DIE KAISERLICHEN INSTRUKTIONEN (1637–1645) BEARBEITET VON HANS WAGNER
Schwieriger als bei Frankreich und Schweden sind die Kriegsziele und die Bedin-
gungen , unter denen man einen Frieden einzugehen bereit war, beim kaiserlichen Hof
darzustellen
An älteren zusammenfassenden Werken über dieses Thema stehen zur Verfügung: M. Koch,
einseitig und ziemlich unkritisch, A. Huber V, der auf die kaiserliche Friedenspolitik kaum ein-
geht, und als knappe Einführung M. Ritter III. Die beste Darstellung der verwickelten Vor-
geschichte der Friedensverhandlungen jetzt F. Dickmann. Bis zur Ankunft Trauttmansdorffs
in Münster im Herbst 1645, also bis zum Ende der vorliegenden Zusammenstellung, mußte
Dickmann allerdings auf die Heranziehung bisher ungedruckten Materials verzichten.
Kaiser von den verschiedensten Rücksichten und Interessen leiten lassen. Abgesehen
von den religiösen Beweggründen, die noch am Anfang des unseligen Krieges mit an erster
Stelle gestanden hatten, bildete die Erhaltung der Erblande und damit der einzigen
Machtbasis in dem Kampf auf Leben und Tod, in den die Endphase des großen
Krieges für den Kaiser übergegangen war, das wichtigste der kaiserlichen Kriegsziele.
Dazu kam die Rücksicht auf die »Casa d’Austria«, auf den Zusammenhang mit dem
durch so viele Bande der Familie und der gemeinsamen Interessen verknüpften Königreich
Spanien
von Bayern und Sachsen, Mainz und Köln. Der militärisch bedeutendste unter ihnen, der
Kurfürst von Bayern, teilte die spanischen Neigungen des Kaisers nicht und bildete
gleichzeitig in der pfälzischen Frage das Haupthindernis einer Beilegung der Schwie-
rigkeiten im Reich
Bündnis mit Spanien immer mehr getrübt und gelangte schließlich in den letzten Jahren
Urbans VIII. auf einen Tiefpunkt, in dem jede Mittlertätigkeit des Papstes den
Verdacht des kaiserlichen Hofes erregte
ständige Bedrohung von Osten durch die Türken und Fürst Georg Rákóczi von Sieben-
bürgen , das Eindringen der Schweden in das Zentrum der Erblande, ein ständiges
Abbröckeln der Verbündeten im Reich und das völlige Versiegen der zum Krieg
nötigen Geldmittel.
Die verhängnisvolle Entwicklung war das Ergebnis der Dreißigerjahre. Nach
der Schlacht bei Nördlingen 1634 war Schweden am Rande seiner Kräfte, durch den
Abschluß des Prager Friedens 1635 schien die Stellung des Kaisers im Reich gesichert .
Ferdinand II. konnte die Wahl seines Sohnes 1636 ohne Schwierigkeiten durchsetzen
und Ferdinand III. im folgenden Jahr ein zwar finanziell zerrüttetes, aber doch noch
intaktes Erbe übernehmen. Die rapide Verschlechterung der Lage wurde in den näch-
sten Jahren durch die militärischen Mißerfolge gegen Frankreich und die Schwächung
Spaniens durch die Aufstände in Katalonien und Portugal 1640 eingeleitet. Damit war
das Kräfteverhältnis vollkommen verändert und die Kriegslage für den Kaiser aus-
sichtslos geworden. Der Krieg konnte nicht mehr gewonnen, sondern nur mehr zu einem
möglichst günstigen Zeitpunkt abgebrochen werden.
Unter diesen Umständen versuchte die kaiserliche Politik, durch mehr oder weniger
geschicktes Lavieren so viel wie möglich zu retten. Die Verhältnisse in Wien waren
allerdings einer einheitlichen Geschäftsführung nicht günstig. Schwerfällig wie die
Verfassung des Reiches war auch die Regierung am kaiserlichen Hof. Die Reichs-
kanzlei und die österreichische Hofkanzlei standen sich als Rivalen im Kampf um
den Einfluß in der Außenpolitik gegenüber . Neben dem Hauptberater und alter
ego des Kaisers, dem Obersthofmeister Maximilian Graf Trauttmansdorff
Eine der Bedeutung dieses Staatsmannes entsprechende Monographie oder Biographie fehlt. Kurzer
Lebensabriß in ADB 38 S. 531 . Über sein Wirken als Reichshofrat vgl. O. Gschliesser
S. 183f.; über seine Tätigkeit im geheimen Rat vgl. H. F. Schwarz S. 127ff., 372ff. Eine
schöne Charakterisierung bei F. Dickmann S. 195, 243f.
