Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
89. Trauttmansdorff an Lamberg Münster 1646 Mai 11
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Münster 1646 Mai 11
Ausfertigung: Giessen 200 fol. 70–70’ = Druckvorlage – Druck : Gärtner IX nr. 116,
698ff.
Französische Gesandte: Beharren auf Breisach; Drohung, bei Nichteinlenken der Kaiserlichen auf
höhere Forderungen der Schweden und Protestanten einzuwirken. Gegenmaßnahmen. Beratun-
gen der katholischen Stände. Halberstadt. Herrschaft Fleckenstein.
Alß ahm vergangenen mitwoch, den 9. dies, die Französische gesandten bey
mir gewesen und so starck uff zurucklassung Breysach beharret, ich aber zu-
folg ihrer Kayserlichen mayestät allergnedigsten bevelchs mich darzu nicht
verstehen wollen, ist der cont’ Avaux mit folgenden formalibus heraußgefah-
ren : Noi, non siamo capaci d’attendere raggioni, und bald darauf der Servient,
wie ich ihm gesagt, daß die cron Schweden und protestirende im Reich auch
ihresorths nicht gern sehen wurden, daß diese vestung in der cron Franck-
reich handen verbleiben solte: Noi, non vogliamo consiglio né d’amici né
d’inimici, mit diesem anhang, ietzt wolten sie erst die Schweden und protesti-
rende erhöhen machen ihre praetensiones, so ich meinem herrn graven zu
dem end nicht verhalten wollen, damit er beederseits, sowohl bey den Schwe-
dischen gesandten alß den protestirenden, vorbawen möge, weyln die Fran-
zosen hierinnen ihren privateigenen gewinn, nicht aber der Schweden und
protestirenden nuzen suchen, daß dieselbe sich von gedachten Franzosen mit
allerhandt scheinbahren argumentis nicht verlaithen noch aufhezen lassen
wollen, dan einmal gewiss, das hierunder von der cron Frankreich nichs an-
ders gesucht wird, alß unß zu pressiren und vermittelst dieser vestung die
thur offen zu haben und zu behalten, das Reich und dessen getrewe ständ,
wan sie nur wollen, zu bekriegen und zu uberziehen.
Morgen werden die catholische ständ alhier zusammenkommen und in
puncto gravaminum et religionis sich dergestalt erkleren, daß die protesti-
rende zuversichtiglich wol zufrieden sein werden. Sonst hat mein herr graf
auß hiebeygefügtem memorial zu ersehen, waß ihre hochfurstliche durch-
laucht erzherzog Leopold Wilhelm zue Österreich abgesandter, der von Gief-
fen
Johann von Giffen (gest. 1656), auf dem WFK 1646 Januar-1649 Ges. des Deutschen und des
Johanniterordens, der Hst.e Straßburg, Passau und Halberstadt, der F.abteien Hersfeld, Mur-
bach und Luders sowie der Abtei Andlau. Wahrscheinlich als Kind zum kath. Glauben konver-
tiert , 1649–1650 Ges. auf dem Nürnberger Exekutionstag ( Walther , 12f.; Repertorium ,
120; APW III D 1, 356; Wolff , 209ff.; Sitzmann I, 602).
ich meinem herrn graven zu dem end einschliesen und benebens ersuchen
w[ill], bey der Pfaltzischen sach nicht weniger in acht zu nehmen, damit von
der Pfalzischen restitution die denen Churmäinzischen großhoffmeistern und
canzlern, dem freyherrn Schenckherrn und herrn Reigerspergern, von ihrer
Kayserlichen mayestät geschenckte Fleckensteinische lehen
Fleckenstein, Hft. im Unterelsaß ( Zedler IX, 1192). Zu der hier angesprochenen Belehnung
von Raigersperger und Schenkherr (vgl. [ nr. 2 Anm. 2 ] und [ nr. 4 Anm. 19 ] ) konnten keine An-
gaben ermittelt werden.
und sie bey ihrer belehnung ruhig gelassen werden mögen.