Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
98. Sitzung des Fürstenrats (sessio publica IV) Osnabrück 1646 Januar 29 / Februar 8
98
Braunschweig-Lüneburg-Calenberg B I fol. 41’–55 (= Druckvorlage; das Magdeburger
Votum fehlt); damit identisch Baden-Durlach A I fol. 38’–44, 46–53’, Brandenburg-
Kulmbach B IV fol. 45–48’, 50–53, 55, 57–59’, Braunschweig-Lüneburg-Celle A I un-
fol ., Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel A I fol. 47’–54, 55–59’, 64–69, 70–71,
Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel B I fol. 35’, 38–40’, 42–46’, 50–52’, 54–55’,
Fränkische Grafen A II fol. 96–103, 104–106’, 112–112’, Hessen-Kassel A XIII fol.
46–57’, Magdeburg E fol. 58–72’, 73–74, 75, 76–76’, 78 (das Magdeburger Votum fehlt),
Magdeburg Ea fol. 51–67, 68–72’ (= Druckvorlage für das Magdeburger Votum), Pom-
mern A I fol. 35–40’, 41–46’, Sachsen-Altenburg A II 1 fol. 43’–62, Sachsen-Gotha A
II fol. 495–501, 502–503’, Sachsen-Lauenburg B S. 85–112 (mit einer Lücke im Votum
Pfalz-Lauterns; das Magdeburger Votum fehlt), Sachsen-Weimar A II fol. 134–140,
141–142, Sachsen-Weimar B III fol. 191–203, 204–205, Grafen von Schwarzburg A I
fol. 28–37’, Wetterauer Grafen ( Nassau-Dillenburg) C 1 fol. 49’–67’, 74, Wetterauer
Grafen ( Nassau-Saarbrücken) A III 1 fol. 357–372’, Wetterauer Grafen ( Ysenburg)
A I unfol. (das Magdeburger Votum fehlt), Württemberg A I S. 76–101, 1054–1059,
Druck: Meiern II, 300–310 (Protokoll) und 310–312 (Magdeburger Votum, diktierte Fas-
sung ); vgl. ferner Herzogtum Bayern A I 1 unfol., Magdeburg D fol. 42–53’, Öster-
reichA II (XXXII) fol. 127–132’, 167–167’ (Wetterauer Votum), 169–171 (Magdeburger
Votum, diktierte Fassung), Österreich B I fol. 17–21’, 26–30’ und fol. 22–25’ (Magdebur-
ger Votum, diktierte Fassung) und fol. 31–32’ (Wetterauer Votum), Österreich B Ia fol.
73–82, Würzburg A I 1a fol. 190–195’.
Schwedische Replik von 1646 I 7, Klasse I,1 (Amnestie) [vgl. später Art. II IPO = § 2 IPM
und Art. III IPO ~ § 5 IPM].
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten: Österreich (Direktorium), Bayern, Würzburg, Mag-
deburg, Basel, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg, Sach-
sen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Eisenach, Braunschweig-Lüneburg-Celle, Braun-
schweig-Lüneburg-Grubenhagen, Braunschweig-Lüneburg-Calenberg, Baden-Durlach,
Pommern-Stettin, Pommern-Wolgast, Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Württemberg,
Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Sachsen-Lauenburg, Anhalt, Wetterauer
Grafen, Fränkische Grafen.
Österreichisches Direktorium. Praemissis titulis, auß der in der
Schwedischen replic ausgetheilten ordtnung und classibus sey es an deme,
das man heute die erste classem antreten wolle, welche sie wieder in 4
membra theilen (
ßet worden, vor izo den punctum amnestiae vor die hand zu nehmen, so
würden sich die herrn abgesanten verlauten laßen, waß den herrn Kayser-
lichen pro responso gegen die herrn Schwedischen an die hand zu geben.
Die differenz bestehe nur in deme, daß die Schwedischen die amnistiam
ad annum 1618 zu extendiren begehren, die Kayserlichen herrn pleni-
potentiarii aber uf der zu Prag erstlich gestiffteten
Siehe [Nr. 97 Anm. 10] .
purgk confirmirten
Siehe APW III A 3/1 [Nr. 19 Anm. 83] .
suspensivi ins Reich publicirten amnisti
Gemeint ist das ksl. Edikt von 1645 X 10 über die Inkraftsetzung der Regensburger Amne-
stie von 1641 VIII 20 ( APW III A 3/1 [Nr. 29 Anm. 31] ).
Österreich. Von wegen des hochlöblichen hauses Österreich sehe man
nicht, wie man eine andere amnistiam sezen unnd schließen wolle, alß
welche anno 1641 uf dem reichstage zu Regenspurg mit einwilligung aller
chur-, fürsten unnd stände geschloßen, publiciret, auch iüngst noch der
effectus suspensivus cassiret worden.
Dan 1. weil derselbe effectus numehr cassiret, so sey sie general gnug, das
sich kein stand darüber zu beschweren, zumahln die exceptiones zum theil
mediatstände betreffen
schehen etc. Die Pfälzische sache were ein absonderliches werck unnd da-
her pillich uf sonderliche tractaten zu stellen etc.
Der Ks. hatte trotz des Scheiterns der Wiener Verhandlungen über die Pfalzfrage im Win-
ter 1641/42 beabsichtigt, das Problem der pfälzischen Restitution und der Kurwürde durch
Sonderverhandlungen mit den Interessierten zu lösen. Die von Reichsvizekanzler Kurz im
ksl. Auftrag im August/September 1645 geführten Münchener Gespräche mit Bayern hat-
ten den Ks. aber bewogen, Trauttmansdorff in der Geheiminstruktion vom 16. Oktober
1645 zu Verhandlungen über die Pfalzfrage auf dem WFK anzuweisen. Die Ksl. hatten
inzwischen Verhandlungen in Osnabrück aufgenommen ( APW I.1, 443 Punkt [7]; APW
II A 3 Nr. 110 Beilage [1]: Gespräch mit den Schweden über die Pfalzfrage 1646 I 22;
Immler, 24–27, 63–66, 92–99, 169f., 181, 198–210; Albrecht, Maximilian, 979ff., 1020ff.).
kriege nicht dependiren, weren von der amnesti zu separiren etc. Do auch
noch sonst eine oder andere beschwerung zwischen den ständen selbst haff-
te, sölches were nicht per amnestiam, sondern andere güetliche handtlung
und vergleichung beyzulegen. Würde sonst infinitas iniustitias geben etc.
2. Sey es iuris gentium, unnd were in keinen historien erhöret, das die
amnestia weiter, alß der krieg geweret, extendiret werden solte etc. Nun
were aber bekandt, daß der Schwedische krieg uf dem Teutschen boden
erst anno 1630 seinen anfang genommen.
3. Finde sich in actis publicis, daß könig Gustavus etc. ins Römische
Reich publiciret
dem Römischen Reich in gutem frieden und nachparschafft gelebet, dar-
aus ia folge, wan man anders die königlichen worte, wie pillich, in acht
nehmen wolte, das er auch keinen krieg oder uhrsach zu kriegen gehabt
habe und derowegen auch vorhero keiner amnesti vonnöthen gewesen.
Was aber etwan zwischen ihrer Kayserlichen mayestät unnd den ständen
für irrungen und mißverstende gehafftet, deswegen sey dem wercke durch
die amnesti in dem Pragerischen friede geholffen.
4. Zuförders wolte sonst folgen, das alle iudicata Ferdinandi II. , item der
Dänische friedt
Gemeint ist der Friede von Lübeck von 1629 V 22 ( APW III A 3/1 [Nr. 28 Anm. 8] ).
cher mayestät zu größesten spott unnd hohn zu annulliren, so aber ein-
zugehen unmöglich, noch ihr Kayserliche mayestät von derselben amnesti
als einem facto opere weichen könte. Und weil es eine pura iniustitia sein
würde, wen man alle res iudicatas so uf einmahl zu boden werffen und
hinc inde miteinander aufheben wolle, so würden dieselbe crafft des §
*** von der amnestia pillich ausgenommen etc.
5. Dieiennigen, so bey dem project unnd handlungen anno 1635
Gemeint sind die Schönebecker Verhandlungen Kursachsens mit Schweden ( APW III A
3/1 [Nr. 24 Anm. 14] ).
sen, werden sich erinnern, und würden es die Schwedischen selbst nicht
in abrehde sein, das sie damahls zwar auch den terminum ad annum 1618
praetendiret, aber davon gewichen
Im Schönebecker Projekt vom 18./28. September 1635 wurde, anders als im älteren 17-
Punkte-Entwurf, 1618 nicht mehr als Normaljahr gefordert ( Fürnkranz, 55, 64). – Die
schwed. Bedingung über den Einschluß der Gravati in den PF steht im Schönebecker Pro-
jekt vom 18./28. September 1635, Punkt 9 ( Fürnkranz, 62f.).
gen stände, die damahls den Pragerischen frieden noch nicht angenom-
men gehabt, mit eingeschloßen werden solten. Unnd eben das sey das
proiect, darauf die Schwedischen selbst sich in prooemio ihrer proposi-
tion mit referiren
Wie [Nr. 97 Anm. 41] .
6. Könne er nicht sehen, waß sölchergestalt der amnesti abgehe, dan was
die Pfalzische sache anlange, gehöre dieselbe nicht hieher, sondern zu ab-
sonderlichen tractaten, unnd könne ohnedas das factum nullo modo iusti-
ficiret werden. Die Würtenbergische sache betreffendt, wiße man, das es
damit allerdings seine richtigkeit habe
Der ksl. Bescheid über die Amnestie und die Restitution Württembergs von 1636 XII 9
(Text: Sattler VII Beilage 46) enthielt Einschränkungen, so daß der Hg. von Württem-
berg nur etwa die Hälfte des Hgt.s zurückerhalten hatte. Eine ksl. Resolution vom 22.
September 1645 (Text: Sattler VIII Beilage 45) knüpfte das Inkrafttreten der Regens-
burger Amnestie an Auflagen, die den Hg. zunächst davon ausschlossen ( Philippe, 23f.,
27, 66). Seine Forderung nach völliger Restitution war also noch nicht erfüllt.
plenarie restituiret
Nassau-Saarbrücken verneinte dies und hatte im November 1645 ein Memorial, seine Re-
stitution betr., vorgelegt ( APW III A 3/2 [Nr. 40 Anm. 44] ; s. auch S. 74 Z. 9, 17). Trautt-
mansdorff hatte dem Nassau-Saarbrücker Ges. allerdings am 23. Dezember 1645 mitge-
teilt, daß Nassau-Saarbrücken seines Erachtens unter die mit dem ksl. Edikt vom 10. Ok-
tober 1645 gewährte Amnestie falle. Dies bestätigte intern die auf den 27. Februar 1646
datierte und am 12. März überschickte ksl. Instruktion ( APW II A 3, 78 Z. 32 – 79 Z. 1
und 324 Z. 16ff.). Die tatsächliche Restitution zog sich noch Jahre hin. So restituierte Gf.
