
39
henden schwed. Armee unter Torstenson gewesen, der im Sommer 1644 die ksl. Armee
40
unter Gallas (1584–1647) gefolgt war. Beide Armeen wandten sich noch im August 1644
41
durch Sachsen-Lauenburger Gebiet wieder nach Süden ( Rössler , 46f.; K.-R. Böhme , 46;
42
Salm , 38f., 67).
, immittels sölcher schweren last lenger zu erdulden so-
11
woll dem Heyligen Reich insgemein alß in particulari einem ieden durch-
12
aus unerträglich, so würdt in alle wege pillich uf ein ander und zuleng-
13
lichers mittel zu gedencken sein, und alsdan außer in vorigen votis
14
angezogenen politicis rationibus diß ganze werck nicht unpillig auf Got-
15
tes wort und die christliche liebe mit zu verstellen und darnach zu ent-
16
scheiden und dahero pillich zu bedencken, gleich[wie] mit der göttlichen
17
clementz niemand gedienet sein würde, wan selbe allein uf gewiße zeit
18
und jahre restringiret, der übrigen zeit halben aber genawe unnd scharffe
19
abrechnung gehalten werden solte, also dem Heyligen Reich unnd deßen
20
[Ständen] als eines leibes gliedtmaßen mit einiger particular- und uf ge-
21
wiße zeit restringirte amnistia wenig gedienet sein würde, so hielte söl-
22
chem nach dafür, das ihr Kayserliche[r] mayestät allerunterthenigst anzu-
23
rahten unnd zu ersuchten, selbe generaliter und de anno 1618 anfahend
24
iedermenniglich wiederfahren zu laßen, sich im übrigen uf das Magdebur-
25
gische , Sachsen Altenburgische und anderer nachsitzenden hochvernünff-
26
tige vota referirend, auch in eventum ulteriorem declarationem reser-
27
virend .

28
In accomodirung deren besonders angezogenen wörter „quacunque ne-
29
cessitudine iuncti fuerint“ conformire er sich mit Österreich unndt denen
30
maioribus.

31
Anhalt. Was itzo Sachsen Lawenburg pro maiori ratione et evidentia
32
facti angeführet, könne er auch nomine des fürstlichen hauses Anhalt an-
33
ziehen . Dan ihre fürstlichen gnaden

43
Die Fürsten August, Christian, Friedrich, Johann, Johann Kasimir und Ludwig von An-
44
halt .
hetten nie größere beschwerungen
34
und devastationes ausgestanden, als nachdem man verhoffet, das fewer
35
were schon geleschet, sintemahl die allergrößesten verwüstungen erst
36
nach dem Pragerischen frieden anno 1635 und dem reichstage zu Regens-
37
purg anno 1641, sonderlich aber im negstverwichenen jahre ergangen

[p. 73] [scan. 205]


1
etc.

38
Im Herbst 1644 war die Gegend um Bernburg besonders schwer verwüstet worden, als
39
dort die aus Holstein kommenden schwed. und ksl. Armeen unter Torstenson und Gallas
40
wochenlang einander gegenübergelegen hatten ( Stieler , 102–107; Salm , 40; s. Anm. 87).
Und wiewol nun das fürstenthumb Anhalt dergestalt desolat unnd
2
zugrunde gerichtet, das ihme durch die amnestiam und den lieben frieden
3
fast gar oder doch in vielen jahren nicht wieder gehollfen noch durch die
4
continuation des krieges so gar viel mehr geschadet werden könte, sogar,
5
das uf etliche meil weges kein dorf stehenplieben, so besorge man sich
6
doch, das dergleichen auch anderen benachparten und mitständen wieder-
7
fahren müchte, weil der krieg sich fast täglich grimmiger und wütender
8
anstelle etc. Derowegen [sei] viel beßer, per mutuam iniuriarum oblivio-
9
nem dem werck abzuhelffen als zu noch größern unheil und untergange
10
uhrsach zu geben. Repetire demnach das Pfalz Lauterische votum cum
11
reservato ulterioris declarationis sowol ratione Pfalz als wegen Anhalt.

