Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1645 X 26
1645 X 26
Donnerstag Donnerstags, 26. huius, nachmittag umb 5 uhr ha-
ben wir inen, mediatorn, umbstendtlich vorgetragen, waß in hac materia
excludendorum von denn samptlichen catholischen ständen geschlossen
worden, mit angehenkhtem ersuechen, weil es fast daß ansehen haben wolte,
daß die protestirenden durch dises zumuetten, ungeachtet anerbottnen revers,
nur einen fueß in die reichssessiones einzetringen und folgendts dise lang
gefüerte praetension wegen aller inhabender stiffter in tractatu grauami-
num durchzetrukhen unterstehen werden, sie wolten desto beweglicher bei
denn Französischen plenipotentiarien insistiren, auff daß sie solches zumuet-
ten verlassen und sich dessen weiter nit annemmen theten. Wir haben hiebei
pro singulari motiuo angezeigt, daß eben heüttigen tags der Lübeckisch ab-
geordnete , als er seinen abschied von unß genommen, sich per expressum
und mit disen worten verlautten lassen, die protestirende wurden einmahl
wegen innhabender immediatstiffter die session und stimm uff reichscon-
ventibus haben wollen und inen solches ferner durch eisene händt nit nem-
men lassen. Waß dann die Hessen Casselische admission belangte, da wolte
es zwar am mehisten umb Ihr Kayserlicher Maiestät reputation ze thuen sein,
es weren aber dabei vil hohe ständt zugleich interessirt, derentwegen unß,
vor unß selbst daran waß nachzegeben, nit verantworttlich fallen wolte. Wir
weren aber von Ihr Kayserlicher Maiestät auff dasjenig, waß sich bei dem
actu propositionis ad status in hoc puncto verloffen, mit nechstem einer
resolution vertröstet, nach deren wir unß ferner ze richten wissen würden.
Verhofften auch, selbe also gestaltet sein werde, daß sich derentwegen die
tractatus nit stekhen werden.
Domini mediatores responderunt et praesertim Venetus, sie hielten es ein
sach von böser consequentz sein, wann man es dahien kommen lassen wolt,
daß ein theil der ständen sagte, es wer diß oder jene sach nunmehr in der
cronen handt und köndte von den ständen weiter darinn nichts gehandlet
oder nachgeben werden. Dann uff solche formb wer besser, den cronen ein
charta bianca in handt ze geben und sie drauff schreiben lassen, waß sie wol-
ten . Derentwegen wer ihr rath, wir solten allein darauff insistirn, daß die
Franzosen und folgendts auch die Schweden angelangt würden, [daß sie] uff
die inen ommunicirte Kayserlichen responsiones nunmehr alles, waß sie in
materia pacificationis ze pretendirn gedächten, semel pro semper heraußgeben
wolten, damit man endtlich sehen köndte, ob einige hoffnung zu fridlicher
accommodation vorhanden oder nit. Dann wo diß nit geschehe, so werden
dergleichen incidentia noch vil nach und nach heraußkommen, ie eines nach
dem andern nachgeben werden müessen, endtlich aber würde man doch am
hauptwerkh anstehen. Wann man nun auß solchen eröffneten postulatis sehen
köndt, daß es zu einem verglich kommen solt, so wer alsdann sein rath, man
solte ein sicheres temperamento in ein und anderm puncto nit außschlagen,
und zwar den vorschlag an ine gestellt sein lassen. Vermeinte die sach dahin
zu richten, daß die Hessen Casselischen et similes sich durch schreiben oder
ihre deputatos gegen Ihr Kayserliche Maiestät oder dero plenipotentiarios
der gebürenden submission quoad caussas imperii vernemmen lassen und,
daß sie solchergestalt ad consultationes communes admittirt wurden, begeh-
ren und pitten solten. Er wolte sich auch befleissen, daß dise admission mit
wenigstem praeiudicio geschehe. Dann er wol wüßte, waß wegen Hessen
Cassel bewilligt, daß wuerden die Schweden auch proportionabiliter wegen
Magdenburg nachgegeben haben wollen. Bei wölchem pass aber man sich
eines revers vergleichen solte, wölchen nit allein selbe deputati, sondern
auch alle anwesende protestantes ze underschreiben, damit man contra futu-
ras consequentias gnuegsamb versichert werde. Da es also unß nit entgegen,
so wolte er neben herrn nuncio angedeüttes begehren denn Franzosen vor-
tragen und sie zu solcher durchgehenden eröffnung disponiren, wann sie aber
replicirten, daß sie es ehender nit thuen wolten, biß sie von unß und den
catholischen in disem puncto admittendorum ihr intent erhalten, so wolte er
sie behandlen, daß sie solchen punctum an sie, mediatores, lassen und sich
mit weiterer eröffnung nit auffhalten wolten, dann sie ja zu bedenkhen hetten,
daß man derenmal einist wissen müeßt, worauff alle ihre pretensiones be-
stüenden . Alsdann und da man begreiffen köndte, daß es zu einem erbarn
und billichen friden ze bringen, werden sich schon mittel finden, dise noch
unerledigte controversien auch ze accommodirn.
