Acta Pacis Westphalicae III A 6 : Die Beratungen der Städtekurie Osnabrück: 1645 - 1649 / Günter Buchstab
36. 19. Sitzung des Städterats Osnabrück 1646 März 10

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19. Sitzung des Städterats


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Osnabrück 1646 März 10

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Nürnberg S I L 203 Nr. 19 fol. 41–44’ = Druckvorlage; Strassburg AA 1144 fol.
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53’–58; Esslingen „tomi actorum Bd. IV fol. 67–71’; Lübeck Senatsakten Reichsfriedens
23
schlüsse
24 o. F.; vgl. ferner Bremen 2 – X. 8. m.

24
Bericht der Deputation nach Münster: städtische Differenzen beim Handelsbedenken; Auseinander-
25
setzung
mit Kurmainz über Zölle; schleppende Beratungen im münsterischen Städterat über schwe-
26
dische
Replik. Präzedenzstreit mit Reichsrittern. Brandenburgisch-kulmbachisches Bedenken. Erz
27
bischöflich-bremische
Intervention gegen Stadt Bremen.

28
Anwesend: Straßburg, Lübeck, Bremen auf der Rheinischen, Eßlingen und Lindau auf der Schwä
29
bischen Bank.

[p. 124] [scan. 196]


1
Directorium. Es seye dieser convent angestellet, umb zu vernehmen, wie
2
der herrn deputirten verrichtung zu Münster abgeloffen seye. Zweifele nicht,
3
sie werden geneigt sein, selbige zu eröffnen.

4
Lübeck referirt: Nachdem sie sich verschienenen mittwochs 8 tag auf die
5
raiß begeben und donnerstag zeitlich zu Münster eingelangt, hetten sie selbi-
6
gen tag noch das creditiv dem Cöllnischen directorio

25
Constantin von Lyskirchen, Herr zu Dransdorf (gest. 1670), aus dem bürgerlichen Zweig der Lys-
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kirchen, nach 1639 mehrmals Rentmeister und insgesamt elfmal Bürgermeister, von Dezember
27
1645 bis 27. Juni 1646 kölnischer Primargesandter auf dem Kongreß; eine seiner Schwestern
28
verheiratet mit dem Sohn des kaiserlichen Kriegsrats Hermann von Questenberg (A. Fahne I
29
S. 251–254, 282–284; Paul Trippen: Zur Geschichte der beiden kölnischen Geschlechter von
30
Lyskirchen. In: Beiträge zur kölnischen Geschichte, Sprache, Eigenart, hg. v. Verein Alt-Köln
31
Bd. 1 (1914/5), S. 175–186; M. Josef Gürtler: Beiträge zur Geschichte der Kölner Edel-
32
familie Lyskirchen. Ebd. Bd. 2 (1915–17), S. 59–86; Begegnung mit den Lyskirchen. Gemälde
33
im Haus der Rheinischen Heimat erzählen. In: Der Neue Tag [Köln] 11. August 1936 Nr.
34
221). Dr. Gerwin Meinertzhagen, aus altem Patriziergeschlecht (genaue Lebensdaten unbekannt),
35
1630 Ratsherr, 1632 Syndikus, zahlreiche Gesandtschaften im städtischen Auftrag, von Dezember
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1645 bis 27. Juni 1646 auf dem Kongreß, ein Mann von großer Beredsamkeit, 1632/3 vorüber
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gehend, ab 1640 endgültig ordinarius primarius Professor an der Kölner Universität ( Chr. v. Stramberg: Das Rheinufer von Coblenz bis Bonn [Rheinischer Antiquarius III 13], Coblenz
38
1867, S. 121–123; A. Fahne I S. 271; W. Beemelmans: Wissius S. 29, 45, 61; E. H.
39
Kneschke VI S. 219).
hinterbringen, umb
7
anstellung einer zusammenkunfft ansuchen laßen und darauf zur antwort
8
bekommen, daß selbige, wegen eingefallenen posttags auf folgenden sonn-
9
abend verschoben werden müste. Am freitag hetten sie sich wiederumb
10
anmelden laßen, seye aber schlechte antwort darauf erfolgt, deßwegen sie
11
verursachet worden, unerfordert zu denen Cöllnischen zu gehen und umb
12
beschleunigung des werks zu bitten, weiln diese deputation anderst nicht
13
dann wol gemeinet, solches gestalt auch von ihnen verhoffentlich werde an-
14
gesehen und aufgenommen werden.

