Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
53. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1643 September 25
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Münster 1643 September 25
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. c fol. 106–106’, 109 praes. 1643 Oktober 6 = Druck-
vorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 I nr. 21 fol. 194–195.
Ersetzung Chavignis durch Servien. Schreiben an die Kurfürsten von Mainz, Köln und Brandenburg.
Dänischer Sekretär in Münster.
St. Romain hat auf unser anfragen anzeigen lassen, daß die Franzößische
gesandten bereits weegfertig gewesen, aber widerumb contramandiert,
zumalen mit dem Chavigni der ursachen, weiln er durch mitel deß cardi-
nals Mazzarini widerumb seine vorige, under dem cardinal Richelieu
gehabte ställ deß reichssecretariats erlangt und bey einem von ime der
königin vor seiner vorgehabten abreiß gehaltenem bancquet sich ein ver-
rätherey wider den Mazzarini, ine hinzurichten, endtäckht
Vgl. [ S. 61 Anm. 3 ] und [ S. 118 Anm. 3 ] .
sen vorgeben nach, deren die Spanier ursacher sein oder wenigist davon
wissenschafft haben sollen, verenderung vorgenommen und an seine statt
ein anderer, namens monsieur Servien
sollen, zue disen Münsterischen tractaten deputiert worden, sondern es
wollen auch die anderwerts mir, dem grafen von Nassaw, eingelangte und
hienebens beygeschlossene zeitungen sub num. 1, 2, 3 gleichergestalt solche
enderung, und das man fast am Franzoßischen hof wenig ernst zue disen
universalfridenstractaten erscheinen lasse, auch vil mehr mit andern resolu-
tionibus umbgehen, sonderlich die Richelieusche faction sich widerumb
neüerdingen verstärkhen thuen, mit sich bringen.
Und dieweil wir dann aus Eur Keyserlichen Mayestät zue Oßnabrugg resi-
dierenden commissarien uns communicierten relationibus abnemmen
müessen, das die Schwedische gesandten vor annächerung aller interessierter
potentaten, sonderlich auch der churfürstlichen deputierten, sich daselbst
einzustellen, difficulteten machen; wir auch wol erachten khönnen, das die
Franzosen gleichmessige außflüchten und prolongationes zu ßuechen unver-
gessen bleiben werden, also, und wiewol wir nit zweiflen, Eur Keyserliche
Mayestät bereits ohne das, die deputierte herren churfürsten umb befürder-
liche abordnung der ihrigen beweglich zu ermahnen, nit werden underlassen
haben, so hat uns doch nit weniger, als von ermelten commissariis zue
Oßnabrugg beschechen , vor guet angesechen, ahn die herrn churfürsten
Mainz, Cölln und Brandenburg zu schreiben und anstat Eurer Keyser-
lichen Mayestät sie zu erßuechen, das sie, zue abschneidung dergleichen
von den widrigen cronen ergreiffender einwendungen, die abordnung der
irigen desto mehrers zu beförderen sich wolten angelegen sein lassen.
Und nachdem auch in der Oßnabruggischen relation eines Dennemarckhi-
schen secretarii, so vor selbiger gesandtschafft hieher abgeordnet worden
sein solle, meldung beschicht, haben wir hienebens anzudeuten nit undter-
lassen sollen, das uns zwar negstvergangnen sontag auch vorkhommen, es
hete sich in der predig bey den capucineren ein Dennemarkhischer diener
befunden, der hat sich aber bey uns im wenigisten nit anmelden lassen; wir
haben auch seiner gehabten verrichtung halber biß dato nichts in erfahrung
bringen mögen, ausserhalb, das er außgeben, alhier khommen zu sein, allein
die statt zu besichtigen.
[ Eigenhändiger Zusatz Nassaus: ] Der hiesige Frantzosische resident St. Romain
ist gleichwohl der meinung, daß der comte d’Avoux et vorgedachter Servien
vor 8 tagen sollen zu Paris aufgebrochen sein, anhero zu kommen, obs erfol-
get , wirdt man bey nechster post vernemmen. Waß der abbe de la Scala an
mich berichtet wegen durch die Frantzosen verbranter archivi zu Verdun,
thue numero 5 allerunderthenigst in originali hierbeylegen.
[1–4] fehlen
1–3 wahrscheinlich die bei Gärtner I nr. 339 S. 719–720 als Beilage zur Relation vom 25.
September bezeichneten Nachrichten aus Paris. Kopie: Giessen 203 fol. 475’–476’ (datiert
1643 September 12). Beilage 4 müßte das Schreiben an die Kurfürsten gewesen sein. Konzept:
RK , FrA Fasz. 92 I nr. 22a fol. 196–196’. Vgl. [ S. 70 Anm. 1. ]