Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
105. Sitzung des Fürstenrats (sessio publica XI) Osnabrück 1646 Februar 9/19
105
Braunschweig-Lüneburg-Calenberg B I fol. 109’–116’ (= Druckvorlage); damit iden-
tisch Baden-Durlach A I fol. 101’–109’, Brandenburg-Kulmbach B IV fol. 121–128’,
Braunschweig-Lüneburg-Celle A I unfol., Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel
A I fol. 127’–131’, 137–139’, Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel B I fol. 97’–101’,
106–106’, Fränkische Grafen A II fol. 90’–95’, Hessen-Kassel A XIII fol. 113–121,
Magdeburg E fol. 145’–154’, Magdeburg Ea fol. 147–157’, Pommern A I fol. 96–102’,
Sachsen-Altenburg A II 1 fol. 120’–128, Sachsen-Gotha A II fol. 586–589’, Sachsen-
Lauenburg B S. 231–248, Sachsen-Weimar A II fol. 210–212’, Sachsen-Weimar B III
fol. 274–282’, Grafen von Schwarzburg A I fol. 75–79’, Wetterauer Grafen ( Nassau-
Dillenburg) C 1 fol. 137’–145, Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken) A III 1 fol.
435–442’, Wetterauer Grafen ( Ysenburg) A I unfol., Württemberg A I S. 211–230,
Druck: Meiern II, 367–373; vgl. ferner Herzogtum Bayern A I 1 unfol., Magdeburg D
fol. 93–97’, Österreich A II (XXXII) fol. 176’–178, Österreich B I fol. 66–68’.
Aufzeichnung der „Meinung“ des Fürstenrats Münster von 1646 II 14
Text, nicht datiert: Österreich A II (XXXII) fol. 159–159’, von Wolkenstein und Goll an
den ksl. Hof überschickt; enthält eine Mitteilung über die Beratungen zur Amnestie im
FRM und quaestio und opiniones zu Klasse I,2 der schwed. Replik bzw. zu Art. 5 und 6
der ksl. Responsion an Schweden von 1645 IX 25.
schwedischen Replik von 1646 I 7 (Erläuterung des Reichsherkommens als Maßstab für die
reichsständischen Rechte und Privilegien, Bündnisrecht der Reichsstände [vgl. später Art.
VIII,1–3 IPO = §§62–64 IPM]). Sessionsstreit wegen Pfalz-Veldenz. Aufzeichnung der
„Meinung“ des Fürstenrats Münster von 1646 II 15
(Handelsfragen [vgl. später Art. IX,1 IPO = §67 IPM]).
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten: Österreich (Direktorium), Bayern, Würzburg, Mag-
deburg, Basel, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sach-
sen-Eisenach, Braunschweig-Lüneburg-Celle, Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen,
Braunschweig-Lüneburg-Calenberg, Pommern-Stettin, Pommern-Wolgast, Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Württemberg (votiert auch für Pfalz-Veldenz), Baden-
Durlach, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Sachsen-Lauenburg, Anhalt (durch Sachsen-
Weimar), Wetterauer Grafen.
Österreichisches Direktorium. Praemissis praemittendis, weil zu
Münster wegen der worth in der Schwedischen replic, articulo 5, „iuxta
morem ab antiquo in Imperio receptum“
Siehe schwed. Replik, Klasse I,2 ( Meiern II, 186 ). Das Zitat stammt aus der ksl. Respon-
sion an Schweden, zu Art. 5 ( Meiern I, 620 ).
ben zu expliciren, imgleichen, waß circa foedera zu antworten
Siehe schwed. Replik, Klasse I,2 ( Meiern II, 186 ). Dies bezieht sich auf die ksl. Responsion
an Schweden, zu Art. 6 ( Meiern I, 620 f.).
im 1. diese mainung gesetzet, daß ihrer Kayserlichen mayestät herrn ple-
nipotentiariis einzurahten, es weren sölche wort uf den modernum Impe-
rii statum eiusque legibus fundamentalibus et constitutionibus confor-
mem zu verstehen unnd außzulegen, dabeneben ihrer mayestät für die
super iuribus statuum beschehene declaration
Gemeint ist die ksl. Responsion an Schweden, zu Art. 5 und 6, bzw. die ksl. Responsion an
Frk. von 1645 IX 25, zu Art. 7 und 8 ( Meiern I, 620 f. und 631).
selbe dem künfftigen friedenßschluß specifice zu inseriren.