15
Samtags darauf seye von ihnen der vortrag geschehen und auf 3 membris
16
bestanden

40
SR Münster vom 28. Februar 1646 in Nürnberg 18 fol. 74’–75; vgl. ferner Bremen 2 –
41
X. 8. m.
: 1. In puncto commerciorum, wie man sich darinnen eines ge-
17
wissen aufsazes zu vergleichen hette? 2. Was dißorts super prima classe
18
replicae Suecicae für gedanken gefallen? 3. Auf etlichen nebenspuncten, so
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alhier vorkommen und mit ihnen zu communiciren, in hoffnung, sie werden
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künfftig auf begebende fäll dergleichen auch thun und herüber kommen.
21
Hierauf seyen sie ad punctum commerciorum und ad singulos numeros
22
selben memorials geschritten, iene aber habens ad deliberandum angenom-
23
men. Als es nun montags und dienstags zur conferenz ankommen, hetten
24
sich alßbald difficulteten, die sonderlich der Augspurgische

42
Dr. Johann von Leuxelring, von 1636–1639 Stadtkanzler in Augsburg, erhält für gute Dienste
43
auf dem Regensburger Kollegialtag einen Garten aus städtischem Besitz, seit Oktober 1637 Ge-
44
sandter der Stadt am ksl. Hof, im September 1645 mit dem städtischen Sekretär Johann Georg
45
Dirr nach Münster abgeordnet, Verfechter extrem katholischer Positionen auf dem Kongreß.
46
Seine Entlassung aus städtischem Dienst Ende März 1649 beruht sicherlich auf dieser seiner
32
Haltung und der neu eingeführten Parität. Über Herkunft und späteren Verbleib ist nichts be-
33
kannt (P. v. Stetten II passim; L. Lenk).
movirt, wegen

[p. 125] [scan. 197]


1
der wort „in ecclesiasticis et politicis“, daß alles ad annum 1618 zu richten,
2
ereignet. Worauf die rationes, warumb diese clausul hineingerukt worden,
3
angezeigt, daß nemlich dieser aufsaz principaliter die anseestätte betreffe,
4
welche beym puncto restitutionis eben sowol als andere interessirt und deß
5
wegen nicht zu übergehen, zumaln weiln ihrer sonst nirgends gedacht und
6
die commercia nicht sicher gehen können, wann die hospitia und receptacula
7
derselben nicht in gutem stand erhalten werden. Illi: Dieser punct laufe in
8
die gravamina ein oder könne in ein absonderlich memorial gebracht wer-
9
den. Worauf replicirt, weiln die cronen den punctum commerciorum in der
10
1. class berührt, als könne es dabey verbleiben.

11
Bey dem paß, die abführung der guarnisonen in den frontier stätten und
12
vestungen betreffend, habe Augspurg obtiniren wollen, es seye derselbe
13
Ihrer Kayserlichen Majestät anheimb zu stellen. Deme geantwortet worden,
14
die reichsstätte seyn sowol als andere stände sui juris, und das widrige kein
15
votum, so einem stättischen anstehe

34
Zur Wehrhoheit der Städte vgl. E. Sander.
. Im übrigen hetten sie etliche neben-
16
monita, wie das concept außweise, hineinruken und ad dictaturam bringen
17
laßen, hernach in pleno wiederumb verleßen und approbirt. Worauf es in
18
Lateinischer sprach wegen der herrn Franzosen transferirt worden. Doch
19
habe man der catholischen dissensum durch eine clausul, wie zu end des
20
memorials zu ersehen, anhenken müßen

