Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
114. Sitzung des Fürstenrats (sessio publica XX) Osnabrück 1646 März 4/14
114
Braunschweig-Lüneburg-Calenberg B I fol. 227–243 (= Druckvorlage); damit identisch
Baden-Durlach A I fol. 227–248, Brandenburg-Kulmbach B IV fol. 225–244’, Braun-
schweig -Lüneburg-Celle A I unfol., Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel A I fol.
265–281, Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel B I fol. 184–192, Hessen-Kassel A
XIII fol. 253’–274, Magdeburg E fol. 269’–270’, 288–301’, 306–310, Magdeburg Ea fol.
297–317, Pommern A I fol. 257–285’, Sachsen-Altenburg A II 1 fol. 242–263, Sachsen-
Gotha A III fol. 106–119’, Sachsen-Lauenburg B S. 467–510, Sachsen-Weimar A II fol.
347–354’, Sachsen-Weimar B IV fol. 26–38, Grafen von Schwarzburg A I fol. 165–174,
Wetterauer Grafen ( Nassau-Dillenburg) C 1 fol. 265–284’, Wetterauer Grafen
( Nassau-Saarbrücken) A III 2 fol. 236–255’, Wetterauer Grafen ( Ysenburg) A I un-
fol ., Württemberg A I S. 454–492, Druck: Meiern II, 462–475; vgl. ferner Herzogtum
Bayern A I 1 unfol., Magdeburg D fol. 176’–191’, Österreich B I fol. 111–116.
Schwedische Replik von 1646 I 7, Klasse II,3
Meiern II, 188 , zweiter Absatz, beginnend Diesem hingen.
Art. XVI,8–10, 12 IPO]). Forderung Hessen-Kassels nach Ausschluß Hessen-Darmstadts bei
Beratung der hessen-kasselschen Gravamina und Postulata. Schwedische Replik, Klasse II,2
Meiern II, 187 , zweitletzter Absatz, beginnend So viel die Classem.
(hessen-kasselsche Gravamina und Postulata, geänderte Fassung von 1646 II 6/16
Siehe [Nr. 98 Anm. 76] .
ter Art. VII,1 IPO ← § 47 IPM; Art. XV,1–11 IPO = §§ 48–56 IPM; Art. XV,12 IPO ≙ § 57
IPM; Art. XV,13–15 IPO = §§ 58–60 IPM]).
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten: Österreich (Direktorium), Bayern, Würzburg, Mag-
deburg, Basel, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-Zweibrücken, Sachsen-Altenburg,
Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Eisenach, Braunschweig-Lüne-
burg-Celle, Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg-Calenberg,
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Pommern-Stettin, Pommern-Wolgast, Würt-
temberg (votiert auch für Pfalz-Veldenz), Hessen-Darmstadt, Baden-Durlach, Anhalt, Wet-
terauer Grafen.
Österreichisches Direktorium. Praemissis praemittendis, auß der
königlichen Schwedischen replic habe man sich zu erinnern, waßgestaldt
die herrn Schwedischen sich hoch beklagen, daß die herrn Kayserlichen
gar nichts wegen der militie unnd deroselben satisfaction geantwortet het-
ten
Siehe Anm. 2. Schweden hatte in seiner Proposition II von 1645 VI 11, Art. 11, Militär-
satisfaktion für beide Kronen gefordert ( Meiern I, 438 ); die Ksl. waren in ihrer Responsion
von 1645 IX 25 nicht darauf eingegangen.
würde davon die frage sein, ob unndt waß man ihnen für eine satisfaction
verwilligen könne.
Österreich. Man habe auß den replicis unndt erklehrungen der cronen
gesehen, daß sie eine über alle maße hohe satisfaction begeren
Zu den schwed. und frz. Forderungen nach Territorialsatisfaktion s. [Nr. 112 Anm. 7] und
[Nr. 113 Anm. 5] .
sie darauf verharren würden, scheinete die höchste unpilligkeit zu sein,
wan man noch absonderlich auch die soldatesca contentiren solte. Weil
sich aber die cronen dergestalt durch sölche satisfaction viel reicher ma-
chen, so werden sie ia ihre soldaten selbst bezahlen. So sey ihnen keine
satisfaction vom Reich versprochen worden, wie sie dan auch nicht dem
Reich, sondern den cronen gedienet etc. Hergegen hetten sie auß demsel-
ben so viel erpreßet unndt sonderlich die officirer sich bereichert, das sie
mit deme, waß sie dergestalt bekommen oder die cronen ihnen verspro-
chen, wol zufrieden sein könten. Dan er halte dafür, wan man alle con-
tributiones, einquartirungen unndt exactiones zusammenraiten solte,
würde sich der calculus wol finden, daß sie ihrer monat überflüßig unndt
viel höher contentiret unnd manniger etwas heraußgeben müße. Conclu-
dirte also dahin, daß man der soldatesca nichts schüldig, sondern es wür-
den dieselbe die cronen selbst zu contentiren wißen, wie dan Franckreich
die satisfaction auch nicht vor ihre eigene, sondern nur pro externo milite
begerte
Siehe frz. Replik von 1646 I 7, zu Art. 15 ( Meiern II, 202 ).
weiter nicht extendiren.
Bayern. An seiten ihrer churfürstlichen durchlaucht in Bayern könne
man gleichsfals nicht befinden, daß man der ausländischen militie einige
satisfaction schüldig sey, dan es sey reichskündig, daß sie ihre stipendia
schon mehr als zuviel auß dem Reich bekommen, unnd were zu wün-
schen, daß die reichsvölcker allemahl sölche richtige zahlung bekommen
hetten. Es sey auch nicht zu vermueten, daß die cronen so gar hart darauff
beharren werden, weil sie ia selbst gestehen, daß kein gelt mehr verhan-
den
Wie [Nr. 112 Anm. 17] .
Reich geführet
Siehe frz. Replik, zu Art. 6 ( Meiern II, 201 ); schwed. Replik, zum Prooemium ( Meiern
II, 184 ), dazu die Beratung im FRO am 6. Februar 1646 (Nr. 97).
an die hand zu geben, daß sie sölche begerte satisfaction mit anführung
diensahmer motiven ableinen müchten.
Würzburg. Viel weiniger könne man a parte Würzburgk finden, daß
man sich zu einiger satisfaction der soldatesca verstehen möge. Dan wan
es zur liquidation kommen unnd, waß ein oder andere kriegende parthey
auß ihr fürstlicher gnaden lande gehoben oder [was] auf den krieg [hat]
gewendet werden müßen, specificiret werden solte, würden sich jährlich
gewiß 300 oder 400 monat römerzugs finden. Im übrigen were das landt
von allen mitteln unnd sonderlich an gelde erschöpfet unnd allenthalben
nichtß alß lauter wüesteney. Wan nun entlich einem oder dem andern mit
einem wüesten gute oder stücke landes gedienet were, könte ihme uf ge-
wiße maße wol etwaß deßgleichen eingereumet werden.
Magdeburg. Sey zwar von Österreich ausführlich remonstriret, war-
umb man der soldatesca keine satisfaction schüldig sey. Wie dem allen
aber [sei], wolle er a parte Magdeburg dafürhalten, wan nur die tractaten
mit den cronen super satisfactione anfingen
Die Verhandlungen über die frz. Satisfaktion begannen am 22. März 1646 mit der Über-
mittlung eines substantiell überholten ksl. Angebots an die Mediatoren (von den Franzo-
sen am 26. März 1646 zurückgewiesen) und wurden fortgesetzt mit einem ersten ksl. Teil-
angebot vom 2. April 1646 ( Bosbach, in APW II B 3/1, XLVIf). Die Verhandlungen
über die schwed. Satisfaktion hatten am 10. Januar 1646 mit einem Geheimgespräch zwi-
schen Trauttmansdorff und Salvius begonnen und stagnierten inzwischen ( Ruppert, 205).
tesca halber ein expediens finden, damit auch dieser passus ohne difficul-
tet hin- und beygeleget werden könne. Dan freylich Teutschlande be-
schwerlich fallen würde, wan auch noch der soldatesca geldt gegeben
werden solte, zumahln es, wie Bayern angeführet, am gelde wol erman-
geln dürffte.
Basel. Wie Würzburg.
Pfalz-Lautern, -Simmern und -Zweibrücken. Halte a parte
Pfalz Lautern, Simmern und Zweybrück dafür, daß diese quaestio noch
zu verschieben, bis man sehe, wie die tractaten mit den cronen selbst ab-
lauffen. Dan so werde es, wie Österreich angeführet, an argumentis nicht
ermangeln, sölche bewegliche remonstrationes zu thun, daß diese satisfac-
tion entweder gar falle oder also moderiret werde, daß es dem Reich er-
träglich sein möge. Zudeme were Teutschlandes unvermügen bekandt.
Hoffe also nochmahls, wan man zur haubtsache komme, werde sich’s
mit dieser satisfaction wol geben.
Sachsen-Altenburg. Die von Österreich, Bayern unnd Würzburg in
quaestione „an“ angeführte rationes weren zwart wichtig unndt statlich,
würden aber seines erachtens zu nichts anderß dienen, alß bey den tracta-
ten dieselben anzuführen. Halte derowegen haubtsächlich unnd noch-
malß wie gestern dafür : 1. man habe sich super quaestione „an“ nicht
aufzuhalten; 2. dependire diese satisfaction meistlich a satisfactione coro-
narum, und nachdem man mit denselben werde handtlen können, werde
sich auch der soldatesca satisfaction erhöhen oder erniedrigen laßen etc.