Johann Ludwig von Nassau-Hadamar erst im Dezember 1648 Güter Nassau-Saarbrük-
kens ( Pagenstecher, 174).
gleichen . Die Augspurgische sache gehöre aigentlicher ad gravamina, dar-
unter es auch von den herren protestirenden gebracht worden
Siehe Gravamina Evangelicorum II ( Meiern II, 526 ). Zu den Gravamina der Reichsstadt
Augsburg s. APW III A 3/1 [Nr. 24 Anm. 65] , APW III A 3/2 [Nr. 34 Anm. 14] .
ihnen auch das exercitium religionis nicht gar verwehret oder genommen,
Eger aber unnd der Kayserlichen erbländer
Bezug auf die schwed. Replik, Klasse I,1 (betr. den Ausschluß der ksl. Erblande und Egers
aus der Regensburger Amnestie), s. Meiern II, 185 f.. Zu den Gravamina der ev. Land-
stände in den ksl. Erblanden s. APW III A 3/1 [Nr. 28 Anm. 7] ; zu den Gravamina der
Exulanten Egers Augsburgischer Konfession s. APW III A 3/2 [Nr. 31 Anm. 56] .
nicht von dem kriege mit der cron Schweden. Es hetten auch sölches die
landtstände niemals, sondern vielmehr anno 1635 uf dem landtag das con-
trarium gebeten
Auf dem Lt. der nö. Stände in Wien (22. Januar bis 28. März 1635) hatten Gravamina
nicht auf der Tagungsordnung gestanden (Gunther Ortner, 124–129). Vielleicht hatte
während dieses Lt.s eine gesonderte Zusammenkunft zur Beratung der Religionsfragen
stattgefunden, zu der die ev. Stände geladen worden waren, s. das Ausschreiben Ks. Fer-
dinands II., Wien 1634 XII 11 (Text: Theatrum Europaeum III, 330; dazu Hurter IV,
517); weitere Angaben konnten nicht ermittelt werden.
Kayserliche mayestät dieselben anno 1641 excipiret
de], allerseits darein gewilliget. Könne also Österreich davon auch nicht
weichen etc. Wolte aber die cron Schweden vor ein und andern cavallier
in particulari bey ihrer mayestät die versöhnung suchen laßen, würden ihr
mayestät facta specificatione nach gelegenheit der persohnen unnd befin-
dung der sachen sich nicht so gar difficil hierin erweisen.
Demnach nun der Pragerische friedenschluß und die darin enthaltene
amnestia durch den Regenspurgischen reichsabschiedt öffentlich von ihr
Kayserlicher mayestät und gesambten ständen des Reichs confirmiret wor-
den
so würden uf dergleichen beschehende remonstrationes die Schwedischen
sich hoffentlich wol zufriedenstellen oder möchten, wan sie ia noch einige
limitation oder declaration begereten, dieselbe exprimiren und specialius
zu vernehmen geben. Und ob sie wol vorgeben, als wan die restrictio
amnestiae fomes huius belli were
Bezug auf die schwed. Replik, Klasse I,1 (Forderung des Stichjahres 1618 für die Amne-
stie), s. Meiern II, 185 .
ampliation nicht aufgehoben, wan es nicht schon geschehen. Non esse fo-
mitem belli externi sive Suecici, dan der habe sich erst anno 1630 angefan-
gen, neque interni, dan der reiche viel weiter unnd müße uf sölchen fall gar
ad annum 1566 oder
Anspielung auf den Augsburger RT von 1566, auf dem mit Erneuerung des ARF die Re-
formierten nicht in diesen einbezogen, aber auch nicht ausdrücklich ausgeschlossen wur-
den ( Ritter I, 278–287), und auf den ARF von 1555 IX 25 (Text: Brandi, 32–52). Rich-
tersberger hat irrtümlich das Jahr 1559 genannt (s. Textvariante Z. 24 – in Magdeburg E
wurde richtig korrigiert, so daß in den diktierten Protokollen zutreffend 1555 steht); in
Nr. 106 und 111 werden an entsprechender Stelle Passauer Vertrag und ARF genannt (s.
S. 169 Z. 3f., S. 234 Z. 23f.).
dem Paßawischen vertragk
Der Passauer Vertrag von 1552 VIII 2 ( APW III A 3/2 [Nr. 53 Anm. 110] ) begründete
nicht, sondern unterbrach den Fürstenaufstand.
der warheit laßen sich dergleichen fomites bellorum intestinorum nicht
solo tempore, sondern durch vergleichung der gravaminum aufheben,
dan das weren die verae causae belli unnd nicht das Böhmische wesen,
welches nur ein particularwerck gewesen unnd sich baldt gedempfet het-
te, wan nicht der Manßfelder mit Französischen gelde were fomentiret
worden
Pfalzische sache. Der Durlachische krieg were verglichen etc.
Mgf. Georg Friedrich von Baden-Durlach (1573–1638) hatte nach Selbstauflösung der
Union (Mai 1621) eine Armee aufgestellt und Verbindung mit Mansfeld aufgenommen,
da er seine Erbansprüche auf Oberbaden (das er laut RHR -Urteil von 1606 an die recht-
mäßigen Erben herausgeben mußte) verteidigen wollte. Nach vorsorglicher Abdankung
zugunsten seines Sohnes Friedrich am 22. April 1622 zog er gegen Tilly, wurde aber am
6. Mai 1622 bei Wimpfen vernichtend geschlagen. Das umstrittene Oberbaden wurde auf-
grund eines RHR -Urteils von 1622 VIII 26 an Mgf. Wilhelm von Baden-Baden restituiert
und durch ksl. Vermittlung am 27. Mai 1627 in Wien ein Vergleich zwischen Mgf. Wil-
helm und Mgf. Friedrich V. von Baden-Durlach geschlossen, nach dem Mgf. Friedrich für
die Nutznießung Oberbadens 380.000 fl. zahlen oder Baden-Durlacher Amter an Mgf.
Wilhelm verpfänden mußte (Text: Londorp III, 980–983; s. Weech, 163; Duch, Georg
Friedrich, 197ff.; APW III A 3/1 [Nr. 24 Anm. 77] ; s. auch S. 66 Z. 13–18).
berstätische habe sich durch des herzogs
Hg. Christian d. J. von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, 1616–1623 Adm. von Hal-
berstadt, hatte bis 1622 für Friedrich von der Pfalz gekämpft und war 1626 gestorben
( APW III A 3/2 [Nr. 53 Anm. 33] ; Neuwöhner, 16ff.; Lampen, Nr. 993–994).
sche sey durch den erfolgten frieden etc., vertragen
solte ia das Pfälzische wesen noch fomes belli sein , werde es bey diesen
werenden tractaten durch absonderliche handtlung können mit hingelegt
werden.
Concludire demnach dahin, das dergleichen rationes den herrn Kayserli-
chen an die hand zu geben, umb dieselbe den herren Schwedischen zu
repraesentiren und sie dahin zu disponiren, das sie sich näher zum zweck
legen möchten, weil dadurch ihrer securitet ia sowol gerahten würde etc.
Sonst weren auch von den Schwedischen etsliche wort resentiret, so in
der Kayserlichen resolution außgelaßen, nemblich „quacunque necessitu-
dine iuncti“
Bezug auf die schwed. Replik, Klasse I,1 ( Meiern II, 186 ). Die dort zitierte Passage steht
in der schwed. Proposition II von 1645 VI 11, Art. 3 ( Meiern I, 436 ).
deswegen keine sonderliche difficulteten geben.
Bayern. Man erinnere sich an seiten Bayern nicht weiniger, das der pas-
sus amnestiae unnd in specie der terminus a quo zu Regenspurg anno
1640 und 1641 ebensowol fürkommen, reiflich erwogen unnd entlich
durch den reichsabschiedt decidiret worden, bey deßen disposition er es
verpleiben laße. Unnd werde ia nicht alles, was zwischen anno 1618 und
1630 fürgangen unnd verhandelt worden, über einen hauffen zu werffen
und auf einmahl umbzublasen sein, sondern hetten hersieder vermöge des
reichsabschiedes die noch unerledigten sachen theils durch güetliche
handtlung, theils in andere wege ihre richtigkeit erlangen können, auch
einestheils schon erlanget haben. Were also nicht dafürzuhalten, das
eben das Böhmische wesen terminus a quo sein müße, wie Osterreich
schon angeführet, sive de externa pace, sive de interna sit quaestio, dan
es sey bekandt, das die beyden cronen der Böhmischen unruhe wegen
nicht einen sattel auflegen laßen. Die Schwedischen setzten selbst in ihrer
replic, das sie sich nicht ehe umb das Teutsche wesen bekümmert, bis sie
zu diesem kriege kommen, welches etwan anno 1628 oder 1629 gesche-
hen
Bezug auf die schwed. Replik, Klasse I,1 ( Meiern II, 185 ).
wesen nie approbiret gehabt, sondern vielmehr Kayserliche mayestät
unnd deren actiones authorisiret und befördert
rum dieses nicht der terminus a quo sein könne. Ratione pacis internae
were bekandt, das chur-, fürsten unnd stände die rebellion nie approbiret,
sondern vielmehr die execution wieder den uhrheber derselben rümblich
mit volstrecken helffen
Im März 1620 hatten sich die Teilnehmer des Mühlhausener Konvents (die Kf.en – ohne
Kurpfalz und Kurbrandenburg – zusammen mit einigen kaisertreuen Reichsständen) be-
reit erklärt, den Ks. im Kampf gegen die böhmischen Stände zu unterstützen, sofern dieser
ein Avocatorialmandat gegen Friedrich von der Pfalz erlasse. Mit ksl. Exekutionskommis-
sionen rückte im August 1620 ein bay. Heer in Böhmen, ein kursächsisches in die Lausit-
zen ein. Durch den Sieg am Weißen Berg (1620) stürzte das Regiment Friedrichs von der
Pfalz zusammen ( Repgen, Krieg, 170; Kampmann, Reichsrebellion, 57–64; Müller, 340–
396; Albrecht, Maximilian, 515–531).
mit vielen rationibus es deduciren, welches von Österreich löblich unnd
mit vielen statlichen fundamentis geschehen were, darmit er sich dan al-
lerdings conformire, doch mit vorbehalt weiterer erklehrung circa specia-
lia etc.
