Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1645 X 3
1645 X 3
Dienstag Martis, 3. huius, haben die mediatores unß nachmittag
umb 5 uhr besucht und vorgebracht, daß sie gestern die Franzosen visitirt
und erstens von der Kayserlichen responsion meldung ze thuen angefangen,
namblich sie hettens zwar gesehen, aber auch nit gesehen. Dann ob sie
zwar darvon communication erhalten, wer es doch noch nit in forma
debita geschehen, sondern stüende uff dem, daß erstens der ständen parere
darüber erwarttet würde. Halten wol darfür, sie, Franzosen, werden besser
nachricht haben. Darauff sie gleichergestalt geanttworttet, l’habbiamo anche
noi veduta et non veduta, doch sich fast nichts drüber heraußlassen wollen,
sondern vordrist sich hoch disgustirt erzeigt, daß in denn responsionibus ad
propositionem Suecicam Ihr Kayserliche Maiestät die tractation der reli-
gionsgravaminum bewilligt. Und werde darvon in den responsionibus auff
ihr proposition nichts gemeldt, da sie doch disen puncten in ihrer proposi-
tion data et deliberata opera außgelassen und erbiettig gewesen, sich solcher
intention eüsserist zu widersetzen und es ehender dahien ze richten, daß die
cron Frankreich sich mit Spania, Osterreich und denn catholischen im reich
wider die ketzer verbinden und derselben intentiones verhindern möchten.
Jetzt sehe man wol, daß es dem Kayser nit umb die religion ze thuen, son-
dern daß er mit solcher einwilligung ein favor bei denn protestirenden
sueche. Es werde aber nit also hergehen, sondern sie, Franzosen, hierdurch
ursach haben, sich newerdingen mit den protestirenden zu verbinden. Sie,
mediatores, hetten geanttworttet, sie hetten diser beschwerung kein ursach,
in der Französischen proposition wer von disem puncten nichts gemeldt.
Also hab der Kayser auch kein ursach gehabt, etwas darvon in seinen darauff
gethanen responsionibus zu melden. Die Schweden aber hetten disen arti-
culum in specie eingesetzt, daher auch nöthig gwesen, darauff ze anttwortten.
Item sie, Französische plenipotentiarii, hetten geandet, das der Kayser alle
restitution von der cron Frankreich sueche, auch gar zu übermüettig, troppo
imperiosamente, von derselben satisfaction haben, sich aber gegen dersel-
ben in nichts erbietten oder vernemmen lassen wölle. Darauff sie, mediato-
res , gesagt, es köndten die Franzosen leicht erachten, daß sich der Kayser diß-
ortts von selbst keiner schuldt bekennen noch daß seinig inen offerirn
werde. Stüende bei inen, wann sie waß ze fordern befüegt zu sein vermein-
ten , solches ze sagen. Wegen der landtgräfin admission bestüenden sie noch
uff voriger meinung, hetten in summa sich gar unschleinig erwisen und
nichts als ’guerra, guerra più che mai‘ geschryen. Doch endtlich weren sie
dahien kommen, daß sie sich in etwas bedenkhen und nach ettlich tagen in
specie gegen inen, mediatorn, erclären wolten. Sonderlich aber hette herr
duca di Longavilla gemeldt, er würde nechstens nach Oßnabrukh verraisen,
umb dem Oxenstiern die revisita zu erstatten, da er sich dann diser puncten
halber nothwendig auch mit ime unterreden müeßte, dieweil sie dißortts
pari passu miteinander fürzegehen hetten. Under anderm hetten sie angezo-
gen , daß man zu Oßnabrukh auch der statt Colmar deputatum
ad actum
propositionis admittirt, quod statim negauimus et rem multo aliter se habere
docuimus. In summa, die Franzosen machen die exclusion der landtgräfin für
ein punto d’honore. Geraiche ihrem könig und der cron Schweden zu höch-
stem schimpff. Sie sey allein diejenig, so pro libertate Germaniae streitte,
die andere alle lassen sich vor deß hauß Österreich sclaven machen, etc.
Nos, die Franzosen weren seltzame iudices, daß sie vermeinten, der Kayser
soll umb ihres königs willen sein reputation unter d’fueß tretten lassen. Sie
weren diejenige, wolche daß catholisch wesen in Teutschlandt in dise ernie-
drigung gebracht, daß man ietzt nolens volens zu solchen tractaten mit denn
protestanten einwilligen müeßte. Tempore Caroli V. Imperatoris hetten
sie es eben auch also gemacht. Inen sei lieb und suechen nichts anders, als
daß Teutschlandt sub praetextu religionis in dissension erhalten und der
Kayser mit verwaigerter accomodation gegen denn protestirenden odios
gemacht werde. Zu seiner zeit werden wir es besser ze demonstrirn unver-
gessen bleiben. His dictis solutum est colloquium.