35
Der Passus lautet: Und dieses ist der sämbtlichen frey und reichs, auch Anseestätt ein-
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helliges guetachten und erklärung über den puncto commerciorum. Dabey gleichwol
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der anwesenden catholischen freye und reichsstätte Cöllen, Aach und Augsburg und
38
von diesen vertrettenden etlichen übrigen stätte, pottschafften und gesandten bey dem
39
ersten punct insoweit dissentiret, als selbiges irer in puncto amnistiae et religionis ge
40
führten absonderlichen mainung zuwider lauffen möchte ( Bedenken in RK FrA , RK ) 92 VIII
41
fol. 38–41 nr. 1092; Köln Köln und das Reich 259 Mappe Februar, Strassburg AA 1143
42
fol. 12–13’, ohne Zusatz).
. Weiln nun Augspurg ein bitteres
21
votum geführet, habe er, der Lübekische, ihme gesagt, es könne wohl sein,
22
daß die catholische mit ihme selbst different seyen. Komme ihm frembd vor,
23
daß man sich seinetwegen so lang aufhalte, da doch sein votum für kein
24
catholisch votum zu halten. Neun theil seyen zu Augspurg evangelisch und
25
nur der zehende catholisch. Der magistrat selbsten möge leiden, daß die
26
evangelische restitutionem suchen. Und seyen die jura religionis und privi-
27
legia dem raht und bürgerschafft gemein, wann also die burger darein nicht
28
consentiren, seye es für kein catholisch, sondern ein separat votum zu halten
29
und darwider zu protestiren, maßen auch anno 1643 zu Frankfurt von Chur-
30
sachsen und Brandenburg geschehen. Der raht seye allein temporarius, und
31
begehre man restitutionem in statum anni 1618

43
Für das zu neun Zehnteln protestantische Augsburg galt der Leonberger Akkord von 1635, der der
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Stadt einen rein katholischen Rat oktroyierte und nur den katholischen Gottesdienst zuließ. Zu den
45
konfessionellen Verhältnissen in Augsburg J. J. Moser TS XLI S. 76–136; Kampf der Augs-
46
burger Protestanten um Parität im Stadtregiment bei P. v. Stetten und H. Vogel passim; vgl.
38
auch Meiern II S. 103 –122. Zur Auseinandersetzung um Leuxelring vgl. G. Buchstab
39
S. 79ff.
.

[p. 126] [scan. 198]


1
Des andern tags habe Cölln ihme eine protestationschrifft, so der Augspurgi-
2
sche ad acta geliefert, vorgelesen, des inhalts, daß er, Lübekische, ziemlich
3
hart wider das Augspurgische votum geredt, sollte es beßer respectirt und in
4
acht genommen haben, davon er alsobalden abschrifft begehret, aber nicht
5
erhalten mögen. Deßwegen gefragt, ob es dann ad protocollum gebracht
6
werden solle? Dieweiln es nun jener in dubio gelaßen, habe er darauf seine
7
antwort überschiket und dabey gebetten, zum fall deß Augspurgischen pro-
8
testation ad protocollum gebracht werden und ad dictaturam kommen
9
sollte, auch seine verantwortung beyzusezen

40
Zu diesen Auseinandersetzungen SR Münster vom 3. März 1646 in Nürnberg 18 fol. 76’–78
41
mit Zitation des augsburgischen Protests, vgl. ferner Bremen 2 – X. 8. m.; 4. März Nürnberg
42
18 fol. 78’–89 mit schriftlichem Protest Leuxelrings gegen die Äußerungen Gloxins vom Vortag,
43
vgl. ferner Bremen 2 – X. 8. m.; 5. März Nürnberg 18 fol. 80–83 mit schriftlichem
44
Reprotest Gloxins, vgl. ferner Bremen 2 – X. 8. m.
. Im übrigen seye es zu Mün
10
ster festina lente hergangen und in sechs sessionen nur praeliminaria tractirt
11
worden, welche continuirt, biß auf nächst verschienenen donnerstag, da man
12
angefangen, von dem modo exhibendi memorialis in puncto commerciorum
13
zu reden, und davor gehalten, daß vorderist herrn grafen von Trautmans-
14
dorff, 2. dem reichsdirectorio, 3. beeden königlichen cronen Frankreich und
15
Spanien durch Cöllen, Regenspurg, Lübekh und Lindau zu insinuiren sein
16
werde, welches auch geschehen. Und habe Cölln das wort geführet, seye
17
auch aller orten wol aufgenommen worden. Und damit jalousie zwischen
18
beyden cronen Frankreich und Spanien verhütet werde, seye für gut ange-
19
sehen worden, daß die übergab zu einer zeit per diversos deputatos ge-
20
schehe.