Respondimus, daß wir disen rath wol annemblich finden theten und nit
zweifelten, die ständt von catholischer religion wie auch die andere werden
dessen wol content seien. Sie also ersuecht, das werkh dergestalt ze incami-
nirn , quod et facturos se promiserunt. His ita peractis haben wir inen,
mediatorn, ferners vorgetragen, wie daß Ihr Kayserliche Maiestät unß be-
vohlen gehabt, bei dem duca di Longavilla mit occasion ime erstattender
visita wie auch bei seinen collegis zu penetrirn, worauff ihre meinungen in
puncto der Pfaltzischen sachen, sowol die chur als der landen restitution
betreffend, sodann in puncto praetensae satisfactionis gestellt weren, und son-
derlich bei anmassender restitution der Oberen Pfaltz wie nit weniger ihres-
theils dem verlautt nach pretendirter retention der Vorderosterreichischen
landen inen die unbillicheiten, worumben weder eines noch anders Ihr
Kayserlicher Maiestät zuzemuetten sein köndt, ze representirn. Da wir aber
sie nit allerdings ad indiuidua hetten bringen könden, sondern solche dis-
corsi mehrerntheils allein per generalia weren passirt worden, dieweil dann
Ihr Kayserlicher Maiestät merklich daran gelegen, nit allein ermeldter Fran-
zosen intentiones hierunder recht zu erlernen, sondern auch dennselben
müglichst vorzebauen und inen die mitlauffende hochste unbillicheit zeitt-
lichst zu gmüet ze füeren, so ersuechten wir sie, mediatores, mit ehister
occasion in ermeldte Französische plenipotentiarios ze setzen und, wo immer
müglich, zufürkommen, daß dergleichen postulata nit auff die baan gebracht
werden. Zu wölchem ende wir inen nit allein mundtlich die beygehende motivi
representirt, sondern auch folgendts, und zwar allein zu ihrer nachricht und
pro memoria, deren ettlich in schrifften hinderlassen, ut apud acta [ 868 ].
Domini mediatores promittunt se omnem operam adhibituros, erkenten es
selbst vor gantz unbilliche praetensiones, begehrten von unß zu vernemmen,
ob sie etwan wegen überlassung der stiffter Metz, Tull und Verdun und waß
darvon dependirte, ein apertur thuen möchten. Darauff wir in erinnerung
von Kayserlicher Maiestät habenden bevelchs mit ja geanttworttet.
ben wir inen, mediatorn, umbstendtlich vorgetragen, waß in hac materia
excludendorum von denn samptlichen catholischen ständen geschlossen
worden, mit angehenkhtem ersuechen, weil es fast daß ansehen haben wolte,
daß die protestirenden durch dises zumuetten, ungeachtet anerbottnen revers,
nur einen fueß in die reichssessiones einzetringen und folgendts dise lang
gefüerte praetension wegen aller inhabender stiffter in tractatu grauami-
num durchzetrukhen unterstehen werden, sie wolten desto beweglicher bei
denn Französischen plenipotentiarien insistiren, auff daß sie solches zumuet-
ten verlassen und sich dessen weiter nit annemmen theten. Wir haben hiebei
pro singulari motiuo angezeigt, daß eben heüttigen tags der Lübeckisch ab-
geordnete , als er seinen abschied von unß genommen, sich per expressum
und mit disen worten verlautten lassen, die protestirende wurden einmahl
wegen innhabender immediatstiffter die session und stimm uff reichscon-
ventibus haben wollen und inen solches ferner durch eisene händt nit nem-
men lassen. Waß dann die Hessen Casselische admission belangte, da wolte
es zwar am mehisten umb Ihr Kayserlicher Maiestät reputation ze thuen sein,
es weren aber dabei vil hohe ständt zugleich interessirt, derentwegen unß,
vor unß selbst daran waß nachzegeben, nit verantworttlich fallen wolte. Wir
weren aber von Ihr Kayserlicher Maiestät auff dasjenig, waß sich bei dem
actu propositionis ad status in hoc puncto verloffen, mit nechstem einer
resolution vertröstet, nach deren wir unß ferner ze richten wissen würden.
Verhofften auch, selbe also gestaltet sein werde, daß sich derentwegen die
tractatus nit stekhen werden.
