Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 II 14

24
1648 II 14
Freitag

40
24 Freytag] am Rande: Communicatio cum catholicis de iis, quae cum protestantibus acta.
Freytag, 14. huius, kommen die Churmaintzischen und
25
Churbayerischen zu unß, anzeigend, daß sie heüt in pleno catholicorum bei-
26
samen gewesen und miteinander deliberirn wollen, waß man denn protestie-
27
renden vor eine antwortt ze geben. Weil dise aber sich auff unß bezogen, als
28
begehrten sie zu vernemmen, waß wir dennselben für vertröstung geben
29
und worauff etwan mehrere temperamenta ze setzen. Respondimus, daß der-
30
dergleichen von unß nit beschehen. Wir hetten unß allein wegen unter-
31
brochner conferentz entschuldigt, daß unß nichts zugemessen werden
32
könde, weil wir darvon nichts gewußt, auch unsere ultimata mit vorwissen
33
und rath der catholischen hinaußgeben, sodann uff der protestierenden
34
replicirn angedeüttet, daß alle biß daher beharrete zweyung auß deme ent-
35
standen , daß ieder theil auff den extremis bestanden, da doch, wann man ein-
36
und anderseits sich der billicheit bequemen wollen, vorlengst der sachen

[p. 991] [scan. 219]


1
hette geholffen werden könden. Daß wir unß aber zu eingen weitern tem-
2
peramentis anerbiettig gemacht, da beschehe unß unrecht. Wir weren simpli-
3
citer auff deme bestanden, daß die protestierenden ihre specificirte antwortt
4
auff daß außgehendigte instrumentum edirn solten, damit wir sehen möch-
5
ten , woran es haffte und wie alsdann der sachen weiter ze thuen. Waß sonst
6
die conferentzen anlangte, begehrten wir selbige nit ze hindern, wann die
7
allein in seinen gebürenden terminis bleib und mit unß vortrawlich com-
8
municirt werde. Köndten die catholische sich mit denn andern vergleichen,
9
so wurden es Ihr Kayserliche Maiestät sehr gerne sehen, wie auch inen aller-
10
seits grossen dankh drumb sagen. Solt es aber fehlen, so werde auch unß des-
11
sentwegen kein schuldt noch veranttworttung zuzemessen sein.

12
Die temperamenta betreffend, befinden wir in puncto grauaminum haupt-
13
sächlich 4 sachen, darob sich die protestierenden am mehisten beschwehrten:
14
1. der statt Augspurg statu politico, 2. ob remission der pfandtschafften auff
15
den nechstkommenden reichstag, 3. cassation der autonomiae subditorum
16
und 4. paritet deß Kayserlichen cammergerichts assessorn. Bei dem ersten sei
17
praesentissimum periculum religionis catholicae, und hetten wir expressam
18
prohibitiuam. Es wer auch dem hauß Bayern selbst dran gelegen, daß man
19
bei diser resolution bleibe. Bei dem andern schein es fast, daß es allein umb
20
die zwo pfandtschafften der stätten Weissenburg und Lindaw ze thuen, wie-
21
wol sich Churmaintz wider dise decision auch starkh opponirt. Wann nun
22
der bischoff von Aichstett sein pfandtschafft gegen der statt Weissenburg
23
quittir, so hab Österreich auch kein grosse ursach wegen der Lindawischen
24
pfandtschafft sich ze sperren, weil mans zuvor schon quittirt. Wegen der
25
autonomia hab man sich wol fürzesehen, wir befinden auß Ihr Maiestät in-
26
struction , daß sie selbst in sorgen stüenden, man werde die außlassung deß §
27
’Hoc tamen non obstante‘ et § ’Pacta autem‘ nit mantenirn könden. Der § ’Illi
28
denique‘ bekendten die Schweden, daß der außzelassen bewilligt worden.
29
Man müeßt also sehen, wie hierunder ein mittel ze treffen. Beim § 20 de iusti-
30
tia haben wir der Churbrandenburgischen meinung angezeigt. Daß aber auff
31
alle dise concessiones der fride erfolgen werde, köndten wir einmal nit glau-
32
ben noch unß bereden lassen, daß darauff die Schweden ihre armada contra-
33
mandirn werden. Derentwegen unser rath wer, daß die catholischen sich
34
ante omnia wol verwahren sollen, daß namblich alles, waß verwilligt, unver-
35
bündtlich sein solle, wann nit ohne mittel der fridenschluss darauff erfolge
36
und die Schwedische armada alsogleich zurukhgefordert und alle hostiliteten
37
eingestellt oder, da die Schweden und ihre alliirte nit wolten, alsdann die
38
protestierenden mit gesambter macht sie darzu anhalten helffen wurden. Die
39
herrn deputati seind mit diser unserer erclärung wol content gewesen,
40
haben aber dabei angezeigt, daß theils catholische nit zefriden, daß wir
41
die reservirte stiffter und clöster quittirt. Responsum, es wer unserer inen
42
communicirten instruction gemäß. Sie wolten allhier ein par steinhauffen
43
mantenirn und hergegen in puncto autonomiae vil 1 000 seelen in die schantz
44
schlagen.

Dokumente