Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 I 23
1647 I 23
Mittwoch Mitwochs, 23. Januarii, nachmittag umb 3 uhr hab ich,
Volmar ex commissione Ihrer Excellentz, herrn obristhofmeisters, den conte
d’Avaux besuecht und von ime zu vernemmen begehrt, worauff es mit denn
Schweden wegen Pommern beruhen thet, dann wir hetten nun ettlich tag zu-
gesehen und verspürten, daß sie zu keinem schluss fürschreitten wolten. Ille,
er hette hiezwischen sowol vor sich selbst als auch mit zuthuen der Staadi-
schen deputirten stark in die Schweden gesetzt, aber biß uff dise stundt kein
satte resolution von inen heraußbringen könden, ob sie mit deß churfürsten
von Brandenburg consens uff Vorpommern cum annexis zefriden oder dessen
ungeacht gantz Pommern inbehalten wolten. Wie er dann gestern, als beede,
der Oxenstirn und Salvius, bei ime gewesen, alles fleiß mit inen gehandlet,
aber nichts außrichten könden. Heut were disen nachmittag der Salvius bei
ime allein gewesen und hett kein andere resolution von sich geben, als daß
sie gantz Pommern behalten, iedoch darüber auch deß churfürsten von
Brandenburg consens haben wolten, in meinung, daß deme dagegen desto
sterkhere widergeltung erstattet werden müeßte. Und es möchten inen fast
hiezu die Staaden selbst anlaaß gegeben oder wenigst verursacht haben, daß
sie in diser intention desto mehrers versterkht worden, indem der Riperda
bei der letsten conferentz gegen den Schweden die frag gesetzt, casu quo
Churbrandenburg uff gantz Pommern renuncirte, waß deme dann vor ein
aequivalente zu erstatten sein wurde. Die Schweden hetten Magdenburg,
Halberstatt, Minden, Schaumburg und die stifft Münster vorgeschlagen,
die Staaden aber hetten solches sonderlich wegen Münster außgelacht und
darfürgehalten, daß diß ein gantz unpracticirliche sach sein wurde. Ich
fragte hierauff, wie lang man dann zuwartten müeßte und waß die cron
Frankreich thuen wurde, wan man mit denn Schweden ie zu keiner resolu-
tion gelangen köndt. Aber er antworttet hierauff nit directe, sondern sagt,
er verhoffte, sie wurden sich entlich accommodirn. Ego, wir wurden einmal
wissen wollen, waß sie thuen wolten, und halt darfür, daß wir sie deß-
wegen villeicht morgen ansprechen möchten und dabei rundt anzeigen: Erst-
lich , wann sie mit deß churfürsten consens uff Vorpommern cum annexis nit
zefriden sein, sondern gantz Pommern behalten wollen, daß wir es zwar
müeßten geschehen lassen, es geschehe aber dem churfürsten uff solchen
fahl unrecht, und wurden sich alle reichständt darwider beschweren. Zum
andern, es renuncire gleich derselb uff gantz Pommern oder nit, so soll man
doch ein vor alle mahl wissen, daß man ime ein mehrer aequivalente nit
erstatten werde, als beraits bewilligt worden, und diß wurden wir auch denn
Churbrandenburgischen räthen anzeigen.
Er, d’Avaux, hielt dise resolution vor guett und sagte, daß er morgen selbst
widerumb zu denn Schweden gehen und inen noch weiters zusprechen
wolte. Waß er auch außricht, daß wolt er herrn obristhofmeister wissen
lassen, damit wir unser intimation bei denn Schweden dest besser darnach
einfüeren köndten. Sie hielten sonst die dem herrn churfürsten anerbottne
recompens gegen Vorpommern mehr dann gnugsamb und geben zu
verstehen, daß er uff Minden nichts praetendirn solt. Waß aber Oßna-
brukh anlangt, da verspüre er, daß sie gar starkh uff ein recompens
vor den Gustaf Gustaui
tringen theten, und er vermein, man werde
sich hierunder in etwas angreiffen müessen. Ego, waß Minden anlangt,
da brauchten die Churbrandenburgischen diß argument, sie wüßten wol,
daß man denn protestierenden onedaß dises stifft würde überlassen mües-
sen , also wer ebenso guett, daß mans dem churfürsten von Brandenburg
cedirn thet. Daher leicht zu erachten, wohien die Schweden zihlen the-
ten . Einmal sei ihre meinung nit, dergleichen stiffter, so sie in ihre gwalt
bekommen, denn catholischen ze restituirn. D’Avaux meldet auch, daß er
wegen deß ambts Wilzhausen sich mit dem Salvio erzankht und rundt zu
verstehen gegeben, daß die cron Frankreich darein nit willigen köndt; sei
es rechtshengig, so sollen sie deß außschlags erwartten. Letstlich erinnert
er, daß man doch mit denn Spanischen dahien handlen wolle, daß sie one
weitern auffhalt den Don Duarte in deß Kaysers hand lifern thuend.