Ad 2.: Weil ihr Kayserliche mayestät unndt daß Reich pillich von allen
foederibus excipiret würden, so hette es dabey sein bewenden unndt plie-
ben also die wort „modo ne sint contra imperatorem et Imperium“
Siehe ksl. Responsion an Schweden, zu Art. 6 (das Zitat lautet vollständig: modo tamen ea
Fœdera non sint […], Meiern I,621 );schwed.Replik, Klasse I,2 ( Meiern II, 186 ).
Nun erinnere man sich, waß diß ohrts am 9. Februarii (stili novi) geschlo-
ßen worden , daß nemblich die wort „ab antiquo“ nach dem Österreichi-
schen voto zu verstehen undt außzulegen, doch dabey mit dem anhang,
das, wan die worth einige weitleufftigkeit oder aufenthalt der friedenstrac-
taten machen solten, dieselbe lieber gar außen zu laßen. Finde sich daher
diese kleine differenz, weil man hier vermeinet, daß sie außgelaßen werden
kunten, davon die Münsterischen nichts gesetzet hetten.
Daß sonst die iura statuum specifice einzurücken, were zwar dieses ohrts
nicht expresse vermeldet. Weil aber ihr mayestät zuvorhin dieselben spe-
cifice sezen laßen , werde es wol dabey, wie die Münsterischen concludi-
ret, verpleiben können.
So were auch dieses ohrts auf die dancksagung gegen ihr Kayserliche
mayestät geschloßen, wie imgleichen, daß ihr mayestät und das Reich
von allen foederibus zu excipiren.
Pliebe also diese einige differenz übrig wegen außlaßung der wort „ab
antiquo“, und stünde dahin, was darauff zu schließen, damit die re- und
correlation befördert werde.
Österreich. Weil diese differenz in die substanz nicht hinneinlauffe,
auch an der Kayserlichen herrn plenipotentiarien dexteritet nicht zu zweif-
feln, so were es am besten, denselben es anheimbzugeben, ob sie es setzen
wollen oder nicht, die dan schon ein expediens würden zu finden wißen.
Bayern. Befinde soviel, daß man haubtsachlich wegen der relation ad
constitutiones Imperii einig, dabey es pillich pleiben zu laßen unnd sölche
declaration zu geben. Daß sonst die wort in omnem eventum außzulaßen,
weren zwart die maiora darauf gangen, dahin es auch noch wol kommen
und etwan also dem concluso annectiret werden könte: daß etliche dersel-
ben mainung gewesen weren.
Würzburg. Man finde die differenz nicht groß, dan die clausul were
ohnedes nur conditionaliter gesetzet etc., welches dan die herrn Kayserli-
chen am besten sehen werden. Halte auch dafür, die herrn Münsterischen
werden eben der mainung sein. So, weil auch in der Kayserlichen resolu-
tion die iura schon specificiret, werde sich die specification desto ehen-
der practiciren laßen.
Magdeburg. Agebat gratias pro relatione unnd hette es dahin eingenom-
men, daß die fürstlichen herrn abgesanten zu Münster 1. die wort „ab an-
tiquo“ dahin ausgeleget, daß dieselbe secundum modernum Imperii statum
eiusque legibus fundamentalibus et constitutionibus conformem zu verste-
hen, 2. darbeneben geschloßen, daß in dem künfftigen aufsatz des frieden-
schlußes die iura statuum specifice eingerücket werden müchten.
Ad 1. sey newligst ein conclusum gemachet: Weil dieselben wort nur
weitleufftigkeiten veruhrsachen würden, könten sie wol außgelaßen wer-
den, darbey er es nochmals bewenden laße.
Ad 2. conformire er sich mit den herrn Münsterischen.
Basel. Wie Würzburg.
Sachsen-Altenburg. Befinde gleichsfals, wie Magdeburg angeführet,
daß die differenz zweyerley:
1. Gedencken sie nicht, ob die wort „ab antiquo“ uf allen fall außzulaßen.
Dieweil sie aber die mainung nicht austrücklich verworffen, halte er da-
für, das sie es tacite approbiren etc. Repetire derowegen daß Bayerische
votum, und könte also gesetzet werden: daß etsliche es erinnert hetten.