Man werde doch schwerlich gar loßkommen unndt müße auch einen re-
spect uf so viel vornehme, tapfere cavalliers haben, die man vielmehr zu
obligiren alß offendiren uhrsach hette, insonderheit wegen bevorstehen-
der gefahr des Türcken
Siehe [Nr. 101 Anm. 24] .
dero landt unnd leute gleichfals sehr ruiniret weren unndt noch itzo rui-
niret würden
Siehe [Nr. 112 Anm. 46] .
noch, wan es erst soweit kehme und auf ein gewißes accordiret were,
würde man sehen, wie man’s machte, und zur contentirung der soldatesca
ihr contingent pro quota gerne beytragen.
Sachsen-Coburg. Wie Altenburgk.
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. Halte gleichfals dafür,
daß dieser passus von den andern tractaten mit den cronen dependire.
Dan wan es bey deroselben hohen praetensionibus pleiben solte, würde
es unmüglich fallen, der soldatesca etwas zu willigen, hergegen die pillig-
keit sein, daß die cronen diese satisfaction selbst übernehmen. Könte aber
iennes uf eine erträgligkeit unndt gewißes quantum gebracht werden, mü-
ste man sehen, wie man sich mit ihnen deßhalben vergliche, und hette sich
dan weiter vernehmen zu laßen, worbey man aber so behuetsamb zu ge-
hen, damit nicht etwa die soldatesca, wan sie ihrer bezahlung wegen dif-
ficulteten verspüren solten, allerhand unruhe unndt gefehrliche wieder-
wertigkeiten im Reich anzufahen anlaß gewinnen und durch sölch novum
emergens der liebe friede noch mehr gehindert werde.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, -Grubenhagen und -Calen-
berg. Sey nochmalß der mainung , daß die satisfaction uf dreyen
puncten, alß 1. rebus et negotiis Imperii, 2. satisfactione patrimoniali, 3.
satisfactione militiae bestehe. Halte aber auch dafür, wan die ersten bey-
den abgehandelt weren, so würde sich’s mit der letzten wol finden. Hette
demnach zu bitten, daß vorerst dieselben zur richtigkeit gebracht werden,
weil doch die dritte ganz von der anderen dependire; dan wan es dabey,
waß die cronen zu ihrer satisfaction gefordert, pleiben solte, könte man
ihnen die unmögligkeit remonstriren. So könte er auch darinnen mit
Österreich unndt Bayern einig sein, daß pillig daßiennige, waß sie bishero
an eingenommenen contributionibus unndt anderen exactionibus geno-
ßen, abgezogen werden müste. Weil nun dieser passus sich nach iennem
reguliren muß, laße man denselben so lange ruhen, bis ienner abgehandelt
sey. Nicht daß es gar mit stilschweigen zu übergehen, sondern nur aus-
zustellen und remonstration zu thun, unterdeßen aber eine specification,
was man ihnen schuldig sey, zu begeren, davon ihre commissarii
besten bericht würden geben können. Zudeme sey bekandt, daß gleich-
wol die cron Schweden iährlich ein großes zu behuf der armeen von der
cron Franckreich bekommen
Frk. hatte sich zu jährlichen Zahlungen an Schweden verpflichtet, und zwar im Vertrag
von Bärwalde 1631 I 23 (Text: DuMont VI.1, 1f.; ST V.1, 438ff.; dazu Roberts II, 466–
469), im Vertrag von Wismar von 1636 III 30 (Text: DuMont VI.1, 123; ST V.2, 366–
372; dazu Anja V. Hartmann, 247) sowie in den Hamburger Verträgen von 1638 III 6
(Text: DuMont VI.1, 161f.; ST V.2, 424–429; dazu Anja V. Hartmann, 350) und 1641 VI
30 (dazu [Nr. 113 Anm. 27] ).
dire nochmahls, daß, weil der militie satisfaction von der cronen satisfac-
tion dependire, dieselbe dahin zu suspendiren.
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. A parte Mecklenburg
Schwerin und Gustraw halte er auch dafür, daß sich der soldatesca satis-
faction nach der handtlung mit den cronen commensuriren laßen müße.
Conformire sich dahero mit Braunschweig Lüneburgk, daß man diesen
passum nur ruhen laße und vorhero die erste und andere satisfaction an-
trete unndt abhandele. Solten sie aber darauff bestehen, werde man an-
dere consilia ergreiffen müßen.
Pommern-Stettin und -Wolgast. Halte nicht dafür, daß man diesen
passum separatim, sondern coniunctim mit der cronen satisfaction tracti-
ren solle, und zwart also, wie dieselbe generice
hero seineß erachtens den Kayserlichen herrn plenipotentiariis dahin ein-
zurahten were, daß sie die beyderley satisfactiones cumulirten unnd dar-
bey den herrn Schwedischen remonstrirten, wan die cron Schweden daß
ihrige vom Reich erlangete, würde sie ia ihre soldaten selbst befriedigen.
So würde auch sölchergestalt zum theil auf ein stück geldt mit gehandelt,
darzu daß Reich leichter kommen könte unnd practicabler were, als wan
man lauter land unnd leute zu nachtheil der stände weggeben solte. Were
also nochmahls der meinung, daß diese beeden satisfactiones coniunctim
und nicht seorsim zu tractiren, zumahln auch sonst die herrn Schwe-
dischen der soldatesca contentirung reserviren müchten.
Württemberg. Conformire sich mit Pommern, daß beyderley zu cu-
muliren, mit beweglicher repraesentation derer bey der quaestione „an“
beygebrachter Österreichischer rationum und sonderlich des alzugroßen
und bekanten geltmangels etc. Dabey er sonderlich wegen ihr fürstlicher
gnaden
Hg. Eberhard III. von Württemberg war seit 1628 mit ksl. Einquartierungen und seit
1632 durch erhebliche finanzielle Leistungen an Schweden belastet; das Hgt. hatte auch
mit hohen Zahlungen zur Finanzierung des Heilbronner Bundes beigetragen. Höhepunkt
der Entvölkerung und Verwüstung bedeutete das Jahr 1635. Trotz Besserung der Lage
betrug die Gesamtbevölkerung noch 1645 weniger als 30% des Bestands von 1634 ( Phil -
ippe, 13–22; Hippel, 436f.; Mertens, 126–134 [Nr. 97 Anm. 31] ).
sedem belli in ihrem lande haben ertragen und viel millionen ufwenden
müßen. Dahero er verhoffe, es werde seiner fürstlichen gnaden wegen al-
zuhoher geldtsatisfaction nichts beschwerliches zugemuetet werden, die
sich doch sonsten dem Römischen Reich nicht entziehen würden etc.
Wegen Pfalz-Veldenz sey er zwart nicht specialiter instruiret, hoffe
aber, ihr fürstliche gnaden werden daß Würtenbergische votum wol ap-
probiren.
Hessen-Darmstadt. Circa quaestionem „an“ könte er sich mit Öster-
reich und Bayern wol vergleichen, und würde sich’s in der abrechnung
leicht finden etc.: Ihr fürstliche gnaden
Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt. Die hohen Belastungen waren eine Folge der 1645
begonnenen Eroberung Oberhessens durch Hessen-Kassel aufgrund des Marburger Erb-
schaftsstreits. Der FRO hatte am 24. Dezember 1645 auf Antrag Hessen-Darmstadts dar-
über beraten ( APW III A 3/2 Nr. 63; ebenda, 529 Z. 17f. zu hessen-darmstädtischen Kon-
tributionsleistungen an Hessen-Kassel).
burg angeführet, nicht mit 400 monatten römerzugs jährlich loßkommen
können, wie dan allein die Niederheßischen völcker in anderthalb jahren
über sechs tonnen goldes, nur an ordinari contribution, einquartierungen
und andere exactiones darunter nicht gerechnet, auß deroselben landen
gehoben hetten. Halte aber doch nicht dafür, das man pure negative die-
selbe abschlagen solte, dan es were zu besorgen, die völcker möchten zu-
sammentreten und sich selbst mit des Reichs großen schaden und ungele-
genheit bezahlet machen wollen, welches auch nichts newes, sondern auß
den historien, sonderlich marggraf Albrechts etc. exempel
so auch bey den Schönbeckischen tractaten in consideration kommen
etc.
Außer einer Geldsumme zur Bezahlung der Soldaten (s. [Nr. 112 Anm. 16] ) war im Schöne-
becker Projekt von 1635 IX 18/28 die Eingliederung der dt. Soldaten in die kursächsische
Armee und die Ausweisung aller Fremden nach Friedensschluß vorgesehen (Art. 5, 11, 14,
15, Fürnkranz, 62ff.). Hintergrund waren Meutereien unbesoldeter schwed. Truppen
1633 und 1635 mit dem Resultat des Magdeburger Vertrags dt. Offiziere der schwed.
Armee mit Oxenstierna und Banér von 1635 VIII 11/21 über ihre Beteiligung am Frie-
densvertrag und der Berücksichtigung ihrer Ansprüche (Text: ST V.2, 325–330; s. Lorent -
zen, 40–45, 48–58; Kretzschmar I, 315ff.; Nordlund, 370–377; Lundkvist, 230f.;
Oschmann, Exekutionstag, 36f.).
derley satisfaction coniunctim tractiret und zu deren erleuterung die
Österreichische und Würzburgische rationes angeführet werden müchten.
Baden-Durlach. Könte sich gleichfals mit Österreich leicht conformi-
ren, wen es zu erhalten stünde. Aber weil sie doch davon nicht abstehen
werden, so conformire er sich ratione quaestionis „an“ mit Sachsen Al-
tenburg, ratione modi aber mit Braunschweig Lüneburgk.
Anhalt. Wie Pfalz.
Wetterauer Grafen. Zuvorders conformiren sie sich mit Braunschweig
Lüneburg, daß erst der cronen satisfaction abzuhandeln, ratione cumula-
tionis aber mit Pommern. Darbey sie gleichfals, wie Darmbstadt, zu erin-
nern, daß man die soldatesca nicht gar fürn kopf stoßen möchte, quia non
solum ab universis, sed et singulis posset imminere periculum, sonderlich
aber, weil man ihrer noch in des Reichs diensten, mehr dan gut, möchte
vonnöthen haben. Conformireten sich im übrigen mit Würtenberg.