Auff die nacht umb 7 uhr schikht er seinen secretarien zu mir und laßt mir
anzeigen, daß der Schwedische secretarius Milonius bei ime gewesen und
von ime zu wissen begehrt, ob die Churbrandenburgischen sich noch nit
erclärt, in überlassung gantz Pommern einzewilligen. Darauff er geantt-
worttet , daß er zwar bei dennselben allen fleiß angewendet, sie darzu ze per-
suadirn , die hetten sich aber categorice erclärt, daß sie es nit thuen köndten
noch wolten; so hetten auch wir, Kayserische, unß gleichergestalt ver-
nemmen lassen, es consentir der churfürst uff gantz Pommern oder con-
sentir nit, so wurde man ime doch ein mehrer recompensa nit accordirn, als
beraits anerbotten worden; daher werden sich die Schweden vergeblich
auff halten und seines erachtens am besten thuen, wann sie bei der alternatiua
verbleiben und dem churfürsten weiter nichts zumuetten würden. Der
Milonius hette sich hierüber waß bestürtzt erzeigt und zur antwortt geben,
wann dann es ie dabei bleiben solt, so werde die Oder nit allein der terminus
sein, sondern gantz der cron Schweden zugesprochen werden müessen. Er,
Milonius, sei also tanquam bene persuasus vor ime abgescheiden.
Auß diser anzeig ist zu merkhen, daß der conte d’Avaux bißher mehr beschäff-
tigt gwesen, wie er die Churbrandenburgischen ad renunciandum toti Pome-
raniae mit vertröstung ein und andern fürstenthumbs in Schlesien persua-
dirn möchte, als die Schweden bei ihrer außgelassner alternatiua ze halten.
23. huius ad Caesarem antwort uff Ihr Maiestät resolutiones vom ultimo
Decembris, Brandenburgische expectantz uff Magdenburg, Lindawische be-
satzung , Ehrenbraitstain, Trier, approbation per deputatos ordinum, Savoyi-
sche investitur betreffendt [ 1607 ].
Volmar ex commissione Ihrer Excellentz, herrn obristhofmeisters, den conte
d’Avaux besuecht und von ime zu vernemmen begehrt, worauff es mit denn
Schweden wegen Pommern beruhen thet, dann wir hetten nun ettlich tag zu-
gesehen und verspürten, daß sie zu keinem schluss fürschreitten wolten. Ille,
er hette hiezwischen sowol vor sich selbst als auch mit zuthuen der Staadi-
schen deputirten stark in die Schweden gesetzt, aber biß uff dise stundt kein
satte resolution von inen heraußbringen könden, ob sie mit deß churfürsten
von Brandenburg consens uff Vorpommern cum annexis zefriden oder dessen
ungeacht gantz Pommern inbehalten wolten. Wie er dann gestern, als beede,
der Oxenstirn und Salvius, bei ime gewesen, alles fleiß mit inen gehandlet,
aber nichts außrichten könden. Heut were disen nachmittag der Salvius bei
ime allein gewesen und hett kein andere resolution von sich geben, als daß
sie gantz Pommern behalten, iedoch darüber auch deß churfürsten von
Brandenburg consens haben wolten, in meinung, daß deme dagegen desto
sterkhere widergeltung erstattet werden müeßte. Und es möchten inen fast
hiezu die Staaden selbst anlaaß gegeben oder wenigst verursacht haben, daß
sie in diser intention desto mehrers versterkht worden, indem der Riperda
bei der letsten conferentz gegen den Schweden die frag gesetzt, casu quo
Churbrandenburg uff gantz Pommern renuncirte, waß deme dann vor ein
aequivalente zu erstatten sein wurde. Die Schweden hetten Magdenburg,
Halberstatt, Minden, Schaumburg und die stifft Münster vorgeschlagen,
die Staaden aber hetten solches sonderlich wegen Münster außgelacht und
darfürgehalten, daß diß ein gantz unpracticirliche sach sein wurde. Ich
fragte hierauff, wie lang man dann zuwartten müeßte und waß die cron
Frankreich thuen wurde, wan man mit denn Schweden ie zu keiner resolu-
tion gelangen köndt. Aber er antworttet hierauff nit directe, sondern sagt,
er verhoffte, sie wurden sich entlich accommodirn. Ego, wir wurden einmal
wissen wollen, waß sie thuen wolten, und halt darfür, daß wir sie deß-
wegen villeicht morgen ansprechen möchten und dabei rundt anzeigen: Erst-
lich , wann sie mit deß churfürsten consens uff Vorpommern cum annexis nit
zefriden sein, sondern gantz Pommern behalten wollen, daß wir es zwar
müeßten geschehen lassen, es geschehe aber dem churfürsten uff solchen
fahl unrecht, und wurden sich alle reichständt darwider beschweren. Zum
andern, es renuncire gleich derselb uff gantz Pommern oder nit, so soll man
doch ein vor alle mahl wissen, daß man ime ein mehrer aequivalente nit
erstatten werde, als beraits bewilligt worden, und diß wurden wir auch denn
Churbrandenburgischen räthen anzeigen.