Ad 2., waß die specification der iurium imperatoris, electorum et statuum
anlange, wan es ohne behinderung der tractaten geschehen könte, wolte
er sich zwar gerne mit Magdeburg conformiren, befürchte aber sehr, es
möchte moras causiren.
Österreichisches Direktorium. Es weren nur von denen iuribus zu
verstehen, die schon in der Kayserlichen resolution specificiret weren,
verbi gratia pacis et belli, legum ferendarum, contributionum etc. unnd
dergleichen .
Sachsen-Altenburg. Wan es den verstand hette, conformire er sich
mit Magdeburg und Österreich.
Sachsen-Coburg. Wie Altenburgk.
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. Idem pro voto triplici.
Braunschweig-Lüneburg-Celle. Beyde interpretationes hier unnd
zu Münster weren gut. Weil aber weitleufftigkeit zu besorgen gewesen, so
were cathegorice geschloßen worden, dieselben außzulaßen. Solte man
aber belieben, das es conditionaliter gesetzet werde, könne er wol indiffe-
rent sein, sonderlich uf die maße wie Bayern: daß etliche der mainung
gewesen etc.
Die specification der iurium etc. verstehe er dahin und von denen, die im
[5. und 6.] articulo der Kayserlichen resolution zuvorhin gesetzet weren.
Conformire sich dahero mit den herrn Münsterischen.
Idem auch wegen Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen und
-Calenberg.
Pommern-Stettin. Conformire sich ad 1. darmit, daß die wort hypo-
thetice könten gesetzet werden.
Wegen der specification, 2., verstehe er nicht, waß unnd wie es gemeinet.
Möchte differentien geben sowol mit ihr mayestät alß den ständen selbst
etc. Wolte aber des aufsatzes erwarten.
Ad interlocuta, daß es von denen articulo [5 und 6] exprimirten zu ver-
stehen, respondebat: Der aufsatz würde es geben.
Österreichisches Direktorium. Könte pro meliori declaratione hin-
zugesetzet werden, wie sie articulo [5 und 6] gesezet.
Pommern-Wolgast. Wie Pommern Stetin.
Mecklenburg-Schwerin. 1. Ratione explicationis der wort „ab anti-
quo“ conformire er sich mit Österreich, doch mit der Bayerischen decla-
ration, ad 2. ratione specificationis aber mit Magdeburg, Sachsen Alten-
burg unndt gleichstimmenden.
Mecklenburg-Güstrow. Idem.
Württemberg. Praemissa gratiarum actione befinde er, das man super
primo ganz einig. Conformire sich demnach mit den maioribus.
Ad 2. könne er sich gleichergestalt conformiren, daß dieiennigen iura statu-
um, so in der Kayserlichen resolution zu befinden, specificiret werden
müchten, unnd zwar cum clausula: „unndt andere status competirende“ etc.
Undt weil er
Ludwigen wegen Pfalz-Veldenz etc. befehl unnd commission be-
kommen, wegen ihr fürstlicher gnaden diesen tractaten beyzuwohnen,
so wolle er 1. zuvorders die beim antrit dieser deliberationum von fürsten
unnd ständen abgelegte pia vota repetiret haben.
Sodan 2. hetten ihr fürstliche gnaden (welche dißmahls soviel mittel nicht
gehabt, iemandt abzuschicken) ihme befohlen, daß er zwar iederzeit mit
und nach Würtenberg dero votum ablegen, welches aber citra praeiudi-
cium praecedentiae sein, sondern suo loco undt stracks negst Pfalz Zwey-
brücken gemeinet und gelten solte. Deswegen er dan feyerlich protesti-
rete mit bitte, sölches ad protocollum zu nehmen.
Weil auch 3. veranlaßet, das ein jeder, der nachkehme, die tractaten in dem
stande, wie er sie finde, antreten solte
Siehe das Conclusum des FRO und SRO zum Verhandlungsmodus vom 3. August 1645
( Meiern I, 521ff. , hier 521).
sölches auch gefallen, daß sie von ihme in der gestalt angetreten würden.
Ad rem ipsam et thema propositum: Weil dieser puncten halber res noch
integra undt ihr fürstlichen gnaden instruction mit der Würtenbergischen
ainig were, so wolte er es uf das Würtenbergische votum gestellet haben.