Österreichisches Direktorium. Es gehen die meinungen dahin, den
Kayserlichen herrn plenipotentiariis were einzurahten, daß die satisfactio
militiae vornemblich von der cron satisfaction dependire und derselben
nach gerichtet werden müße. Dahero sie die wegen der militie begerte
satisfaction ihrem hochvernünfftigen gutachten nach entweder, biß man
wegen der cron satisfaction richtig, verschieben oder mit derselben in
der handtlung cumuliren und aus denen ihnen beyfallenden unnd itzt für-
kommenden uhrsachen remonstriren wolten, wie schwer es dem Römi-
schen Reich fallen würde, do es auch der militie satisfaction thun und
geben solte.
Numehr würde noch
Heßen Caßel
te, welchergestalt ihr fürstlicher gnaden abgesanter des tages zuvor bey
ihme gewesen unnd gebeten, daß der fürstlich Heßen Darmbstetische,
wen diese sache fürgenommen würde, auß dem raht gehen müchte, sinte-
mahl auch sie in denen sachen, da ihr fürstliche gnaden interessiret were,
des rahts sich enthielten. Wiewol er ihme nun rationem diversitatis re-
monstriret, weil er, der Heßen Caßelsche, sölches, ehe er admittiret wor-
den, versprochen hette
so hette er sich doch dabey erbotten, daß er dem herrn Darmbstätischen
die mainung zuschicken wolte, immaßen auch geschehen were. Hierauf
hette derselbe
Vermutlich Sinold gen. Schütz (s. [Nr. 95 Anm. 75] ).
rahts sich eußern
sey, dan sölchergestalt hetten auch bey gegenwertigen consultationibus
Österreich, Mecklenburg und Pommern gleichsfals abtreten müßen etc.
Wie sie aber nichtsdestominder dabey geplieben und gelaßen worden
Österreich, Mecklenburg und Pommern waren von den schwed., Österreich auch von den
frz. Satisfaktionsforderungen betroffen, doch hatten die Ges. an den entsprechenden Bera-
tungen im FRO am 12. und 13. März 1646 teilgenommen (s. [Nr. 112 Anm. 14] , 76; Nr. 113
Anm. 5).
alßo gepüre ihm auch wol, dabeyzusein etc., so er, der director, kürzlich
hette referiren wollen. Nun sey es wahr, daß keinem nie were angemutet
worden, in dergleichen fällen aus dem raht zu treten, sondern zu eines
ieden belieben und gefallen gestanden, ob er sich eußern oder darbeyplei-
ben wolte, wie er dan auß dem Österreichischen reichsprothocol de anno
1603 ein exempel anführete, da ein herzog von Gülich nomine des West-
phälischen creyses wieder einen herzog von Braunschweig etc. geklaget
und deswegen, daß derselbe sich absentiren wolte, begeret hette; so aber
nicht geschehen, sondern der herzog von Braunschweig einen weg alß den
andern bey den consultationibus geblieben were
Auf dem Regensburger RT von 1603 waren Hg. Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg
(1562–1609), Hg. Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1564–1613) und Hg.
Ernst II. von Braunschweig-Lüneburg-Celle (1564–1611) durch Ges. vertreten ( Samm -
lung III, 516; Ritter II, 166–171; Manfred Wolf, 491; Stammtafeln I T. 63, 65).
Über den referierten Vorfall konnte nichts ermittelt werden.
Darmbstatischen nicht submoviren oder hinnausschaffen, es were dan, das
er sich hierunter selbst begreiffen und absentiren wolte.
Hessen-Darmstadt. Sey ihme frembt und wunderlich fürkommen,
das der herr Heßen Caßelische dem hochlöblichen directorio oder auch
ihme dergleichen zumuthen dürffen, da ihme doch wol wißend sey, daß
nicht allein bey denen unter den herrn evangelischen gepflogenen delibe-
rationibus, sondern auch in publico consessu für gut angesehen worden,
daß auch die singularia vota attendiret und zumahl interessirete in acht
genommen werden solten
Berücksichtigung der vota singularia in rebus singularibus: Punkt 2 der „Meinung“ des
FRO vom 23. Februar 1646 (s. Nr. 110 bei Anm. 4); Information der Betroffenen über
die Satisfaktionsverhandlungen der Ksl. mit Schweden und Frk.: „Meinung“ des FRO
von 1646 III 12 und 13 (S. 279 Z. 32–35, S. 311 Z. 35f.).
also gehalten worden, und hette das hochlöbliche directorium unter-
schiedtliche praeiudicia von Mecklenburg, Pommern und anderen ange-
führet, wie dan auch dem Wetterawischen grafenstande wiederfahren,
und dero votum singulare der correlation beygelegt were
Wie [Nr. 111 Anm. 66] .
nicht gedencken, als das es ihr fürstliche gnaden zu übervortheilen ange-
sehen, welches sie Heßen Caßelschen theils auch darinnen erwiesen, in-
deme sie unterschiedtliche getrückte schrifften und tractätlein wieder ihr
fürstliche gnaden hin- und wiederspargiret
tion versaget hetten, bis entlich ihr fürstliche gnaden dieselbe durch an-
dere gelegenheit überkommen, die dan anitzo, seiner fürstlichen gnaden
gnedigen rescript nach, zu Gießen refutiret würden. Weil nun nicht ge-
breuchlich noch rechtens, dem cläger allein beyde ohren zu verstatten
sondern pillich das eine auch dem beklagten offenpleibe, so würde man
ihn nicht verdencken, daß er sessionem behalte und seines herrn notturfft
rede etc. Wen aber ie fürsten unndt ständen publice ein anders gefallen
solte, müste er sich denselben, zwar wieder willen, accommodiren, wie
er dan uf allen fal die notturfft reservire.
Bayern. Könne ihn nicht excludiren.
Würzburg, Magdeburg, Pfalz-Lautern, -Simmern und
-Zweibrücken. Wolten den herrn abgesanten dißfals nichts fürschrei-
ben, weren auch in specie darauf nicht instruiret.
Sachsen-Altenburg. Aus den reichsprotocollis ersehe man, daß es
nicht allezeit uf einerley weise were gehalten worden, verbi gratia anno
1597, da die interessenten abgetreten weren
Auf dem Regensburger RT 1597–1598 sollten die Ges. des Hg.s von Burgund bzw. Kg.s
von Spanien sowie des Hg.s von Jülich gemäß dreimaligem FR-Beschluß vom Januar 1598
den Beratungen über eine Supplikation des Hg.s von Jülich namens des niederrheinisch-
westfälischen Reichskreises um Defensionshilfe gegen span. Einquartierung als Betroffene
fernbleiben. Da die Ges. des Hg.s von Jülich auf ihrer Zulassung beharrten, wurde die
Supplikation zwar angenommen, aber nicht beraten ( Häberlin / Senkenberg XXI, 225–
228, 266f.; zu den Einquartierungen s. Ritter II, 136ff.; Dotzauer, Reichskreise, 310).
serviret sey, wiße man, unnd wehre einmal dahin geschloßen, daß auch
die singularia vota attendiret werden solten. Er halte aber dafür, man
künne wol distinguiren, dan solang man in genere von einer sache redete,
plieben die interessenten pillich dabey etc. Zum fal man aber ad specialia
kehme, würden die interessenten selbst es nicht begeren, den es hette
doch das ansehen, alß wan libertati votorum derogiret würde und dieselbe
in praesentia der interessenten nicht so frey gefallen künten. In casu prae-
senti aber sehe er keine uhrsache, warumb man dem herrn Darmbsteti-
schen anmuten solte, des rahts noch zur zeit sich zu enthalten, weil doch
izo nur generalia fürkommen würden. Wan aber specialia wegen beyder
fürstlichen heuser vorlieffen, alßdan würde sich’s wol schicken. Sein gne-
diger fürst und herr sey beyden fürstlichen heusern nahe verwand
Hg. Friedrich Wilhelms II. von Sachsen-Altenburg war ein Vetter dritten Grades des Erb-
prinzen Wilhelm von Hessen-Kassel Mit Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt war er
nur entfernt über seine Frau Sophie Elisabeth (1616–1650) und seinen Onkel Pgf. Johann
Friedrich von Neuburg in Hilpoltstein (1587–1644) verwandt ( Stammtafeln I T. 29, 30,
44, 98, 104, 154).
gönne dahero einem theile so viel guts als dem andern.
Sachsen-Coburg. Eben also.
Sachsen-Weimar. Sey gleichergestalt der mainung, das man Heßen
Darmbstat noch zur zeit keine uhrsache habe auszuschließen, wie er dan
d[ies]er mainung [halben] daß Sachsen Altenburgische votum repetirete.
Braunschweig-Lüneburg. Halte dafür, die sache wolle wol zu distin-
guiren sein, wie dan die von Sachsen Altenburg angeführte distinction sehr
gut were etc. Dan wan de ipsis principiis causae et specialibus gehandelt
würde, so dürffte freylich wol nicht ein ieder praesentibus partibus so li-
bere votiren, alß er vielleicht thete, wan sie nicht da weren. Wo man aber in
generalibus pliebe, da habe es kein bedencken, obgleich die interessenten
dabeysein. Er wolte aber noch über dieses distinguiren inter res, quae de-
pendent ex communi principio, da die interessenten von denen consulta-
tionibus nicht auszuschließen, weil es sölchergestalt Österreich, Bayern,
Wetterawische grafen
publice von einem etwas gefordert werde, stehe ia einem ieden frey unnd
zu, seine iura publice zu defendiren, wie unter andern Österreich, Meck-
lenburg und Pommern gethan haben etc. Und dahin gehe auch daß conclu-
sum, das die vota singularia in rebus singularibus attendiret werden solten.