Ferdinand III. die beiden Gremien des geheimen Rates und des Reichshofrates zur
Verfügung. Besonders groß war der Einfluß der Kaiserin Maria Anna, der Schwester
Philipps IV. von Spanien. Die geheimen Räte waren teils alt, teils stark in privaten
Interessen befangen–fast alle hatten riesige Besitzungen von den beschlagnahmten
Gütern Böhmens erhalten. Einen gewiegten Politiker besaß der Kaiser in der Person
des Reichsvizekanzlers Ferdinand Graf Kurz
diplomatische Korps des Kaisers, vor allem im Reich. Hinter all diesen Beratern bleibt
Ferdinand III. etwas unpersönlich im Hintergrund, er ist in seinen Ansichten schwer
zu fassen. Besonders das Vertrauensverhältnis zu Trauttmansdorff bewirkt, daß im
behandelten Zeitraum bis zur Abreise des Obersthofmeisters nach Münster im Herbst
1645 der Grad der Einflußnahme dieses Leiters der kaiserlichen Politik und der
Anteil des Kaisers in den wohl fast immer mündlichen Beratungen der beiden nicht
auseinandergehalten werden können. Im allgemeinen muß man den Eindruck gewinnen,
daß der Kaiser – trotz aller glänzenden Eigenschaften, die ihm von den scharfsichtigen
venezianischen Diplomaten zugeschrieben wurden
Besonders günstig sind die Berichte von Zeno und Contarini 1638 ( J. Fiedler S. 198f.),
Grimani 1641 ( ebd. S. 277f.) und Giustiniani 1654 ( ebd. S. 387ff.). In den beiden ersten
Berichten wird vor allem der Eifer des Kaisers, an allen Ratssitzungen teilzunehmen, betont.
Giustiniani hebt a. a. O. S. 387 hervor, daß der Kaiser selbst der beste Kopf im geheimen Rat
sei.
gesetzten Einflüssen der spanisch orientierten Kaiserin und des nüchternen »Real-
politikers « Trauttmansdorff geschwankt hat. Erst nach dem Tod der Kaiserin im
Mai 1646 gewann Trauttmansdorff die Oberhand. Seinem Einfluß vor allem ver-
dankt der Kaiser, was im Westfälischen Frieden zurückgewonnen und erhalten wurde.
Der offene Eintritt Frankreichs in den Krieg (1635) hat auf die Fixierung der
kaiserlichen Kriegsziele zunächst nicht eingewirkt. Die Grundlagen zu Verhandlun-
gen sollten der Friede von Regensburg mit Frankreich 1630
Schönebeck’sche Projekt von 1635 mit Schweden bilden, das während der Verhand-
lungen Kursachsens mit Oxenstierna entstanden war . Im Reich sollte der Friede
von Prag in Geltung bleiben, zur Amnestie der dort nicht eingeschlossenen Reichs-
stände war man bereit. Die pfälzische Restitution wurde zwar ins Auge gefaßt, doch
hütete man sich am Kaiserhof begreiflicherweise, in den Instruktionen und Weisungen
an die Gesandten hierzu eine feste Stellung zu beziehen, um den Kurfürsten von Bayern,
den wichtigsten Bundesgenossen des Kaisers, nicht zu verstimmen . Eine Rückgabe
der Oberpfalz hätte den Kaiser überdies gezwungen, seinerseits Maximilian das
ehemals verpfändete Land ob der Enns wieder abzutreten .
Diese Ausgangspositionen boten schon vor dem Umschwung von 1640 Erfolgsaus-
sichten nur für den Fall, daß man darüber hinaus zu Zugeständnissen bereit war. Davon
ist in der Instruktion der kaiserlichen Gesandten zu Verhandlungen mit Frankreich
beim Kölner Kongreß (vom 1. III. 1637) allerdings nichts zu bemerken . Diese
Instruktion wurde schon unter Ferdinand II. im Herbst 1636 konzipiert und dann
mit geringen, den Tod des Vaters betreffenden Änderungen von Ferdinand III. über-
nommen . Ihr Inhalt ist eine einzige Anklage gegen die französische Politik seit 1630.
Alle Verletzungen des Regensburger Friedens, den man am Kaiserhof trotz der
verweigerten französischen Ratifikation als rechtskräftig betrachtete, werden aufge-
zählt und Antworten auf mögliche Einwände der französischen Unterhändler – die
bekanntlich in Köln nie erschienen sind – angegeben. In keinem Punkt wird den
Gesandten die Möglichkeit zu Konzessionen und damit zu einer eigentlichen Verhand-
lungsführung gegeben. Trotzdem blieb die Instruktion auch für die Folge nicht ohne
Bedeutung, weil die kaiserlichen Instruktionen für Münster 1643 ständig auf sie ver-
wiesen und weil sie noch im Herbst 1645 die Grundlage für die kaiserliche Antwort
auf die Propositionen Frankreichs bildete. Zu diesem Zeitpunkt war dies freilich
nur mehr ein Schutzschild gegen die Forderungen der Gegner, um bei dem zu erwar-
tenden Feilschen eine möglichst gute Ausgangsposition zu besitzen.