Sachsen-Altenburg. (Cum reliquis Saxonicis.) Hette vernommen,
waß von dem herrn Würtenbergischen wegen des Pfaltz Veldenzschen
voti vermeldet, daß nemblich daßelbe nach dem Würtenbergischen zwar
geführet, gleichwol aber der vermeinten praecedenz ohne abbruch, son-
dern stracks bey dem hause Pfalz zu verstehen sein solte. Wan nun söl-
ches wieder das chur- und fürstliche hauß Sachsen gemeinet were, müsten
sie dawieder protestiren unnd contradiciren etc., dan es were bekand, daß
das hauß Sachsen dem hause Pfalz nichts gestendig were
gen, die protestation ad prothocollum zu registriren.
Pfalz-Veldenz. Laße die Sachsen Altenburgische protestation dahin-
gestellet sein. Könne in praeiudicium des hauses Pfalz nichts einreumen,
sondern wolle reprotestiret haben.
Braunschweig-Lüneburg. Obzwar das fürstliche hauß Braun-
schweig Lüneburg mit dem chur- und fürstlichen hause Pfalz keine com-
petenz habe, dieweil er aber vernehme, daß diß votum wegen Veldenz
geführet werden solte, welches dan anders nicht alß suo loco et ordine
gelten könte, halte er nicht dafür, daß das hauß Pfalz intuitu der graf-
schafft Veldenz
habe, ia so weinig daß hauß Sachsen wegen der graffschafft Hennenberg
etc.
Die gefürstete Gft. Henneberg war 1583 aufgrund eines Erbverbrüderungsvertrags und
ksl. Exspektanzbriefe anteilig an die ernestinische und die albertinische Linie des Hauses
Wettin gefallen. Da ein Vergleich über die Teilung noch nicht zustande gekommen war,
regierten beide Linien die Gft. bis 1660 gemeinsam. Das FR-Votum wurde namens des
Gesamthauses geführt und nach dem Votum Anhalts abgelegt ( Meiern V, 253 ; Zickgraf,
120ff., 127f.; Klein, Sachsen, 11, 30f.).
informiren und weisen laßen.
Pfalz-Veldenz. Habe in instructione, daß das Veldensche votum
stracks nach Pfalz Zweybrück zu verstehen sein solte. Befinde auch auß
den reichsconstitutionibus und abschieden, daß es eo ordine gesetzet
worden
In den RA von 1582, 1598 und 1603 lautete die Reihenfolge Pfalz-Zweibrücken – Pfalz-
Veldenz – Hg.e von Sachsen ( Sammlung III, 413f., 467, 516). Im RA von 1613, den nur
wenige Protestanten unterzeichnet haben ( Ritter II, 386f.), fehlt Pfalz-Veldenz; zum RT
1640–1641 s. Anm. 22. Sachsen hatte diese Ordnung angefochten (Protest des Hg.s von
Sachsen auf dem RT von 1570, Text: RTA Speyer 1570/2 Nr. 524).
Pfalz Zweybrügk entsproßen , man werde es dabey bewenden laßen;
müste uf allen fall iura principis reserviren unnd reprotestiren.
Baden-Durlach. Ad 1. mit Österreich und Bayern, ad 2. mit den
maioribus.
Hessen-Kassel. Wan das Pfalz Veldentsche votum allein wegen Vel-
denz gemeinet, wolle er gleichsfals protestiret haben.
Pfalz-Veldenz. Reprotestirte gleichergestalt unnd bedingete, daß
sölch votum convenienti loco et ordine gelten solte.
Hessen-Kassel. Die sache selbst belangend, conformire er sich ad 1.
mit Braunschweig Lüneburg, ad 2. demselben und anderen vorsizenden
dergestalt, das die iura statuum specifice zu sezen.
Hessen-Darmstadt. Ad 1. mit Bayern unndt Österreich, ad 2. mit den
herrn Münsterischen, Magdeburg undt folgenden etc.
Wegen Veldenz stehe er gleichsfalß an unnd wiße nicht, ob es ein für-
stenthumb sey unnd immediate zum chur- unndt fürstlichen hause gehö-
re. Daß aber die grafschafft dem hause Pfalz solle incorporiret unnd da-
durch ein fürstenthumb worden sein, davon wiße er nicht undt müste uf
allen fall auch protestiren.