Wo aber eine sache ex tertio quodam principio herrühre und da zweyne
oder mehr stände partheyen machen, da halte er selbst dafür, es würde sich
nicht schicken, daß dergleichen consultationibus die interessirten theile
beywohneten etc. Ad rem casumque praesentem aber zu appliciren, stehe
es noch nicht in sölchen terminis, daß Heßen Darmbstadt von den consiliis
zu excludiren etc. Ob es aber künfftig, wan man weiter in die handlung
kehme, die noht erfordern möchte, daß werde die zeit geben.
Mecklenburg. Wie Magdeburg, Pfalz, Altenburg und Braunschweig
Lüneburg. Wan aber künfftig die specialia zwischen beyden fürstlichen
heusern tractiret oder sodan von ihnen compromittiret würde, so werde
sich’s alsdan wol finden.
Reliquis transeuntibus Österreichisches Direktorium. Bliebe dabey,
daß der her abgesanter bey den consultationibus wol verpleiben könne.
Weil dan nun von der satisfaction der fraw landgräfin selbst zu reden, so
würde es davon eben die frage sein wie bey der cronen satisfaction. Man
werde ersehen haben, waß sie begeret
unnd waß man ihr schüldig sey unndt verwilligen könne. Befinde ihr be-
geren ratione directorii in sechs theile gesezet:
1. Von der algemeinen versicherung, amnisti und restitution in ecclesiasti-
cis et politicis.
2. Von particulareinschließung in diesen friedenschlus unnd in den religi-
onfrieden .
3. Von bestetigung der erbverbrüederung, iuris primogeniturae und ande-
rer pactorum, doch außer dem, was mit herrn landtgraf Georgen fürst-
licher gnaden gehandelt oder aufgerichtet worden, welches sie zu rescin-
diren begere
Zur Erbverbrüderung s. [Nr. 113 Anm. 76] . – Das Primogeniturrecht (s. Weitzel) war Lgf.
Wilhelm V. 1628 von Ks. Ferdinand II. verliehen worden ( Bettenhäuser, 99, 157;
ebenda, 98–102 zu weiteren Verträgen und Familienstatuten, deren Bestätigung verlangt
wurde). – Hessen-Kassel forderte die Aufheburg des mit Lgf. Georg von Hessen-Darm-
stadt geschlossenen Hauptakkords von 1627 IX 24/X 4, in dem Hessen-Kassel auf ganz
Oberhessen und die Niedergft. Katzenelnbogen verzichtet hatte. Lgf.in Amalia Elisabeth
hatte ihn 1644 nach Einholung von Rechtsga. aus formalen Mängeln und naturrechtlichen
Gründen für nichtig erklärt ( Demandt, 253, 259; Bettenhäuser, 8, 65; APW III A 3/2
[Nr. 68 Anm. 18] ).
4. Von restitution deßen, waß seiner fürstlichen gnaden hiebevor adiudi-
ciret unnd in execution gegeben worden
Gemeint ist der Hessen-Kassel bei Bewahrung des lutherischen Bekenntnisses im Testa-
ment Lgf. Ludwigs IV. von Hessen-Marburg vom 25. April/5. Mai 1595 (Text: Rommel
II, 72–83) vermachte und ihm durch ein hessisches Schiedsgericht im Januar 1605 zuge-
sprochene Anteil an der Marburger Erbschaft, den Hessen-Kassel aufgrund eines RHR -
Urteils von 1623 hatte herausgeben müssen ( Demandt, 252f.; Rudersdorf, 253–256;
APW III A 3/2 [Nr. 32 Anm. 63] ).
5. Von erlaßung der praetendirten Waldeckischen kriegeslasten
Die Gf.en von Waldeck (s. Anm. 61) verlangten aufgrund eines RHR -Urteils vom 10.
Dezember 1630 die Zahlung der Besatzungskosten, die durch die Einnahme der Gft.
durch Lgf. Moritz von Hessen-Kassel (1572–1632) im November 1621 entstanden waren.
Die Besetzung war letztlich durch Auseinandersetzungen um die oberherrlichen Rechte
veranlaßt worden, die sich aus der Lehensabhängigkeit der Waldecker Gf.en zu Hessen
ergaben ( Demandt, 529; Menk, 111ff., 160, 178; Wolff, Moritz, 136–139).
6. Von satisfaction wegen erlittener und von der ligistischen armee ihr
zugefugter kriegesschaden, die sie von den benachbarten, deren ohrt sie
noch in henden, fordere
Die am 25. April 1646 spezifizierten hessen-kasselschen Forderungen betrafen Besitzungen
des Est.s Mainz (Fritzlar, Naumburg, Neustadt, Amöneburg), des Hst.s Fulda im hessi-
schen Raum, das ganze Hst. Paderborn, die Gft. Arnsberg, die Städte Niedermarsberg,
Volkmarsen, Beverungen, Kugelberg und vom Hst. Münster das Amt Bucholtz mit der
Burggft. Stromberg ( Meiern II, 978 f.; Foerster, 309).
faction sie die inhabende pläze wieder abtreten und die contribution fal-
lenlaßen wolle.
Österreich. In genere davon zu reden, vermeine er, daß unter andern
den Kayserlichen herrn plenipotentiariis an die hand zu geben unnd
durch dieselbe der fraw landtgräfin zu gemüet zu führen sey, das man
sonst bereits mit ihr verglichen gewesen, sie auch den vertrag acceptiret
gehabt, hernach aber wieder abgesprungen und sich mit Franckreich alli-
irt
Nachdem der zwischen Kurköln und Hessen-Kassel 1635 ausgehandelte Vertrag von Sa-
baburg nicht in Kraft getreten war ( APW III A 3/1 [Nr. 28 Anm. 19] ), hatte der Ks. im Mai
1638 Kurmainz mit neuen Verhandlungen beauftragt. Ergebnis war der Mainzer Vertrag
vom 25. Juli 1639, den der Ks. am 11. September 1639 ratifiziert hatte (Text: DuMont
VI.1, 176ff.). Er regelte die Aufnahme Hessen-Kassels in den PF, bewilligte den Verbleib
der Fürstabtei Hersfeld bei Hessen-Kassel, machte aber die Zahlung der im Sababurger
Vertrag bereits zugestandenen, von Kurköln aufzubringenden 50.000 Rt. von neuen Ver-
handlungen abhängig und verlangte von Hessen-Kassel die Abdankung der Truppen so-
wie die Räumung der besetzten Plätze. Hessen-Kassel erkannte ihn nicht an, sondern
band sich durch die Verträge von Wesel (1636 X 21) und Dorsten (1639 VIII 22), zu
denen 1640 der Vertrag von Lippstadt kam, an Frk. Mit Hinweis auf das ksl. Friedens-
angebot erreichte es die frz. Zusage zur Weiterzahlung von Subsidien ( Foerster, 148–
151, 170f.; APW III A 3/1 [Nr. 20 Anm. 40] ; Ulbert, 164f.).
waß im nahmen ihr Kayserlicher mayestät von Churmainz deroselben
versprochen worden unnd sie acceptiret gehabt etc.: vor einß.
Vors ander: Sey einmahl richtig und offenbar, das sie das schwerdt wieder
ihre mayestät und das Reich geführet, sich mit Franckreich alliirt und be-
stallungsgelder von denselben [Franzosen] genommen
wie man sowol ihr alß ihrer milice etwaß schüldig sey etc. Und würden
die Westphalischen stände wol wißen, waß sie monatlich an contributio-
nibus auß den quartieren gehoben; da dan das facit heraußkommen wer-
de, daß sie für die soldatesca gnungsamb und mehr als zu viel empfangen
habe etc.
Entlich, wan man speciatim von denen im memorial enthaltenen puncten
reden wolle, bestehe ihr begeren 1. in der gemeinen versicherung und
amnisti, deren sie dan pillig also wie andere zu genießen, wan sie sich
auch gleich anderen gehorsahmen fürsten und ständen bezeige unnd ac-
commodire.
2. Waß sie in specie wegen inclusion in den religionfriede und diesen frie-
denschluß begeret, gehe dahin, waß wegen der reformirten in der Schwe-
dischen proposition gedacht unnd was die herrn Kayserlichen darauf ge-
antwortet
Siehe APW III A 3/1 [Nr. 24 Anm. 83] .
geben würden, [sei] dieser punct pillich außzustellen.
3. Die bestetigung der erbverbrüederung und primogenitur rechtens be-
treffend: Zum fal, sölches vor diesem geschehen, werden ihr mayestät sich
deßen auch noch nicht weigeren, sondern es damit wie mit den andern
dabey interessirten chur- und fürstlichen heusern halten etc.
4. Weren particularia unter den beyden fürstlichen heusern, und würden
sich die interessenten noch bey werenden diesen tractaten oder sonst in
andere wege durch interposition hoher anverwanten vergleichen .
5. Eadem ratio sey es wegen der Waldeckischen sach, weil sölches ex
amnistia circa res iudicatas dependire.
6. Imgleichen, waß den schaden anlange, den sie von der catholischen liga
empfunden, dependire derselbe eben wol von der amnistia, und wie die-
selbe müchte beliebet werden, komme es der fraw landtgräfin auch zu-
gute etc.
Wegen der militiae satisfaction aber hette man zuvor verstanden, daß sie
gnug bekommen und noch bekomme, und sey auch schwer, einem stan-
de, der wieder ihr mayestät und daß Reich krieg geführet, noch darzu die
soldaten zu bezahlen. Aber wie dem allen, weil die meisten puncta von
der amnisti dependiren, werde sie derselben auch gleich andern zu genie-
ßen haben, darnach sie sich accommodiren werde.
Bayern. Repetire per omnia daß Österreichische votum, weil es seiner
instruction conform und gemeß sey.