21
Der herr graf von Trautmansdorff habe insonderheit erinnert, zum fall
22
wegen der cronen satisfaction bey einer oder der anderen handelsstatt eine
23
änderung vorgehen sollte, daß man derselben bey zeiten prospiciren wollte,
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damit sie deßwegen unvernachtheilt bleiben und befahrende hindernusen
25
bey denen commerciis abgewendet werden mögen.

26
Hierauf seye man recte zu Churmainz gefahren, alwo herr Dr. Reigersperger
27
geandet, es seye zwar wider das reichsherkommen, daß das memorial denen
28
cronen hinderbracht werde, weiln es aber herr graf von Trautmansdorff
29
bewilliget, laße ers ihme auch gefallen. Wegen der zöll hette er gesagt, es
30
beschwären sich die churfürstliche sehr darüber, daß ihnen in ihren regali
31
dißfalls wolle eingriff geschehen. Endlich dem Cöllnischen reprochirt, daß er
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zusammenkunfften und dictaturen dictaturam ohne sein ansagen anstelle, seye ihme
33
solches nicht geständig; der Cöllnische habe sich deßwegen auff andere be-
34
rufen und gebetten, ihn derentwegen nicht zu verdenken. Die übrige hetten
35
dem Mainzischen zugesprochen, er möchte nicht übel deuten, das geschäfft
36
gehe vornemlich die anseestätte an und hetten es die cronen begehrt, denen
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billich hierinnen zu willfahren. Die dictatur gehe Churmainz nicht an, ge

[p. 127] [scan. 199]


1
höre in solchen und dergleichen sachen denen reichsstätten zu, solle sich
2
nichts irren laßen. Seye vom 15. Septembris, als die publicatio responsionum
3
geschehen, biß verschienene weynachten nur zu einer consultation und von
4
derselben zeit an sehr sparsam angesagt worden. Der director seye propter
5
collegia und nicht die collegia propter directorem angestellt. Mainz habe
6
auch begehrt, solle ihme jederzeit, wann consultationes oder dictaturen vor-
7
gehen, notificirt werden, damit er wißenschafft davon habe.

8
Ehe man zu denen Französischen herren plenipotentiarien kommen, habe
9
Cölln ihn, Lübekischen, angesprochen, den vortrag zu thun, weiln er aber
10
bedenkens getragen, einer vorsizenden statt das wort zu thun und derselben
11
rhetor zu sein, habe er mit dem Nürnbergischen darauß communicirt, wel-
12
cher dafür gehalten, daß es ihme desto größere ehr, dem Cöllnischen aber
13
desto größere schand sein werde, wann er den vortrag thue, habe derowegen
14
solches übernommen und verrichtet, wie die abschrifft mit sich bringen
15
werde. Bey welchen sie dann, nach höflichem empfang, tecto capite
16
in praesentia monsieur d’Avaux, die werbung abgelegt, die sich auch
17
in antwort dahin erbotten, daß sie diesen puncten in gutem recommendat
18
halten wollten. Die Französische haben ihrer erstlich umb 7 uhr auf den
19
abend, nach dem sie sich aber mit dem, daß das memorial noch nicht abge-
20
schrieben seye, entschuldiget, des andern tags auf

36
20 11] Esslingen, Lübeck 2.
11 uhr, von Spanien aber
21
um 3 uhr begehrt, seyn also die Spanische selbsten an der praeposteration
22
schuldig. Bey welcher lezten sich neben herrn graf Penneranda