Er, d’Avaux, hielt dise resolution vor guett und sagte, daß er morgen selbst
widerumb zu denn Schweden gehen und inen noch weiters zusprechen
wolte. Waß er auch außricht, daß wolt er herrn obristhofmeister wissen
lassen, damit wir unser intimation bei denn Schweden dest besser darnach
einfüeren köndten. Sie hielten sonst die dem herrn churfürsten anerbottne
recompens gegen Vorpommern mehr dann gnugsamb und geben zu
verstehen, daß er uff Minden nichts praetendirn solt. Waß aber Oßna-
brukh anlangt, da verspüre er, daß sie gar starkh uff ein recompens
vor den Gustaf Gustaui
sich hierunder in etwas angreiffen müessen. Ego, waß Minden anlangt,
da brauchten die Churbrandenburgischen diß argument, sie wüßten wol,
daß man denn protestierenden onedaß dises stifft würde überlassen mües-
sen , also wer ebenso guett, daß mans dem churfürsten von Brandenburg
cedirn thet. Daher leicht zu erachten, wohien die Schweden zihlen the-
ten . Einmal sei ihre meinung nit, dergleichen stiffter, so sie in ihre gwalt
bekommen, denn catholischen ze restituirn. D’Avaux meldet auch, daß er
wegen deß ambts Wilzhausen sich mit dem Salvio erzankht und rundt zu
verstehen gegeben, daß die cron Frankreich darein nit willigen köndt; sei
es rechtshengig, so sollen sie deß außschlags erwartten. Letstlich erinnert
er, daß man doch mit denn Spanischen dahien handlen wolle, daß sie one
weitern auffhalt den Don Duarte in deß Kaysers hand lifern thuend.
Auff die nacht umb 7 uhr schikht er seinen secretarien zu mir und laßt mir
anzeigen, daß der Schwedische secretarius Milonius bei ime gewesen und
von ime zu wissen begehrt, ob die Churbrandenburgischen sich noch nit
erclärt, in überlassung gantz Pommern einzewilligen. Darauff er geantt-
worttet , daß er zwar bei dennselben allen fleiß angewendet, sie darzu ze per-
suadirn , die hetten sich aber categorice erclärt, daß sie es nit thuen köndten
noch wolten; so hetten auch wir, Kayserische, unß gleichergestalt ver-
nemmen lassen, es consentir der churfürst uff gantz Pommern oder con-
sentir nit, so wurde man ime doch ein mehrer recompensa nit accordirn, als
beraits anerbotten worden; daher werden sich die Schweden vergeblich
auff halten und seines erachtens am besten thuen, wann sie bei der alternatiua
verbleiben und dem churfürsten weiter nichts zumuetten würden. Der
Milonius hette sich hierüber waß bestürtzt erzeigt und zur antwortt geben,
wann dann es ie dabei bleiben solt, so werde die Oder nit allein der terminus
sein, sondern gantz der cron Schweden zugesprochen werden müessen. Er,
Milonius, sei also tanquam bene persuasus vor ime abgescheiden.
Auß diser anzeig ist zu merkhen, daß der conte d’Avaux bißher mehr beschäff-
tigt gwesen, wie er die Churbrandenburgischen ad renunciandum toti Pome-
raniae mit vertröstung ein und andern fürstenthumbs in Schlesien persua-
dirn möchte, als die Schweden bei ihrer außgelassner alternatiua ze halten.
23. huius ad Caesarem antwort uff Ihr Maiestät resolutiones vom ultimo
Decembris, Brandenburgische expectantz uff Magdenburg, Lindawische be-
satzung , Ehrenbraitstain, Trier, approbation per deputatos ordinum, Savoyi-
sche investitur betreffendt [ 1607 ].