Acta Pacis Westphalicae III A 3,5 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 5. Teil: Mai - Juni 1648 / Maria-Elisabeth Brunert
158. Plenum, Sitzung des Fürstenrats sowie Re- und Correlation Osnabrück 1648 Mai 16/26, Dienstag 8 Uhr

2

Plenum, Sitzung des Fürstenrats sowie Re- und Correlation


3
Osnabrück 1648 Mai 16/26, Dienstag 8 Uhr

4
Sachsen-Altenburg A II 2 fol. 148’–149’, 158–166’ (= Druckvorlage); vgl. ferner Bamberg
5
A V fol. 126–132’ und (damit identisch) Bamberg B II fol. 196’–200 sowie Würzburg A
6
I 1 fol. 469’–475’, Herzogtum Bayern A I 2 fol. 35–43 und die beiden damit identischen
7
Überlieferungen Herzogtum Bayern A III fol. 40’–50 und Pfalz-Neuburg (3619) fol. 249–
8
252, Österreich BB III fol. 110–114.

9
I (Plenum): Bericht des Kurmainzer Reichsdirektoriums über die Deputation der reichsständi-
10
schen
Gesandten in Osnabrück an die Kaiserlichen und Schweden am 25. Mai 1648 zur Über-
11
gabe
ihres Conclusums über die Militärsatisfaktion, besonders über deren Höhe. Proposition
12
des Kurmainzer Reichsdirektoriums für die anschließende Beratung in den Kurien.

13
II (Sitzung des Fürstenrats): Soll ein Ausschuß zur Revision der Reichsmatrikel gebildet
14
werden? Sollen bei den bevorstehenden Verhandlungen mit den Schweden den bisherigen
15
Deputierten weitere beigeordnet werden? Ist es vorzuziehen, daß sich alle reichsständischen
16
Gesandten statt einer Deputation zu den Schweden begeben?

17
III (Re- und Correlation): Einigung über die beabsichtigte Revision der Reichsmatrikel und
18
über die Besetzung der Deputation an die Schweden; Aufschub einer Einigung über die Frage,
19
ob sich nur die Deputierten oder alle Gesandten zu den Schweden begeben sollen.

20
In II: Eine Umfrage im Fürstenrat sowie Vorbehalt Salzburgs wegen seiner aus dem Linzer
21
Vergleich von 1646 abgeleiteten Befreiung von allen neuen Anlagen und Bitte, das Erzstift
22
bei Revision der Matrikel nicht übermäßig zu belasten; Vorbehalt Bayerns und Pfalz-Neu-
23
burgs
, ihren Platz im Kreis der Deputati ordinarii einzunehmen; Vorbehalt des definitiven
24
Votums durch Pfalz-Neuburg bis zum Eintreffen der erwarteten Instruktion; Auseinanderset-
25
zung
zwischen Bayern, Pfalz-Neuburg sowie Sachsen-Altenburg, -Coburg, Sachsen-Weimar,
26
-Gotha und -Eisenach um die Zugehörigkeit Bayerns und Pfalz-Neuburgs zu den Deputati
27
ordinarii; Vorbehalt aller Rechte hinsichtlich der Deputati ordinarii durch Salzburg; Suspen-
28
sion
des Votums zur Militärsatisfaktion durch Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow, bis über
29
die Linzenten an der Ostsee eine Regelung im Mecklenburger Sinne gefunden und die Meck-
30
lenburger
Herzöge für ihren Beitrag zur schwedischen Territorialsatisfaktion hinreichend
31
entschädigt worden sind.

32
(Im Rathaus zu Osnabrück). In II vertreten: Salzburg (Direktorium), Bayern, Österreich,
33
Pfalz-Neuburg, Bamberg, Sachsen-Altenburg, Würzburg

34
Das Votum Würzburgs folgte laut Herzogtum Bayern A V und B II sowie Pfalz-Neu-
35
burg
(3619) erst hinter dem Votum Sachsen-Coburgs; nur Pfalz-Neuburg (3619) nennt
36
das sonst nicht aufgeführte Votum von Worms an dieser Stelle und überhaupt als ein-
37
zige Überlieferung ausdrücklich, während Herzogtum Bayern A V und B II es implizit
38
nennen (s. S. 247 Z. 28). Das Votum von Worms ist also wahrscheinlich nicht expressis ver-
39
bis geführt worden. Daß Pfalz-Neuburg (3619) das Votum von Worms vor jenem von
40
Würzburg nennt, könnte durch einen Präzedenzstreit zwischen beiden Hst.en bedingt sein
20
( APW III A 4/1, 171 Z. 19), der inzwischen vielleicht einer Alternativregelung gewichen
21
war; denn in Nr. 148 und Nr. 155 hat Worms vor Würzburg votiert. Der Präzedenzstreit
22
ist im FRO im Editionszeitraum nie thematisiert worden, könnte aber bewirkt haben,
23
daß das Votum von Worms von nun an nicht mehr geführt wurde. – Die Unsicherheit
24
über die Führung einzelner Voten ist darauf zurückzuführen, daß Ges. wie Vorburg für
25
mehrere Rst. votierten. Anscheinend wurden sie nicht immer mehrfach aufgerufen und
26
versäumten es, deutlich zu sagen, welche verschiedenen Voten sie jeweils führten, so daß
27
die Protokollanten nach eigenem Gutdünken die Voten in ihr Protokoll einfügten.
, Sachsen-Coburg, (Worms), Sach-

[p. 239] [scan. 329]


1
sen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Eisenach, (Basel

28
Da nur Sachsen-Altenburg A II 2 das Votum Basels verzeichnet, ist unsicher, ob es
29
geführt wurde. Vielleicht liegt eine Verwechslung mit einem der anderen von Vorburg
30
geführten Voten vor (s. vorige Anm.).
), Braunschweig-Celle, Fulda, Braun-
2
schweig-Grubenhagen, Braunschweig-Wolfenbüttel, Braunschweig-Calenberg, Baden-Dur-
3
lach, Baden-Baden, Hessen-Darmstadt, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow,
4
Anhalt, Henneberg.

5
In I und III vertreten (soweit ersichtlich): Kurmainz (Reichsdirektorium), Kursachsen; Straß-
6
burg (Städteratsdirektorium). (Zu den Gesandten siehe die Verweise im Vorläufigen Perso-
7
nenregister.)

8
[I] In pleno referierte das Kurmainzer Reichsdirektorium . (Chur-
9
mainzischer canzler

31
Raigersperger.
:) Es hetten die deputirten aus allen drei reichscollegiis
10
nicht unterlaßenn, was in den räthen ezliche tage hero in puncto militiae,
11
insonderheit circa quantum, vorkommen undt beliebt, denen Kayserlichen
12
und königlich Schwedischen nicht allein mündtlich vorzutragen, sondern
13
auch schriftlich zuzustellen. Damit man nun nachricht habe, was zur ant-
14
wort erhalten, sey die notturfft gewesen, ietzo zusammenzukommen. Was
15
die erklärung gewesen, habe er zu pappir gebracht und wolle es ablesen.
16
Dieienigen, so bey der deputation gewesen

32
Deputiert waren Ges. von Kurmainz (Raigersperger), Kursachsen (Leuber), Kurbran-
33
denburg (Wesenbeck), Bamberg (Göbel), Würzburg (Vorburg), Sachsen[-Altenburg und
34
-Coburg] (Thumbshirn und Carpzov), Braunschweig-Lüneburg und solche der Reichs-
35
städte (nach einem Bericht über die Deputation in Bamberg A V fol. 124’). Für Braun-
36
schweig-Lüneburg ist Langenbecks Teilnahme bezeugt (s. [Nr. 164 Anm. 42] ).
, würden aufmercken, und
17
stehe ihnen bevor, wann sie etwas zu erinnern. Was nun bey solchen depu-
18
tationibus vorgangen, ist mit mehrerm, als er, der herr Churmainzische
19
canzler, referirte, in diario zu befinden, ubi vide