Würzburg. Wie friedtfertig der weyland hochwürdige etc. herr Francis-
cus etc.
Franz Gf. von Hatzfeld (1596–1642, 1632–1642 Fbf. von Würzburg, 1633–1642 Fbf. von
Bamberg, s. Greipl, 260f.) hatte auf dem Regensburger RT zu jenen gehört, die in der
Amnestiefrage auch unter konfessionspolitischen Verlusten den prot. Forderungen entge-
genzukommen bereit waren. Allerdings hatte er, wie alle Katholiken, an den Prinzipien
der im PF gewährten Amnestie festgehalten ( Bierther, 150, 164f., 318; Reinhard Weber,
361–365; s. z. B. das bambergische Votum zur Amnestiefrage vom 25. Januar 1641: Lon -
dorp V, 41).
bezeiget unnd wie eyfrig seine fürstliche gnaden gerathen, das man sich in
der innerlichen beruhigung zu befürderung der euserlichen unnd folgents
erlangung der algemeinen etc. nicht aufhalten solte, sey den anwesenden
herrn abgesanten mehrentheils bekandt etc. Weil aber die maiora damahls
ein anders gegeben, hetten sie es auch nicht endern können. Waßgestalt
nun der itzt regierende, sein gnediger fürst unnd herr zu Würzburg etc. ,
auf dem newligsten deputationsconvent zu Franckfuhrt sölche friedtfer-
tige intention secundiret unnd wie trewlich er die cassirung des effectus
suspensivi gerathen
ßend. Woran sich’s aber gestoßen, das die stracks von dem Prager frieden
an debattirte amnestia zu keinem richtigen wesen gebracht werden kön-
nen, warumb auch die Schwedischen von anno 1618 her praetendiren
unnd die vörige des Reichs unnd der gravirten notturft nicht gemeeß zu
sein vermeinen, worunter sie aber vielleicht auch nicht recht informiret
sein undt nicht wißen mögen, das darunter auch unpilligkeit stecke, inde-
me, da man den numerum gravatorum zu mindern gedencke, derselbe nur
gemehret unnd also das fewer nicht geleschet, sondern vielmehr am an-
dern ohrt viel stercker angezündet werden möchte, wie nicht weiniger,
was vor feile in ecclesiasticis de anno 1627, in politicis aber de anno 1630
gemeinet
keine wißenschafft etc. Weil nun sölches in facto bestehe, werde man sie
nicht verdencken, daß sie eiferig zur remedirung rahten unnd ohne beßern
bericht von ihrer intention nicht weichen. Dan ihr fürstliche gnaden halten
die cronen von sölcher bescheidenheit, das sie hierunter ainige unpilligkeit
wieder ihre vielfaltige contestationes nicht propugniren würden. Weil aber
der terminus ab anno 1618 tam quoad res quam quoad personas gar zu
general, so hette man a parte Würzburg zu bitten, man wolle mehr ad spe-
ciem gehen, mit erpieten, sich alsdan auch specialius vernehmen zu laßen.
Magdeburg. (Dieweil dieses votum stracks nach gehaltener session mit
dem concept des protocols conferiret, in formam gebracht und hernach-
mahls publice übergeben, auch bey gehaltener conferirung der protocol-
len gleiches inhalts befunden, so ist daßelbe zu gewinnung der zeit
2–3 sub numero 2] In der Druckvorlage am Rande von anderer Hand: mangelt. – In Wet-
terauer Grafen ( Ysenburg) A I steht ein sehr wahrscheinlich hierher gehöriger, aber
auf die Höhe des weiter unten stehenden Pfalz-Lauterer Votums gesetzter Randver-
merk , der als Datum der Diktatur den 12. Februar 1646 nennt.
numero 2 hier beygefüget worden.)
59,4–63,24 Fürstlich – wolle] Das Magdeburger Votum wurde gesondert diktiert und daher
in einigen Protokollüberlieferungen ausgelassen; Text hier nach Magdeburg Ea; offen-
sichtliche Irrtümer und eingeklemmte Randpartien wurden stillschweigend nach Sach-
sen -Altenburg A II 1 korrigiert bzw. ergänzt. Das Votum steht in Herzogtum Bay-
ern A I 1 bei sonst identischem Text in der dritten Person und hat in Wetterauer
Grafen ( Nassau-Dillenburg) C einzelne Unterstreichungen und Randbemerkungen
von anderer Hand. In den österreichischen Überlieferungen weicht das Magdeburger
Votum im Protokoll von der diktierten Fassung ab.
abgeleget im fürstenraht zu Oßnabrück den 29. Ianuarii[/8. Februarii]
anno 1646:
Ex parte Magdeburg erinnere ich mich gutermaßen, daß neulichst ver-
anlaßet, heute den punctum amnestiae für die handt zu nehmen. Habe
auch angehöret, welchergestaldt das hochlöbliche Österreichische direc-
torium denselben izo zur umbfrage gestellet. Undt weil der anfang vom
termino a quo gemachet, hallte ich anstadt seiner fürstlichen durchlaucht
des herrn erzbischoffs zu Magdeburg etc. dafür: Weil aus denen könig-
lichen propositionibus
Siehe schwed. Proposition II, Art. 3 ( Meiern I, 436 ); frz. Proposition II von 1645 VI 11,
Art. 6 ( Meiern I, 444 ).
Siehe schwed. Replik, Klasse I,1 ( Meiern II, 185 f.); frz. Replik von 1646 I 7, zu Art. 6
( Meiern II, 201 ).
in puncto amnestiae den terminum a quo auff annum 1618 gestellet und
darbey sonderlich die königlich Schwedischen solche rationes angeführet,
das daraus unschwer zu vernehmen, welchermaßen sie solchen terminum
pro conditione et basi pacis sezen und darvon, allem ansehen nach, nicht
weichen würden, und dan das Heylige Römische Reich Teutscher nation
in solchem betrübten jammerstande begriffen, das mann ohne weitere
seumnüß frieden haben oder sich zum endtlichem untergang und dissolu-
tion betrüblichen undt mit ach und weh resolviren müste, so kann ihre
fürstliche durchlaucht, mein gnädigster herr, nicht absehen, warum man
wegen solches termini das allgemeine geliebte vaterlandt in izigen übel-
stande lenger laßenn und dem extremo praecipitio und totalruin exponi-
ren wollte.
Und hellt mein gnädigster fürst und herr umb so viel mehr darfür, das
eine universalis et illimitata amnestia gestifftet werden müße, weilen nicht
unbekandt, was maßen die evangelischen stände des Reichs sowohl zu
Regensburgk als unlengst zu Frankfurth
Auf dem Regensburger RT hatten im Januar 1641 Sachsen-Altenburg, -Coburg, Branden-
burg-Ansbach, Pommern-Stettin, -Wolgast, Sachsen-Weimar, -Eisenach und Henneberg
für eine Amnestie mit dem Stichjahr 1618, hingegen Württemberg, Mecklenburg-Gü-
strow, Anhalt und die Wetterauer Gf.en zusammen mit den kath. Reichsständen für eine
Amnestie auf Grundlage des PF votiert ( Bierther, 164f.). Auf dem im Februar 1643 zu-
sammengetretenen Frankfurter RDT hatte der FR nach Auseinandersetzungen zwischen
kath. und ev. Reichsständen um eine weitergehende Amnestieregelung schließlich doch die
Inkraftsetzung der Regensburger Amnestie (s. Anm. 40) empfohlen. Braunschweig und
Pommern hatten sich allerdings gegen diesen Beschluß verwahrt ( Dickmann, Frieden,
116).
Heyligen Römischen Reich zu erlangung friede und ruhe nüzlichen, dien-
lichen undt nohtwendig befunden.
Soll nun salus totius rei publicae befordert und postliminio
restituiret werden, wird es meines dafürhalltens nicht anders sein können,
als dergleichen ganz unlimitirte nullisque conditionibus vel personarum
vel rerum provinciarumve restringirte universalamnesti allermanniglichen
zu ertheilen und zu werck stellen zu laßen. Mann will, weiterung zu ver-
meiden, den verlauff voriger zeiten nicht erwidtern
liche ursachen anführen, sondern gebehten haben, propter salutem des all-
gemeinen lieben vaterlandes Teutscher nation solchen terminum zu belie-
ben undt es in diesem punct bey den königlichen replicis allerdings bewen-
den zu laßenn. Eß erweiset die unbetrügliche evidenz und ist vor augen,
das Teutschlandt sine internecione totius rei publicae keine kriege mehr
führen könne, sondern unabwendtlich ruhe und friede habenn müße.
Ob die Pfälzische sache uff sonderliche tractaten auszusetzen, da stehe
ich nicht wenig an, weiln aus den königlichen propositionibus und repli-
cis soviel abzunehmen, das sie darauff fest bestehen werden, und dahero,
wann diese sache nicht zugleich izo mit componiret und verglichen wür-
de, blieben nurt noch verborgene funcken, daraus leichtlich ein größer
fewer entstehen könte undt also die tranquillirung des lieben vaterlandes
nur noch mehr gehindert und auffgehallten würde.
Wann das fürstliche hauß Würtembergk, Baden Durlach und auch Nas-
saw Saarbrücken plenarie restituiret weren, so hette es damit seine maße,
wo aber nicht, were es billig, das es ehestes geschehe, nebenst andern
reichsständen und städten, sonderlich auch die stadt Augsburg,
und Eger,
oder der andere in politicis et ecclesiasticis anno 1618 sich befunden.
