Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
288. Königin Christina an Erskein Stockholm 1648 Juni 17/27
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Stockholm 1648 Juni 17/27
Kopie: RR ( lat. / tysk ) fol. 192–194’.
Auftrag, die Satisfaktion der schwedischen Armee gemeinsam mit den Gesandten in Osnabrück
unter Berücksichtigung der gerechten Forderungen der Soldateska wie auch der Lage der zahlen-
den Reichsstände abzuhandeln.
Wir haben aus Ewrem vom 16. Maii aus Nürnberg an unsere commissarios zu
Oßnabrügge abgangenem schreiben gantz gerne vernommen, waßgestalt Ihr
auff der reise dahin begriffen und mit unser generalitet und gesampter solda-
tesque antwordt als mit instruction versehen, dem puncto satisfactionis mili-
tiae beyzuwohnen und denselben zu desto beßerer und endtlicher richtigkeit
bringen zu helffen. Gleichwie wir nun verhoffen wollen, Ihr werdet daselbst
für ankunfft dieses wohl angelanget sein, also zweiffeln wir nicht, Ihr werdet
Euch euserstes fleißes angelegen sein laßen, diesen importanten punct derge-
stalt zu negotiiren und zu befürdern, wie es der sachen nothdurfft und wich-
tigkeit an sich selbsten erfordert und wir daß gute vertrawen zu Ewren be-
kanten fleiß und dexteritet in gnaden gerichtet haben, demnach wir nun die
gute undt tapfere dienste, so unßere soldatesque unß und den allgemeinen
evangelischen wesen undt ständen in Teutschlandt nun so vil jahr hero mit
dero sonderbahrer nachruhm so gar standthafftig und unabsetzlich erwiesen,
billig hoch aestimiren, so haben wir unß auch iederzeit zum höchsten angele-
gen sein laßen, für deroselben contentement und satisfaction bey denen ietzi-
gen friedenstractaten gute sorge zu tragen und dieselbe durch unsere commis-
sarios auffs fleißigste zu urgiren und zu befürdern. Wir vernehmen auch, daß
die stände dazu zwar nicht ungeneigt, wegen des quanti aber die meisten dif-
ficulteten erwegen und sich mit der notorischen landtsruin und unvermögen-
heit beruffen thun. Nun haben wir zwar gemelten ständen bey dieser post
beweglich zugeschrieben und ihnen die nothwendigkeit dieses puncts und,
wie ohne billigmeßige erorterung deßelben kein beständiger friede zu hoffen,
behorlich repraesentiret, allein weill man auch anderntheils eine reflexion
auff diese der stände eingewandtes unvermögen und andere dabey fürfallende
respecte billig tragen muß, und solchem nach dahin zu trachten, wie unter
dießer unser getrewen und wohlmeritirten soldatesque postulatis und der
stände anerbiethen ein solches temperament zu treffen werden möge, daß
beydes, der militie meriten undt billichmeßige recompens und der stände ver-
mögen bey ietzigen ihren zustande in gute acht genommen und dergestalt
proportioniret werden, damit durch gar zu harte anstrengung der stände und
beharrung auff den extremiteten zu einer ruptur dieser so kostbahren und
langgewehreten tractaten einiger ursach oder anlaß nicht gegeben werden
möge. So zweiffeln wir zwar nicht, es werde die soldatesque ingesampt, so-
wohl ein ieder cavallier in particulier ein solches bey sich von selbst und wohl
consideriren und auß liebe kegen ihren vaterlandt in ihre mittstände und pa-
trioten bey diesen ihren ietzigem bedrücktem zustandt auffs allerhöchste
nicht dringen, sondern mit dem, waß practicabel und einer in der stände
kräfften ist, amore pacis et patriae gerne […]. Will aber ein solches alles bey
denen ietzigen tractaten wohl und weißlich negotiiret sein will, damit beydes,
die soldatesque und stände, soviel müglich bey guter humeur erhalten werden
möge, so haben wir nicht unterlaßen können, Euch diese sache hiemit noch-
mahlig zum höchsten und besten zu recommendiren, mit gnädigstem willen
und befehl, daß Ihr dieses alles mit unsern commissarien wohl überleget und
beyderseits mit aller dexteritet und fleiß dahin trachtet, daß obiger scopus
erhalten und beydes, unter der militiae postulatis und der stände unvermö-
genheit , eine solche proportion und temperament getroffen werden möge,
damit dan auff diesen punct nunmehr mehrentheilß beruhender und herfür-
blickender friede umb so viel mehr befürdert undt zu seiner völligen perfec-
tion gebracht werden möge, zumahlen wir vernehmen, daß die stände albe-
reit zu einer ziemblich summa sich erbothen haben sollen, auch vielleicht sich
noch wohl etwas höher angreiffen möchten. Welches wir also unsern com-
missarien gleichmeßig zugeschrieben, und nicht zweiffellen, sie mit und
nebst Euch hierinnen allen eusersten fleiß anwenden werden.