37
Druck des (von Carpzov verfaßten) Berichts nach dem heute verschollenen sachsen-alten-
38
burgischen Diarium in Meiern V, 828 –831: Die Deputierten informierten am 25. Mai
39
1648 zunächst die Ksl. über das gleichzeitig schriftlich übergebene Conclusum der Rst. in
40
Osnabrück, Schweden für seine Militärsatisfaktion ein für allemal 20 Tonnen Gold anzu-
41
bieten (s. [Nr. 157 Anm. 14] ), gebunden an die Bedingung, daß ihre Vorschlaege, welche (…)
42
in der Frage „quomodo“ zu beobachten ( [Nr. 154 Anm. 2] ), samt ihrem Textvorschlag für
43
den Exekutionsart. ( [Nr. 151 Anm. 26] ) als Conditio sine qua non betrachtet würden und daß
7
die Schweden außerdem ihre Erklärung zum KEIPO8 1648 V 11 ( [Nr. 155 Anm. 4] ) abgäben. Ferner
8
baten sie um Wiederaufnahme der am 23. April abgebrochenen ksl.-schwed. Konferenzen
9
( [Nr. 145 Anm. 3] ). In Abwesenheit Volmars antwortete Krane, der Ks. sei weiterhin der
10
Meinung, daß über die Militärsatisfaktion erst nach Friedensschluß zu reden sei, während
11
sie, die Rst. , im Begriff ständen, mit den Schweden darüber zu verhandeln. Sie erwarte-
12
ten die Resolution des Ks.s, dem sie darüber berichtet hätten. Raigersperger antwortete,
13
es werde keine Verhandlungen geben, da das genannte Angebot nur semel pro semper
14
zu verstehen sei (was Carpzov mit dem Vermerk versehen hat, Raigersperger sei dazu
15
nicht beauftragt gewesen). Ferner bat Raigersperger, die Verhandlungen wegen der Meck-
16
lenburger Entschädigungsforderungen möchten zum Abschluß gebracht werden. Krane
17
erläuterte, warum das bislang nicht geschehen (s. [Nr. 145 Anm. 91] ); jetzt müsse auf die ksl.
18
Resolution auf das überschickte Memorial ( [Nr. 156 Anm. 45] ) gewartet werden. Wesenbeck
19
protestierte im Namen Kf. Friedrich Wilhelms gegen die Forderungen Mecklenburgs nach
20
den Johanniterkommenden Mirow und Nemerow sowie je einem Kanonikat in Magde-
21
burg und Halberstadt für Hg. Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow. – Wenig später
22
wurden die Deputierten von Oxenstierna empfangen. Raigersperger unterbreitete das vor-
23
her den Ksl. referierte bedingte Angebot, betonend, dies sei semel pro semper gemeint, und
24
übergab das Conclusum (s. oben); ferner bat er, die Schweden möchten ihre Erklärung zum
25
KEIPO8 1648 V 11 abgeben. Oxenstierna wollte vor einer definitiven Antwort mit (dem kranken)
26
Salvius reden, gab aber bereits zu verstehen, daß die Abfindung der Armee mit der ange-
27
botenen Summe unmöglich sei, und betonte, daß sie die Rst. gerne verschont sähen; nicht
28
die Kg.in, sondern die Rst. selbst hätten einen Vorteil durch die Militärsatisfaktion, da es
29
ohne Befriedigung der Armee zu einem Complot kommen könne, zum großen Schaden
30
für das Röm. Reich. Er bot an, ins Kurmainzer Quartier zu kommen, um sich endgültig
31
zu erklären, doch wollten die Deputierten (auf Betreiben der Kfl.) lieber die Antwort
32
abholen. – Die Kommenden Mirow und Nemerow gehörten zur Ordensballei Branden-
33
burg, über die Kurbrandenburg Patronatsrechte innehatte, s. das Empfehlungsschreiben
34
der Rst. in Osnabrück an Kf. Friedrich Wilhelm zugunsten der Hg.e Adolf Friedrichs I. von
35
Mecklenburg-Schwerin und Gustav Adolfs von Mecklenburg-Güstrow, die Kommenden
36
Mirow und Nemerow betreffend (Text, Osnabrück 1648 VII 27: Meiern VI, 539 f., hier
37
539); Opgenoorth, Ballei, 56–59, 253–256, 283 [Karte]). Kf. Friedrich Wilhelms Protest
38
gegen die Forderungen nach Kanonikaten in Magdeburg und Halberstadt war begründet
39
durch die Vereinbarung über die Entschädigung für Kurbrandenburg von 1648 III 9/19
40
(s. [Nr. 153 Anm. 47] ), die festlegte, daß Kurbrandenburg mit dem Friedenschluß das bis-
41
herige Hst. Halberstadt als weltliches Reichslehen erhalten würde und nach dem Tod des
42
damaligen Adm. s, Hg. Augustus von Sachsen, das zu säkularisierende Est. Magdeburg (s.
43
Art. 1 und 5 der Vereinbarung, Meiern V, 590 f.; vgl. später Art. XI,1, 6 IPO).
.

[p. 240] [scan. 330]


1
(Pergebat:) Nunmehr werde nicht undienlich sein, daß man die reichs-
2
matriculn zuesammentrage, die austheilung und was iederm standt abzu-
3
tragen zuekomme, verfaße unndt alles praeparire, was künftig geschehen
4
solle. Und sey also 1. zu bedencken, wer aus den reichsräthen darzu zu
5
deputiren, welche die reichsmatricul gegeneinanderhielten und das quan-
6
tum nach iedes proportion austheileten.

[p. 241] [scan. 331]


1
Weil auch die königlich Schwedischen sich erboten, ohne verlengerung zur
2
handlung zu schreiten, so were 2. zu entschließen, ob es bey denen vorigen
3
deputirten

24
Zur Mitwirkung an den (am 23. April abgebrochenen) ksl.-schwed. Konferenzen waren
25
von kath. Seite deputiert: Kurmainz, Kurtrier, (Kur-)Bayern, Bamberg, Würzburg, Baden-
26
Baden, Hst. Speyer, Stadt Aachen; Deputierte der ev. Seite waren Sachsen-Altenburg, Sach-
27
sen-Weimar, Braunschweig-Lüneburg, Württemberg, Wetterauer Gf.en und Stadt Regens-
28
burg ( Meiern V, 470 ; APW III C 2/2, 993 Z. 30ff., 995 Z. 18–24).
zu laßen oder ihnen noch ezliche zu adiungiren.

4
[3.] Und weil nicht vermuthlich, daß man von seiten der stände werde
5
denen deputirten gewalt geben zu schließen, wiewol semel pro semper
6
20 tonnen goldes, zu reichsgulden gerechnet

29
Jede Tonne Gold zu 100 000 Rheinische fl. (s. [Nr. 156 Anm. 78] ).
, zu biethen, so were zu
7
bedencken, daß etwan die übrigen der churfürsten, fürsten und stende
8
gesandten, so sich nicht bey der deputation befinden, uff dem rathhause
9
zu enthalten

30
sich […] enthalten bedeutet hier sich aufhalten ( Grimm III, 551 s. v. enthalten Punkt C
31
1).
, wann mit denen königlich Schwedischen tractirt werde.
10
Dieselben hetten begerth, bey ihnen zu erscheinen und die erclerung zu
11
vernehmen, gleichwol doch freygeben, ob sie sich im Churmainzischen
12
quartir oder sonstwo einstellen solten. Zue Münster hetten die königlich
13
Französischen vorm iahre eine reichsdeputation zu sich begerth, so aber
14
abgeschlagen worden und disgusto geben

32
Wurde nicht ermittelt.
. Aber herrn graff Oxenstirns
15
erclerung sey gewesen, sich auch anderswo einzustellen, derowegen man
16
uf des Reichs reputation mit zu sehen

33
Zu Oxenstiernas Angebot, ins Quartier des Kurmainzer Reichsdirektoriums zu kommen,
34
s. Anm. 5. Dem Ansehen des Reichs wäre damit stärker Rechnung getragen worden, als
35
wenn sich, wie nun vorgesehen, die rst. Deputierten zu den Schweden begaben.
.

17
[II] Jedes collegium schrit darauff in einen absonderlichen zimmer zur
18
consultation, und wurd〈e〉 in dem fürstenrath von dem Salzburgischen
19
Direktorium proponirt: Man habe vernommen, daß das reichsdirec-
20
torium zwo [!] quaestiones zur consultation gestellet: 1. ob ezliche die
21
reichsmatriculn zu überlegen solten niedergesezt werden;

22
2. weil mit denen koniglich Schwedischen in handlung zu treten, ob ezliche
23
denen bißhero deputirten zu adiungiren.

[p. 242] [scan. 332]


1
[3.]

18
1–3 Sey – finden] In Österreich B III ist vermerkt, daß das Fürstenratsdirektorium als
19
zusatz zur Proposition des Reichsdirektoriums die Frage gestellt habe, ob nit zu befürde-
20
rung der sach die gesamte stend sich bey den Schweden einzustellen.
Sey also zu bedencken, weil die zeit zu gewinnen und durch hinter-
2
bringen viel zeit abfließe, ob nicht, wen beliebig, sich [insgesamt] darbey
3
zu finden

21
Anders als im öst. Protokoll angegeben (s. Textvariante Z. 18ff.), handelt es sich bei dieser
22
dritten Frage nicht um einen Zusatz, sondern um eine Änderung der Proposition des
23
Reichsdirektoriums, das gefragt hatte, ob sich die nicht zu den Deputierten zählenden
24
Ges. während der Verhandlungen mit den Schweden im Rathaus aufhalten sollten (s. bei
25
Anm. 8). Im gleichzeitig tagenden SRO wurde, anders als im FRO , unter Bezugnahme auf
26
die Proposition des Kurmainzer Reichsdirektoriums diese Frage korrekt als dritter Punkt
27
proponiert ( APW III A 6, 687 Z. 15f., 22ff.).
.