Res iudicatas und andere sachen anbelangend, weiln unmügliche dinge
seint, das einem ieden, was ihme sieder anno 1618 abgenommen, ersezet
werden sollte oder könte, so wirdt, ihrer fürstlichen durchlaucht dafür-
halltens, unter beweglichen und unbeweglichen gütern nohtwendig ein
unterscheidt zu machen sein. Die sieder anno 1618 abgenommene beweg-
liche güter seint mit gar viel millionen nicht zu bezahlen, und will mann
im Reich den hocherwüntschten frieden nicht ad terminos impossibilium
restringiren, so wirdt allermänniglich solche abnahmb und erlittene be-
schädigung in mobilibus et semet moventibus sive perceptione fructuum
(gleichwohl, daferne die detentores die auff den gütern hafftende zinsen
nicht aufschwellen laßen) quoquo modo ab adversariis, sive ex deposito
publica autoritate, sive alias abrepta fuerint, dem publico condoniren und
von niemande einige erstattung suchen müßen. Eß ist auch ganz unersez-
lich, waß sieder anno 1618 bis izo an kirchen, clöstern und andern unzeh-
ligen gebewden abgebrochen, niedergerißen, abgebrandt und beschädiget
worden oder auch ezlicher ohrten publicae securitatis causa demoliret
werden müssen. Und müssen demnach all solche beschädigungen zu er-
haltung des hochdesiderirten friedens in vergeß gestellet und durchaus
remittiret werdenn.
Die unbeweglichen güter aber, so einem oder andern sieder anno 1618
entzogen, werden billig iedermänniglich ohne entgeldt wiederumb resti-
tuiret und eingereumet, dergestaldt und also, das alle in ecclesiasticis er-
gangene transactiones und accord, auch abgedrungene oblationes und pro
redimenda vexa zu abtretung einiger geistlicher güter gethane erbieten
und waß sonsten aus respect des edicts über die geistlichen güter
gen sein möchte, ohne alle einrede, fürwandt undt unterscheidt, krafft
dieses verhoffenden friedenschlußes nichtig unndt abgethan sein sollen.
Waß auch in politicis vi metuque armorum bey eines theils occasione des
krieges ersehenen vortheil und ohne freywilligen consens etwann auff
vorhergegangene erkendtnüßen oder sonsten transigiret, wirdt ebenerma-
ßenn nebenst andern, von den inhabern verhandelten conträcten und der
rechten herrschafft praeiudicirlichen actibus billig auffgehoben und cassi-
ret. Ingleichen werden alle occasione dieser motuum ergangene proscrip-
tiones, confiscationes, dann auch mittlerzeit eröffnete undt der gewaldt-
sambkeit dieses krieges theilhaffte urthel und dahero erfolgte res iudicatae
oder auch durch commissiones und andere wege ergangene executiones
krafft dieses künfftigen friedens ungültig erkennet, wie dann sonstenn
auch es dahin billig zu richten ist, das alle nicht allein von den ständen des
Reichs, sondern auch von privatis bey diesem kriegswesenn abgepreßete
activae et passivae obligationes, auch diejenigen, so
liederliches an sich gehandelt, respective restituiret und cassiret undt alle
transportirte briefliche uhrkunden wieder an ihren gehörenden ohrt ge-
schaffet und geliefert werdenn.
Böhmen anbelangendt und was insonderheit den statum politicum des
königreichs Böhmen anbetrifft, soferne derselbe zwischen ihrer Keyserli-
chen mayestät und den ständen deßelben königreichs versiret, seze an-
stadt meines gnädigsten fürsten und herrn ich’s an seinen ohrt, und wer-
den ihre fürstliche durchlaucht derohalben so weinig der Römischen
Kayserlichen mayestät als den crohnen disfalls einige maaß geben oder
auch dem königreiche, weiniger dem Heiligen Römischen Reich, an sei-
nem darbey habenden interesse praeiudiciren.
Waß aber den mayestätbrieff
direnden statum ecclesiasticum betreffen thut, so ist bekant, das solche
stattliche, tewr erworbene privilegia nicht allein den proceribus, die et-
wann anno 1618 bey der unruhe interessiret gewesen, sondern auch andern
ständen und zumahl den unterthanen ertheilet worden. Alß nun viel pro-
ceres in Böhmen, Schleßien unndt Mähren, die unterthanen auch inge-
sambt solcher sachen nicht theilhafftig gewesenn, darsieder aber biß diese
stunde gar viel verstorben und die übrigen unsäglich unglück, elendt, jam-
mer und noht erlitten, so ersuche ihre Römische Kayserliche mayestät im
nahmen ihrer fürstlichen durchlaucht ich allerunterthänigst und gehor-
sambst, allen ständen und unterthanen in Böhmen, Schlesien, Mähren und
sodann Ober- und Niederösterreich und allen erbländern obgerührtes
mayestätbrieffes und respective landesfreyheit in geistlichen und weldt-
lichen sachen nicht allein fürterhin würcklich, wie vor diesem, genießenn,
sondern auch die exulanten, derer sich billig zu erbarmen, zu ihren gütern
und zustehenden rechten, und sonderlich die stadt Eger, in ecclesiasticis et
politicis in vorigen standt völlig wiederumb restituiren zu laßenn.
Den Prager frieden anlangendt, hallten ihre fürstliche durchlaucht dafür,
das derselbe (jedoch waß zwischen Keyserlicher mayestät und churfürst-
licher durchlaucht zu Sachsenn der beyden marggraffthümber Ober- und
Niederlausiz halber contrahiret worden
Siehe dazu APW III A 3/2 [Nr. 32 Anm. 82] .
sambt allen nebenrecessen
Zu den sieben Rezessen s. APW III A 3/2 [Nr. 32 Anm. 44] .
Dann weil mann siehet, das die crohnen tanquam intervenientes ohne cas-
sation deßelben keinen friede machen wollen, sonsten auch scheinet, das
nichts beständiges zu hoffen oder das Römische Reich zu tranquilliren,
sondern vielmehr mann von dem friedenszweck aberriren und anstadt der
integritet das liebe vaterlandt extremo praecipitio exponiren dürffte, be-
vorab da gleich derselbe behaubtet werden wollte, jedennoch solches kei-
nesweges exequiret undt zu werck gestellet werden könte, unndt soll dem-
nach das liebe vaterlandt Teutscher nation in vorige subsistentz kommen,
soll es vor andröhender, unausbleiblicher totalruin praeserviret und alles
zum wohlstande beharlichen befördert werden, so scheinet kein ander mit-
tel, dann das der Prager friede zu cassiren und auffzuhebenn. Unndt weil
ich auch von ihrer fürstlichen durchlaucht undt einem hochwürdigen dom-
capitel etc. ausdrücklichen befehliget, wegen der vier respective herrschaff-
ten, ambter und stätte Querffurth, Güterbock, Dama und Burgk
liren und zu sehen, damit dieselben zum erzstifft wiederumb möchten ge-
bracht werden, so habe ich solches anizo hiermit thun und verrichten sol-
len, der ungezweifelten hoffnung, eß werden es sowohl ihre Römische
Keyserliche mayestät als sambtliche chur-, fürsten und stände vor billig
unndt rechtmeßig erachten und hierzu cooperiren helffen.
Habe sonsten bey neuligster session über dem prooemio dieses zu erin-
nern vergeßenn, weil darinnen ihre Keyserliche mayestät und die beiden
crohnen ihnen potestatem addendi, mutandi vel declarandi vorbehallten
Siehe ksl. Responsion an Schweden und ksl. Responsion an Frk. von 1645 IX 25, zum
Prooemium ( Meiern I, 618 und 628); schwed. Replik, schwed. Protokoll (fehlt im ksl.
Protokoll), zum Prooemium, Punkt 5 ( Meiern II, 193 ); frz. Replik, zum Prooemium
( Meiern II, 200 ).
das ich dergleichen gewaldt und befugnüß auch im nahmen ihrer fürst-
lichen durchlaucht ausdrücklichen bedinget und vorbehallten haben wolle.
Basel. Wie Würzburgk.
Pfalz-Lautern. Es habe der Magdeburgischer herr abgesanter gar aus-
führlich und mit statlichen fundamenten remonstriret, warumb ihrer
Kayserlichen mayestät unndt dero herren plenipotentiariis einzurahten,
das sie ratione termini a quo bey der cronen determination es verpleiben
laßen möchten, und wolle er sich demselben tam ratione termini quam
personarum et rerum allerdings conformiret haben. Fürsten und stände
hetten gleichwol aus der cronen manifestis und anderen actis und scriptis
wahrgenommen, das sie nicht allein uf die zeit, sondern auch auf die cau-
sas unnd praeparatoria, wie imgleichen uf den eventum und versicherung
gangen, welche sie uf die amnestiam und restitutionem ad annum 1618
setzeten. Weil nun der event bezeuget, das, seitdem sölche gute erinne-
rung nicht attendiret werden wollen, so viel christenbluht vergoßen unnd
ganz Teutschlandt so iämmerlich verwüstet und auf einen sölchen fal ge-
bracht, das man sich noch viel mehrers und ärgers, ia genzlichen Unter-
gangs zu befahren, so hette man sich propter bonum publicum, welches
suprema lex wehre
Anklang an Cicero, De legibus 3,3,8 ( APW III A 3/1 [Nr. 7 Anm. 35] ).
universalamnestia, wie die cronen vorgeschlagen, zu
gewiß ihr Kayserlichen mayestät zu unsterblichen nachrumb, auch befe-
stigung dero Kayserlichen trohns, gereichen würde.
Pfalz-Simmern. Idem.
Sachsen-Altenburg. Von dem hochlöblichen directorio sey eigentlich
dieses proponiret worden, was ratione termini amnestiae a quo ihr Kay-
serlichen mayestät einzurahten. Es sey aber ea occasione fast alles auch
ratione personarum et rerum mit beygebracht worden etc. Zweifele nicht,
wie Würzburg gebeten, das man ratione rerum et personarum mehr ad
speciem gehen möchte. Es werde sölches künfftig noch wol geschehen,
da sich ein[er] unnd anderer desto deutlicher werde können vernehmen
laßen. Conformire sich unterdeß mit Magdeburg, auch Pfalz Lautern
unnd Simmern, mit deme von Magdeburg erinnerten vorbehalt vota sua
ulterius declarandi etc., und weil Österreich auch wegen der worth „qua-
cunque necessitudine iuncti fuerint“ erwehnung gethan, das, wan sonst
alles richtig, werde man darinnen einander wol gratificiren können, wolle
er sölches hierher wiederholet haben.
Erinnere sich hierbey, daß zu Regenspurgk durchaus dafürgehalten wor-
den, das das Römische Reich durch die waffen zu erhalten unnd den frie-
den zu erheben, unmöglichen, sondern das es durch güetliche beylegung
geschehen müße etc.
Das Regensburger Reichsbedenken in puncto militiæ & contributionis vom 15. September
1641 hatte den Ks. gebeten, den Frieden nicht militärisch, sondern durch politische Ver-
handlungen wiederherzustellen ( Londorp V, 710–716, hier 711). Der FR hatte am 20.
