Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
49. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1643 September 17
Münster 1643 September 17
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. c fol. 101–101’, 104–105, praes. 1643 September 30
= Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 I nr. 17 fol. 76–77 – Kopie: Giessen 203 fol.
459’–462 – Druck: Gärtner I nr. 325 S. 690–694.
Schreiben der Lgfin. Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel. Abreise der französischen Gesandten
aus Paris. Unterredung Nassaus mit St. Romain: Anreise der übrigen Gesandten, Vorgehen bei
Ausbleiben der Vermittler und Ablehnung von Sonderverhandlungen. Rosenhane. Zu erwartender
Präzedenzstreit zwischen Contarini und den kurfürstlichen Gesandten.
Hinweis auf Beilage [1]. Über die Ankunft der Gesandtschaften nichts Neues,
ausserhalb, das uns der Franzößische resident St. Romain heüt dato anzeigen
lassen, er hete schreiben aus Cölln vom 15. diß empfangen, das monsieur
Chavigni von Pariß den 9. huius abgereist wer und ime der conte d’Avaux
inner 4 tagen nachfolgen solte.
Sonsten soll Eur Keyserlichen Mayestät auch ich, der graf von Nassau,
gehorsamst nit verhalten, das sich nun zum zweyten mahl die gelegenheit
geben, das ich mit ime, Franzößisch residenten, zu reden khommen, einß-
mals bey den patribus societatis Jesu undter wehrender predig, und das
andermahl uf dem plaz vorm thumb, als er mir deß conte d’Avoux handt-
pferdt vorfüehren lassen, da er von mir zu vernemmen begert, waß ich von
ankhonfft der Päbstlichen, Spanischen und Venetianischen gesandtschafft
hette; und als ich ime geandtwortet, das der herr cardinal Rosetti zue Cölln
berichtet, waßgestalten er stündtlich von der Päpstlichen heyligkeit bevelchs
erwartten thet, sich alher zu begeben, die Venetianisch pottschafft aber
bereits uffm weeg begriffen wer; ich möchte aber an meinem orth gern ver-
nemmen , wie baldt die Franzößische gesandten anlangen solten, dann ahn
den Spannischen werde es nit ermanglen, sondern die wurden sich, wie ich
inen dessen wol versichern khöndte, zu rechter zeit einstellen, und weiln man
allerseits mit gueter affection zue beförderung deß fridens zuesamenkhom-
men thue, so wolte ich verhoffen, wan schon die Päpstlichen und Venetia-
nischen noch was lengers zuruggbleiben solten, man wurde doch nichts-
destoweniger mit denn tractaten fürgehen mögen. Darauf er mit vorgangner
contestation der cron Franckhreich zu erhebung eines universalfridens
tragender begürde angezeigt, das auch seines vermeinens zwischen inen und
den Spanischen durch mitel unser, der Keyserlichen gesandten, wol würde
zu handlen sein, dann ausserhalb dessen, weiln zwischen beeden nationen
allerhandt competentzen sich endthalten, mit angedeüten Spanischen selbst
zu handlen sich nit wol würde thuen lassen; was aber Eur Keyserliche
Mayestät und dessen Römisches reich anlangte, da wüssten sie sich der
raison zu undtergeben, allein wolte verlauten, als ob man an seiten der
anderen partey noch ieweils mit particulartractaten umbgehen und dardurch
ire confoederierte von inen abzuziehen understehen thett, welches aber dem
universalfridenswerckh wenig vorstendig und nur zue mehrern weiterungen
anlaaß geben möchte; wolte verhoffen, es werde nunmehr der rechte ernst
obhanden sein und dahin haubtsächlich gesehen werden, das hindangesezt
dergleichen absönderlichen tractaten ein ufrechter, allgemeiner friden
geschlossen werden möge. Worüber ich ime replicando angefüegt, das
dißorts an seiten Eur Keyserlichen Mayestät einiger mangel nit erschienen
werde.
Von der cron Schweden hat sich diser tagen ein officier alhie befunden, vor
derselben residenten N. Rosenhaan ein loßament zu bestellen, mit vor-
geben , sobald es darmit sein richtigkheit, das dieser resident sich auch alhie
einstellen werde.
So vernemmen wir auch, das der Venetianisch ambasciator, signor Contarini,
den 4. diß zue Insprugg durchpassiert und also vermuetlich in wenig zeit
alhie sich einfinden werde. Dabey uns nun zu gemüeth gangen, das sich
volleicht zwischen demselben und den churfürstlichen ein praecedentzstreitt
erheben, daher auch uns gegen demselben etwas difficultet zuewahsen
möchte, indeme, wann wir den Venetianischen pottschäffter visitieren sollen,
solches folgendts die churfürstlichen gesandten an uns auch zu ßuechen
undterstehen werden, allermassen wir sovil berichtet sein, das die zue
Franckhfurth ahnweesende churfürstliche gesandten dergleichen auch an
Eur Keyserlichen Mayestät commissarios daselbst gemuettet haben sollen.
Weiln wir aber nit wissen mögen, ob solches im reich also herkhommen
oder sich sonst ohne verlezung der Keyserlichen hocheit werde thuen
lassen, bitten wir um Weisung.
Eigenhändiger Hinweis Nassaus auf Beilage A aus Paris und B aus den Haag.
[1] Lg fin. Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel an Nassau und Krane, Kassel 1643 August 31/
September 10. Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. c fol. 102 – Druck: Gärtner
I nr. 303 S. 646–647. [ Kopie: Giessen 203 fol. 453’–454 ].