Seit 1635 stand fest, daß der von Frankreich und Schweden geforderte allgemeine
Friedenskongreß immer mehr Ansprüche der unzufriedenen Reichsstände, der Prote-
stanten und der im Lauf des Krieges depossedierten Reichsfürsten gegen den Kaiser
hervorrufen müsse. Aus diesem Grund wünschte der Kaiserhof, die beiden Haupt-
gegner zu trennen und mit einem derselben auch unter großen Opfern einen Sonder-
frieden zu schließen, um die Forderungen des anderen dann besser abwehren zu können.
Gegen die Interessen der katholischen Kurfürsten, die zuerst einen Ausgleich mit
Frankreich verlangten, wurden die ernsthaftesten Versuche zunächst bei den Schweden
unternommen. Hier ist es seit 1635 zu kaum jemals unterbrochenen geheimen Ver-
handlungen und Fühlungnahmen, meist durch. Mittelspersonen, gekommen . Der
Wiener Hof wurde dazu besonders aus Rücksicht auf die Erblande – die bei einem
Ausgleich mit Frankreich auf jeden Fall herangezogen werden mußten – und auf das
verbündete Spanien bewogen. Mit dem Tod des Kurfürsten Georg Wilhelm von Bran-
denburg am 21. November 1640 und dem darauf folgenden Umschwung am Berliner
Hof wurden den Kaiserlichen territoriale Zugeständnisse an Schweden überdies wesent-
lich erleichtert.
Im Herbst 1639 war der Reichshofrat Kurt von Lützow zu den Hansestädten abge-
schickt worden mit dem Auftrag, gleichzeitig dem schwedischen Residenten Adler
Salvius in Hamburg die Bereitwilligkeit des Kaisers zum Frieden mitzuteilen, falls
dieser mit ihm die geheimen Verhandlungen wieder aufzunehmen wünschte, die früher
kurze Zeit durch den Reichsvizekanzler geführt worden waren . Was Lützow bei
dieser Gelegenheit über die Forderungen Schwedens in Erfahrung bringen könnte,
sollte er nach Wien berichten. Am 26. Oktober dieses Jahres folgte dann eine etwas
ausführlichere Instruktion zu Friedensverhandlungen für den Reichshofrat Lützow
und Dr. Jordan mit einem Bericht über die bisherigen, hauptsächlich durch Vermitt-
lung der Herzoge von Sachsen-Lauenburg zustandegekommenen Fühlungnahmen. Die
Instruktion enthält noch keine Einzelheiten zur Verhandlungsführung und keine
kaiserlichen Angebote . Als Lützow 1640 endlich mit Salvius persönlich zusammen-
kam und von der Bereitwilligkeit Schwedens zu einem Sonderfrieden unterrichtet
wurde, erbat er sofort ausführliche Instruktionen und Vollmachten .
Die erbetene Instruktion wurde in Regensburg eiligst angefertigt und Lützow
chiffriert zugeschickt. Sie trägt als Datum den 10. Dezember 1640 . Lützow wird
durch sie ermächtigt, Salvius zur Entschädigung Schwedens nacheinander drei ver-
schiedene Angebote zu machen. Als erster Grad werden 25 Tonnen Gold mit Ver-
pfändung Stralsunds und der Insel Rügen, als zweiter Grad 30 Tonnen unter Ver-
pfändung Stralsunds und Rügens, die bei Nichtzahlung des Geldes nach zehn Jahren
als Lehen an Schweden fallen sollen, angeboten. Der dritte Grad besteht aus der
sofortigen Belehnung der Königin von Schweden und ihrer männlichen Descendenz
mit Stralsund und Rügen . Nach weiteren Forderungen von Salvius wurden am
19. Jänner 1641 die kaiserlichen Angebote auf ganz Vorpommern ausgedehnt und
Lützow zur genauen Einhaltung der Verhandlungsstufen ein neues Schema der
kaiserlichen Zugeständnisse in neun Graden übersandt . Am 26. Februar berichtete
Lützow aus Hamburg, daß er Salvius den siebenten Grad – die Belehnung mit ganz
Vorpommern – angeboten habe . Schließlich wurde am 2. April der Entwurf eines
kaiserlichen Lehenbriefes für Vorpommern nach Hamburg geschickt und Lützow
gleichzeitig ermächtigt, als äußerstes Zugeständnis das ganze Herzogtum Pommern
der Königin von Schweden und ihren männlichen Nachkommen als Lehen von Kaiser
und Reich anzubieten. Für den Fall des Todes der Königin ohne männliche Leibes-
erben sollte Pommern bis zur Zahlung von 60 Tonnen Goldes in der Hand Schwedens
bleiben. Dieses Angebot sollte Salvius allerdings erst bei einem drohenden Abbruch
der Verhandlungen mitgeteilt werden . Dazu ist es nicht mehr gekommen, da sich
Salvius inzwischen unter dem Vorwand der Unpäßlichkeit – in Wirklichkeit wegen
gegenteiliger Weisungen aus Schweden–von den Verhandlungen zurückgezogen hatte .