September 1640 über die Wiederherstellung des Friedens beraten. Dabei hatten Salzburg,
Bayern, Weimar und Pommern-Stettin ausdrücklich einen Verhandlungsfrieden gefordert;
kein Stand hatte Gegenteiliges gesagt ( Londorp IV, 874–879).
Imperii nur schwecher, der cronen vires aber immer stercker worden,
weil dieselbe immittels viel vornehme päße und städte, ia ganze provin-
cien occupiret unndt eingenommen hetten. Wan nun gleich ihr Kayserli-
che mayestät den krieg zu continuiren gedechten unnd sowol den für-
geschlagenen terminum als andere conditiones et qualitates amnestiae
reiiciren wolten, so würde es doch zu behaubten nicht wol möglich sein,
chur-, fürsten unnd stände aber übel darzu kommen, wan sie darüber zu
grund und boden gehen solten unnd niemand were, der ihnen de indem-
nitate einigen trost zusprechen könte. Augustinus sage an einem ohrt:
„nemo est prudentior consiliarius quam Christus“
stus selbst den raht, das man beim krieg sich nichts unmögliches einbil-
den, sondern wan man sehe, das man es nicht hinnausführen könne, bey-
zeiten davon abstehen solle . Welches er darumb gedencke unnd mit an-
führe, weil es in Gottes worth gegründet sey, id quod norma est et regula
tam fidei nostrae quam vitae atque actionum humanarum atque politica-
rum
Konnte nicht ermittelt werden. Der Begriff regula fidei bezeichnet allgemein die Glau-
bensnorm; nach umstrittener Ansicht verstanden die Kirchenväter darunter die Hl. Schrift
( Quasten, 1102f.). Der im folgenden erwähnte Rat Christi wurde von Thumbshirn erneut
am 12. März 1646 angeführt und auf Sprüche 1,24f. bezogen (S. 270 Z. 15ff.).
doch uf unmöglichen dingen nicht bestehen wolle.
Sachsen-Coburg. Weil ex scopo quaevis actio zu mensuriren, zu de-
ßen erlangung aber alle mittel versucht und appliciret werden müßen, no-
ster scopus aber pax universalis unnd unter den vornembsten mitteln son-
der zweifel eine illimitata amnestia sey, dieweil die cronen sich gnung-
samb erklehret, das sie nicht ehe die waffen niederlegen können oder wol-
len, es were dan eine sölche unumbschrenckte universalamnestia tam
ratione termini quam ratione subiectorum et obiectorum verwilliget, zu-
mahl Teutschlandt so beschaffen, das in die lenge nicht de medico, son-
dern de sepulchro zu gedencken sein werde, so sey er neben Sachsen
Altenburg dahin instruiret, sich mit denen zu conformiren, die derglei-
chen amnestiam rahten. Weil er nun aus dem hochlöblichen fürstlich erz-
bischoflich Magdeburgischen, auch Sachsen Altenburgischen und Pfalz
Lauterischen votis vernommen, das sie ratione termini uf annum 1618
rahten, wolle er denselben inhaeriren unnd sich im übrigen wegen der
wortt „quacunque necessitudine“ mit Österreich conformiret haben.
Sachsen-Weimar. Hette gleichergestalt vernommen, das die izige pro-
position uf die amnestiam, sonderlich den terminum a quo gerichtet, da-
bey incidenter auch das übrige mit angeführet worden. Wie nun vor ihme
von Magdeburg, Pfalz, Altenburg unnd Coburg sölche rationes angefüh-
ret worden, die an sich selbst gültig unnd seiner instruction conform we-
ren, so wolle er dieselbe wegen Sachsen-Weimar, -Gotha und -Ei-
senach wiederholet und ratione rerum et personarum wie Sachsen Al-
tenburg, ratione der wort „quacunque“ etc. wie Österreich, ratione reser-
vati wie Magdeburg votiret haben.
Braunschweig-Lüneburg. Die zeit zu gewinnen, wie Magdeburg,
Pfalz, Altenburg unnd Coburg, und sölches sowol wegen Braun-
schweig-Lüneburg-Celle, -Grubenhagen und -Calenberg.
Baden-Durlach. Hette mit umbstenden vernommen, was vom Öster-
reichischen hochlöblichen directorio sowol ratione termini alß persona-
rum et rerum proponiret unnd angeführet worden und worauf folgents
das Magdeburgische ausführliche votum gegangen. Dahin er sich specia-
liter beziehe unnd dahin schließe, das in alle wege eine sölche universalis
et illimitata amnistia tam ratione termini quam rerum et personarum, wie
die cronen begeren, zu verwilligen sein wolle.
Weil er auch wahrgenommen, das von dem hochlöblichen directorio un-
ter andern wegen Baden Durlach diese wort angehenket worden: „Baden
Durlach weis man anders nicht, als das es restituiret“ , dahero zwart die
notturfft erforderte, in specie auch wegen ihr fürstlichen gnaden etwas
information zu geben, so würde iedoch die zeit viel zu kurz werden,
sölches weitleufftig an- unnd auszuführen. Seine fürstliche gnaden unnd
dero herr vater weren nun ganzer 24 jahr seit dem letzten, anno 1622,
doch nicht in meritis causae, sondern nur in contumaciam publicirten
urtheil von land unnd leuten unschüldig veriaget unnd destituiret gewe-
sen, auch noch zu beschwerlichen accord verbis, vi et metu angestrenget
worden . Man wiße wol, wie es hergangen etc. und das sölche procedu-
ren nicht erst anno 1630 ihren anfang genommen; dahero dan auch ihr
fürstliche gnaden in specie uf dergleichen generalamnestiam als den
rechten grundtstein des friedens ohne einige limitation, exception, con-
dition oder reservation uf den terminum de anno 1618, auch mit cassi-
rung wiedriger urtheil, transactionum unnd dergleichen etc., zu dringen
ursach hetten etc., welches alles aber izo weitleuftig auszuführen, unnö-
tig und unmüglich, sondern wolle ihme, wie andere stände, die notturfft
reserviret haben. Concludire unterdeß mit Sachsen Altenburg, das man
hohe uhrsach habe, alle impedimenta pacis aus dem wege zu reumen
und ia nicht alles ad terminos impossibilium zu setzen, quia „impossibi-
lium nulla obligatio“ .
Und conformire sich im übrigen ad verba „quacunque necessitudine“ etc.
mit Österreich, cum reservatione tam iurium principis sui quam potestatis
declarandi und eines unnd anders in specialibus deutlicher fürzustellen
unnd information zu geben.
Noch eines were hiebey zu erinnern wegen ihr fürstlicher gnaden gemah-
lin
Gerolzeck sey, welchergestalt ihr nicht allein das lehen ein- und der usus-
fructus deßen entzogen, sondern auch sub illo praetextu die allodialgüeter
in die zehen jahr vorenthalten und andere, so die expectanz gehabt, darein
immittiret worden
Nachdem mit Jakob von Geroldseck das Geschlecht in männlicher Linie 1634 ausgestor-
ben war, hatte der Ks. die Gft. 1635 an den ksl. Kammerherrn und ksl. und kurbay. Ob-
risten und Generalwachtmeister Gf. Adam Philipp zu Kronberg (gest. vor 1641 X 10)
verliehen; die Anwartschaft auf Geroldseck war den Gf.en von Kronberg schon 1604 zu-
gesagt worden. Erbe Adam Philipps war Gf. Kraft Adolph Otto zu Kronberg und Hohen-
geroldseck (gest. 1692). Anna Maria von Geroldseck war nach 1635 auch aus ihrem Eigen-
besitz, so aus dem von ihrem Vater erbauten Schloß Neuendautenstein, vertrieben worden
und hatte nach Straßburg ziehen müssen, s. Zedler VI, 1714; Sammlung III, 572 (Nen-
nung Kraft Adolph Ottos im RA von 1641 X 10); Oskar Kohler, 206–210; Wellmer /
Taddey, Geroldseck, 252.
hochfürstliche durchlaucht zu Insprügk
Claudia Prinzessin von Toskana (1604–1648 XII 25), Witwe Ehg. Leopolds (1586–1632),
des Bruders Ks. Ferdinands II., war neben Ks. Ferdinand III. Vormünderin für ihre un-
mündigen Söhne Ferdinand Karl (1628–1663, 1648 Landesfürst von Tirol) und Sigismund
Franz (1630–1665, 1646 VI 25 Fbf. von Augsburg, 1653 Fbf. von Gurk, 1660 erwählter
Fbf. von Trient, 1663 Landesfürst von Tirol) und Regentin Tirols und Vorderösterreichs
( Gauchat, 101, 200; Wandruszka, 447ff.; Stammtafeln I T. 16; Palme, 171–179; Rum -
mel, 460ff.).
regierungsrähthe, entlich gar an ihr Kayserliche mayestät, auch chur-, für-
sten unndt stände bey dem deputationstag zu Franckfurth diese sache ge-
langen laßen, so habe doch die rechtmeßig gesuchte restitution nicht er-
folgen wollen etc. Bethe demnach, fürsten unnd stände wolten ihnen söl-
che restitutionssache dergestalt laßen recommendiret sein, damit ihr fürst-
liche gnaden in die de facto destituirte possession sowol erwiesener
allodialn als auch der lehen ad dies vitae plenarie restituiret werde und
also zu ihrem undisputirlichen väterlichen erbe unndt deme, so ihr rechts
halber zustendig, wieder gelangen möge.
Pommern-Stettin. Habe gleichergestalt vernommen, was vom hoch-
löblichen directorio zur consultation gestellet und was darauf von meh-
rertheils ständen alß Magdeburgk, Pfalz unnd anderen wegen einer unli-
mitirten universalamnesti tam ratione termini quam rerum et personarum
votiret worden. Weil nun seine churfürstliche durchlaucht als herzog in
Pommern sowol uf dem churfürstentag anno 1636
zu Regenspurg anno 1640, 1641, wie auch beim deputationtag zu Franck-
furth anno 1642, 1643 etc. uf sölchen terminum dero gedancken gerichtet,
auch ratione rerum et personarum darzu gerahten und die itzt angezoge-
nen rationes bey ihr gelten laßen, die stände auch izo mehrertheils darauf
zielen und sonderlich dieses sich befindet, das durch die cassationem ef-
fectus suspensivi der sachen nicht gerahten, müße er sich sölchen fast con-
cordantibus votis conformiren.
