Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
197. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 März 3
Osnabrück 1644 März 3
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 152–154’ = Druckvorlage. Kanzleivermerk:
Hiervon eine abschrifft für Churmainz und Bayrn 18. Martii 1644. Item für die Kayser-
lichen commissarien zu Frankfuhrt. – Kopie: ebenda Fasz. 46e, Konv. b fol. 157–158’;
ebenda Fasz. 92 II ad nr. 188 fol. 82–83; Giessen 203 fol. 828’–831 – Druck: Gärtner
II nr. 201 S. 521–524.
Militärsachen. Angebot des Salvius zu Verhandlungen ungeachtet des Fernbleibens der Franzosen.
Schwedischer Einfall in Holstein mit Vorwissen der Franzosen. Öffentliche Stimmung gegen
Schweden. Gerüchte um Anreise Oxenstiernas und der französischen Gesandten.
Wir haben nr. 183 erhalten; Langerman haben wir Abschrift von nr. 183,1 mit-
geteilt . Allem ansehen nach ist der iüngst von unns überschriebene discurs
Siehe [ nr. 194 ] .
auf schreckung dießer parthey angesehen gewest, dan der Salvius für zweyen
thagen fast dergleichen dürch den thumbprobst alhie bey mir, Crane,
anzeigen laßen, gleichsamb die Frantzosen zu Mastricht eine newe armada
auffrichten würden unnd sich Königßmarck mit den Heßen coniungiren,
mit dem erbiethen, dhaferne wirs aber dhahin richten wolten, daß die
Haetzfeldische völcker zurückpleiben unnd sich nit dießerendts zunäheren
sölten, daß auf sölchen fall er, Salvius, auch die coniunction deß Königß-
marcks mit Hessen verhinderen wölte. Ich hab geanthworttet, daß wir zur
friedenßhandlung dhaher geschickt unnd mit kriegßsachen nit zu thuen,
auch keine commission hetten, unns darin zu mischen. Der thumbprobst
vermeldete ferners, daß der Salvius sich eins mißfallens wieder die Frant-
zosen wegen deren langen außpleiben zu dießen tractaten annehme unnd
deutlich zu verstehen geben, woferne eß die cron Franckreich gar zu lange
machen würde, so würde die cron Schweden verursacht werden, mit dem-
jenigen friede zu machen, der zur stelle seie, wans auch exclusis Gallis
beschehen sölte. Darauf ich erinnert, daß eß bey der cron Schweden selbst
stehe, die Frantzosen zum anzug anzutreiben, die Schwedische seien aber
auch selbst in mora unnd deren gesandten noch nicht alle hier, also meins
geringfügigen ermessens kein ursach hetten, den Frantzosen die moram
beyzumeßen; wans dem Schwedischen ümb den frieden auch excluso Gallo
zu tractiren ernst wehre, so würden sie sich woll herzumachen unnd auff
Franckreich nitt zuwartten.
So gedachte auch der thumbprobst, daß der Salvius ihme gestanden, daß
der einfall in Holstein unnd Dennemarck mit einrahten der cron Franckreich
beschehen seie, weiln die versprochene subsidiengelder dhamalhs nitt bey-
handen und aber die Schwedische armada zu sehr abgekommen gewest,
daß man zu einem sölchen einfall auß noht verstehen müßen. Hierzu hab
ich anders nitt gesagt, alß daß es für 14 thagen anders gelautet
Vgl. [ nr. 185 ] .
dha man vermercke, daß das odium auff die Schwedische seithen allein
fallen wölle, komme man zur beicht. Ich, Crane, habe alsopaldt auff mein,
deß graffen von Awersperg, belieben unnd guetbefinden von dießem letzten
paß ahn den königlichen Dännischen gesandten Christoff von der Lipp
überschrieben
gefehrliche interposition zwischen beeden cronen geben werde, wan dieselbe
Franckreich sölte eingeraumbt werden.
Eß ist auch für wenig thagen der dechandt zu St. Johan alhie von Lübeck
wieder zurückkommen. Der berichtet, daß sich in allen örtteren, who er
dürchgereiset, eine große veränderung der gemühter unnd verbitterung
wieder die Schweden vermercken laßen. Sonderlich hette obgedachtes dero
Kayserliches befehlschreiben bey der stadt Lübeck gute würckung gehabt.
So haben auch die Schweden die vohrige wochen eine deputation von den
ständen auß Pommeren nach Minden kommen
Vgl. APW [ II C 1 nr. 122 S. 170 ] und [ nr. 125 S. 177f. ]
hier ausprengen laßen, gleichsamb der Schwedischer gesandter Oxenstern
zu Minden auffbrechen unnd sich hiehero erheben und die Pommerische
deputirte mit sich bringen würde, in meinung, dieße tractaten anzufangen,
maßen auch der Frantzosischer gesandter, monsieur de Servient, zu dem
endt nach Münster kommen werde; nachgehendt aber ist dieß geschrey
wider still worden unnd ein anders außkommen, daß der monsieur de
Servient erst wieder nacher Pariß zurückreise, ümb der königin von etlichen
sachen relation zu thuen, also der Oxenstern auch seine reyse biß zu deßen
widerkumbst einstellen müssen. Nun sein dergleichen lerme für unnd nach
underschidtliche außkommen, so unnßers ermessens nur zum schrecken der
königlichen würden in Dennemarck angesehen, ümb dieselbe desto ehender
zum particularfrieden mit Schweden zu bringen.
Sönsten ist noch kein einiges anzeigen unns fürkommen, warauß wir ab-
nehmen mögen, daß eß dem gegentheill ümb beforderung dießer tractaten
ernst seie.