Jetzt erst wurde es den Kaiserlichen klar, daß die schwedische Vormundschafts-
regierung – auch bei der Annahme eines wirklichen Bestrebens von Salvius, den
Frieden herbeizuführen – die Verhandlungen nur als Druckmittel gegenüber Frank-
reich benützt hatte, um bei der bevorstehenden Erneuerung des Bündnisses bessere
Bedingungen zu erhalten. Statt des in Wien erhofften Sonderfriedens mit Schweden
kam es am 30. Juni 1641 zur Erneuerung der französisch-schwedischen Allianz,
wobei Schweden eine beträchtliche Erhöhung der Subsidien erreichen konnte. Der Ver-
trag sollte bis zum gemeinsamen Friedensschluß Geltung haben. Für die Verhandlun-
gen wurden nun Münster und Osnabrück vorgesehen .
So waren die Versuche, mit Frankreich zu einem Sonderfrieden zu kommen, von
Anfang an aussichtslos, da Frankreich an seine Verbündeten gebunden war. Schon
aus Rücksicht auf Spanien zögerte man am Kaiserhof auch lange, einen solchen Schritt
zu unternehmen . Erst nach der Niederlage des Generals Lamboy bei Kempen im
Jänner 1642 war die Lage auch im Westen des Reichs gefährlich geworden. Bayern
und die bedrohten Kurfürsten von Mainz und Köln drängten nun immer stärker auf
Verhandlungen mit Frankreich, die durch Vermittlung der Kurie zustandekommen
sollten. Am Deputiertentag zu Mainz beschlossen die drei Kurfürsten, einen Gesand-
ten an den Papst zu senden, um dessen Intervention herbeizuführen. Für die Sendung
wurde der Domdekan von Paderborn, Dietrich Adolf von der Recke, bestimmt
Eine Instruktion wurde ausgearbeitet, die ihn zur Anbahnung von Sonderverhand-
lungen mit Frankreich ermächtigte . Zu deren Herbeiführung wollte man Frankreich
das Angebot machen, die Reichssachen vom Interesse der Krone Spanien zu separieren.
Daß man dabei auf heftige Abwehr am Kaiserhof stieß, ist verständlich. Im Reichs-
hofratsgutachten vom 12. Juni 1642 wurden als Gegengründe die Rücksicht auf die
protestantischen Kurfürsten, vor allem aber die Verletzung der Bündnistreue und der
Pflichten des Geblüts gegenüber Spanien angeführt. Überraschend heftig ist die
Stellungnahme gegen den Heiligen Stuhl, der stets dem Reich und dessen Hoheit nach-
gestellt habe
Ebd. fol. 91ff. Das Gutachten fährt fort, daß eine solche Absicht bei Verhandlungen noch mehr
zu befürchten sei, zumalen bei diesem pontificat und bei gegenwertigen leuffen, da man
stündlich in sorgen stehen muß, daß Ihre Heyligkeit nicht etwas wider das königreich
Neapoli oder auch wol wider andere status imperii in Italien attentiren (fol. 94’).
net . Ihm ist es dort gelungen, die Abreise von der Reckes, der schon die Instruktion
in Händen hatte, zu verhindern .
Inzwischen war durch die in Wien zur Regelung der Pfälzer Frage anwesenden
kurfürstlichen Räte ein neuer Plan ausgearbeitet worden. Statt der Intervention des
Papstes sollte eine geheime Abordnung von bayrischen und kursächsischen Räten direkt
zu Richelieu geschickt werden. Sie sollten die Ursachen der französischen Verzöge-
rungstaktik und die Absichten Richelieus ergründen und einen Separatfrieden anstre-
ben . Über die Hauptpunkte sollten jedoch noch keine Verhandlungen geführt werden .
Auch diesen Plan hielt man am Kaiserhoffür ebenso zwecklos wie die Gesandtschaft
nach Rom . Im Oktober 1642 wurde der Reichsvizekanzler Graf Kurz nach Mün-
chen geschickt, um den über die ständigen Wiener Verzögerungen aufgebrachten Kur-
fürsten Maximilian zu beruhigen und hinzuhalten. Ganz im Gegensatz zu den An-
sichten des Kurfürsten sprach Kurz von der unbedingten Notwendigkeit, am Bündnis
mit Spanien festzuhalten, und wies auf die ungeheuren Kriegsziele Frankreichs hin
Maximilian hingegen war bei der verzweifelten Lage, in die man geraten war, völlig
von der Notwendigkeit der Gesandtschaft nach Frankreich überzeugt, ja er drohte
sogar, daß er bei deren Verhinderung »auf andere Media denken würde, um sich und
die Seinigen zu salvieren. Um Spaniens willen dürfe das Reich nicht zugrundegehen« .
Schließlich schlug Kurz vor, daß in Wien eine Instruktion für die Gesandtschaft aus-
gearbeitet werden solle, die den Eventualfall einer Separation von Spanien nicht ent-
halte . Diese Instruktion wurde dann auch am 26. Jänner 1643 an Bayern abge-
schickt . Zur geplanten Gesandtschaft ist es aber nicht mehr gekommen.