Solte aber dem hochlöblichen directorio uff die Würzburgische unndt Al-
tenburgische veranlaßung ad particularia zu gehen belieben, reservirte er
ihme gleichsfals specialia. Könne aber unterdeßen in particulari nicht
umbgehen, wegen des ihr churfürstlichen durchlaucht zustehenden her-
zogthumbs Jegerndorf
Zu Jägerndorf s. APW III A 3/2 [Nr. 32 Anm. 53] ; Matthias Weber, 189–194, 259f.. Siehe
auch das kurbg. Votum zu Jägerndorf vom 12. Februar 1646 ( APW III A 1/1, 465 Z. 29 –
466 Z. 9).
fürsten unnd stände in vorigen stand restituiret werden, sölches derosel-
ben mit besagten herzogthumb auch wiederfahren möge. Könten zwar
unterschiedtliche rationes angezogen werden, halte es aber noch zur zeit
für unnötig, sondern referire sich allein uf dasiennige, was hiebevorn bey
lebzeiten ihr churfürstlichen durchlaucht herrn vaters und der abgeleib-
ten Kayserlichen mayestät in unterschiedtlichen memorialien angeführet
worden. Sey bishero alles in suspenso geblieben, hoffe aber, ihr Römische
Kayserliche mayestät werden diesem allergnedigst deferiren, und wolle
er’s fürsten unnd ständen de meliori recommendiret haben.
Repetire im übrigen, was von der Pfalzischen sache angeführet, man
müße dieselbe hier mit subordiniren, sonst were kein fried zu hoffen etc.
Weil nun ihr churfürstliche durchlaucht zu Franckfurth, Regenspurg und
zuvor auf dem collegialtage
Vermutlich Anspielung auf den Nürnberger KFT von 1640. Im Februar und Juni war dort
über die Amnestie beraten worden. Kurbrandenburg hatte für eine unbeschränkte, bedin-
gungslose Amnestie votiert, zuletzt aber einer Beschränkung auf die von der Amnestie des
PF ausgeschlossenen Stände zugestimmt ( Brockhaus, 241–257, bes. 254).
teressenten auch sich gar nicht anders contentiren laßen wollen, so laße er
es auch dißfals bey den abgelegten votis bewenden etc., mit nochmaligem
vorbehalt.
Pommern-Wolgast. Idem.
Hessen-Kassel. Wegen des fürstlichen hauses Heßen Caßel wieder-
hole er die Magdeburgische, Pfalzische und nachstimmende vota, doch
mit diesem anhang: Weil ihr fürstliche gnaden ein absonderliches me-
morial werden eingeben laßen
Gemeint ist die geänderte Fassung der hessen-kasselschen Gravamina und Postulata von
1646 II 6[/16]; Text der älteren Fassung von 1645 XII 28/1646 I 7 (s. folgende Anm.) mit
hinzugesetzten Korrekturen: Magdeburg H fol. 290–293. Das Datum (1645 XII 28[/
1646 I 7]) blieb unverändert; die Korrekturen sind durch einen Vermerk am Kopf auf
1646 II 6[/16] datiert. Die neue Fassung wurde auch von Müldener unterzeichnet, mit
dessen Vollmacht es Schwierigkeiten gegeben hatte ( APW III A 3/2 [Nr. 91 Anm. 20] ).
vorbehalten haben wolte. Hette zwart newligst schon bey extradition
der Schwedischen replic den Kayserlichen herren plenipotentiariis ein
memorial
Gemeint sind die hessen-kasselschen Gravamina und Postulata, Osnabrück 28. Dezember
1645[/7. Januar 1646], unterzeichnet von Reinhard Scheffer. Kopie: Württemberg A I S.
1062–1066 (Diktatvermerk: 1646 I 21); s. APW II A 3, 540 (ksl. Überlieferung), APW II
C 2, 523 (schwed. Überlieferung), APW II B 3/2, 1116 (frz. Überlieferung); Text: Meiern
II, 161ff. ; Regest: APW II A 3, 121 Z. 45–50.
macht gestoßen, so hette er darauf sowol bey den herren Kayserlichen
alß Churmaynzischen erinnerung gethan unnd gebeten, das es zurück-
unnd nicht ad dictaturam gegeben werden müchte etc. Nichtsdestowei-
niger were es dictiret worden, darauf er sich aber nicht einlaßen, sondern
erster tagen (weil numehr der passus legitimationis richtig) ein anderß
übergeben wolle.
Hessen-Darmstadt. Gewiß sey es, das kein bestendiger friedt ohne
stifftung einer amnesti könne getroffen werden. Gewiß sey aber auch die-
ses, das die amnestia a partium belligerantium consensu dependire. Weil
nun izo vom hochlöblichen directorio dieses proponiret worden, wan
und von welchem termino dieselbe angehen solle, so befünde er, daß die
vota diversimode gefallen, da etsliche dieselbe ad tempus huius belli und
auf des königs in Schweden ankunfft, andere ad annum 1618 gesezet,
Würzburg aber fernere declaration begerett.
15–19 Gleichwie – müchten] In Braunschweig-Lüneburg-Celle A I steht am Rand: Die-
ses votum ist von vielen evangelischen abgesanden privatim sehr improbiret worden und
wolte dahin angesehen werden, als wan Hessen Darmstatt unsern evangelischen stande zu
kriegenden theilen machen wolte. Wan auch keiner votire〈n〉 〈w〉olte, als der sich zu
einer kriegenden partey bekennete, so würde man die iura Imperii schlecht beobachten
und nimmermehr einen pilligen, furtraglichen frieden erhalten.
daß ihr fürstliche gnaden in keine union, ligam oder bundtnüß sich ie-
mahls begeben, sondern intra terminos unnd in den schrancken der
reichsverfaßung geplieben
Siehe [Nr. 97 Anm. 29] .
unnd iede stände bey ihren iuribus und libertet verpleiben müchten, da-
hero auch dieselbe von den Kayserlichen hohen generalspersohnen anders
nie als ein getrewer, friedtfertiger fürst des Reichs tractiret worden, wie
dan ihr fürstliche gnaden auch bey der handtlung der neutralitet de anno
1631 die schuldige trewe, gehorsamb und respect gegen ihre Kayserliche
mayestät und das Römische Reich austrücklich reserviret unnd auß-
genommen , also werde man ihn nicht verdencken, das von wegen seiner
fürstlichen gnaden er das votum hierinnen suspendire und die determina-
tion den partibus belligerantibus anheimbgebe etc. Die von dem hochlöb-
lichen Osterreichischen directorio angeführte rationes weren zwart er-
heblich, doch die von Magdeburg unnd nachfolgenden angezogene noch
erheblicher, deme er sich auch auf den fall, wan sonst der friede anderer
gestalt nicht zu erhalten, conformirete. Stelle es aber doch dahin und zu
fernerer consideration mit vorbehalt etc. und wolle sich im übrigen ad
verba „quacunque necessitudine“ etc. mit dem hochlöblichen Österrei-
chischen directorio conformiret haben.
Was sonst Heßen Caßel wegen des unlengst übergebenen memorials er-
wehnet, habe er und menniglich daraus mit großer bestürzung vernehmen
müßen, das die fraw landtgräfin so gar unpilliche und unrechtmeßige sa-
chen, quae nullo iure defendi possint etc., begeren dürffen. Weil aber der
abgesanter vermeldet, das er es zu endern und ein anders zu übergeben
gemeinet sey, wolle er deßen erwarten unnd bis dahin fernere specialia
reserviren.
Hessen-Kassel. Laße die Darmbstetische protestation uf ihren würden
und unwürden beruhen etc. Die sache gehöre nicht hieher, sondern für
die Kayserliche herren plenipotentiarios, welche sich dieselbe zu verglei-
chen erbotten.
Württemberg.
ganz einig, das gleichwie zu stillung der innerlichen kriege also auch die-
ser im Römischen Reich nun etslich 20 jahr gewehrten und weit einge-
rißenen unruhe kein beßer fundament zu legen alß eine amnestia und ver-
geßenheit deßen, was zu allen theilen vorgangen. Weil aber die differenz
noch in termino a quo versire, könne man in betrachtung vieler angeführ-
ten rationum, des kläglichen zustandes unnd Unvermögens im Reich, der
formidabeln macht unnd gefahr des Türcken
der frembden cronen, auch das sie dieses zum größesten praetext gefüh-
ret, pro fundamento securitatis suae gehalten, in allen faederibus unnd
deren renovaturen diß fast den vornembsten punct sein laßen und ehe
nicht auß den waffen treten wollen, also das dieses numehr eine conditio
sine qua non und umb anderer von den vorsizenden, sonderlich von Al-
tenburgk etc. und Coburg wie auch Magdeburgk angeführter rationum a
parte Würtenberg, wan man gleich dabey gar nicht interessiret were (wie
man sich dan auch ratione des termini in ecclesiasticis uf annum 1627, in
politicis aber uf 1630 nichts oder weinig interessiret befünde
ders nicht rahten, als die amnestiam uf annum 1618 in geist- unnd welt-
lichen sachen zu extendiren, zumahl es fast aller völcker löblichen brauch
nach beßer, durch universalem amnestiam alles wieder in vörigen stand zu
setzen und salutem et securitatem publicam etc. weiterer straffe vorzuzie-
hen etc. Vergleiche sich also mit denenjennigen votis, welche amnestiam
universalem ad annum 1618 zu extendiren gerahten.
Waß aber res et personas betreffe, wolle man sich, wan nach etslicher
vorgehender votorum mainung specialiter davon solle geredet werden,
darüber auch in specie und mit mehrern vernehmen laßen.
Und weil vom hochlöblichen directorio unter andern auch gedacht, das es
mit Würtenberg seine richtigkeit habe und daßelbe restituiret sey, so
nehme man daßelbe uf sölchen fall, das Würtenberg durch die Regenspur-
gische amnesti und darauf erfolgte purification in ecclesiasticis et politicis
plenarie restituiret sein solle etc., mit danck und für bekand an etc., wün-
schet allein, das man deßen durch würckliche execution cum effectu (so
doch bishero nicht geschehen) hette genießen mögen . Hoffet und bittet
auch, das es noch ehistes tages cum omnimoda restitutione geschehen
müchte etc.
Soviel dan die verba „quacunque necessitudine“ betreffe, conformire man
sich dem directorio.
Mecklenburg-Schwerin. Was das hochlöbliche directorium proponi-
ret, habe er im nahmen seines gnedigen fürsten undt herrn angehöret.