12
Wetterauer Grafen. (Haben gleichsfals ihr votum in forma commu-
13
niciret , unnd weil es collationi prothocolli conform befunden, so ist söl-
14
ches zu gewinnung zeit unnd mühe sub numero 4 beygeleget.)

15

26
15 I.] Die Numerierung der Punkte fehlt in der Druckvorlage; sie wurde ergänzt nach Mag-
27
deburg
E. – Ebenda ist auf einem beigebundenen Zettel notiert: Numero 4. Dieß ist daß
28
Wetterawische votum, wie solches erstmahls eingegeben. Eß ist aber das hauß Waldeck
29
hernach darzukommen, undt hatt auch sonst an etlichen weinigen orten müßen geendert
30
werden, derohalben es letzlichen dem hochlöblichen Magdenburgischen directorio uff die
31
letzte manir zugestellet worden. – In Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A
32
III 1 steht am Ende des Protokolls: Diß Wetterauische votum ist dem hochlöblichen Mag-
33
denburgischen directorio uff die letzte manir zugestellet worden, welches es den 23. Fe-
34
bruar st. v.[/5. März 1646 st. n.] in pleno sampt dem evangelischen fürstenrathsbedencken
35
ad classem primam, darinnen sich darauff bezogen worden, hora 9 uffen rathhauß einge-
36
hendiget undt alles dem gesambten fürstlichen concluso verbotenus einzurücken gebet-
37
ten , wo nicht, wolten evangelici es den Kayserlichen undt cronen a part übergeben.
I.

41
Eine neue Fassung des Votums, die dem hier abgedruckten Text (zuzüglich der im Varian-
42
tenapparat angegebenen Ergänzungen und Korrekturen, s. S. 74 Z. 14–19, S. 75 Z. 7–12, S.
43
76 Z. 24f.) entsprochen haben muß, wurde am 5. März 1646 zusammen mit dem Votum
44
commune der ev. Reichsstände über Amnestie und Restitution dem Direktorium über-
45
reicht (s. [ Nr. 109 Anm. 4 ] ).
Demnach ex parte des hochlöblichen Wetterawischen grafenstandes
16
wir

46
Geißel und Heidfeld.
dahin instruiret, maßen der leidige zustandt insgemein und des graf-
17
fenstandes insonderheit alle in vorhergehenden votis angezogene rationes
18
und motiven gleichsamb unseren gnedigen herrn in die handt (leider) ge-
19
spielet , das wir uns mit deniennigen votis, so terminum amnestiae a quo
20
uf das jahr 1618 und also benignissime und latissime extendirten und dar-
21
umb die Römische Kayserliche mayestät allerunterthenigst ersuchen,
22
conformiren solten, und das auch zugleich ratione personarum et rerum
23
absque omni conditione et exceptione annectanda vel annexa, als wolten
24
wir alle sölche vota anhero wiederholet und unß denselben conformiret,
25
dabenebst auch in progressu tractatuum uns alle fernere notturft reser-

[p. 74] [scan. 206]


1
viret und vorbehalten haben, damit die geringere stände neben dem grö-
2
ßern sich aller beneficien einer illimitirten unnd universal amnestiae
3
würcklichen und ohne seuffzen zu erfrewen haben mögen.

4
II. Wir haben aber dabey gebüerenden fleißes zu bitten, das in dem vor-
5
habenden bedencken an die Kayserliche herrn plenipotentiarien in specie
6
und mit nahmen gedacht werden mögen,

7
1. nemblichen bey dem puncto proscriptionum et confiscationum cass-
8
andarum der chur-, fürstlichen und gräflichen heuser Pfalz, Würtenberg,
9
Baden Durlach, Naßaw Sarbrücken, Solms