Indessen hatte man sich in Wien unter dem Eindruck der drohenden Sprache
Maximilians und des dringenden Verdachts bereits bestehender geheimer Verbin-
dungen zwischen Bayern und Frankreich zu eigenem Handeln entschlossen . Es
schien für den Kaiser entschieden besser, die Stimmung in Frankreich durch einen
eigenen Vertrauensmann zu erkunden. Um die Sendung möglichst geheimzuhalten,
wurde kein Berufsdiplomat herangezogen, sondern der Konvertit Pater Georg von
Herberstein, damals Provinzial des Dominikanerordens, der sich vor seinem Ordens-
eintritt bereits auf verschiedenen diplomatischen Sendungen bewährt hatte
Über Herberstein vgl. ADB 12 S. 33f. , und O. Gschliesser S. 211f.; beide erwähnen die
wichtige Mission nach Frankreich nicht. Dazu vgl. M. Koch I S. 389–393 und F. Katt
S. 36f.
Vorbereitungen blieben geheim, es existiert kein Schriftwechsel darüber. Nur eine
Abschrift der Instruktion hat sich erhalten, die nicht im Namen des Kaisers, sondern
zur größeren Vorsicht in dem des Grafen Trauttmansdorff am 22. November 1642
ausgestellt wurde . Es waren direkte Verhandlungen mit Kardinal Richelieu vor-
gesehen , dessen bedenklicher Gesundheitszustand aber schon eine Nebeninstruktion
für den Fall seines Todes notwendig machte. Herberstein sollte strikt auf Einbe-
ziehung Spaniens in die geplanten Friedensverhandlungen bestehen (Art. 12–14).
Nach der Erwähnung des Elsaß und der Aufforderung, doch die armen Pupillen –
die unmündigen Söhne Erzherzog Leopolds V. von Tirol – nicht zu berauben
(Art. 11), enthält die Instruktion an reellen Zugeständnissen nur das Angebot der
Wiedereinsetzung des Kurfürsten von Trier und der Abtretung der Festungen Pinerolo
und Moyenvic (Art. 15 und 16). Für die zu optimistische Einschätzung der Lage
am Kaiserhof ist bezeichnend, daß man sich schon bei diesem Versuch einer Friedens-
anbahnung Gedanken über eine künftige Waffenhilfe Frankreichs gegen die Türken
machte. Herberstein wurde aufgetragen, ein französisches Kontingent, das man ihm
eventuell anbieten würde, keinesfalls anzunehmen, sondern Subsidien zu fordern, mit
denen der Kaiser selbst 20 000 Mann aufbieten und unterhalten könne (Art. 22).
Immerhin sind ähnliche Bestimmungen dann in den Westfälischen Frieden aufgenom-
men worden. Die Restitution der pfälzischen Besitzungen sollte der Pater gar nicht
erwähnen, aber die französischen Ansichten darüber in Erfahrung zu bringen suchen
(Art. 23). Die Nebeninstruktion kommt nochmals auf diese Angelegenheit zu
sprechen und drückt die Bereitwilligkeit des Kaisers, Spaniens und Bayerns aus, auf
billige conditiones des Hauses Pfalz-Bayern zum Ausgleich einzugehen (Art. 4
der Nebeninstruktion).
Mit diesen Anweisungen, einem von Kaiser Ferdinand III. ausgestellten Creden-
tiale und einem Empfehlungsbrief Trauttmansdorffs versehen, reiste Herberstein mit
Hilfe seiner Ordensbrüder Ende Dezember nach Paris. Dort war Kardinal Richelieu
inzwischen am 4. Dezember 1642 gestorben. Herberstein wurde viermal zu Audien-
zen bei Mazarin zugelassen. Am 10. Jänner 1643 hielt er seinen Vortrag und wurde
auf die nun schon weit gediehenen allgemeinen Friedenstraktate verwiesen. Frankreich
begehre die Trennung des Reiches von Spanien nicht, so wie es sich selbst von seinen
Verbündeten niemals trennen lasse
tung eines Vertrauensmannes Mazarins auf die Heimreise geschickt. Auch war er
während seines Aufenthaltes in Paris streng überwacht worden, da man seit dem Auf-
standsversuch des Cinq-Mars mißtrauisch geworden war. Auf der Rückreise bemerkte
Herberstein voll Bewunderung den guten Zustand der Provinzen, die Fülle der Lebens-
mittel und die Abwesenheit der Soldateska, alles in krassem Gegensatz zu den Zu-
ständen im Reich
Sendung Herbersteins und deren negativem Ergebnis verständigt. Der Kurfürst ant-
wortete am 27. Februar aus München, daß er schon von anderer Seite von der Reise
des Paters Nachricht erhalten hätte
Ebd. fol. 131ff. und 158. Daß der Kurfürst schon die ganze Zeit mit Frankreich in Verbindung
stand, beweist ein dem Kaiserhof offenbar von spanischer Seite zugekommener Auszug aus einem
Schreiben, nach dem der Jesuitenprovinzial von München nach der Rückkehr Herbersteins den
Rektor der Jesuiten in Paris ersucht habe, er möge sich bei den Ministern erkundigen, ob die
Sendung des Beichtvaters des Kurfürsten von Bayern erwünscht sei. Darauf habe er eine ab-
schlägige Antwort erhalten. Der Auszug ist undatiert, dürfte aber für Februar 1642 anzu-
setzen sein ( ebd. fol. 165).