Damit er aber weder das hochlöbliche directorium noch die stände über
die zeit aufhalte, referire er sich ratione ulterioris declarationis quoad res
et personas uf das Würzburgische und Altenburgische votum, da sich dan
auch vielleicht ihr fürstlichen gnaden interesse bey diesem puncte finden
werde.
Amnestiam ipsam betreffend, weren bey allen actionibus zweyerley in
acht zu nehmen: finis et media . Finis bey gegenwertiger action sey pax,
media aber anders nicht, als was ratione amnestiae vorgeschlagen. Und
were von Altenburg erinnert, was unlengst zu Regenspurg vorgangen,
ob nemblich per arma zum frieden zu gelangen. Darauf aber einhellig
concludiret, quod non . Weil er nun die fürgekommenen rationes bey
sich betrachtet, auch erwogen, was dießfals die cronen gesetzet, darvon
sie gewiß nicht weichen werden, so conformire er sich mit Magdeburg,
Pfalz, Altenburg unnd gleichstimmenden etc., ratione verborum aber
„quacunque necessitudine“ mit Österreich.
Mecklenburg-Güstrow. Idem.
Sachsen-Lauenburg. (Dieses votum ist gleichsfals in forma commu-
niciret, mit den prothocollis gleichstimmend befunden unnd darauf sub
numero 3 beygeleget worden.)
Demnach die unbetriegliche erfahrung bezeuget, das durch die zu Prage
gestifftete und nachgehents anno 1641 in dem reichsabschiede gebrachte
amnestia der friede nicht befürdert, sondern vielmehr größere unruhe,
krieg und bluhtstürzung nach sich gezogen, allermaßen das fürstliche
hauß Sachsen Lawenburgk etc. von der zeit her viel größer noht, durch-
zuge, raub und plünderung dan vorhin iemahln empfunden und auß-
gestanden hat
Sachsen-Lauenburg war im Dezember 1643 Durchmarschgebiet der nach Holstein zie-
henden schwed. Armee unter Torstenson gewesen, der im Sommer 1644 die ksl. Armee
unter Gallas (1584–1647) gefolgt war. Beide Armeen wandten sich noch im August 1644
durch Sachsen-Lauenburger Gebiet wieder nach Süden ( Rössler, 46f.; K.-R. Böhme, 46;
Salm, 38f., 67).
woll dem Heyligen Reich insgemein alß in particulari einem ieden durch-
aus unerträglich, so würdt in alle wege pillich uf ein ander und zuleng-
lichers mittel zu gedencken sein, und alsdan außer in vorigen votis
angezogenen politicis rationibus diß ganze werck nicht unpillig auf Got-
tes wort und die christliche liebe mit zu verstellen und darnach zu ent-
scheiden und dahero pillich zu bedencken, gleich[wie] mit der göttlichen
clementz niemand gedienet sein würde, wan selbe allein uf gewiße zeit
und jahre restringiret, der übrigen zeit halben aber genawe unnd scharffe
abrechnung gehalten werden solte, also dem Heyligen Reich unnd deßen
[Ständen] als eines leibes gliedtmaßen mit einiger particular- und uf ge-
wiße zeit restringirte amnistia wenig gedienet sein würde, so hielte söl-
chem nach dafür, das ihr Kayserliche[r] mayestät allerunterthenigst anzu-
rahten unnd zu ersuchten, selbe generaliter und de anno 1618 anfahend
iedermenniglich wiederfahren zu laßen, sich im übrigen uf das Magdebur-
gische, Sachsen Altenburgische und anderer nachsitzenden hochvernünff-
tige vota referirend, auch in eventum ulteriorem declarationem reser-
virend.
In accomodirung deren besonders angezogenen wörter „quacunque ne-
cessitudine iuncti fuerint“ conformire er sich mit Österreich unndt denen
maioribus.
Anhalt. Was itzo Sachsen Lawenburg pro maiori ratione et evidentia
facti angeführet, könne er auch nomine des fürstlichen hauses Anhalt an-
ziehen. Dan ihre fürstlichen gnaden hetten nie größere beschwerungen
und devastationes ausgestanden, als nachdem man verhoffet, das fewer
were schon geleschet, sintemahl die allergrößesten verwüstungen erst
nach dem Pragerischen frieden anno 1635 und dem reichstage zu Regens-
purg anno 1641, sonderlich aber im negstverwichenen jahre ergangen
etc.
zugrunde gerichtet, das ihme durch die amnestiam und den lieben frieden
fast gar oder doch in vielen jahren nicht wieder gehollfen noch durch die
continuation des krieges so gar viel mehr geschadet werden könte, sogar,
das uf etliche meil weges kein dorf stehenplieben, so besorge man sich
doch, das dergleichen auch anderen benachparten und mitständen wieder-
fahren müchte, weil der krieg sich fast täglich grimmiger und wütender
anstelle etc. Derowegen [sei] viel beßer, per mutuam iniuriarum oblivio-
nem dem werck abzuhelffen als zu noch größern unheil und untergange
uhrsach zu geben. Repetire demnach das Pfalz Lauterische votum cum
reservato ulterioris declarationis sowol ratione Pfalz als wegen Anhalt.
Wetterauer Grafen. (Haben gleichsfals ihr votum in forma commu-
niciret, unnd weil es collationi prothocolli conform befunden, so ist söl-
ches zu gewinnung zeit unnd mühe sub numero 4 beygeleget.)
15 I.] Die Numerierung der Punkte fehlt in der Druckvorlage; sie wurde ergänzt nach Mag-
deburg E. – Ebenda ist auf einem beigebundenen Zettel notiert: Numero 4. Dieß ist daß
Wetterawische votum, wie solches erstmahls eingegeben. Eß ist aber das hauß Waldeck
hernach darzukommen, undt hatt auch sonst an etlichen weinigen orten müßen geendert
werden, derohalben es letzlichen dem hochlöblichen Magdenburgischen directorio uff die
letzte manir zugestellet worden. – In Wetterauer Grafen ( Nassau-Saarbrücken) A
III 1 steht am Ende des Protokolls: Diß Wetterauische votum ist dem hochlöblichen Mag-
denburgischen directorio uff die letzte manir zugestellet worden, welches es den 23. Fe-
bruar st. v.[/5. März 1646 st. n.] in pleno sampt dem evangelischen fürstenrathsbedencken
ad classem primam, darinnen sich darauff bezogen worden, hora 9 uffen rathhauß einge-
hendiget undt alles dem gesambten fürstlichen concluso verbotenus einzurücken gebet-
ten, wo nicht, wolten evangelici es den Kayserlichen undt cronen a part übergeben.
Eine neue Fassung des Votums, die dem hier abgedruckten Text (zuzüglich der im Varian-
tenapparat angegebenen Ergänzungen und Korrekturen, s. S. 74 Z. 14–19, S. 75 Z. 7–12, S.
76 Z. 24f.) entsprochen haben muß, wurde am 5. März 1646 zusammen mit dem Votum
commune der ev. Reichsstände über Amnestie und Restitution dem Direktorium über-
reicht (s. [Nr. 109 Anm. 4] ).
wir dahin instruiret, maßen der leidige zustandt insgemein und des graf-
fenstandes insonderheit alle in vorhergehenden votis angezogene rationes
und motiven gleichsamb unseren gnedigen herrn in die handt (leider) ge-
spielet, das wir uns mit deniennigen votis, so terminum amnestiae a quo
uf das jahr 1618 und also benignissime und latissime extendirten und dar-
umb die Römische Kayserliche mayestät allerunterthenigst ersuchen,
conformiren solten, und das auch zugleich ratione personarum et rerum
absque omni conditione et exceptione annectanda vel annexa, als wolten
wir alle sölche vota anhero wiederholet und unß denselben conformiret,
dabenebst auch in progressu tractatuum uns alle fernere notturft reser-
viret und vorbehalten haben, damit die geringere stände neben dem grö-
ßern sich aller beneficien einer illimitirten unnd universal amnestiae
würcklichen und ohne seuffzen zu erfrewen haben mögen.
II. Wir haben aber dabey gebüerenden fleißes zu bitten, das in dem vor-
habenden bedencken an die Kayserliche herrn plenipotentiarien in specie
und mit nahmen gedacht werden mögen,
1. nemblichen bey dem puncto proscriptionum et confiscationum cass-
andarum der chur-, fürstlichen und gräflichen heuser Pfalz, Würtenberg,
Baden Durlach, Naßaw Sarbrücken, Solms
Gf. Johann Albrecht II. von Solms-Braunfels (1599–1648) forderte, da die Restitution ins
Stocken geraten sei, die Rückerstattung seines Anteils an der Stadt Butzbach und die Re-
stitution von vier Dörfern, s. das Memorial der Ges. des Wetterauer Gf.envereins, die
Restitution von Solms-Braunfels betr. (s. d., vor 1646 II 8, s. APW II A 3, 555); zu Gf.
Johann Albrecht s. Isenburg V T. 76.
Gf. Wilhelm Wirich von Daun-Falkenstein-Bruch (1613–1682) forderte die Rückgabe des
Schlosses Falkenstein von seinem Lehnsherrn, Hg. Karl IV. von Lothringen ( Reiter, 42,
224f.; [Nr. 113 Anm. 108] ).
Hohenlohe
Siehe APW III A 3/1 [Nr. 24 Anm. 70] .