37
Don Gaspar de Bracamonte y Guzmán, conde de Peñaranda ( gest. 1676), spanischer Prinzipal-
38
gesandter
am Kongreß ( Bildnisse I S. 9; Dicc. Hist. Esp. II S. 445–457; APK 19264).
herr Brunn

39
Dr. Antoine Brun ( 1599–1654), spanischer Vertreter in Münster, hatte auf dem Regensburger
40
Reichstag von 1641 und auf dem Frankfurter Deputationstag 1643 den Burgundischen Kreis
41
vertreten (DBF VII Sp. 507f; G. H. Bougeant III S. 30ff; J. C. W. Steck S. 109f;
42
J. L. Walther S. 15f; A. de Truchis de Varennes; H. Thiekötter Nr. 517–521;
43
APW [III A 1, 1 S. 10 Anm. 1] ). – Neben Peñaranda und Brun befand sich noch Don Diego
44
Saavedra y Fajardo (1584–1648) am Kongreß.

23
praesentirt und gute vertröstung gethan, daß alles wol in acht genommen
24
werden solle. Jene aber wegen etlicher particularbeschwerden der commer-
25
cien halben einen discours angefangen und soviel man wegen heimlicher red
26
verstehen können, seine darob tragende displicenz contestirt.

27
Schließlichen seye auch für gut angesehen worden, daß die herren Staadische
28
angesprochen würden und zwar durch den herrn Bremischen, allen jalousie
29
zu verhüten; welches auch geschehen, die es auch gerne gesehen und dafür
30
gehalten, daß es sehr nuzlich und nöhtig, auch nicht lang damit zurukh zu
31
halten seye, mit angehenktem erbieten, wo sie was mit guten worten dabey
32
thun könnten, daßelbe nicht zu unterlaßen.

33
Freitags umb 3 uhr seyn sie wieder zusammenkommen, und, anstatt man
34
vermeinet, es werde nunmehr bey dem andern puncten recht angehen, nichts
35
verrichtet worden

45
Vgl. SR Münster vom 6. März in Nürnberg 18 fol. 83’–85’; ferner Bremen 2 – X. 8. m.
. Die 3 catholische seyen zwar absonderlich beysammen

[p. 128] [scan. 200]


1
gewest, haben sich aber anderst nichts erkläret, dann daß sie super prima
2
classe ein memorial aufsezen und herüberschicken wollten, worbey sich der
3
Nürnbergische recht mascule erzeigt, und denen catholischen Teutsch unter
4
augen gesagt, das directorium seye nicht schuldig, eines der andern voti
5
halben die sach solang aufzuhalten und alle schuld auf den Augspurgischen
6
gefallen. Weil sie nun gesehen, daß nichts außzurichten, seyn sie auch zusam-
7
mengetretten und gesagt, weiln sie das ihrige gethan und nur 2 vota, Cölln
8
und Aach, different, wollen sie sich länger nicht aufhalten; des Augspurgi-
9
schen votum halten sie für kein votum. Aach habe darauf gebetten, man
10
wollte es nicht übel aufnehmen.

11
Der Osnabruggische aufsaz seye zwar den 7. diß übergeben, den 11. aber erst
12
ad dictaturam gebracht worden , müßen sich zuvor darinnen ersehen, und
13
alsdann erst erklären. Das Cöllnische directorium sollte die gebühr beßer in
14
acht genommen haben, mit angehenktem erbieten, noch denselben tag einen
15
aufsaz zu machen und ihnen zuzustellen. Sie haben sich biß nachmittag zu
16
warten offerirt, seye aber nichts erfolgt. Als sie nun Cöllen umb recreden-
17
tiales angelangt, habe er sich zwar mit ja und willfährig darzu erkläret, aber
18
nichts geliefert. Seye also dabey geblieben, daß er einen aufsaz machen,
19
selbigen förderlichst anhero schiken und wegen der übrigen classen eine
20
deputation herüber machen wolle.