Würzburg. Befinde aus des directorii proposition, das die in 6 puncte
beschehene abtheilung mehrentheils von der handtlung mit den cronen
dependire und dahero schwerfalle, particulariter davon zu reden und
praeiudicia zu machen, sintemahl die cronen, wan man ihr deferiren solte,
sich etwan darauff beziehen und dahero a minori ad maius argumentiren
könten. Halte im übrigen a parte Würzburg dafür, das diese sache dahin
zu verschieben, bis man mit den cronen gehandelt habe. Alßdan könte
auch von demiennigen, so noch unerörtert, und fals daßelbe pillich, gere-
det unnd gehandelt werden, wiewol es seines erachtens fast alles fallen
und aus der gemeinen handtlung seine richtigkeit erlangen würde biß uf
das gegen die benachparte beschehene postulatum particulare wie auch,
was sie wieder herrn landtgraf Georgens fürstliche gnaden praetendire.
Doch stünde vorhero deß ausschlags in den anderen zu erwarten.
Magdeburg. Weil ihr fürstlicher gnaden der fraw landtgräfin begerte sa-
tisfaction gutes theils tertios concernire, denen man nicht zu praeiudiciren
begere, so hette man sich dahin zu bemühen, das dem werck in der güte
abgeholffen werden müchte. Wolle auch dafürhalten, wan ihr fürstliche
gnaden sehe, das die reichssachen wol accommodiret unnd den gravamini-
bus tam ecclesiasticis quam politicis gebürender wandel geschaffet würde,
so werde sie ihrer particularsatisfaction halber den bogen auch nicht zu
hoch spannen, sondern sich nach pilligen dingen begüetigen laßen.
Die von Österreich recapitulirte 6 puncte betreffend, halte man von seiten
Magdeburg 1. der algemeinen versicherung halber in alle wege für pillich
und nötig, daß die fraw landtgräfin sich in puncto amnistiae et restitutio-
nis eben deßen, waß andere fürsten unnd stände insgemein, zu erfrewen
unnd zu genießen habe.
2. Wegen reception in den friedenschlus und religionfrieden bestehe es
zum theil noch uf declaration der cron Schweden
sich hiernegst auch dem befinden nach würde zu erklehren haben.
3. Sey nicht mehr als pillich, daß auch respectu ihr fürstlicher gnaden die
erbverbrüederung möchte confirmiret werden.
4. Bestünden die particularsachen der beyden fürstlichen heuser Heßen
Caßel und Darmbstad uf absonderlichen tractaten, und würde ihr fürst-
liche durchlaucht nicht allein es gerne sehen, sondern auch nach möglig-
keit zur gütlichen hinlegung cooperiren zu helffen nicht ermangelen.
Daß übrige belangend, conformire er sich mit Osterreich.
Basel. Wie Würzburgk.
Pfalz-Lautern, -Simmern und -Zweibrücken. Hette zwar daß
ad dictaturam gelangte memorial seinen herrn principaln eingeschicket,
noch zur zeit aber keine particularinstruction bekommen. Weil er iedoch,
wie iüngst gedacht , in genere dahin instruiret sey, alle mittel, so zu be-
schleunigung des lieben friedens dienen, zu belieben und zu sölchem ende
sich denen zu accommodiren, so dahin schlößen, das mit den cronen ihrer
satisfaction halber gehandelt werden möchte, so würden ihre fürstlichen
gnaden sich hierinnen auch gerne accommodiren. Dan obwol diese, der
fraw landtgräfin satisfaction, absonderlich gefordert würde, so dependire
sie doch von der cronen satisfaction unndt könne nicht anders tractiret
werden. Were demnach den herrn Kayserlichen plenipotentiariis ein-
zurahten, daß sie mit Heßen Caßel ebenso wie mit den cronen reden
möchten, bevorab weil zuvorhin schon tractaten mit ihr gepflogen wor-
den , dahero er nicht glauben könne, daß ihr mayestät dieselben izo
eben difficultiren würden, sonderlich weil ihre postulata meist von de-
nen generaltractaten dependiren. So aber iemandt darbey in particulari
interessiret were, sey derselbe pillich zu hören, wie dan ihre fürstlichen
gnaden gerne sehen würden, wen die particularstreitigkeiten bey weren-
den diesen tractaten beygeleget unnd die beyden fürstlichen heuser auß
dem grunde verglichen unnd in gutes vernehmen miteinander gesetzet
werden müchten.
Sachsen-Altenburg. Sey wol auch der mainung, daß die fraw landt-
gräffin sich in die generaltractaten werde eingeschloßen haben undt davon
gar nicht separiren noch an die vörige particularhandtlung binden laßen,
sondern, wie es von den cronen gesezet
Siehe Anm. 3 und frz. Replik, zu Art. 14 ( Meiern II, 202 ).
haben wolle.
Waß nun die von ihr begerte und von Österreich proponirte special-
puncta anlange, conformire er sich ad 1. mit Österreich, ad 2. mit Magde-
burg und gleichsfalß Österreich. Daß 3. sey an ihme selbsten billig, und
soviel 4. in specie die mißhelligkeiten zwischen den beyden fürstlichen
heusern anlange, wiße er nicht anderß, als das hiebevorn beyden theylen
güetliche handtlung beliebet, darbey es pillich zu laßen. Würden nun die-
selbe mit der interessenten guten gefallen hierher transportiret, und er
könte etwaß gutes cooperiren helffen, solte an seinem fleiß nichts erman-
geln. Im übrigen sich ad 5. mit Österreich, ad 6. aber mit Würzburg, daß
die interessenten darüber zu vernehmen, conformirende.
Sachsen-Coburg. Wie Sachsen Altenburg.
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. Halte gleichfalß dafür,
weil die cronen diese, der fraw landtgräfin satisfaction der ihrigen ex-
presse annectiret und gleichsamb conditionem pacis darauf gesezet, es
werde dieselbe nicht wol darvon zu separiren, sondern, wie Pfaltz und
Sachsen Altenburg votiret, coniunctim zu tractiren sein.
Die specialia belangendt, dependire das 1. ex amnistia universali, imglei-
chen auch daß 2., und würden es die tractaten resolviren. Conformire sich
beim 3. und 4. mit Magdeburg unnd Sachsen Altenburg, und were
gleichsfals zur hinlegung der differentien zu cooperiren erbötig, beim 5.
aber mit Österreich, Würzburg unndt Pfalz etc. Daß 6. gehöre eigentlich
zur generalsatisfaction, und weren die interessenten darüber zu verneh-
men.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, -Grubenhagen und -Calen-
berg. Der fraw landtgräfin begerte satisfaction bestehe vornemblich auf
drey fundamentis: [1.]
derlich der erste, andere und dritte punct. Wie es nun dißfals insgemein
abgehandelt werden müchte, da werde sie verhoffentlich mit zufrieden,
auch an bestetigung der erbverbrüederung kein mangel sein. [2.] Theils
sachen weren particularia. Soviel nun die Marpurgische sache antreffe,
referirte er kürzlich, welchergestalt herrn herzog Christian Ludwigs zu
Braunschweig Lüneburg etc. fürstliche gnaden sich uf beschehenes ansu-
chen der interposition unternommen
Hg. Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg versuchte eine Vermitt-
lung, scheiterte aber ( APW III A 3/2 [Nr. 63 Anm. 11] ).
derm theile zu praeiudiciren nicht gepürete. Offerire gleichwol mögligste
cooperation, und wan es also privatim gütlich beygeleget werden könte,
were es soviel desto beßer. Zum fall aber sölches nicht verfangen wolte,
würde wol nötig unnd rahtsamb sein, daß ohne verzug publico nomine
per deputatos (iedoch ohne hinderung der haubtconsultationum) handt-
lung angestellet würde, nicht zwar per modum cognitionis
cognitio bezeichnet im röm. Recht das Gerichtsverfahren, bei dem der Ks. oder ein Beam-
ter in seinem Auftrag mit dem Rat juristischer Experten ein Urteil fällt. Hier sind Ver-
handlung und Entscheidung durch den Ks. oder durch eine Reichsdeputation gemeint
( Zedler VI, 612 s. v. Cognitio [1]; Kaser, 150ff., 153f.; Söllner, 114–118; Paulus, 59f.).
lis compositionis.
[3.] Deß übrigen halber gebühre ihm gleichsfals nicht, anderen mit seinem
voto zu praeiudiciren, sondern weren pillig die herrn grafen von Wal-
deck
Johann II. (1623–1668) aus der Wildunger Linie der Gf.en von Waldeck und die Brüder
Georg Friedrich (1620–1692) und Wolrad (1625–1657) aus der Eisenberger Linie. Gf. Ge-
org Friedrich war vormundschaftlicher Regent für seinen Neffen He(i)nrich Wolrad
(1642–1664), und die Gf.in Anna Katharina, geb. Gf.in von Sayn-Wittgenstein (1610–
1690), führte die Regentschaft für ihre Söhne Christian Ludwig (1635–1706) und Josias
II. (1636–1669) aus der Wildunger Linie ( Isenburg V T. 47a und 47b; Steinmetz, 265f.).
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. Daß fürstliche Heßen
Caßelische memorial und darin enthaltenes petitum betreffend, sey da-
ßelbe von Braunschweig Lüneburg gar wol in drey classes abgetheilet.
Soviel nun 1. dieiennigen sachen, quae ex communi principio dependent,
antrifft, dieweil ihr fürstliche gnaden auch in diesen krieg mit eingefloch-
ten, werden sie derselben puncten halber aus der amnistia ihre satisfaction
erlangen. Halte aber doch wie Magdeburg dafur, wan sie sehe, daß die
reichssachen und motus interni sich wol anschicken, so werde sie sich
im übrigen wegen ihres privatinteresse desto williger finden laßen.