4
Was seine hochfürstliche gnaden zu Salzburg anbetreffe, so wiße man
5
sich zu erinnern, daß im nahmen deroselben sie sich nicht anders einlaßen
6
können, als sie bishero die vota geführt

28
S. die salzburgischen Voten vom 6., 9., 14., 19., 22. und 23. Mai 1648 (Nr. 145, Punkt [2]
29
des Salzburger Votums, Nr. 147, Nr. 151 mit Anm. 6, Nr. 154, Nr. 155 bei Anm. 8, Nr. 156
30
bei Anm. 12): Salzburg behauptete aufgrund des Linzer Vergleichs von 1646, von der
31
Zahlungspflicht zur Militärsatisfaktion befreit zu sein.
. Müsten es also dabey laßen,
7
vorige reservationes wiederholen, in specie aber, was wegen der reichsma-
8
tricul gemeldet, müsten sie solches seiner hochfürstlichen gnaden berichten
9
und bitten, dieselbe nicht über gebühr zu beschweren.

10
Bayern. Habe auch angehört, was das reichsdirectorium in pleno referirt
11
und vor 2 quaestiones proponirt. Soviel die 1. betreffe, weil die nachricht,
12
daß verschiedene matriculen unter den gesandschafften herumgiengen

32
Zu diesen Reichsmatrikeln gehörte eine, die seit 1613 in Gebrauch war und Heher zur
33
Verfügung stand (s. unten das Votum Sachsen-Weimars, -Gothas und -Eisenachs). Nach
34
einer Notiz über die erste Zusammenkunft des rst. Ausschusses zur Überprüfung der
35
Reichsmatrikel am 27. Mai 1648 in Bamberg A V fol. 132’–133 befand sich ein Exemplar
36
dieser Matrikel in der ksl. Buchhalterei; der Ausschuß beschloß, daß sie diktiert werden
37
sollte. Eine Matrikel aus dem Besitz des erzstiftisch magdeburgischen Ges. Krull vom Jahre
38
1647, die 1648 in Münster diktiert wurde, druckt Cortreius, 145–166, ab.
,
13
halte er gut, dieselben zu conferiren und sich zu vergleichen, welche vor
14
die rechte zu halten und im Reich herkommen und gebreuchlich. Daß man
15
aber alsbald zur austheilung der summ schreite, sey noch zu frühezeitig;
16
daßelbe werde sich auch in einer stunde geben, wen man wegen der matri-
17
cul eine richtigkeit.

[p. 243] [scan. 333]


1
In 2. stelle er dahin, wer bey der deputation sein wolle. Daß er sich bißhero
2
nicht dabey befunden, habe seine ursachen gehabt

27
Wahrscheinlich war ein Präzedenzstreit mit Würzburg der Grund (s. dazu APW III A
28
3/3, 434 Z. 6–10 und Anm. 7).
, und reservire, daß es
3
seiner churfürstlichen durchlaucht nicht praeiudicirlich und ihm vorbe-
4
halten sey, sich dabey einzustellen.

5
[3.] Das übrige sich uf dem rathhause enthielten, werde nicht unrathsam
6
sein.

7
Österreich. [1.] Man müße adaequata media gebrauchen und das w〈er〉cks
8
ausarbeiten, daß man alsbald mit naßem finger zeigen könne, was ieder
9
gebe. Das hochlöblichste hauß Österreich werde dabey nicht interessirt
10
seyn, weil man schon ihrer Kayserlichen majestät solchen creiß assignire;
11
iedoch reservire er dasienige, was in quaestione „cui“ geschehen

29
Österreich war nicht damit einverstanden, daß für die Satisfaktion der ksl. Reichsarmee
30
nur der Öst. Reichskreis zur Verfügung stehen sollte (s. Nr. 151 bei Anm. 3).
, und
12
stelle das übrige dahin.

13
Quoad 2. sey es ihm nicht anstendig

31
sey es ihm nicht anstendig bedeutet hier gehöre es sich nicht für ihn ( Frühneuhoch-
32
deutsches
Wörterbuch I, 1480 s. v. anständig Punkt 2). Österreich stand also nicht für
33
die Deputation, die mit den Schweden verhandeln sollte, zur Verfügung.
, weil ihrer Kayserlichen majestät
14
befehlich super tali modo tractandi erwartet werde. Wann es dahin zu brin-
15
gen, daß herr graff Oxenstirn sich in dem Churmainzischen hoffe einfinde,
16
sey es etwas; dann mit den königlich Französischen habe es zu Münster ein
17
concert

34
concert ist eine Ableitung von it. concerto (wörtlich: Wettstreit ) und bedeutet hier Aus-
35
einandersetzung ( Kluge, 403 s. v. Konzert ).
geben, als sie eine reichsdeputation zu sich begehrt. Gleichwol
18
lieffen die circumstantien hir mit unter, (1.) daß diese handlung nicht die
19
cron Schweden betreffe, sondern die soldatesca; (2.) daß sie geschehe ohne
20
der herren Kayserlichen gesandten willen. Gebe es zu nachdencken.

21
Pfalz-Neuburg. In 1. mit vorstimmenden, daß die matriculn zusam-
22
menzutragen, iedoch, wie er dafürhalte, nicht per deputatos, sondern
23
durch gesambter stende gesandten. Jeder könne sein exemplar mitbrin-
24
gen, und werde sich geben, welche dem herkommen gemeß. Aber es frage
25
sich, ob man nicht von vorigen concluso werde abgehen, sintemal man
26
wolle ia bey 2 millionen bestehen

36
Raigersperger hatte Oxenstierna gesagt, das Angebot sei semel pro semper gemeint,
37
was Carpzov als Berichterstatter fälschlich als Überschreitung des Auftrags bewertete
38
(s. Anm. 5, dort auch zu den weiteren Bedingungen des Angebots; vgl. dazu das Con-
39
clusum
der Rst. zu Osnabrück von 1648 V 25, hier Meiern V, 826f. , letzter/erster Absatz,
40
beginnend Nichtsdestoweniger gleichwohl: ein vor allemahl 20. Tonnen Goldes ).
, die quaestionem „quomodo“ und

[p. 244] [scan. 334]


1
punctum executionis nicht zurücklaßen; derohalben müßen sie zugleich
2
gehen.

3
Quoad locum, 2.

19
Punkt 2 betraf gemäß der Proposition die Frage, ob den bisherigen Deputierten für die
20
Verhandlungen mit Schweden weitere zugesellt werden sollten.
, halte er dafür, es sey der richtigste weg, wen man
4
an einem orth beysammen, und weil das Churmainzische quartir nicht
5
capabel, alle gesandtschafften zu begreiffen

21
Die Kurmainzer Ges. waren in Korffs Hof, einem Adelshof im Katharinenviertel, unterge-
22
bracht, wo wenig Raum zur Verfügung stand, s. Magdeburg F II fol. 420 (Aktenvermerk
23
Werners von 1645 IX 15/25 über die Einhändigung eines Protests beim Kurmainzer Reichs-
24
direktorium); Steinwascher, 212f.
, könte die zusammenkunfft
6
wol uf diesem rathhause geschehen.

7
Wolte man dafürhalten, daß die conferenz per deputatos ordinarios fort-
8
zustellen, gelte es ihm gleich. Inter ordinarios deputatos aber sey Pfalz mit
9
begriffen

25
Der Kf. von der Pfalz gehörte von Anfang an (also seit 1555) als einziger weltlicher Rst. aus
26
dem Kurrheinischen Kreis zu den Deputati ordinarii ( Neuhaus, Repräsentationsformen,
27
433). Da Pfalz-Neuburg die nächste Anwartschaft auf Nachfolge in der Pfälzer Kur und
28
den damit verbundenen Rechten zu haben behauptete ( APW [III A 3/4 Nr. 129 Anm. 73] ),
29
versuchte Caspars folgerichtig, auch den Platz von Kurpfalz im Kreis der ordentlichen
30
Reichsdeputierten zu erhalten.
, müße sich aber wegen befehlich vor dieses mal nur enthalten
10
und reservire das zustehende recht und notturfft, insonderheit aber auch,
11
daß dieses votum seinen vorhin geführten votis unnachtheilig

31
Caspars hatte bereits mehrfach und zuerst am 9. Mai 1648 angekündigt, dem FR-Direkto-
32
rium sein Votum schriftlich vorzulegen, sobald Pgf. Wolfgang Wilhelm ihn zu den Fragen,
33
wie hoch die Militärsatisfaktion sein solle und wie sie aufzubringen sei, instruiert habe (s.
34
Nr. 147 bei Anm. 27).
.