Mecklenburg, Pommern, Baden. Protestirten gleichergestalt.
Pfalz-Veldenz. Thete wiederumb reprotestiren.
Österreichisches Direktorium. In dem reichsabschiedt anno 1641
were zu befinden, daß stracks nach Pfalz Zweybrück Pfalz Veldenz gese-
zet worden .
Pfalz-Veldenz. Sey nurt ad differentiam der linie von der residenz
Die Residenz des Fürstentums Pfalz-Veldenz war von 1543 bis 1654 Lauterecken ( Zink,
23) In drei FRO -Sitzungen votierte der Ges. im Namen von Pfalz-Veldenz-Lauterecken
(s. dazu [Nr. 112 Anm. 71] ; s. auch Nr. 117 bei Anm. 33; Nr. 118 bei Anm. 48).
also genennet, were aber sonst ein hauß etc.
Sachsen-Lauenburg. Wan das votum wegen der grafschafft Veldenz
alleine zu verstehen, wiederhole er die eingewendete protestationes.
Pfalz-Veldenz. Unnd er seine reprotestation.
Sachsen-Lauenburg. Ad rem ipsam conformire er sich mit Braun-
schweig Lüneburg unndt anderen.
Wetterauer Grafen. Deßgleichen.
Österreichisches Direktorium. Die mainungen gehen dahin:
Ad 1.: Weil am 9. Februarii st. n. ebendieser schluß , doch mit dem con-
ditionalanhange, gemachet worden, so pleibe es pillig dabey.
Ad 2. accommodire man sich in deme den herrn Münsterischen, daß die
articulo [5 und 6] resolutionis Caesareae specificirte iura statuum auch also,
wie sie gesetzet, dem künfftigen friedenschluß einverleibet werden solten.
Vors andere erinnere man sich, waßgestalt circa 4. membrum replicae
Suecicae
Gemeint ist Klasse I,4 der schwed. Replik ( Meiern II, 187 ).
man dieselbe auf der reichs- unndt hanseestädte mainung, so vielleicht
albereit beim Churmaynzischen directorio ein- und ehist zur dictatur
kommen würde, außsetzte, doch daß dieselbe nicht contra iura principum
et statuum lauffen solte. Hierauf nun weren fürsten unndt stände zu
Münster durchgehend der mainung gewesen, wie er itzo verlesen wolte
Rubrica: Waß ihr Kayserlichen mayestät etc. in puncto commerciorum
einzurahten unnd ob oder waßgestalt der reichs- und hanseestädte mai-
nung hierüber zu vernehmen:
Den Kayserlichen herrn plenipotentiariis [sei] an die handt zu geben:
1. Weil die reductio commerciorum an reductione pacis
nach zuvorderß die friedenßtractaten selbst haubtsachlich befordert unnd
die Kayserliche declaration
Siehe ksl. Responsion an Schweden, zu Art. 15, und ksl. Responsion an Frk., zu Art. 11
( Meiern I, 622 , 631f.).
kriege newerlich und ohne recht aufgesetzte zölle, mauthen undt impo-
sten wie auch steigerung der alten, sonderlich aber die Spanischen unndt
Stadischen licenten
Lizent ist eine Verbrauchssteuer und der damit verknüpfte Zoll bei der Ein- und Ausfuhr
( DRW VIII, 1353; allgemein s. Repgen, Zollpolitische Regelungen, 305–322). Anlaß zur
Klage gaben besonders die Rheinzölle zu Bacharach, Kaub und Hammerstein, von denen
im Februar 1646 Bacharach und Kaub in frz. und Hammerstein in span. Hand waren
( APW III A 1/1, 484 Z. 3–8; Fliedner, 36f.; zu weiteren Lizentorten am Rhein s. APW
III A 1/1, 556 Anm. 2 und Buchstab, 153; zu Hammerstein s. Anm. 36 und zur Unter-
scheidung zwischen den ndl. Zöllen in den Generalstaaten und im Reich S. 162 Z. 25–29).
cordata gehandthabet; 2. der reichs- und hanseestädte mainung hierüber,
doch ohne aufenthalt der tractaten, eingenommen werden möchte.
Ob nun hiebey zu acquiesciren oder was weiter fürzunehmen etc.