Betreffendt 2. die Marpurgische sache, vernehme er ganz gerne, daß das
fürstliche hauß Braunschweig Lüneburg der interposition sich unterfan-
gen, auch dieselbe von beyden theilen angenommen worden. Wünsche
von herzen, daß sölche unterhandtlung wol gedeyhe undt dieses fewer
zwischen den beyden heusern außgeleschet werde. Wan aber dieselben ie
nicht zuelangen unndt hergegen etwan andere mittel vorgeschlagen wer-
den möchten, würden ihr fürstliche gnaden nicht zwar per modum cogni-
tionis, sondern nur transactionis gerne cooperiren helffen.
Wegen der anderen privatorum, 3., und ihrer begerten particularsatisfac-
tion aber gebühre ihm nicht, in eines andern seckel zu votiren, sondern
die interessenten weren darüber zu hören, undt würde es die handtlung
wol geben.
Pommern-Stettin und -Wolgast. Müße bekennen, daß die Heßen
Caßelischen postulata in drey classes zu redigiren, da einestheils 1. gene-
ralia, theils 2. particularia weren, theils 3. ihre satisfaction in specie betref-
fen. Wolte dabey der meinung sein wie Pfaltz, dieweil vor diesem particu-
lartractaten fürgewesen, so were ihr Kayserlicher mayestät einzurahten,
daß dieselben super particularibus reassumiret werden müchten. Zwart
were wol zu gedencken, daß sie sich nicht werde von den cronen abreißen
noch, wie Würzburg votiret, aussezen, sondern vielmehr ihre satisfaction
coniunctim cum satisfactione coronarum wollen tractiren laßen. Wan söl-
ches geschehe, were den Kayserlichen herrn plenipotentiariis an die hand
zu geben, das sie einen und anderen interessenten darzuziehen, wie weit
es dißfals zu bringen, zusehen und nachmahls es wieder an die stände zu
fernerer deliberation oder aber ratification zurückebringen.
Württemberg. Sey zwar in specie darauf nicht instruiret, conformire
sich aber doch crafft seiner generalinstruction mit Braunschweig Lüne-
burg, nicht zweiffelendt, ihr fürstliche gnaden wie auch Pfalz-Veldenz
werden damit wol einig sein.
Hessen-Darmstadt. (Hat sein votum schrifftlich communiciret, wel-
ches dan bey beschehener fleißigen conferirung sowol in formalibus als
materialibus gleiches inhalts mit den prothocollis befunden, darauf es
dan sub numero 13 beygelegt worden
Dieses Votum wurde, sehr wahrscheinlich textidentisch, der Correlation des FR zu Klasse
II, III und IV der Repliken beigelegt (s. [Nr. 118 Anm. 35] ).
Was die quaestion „an“ betrifft, da hat man sich fürstlicher Heßen
Darmbstetischer seiten des votirens zu entschüldigen, nicht, das es schwer
sey unndt die decisio weit gesuchet werden müste, nicht, das die den cro-
nen verwilligte[n] satisfactiones ein praeiudicium geben könten, dan
hierin eine groß disparitet vorhanden, noch auch, daß die merita so groß
sein, sondern weil mein votum als suspect verworffen werden müchte. Es
hette mein gnediger fürst und herr mir gnedig befohlen, wan diese sache
in consultation gezogen werden solte, mich darauf, unndt zwar auf den
ersten und zweyten im memoriali enthaltenen puncten, im nahmen seiner
fürstlichen gnaden dahin vernehmen zu laßen, daß derselbige der fürst-
lichen Caßelischen linie den lieben frieden, tranquillitet und beruhigung
von herzen gönne, und wan sie nur selbst wolte, befürderung darzu thun
wolte. Ließe also geschehen, das sie in die amnisti aufgenommen werde,
doch mit vorbehalt ihr fürstlicher gnaden recht, wie hernach mit mehrem
angedeutet werden solte.
Soviel 3. die confirmatio der erbverbrüederung und iuris primogeniturae
betrifft, kan mein gnediger fürst und herr wol geschehen laßen, daß söl-
che, wie hiebevor die Kayserliche mayestät der fürstlichen Caßelischen
lini dieselbige confirmiret haben, auch inskünfftige geschehen müchte.
Daß aber die zwischen der fürstlichen Darmbstetischen und Caßelischen
linie tewer beschworene und confirmirte haubtaccord unnd andere
pacta familiae davon ausgesetzet oder auch nach inhalt ihres 4. puncts
gethanes postulati die Marpurgische landen der Caßelischen lini restitui-
ret werden solten, daß hielten seine fürstliche gnaden vor unchristlich,
unpillig, ungerecht, scandalos und pessimi exempli. Verhoffen auch nicht,
das die Römische Kayserliche mayestät, die hochlöbliche cronen, chur-
oder fürsten sölches vor pillig halten oder erkennen würden. Dan solte
das nicht unchristlich sein, daß man so viel tausendt von fürsten unnd
unterthanen, herren und knechten, auch den fürsten, grafen und herren,
so vom fürstlichen hause Heßen lehen tragen, vor Gottes angesicht mit
aufgereckten fingern tewer geschworene aydt auf einmahl violiren, die-
selbe dem heyligen Gott vor die füeß werffen und ihm darmit aufsagen
solte? Es sey dieses eine sölche sünde, die Gott iederzeit an gantzen kö-
nigreichen gestraffet hette. Er contestire ia selbst, daß er deniennigen
nicht unschüldig halten wolle, der seines nahmens mißbrauchet , und
machten sich die dieser schuldt theilhafftig, welche ihren willen dazu ge-
ben. Ohne sey es nicht, das man von fürstlicher Caßelischer seiten sich
nicht entblödet, contra notorietatem facti vorzugeben, alß wan diese
land und auch der vertrag und die darauf gethane aydtschwüre mit ohn-
gerechter gewalt und also per vim et metum erlangt und erzwungen wor-
den. Nun referirte ich mich deswegen auf die durch die dictatur ohnlengst
communicirte informationem brevem
Siehe Kurtzer Bericht über hessen-kasselsche Kriegshandlungen, Darmstadt 1645 X 27
[/XI 6] (Text: Meiern II, 144–149 ).
solten seine fürstliche gnaden etwas mit gewalt erzwungen haben? Sie
hetten iustissimum titulum e testamento, crafft deßen ihro die land zukom-
men
Das Testament Lgf. Ludwigs IV. von Hessen-Marburg von 1595 (s. Anm. 45) hatte eine
gleichmäßige Aufteilung Hessen-Marburgs vorgesehen, die 1605 vorgenommen worden
war. Lgf. Ludwig V. von Hessen-Darmstadt verlangte aber eine Teilung nach Köpfen
statt nach Linien, so daß ihm und seinen Brüdern Philipp (1581–1643, seit 1609 regierend
in Butzbach) und Friedrich (1585–1638, seit 1622 regierend in Hessen-Homburg) drei
Viertel des Marburger Erbes zugefallen wären. Er und seine Brüder appellierten 1605 an
den RHR , indem sie sich zunutze machten, daß Lgf. Moritz von Hessen-Kassel durch sein
offenes Bekenntnis zum Kalvinismus (1605) gegen die im Marburger Testament verlangte
Garantie der lutherischen Konfession verstoßen hatte. Nach förmlichem Beginn des
Rechtsstreits im Jahre 1613 (s. folgende Anm.) sprach das RHR -Urteil vom 11. April
1623 den bislang von Hessen-Kassel verwalteten Teil des Marburger Erbes und die seit
1605 daraus erhobenen Einkünfte Hessen-Darmstadt zu ( Stammtafeln I T. 98, 104,
107; Demandt, 244–252; Bettenhäuser, 6ff.; Press, 291–303; Rudersdorf, 256f.).
ten, hette die fürstliche Heßen Darmstetische lini vor kayser Rudolpho II.
alß legitimo et solo super principatibus immediatis iudice klagen müßen;
der process hette sich ad tempora Matthiae erstrecket, der zum letzten
anno 1614 interloquirt und landgraf Morizen handtlungen iniungiret
interloquiren bedeutet ein Zwischenurteil zur Klärung von Nebenfragen im Verfahrens-
ablauf ergehen lassen ( Dick, 178). iniungiren bedeutet auferlegen, auftragen ( Campe II,
423 s. v. injungiren; Georges II, 281 s. v. iniungo Punkt II B 2; Sleumer, 426 s. v.
iniungo Punkt 4). Nachdem Ks. Matthias 1613 die Litiskontestation (die Streitbefestigung,
s. Dick, 144ff.; Sellert, 14–19) erklärt, damit der Rechtsstreit förmlich begonnen und ein
RHR -Dekret vom 23. Oktober 1613 Lgf. Moritz von Hessen-Kassel angewiesen hatte,
seine Verteidigungsschrift innerhalb von vier Monaten einzureichen, appellierte dieser
am 26. November 1613 an Ks. und Reichsstände, indem er die Zuständigkeit des RHR
bestritt. Seine Appellation wurde verworfen und ihm damit die Litiskontestation durch
Zwischenurteil auferlegt (dazu Dick, 146). 1614 teilte der RHR Lgf. Moritz die neue
Forderung des Klägers Georg II. von Hessen-Darmstadt mit, wegen Verletzung der Reli-
gionsgarantie nun auch den verwirkten vierten Teil der Marburger Erbschaft herauszuge-
ben ( Rommel II, 145, 176).