20
Gf. Johann Albrecht II. von Solms-Braunfels (1599–1648) forderte, da die Restitution ins
21
Stocken geraten sei, die Rückerstattung seines Anteils an der Stadt Butzbach und die Re-
22
stitution von vier Dörfern, s. das Memorial der Ges. des Wetterauer Gf.envereins, die
23
Restitution von Solms-Braunfels betr. (s. d., vor 1646 II 8, s. APW II A 3, 555); zu Gf.
24
Johann Albrecht s. Isenburg V T. 76.
, Isenburg

25
Ein Schriftsatz (s. d., vor 1646 I 11) Ysenburg gegen Hessen-Darmstadt fordert die voll-
26
ständige Restitution des ganzen gfl. Hauses Ysenburg in den Stand von 1618 (s. APW II A
27
3, 541, fol. 44–46 der dort angegebenen Überlieferung).
,

14
9 Falckenstein] Wurde in Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A III 1 durch-
15
gestrichen
.
Falckenstein

28
Gf. Wilhelm Wirich von Daun-Falkenstein-Bruch (1613–1682) forderte die Rückgabe des
29
Schlosses Falkenstein von seinem Lehnsherrn, Hg. Karl IV. von Lothringen ( Reiter , 42,
30
224f.; [ Nr. 113 Anm. 108 ] ).
,
10
Hohenlohe

31
Siehe APW III A 3/1 [ Nr. 24 Anm. 70 ] .
, Lowenstein Wertheimb

32
Siehe APW III A 3/1 [ Nr. 24 Anm. 71 ] .
etc., item der reichsstäte alß Augs-
11
purg etc. und der reichsritterschaft

33
Ein Memorial der Reichsritterschaft in Franken, Schwaben und am Rhein über ihre Gra-
34
vamina communia, diktiert 1646 VII 22[/VIII 1], sagt pauschal, den Reichsrittern seien
35
sehr viele Städte und Güter entzogen worden ( Meiern III, 629f. , zweiter Absatz, begin-
36
nend
Demnach aber ).
.

12

16
12–13 hauses] In Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A III 1 folgt (nachträglich
17
ergänzt): Naßaw Sarbrücken, item Hanaw und Ysenburg.
2. Bey denen sententiis, executionibus, rebus iudicatis des gräflichen hau-
13
ses Offenbach a

18
13 part] In Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A III 1 folgt (nachträglich er-
19
gänzt
): sodann der grävlichen fraw wittib zu Schaumburg.
part

37
Die in der neuen Fassung des Wetterauer Votums zur Amnestie (s. Textvariante Z. 17)
38
erwähnten Gf.en von Nassau-Saarbrücken forderten die Aufhebung des RKG -Urteils
39
vom 7. Juli 1629, das Hg. Karl IV. von Lothringen Burg und Gft. Saarwerden, die Stadt
40
Bockenheim und den Hof Wiebersweiler als vom Hst. Metz herrührende Lehen zugespro-
41
chen hatte ( Meiern I, 833 ; Bierther , 184). – Über die Forderungen der ebenda genann-
42
ten Gf.en von Hanau konnte nichts ermittelt werden. – Die Gf.en von Ysenburg- Offen-
43
bach -Birstein, eine 1628 entstandene Linie der Ysenburger Gf.en, forderten die Aufhe-
44
bung des RHR -Urteils gegen Gf. Wolfgang Heinrich (1588–1635) vom November 1630,
45
das dem Lgf.en von Hessen-Darmstadt aufgrund seiner Klage wegen Landfriedensbruchs
46
einen Entschädigungsanspruch zuerkannt hatte, den dieser durch Besetzung des Amtes
47
Dreieichenhain vollstreckt hatte ( Simon , Stammtafel IV; Gunzert , 360; Demandt , 502;
48
BA II 10.3 Nr. 480, 1178f.). – Die in der neuen Fassung des Wetterauer Votums zur Amne-
49
stie (s. Textvariante Z. 19) erwähnte Gf.in Elisabeth zu Holstein-Schauenburg (1592–1646
13
VI 19) hatte nach dem Tod ihres Sohnes Otto (1614–1640) von der Gft. Schauenburg
14
Besitz ergriffen. Ein von Wartenberg als Fbf. von Minden und dem Domkapitel Minden
15
erwirktes RHR -Urteil von 1645 XII 18 sprach Schauenburg und andere Ämter und
16
Schlösser den Klägern zu, weshalb die Gf.in ihre Beschwerden gegen das Urteil beim
17
RHR einbrachte und ihre Gravamina gegenüber Hst. und Domkapitel Minden am 2.
18
Februar 1646 und ihre Gravamina über die Zurückweisung ihres Ges. (Johann) Conrad
19
Schlüter durch das Reichsdirektorium am 13. Februar 1646 dem FRO vorlegen ließ
20
( Meiern II, 768 f., 770–773, 770 und 774ff.: Beilagen zu den Gravamina; APW III D 1,
21
351, 360; Isenburg V T. 42; van den Heuvel , 146).
.