Siehe APW III A 3/1 [Nr. 24 Anm. 71] .
purg etc. und der reichsritterschaft
Ein Memorial der Reichsritterschaft in Franken, Schwaben und am Rhein über ihre Gra-
vamina communia, diktiert 1646 VII 22[/VIII 1], sagt pauschal, den Reichsrittern seien
sehr viele Städte und Güter entzogen worden ( Meiern III, 629f. , zweiter Absatz, begin-
nend Demnach aber ).
ses Offenbach a
Die in der neuen Fassung des Wetterauer Votums zur Amnestie (s. Textvariante Z. 17)
erwähnten Gf.en von Nassau-Saarbrücken forderten die Aufhebung des RKG -Urteils
vom 7. Juli 1629, das Hg. Karl IV. von Lothringen Burg und Gft. Saarwerden, die Stadt
Bockenheim und den Hof Wiebersweiler als vom Hst. Metz herrührende Lehen zugespro-
chen hatte ( Meiern I, 833 ; Bierther, 184). – Über die Forderungen der ebenda genann-
ten Gf.en von Hanau konnte nichts ermittelt werden. – Die Gf.en von Ysenburg-Offen-
bach-Birstein, eine 1628 entstandene Linie der Ysenburger Gf.en, forderten die Aufhe-
bung des RHR -Urteils gegen Gf. Wolfgang Heinrich (1588–1635) vom November 1630,
das dem Lgf.en von Hessen-Darmstadt aufgrund seiner Klage wegen Landfriedensbruchs
einen Entschädigungsanspruch zuerkannt hatte, den dieser durch Besetzung des Amtes
Dreieichenhain vollstreckt hatte ( Simon, Stammtafel IV; Gunzert, 360; Demandt, 502;
BA II 10.3 Nr. 480, 1178f.). – Die in der neuen Fassung des Wetterauer Votums zur Amne-
stie (s. Textvariante Z. 19) erwähnte Gf.in Elisabeth zu Holstein-Schauenburg (1592–1646
VI 19) hatte nach dem Tod ihres Sohnes Otto (1614–1640) von der Gft. Schauenburg
Besitz ergriffen. Ein von Wartenberg als Fbf. von Minden und dem Domkapitel Minden
erwirktes RHR -Urteil von 1645 XII 18 sprach Schauenburg und andere Ämter und
Schlösser den Klägern zu, weshalb die Gf.in ihre Beschwerden gegen das Urteil beim
RHR einbrachte und ihre Gravamina gegenüber Hst. und Domkapitel Minden am 2.
Februar 1646 und ihre Gravamina über die Zurückweisung ihres Ges. (Johann) Conrad
Schlüter durch das Reichsdirektorium am 13. Februar 1646 dem FRO vorlegen ließ
( Meiern II, 768 f., 770–773, 770 und 774ff.: Beilagen zu den Gravamina; APW III D 1,
351, 360; Isenburg V T. 42; van den Heuvel, 146).
3. Bey denen [zu] annullirenden transactionibus der gräflichen heuser Ha-
naw ratione Schlichtern
Siehe APW III A 3/2 [Nr. 34 Anm. 90] .
Hohensolms forderte die Aufhebung des Vergleichs zwischen Gf. Philipp Reinhard II.
von Solms-Lich in Hohensolms (1615–1665) und Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt
vom 29. März[/8. April] 1638 und des Nebenrezesses vom 25. März[/4. April] 1639 (s.
den Schriftsatz Hohensolms gegen Hessen-Darmstadt, Osnabrück 1645 X 3/13, s. APW
II A 3, 541, fol. 49–50’ der dort angegebenen Überlieferung; Georg Schmidt, 449, 461,
656).
Die Gf.en von Ysenburg-Büdingen forderten die Aufhebung des Hauptvergleichs mit
Hessen-Darmstadt von 1642 November 22/Dezember 2, durch den sie im wesentlichen,
aber nicht vollständig, restituiert worden waren, nachdem der Ks. 1635 die gesamte Gft.
Ysenburg-Büdingen als verwirkt und heimgefallen dem Lgf.en von Hessen-Darmstadt
zediert hatte (Text der ksl. Zession von 1635 VII 7: Londorp IV, 474ff.; Inhaltsangabe
des Hauptvergleichs: Simon, 317f.; Demandt, 502).
gesambt.
4. Bey ufhebung der privatdestitutionen der gräflichen heuser Naßaw Sie-
Buchsweiler im Elsaß war seit 1570 im Besitz der Gf.en von Hanau-Lichtenberg, die
1642 Hanau-Münzenberg beerbten. Zahlreiche Nachbarn erhoben territoriale Forderun-
gen, so daß Hanau-Lichtenberg das Land nur mit Hilfe Hessen-Kassels einnehmen
konnte, diesem dafür aber zwei Ämter abtreten mußte ( APW III A 3/2 Nr. 36 Anm.
26; Demandt, 297). Welche privatdestitutionen konkret gemeint sind, wurde nicht ermit-
telt.
graffen
Siehe APW III A 3/1 [Nr. 24 Anm. 76] .
Gf.in Louise Juliane von Sayn-Wittgenstein-Sayn geb. Gf.in von Erbach (1603–1670),
Witwe seit 1632, forderte unter Berufung auf das weibliche Erbrecht die Gft. Sayn für
ihre Töchter Ernestine Salentine (1626–1661) und Johannette (1632–1701). Daraus erga-
ben sich Konflikte mit ihrem Schwager Christian Gf. (bis 1648) in Sayn (1621–1675), mit
den Kf.en von Köln und Trier, dem Abt zu Laach und dem Fhr.n Heinrich von Metter-
nich zu Brohl und Heddesdorf (gest. 1654), s. vier Schriftsätze Louise Julianes gegen die
fünf oben Genannten (Text: Meiern III, 452 f., 453ff., 456, 456f.); Dahlhoff, 25–30;
APW II A 3, 92 Z. 6; Foerster, 346; Isenburg IV T. 9; Stammtafeln IV T. 52, 129;
Fuchs, 234. – Die in der neuen Fassung des Wetterauer Votums zur Amnestie (s. Text-
variante S. 75 Z. 10) erwähnten Gf.en von Waldeck forderten von Kf. Ferdinand von
Köln als Fbf. von Paderborn die Gft. Pyrmont. Die Gf.en beanspruchten Pyrmont als
Erbnachfolger des Hauses Gleichen ( Pütter, 313; Feige, 29f.; Foerster, 346f.). Ferner
warfen die Gf.en Kurköln vor, widerrechtlich in der gfl. waldeckischen Herrschaft Dü-
dinghausen die kath. Konfession eingeführt zu haben, s. das Memorial der Gf.en zu Wal-
deck, diktiert 1646 II 16 (Text: Meiern II, 781 –784, hier 781; dazu Demandt, 529.
Über Forderungen der Gf.en von Wied, die in der neuen Fassung des Wetterauer Votums
zur Amnestie gestrichen wurden (s. Textvariante S. 75 Z. 12), konnte nichts ermittelt
werden. Mehrere Gf.en Wied hatten in schwed. Diensten gestanden und waren aus der
Amnestie des PF ausgeschlossen worden. Eine Versöhnung muß 1636 erfolgt sein, denn
Ende dieses Jahres wurde Gf. Philipp Ludwig d. J. (gest. 1638) aus ksl. Haft entlassen.
Auf ihn folgten seine Vettern Friedrich (1618–1698), regierend in Wied, und Moritz Chri-
stian (1620–1653), regierend in Runkel. Beide waren durch den Wetterauer Gf.enverein
auf dem WFK vertreten ( Meiern I, 422 ; BA II 10.2 Nr. 568 Abs. [8]; Reck, 200–209;
Stammtafeln IV T. 36; Gensicke, 334, 336; Georg Schmidt, 574).
5. Bey cassation der sequester des gräflichen hauses Hanaw ratione des
ambts Bobenhausen .
Zu
chischen directorio einzureichen erpietig, mit vorbehalt, wie obgemeldet.
III. Ob auch wol etliche gräfliche heuser uf die jüngst publicirte amne-
stiam sich gehöriger ohrten umb würckliche restitution angemeldet, so
hetten sie doch dazu über allen fleiß nicht gelangen können, derohalben
wir denselben alle beneficia der gegenwertigen friedenshandtlung vor-
behalten haben wolten.
IV. Die wort „qua necessitudine iuncti“ betreffend, concordirten wir mit
dem Österreichischen voto.
Fränkische Grafen.
aufeinander einstimmigen votis angeführten, sondern auch unlengst zu
Frankfurth eventu comprobirten rationibus befinde man weiniger
nicht, alß mit den vorstimmenden maioribus sich zu vergleichen und ihr
Kayserliche mayestät zu ersuchen, das sie sowol auf den conflammatum
Imperii statum als daß incrementum et vires coronarum etc. ein auge
schlagen und dieses puncts halben sich uf eine illimitatam amnestiam
unnd alles in den standt, wie es vor diesem langwierigen kriege von anno
1618 her gewesen, zu setzen, nach inhalt der königlichen replicen sich
resolviren wolten. Welches man dieses ohrts soviel mehr zu bitten uhr-
sache habe, weill etsliche seiner herrn committenten, alß Hohenlohe und
Löwenstein Wertheimb, der vörigen amnesti und restitution noch nicht
genießen können
Zu Löwenstein-Wertheim s. APW III A 3/1 [Nr. 24 Anm. 71] . Hohenlohe war nach dem
PF begnadigt, aber nur teilweise restituiert worden ( Bierther, 147f.).
nemblich deren in specie müchte gedacht werden.
Conformire sich im übrigen der Würzburgischen unnd Altenburgischen
erinnerung ratione specialium, ratione der wort aber „quacunque“ mit
Österreich.
Österreichisches Direktorium. Wie sonst vorhero mehr geschehen,
also befinden sich auch in diesem punct zweyerley mainungen:
Die 1. zwar, es were ihr mayestät einzurahten, das sie die cron Schweden
zur beliebung der hiebevor publicirten amnesti in ecclesiasticis ad annum
1627, in politicis ad annum 1630 behandeln möchten.
Die 2. aber (dahin auch die maiora gingen), es were ihr mayestät ein-
zurahten, daß sie es bey dem von den cronen begertem termino de anno
1618 in geist- unnd weltlichen sachen bewenden laßen und demnach eine
universalem et illimitatam amnestiam ertheilen und ins Reich publiciren
laßen wolten.
Was die fürgekommene specialfragen anbelange, wiße man 1. sich zu
erinnern, das in replica Suecica keine sonderliche specialia begriffen
In der schwed. Replik, Klasse I,1, werden von der Regensburger Amnestie ausgeschlos-
sene Reichsstände und Städte benannt, s. Meiern II, 185 f. (ksl. Protokoll) und 194
(schwed. Protokoll; dort ist zusätzlich Donauwörth genannt).
2. solte die amnestia general sein und ad annum 1618 extendiret werden,
so weren ia die specialia unnötig; 3. müsten die specialia entweder von
den cronen oder von ihr Kayserlicher mayestät proponiret werden, das
es also damit zu frühzeitig were etc. Die handtlung werde es schon
geben.
Waß ad verba „quacunque necessitudine iuncti fuerint“ erinnert worden,
pleibe dabey, das die Kayserlichen herren plenipotentiarii wol einen mo-
dum oder expediens werden zu finden wißen, daß die cronen werden zu-
frieden sein können.
Waß künfftige deliberation anlange, folge nun in der ordtnung daß andere
membrum der ersten classis, darbey sich sonderlich diese differenz ereu-
ge, wie die worth „iuxta morem ab antiquo in Imperio receptum“ zu ver-
stehen unnd zu declariren.