Und hette man also über 18 iahr litigiret, bis die Römische Kayserliche
mayestät mit consilio und einmüetigen voto chur- und fürsten ein urtheil
anno 1623 zu Regenspurg publiciret und darin landgraf Ludwigen pro do-
mino erklehret. Ich sage „erklehret“ und nicht „adiudiciret“ , dan sie es
vorhin e testamento gehabt. Hierauf sey die executio ihr churfürstlichen
durchlaucht zu Cöln committirt, die denen constitutionibus Imperii exac-
tissime observatis die lande selbst herrn landtgraff Ludwigen ohne vergie-
ßung bluhts oder violenz eingereumet. Aber als man ad executionem fruc-
tuum liquidorum kommen und sich herr landtgraf Moriz opponiret, auch
wol bey frembden cronen umb hülf beworben
Lgf. Moritz hatte sich nach dem ungünstigen RHR -Urteil von 1623 in der (vergeblichen)
Hoffnung auf Hilfe an England, Frk., die Ndl. und Dänemark gewandt. Im Frühjahr
1626 waren zwei hessen-kasselsche Ges. in Paris, während der Sohn des Lgf.en, Wilhelm,
eine schon begonnene Reise nach Frk. abbrach ( Rommel III, 587ff., 624ff.; Keim, 135–
139).
Kayserliche mayestät
rium per legitima bey allen vernünfftigen völckern und im Reich herkom-
mene media durch dero militem die execution verrichten laßen. Dan dar-
umb sey ihr von Gott daß schwerdt anvertrawet worden. Ob nun dieses vis
iniusta sey, laße ich vernünfftige menschen iudiciren.
Demnach aber herr landtgraff Wilhelm in die regierung kommen
selbst gangen unndt die merita causae und iustitiam erwogen, hette er es
uf güetliche mittel gerichtet, sich zum vertrag erpotten, mit einrahten
dero freunde unnd rähte nach langen tractaten geschloßen
Gemeint ist der Hauptakkord von 1627 (s. Anm. 44). Der Ks. bestätigte ihn am 1. Februar
1628, nachdem ihn 20 Fürsten, aufgefordert von den Lgf.en Georg und Wilhelm, darum
gebeten hatten. Am 6. April 1628 wurde der Vertrag auf einem Landtag in Kassel von
beiden Lgf.en und anschließend von den Ständen beeidet ( Keim, 188f.).
Kayserlicher mayestät, könig und allen churfürsten und noch darüber
dreyundzwanzig geistlichen und weltlichen fürsten umb intercession pro
confirmatione zugeschicket, welche ihn insgesambt und unanimiter per
omnia approbiret, vor pillich, recht und nüzlich gehalten, Kayserliche
mayestät umb starcke confirmation ersucht und mit vielen clausulis erhal-
ten. Nach etlichen monaten hette herr landtgraf Wilhelm dero vettern,
landtgraf Georgen etc., zu sich in dero stad undt vestung Caßel kommen
laßen, die praelaten, ritter- unnd landtschafft darzu beschreiben helffen,
den eydt von herrn landtgraf Georgen unnd den landtständen begeret und
angenommen. Nun möchte iederman iudiciren, ob dieser aydt per vim et
metum erzwungen worden. Es sey herr landtgraff Georg ohne soldaten in
herrn landtgraff Wilhelms etc. vornembste vestung in lieb unndt freundt-
schafft gewesen. Ubi ergo vis et metus? Es sage der iurisconsultus an ei-
nem ohrt: „Non est vero simile aliquem in civitate metu compulsum fuis-
se“
werde es sein, das man einem gehorsahmen, friedtfertigen fürsten des
Reichs daß seinige nehme und einem andern, so nur in einem trüben wa-
ßer fischen wollen, zustellen solte. Unrecht were es auch, daß man alle
pacta über einen hauffen werffen, die vincula societatis zerreißen und ver-
schaffen wolte, daß [das], was einmahl recht iudiciret und geuhrteilet, pro
voluntate unius cassiret werden solte. Waß für scandala und pessima ex-
empla hieraus erfolgen könten, were leicht zu erachten; es werden viel
dieses notiren, und wan dergleichen troublen im Reich sich errägten, wie-
der alte und newe pacta, sie sein so starck verwahret, alß immer sein kön-
te, etwaß tentiren. Man hette leicht zu erachten, wan man in meinen gne-
digen fürsten und herrn hart tringen und selbiger fürstlichen gnaden ein
wiedriges abzwingen würde, waß es vor ein[en] bestand haben könte. Es
sey ihre fürstliche gnaden nicht allein von Darmbstetischer lini; es dürffte
bey den andern heißen: „Manet alta mente repostum“
also ihrer gelegenheit wieder wol beobachten. Ob nun dieses dem Reich
nüzlich, ob es verantwortlich, das man die wol hingelegte sachen wieder
erfrischen laßen wolle, sey leicht zu finden. Ich wolte nur der negstver-
storbene[n] churfürstlichen durchlaucht zu Brandenburg
Kf. Georg Wilhelm von Brandenburg hatte im September 1633 seinen Kanzler Sigismund
von Götze(n) (1578–1650) zu Axel Oxenstierna nach Frankfurt entsandt, um über die
pommersche Frage und andere Partikularanliegen Kurbrandenburgs zu verhandeln
( Kretzschmar II, 104–110; Klein, Götze, 592f.; Opgenoorth, 76, 78).
angedenckens erwehnen, die ihren in anno 1633 zu Franckfurth gehabten
abgesanten expresslich in mandatis geben, daß sie sich dieser sachen nicht
annehmen solten, in bedencken, da sölche starcke verwahrte verträge und
vincula societatis humanae zerrißen werden solten, daß sie alßdan nicht
sehen könten, wie etwas bestendig pleiben würde. Und da man pro mu-
tato rerum statu die pacta enderen dürffte, würden sölche mutationes
auch inskünfftig hinwieder zu befahren sein.
Wolte also im nahmen meines gnedigen fürsten und herrn die herrn
sambt unnd sonders dienstlich ersuchet haben, das werck selbst in der
furcht Gottes unndt fleißig zu erwegen, sich durch die Caßelische spar-
girte scripta nicht irre machen zu laßen. Mein gnediger fürst und herr
hat mich gnedig berichtet, daß ihme aus Marpurg von selbigen communi-
cation geschehen, unnd sey im werck begriffen, selbige im abtruck refuti-
ren unnd der ganzen weldt zeigen zu laßen, wie ungüetlich ihr fürstlicher
gnaden viel imputiret, wie felschlich viel erzehlet unndt vortheilhafftig
viel verschwiegen werde. Man lege meinem gnedigen fürsten und herrn
mit keinem grund bey, alß ob derselbige kein recht oder güte [habe] ley-
den wollen. Soviel daß letzte anlanget, [so] sey [diese Unterstellung] wie-
der der fürstlichen fraw wittiben an die evangelische gesante gethanes
schreiben selbst
In ihrer Antwort an das CE über Kriegshandlungen in Oberhessen (Kassel 1646 I 7[/17],
diktiert [Osnabrück] 1646 I 17/27; Text: Meiern II, 235 ff.) akzeptierte die Lgf.in von
Hessen-Kassel das Vermittlungsangebot Hg. Christian Ludwigs von Braunschweig-Lüne-
burg nur vorbehaltlich aller hessen-kasselscher Rechte und Maßnahmen einschließlich der
weiteren Besetzung Oberhessens, d. h. sie war nicht zu einer den Gewaltverzicht ein-
schließenden gütlichen Einigung bereit.
Ludwigs etc. zu Braunschweig und Lüneburg fürstliche gnaden zur inter-
position vor etlichen monaten sich offeriret, und sey auch von seiner
fürstlichen gnaden so baldt mit beliebet worden. Waß daß recht anlanget,
sein seine fürstliche gnaden niemahls darumb angelanget, niemahls einige
clage wieder sie angestellet [worden], ia man habe noch bey weiniger zeit
von sich geschrieben, den vertrag zu halten, auch daß ihre arma mit die-
sen sachen nichts zu thun hetten, wie dan der fürstlichen fraw wittiben
diese schreiben alle vorgeleget werden können und sollen. Mit was grundt
man dan sagen könne, daß von fürstlicher Darmbstatischer seiten man
kein recht [habe] leiden wollen? An deme sey es, daß man ein[en] prae-
text haben müste. Warumb man Caßelischer seiten die arma geführet, sol-
len [die Gründe] dem mir zukommenen bericht nach in schrifften auß-
getrucket sein, daß nemblich der Caßelischen lini sonst satisfaction ge-
schehen solle, weil aber selbiger nun die geistliche güeter vielleicht durch
die confoederation entzogen
Die hessen-kasselschen Satisfaktionsforderungen (s. Anm. 47) betrafen auch unbestreitbar
kath. Gebiet und waren nicht mit Art. 2 des frz.-schwed. Vertrages von 1641 VI 30 (und
entsprechenden Bestimmungen früherer frz.-schwed. Verträge) zu vereinbaren, wie bei
Bekanntwerden der Forderungen auch im CC angeführt wurde ( DuMont VI.1, 207;
APW III A 4/1, 211 Z. 3–9).
graff Georg dero land zur ausbeut hergeben. Ob aber mein gnediger fürst
und herr sich annoch schüldig erachte oder willig sein werde, in sölcher
Marpurgischen sach recht oder güte zu leiden, wüste ich nicht, sey dar-
über nicht instruiret, sondern müste anzeigen, daß, nachdem man von
fürstlicher Caßelischer seite mit fewer und schwerdt ihrer fürstlichen gna-
den die land abgenommen, fahre man in sölchen proceduren fort, zwinge
die unterthanen per manum militarem zur huldigung oder vielmehr meyn-
aydt. Etliche beambten, die nicht meinaydig werden wollen, seze man in
schmelige arrest, lege ihnen die heuser vol soldaten und laße sie ganz ins
verderben sezen. Den pfarrer[n] und professoren hette man auch zwar
nur handtgelöbnüß zugemutet und in eventum bedrawet, andere aber
mit aufsagung des schutzes zwingen wollen. Die aber dafürgehalten, daß
sie ein dreyfaches periurium begehen werden, indem sie herrn landtgraf
Georgens fürstlicher gnaden geschworenen eydt unnd dan den auf den
haubtaccord geleisteten aydt brechen unnd den dritten mit gutem gewi-
ßen nimmermehr halten können, deßwegen viel sich entschuldiget unnd
theils umb das flebile emigrationis beneficium angesuchet, auch nur dem
einkommenen bericht nach umb geringe dilation gebeten, so ihnen aber
mit bedröheter aufsagung des schutzes unndt also freymachung abge-
schlagen, unnd daß, wan sie zuvorders geschworen hetten, erlaubnüß
wegzuziehen haben solten, geantwortet. Unnd wolte man also die leut in
ihrem gewißen unerhöret beschweren, dergleichen von keinem stand des
Reichs geschehen, so auch ganz wiedriger religion zugethan gewesen.