12
Bamberg. Praemittire die in hac materia geführte vota

35
S. die Bamberger Voten vom 6., 9., 11. und 14. Mai 1648 (Nr. 145 bei Anm. 78, Nr. 147
36
bei Anm. 29, Nr. 148 bei Anm. 23 und Nr. 151 bei Anm. 17): Das Hst. forderte wegen der
37
Doppelbesteuerung seiner Besitzungen in Kärnten eine Herabsetzung seiner Reichsmatri-
38
kelquote.
. [3.] Quoad
13
locum sey nicht mehr res integra, weil man sich gegen herrn graff Oxen-
14
stirn bey der deputation ercleret, man wolle sich bey ihm einstellen. Das
15
praeiudicium sey so gros nicht, weil’s herr graff Oxenstirn in der stende
16
wilkühr gestellet.

17
[2.] Mehrere personen denen vorigen zu adiungiren, sey ohnnötig, weil
18
die deputirten doch nur die antwort anzuhören, man es bey den bewillig-

[p. 245] [scan. 335]


1
ten 2 millionen fl. wolle bewenden laßen und die beliebte conditiones

26
Die Vorschläge, welche (…) in der Frage „quomodo“ zu beobachten, sowie der Textvor-
27
schlag für den Exekutionsart. sollten bei dem einmaligen Angebot von 2 Millionen fl. als
28
Conditio sine qua non betrachtet werden (s. Anm. 5).

2
annectiren.

3
[1.]

23
3–4 Die – gemacht] Bamberg A V: Der matricularum Imperii seyen verschiedene undt fast
24
alle unrichtig, sowohl die de anno 1521 als 1567, so ufm moderationtag zu Wormbs
25
ufgericht.
Die matricul de anno 1521 sey in den anlagen nicht allerdings in usu,
4
auch nicht die moderationordnung, so anno 1571 gemacht

29
Die Wormser Reichsmatrikel von 1521, nämlich das auf dem Wormser RT dieses Jah-
30
res erstellte Verzeichnis von insgesamt 405 Steuerpflichtigen (Text: RTA j. R. II, 424–
31
442), wurde bald als fehlerhaft empfunden und auf verschiedenen Reichsmoderationsta-
32
gen (Fachtagungen zur Reform der Steuersätze in der Reichsmatrikel) überarbeitet. Bei
33
den Änderungen handelte es sich mehrheitlich um Ermäßigungen für einzelne Rst. So
34
erreichte das Hst. Bamberg auf dem Wormser Moderationstag 1551 eine (als unzureichend
35
erachtete) Herabsetzung seiner Reichsmatrikelquote ( Dietz, Bamberg, 311; Neuhaus,
36
Repräsentationsformen, 363; Schomburg, 301f.; Lanzinner, 70f.). 1567 tagte erneut ein
37
Reichsmoderationstag in Worms und verabschiedete eine Matrikel (zum Nachweis dieser
38
in der Textvariante Z. 23f. erwähnten Matrikel s. RTA RV 1566 I, 521 Anm. 6).
. Derohalben
5
zu sehen, was ieder stand bißhero beygetragen. Die eintheilung könne izo
6
nicht gemacht werden.

7
Sachsen-Altenburg. Was die 1. quaestionem betreffe, daß man sich
8
einer gewißen matricul uf[s] eheste vergleiche, sey nothwendig; aber als-
9
bald die austheilung zu machen, halte man mit Bayern noch zur zeit nicht
10
vertreglich und nüze.

11
Was die handlung an sich selbst belange, bleibe der auffsaz in quaestione
12
„quomodo“ et puncto executionis

39
S. vorletzte Anm.
conditio sine qua non.

13
[3.] Ratione loci wie das hochlöbliche directorium, daß nemblich sämbtli-
14
che der stende gesandten sich bey der handlung einfinden; dan wan sie
15
sich in tertio loco enthielten, gebe es nur weitlauftigkeit, wie die ex-
16
perienz bißhero erwiesen. Es frage sich aber, quo loco die zusammen-
17
kunfft geschehen solle. Vonn Bamberg sey angeführt, daß die deputirten
18
sich gestern gegen herrn graff Oxenstirn ercleret, man wolle bey seiner
19
excellenz erscheinen. Nun weren bißhero sämbtliche der stende gesandte
20
mehrmahln bey denen königlich Schwedischen erschienen, als die herren
21
Kayserlichen mit ihnen die conferenz gepflogen

40
Damit sind die am 23. April 1648 abgebrochenen ksl.-schwed. Konferenzen gemeint (s.
41
[Nr. 145 Anm. 3] ).
; daßelbe könne numehr
22
auch wol sein, obwol die herren Kayserlichen nicht zugegen sein sol-

[p. 246] [scan. 336]


1
ten. Von Osterreich sey angeführt, daß die herren Kayserlichen gesandte
2
die handlung möchten empfinden, aber man wolle es nicht hoffen, dan
3
(1.) geben ihre Kayserliche majestät nichts zur zahlung der Schwedischen
4
soldatesq

27
Der Ks. steuerte zwar offiziell nicht zur schwed. Militärsatisfaktion bei, zahlte aber
28
600 000 Rt. für die Räumung der schwed. besetzten Plätze in den ksl. Erblanden (s. Nr. 145
29
Anm. 87).
, (2.) sagten dero herren gesandte, daß sie nicht befehliget, sich
5
in diesem punct einzulaßen. Uff einholung andern befehls aber könten die
6
stende nicht warten. So werde man (3.) mit ihren excellenzen doch alles
7
communiciren und reden.

8
[2.] Ratione deputatorum laße man es bey voriger anzahl, sintemal solche
9
commission sowol könne durch einen geschehen als durch 30 mehr oder
10
weniger.

11
Was in Bayerischem und Pfälzischem voto wegen der ordinardeputation
12
gemeldet und daß selben beeden fürstlichen häusern gebühre, daß sie
13
gebraucht würden, solches sey man ihnen a parte des fürstlichen hauses
14
Sachßen nicht gestendig

30
Diese Auseinandersetzung um die Zugehörigkeit zum Kreis der Deputati ordinarii war
31
Teil des alten Streits um die Präzedenz zwischen den Häusern Bayern, Pfalz und Sachsen
32
(s. dazu [Nr. 145 Anm. 74] ).
.

15
Bayern. Habe sich solches zumuthens nicht versehen, und werde es seine
16
churfürstliche durchlaucht zu anthen wißen.

17
Pfalz-Neuburg. Wie Bayern.

18
Sachsen-Altenburg. Gleichwie das fürstliche hauß Sachßen ihnen kei-
19
nen vorsietz gestehe, also auch nicht, daß sie als vorsiezende zu den depu-
20
tationibus zu gebrauchen.

21

24
21 Würzburg] Wurde in Pfalz-Neuburg (3619) nachträglich durch Worms ersetzt. In
25
Herzogtum Bayern A I 2 und A III steht zwar der Text des Votums; doch fehlt der
26
Name des Votanten.
Würzburg. [1.] In puncto matriculae vermeine er, es werde darin keinen
22
streit haben, dann dieselbe bey den Hungarischen kriegen und iezigen
23
zimblich in schwang kommen durch die römerzüge

33
Für die Abwehr der Türkengefahr bewilligten allein die RT zwischen 1556 und 1603
34
insgesamt 409 Römermonate, wobei nur die Bewilligung des Augsburger RT von 1559 in
35
einem anderen Reichssteuermodus erfolgte ( Schulze, 79f.). Der Regensburger RT 1640/
36
1641 bewilligte für diese beiden Jahre eine Kontribution für die Reichsarmee in Höhe
37
von zusammen 240 Römermonaten, nachdem bereits in den Jahren 1635 und 1637 jeweils
38
120 Römermonate für die Reichsarmee genehmigt worden waren ( Bierther, Reichstag,
39
291–297; Oschmann, 95f.).
, und wiße man, was

[p. 247] [scan. 337]


1
vor matriculae gebraucht worden. Jedes standes portion werde sich alsdan
2
finden und wie das quantum einzutheilen.