Inzwischen war der durch den Hamburger Präliminarvertrag vom 25. XII. 1641
für den März 1642 geplante Beginn der allgemeinen Verhandlungen in Münster und
Osnabrück immer wieder verschoben worden. Der Tod Ludwigs XIII. am 14. Mai
1643 hat am Kaiserhof neue Hoffnungen auf eine günstige Beendigung des Krieges
erweckt, die aber bald zunichte wurden. Vom Reichsdeputationstag in Frankfurt, der
im Februar 1643 zusammengetreten war, zur Eile angetrieben schritten die Kaiser-
lichen endlich zu den ersten Vorbereitungen. Am 21. Mai 1643 traf der Reichshof-
rat Johann Krane aus Köln kommend in Münster ein, am 29. Juli folgte ihm Graf
Nassau
Osnabrück waren Graf Auersperg aus Hamburg und Dr. Volmar bestimmt, der
dann auf Befehl des Kaisers nach Münster versetzt wurde, während Krane nach
Osnabrück ging .
Für die beiden Gesandtschaften wurden die Hauptinstruktionen in Wien ausge-
arbeitet , die vom 15. Juli 1643 datiert sind. Sie enthalten beide nur allgemeine
Anweisungen . In der Instruktion für Münster wird ausdrücklich auf die alte für
Köln aus dem Jahr 1637 hingewiesen, seit der sich der Status rerum allseits ver-
ändert habe (Art. 1 und 2). Sie enthält Anweisungen für das Verhalten zum
Vermittler, dem päpstlichen Nuntius – den venezianischen Gesandten erwähnt erst
die Fernere Instruktion vom 23. IX. –, zu den fremden Gesandten, für den Austausch
der Vollmachten und die vorsichtige Erkundigung nach den französischen Forderungen
(Art. 3–5, 8). Erst wenn es sich als unmöglich erweisen sollte, vom Gegner zuerst
Vorschläge zu erhalten, sei die kaiserliche Proposition beim Nuntius vorzulegen
(Art. 9). Darin sollten die Gesandten die gegenseitige Rückgabe der besetzten
Gebiete verlangen und den Frieden von Regensburg 1630 als Grundlage annehmen.
Über die Vorgeschichte und die Ursachen des Konfliktes wird auf die Kölner Instruk-
tion von 1637 verwiesen (Art. 10 und 11). Versuche Frankreichs, die Verhandlungen
zuerst auf die Stände zu konzentrieren, für die es Geleitbriefe erhalten hätte – der
Ausdruck Bundesgenossen wird vermieden –, seien zurückzuweisen (Art. 14). Zu
den Streitpunkten – Savoyen, Trier, die Pfälzer Frage und Hessen-Kassel –
werden Unterlagen mitgeteilt (Art. 16) .
Ganz ähnlich ist die Instruktion für Osnabrück. Statt auf den Nuntius wird auf
den dänischen Gesandten verwiesen (Art. 1). Sollte auch Schweden auf der kaiser-
lichen Proposition bestehen, wäre der Schönebeck’sche Traktat zu Grunde zu legen
(Art. 8). Aus den bisherigen Verhandlungen gehe hervor, daß sich Schweden stets
mit der Amnestie und der Entschädigung für die Truppen aufgehalten habe. Es wäre
darauf zu achten, daß dem Römischen reich und dessen gliedern an ihren
hoheiten, landen und leuten nichts entzogen werde (Art. 9). Es folgen dann
Anweisungen bei eventuellen Debatten über die Kriegsursachen (Art. 10). Die
Stände des Reichs, die zu Schweden halten und gleichzeitig in den Prager Frieden
eingeschlossen sind, sollen abgelehnt, die übrigen auf die Amnestie verwiesen werden
(Art. 11).
Aufschlußreicher als der Inhalt der Hauptinstruktionen sind die Voten der
deputierten Räte zu den von einer Kommission des Reichshofrates vorbereiteten Ent-
würfen
gemeinen Amnestie seit dem Jahr 1630 vorgeschlagen und zur Frage des spanisch-
niederländischen Krieges offen ausgesprochen, daß trotz des Interesses des Reiches und
besonders des Erzhauses die Stände dort nie zum Eingreifen bewogen werden konnten,
sondern sich seit dem Reichsabschied von 1603 gleichsam neutral verhalten hätten .