Demnach dan die fürstliche Caßelische lini sölche dinge anfenget unter
dem nahmen eines ohnmündigen fürsten , so stelte mein gnediger fürst
und herr zu bedencken, ob der fürstlichen fraw wittib, die sich zwar der
tutel unternommen, aber nicht confirmiret und bestetiget were, erlaubt
sey, die pacta iurata domus Hassiacae, so des herrn pupilli herr vater
aufgerichtet hat, umbzustoßen. Ferner, weil mein gnediger fürst unnd
herr umb gewißens, reputation und ihres ganzen fürstlichen hauses in-
teresse willen sich verpflicht[et] erachtet, sölche atrocissima pacifragia
ohngeahndet nicht hingehen zu laßen, und dan dafürgehalten, daß die
fürstliche Caßelische lini sowol alß seine fürstliche gnaden der Römi-
schen Kayserlichen mayestät alß von Gott vorgesetzter obrigkeit unter-
worffen und kein absolutam potestatem habe, daß auch dieselbige schül-
dig sey, den heilsahmen reichsgesetzen unnd legibus patriis gehorsamb
zu leisten und sich dero disposition zu unterwerffen, alß hat mein gne-
diger fürst und herr diesen landtfriedenbruch an die Römische Kayserli-
che mayestät, unseren allergnedigsten herrn, gelangen laßen
Wahrscheinlich bezog sich der Ges. auf eine Anzeige Wolffs von Todtenwarth an Ks. Fer-
dinand III., s. d., praes. 1645 XII 8. Der Ks. ging in der anschließenden Weisung an seine
Ges. vom 12. Dezember 1645 nicht ausdrücklich auf den Vorwurf des Landfriedensbruchs
ein, sondern vornehmlich auf die hessen-kasselsche Forderung, den Hauptakkord von
1627 für ungültig zu erklären ( APW II A 3 Nr. 22).
beten, sölches vor chur-, fürsten unnd stände des Reichs zu bringen,
dero gutachten darüber einzuholen und ihro dasiennige wiederfahren
zu laßen, waß die constitutiones de pace publica mit sich bringen. Undt
getröstet vorhochgedachter mein gnediger fürst unnd herr sich gewiß-
lich, es werde die Römische Kayserliche mayestät, chur-, fürsten und
stände ihro alß einem sehr betrangten und beleidigten fürsten die hülf
leisten, deren sie sich anno 1555 gegeneinander verglichen unndt ver-
pflichtet hetten
sie wollen, sobaldt ihnen diese klage zur consultation zukommen thete,
daßiennige thun und rahten, waß ein ieder begeret, seinem principaln
gerahten zu werden. Dieweil dan vermöge des landtfriedens der violator
sich ipso iure aller seiner anspruch unnd forderung verlustig machet,
würde mein gnediger fürst unnd herr sich deßen in alle wege gebrauchen
unnd also wol von keiner güte oder recht mehr hören, sondern plenarie
restituiret sein wollen.
Was die cronen anlanget, hette mein gnediger fürst und herr der königli-
chen mayestät in Schweden glorwürdigen andenckens erklehrungen und
wahrung in henden, daß sie mit dieser sache nichts zu thun haben wolten.
Dieser mainung weren auch noch die Schwedische herrn plenipotentiarii
gewesen. Die herrn Französische contestirten, daß sie meinem gnedigen
fürsten und herrn contra aequitatem et iustitiam nichts zumuhten wol-
ten
meinem gnedigen fürsten unnd herrn ich, alle notturfft unnd wege quo-
cunque modo et loco vorzubringen etc.
Baden-Durlach. Der fraw landtgräfin satisfaction in genere betref-
fend: Weil auß den königlichen propositionibus unnd replicis zu ersehen,
daß sie dieselbe mit der ihrigen connectiret, so würde auch diese satisfac-
tion eodem modo tractiret werden müßen. Und wie nun bey der cronen
satisfaction gut befunden worden, daß man sich in der quaestione „an“
nicht aufzuhalten, also were daßelbe auch hierbey in acht zu nehmen.
Die specificirten puncta anlangent, und zwart ad 1.: Werden ihr fürstliche
gnaden hoffentlich bey der amnistia et restitutione universali acquies-
ciren.
Ad 2.: Werde derselbe beim letzten punct der assecuration sich finden.
Ad 3.: Werde keinen streit haben, weil die erbverbrüederung iederzeit
confirmiret worden.
Ad 4.: Weil es tertios concernirte, laße er es dahingestellet sein. Wan aber
ihr fürstliche gnaden beyden theilen etwas gutes und das zur güetlichen
beylegung dienlich, cooperiren künten, würden sie es gerne thun unnd an
ihnen nichts erwinden laßen.
Die begerte satisfaction in specie aber anreichend, werde sich dieselbe wol
ergeben. Conformire sich dißfalß mit Pfaltz, daß nemblich ratione satis-
factionis particularis die particulartractaten reassumiret unndt mit den al-
gemeinen coniungiret werden müchten.
Anhalt. Wie Pfalz Lautern, Simmern unnd Zweibrücken.
Wetterauer Grafen. Zu vermeidung weitleufftigkeit unndt zeitverlie-
rung desto kürzer es zu faßen, finde man der fraw landtgräfin postulata,
wie Braunschweig Lüneburg angeführet, in drey classes abgetheilet. [1.]
Waß nun die universalia anlanget, wolle er hoffen, es werde denselben
durch die abhandtlung der reichssachen gute abhelffliche maße gegeben
werden. [2.] Die particularia aber weren dergestalt in der cronen satisfac-
tion mit begriffen, daß sie davon schwerlich separiret werden können.
Halten demnach mit Magdeburg und Mecklenburg dafür, wan die res et
negotia Imperii wol accommodiret werden, würden sich ihr fürstliche
gnaden auch beßer weisen laßen, worbey iedoch Pfaltz und Pommern
gut befunden, das ratione der particularsatisfaction die vörigen tractaten
reassumiret werden möchten. Soviel aber die differentien der beyden
fürstlichen heuser anlange, were hoch zu wünschen, daß dieselben aus
dem grunde gehoben unnd beygeleget werden, worzu dan auch die herrn
graffen in der Wetteraw als benachbarte (die dergleichen fewer gemeinig-
lich auch zu erreichen pflege) gerne würden cooperieren helffen. Darbey
sie aber im nahmen des Wetterawischen graffenstandes bethen, fürsten
und stände wolten es dahin vermitteln helffen, damit ihr fürstliche gnaden
dem gräflichen hauß Naßaw Sarbrücken ihre güter unnd herrschafften
restituiren müchten
Gleiberg, Cleeberg und Hüttenberg, s. die Spezifikation der konfiszierten Herrschaften
und Güter Nassau-Saarbrückens, diktiert 1645 XI 10/20 ( Meiern I, 833 –836, hier 834;
Pagenstecher, 170). Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt restituierte sie Ende 1646
Gf. Ernst Kasimir von Nassau-Saarbrücken ( Menzel, 525).
den ohnedes mit landt unnd leuten von Gott gnug gesegnet weren.
[3.] Betreffent entlich die Waldeckische sache, dieweil sie darüber nicht
gnungsamb informiret weren, müsten sie demselben gräflichen hause die
notturfft reserviren.
Hessen-Darmstadt. Soviel daß gräfliche hauß Naßaw Sarbrücken an-
langet, hetten ihr fürstliche gnaden sich der restitution nie geweigert.
Woran es aber haffte, könne er, der gesandte, nicht wißen. Wiße sonst
von keinen mehr, deme sie etwas zu restituiren schüldig weren.
Wetterauer Grafen. Referiren sich uf ihre memorialia
Die Spezifikation der konfiszierten Herrschaften (s. vorige Anm.) bildet eine Beilage zu
dem Nassau-Saarbrücker Memorial betr. seine Restitution von 1645 X 18/28 ( APW III A
3/2 [Nr. 40 Anm. 44] ).
fernerer notturfft.
Österreichisches Direktorium. Die mainungen gehen in genere da-
hin, es were den Kayserlichen herrn plenipotentiariis einzurahten, man
befünde, das diese absonderlich per memoriale gesuchte satisfaction von
den generaltractaten unnd satisfaction der cronen dependire und theils
mit der amnisti und ex communibus principiis erlediget werden könne,
theils particulares concernire, mit welcher vernehmung selbe zu tractiren
und auch in deme bestehe, was hiebevor mit ihr gehandelt worden, theils
entlich in wilfahriger bestetigung ihrer privilegien beruhe. Dahero dan in
diesem letztern die Kayserlichen herrn plenipotentiarii sich wilfährig be-
zeigen und in dem übrigen mit oder neben den tractaten über der cronen
satisfaction mit vernehmung der interessenten diese satisfactionssache da-
hin richten wolten, damit auch daß hauß Heßen Caßel den verhoffenden
generalfrieden eben gleichwie andere chur-, fürsten unnd stände würck-
lich zu genießen habe.
Hessen-Darmstadt. Bate das hochlöbliche directorium, darbey zu ge-
dencken, daß er nicht allein in particulari die notturfft gesuchet, sondern
auch die landtfriedtbruchsclag beygebracht sey.
Österreichisches Direktorium. Könne es woll hinneinrücken.