Österreich. Weil ihrer mayestät intention ohnedaß dahin gehe, daß die
commercia reduciret werden möchten und zuvorhin sowol ihre mayestät
alß die cronen von abschaffung der unrechtmeßigen zölle meldung get-
han
Siehe frz. Proposition II von 1645 VI 11, Art. 11; ksl. Responsion an Frk., zu Art. 11
( Meiern I, 447 und 631f.); Repgen, Zollpolitische Regelungen, 306f. Die ksl.-schwed. Ver-
handlungen über Handelsfragen waren bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr konkret
( ebenda, 313).
nischen unnd Stadischen licenten stehe er an, verstehe es aber dahin, daß
davon auch bey diesen tractaten zu handtlen und umb deren abschaffung
sich zu bemühen.
Wegen des anderen laße er’s dabey, weil zumahl die städte schon damit
fertig und sölches, wie er vernehme, ehist zur dictatur kommen würde .
Bayern. Könne sich deßwegen mit den herrn Münsterischen verglei-
chen.
Würzburg. Habe nichts weiters zu erinnern, sondern wie die liebe iu-
stiz, also dependirten auch die commercia von dem lieben frieden, dahero,
wan dieser erhoben, mit den commercien sich’s auch geben würde.
Magdeburg. Von seiten Magdeburg habe er vernommen, waß der herrn
Münsterischen mainung in puncto commerciorum gewesen, daß nemblich
zuvorders die friedenßtractaten befordert, die Kayserliche declaration ins
werck gestellet, auch newerliche zölle unnd imposten abgeschaffet, dan
aber auch der reichs- unnd hanseestädte mainung hierüber eingenomen
werden solte. Weil es nun sölchergestalt noch uf gemelter reichs- undt
hanseestädte bedencken stehe und er dan vernehme, daß daßelbe schon
einkommen , wolle er deßen per dictaturam erwarten und sodan ihr
fürstlicher durchlaucht wegen sich declariren.
Basel. Wie zuvorn.
Sachsen-Altenburg. Sey eben der mainung wie Magdeburg, daß man
sich in puncto commerciorum so eigentlich nicht erklehren könne, biß
der hanseestädte bedencken einkommen, biß dahin er dan auch sein vo-
tum zu suspendiren uhrsach hette. Wan aber daßelbe vorhanden unnd in
berahtschlagung kehme, würde man sich sodan weiter zu erklehren
haben.
Waß sonst daß Münsterische conclusum anlange, were wol nicht un-
dienlich, daß die newerlichen, propria authoritate angelegte[n] zölle und
imposten, auch consumptiengelder unndt deßgleichen abgeschaffet wer-
den. Daß man aber auch die Spanische unnd Stadische licenten zugleich
mit abschaffen wolte, halte er mit Österreich nicht dafür, daß es in ein
thun zu ziehen, und hette man Spanien oder Holland hierunter nichts
fürzuschreiben. Doch wan es ohne hinderung deß haubtwercks bey ihnen
beederseits zu erhalten, were es wol sehr gut.
Sachsen-Coburg. Wie Sachsen Altenburg.
Sachsen-Weimar. Idem, sowol wegen Sachsen Weymar alß wegen
Sachsen-Gotha und -Eisenach.
Braunschweig-Lüneburg-Celle. Wolle gleichsfals der reichs- unnd
hanseestädte bedencken erwarten, und weil sonst in dem Münsterischen
concluso gar gute gedancken weren, so conformire er sich demselben, au-
ßerhalb, waß schon von Österreich wegen der Spanischen unndt Sta-
dischen licenten erinnert worden. Zwart könte noch eine distinction ge-
machet werden von deniennigen imposten, so sie uf des Reichs boden
angeleget, welche pillig abzuschaffen etc., aber nicht, waß sie in ihren ei-
genen provincien angeordtnet, dan darein hette man sich nicht zu mi-
schen, sondern möchte newe unruhe veruhrsachen. Halte dafür, man
künte diese clausul wol gar außen laßen oder a part erinnern etc. Wan’ß
kunfftig bey der handtlung zu erhalten stünde, were es nicht zu wieder-
rahten, doch daß es nicht alß eine conditio necessaria pacis gesetzet werde
etc., dan daß Römische Reich könne ihnen doch, zumahl in ihren landen,
so weinig ziel noch maß geben, alß man ihnen in dem Römischen Reich
gerne gestatten würde. Daß übrige were alles gar gut, wie er sich dan
nochmalß conformire etc., unndt daßelbe auch wegen Braunschweig-
Lüneburg-Grubenhagen und -Calenberg.