[p. 75] [scan. 207]


1
3. Bey denen [zu] annullirenden transactionibus der gräflichen heuser Ha-
2
naw ratione Schlichtern

22
Siehe APW III A 3/2 [ Nr. 34 Anm. 90 ] .
, Hohensolms

23
Hohensolms forderte die Aufhebung des Vergleichs zwischen Gf. Philipp Reinhard II.
24
von Solms-Lich in Hohensolms (1615–1665) und Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt
25
vom 29. März[/8. April] 1638 und des Nebenrezesses vom 25. März[/4. April] 1639 (s.
26
den Schriftsatz Hohensolms gegen Hessen-Darmstadt, Osnabrück 1645 X 3/13, s. APW
27
II A 3, 541, fol. 49–50’ der dort angegebenen Überlieferung; Georg Schmidt , 449, 461,
28
656).
und Ysenburg

29
Die Gf.en von Ysenburg-Büdingen forderten die Aufhebung des Hauptvergleichs mit
30
Hessen-Darmstadt von 1642 November 22/Dezember 2, durch den sie im wesentlichen,
31
aber nicht vollständig, restituiert worden waren, nachdem der Ks. 1635 die gesamte Gft.
32
Ysenburg-Büdingen als verwirkt und heimgefallen dem Lgf.en von Hessen-Darmstadt
33
zediert hatte (Text der ksl. Zession von 1635 VII 7: Londorp IV, 474ff.; Inhaltsangabe
34
des Hauptvergleichs: Simon , 317f.; Demandt , 502).
abermahls ins-
3
gesambt .

4
4. Bey ufhebung der privatdestitutionen der gräflichen heuser Naßaw Sie-
5

7
5–6 Reingraffen] In Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A III 1 folgt ( nach-
8
träglich
ergänzt): Sayn und.
gen contra Siegen

35
Siehe APW III A 3/2, 79 Z. 16–31.
, Hanaw Buchsweilerschen seiten

36
Buchsweiler im Elsaß war seit 1570 im Besitz der Gf.en von Hanau-Lichtenberg, die
37
1642 Hanau-Münzenberg beerbten. Zahlreiche Nachbarn erhoben territoriale Forderun-
38
gen , so daß Hanau-Lichtenberg das Land nur mit Hilfe Hessen-Kassels einnehmen
39
konnte, diesem dafür aber zwei Ämter abtreten mußte ( APW III A 3/2 Nr. 36 Anm.
40
26; Demandt , 297). Welche privatdestitutionen konkret gemeint sind, wurde nicht ermit-
41
telt .
, der herrn Rein-
6
graffen

42
Siehe APW III A 3/1 [ Nr. 24 Anm. 76 ] .
,

9
6 Witgenstein] In Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A III 1 folgt ( nachträg-
10
lich
ergänzt): Falckenstein, Waldeck ratione Pyrmont, Duttinghofen und etlicher special-
11
renten etc.
Witgenstein