3
[3.] Wegen der deputation halte er dafür, weil man sich gegen herrn graff
4
Oxenstirn in seinem quartir zu erscheinen erclert, so werde es vor die-
5
ses mal nicht zu endern sein und sich nicht schücken, daß man an seine
6
excellenz begehre, sie möchte uf das rathhauß oder in das Churmainzische
7
quartir kommen. Sehr gut were auch, daß sämbtliche in dem Schwedischen
8
quartir erschienen, so könnten die deputirten bey herrn graff Oxenstirn die
9
bewandtnüß (weil herr Salvius noch unpas) vernehmen und solche alsdan
10
an die übrigen bringen. Ihrer Kayserlichen majestät herren plenipotentiarii
11
hetten diesen modum nicht zu empfinden, weil sie sich in keine handlung
12
einlaßen wolten. Theten sie es aber, so bliebe es billich bey vorigem modo
13
tractandi, der bißhero gebraucht.

14

27
14 Sachsen-Coburg Altenburg] In Herzogtum Bayern A I 2 und A III sowie Pfalz-
28
Neuburg (3619) folgt: Würzburg. Wie Wurmbs.
Sachsen-Coburg. Wie Altenburg.

15
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. In 1. werde nötig sein,
16
daß man die reichsmatriculn, so beyhanden, comportire, weil sie sehr
17
ungleich.

29
17 Er – reichspfennigmeisterambt] In Pfalz-Neuburg (3619) mit dem Zusatz versehen,
30
daß diese Matrikel seit 1613 observirt worden seye.
Er habe eine aus dem reichspfennigmeisterambt

33
Ks. Ferdinand III. hatte im Regensburger RA von 1641 X 10 in §35 die Einsetzung
34
eines Reichspfennigmeisters zur Eintreibung der bewilligten Kontributionen zugesagt
35
( Sammlung III, 558).
, so er gerne
18
communiciren wolle.

19
[2.] Circa deputandos laße er es bey vorgehenden votis und den beliebten
20
personen.

21
[3.] Quoad locum halte er dafür, daß man woll könne ingesambt bey denen
22
koniglich Schwedischen zusamenkommen.

23
In übrigen adhaerire er der protestation, so im nahmen des fürstlichen
24
hauses Sachßen geschehen.

25
Bayern und Pfalz-Neuburg. Reprotestirten.

26

31
26 Basel Würzburg] Fehlt in Bamberg A V und B II, Herzogtum Bayern A I 2 und A
32
III, Österreich B III, Pfalz-Neuburg (3619).
Basel. Wie Würzburg.

[p. 248] [scan. 338]


1
Braunschweig-Celle.

22
1–3 Wohin – verschoben] Pfalz-Neuburg (3619): Wan man alle matriculas scrupuliren
23
wolte, wurde es auf einen moderationstag auflauffen.
Wohin das 1. gemeinet, habe er nicht eingenom-
2
men und wiße nicht, quo fine es geschehen solle, sintemal die rectifi-
3
cirung der reichsmatricul ad proxima comitia verschoben

24
S. im KEIPO4 [1647 V 29] Art. VII ( Meiern IV, 577 , erster Absatz, beginnend Habeantur autem
25
Comitia) und ebenso im KEIPO8 1648 V 11 Art. VII (Niedersächsisches HStA Hannover, Hgt.
26
respektive Kft. Braunschweig-Lüneburg, Celle, Briefschaftsarchiv 12 Nr. 64 fol. 146’). Auch
27
im Textvorschlag der Rst. zu Osnabrück für Art. VIII IPO (betreffend die Rechte der Rst. ,
28
Einzelprobleme, Post und Schuldenwesen) wurde die Erneuerung der Reichsmatrikel auf
29
den nächsten RT verschoben (Text, s. l., s. d. [Osnabrück, etwa Anfang Mai 1648]: Meiern
V, 762f ., hier 762, letzter Absatz, beginnend In proximis vero).
. Derohalben
4
am besten, man laße es vor dises mal bey der, so in anno 1571 ufgerichtet,
5
und wie es bißhero bey disen troubeln gangen und gehalten worden. Und
6
also falle die abordnung ad corrigendas vel revidendas matriculas.

7
In 2. sey er indifferent. Ratione loci aber habe man nicht mehr ledige
8
handt, weil gestriges tages gegen herrn graff Oxenstirn albereit das erbieten
9
geschehen, man wolle sich bey seiner excellenz einstellen. Beßer were es
10
zwar, wan sie uf das rathhauß kommen wolte. Es werde aber doch nicht
11
mehr als ein mal geschehen und sie alterniren wollen, gleichwie sie es
12
bißhero mit denen herren Kayserlichen gehalten

31
Die ksl.-schwed. Konferenzen waren abwechselnd bei den Schweden und Ksl. abgehalten
32
worden, nämlich am 28. Februar 1648 bei den Schweden, am 29. bei den Ksl. (im Quartier
33
Lambergs), am 2. März wiederum bei den Schweden, am 3. März wieder bei Lamberg,
34
und so fort ( APW III C 2/2, 1001 Z. 13f., 17f., 1002 Z. 26f., 32f.).
.

13
[3.] Laße ihm auch gefallen, daß sämbtliche stende bey denen koniglich
14
Schwedischen erschienen. Ob’s aber zum ersten mal nötig, müße er anste-
15
hen, und halte dafür, es sey zu vernehmen, was sie sich ercleren würden,
16
dann solches doch eine deliberation werde nötig haben, dabey man den
17
modum communicandi zu bedencken.

18
[2.] So halte er auch dafür, vorige deputirten könten das anhören und
19
referiren wol verrichten und daß mehrere dazu nicht nötig.

20
Wegen der ordinardeputation reservire er mit dem fürstlichen hause Sach-
21
ßen die notturfft. Es stehe bey freyer wahl, wer darzu zu gebrauchen

35
In der Vereinbarung über die Gravamina [ecclesiastica] von 1648 III 14/24 war in Punkt 18
36
festgelegt, daß künftig konfessionelle Parität bei den Deputati ordinarii herrschen sollte.
37
Über die Personen bzw. die Rst. , die den bisherigen Deputierten zuzuordnen waren, sollte
38
erst auf dem nächsten RT ein Beschluß gefaßt werden ( Meiern V, 574 ; vgl. später Art. V,51
39
IPO ← § 47 IPM), so daß bis dahin von Fall zu Fall ausgehandelt werden mußte, wer den
40
bisherigen Deputierten beizuordnen war (zu den Rst. n, die bislang zum Kreis der Deputati
41
ordinarii gehörten, s. [Nr. 154 Anm. 11] ).
.

[p. 249] [scan. 339]


1
Was wegen Pfalz es vor eine bewantnüs, sey bekant

26
Kurpfalz gehörte als Folge der Ächtung Kf. Friedrichs V. nicht mehr zu den Deputati
27
ordinarii. Da über Amnestie und Restitution seines Hauses im Prinzip bereits Einigkeit
28
herrschte (s. [Nr. 145 Anm. 3] ), würde Kurpfalz infolge des Friedensvertrags in den Kreis der
29
ordentlichen Deputierten zurückkehren.
, insonderheit wiße er
2
von Pfalz Neuburg nicht, daß solches fürstliche hauß darzue gelanget. Es
3
sey aber von diesem allen uf künftigen reichstage zu reden, dann die paritas
4
deputatorum von beeden religionen sey verglichen, also daß catholischen-
5
theilß sie ihre subiecta zu benennen, und also auch die evangelischen.

6
Salzburg. Müße reserviren, daß seiner hochfürstlichen gnaden und dero
7
erzstifft nicht praeiudicirt werde.

8
Bayern und Pfalz-Neuburg. Protestirten, daß nicht bey vorsietzen-
9
den bestehen solle

30
Krebs und Caspars bezogen sich wahrscheinlich auf den letzten Einwurf Sachsen-Alten-
31
burgs (s. S. 246 dessen Wortmeldung vor dem Votum Würzburgs), daß das Haus Sachsen
32
Bayern und Pfalz-Neuburg nicht den Vorsitz zugestehe und also auch nicht einverstanden
33
sei, daß beide wegen ihres Vorsitzes zu den ordentlichen Reichsdeputierten gehören soll-
34
ten. Hingegen waren Bayern und Pfalz-Neuburg der Ansicht, daß der vordere Rang in
35
der Sessionsordnung des FR das Recht auf Teilnahme an den RD begründe. In Wirklich-
36
keit waren (auch) andere Kriterien dafür entscheidend, wer in den Kreis der ordentlichen
37
Reichsdeputierten aufgenommen worden war: 1570 waren vier Mitglieder (der Fbf. von
38
Konstanz, die Regierung des Burgundischen Kreises und jeweils ein Hg. von Braunschweig
39
und Pommern) hinzugekommen, um den geographischen Raum des Reichs besser abzu-
40
decken ( Neuhaus, Repräsentationsformen, 432f.).
, und sagte Pfalz-Neuburg von einer praeeminenz,
10
so selbigen hause zustendig.