Pommern-Stettin. Suspendire sein votum, bis der städte bedencken
einkomme. Im ubrigen conformire er sich mit den herrn Münsterischen,
doch mit denen hinc inde beschehenen erinnerungen.
Pommern-Wolgast. Idem.
Mecklenburg-Schwerin. Sey auch der mainung, das der reich- undt
hanseestädte bedencken zu erwarten unnd sich darauf weiter zu erkleh-
ren, wie auch darinnen, das ein unterschiedt zu machen unter denen Spa-
nischen unnd Stadischen licenten, so sie im Reich oder außerhalb deßen
in ihren provincien gemachet. Do nun die aufm Rhein oder anderswoh
uffm Deutschen boden angelegte gemeinet weren, conformire er sich mit
Braunschweig Lüneburgk.
Mecklenburg-Güstrow. Idem.
Württemberg. Mit vorbehalt weiterer notturfft auf einkommendes der
städte bedencken conformire er sich ad interim mit den herrn Münsteri-
schen, wegen der Spanischen und Stadischen licenten aber mit Österreich,
doch mit der Braunschweig Lüneburgischen erinnerung unnd distinction.
Welches er auch wegen Pfalz-Veldenz wiederholet unnd in suo loco
et ordine wolle verstanden haben etc.
Baden-Durlach, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt. Confor-
mirten sich gleichfals, insonderheit wegen der Braunschweig Lüneburgi-
schen distinction, zumahl bekandt, waß die Spanischen zu Hammerstein
und in anderen pläzen für große beschwerung unnd newerung uf dem
Rhein gemachet hetten.
Sachsen-Lauenburg. Wiederholete daßiennige, waß zu Münster be-
schloßen, und weil für sich bekand, daß die Spanischen sachen nicht hie-
her gehören, könne er sich auch darmit conformiren, daß derselben licen-
ten nicht zu gedencken, es were dan, daß sich noch dieselben tractaten zu
Münster ereugneten, da dan auch dieser sachen, sonderlich der im Reich
angelegten licenten abschaffung, wol mit gedacht werden könte etc. Im
übrigen würden die stäte mit ihrem bedencken ehist einkommen.
Anhalt. Wiederholte der herr Weymarische sein abgelegtes votum.
Wetterauer Grafen. Repetirten daß Österreichische votum mit reser-
virung fernerer notturfft.
Österreichisches Direktorium. 1. Halte er selbst dafür, daß die
herrn Münsterischen es nicht anderß alß von den licenten, so die Spa-
nischen unnd Stadischen im Reich anzulegen sich unternommen, verstan-
den. Derowegen dan zu erleuterung die wort „auf dem reichsboden“ hin-
zugesezet werden könten.
2. Wollen sie gleichsfalß der hanseestädte bedenckens erwarten etc.
Nach beschehener approbation gefielen etliche interlocuta von den alzu-
hohen Spanischen unndt Stadischen licenten und imposten, da in Spanien
wol 30 pro 100 gegeben werden müsten, in Holland aber es gleichsfalß in
13 jahren uf das alterum tantum kehme.
Österreichisches Direktorium. Dieweil man numehr so weit kom-
men, wolle er die correlation aufsetzen und sehen, ob dieselbe morgen
oder ubermorgen verlesen werden könte . Waß sonst in prooemio ge-
schloßen , were nach Münster communiciret worden. Es hette aber der
fürstenraht daselbst noch nichts, was dorten deliberiret were, wieder her-
übergeschicket etc. Stünde derowegen nachzudencken, ob darauf zu war-
ten oder nichtsdestoweiniger mit der correlation fortzufahren.
Sachsen-Altenburg und andere. Weil sie nicht contradiciret, hette
man es pro consensu zu halten, zumahl sie sonst den ordinem approbiret
hetten. So lieffen auch die praeliminaria meistentheils wieder in die
haubtpuncten.
Österreichisches Direktorium. Ob noch itzo oder morgen umbzu-
fragen, was für ein modus re- et correferendi zu halten.
Sachsen-Altenburg und die übrigen. Wan die correlation abge-
lesen werde, stünde zugleich auch davon zu rehden.