In den Voten für Osnabrück richten sich die Räte gegen den Versuch weiterer
Sonderverhandlungen, die durch das französisch-schwedische Bündnis und neuerdings
durch das politische Testament Ludwigs XIII. ausdrücklich ausgeschlossen werden.
Die Erfahrung habe gelehrt, daß sie den verhofften success nicht, sondern
gemeinlich contrarium effectum gehabt und bey dem gegentheil sehr
ungleich außgelegt, auch nur pro medio, die Franzosen desto besser zum
geltgeben für die Schwedische armada zu bewegen, gepraucht worden
Es wurde auch eine Nebeninstruktion geplant, in der die kaiserlichen Gesandten
angewiesen werden sollten, beim Nichteintreffen der Vermittler direkt mit den
Feinden zu verhandeln, bei einer Gelegenheit zur Eröffnung von Geheimverhand-
lungen zuerst dem Kaiser zu referieren und den spanischen Gesandten alles und jedes
vertraulich mitzuteilen und mit ihnen zu beraten, jedoch mit solcher Vorsicht, daß
die churfürstlichen gesanten keine gelosia oder ungleiche suspicion zu
schöpfen ursach haben möchten .
Den Hauptinstruktionen, die schon deshalb möglichst allgemein gehalten waren,
weil ihr Inhalt den Kurfürsten mitgeteilt werden mußte, folgte bald eine ausführliche
Fernere Instruktion an die Gesandten in Münster und Osnabrück gemeinsam,
ausgestellt im kaiserlichen Jagdschloß Ebersdorf bei Wien am 23. IX. 1643 . In
ihr wird das Verfahren am Kongreß, vor allem das Verhalten der Gesandten zu den
Interpositores, den spanischen und kurfürstlichen Gesandten und denen der Feinde
genau geregelt. Sie ist viel interessanter als die Hauptinstruktionen und gibt ein
aufschlußreiches Bild von der fast unüberwindlich schwierigen Situation der Kaiser-
lichen .
Vor allem erweisen sich die Interpositores eher als Hindernisse. Da der päpst-
liche Nuntius keinen Befehl habe, sich aktiv oder passiv in die Interessen der Un-
katholischen zu mischen, müßten die Verhandlungen über diese auch mit den Franzosen
unter Umgehung des Nuntius durch dritte Personen geführt werden. Dabei sei
äußerste Vorsicht geboten, um den Franzosen nicht Gelegenheit zur Behauptung zu
geben, daß die Kaiserlichen den Papst beiseite setzten (Art. 1 und 2). Sogar bei
Verhandlungen über Religionsfragen muß der Nuntius bei all den Punkten umgangen
werden, die nicht in den Reichsabschieden und dem Prager Frieden enthalten sind,
damit nichts davon auf dem Weg über Frankreich und Schweden zu den Reichs-
ständen gelange (Art. 5)
RK , Friedensakten, Fasz. 46k Konv. A fol. 138f. Wie groß das Mißtrauen des Wiener
Hofes gegen die Kurie damals war, zeigt auch das Gutachten über die Instruktion vom 15. Juli
1643 für Osnabrück, wo anläßlich der geplanten Sendung eines kaiserlichen Vertrauensmannes
nach Rom zur Vorsicht gemahnt wird, weil man bis dato erfahren, daß der Römische hof
durch seinen nuncius alles nach Franckreich, die Franzosen aber mit den Schweden,
die Schweden mit ihren aliirten in Teutschlandt, diese Chursachsen, Brandenburg,
Hessen Darmbstatt und anderen dergleichen stenden und zu dem ende communiciren,
damit sie solche von E. K. M. ab- und zu sich ziehen möchten ( ebd. Fasz. 46 d fol. 506).
Vgl. dazu auch die bitteren, vorsichtshalber im Konzept getilgten Bemerkungen bei Art. 1
der Ferneren Instruktion von 1643, unten S. 414, 37–41
Gefahr bei direkten oder indirekten Verhandlungen mit den Franzosen nicht be-
fürchtet wurde.
Das Verhalten der Päpstlichen gegenüber den Protestanten machte die Beiziehung
eines venezianischen Vermittlers notwendig, der wie ein königlicher Gesandter
behandelt werden sollte. Aber auch seine Umgehung erschien wünschenswert, vor allem
mußte man bedenken, daß sich damals der Papst und Venedig im Kriegszustand
befanden – die Instruktion spricht da vom welschen unwesen –, was auf
keinen Fall auch noch vor den Kongreß gezogen werden sollte (Art. 6–8). Außerdem
lag der Gesandte Venedigs mit den kurfürstlichen Abgeordneten in einem erbitterten
Präzedenzstreit. Um hier nicht hineingezogen zu werden, erhielten die kaiserlichen
Hauptgesandten Anweisung, ein persönliches Zusammentreffen mit den Venezianern
nach Möglichkeit zu vermeiden und sich durch die Gelehrten – Krane und Volmar –
vertreten zu lassen (Art. 9).