11
Fulda. Wie Braunschweig Zelle, daß die königlich Schwedischen in quae-
12
stione „quomodo“ zu vernehmen und daß dan ein schluß zu machen
13
ratione modi tractandi. In übrigen wie vorhin in Bambergischen voto.

14
Braunschweig-Grubenhagen. [2.] Anfangs stelle er dahin, ob mehr
15
zu deputiren. Weil sie aber doch keinen schluß zu machen, sey es billich,
16
bey voriger anzahl zu laßen, das es also solcher weiterung nicht bedürffte.
17
[3.] Dieweil auch keine zeit zu verliehren, were es dabey zu laßen wie
18
bißhero, daß man ingesambt entweder uf dem rathhause oder bey denen
19
königlich Schwedischen zusammenkomme. Zwar wehre dieser leztere
20
modus beßer, damit man des hin- und wiederfahrens nicht bedürffe; sey
21
iedoch indifferent ratione loci. Wegen des Churmainzischen logement habe
22
er keine bedencken, wiße aber nicht, ob daßelbe mit so viel zimmern ver-
23
sehen.

24
[1.] Das subiectum dieser relation sey in acht zu nehmen, nemblich 1. die
25
matricul und 2. die austheilung, damit die königlich Schwedischen nichts

[p. 250] [scan. 340]


1
zu schaffen. Mensura müste darsein, und sey die matricul von anno 1521
2
gutbefunden, werde auch im cammergericht in acht genommen

17
Die Höhe des Kammerzielers (der von den Rst. aufzubringenden ständigen Reichssteuer
18
zum Unterhalt des RKG ) richtete sich nach der Reichsmatrikel. Nach 1548 hatte das
19
RKG den Versuch zur Überarbeitung der (als unzulänglich bewerteten) Reichsmatrikel
20
unternommen, indem es eine Reihe von „Exemtionsprozessen“ gegen Rst. anstrengte, die
21
andere Stände als Landsassen „eximiert“ hatten, so daß sie nicht mehr nach der Reichs-
22
matrikel veranschlagt werden konnten. Einen durchgreifenden Erfolg hatte das RKG
23
mit dieser Prozeßwelle nicht erreicht, so daß die Frage seines Unterhalts schon durch die
24
Unzulänglichkeiten der Matrikel prekär blieb ( Smend, 177; Laufs, 26; Schomburg, 187,
25
301f.). Eine ungeänderte Reichsmatrikel von 1521 hatte das RKG 1648 sicherlich nicht in
26
Gebrauch, denn diese enthielt nicht existente oder nicht lokalisierbare Stände ( Lanzinner,
27
71).
, aber
3
am besten werde, man sehe uf die creise

28
Die Reichskreise hatten die Aufgabe, Reichssteuern (wie Römermonate und Kammerzieler)
29
auf die einzelnen Rst. umzulegen; auch wurde über Matrikel und Besteuerung seit 1544
30
auf Kreistagen beraten ( Schomburg, 301; Lanzinner, 72).
, und wiße ieder seine matricul,
4
dabey es billich zu laßen, wie es bißhero gehalten worden. Wen man nun
5
negstkünftig die austheilung gemacht, were sodan iedes stands contingent
6
denen königlich Schwedischen anzudeuten. Das obiectum, super quo mit
7
denen königlich Schwedischen zu tractiren, sey nicht das quantum, weil
8
man von seiten der stende pro ultimo 2 millionen fl. gesezet, sondern
9
das „quomodo“ und der articulus executionis, es sey dan, daß man der
10
Schwedischen miliz über das verwilligte quantum noch wolle zulegen,
11
was die hanseestädte zu geben. Die stadt Brehmen solle eine reichsanlage
12
über sich genommen haben, die sonst in dem erzstifft und Niedersächßi-
13
schen craiß durch den erzbischoff contribuirt

31
Um ihre vom Est. Bremen bestrittene Reichsstandschaft zu behaupten, hatte die Stadt
32
Bremen 1640 (zum ersten Mal in ihrer Geschichte) den Regensburger RT beschickt und
33
erlegte, wie am WFK bekanntwurde, 120 Römermonate Kontribution gemäß ihrer Veran-
34
lagung in der Reichsmatrikel, während sie bis dahin als Landstadt des Est.s nur mit einem
35
Zwölftel zu dessen Reichssteuern beigetragen hatte ( Meiern IV, 236 ; Buchstab, 31f.).
. So könte man auch den
14
königlich Schwedischen wegen des quanti vorhalten, daß sie von der cron
15
Franckreich zu bezahlung der soldatesq gewiße subsidiengelder iährlich
16
bekommen

36
Im frz.-schwed. Allianzvertrag von Bärwalde (1631 I 23; Text: ST V. 1, 438ff.) hatte Frk.
37
Schweden die jährliche Zahlung von 400 000 Rt. für zunächst fünf Jahre zugesagt. Mit
38
dem Tod Kg. Gustavs II. Adolf von Schweden (1632 XI 16) erloschen, war er zuerst durch
39
den Vertrag von Heilbronn (1633 IV 19; Text: ST V.2, 12–16) erneuert, später durch die
40
Verträge von Compiègne (1635 IV 28; Text: ST V.2, 318f.), Wismar (1636 III 30; Text: ST
41
V.2, 366–372) sowie die beiden Verträge von Hamburg (1638 III 6 und 1641 VI 30; Text:
42
ST V.2, 424–429 und 471–474) verlängert und erweitert worden; der letzte prolongierte
43
das frz.-schwed. Bündnis bis zum Universalfrieden und garantierte Schweden bis dahin
20
jährliche Subsidien in Höhe von 120 000 livres tournois bzw. 480 000 Rt. ( Böhme, 47f.;
21
Dickmann, 56, 91f.; Parker, War, 111; Anja Victorine Hartmann, 210, 247, 350f., 466;
22
zur umstrittenen Bedeutung der Subsidien für die schwed. Kriegsführung s. Oschmann,
23
45 Anm. 48).
.

[p. 251] [scan. 341]


1
Sonst habe er mit befrembdung verstanden, daß Bayern und Pfalz vor
2
andern fürstlichen häusern eine praeeminenz wolten habenn. Die fürst-
3
lich Braunschweig Wolffenbüttelische lini, so anno 163*** abgangen

24
Mit Hg. Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg (geb. 1591, seit 1613 regierend)
25
war die ältere Wolfenbütteler Linie 1634 ausgestorben ( Schwennicke I.1 T. 26). Friedrich
26
Ulrich war als schwacher Herrscher ganz von seinen Räten abhängig gewesen ( Brauch,
27
501f.; Arnold, 87f. Nr. 114).
,
4
habe dem hause Bayern allezeit die praecedenz gestritten. Aus den vor-
5
siezen folge keine praecedenz, könne auch nicht gestehen, daß die vor-
6
siezende ordinari deputati. Bayern habe sich ratione usus bißhero dabey
7
befunden

28
Der Hg. von Bayern gehörte von Beginn an zu den Mitgliedern der ordentlichen RD,
29
während weder Pfalz-Neuburg noch eine andere Pfälzer Linie aus dem FR je dazugehört
30
hatte ( Neuhaus, Repräsentationsformen, 433).
, aber Pfalz niemals, auch nicht binnen 100 iahren. Wir evan-
8
gelischen hetten nicht ursach, viel questuirens

31
questuiren bedeutet dringlich bitten, betteln ( Sleumer, 649 s. v. quaestuo ).
zu machen, weil uns frey-
9
stehe gleichwie den catholischen, wen sie deputiren wollen. Die fürstlichen
10
häuser Bayern und Pfalz seyen hohe häuser, aber darum müß[t]e[n] nicht
11
andere fürstliche häuser despectirt werden. Bey reichsdeputationtägen
12
werde keiner vonn hause Sachßen zugezogen

32
Natürlich gehörte Kursachsen (wie die übrigen Kf.en außer dem von Böhmen) zu den
33
Reichsdeputierten; aus dem FR aber gehörte keine sächsische Linie zu den Mitgliedern der
34
ordentlichen RD.
, weil man nicht uf den vor-
13
siez sehe, sondern uf die creise. Das fürstliche hauß Braunschweig streite
14
dem hause Sachßen den vorsietz nicht, könne aber iedoch keinen vor-
15
siezenden eine sonderbare praeeminenz gestehen.