43
Gf.in Louise Juliane von Sayn-Wittgenstein-Sayn geb. Gf.in von Erbach (1603–1670),
44
Witwe seit 1632, forderte unter Berufung auf das weibliche Erbrecht die Gft. Sayn für
45
ihre Töchter Ernestine Salentine (1626–1661) und Johannette (1632–1701). Daraus erga-
46
ben sich Konflikte mit ihrem Schwager Christian Gf. (bis 1648) in Sayn (1621–1675), mit
47
den Kf.en von Köln und Trier, dem Abt zu Laach und dem Fhr.n Heinrich von Metter-
48
nich zu Brohl und Heddesdorf (gest. 1654), s. vier Schriftsätze Louise Julianes gegen die
49
fünf oben Genannten (Text: Meiern III, 452 f., 453ff., 456, 456f.); Dahlhoff , 25–30;
50
APW II A 3, 92 Z. 6; Foerster , 346; Isenburg IV T. 9; Stammtafeln IV T. 52, 129;
51
Fuchs , 234. – Die in der neuen Fassung des Wetterauer Votums zur Amnestie (s. Text-
28
variante S. 75 Z. 10) erwähnten Gf.en von Waldeck forderten von Kf. Ferdinand von
29
Köln als Fbf. von Paderborn die Gft. Pyrmont. Die Gf.en beanspruchten Pyrmont als
30
Erbnachfolger des Hauses Gleichen ( Pütter , 313; Feige , 29f.; Foerster , 346f.). Ferner
31
warfen die Gf.en Kurköln vor, widerrechtlich in der gfl. waldeckischen Herrschaft Dü-
32
dinghausen die kath. Konfession eingeführt zu haben, s. das Memorial der Gf.en zu Wal-
33
deck , diktiert 1646 II 16 (Text: Meiern II, 781 –784, hier 781; dazu Demandt , 529.
,

12
6 Wiedt] Wurde in Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A III 1 gestrichen.
Wiedt

34
Über Forderungen der Gf.en von Wied, die in der neuen Fassung des Wetterauer Votums
35
zur Amnestie gestrichen wurden (s. Textvariante S. 75 Z. 12), konnte nichts ermittelt
36
werden. Mehrere Gf.en Wied hatten in schwed. Diensten gestanden und waren aus der
37
Amnestie des PF ausgeschlossen worden. Eine Versöhnung muß 1636 erfolgt sein, denn
38
Ende dieses Jahres wurde Gf. Philipp Ludwig d. J. (gest. 1638) aus ksl. Haft entlassen.
39
Auf ihn folgten seine Vettern Friedrich (1618–1698), regierend in Wied, und Moritz Chri-
40
stian (1620–1653), regierend in Runkel. Beide waren durch den Wetterauer Gf.enverein
41
auf dem WFK vertreten ( Meiern I, 422 ; BA II 10.2 Nr. 568 Abs. [8]; Reck , 200–209;
42
Stammtafeln IV T. 36; Gensicke , 334, 336; Georg Schmidt , 574).
.

[p. 76] [scan. 208]


1
5. Bey cassation der sequester des gräflichen hauses Hanaw ratione des
2
ambts Bobenhausen

43
Das Amt Bobenhausen (heute: Babenhausen) befand sich seit 1636 in der Hand von Kur-
44
mainz , s. den Schriftsatz über die Restitution dreier hanauischer Ämter (s. d., vor 1646 I
45
11, s. APW II A 3, 541, fol. 48 der dort angegebenen Überlieferung; Knöpp , 19f.).
.

3
Zu

24
3–4 dem – erpietig] Dafür in Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A III 1 ( nach-
25
träglich
korrigiert): ahn behörenden ortten albereiten eingereicht haben.
dem ende wir die notturftige memorialia dem hochlöblichen Österrei-
4
chischen directorio einzureichen erpietig, mit vorbehalt, wie obgemeldet.
5
III. Ob auch wol etliche gräfliche heuser uf die jüngst publicirte amne-
6
stiam sich gehöriger ohrten umb würckliche restitution angemeldet, so
7
hetten sie doch dazu über allen fleiß nicht gelangen können, derohalben
8
wir denselben alle beneficia der gegenwertigen friedenshandtlung vor-
9
behalten haben wolten.