21
Lindau habe begehrt, sie sollten sich nur mündlich erklären, so ihnen aber
22
auch nicht gefällig gewesen.

23
Den dritten puncten ihrer commission, daß die ritterschafft dem stättischen
24
in dem fürstlichen aufsaz vorgesezt worden, betreffend, seye, was darinnen
25
diß orts geschehen, von ihnen sehr wol aufgenommen und versprochen
26
worden, wann ihnen dergleichen vorkomme, solches eben wol in acht zu
27
nehmen, haben daneben dafür gehalten, daß man eine protestation auffsezen
28
und denen fürstlichen insinuiren

42
28 solle] Hier bricht Lübeck ab.
solle.

29
Der Culmbachischen intercession halben seyen sie mit einig, daß solche außge
30
fertiget werden solle.

31
Des erzbischofflichen Bremischen schreibens seye auch gedacht worden,
32
und habe der herr Bremische ein memorial übergeben, darauf auch dafür
33
gehalten worden, daß das schreiben mit einführung glimpfflicher ursachen
34
zu beantworten seye. Daß denen Stätten nicht gebühren wolle, der statt
35
Bremen einig praejudiz wider die Kayserliche decreta und die sowol zu
36
Regenspurg als alhier verübte actus possessorios zuzuziehen mit angehenk-
37
ter bitt, die sach in terminis juris et justitiae verbleiben zu laßen, und des
38
ausschlags zu erwarten und die stätte nicht zu verdenken, daß sie darinnen
39
verbleiben.

40
Lindau. Wiße nichts zu addiren, als daß Augspurg begehrt, man solle sein
41
votum dem memorial in puncto commerciorum beylegen, 2. daß sich Mainz

[p. 129] [scan. 201]


1
vernehmen laßen, weiln es von höhern ständen nicht placitirt, könne es ins
2
reichsbedenken nicht gebracht werden. Weiln es aber herrn grafen von
3
Trautmansdorff also beliebet, laße ers ihme auch gefallen, 3. daß das memo-
4
rial in puncto commerciorum den Schwedischen alhier auch zu insinuiren
5
seye.

6
Directorium. Bedankt sich übernommener mühewaltung und erstatteter
7
relation, und weiln die zeit für dißmal nicht leiden wolle, von dem geschäfft
8
zu reden, die memorialia auch erst ad dictaturam kommen müßen, als könne
9
die deliberatio auf ein andersmal versparet werden.

10
Eßlingen. Bedankt sich ebenmäßig, beliebt das Straßburgische votum,
11
stehe zu erwarten, was die Münsterische in puncto amnistiae herüber
12
schiken werden. Und weil Mainz der dictatur halben bißhero nichts ge-
13
andet, könne man sich derselben also fort gebrauchen.

14
Lübeck. Folgts.

15
Lindau. Der Würtemberg- und Nürnbergische haben dafür gehalten, weiln
16
sich die catholische in puncto gravaminum vernehmen laßen, sie wollen sich
17
ehe zu tod schlagen laßen, als darinnen weichen, als were auff mittel und weg
18
zu gedenken, wie aus dem puncto amnistiae zu kommen, damit man nicht
19
eben auf dem 1618. jahr bestehen müße. Man könnte vielleicht nachsehen,
20
wieviel stätt von anno 1618 biß 1627 mit rebus judicatis beschwert worden,
21
und dieselbe sonderbare fäll allein in die amnistiam bringen und derselben
22
restitution begehren, übrige odiosa aber unberührt auf sich ersizen zu laßen.
23
So er allein zu fernerem nachdenken gestellet haben wollte.

24
Bremen. Habe nichts dabey zu erinnern.

25
Herford. Agit gratias pro fideli relatione. Im übrigen seye er der vorher-
26
gehenden meinung, daß alles ad dictaturam gebracht werde, damit man sich
27
darinnen ersehen möge.

28
Conclusum. Sollen die memorialia vorderist ad dictaturam gebracht, und als
29
dann ferner davon geredt werden. Wegen der deputation zu hinderbringung
30
des memorials in puncto commerciorum an die herrn Schwedischen ist
31
Lübekh, Eßlingen, Bremen und Lindau ernennt worden.

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