17
15–16 Dieses – hauß] Nach Bamberg A V und Österreich B III verwies der Gesandte
18
außerdem darauf, daß unter den Vorfahren der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg
19
Kaiser und Könige gewesen seien.
Dieses fürstliche hauß
16
contribuire nach Osterreich so viel als sonst kein hauß

35
Das Gesamthaus Braunschweig-Lüneburg hatte im Juni 1650 (nach dem Kft. Sachsen)
36
den zweithöchsten Römermonatsanschlag für die schwed. Armeesatisfaktion ( Oschmann,
37
612, Tabelle 19). – Die Abstammung der Hg.e von Ks.n und Kg.en (s. Textvariante Z. 17ff.)
38
bezog sich darauf, daß der Stammvater des Geschlechts, Hg. Otto I. von Braunschweig
39
und Lüneburg („Otto das Kind“, 1204–1252, 1235 Hg.), ein Neffe Ks. Ottos IV. war
40
( Schneidmüller, 2150f.; Schwennicke I.1 T. 18, 19).
.

[p. 252] [scan. 342]


1
Pfalz-Neuburg. Die praeeminenz verstehe er nicht, andere fürstliche
2
häuser deswegen geringer zu schezen, und reservire dem hause Pfalz seine
3
iura.

4
Bayern. Nehme vor danck an, daß man nicht in abrede, daß das hauß
5
Bayern sey in possessione gewesen.

6
Braunschweig-Wolfenbüttel. In 1. wie seine herren collegen, in 2.
7
similiter, weil, wie er iezo vernommen, nicht mehr res integra, sondern
8
die deputirten sich albereit gegen herrn graff Oxenstirn erclert, und halte
9
dafür, daß es bey vorigen personen, so zur deputation zu gebrauchen, wol
10
verbleiben könne. Soviel aber die reichsdeputationes betrifft, wie Braun-
11
schweig Grubenhagen.

12
Braunschweig-Calenberg. Wie vorhin in Grubenhagischem voto.

13
Baden-Durlach. Praeliminariter wiederhole er wegen der moderation
14
dasienige, so im Bambergischen voto angezogenn. In 1. wie Würzburg und
15
nachgehens Braunschweig. Zuforderst stehe zu erwarten, wohin sich die
16
königlich Schwedischen in quaestione „quomodo“ ercleren würden.

17
In 2., wann die herren Kayserlichen sich bey der conferenz wolten finden
18
laßen, habe es billich bey bißherigem modo sein bewenden.

19
Reservire in übrigen wieder Bayern und Pfaltz, was wegen der reichsde-
20
putationum sie angezogen.

21
Baden-Baden. Wie Bayern.

22
Hessen-Darmstadt. In 1. werde am besten sein, man laße es bey der
23
bißhero gebrauchten matricul und sehe, welche stende abgiengen, welches
24
wegen der lande, so an Franckreich kehmen

31
Hier ist vor allem die Abtretung der bereits seit 1552 dem Reich entfremdeten lothringi-
32
schen Städte und Diözesen Metz, Toul und Verdun von Belang (s. Repgen, Hauptprobleme,
33
431ff.): Die 1648 in Münster diktierte Reichsmatrikel (s. Anm. 13) nennt unter den Mit-
34
gliedern des Oberrheinischen Reichskreises die Bf.e von Metz, Toul und Verdun, während
35
die Reichsstädte Metz, Toul und Verdun bereits als ‚verloren‘ bezeichnet sind ( Cortreius,
36
152, 154f.).
, nunmehr desto nötiger.

25
In 2. halte er dafür, es sey bey anzahl der deputirten zu laßen, wie iüngst
26
beliebet.

27
[3.] Weil quoad locum nicht mehr res integra, were die handlung bey denen
28
herren Schwedischen per deputatos vorzunehmen. Ob man coniunctim zu
29
erscheinen, werde sich geben, wan man der herren Schwedischen erclerung
30
vernommen, die gewis werde einer deliberation bedürffen.

[p. 253] [scan. 343]


1

24
1–2 Was – acta] Bamberg A V: Ratione deputationis habe Pfaltz Lautern vor diesen bei
25
exhibition der reichsgutachten ordinarius deputatus zu sein praetendiret.
Was es mehrmaln wegen der reichsdeputationum vor disputen abgeben,
2
erweisen die acta. Es stehe dahin, welche die herren catholischen stende
3
ihrestheils wolten deputiren, ob sie die ordinarios gebrauchen wolten, wie
4
sie sie genennet hetten.

5
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. Müße wiederholen, er
6
könne sich in puncto satisfactionis militiae nicht einlaßen, bis 1. der para-
7
graphus wegen der licenten moderirt und 2. seiner fürstlichen gnaden
8
wegen der ansehnlichen stücke lande, so sie an die cron Schweden solle
9
zurücklaßen

27
Gemeint sind Stadt und Hafen Wismar mit der Festung Walfisch und dem größeren Teil der
28
Ostseeinsel Poel in der Bucht von Wismar (Mecklenburg-Schwerin) sowie das Amt Neu-
29
kloster (Mecklenburg-Güstrow), s. [Nr. 145 Anm. 35] . Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow
30
empfanden die ihnen bislang gebotene Entschädigung dafür als unzureichend (s. Nr. 145
31
Anm. 90, [Nr. 148 Anm. 45] ).
, satisfaction wiederfahren.

10
Was die proponirten fragen betreffe, conformire er sich in 1. mit Würzburg.
11
Waß auch seiner fürstlichen gnaden an landen abgehe, müßen ihren landen
12
zu versteuern nicht zugelegt werden. An welchen orth mit denen königlich
13
Schwedischen zu conferiren, darin sey nicht mehr res integra, bleibe also
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dabey.

15
In 2. halte er beßer, man laße es bey der einmahl gemachten deputation,
16
welche gleichwol ohne überbringung an der übrigen stende gesandten
17
nichts zu schließen. Bey der handlung sey das obiectum tractandi das
18
quantum nicht, aber das „quomodo“ und der articulus executionis, weil
19
man es bey dem uffsatz laße.

20
Wegen der praecedenz und reichsdeputationum hoffe er nicht, daß sich
21
streit ereignen werde. Das fürstliche hauß Mecklenburg posterire von
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königen her, auch schon vor Christi geburth

32
Die gesicherte Stammfolge der Mecklenburger Hg.e reicht bis zu Niklot, Fürst der Abo-
33
driten (gest. 1160), und damit in eine Zeit, in der das später von den Mecklenburger Hg.en
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beherrschte Territorium noch nicht christianisiert war. Niklots Nachkommen Albrecht II.
35
(gest. 1379, Begründer des Älteren Hauses Mecklenburg-Schwerin) und dessen jüngerer
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Bruder Johann I. (gest. 1392/1393, Begründer des Hauses Mecklenburg-Stargard) wurden
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1348 zu Hg.en von Mecklenburg und Reichsfürsten erhoben ( Bei der Wieden, 589ff.;
38
Lübke, 1163; Schwennicke I.3 T. 302, 303, 307).
, und wehre bey einem
23
und andern actu nicht zu praeteriren, so sich künftig uf den reichstägen

[p. 254] [scan. 344]


1
geben werden, weil die paritet von beeden religionen uf diesem convent
2
geschloßen

36
S. Anm. 34.
und ieder parthey [zustehe], die ihrige zu benennen.

3
Anhalt. Wie vorhin Sachßen Weymar.

4
Henneberg. Wie Altenburg und Wurzburg. Was den 1. punct betrifft,
5
sey es gantz nicht uf eine moderation angesehen, sondern sich allein zu
6
vergleichen, welche matricul pro norma zu halten.

7
Pfalz-Neuburg. Weil in unterschiedenen votis anführung geschehen
8
wieder seiner fürstlichen durchlaucht competirendes recht, repetire er
9
priora.

10
Salzburgisches Direktorium. (Eröfnete das per maiora ausgefallene
11
conclusum kürzlich, so er hernach mit mehrern in die relation brachte und
12
unten zu befinden.)

13
[III] Hierauff wurdt in dem gewöhnlichen saal stando die re- und cor-
14
relation angestellet.

15
Kurmainzer Reichsdirektorium. (Der Churmainzische canzler:)
16
Die herren churfürstlichen hetten die proponirten beeden fragen, und zwar
17
die 1., die matricul anreichendt, dahin resolvirt, daß man die matricul[n]
18
gegeneinanderhalte undt insonderheit [die], die in anno 1521 ufgericht.
19
Dazu dann von seiten des churfürstlichen collegii Maintz, Cölln, Sachßen
20
und vieleicht auch Brandenburg zu gebrauchen.