10
IV. Die wort „qua necessitudine iuncti“ betreffend, concordirten wir mit
11
dem Österreichischen voto.

12
Fränkische Grafen.

26
12–20 Aus – setzen] In Fränkische Grafen A II sind von anderer Hand einzelne Wörter
27
am Rand oder über der Zeile ergänzt oder korrigiert.
Aus denen nicht allein in diesen fast continue
13
aufeinander einstimmigen votis angeführten, sondern auch unlengst zu
14
Frankfurth

46
Gemeint ist der Frankfurter RDT (s. Anm. 46).
eventu comprobirten rationibus befinde man weiniger
15
nicht, alß mit den vorstimmenden maioribus sich zu vergleichen und ihr
16
Kayserliche mayestät zu ersuchen, das sie sowol auf den conflammatum
17
Imperii statum als daß incrementum et vires coronarum etc. ein auge
18
schlagen und dieses puncts halben sich uf eine illimitatam amnestiam
19
unnd alles in den standt, wie es vor diesem langwierigen kriege von anno
20
1618 her gewesen, zu setzen, nach inhalt der königlichen replicen sich
21
resolviren wolten. Welches man dieses ohrts soviel mehr zu bitten uhr-
22
sache habe, weill etsliche seiner herrn committenten, alß Hohenlohe und
23
Löwenstein Wertheimb, der vörigen amnesti und restitution noch nicht

[p. 77] [scan. 209]


1
genießen können

31
Zu Löwenstein-Wertheim s. APW III A 3/1 [ Nr. 24 Anm. 71 ] . Hohenlohe war nach dem
32
PF begnadigt, aber nur teilweise restituiert worden ( Bierther , 147f.).
. Bitte derowegen wie von Wetterawischer seiten, daß
2
nemblich deren in specie müchte gedacht werden.

3
Conformire sich im übrigen der Würzburgischen unnd Altenburgischen
4
erinnerung ratione specialium, ratione der wort aber „quacunque“ mit
5
Österreich.

6
Österreichisches Direktorium. Wie sonst vorhero mehr geschehen,
7
also befinden sich auch in diesem punct zweyerley mainungen:

8
Die 1. zwar, es were ihr mayestät einzurahten, das sie die cron Schweden
9
zur beliebung der hiebevor publicirten amnesti in ecclesiasticis ad annum
10
1627, in politicis ad annum 1630 behandeln möchten.

11
Die 2. aber (dahin auch die maiora gingen), es were ihr mayestät ein-
12
zurahten , daß sie es bey dem von den cronen begertem termino de anno
13
1618 in geist- unnd weltlichen sachen bewenden laßen und demnach eine
14
universalem et illimitatam amnestiam ertheilen und ins Reich publiciren
15
laßen wolten.

16
Was die fürgekommene specialfragen anbelange, wiße man 1. sich zu
17
erinnern, das in replica Suecica keine sonderliche specialia begriffen

33
In der schwed. Replik, Klasse I,1, werden von der Regensburger Amnestie ausgeschlos-
34
sene Reichsstände und Städte benannt, s. Meiern II, 185 f. (ksl. Protokoll) und 194
35
(schwed. Protokoll; dort ist zusätzlich Donauwörth genannt).
;
18
2. solte die amnestia general sein und ad annum 1618 extendiret werden,
19
so weren ia die specialia unnötig; 3. müsten die specialia entweder von
20
den cronen oder von ihr Kayserlicher mayestät proponiret werden, das
21
es also damit zu frühzeitig were etc. Die handtlung werde es schon
22
geben.

23
Waß ad verba „quacunque necessitudine iuncti fuerint“ erinnert worden,
24
pleibe dabey, das die Kayserlichen herren plenipotentiarii wol einen mo-
25
dum oder expediens werden zu finden wißen, daß die cronen werden zu-
26
frieden sein können.

27
Waß künfftige deliberation anlange, folge nun in der ordtnung daß andere
28
membrum der ersten classis, darbey sich sonderlich diese differenz ereu-
29
ge , wie die worth „iuxta morem ab antiquo in Imperio receptum“ zu ver-
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stehen unnd zu declariren.

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