Acta Pacis Westphlicae II B 1 : Die französischen Korrespondenzen, Band 1: 1644 / Ursula Irsigler unter Benutzung der Vorarbeiten von Kriemhild Goronzy
77. d’Avaux an Königin Anne Münster 1644 April 29
Münster 1644 April 29
Ausfertigung: AE , CP All. 32 fol. 175–181 = Beilage zu nr. 82. Kopien: AE , CP All. 37
fol. 85–91 = Beilage zu nr. 76; AE , CP All. 26 fol. 515–521’.
Ich übersende den Text meiner Rede von Den Haag, woraus Sie ersehen können, daß
die scharfe Reaktion der Generalstaaten nicht gerechtfertigt ist, zumal nach den
dortigen Gesetzen den Katholiken freie Religionsausübung zusteht. Sie vergessen, was
sie uns verdanken, wenn sie ihre Forderung nach gleichem Rang als selbstverständlich
und unsere Bitte für die Katholiken als anmaßend bezeichnen. Beiliegend der Text
der Rede Jeannins, die er seinerzeit aus gleichem Anlaß hielt
Beilage nicht ermittelt. Pierre Jeannin, 1540–1622, hatte 1609 nach Abschluß eines Allianz-
vertrages mit den Vereinigten Niederlanden und Vermittlung eines spanisch-niederländischen
Waffenstillstands ebenfalls um bessere Behandlung der Katholiken gebeten, ohne daß Protest erhoben
worden wäre. Aber zu diesem Zeitpunkt waren die Generalstaaten Frankreich stark verpflichtet;
denn in diesen Verträgen wurden sie zum ersten Mal als selbständige politische Einheit anerkannt.
Zur Person Jeannins vgl. NBG XXVI Sp. 597–605.
liken des Landes und von Offizieren der französischen Regimenter um Eingreifen
gebeten worden. Wie ich erfahre, hatte meine Bitte auch Erfolg, wenn dies auch offiziell
nicht bestätigt wird. Servien hatte, wie La Thuillerie bezeugen kann, meiner Absicht
formell zugestimmt . Nachdem er nr. 74 mit unterzeichnet hat, kann er dies auch
kaum noch leugnen. Erst auf seine Distanzierung hin konnten die Generalstaaten in
dieser Weise reagieren. Ich bitte Sie, mich offiziell zu unterstützen, damit die Frucht
meiner Bemühungen nicht verlorengeht; ernsthafte politische Konsequenzen sind nicht zu
befürchten. In allen Verhandlungen, die ich mit protestantischen Fürsten geführt habe,
hat es Frankreich noch nie geschadet, daß ich mich für die katholische Religion ein-
setzte, und zwar oft in schärferem Ton als in Den Haag; der König hat mein Vor-
gehen stets gebilligt.