umb 5 uhr besucht und vorgebracht, daß sie gestern die Franzosen visitirt
und erstens von der Kayserlichen responsion meldung ze thuen angefangen,
namblich sie hettens zwar gesehen, aber auch nit gesehen. Dann ob sie
zwar darvon communication erhalten, wer es doch noch nit in forma
debita geschehen, sondern stüende uff dem, daß erstens der ständen parere
darüber erwarttet würde. Halten wol darfür, sie, Franzosen, werden besser
nachricht haben. Darauff sie gleichergestalt geanttworttet, l’habbiamo anche
noi veduta et non veduta, doch sich fast nichts drüber heraußlassen wollen,
sondern vordrist sich hoch disgustirt erzeigt, daß in denn responsionibus ad
propositionem Suecicam Ihr Kayserliche Maiestät die tractation der reli-
gionsgravaminum bewilligt. Und werde darvon in den responsionibus auff
ihr proposition nichts gemeldt, da sie doch disen puncten in ihrer proposi-
tion data et deliberata opera außgelassen und erbiettig gewesen, sich solcher
intention eüsserist zu widersetzen und es ehender dahien ze richten, daß die
cron Frankreich sich mit Spania, Osterreich und denn catholischen im reich
wider die ketzer verbinden und derselben intentiones verhindern möchten.
Jetzt sehe man wol, daß es dem Kayser nit umb die religion ze thuen, son-
dern daß er mit solcher einwilligung ein favor bei denn protestirenden
sueche. Es werde aber nit also hergehen, sondern sie, Franzosen, hierdurch
ursach haben, sich newerdingen mit den protestirenden zu verbinden. Sie,
mediatores, hetten geanttworttet, sie hetten diser beschwerung kein ursach,
in der Französischen proposition wer von disem puncten nichts gemeldt.
Also hab der Kayser auch kein ursach gehabt, etwas darvon in seinen darauff
gethanen responsionibus zu melden. Die Schweden aber hetten disen arti-
culum in specie eingesetzt, daher auch nöthig gwesen, darauff ze anttwortten.
Item sie, Französische plenipotentiarii, hetten geandet, das der Kayser alle
restitution von der cron Frankreich sueche, auch gar zu übermüettig, troppo
imperiosamente, von derselben satisfaction haben, sich aber gegen dersel-
ben in nichts erbietten oder vernemmen lassen wölle. Darauff sie, mediato-
res , gesagt, es köndten die Franzosen leicht erachten, daß sich der Kayser diß-
ortts von selbst keiner schuldt bekennen noch daß seinig inen offerirn
werde. Stüende bei inen, wann sie waß ze fordern befüegt zu sein vermein-
ten , solches ze sagen. Wegen der landtgräfin admission bestüenden sie noch
uff voriger meinung, hetten in summa sich gar unschleinig erwisen und
nichts als ’guerra, guerra più che mai‘ geschryen. Doch endtlich weren sie
dahien kommen, daß sie sich in etwas bedenkhen und nach ettlich tagen in
specie gegen inen, mediatorn, erclären wolten. Sonderlich aber hette herr
duca di Longavilla gemeldt, er würde nechstens nach Oßnabrukh verraisen,
umb dem Oxenstiern die revisita zu erstatten, da er sich dann diser puncten
halber nothwendig auch mit ime unterreden müeßte, dieweil sie dißortts
pari passu miteinander fürzegehen hetten. Under anderm hetten sie angezo-
gen , daß man zu Oßnabrukh auch der statt Colmar deputatum
propositionis admittirt, quod statim negauimus et rem multo aliter se habere
docuimus. In summa, die Franzosen machen die exclusion der landtgräfin für
ein punto d’honore. Geraiche ihrem könig und der cron Schweden zu höch-
stem schimpff. Sie sey allein diejenig, so pro libertate Germaniae streitte,
die andere alle lassen sich vor deß hauß Österreich sclaven machen, etc.
Nos, die Franzosen weren seltzame iudices, daß sie vermeinten, der Kayser
soll umb ihres königs willen sein reputation unter d’fueß tretten lassen. Sie
weren diejenige, wolche daß catholisch wesen in Teutschlandt in dise ernie-
drigung gebracht, daß man ietzt nolens volens zu solchen tractaten mit denn
protestanten einwilligen müeßte. Tempore Caroli V. Imperatoris hetten
sie es eben auch also gemacht. Inen sei lieb und suechen nichts anders, als
daß Teutschlandt sub praetextu religionis in dissension erhalten und der
Kayser mit verwaigerter accomodation gegen denn protestirenden odios
gemacht werde. Zu seiner zeit werden wir es besser ze demonstrirn unver-
gessen bleiben. His dictis solutum est colloquium.