21
In 2. quaestione, ob die anzahl der deputirten zu vermehrenn, könten
22
sie geschehen laßen, daß es bey vorbeliebten und gebrauchten verbleibe,
23
stelten auch dahin, wen man von seiten des fürstenraths wolle beyordnen.
24
Sie ihrestheils weren entschloßen, wie vorgemelt, Churcölln zu adiungiren.
25
[3.] Wann die conferenz zwieschen den Kayserlichen und königlich Schwe-
26
dischen fortgehe, so were es zu halten wie bißhero, daß man sich von seiten
27
der stende alda anfinde, wo sie beysammen. Weil aber die conferenz so
28
baldt nicht möchte fortgehen und die königlich Schwedischen sich wolten
29
in quaestione „quomodo“ et puncto executionis ercleren, könten alßdan
30
die übrigen der stende gesandten uf dem rathhause warten. Wofern aber
31
auch die königlich Schwedischen wolten de quanto tractiren, so werde
32
nothwendig eine deliberation müßen angestellet werden, sintemal man
33
sich ein vor allemahl zu 2 millionen fl. erboten. Andernfalls werde auch
34
scheinen, ob wolten die stende weichen. Bitweise geschehe es, daß man sich
35
vor dieses mal bey denen königlich Schwedischen einstelle, und derhalben

[p. 255] [scan. 345]


1
sey ihnen dannk zu sagen, daß sie sich selbst wollen im Churmainzischen
2
quartir oder uf dem rathhause einstellen. Uff solche maße conservire man
3
des Reichs reputation undt hoheit.

4
Salzburgisches Direktorium. (Der Salzburgische abgesandte herr
5
Krebs:) Ein hochlöblicher fürstenrath habe nicht unterlaßen, die von dem
6
reichsdirectorio proponirte quaestiones in consultation zu ziehen; thete
7
sich auch anfangs gegen dasselbe vor die erstatte relation bedancken. Die
8
proponirte quaestiones nun, und zwar die 1. betreffendt, gehe denen fürst-
9
lichen und andern der stende gesandten zu gemüth, wann man unter-
10
schiedene matriculen wolle gegeneinanderhalten, werde disputat erweckt.
11
Erinnern sich auch, daß insonderheit die reichsmatricul de anno 1571

37
S. Anm. 25.
in
12
acht zu nehmen und billich auff dieienige zu sehen, so in übung gewesen.
13
Iedoch könne man geschehen laßen, wan das quantum richtig, daß alsdan,
14
wie auch billich geschehen müste, man darin eine richtigkeit zu treffen und
15
etwa einige matricul vorzunehmen, so aus dem reichspfennigmeisterambt
16
beyhanden und zu communiciren sich einige gesandschafft

38
Gemeint ist die Gesandschaft Sachsen-Weimars, -Gothas und -Eisenachs (s. bei Anm. 31).
anerbietig
17
gemacht.

18
In 2., ob die deputation an die königlich Schwedischen zu vermehren,
19
werde dafürgehalten, weil die deputirten doch all[e]s ad referendum neh-
20
men, were es dabey zu laßen; iedoch wolle man den churfürstlichem col-
21
legio nicht vorschreiben.

22
[3.] Quoad locum und wo mit denen königlich Schwedischen die confe-
23
renz anzustellen, habe man aus des reichsdirectorii relation angehört, daß
24
nicht mehr res integra und herrn graf Oxenstirn[s] excellenz albereit von
25
den deputirten die erclerung geschehen, man wolle sich bey ihro einfin-
26
den. Dem Römischen Reich werde es nicht zur verkleinerung gereichen,
27
sintemal man es doch weiter nicht bringen werde alß etwa uf eine alterna-
28
tion, daß die königlich Schwedischen einmahl bey den stenden, das andere
29
mal aber die stende bey ihnen erschienen, wie sie es, die herren Schwedi-
30
schen, mit denn Kayserlichen halten. Darbey sey vorkommen, welches das
31
obiectum tractandi. Etzliche hetten dafürgehalten, und zwar die maiora,
32
daß man vor allen dingen der herren Schwedischen resolution zu erwarten
33
und solche durch die deputirten zu vernehmen, sodann aber sich sambtli-
34
che der stende gesandten könten bey denen koniglich Schwedischen anfin-
35
den, mit der bescheidenheit, wan die herren Kayserlichen gesandten von
36
ihrer majestät befehlich erlangten, mit denen königlich Schwedischen in

[p. 256] [scan. 346]


1
beysein der stende zu progrediren, daß es uf solchen fall dabey zu laßen,
2
wie es bißhero gehalten.

3
Kurmainzer Reichsdirektorium. (Herr Reigersberger:) Quoad sub-
4
stantiam sey man einig, und sey die differenz allein, wan die deputation vor
5
sich gehe, wie es wegen der übrigen stende zu halten und ob man uf dem
6
rathhause oder bey denen koniglich Schwedischen wolle zusammenkom-
7
men. Die herren churfürstlichen ließen es dahingestellet sein, daß man der
8
königlich Schwedischen herren plenipotentiariorum antwort erwarte und
9
sich sodan darauf resolvire. Es werde sich aber nicht schücken, daß man
10
bey ihnen sich einfinde und denenselben in ihrer satisfaction nachgehe. So
11
sey auch nötig, daß ein ordentliches protocoll gehalten werde, und werde
12
nicht viel uf sich habe[n], wenngleich eine halbe stunde mehr weggehe

36
Damit ist der Zeitverlust gemeint, der durch den Weg der Deputierten vom Quartier der
37
Schweden zum Rathaus entstehen würde.
.
13
Derhalben es bey dem reichsherkommen zu laßen, daß die übrigen uf dem
14
rathhause blieben, iedoch daß man anderweit der herren Schwedischen
15
resolution über gestrigen vortrag

38
Gemeint ist die Antwort der Schweden auf das bedingte Angebot der Rst. , 2 Millionen
39
Rheinische fl. für die schwed. Militärsatisfaktion zahlen zu wollen (s. Nr. 159).
vernehme etc.

16

30
16–18 Solche – erwarten] Österreich B III: Zur Ausräumung der Diskrepanz hat der
31
[Chur]Sachßische starckh zugesprochen, daß man sich den frembden nit so sehr under-
32
werffen solte. Als aber doch etliche fürstliche nit weichen wollen, hatt man’s mit einer
33
solchen dilation gestillet, daß die erklerung, so zu erwarthen von den Schweden, den
34
modum selber weißen werde, in welchem gleichwol die churfürstlichen bey ihrer mei-
35
nung verharren.
Solche discrepanz beyseit zu raumen, erclerte man sich a parte des fürst-
17
lichen collegii, man vermeine, es sey zu frühezeitig, davon zu reden und
18
daß vor allen dingen der herren Schwedischen antwort zu erwarten.

19
Hierauff wurden der freyen reichsstädte gesandte erfordert und ihnen
20
durch das Kurmainzer Reichsdirektorium (herrn Reigersbergern)
21
angedeutet, daß die beeden höhern reichsräthe die beeden[!] quaestiones,
22
so vorhin angedeutet, in deliberation gebracht, und hielten in 1. dafür, man
23
werde sich wegen überlegung der matricul bald vergleichen können, wan
24
das quantum richtig.

25
In 2. laße es das fürstliche collegium bey ihren deputirten bewenden, aber
26
von seiten der churfürstlichen solle der herr Churcölnische noch adiungirt
27
werden.

28
[3.] Ratione loci, wo die stende sich einzustellen, halte man dafür, es sey
29
zu erwarten, was sich die herren Schwedischen uf den vortrag vernehmen

[p. 257] [scan. 347]


1
ließen, und wan die quaestio „quomodo“ und punctus executionis zugleich
2
in handlung kehmen, würden sich die stende vergleichen, wie es des orts
3
halber etwa zu halten.

4
Städteratsdirektorium Straßburg. Weil sie vernommen, wohin die
5
gedancken der beeden höhern collegiorum geschlagen, hetten sie sich auch
6
untereinander beredet undt in 1. dafürgehalten, es seyen zu des wercks
7
beschleunigung die matriculn zu durchsehen und solches der sachen nicht
8
undinlich.

9
In 2. hielten sie dafür, weil vorschläge in d〈em〉 werck geschehen, daß sie
10
nebens ihrem directorio noch zw〈o〉 personen adhibiren wolten

14
Im Protokoll des SRO genauer: neben dem Direktorium (Straßburg) jeweils noch ein Ges.
15
von der Rheinischen und von der Schwäbischen Bank ( APW III A 6, 690 Z. 7f.), nämlich
16
die Ges. von Lübeck (Gloxin) und Regensburg (Wolff von Todtenwart), vgl. Meiern V,
841 .
.

11
[3.] Daß der herren Schwedischen resolution zu erwar〈ten〉 und sich als-
12
dann de loco zu vergleichen, könten sie auch bis [darhin] darhingestellet
13
sein laßen.

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