Domini mediatores responderunt et praesertim Venetus, sie hielten es ein
sach von böser consequentz sein, wann man es dahien kommen lassen wolt,
daß ein theil der ständen sagte, es wer diß oder jene sach nunmehr in der
cronen handt und köndte von den ständen weiter darinn nichts gehandlet
oder nachgeben werden. Dann uff solche formb wer besser, den cronen ein
charta bianca in handt ze geben und sie drauff schreiben lassen, waß sie wol-
ten . Derentwegen wer ihr rath, wir solten allein darauff insistirn, daß die
Franzosen und folgendts auch die Schweden angelangt würden, [daß sie] uff
die inen ommunicirte Kayserlichen responsiones nunmehr alles, waß sie in
materia pacificationis ze pretendirn gedächten, semel pro semper heraußgeben
wolten, damit man endtlich sehen köndte, ob einige hoffnung zu fridlicher
accommodation vorhanden oder nit. Dann wo diß nit geschehe, so werden
dergleichen incidentia noch vil nach und nach heraußkommen, ie eines nach
dem andern nachgeben werden müessen, endtlich aber würde man doch am
hauptwerkh anstehen. Wann man nun auß solchen eröffneten postulatis sehen
köndt, daß es zu einem verglich kommen solt, so wer alsdann sein rath, man
solte ein sicheres temperamento in ein und anderm puncto nit außschlagen,
und zwar den vorschlag an ine gestellt sein lassen. Vermeinte die sach dahin
zu richten, daß die Hessen Casselischen et similes sich durch schreiben oder
ihre deputatos gegen Ihr Kayserliche Maiestät oder dero plenipotentiarios
der gebürenden submission quoad caussas imperii vernemmen lassen und,
daß sie solchergestalt ad consultationes communes admittirt wurden, begeh-
ren und pitten solten. Er wolte sich auch befleissen, daß dise admission mit
wenigstem praeiudicio geschehe. Dann er wol wüßte, waß wegen Hessen
Cassel bewilligt, daß wuerden die Schweden auch proportionabiliter wegen
Magdenburg nachgegeben haben wollen. Bei wölchem pass aber man sich
eines revers vergleichen solte, wölchen nit allein selbe deputati, sondern
auch alle anwesende protestantes ze underschreiben, damit man contra futu-
ras consequentias gnuegsamb versichert werde. Da es also unß nit entgegen,
so wolte er neben herrn nuncio angedeüttes begehren denn Franzosen vor-
tragen und sie zu solcher durchgehenden eröffnung disponiren, wann sie aber
replicirten, daß sie es ehender nit thuen wolten, biß sie von unß und den
catholischen in disem puncto admittendorum ihr intent erhalten, so wolte er
sie behandlen, daß sie solchen punctum an sie, mediatores, lassen und sich
mit weiterer eröffnung nit auffhalten wolten, dann sie ja zu bedenkhen hetten,
daß man derenmal einist wissen müeßt, worauff alle ihre pretensiones be-
stüenden . Alsdann und da man begreiffen köndte, daß es zu einem erbarn
und billichen friden ze bringen, werden sich schon mittel finden, dise noch
unerledigte controversien auch ze accommodirn.
Respondimus, daß wir disen rath wol annemblich finden theten und nit
zweifelten, die ständt von catholischer religion wie auch die andere werden
dessen wol content seien. Sie also ersuecht, das werkh dergestalt ze incami-
nirn , quod et facturos se promiserunt. His ita peractis haben wir inen,
mediatorn, ferners vorgetragen, wie daß Ihr Kayserliche Maiestät unß be-
vohlen gehabt, bei dem duca di Longavilla mit occasion ime erstattender
visita wie auch bei seinen collegis zu penetrirn, worauff ihre meinungen in
puncto der Pfaltzischen sachen, sowol die chur als der landen restitution
betreffend, sodann in puncto praetensae satisfactionis gestellt weren, und son-
derlich bei anmassender restitution der Oberen Pfaltz wie nit weniger ihres-
theils dem verlautt nach pretendirter retention der Vorderosterreichischen
landen inen die unbillicheiten, worumben weder eines noch anders Ihr
Kayserlicher Maiestät zuzemuetten sein köndt, ze representirn. Da wir aber
sie nit allerdings ad indiuidua hetten bringen könden, sondern solche dis-
corsi mehrerntheils allein per generalia weren passirt worden, dieweil dann
Ihr Kayserlicher Maiestät merklich daran gelegen, nit allein ermeldter Fran-
zosen intentiones hierunder recht zu erlernen, sondern auch dennselben
müglichst vorzebauen und inen die mitlauffende hochste unbillicheit zeitt-
lichst zu gmüet ze füeren, so ersuechten wir sie, mediatores, mit ehister
occasion in ermeldte Französische plenipotentiarios ze setzen und, wo immer
müglich, zufürkommen, daß dergleichen postulata nit auff die baan gebracht
werden. Zu wölchem ende wir inen nit allein mundtlich die beygehende motivi
representirt, sondern auch folgendts, und zwar allein zu ihrer nachricht und
pro memoria, deren ettlich in schrifften hinderlassen, ut apud acta [ 868 ].
Domini mediatores promittunt se omnem operam adhibituros, erkenten es
selbst vor gantz unbilliche praetensiones, begehrten von unß zu vernemmen,
ob sie etwan wegen überlassung der stiffter Metz, Tull und Verdun und waß
darvon dependirte, ein apertur thuen möchten. Darauff wir in erinnerung
von Kayserlicher Maiestät habenden bevelchs mit ja geanttworttet.