Mit den spanischen Gesandten waren die Hauptinstruktionen auszutauschen. Über
ihre Absicht, ebenfalls auf dem Regensburger Frieden zu bestehen, herrschte am
Kaiserhof kein Zweifel. Im Gegensatz zum Inhalt der Hauptinstruktion glaubte
man aber in Wien nicht mehr an eine Restitution aller seither verlorenen Gebiete
durch Frankreich. Die Spanier sollten daher auf die Lage des Reiches hingewiesen
werden. Von den meisten Ständen seien weder Geld noch Mannschaft mehr zu
erwarten. Ohne ausreichende spanische Hilfe bestehe die Gefahr des Ausschlusses der
Habsburger aus dem Reich (Art. 12 und 13).
Das Verhältnis zu den Angehörigen des Kurfürstenkollegs ist genau angegeben.
Das engste Vertrauen sollten die Gesandten denen von Kurmainz entgegenbringen
(Art. 16). Auch Kurköln und Bayern verdienten enge Zusammenarbeit, mit Bayern
sollten besonders die Militaria und ein eventuell zu schließender Waffenstillstand
beraten werden (Art. 17). Mit Kursachsen war der Kaiser seit dem Prager Frieden
eng verbunden. Daß die Sachsen keine Gesandten schicken wollten, wird in der
Instruktion bedauert, da der Kaiser bey ihrer liebden solche devotion und
affection gegen uns und unserm löblichen ertzhauß verspüeret, daß wir
billich nitt zu zweifeln haben, sie werden uns mitt raht und that bey diesem
congress nitt lassen (Art. 18). Gegen Brandenburg herrsche kein Mißtrauen, es
wird aber doch empfohlen, mit den kurfürstlichen Gesandten sehr behutsam umzugehen
(Art. 19). Gegen Abgeordnete der übrigen Fürsten und Stände sollen die Gesandten
möglichst vorsichtig und zurückhaltend sein, besonders bei den in den Prager Frieden
nicht eingeschlossenen, den nondum reconciliati. Hüten solle man sich vor allem vor
den Städten, die unter dem Vorwand der Handelsnotwendigkeiten Korrespondenzen
mit Frankreich und Schweden führen und verlangen, daß die Amnestie bis 1618
zurück gewährt werden müsse (Art. 20–23).
Was den Inhalt der Verhandlungen mit den Feinden selbst betrifft, kommt hier zur
Hauptinstruktion hinzu, daß der venezianische Gesandte wie der Nuntius verwendet
werden sollen, um Frankreich wegen des Elsaß das mitzuteilen, was die Instruktion
des Paters Herberstein enthalten hat
folgen (Art. 30). Frankreich habe erklärt, daß der Friede von der Trennung des
Reichs von Spanien abhinge, um so das Erzhaus bei den Reichsständen odios zu
machen. Sollten die Franzosen deswegen in die Gesandten dringen, solle man von
ihnen die Bekanntgabe dessen verlangen, was sie vom Reich überhaupt forderten
(Art. 31–33).
Noch komplizierter war die Lage in Osnabrück. Dänemark als Vermittler
wollte nicht, daß sich Schweden in den Ostseehäfen festsetze, weigerte sich aber
andererseits auch, sich mit dem Reich zu verbünden, ja leistete nicht einmal Beiträge für
Holstein. Sollten die Dänen daher von Abtretungen hören, würden sie es zu ver-
hindern suchen oder auf eine Entschädigung Brandenburgs durch kaiserliche Erblande
dringen. Schweden hingegen könnte übelnehmen, daß ihm jetzt nur der Schönbeck’sche
Vergleich angeboten werde, nachdem man in einer für den Kaiser weit günstigeren
Situation halb Pommern und zwei bis drei Monatslöhnungen für die Armee geboten
habe (Art. 34–36).
Die Hauptschwierigkeit bei den schwedischen Verhandlungen stelle Brandenburg
dar. Zur Entschädigung für die Verluste in Pommern sollten den Kurfürstlichen
Magdeburg und Halberstadt genannt werden, die Hauptsache aber wäre, den Vor-
schlag von Abtretungen an Schweden als von Brandenburg und nicht vom Kaiser
ausgehend darzustellen, vor allem gegenüber den Dänen. Nur wenn Brandenburg »selbst
das Eis breche«, sollten die Gesandten den Ersatzforderungen zustimmen. Die Höhe
dieses Ersatzes könne erst dann ausgehandelt werden, wenn die Größe der Abtre-
tungen an Schweden bekannt sei. Dafür wären dann neue Instruktionen abzuwarten
(Art. 38–40).
Da die schwedischen Forderungen immer aus drei Punkten – der Amnestie, der
Entschädigung für die Krone und der für die Soldateska – bestanden haben, wäre
darauf zu achten, daß alles zugleich verhandelt würde, damit nicht nach einem
Vergleich über einen Punkt neue unmögliche Forderungen auftauchten. Zu vermeiden
wären geheime Separatverhandlungen nach den Erfahrungen von 1640/41 . Auch
wenn Salvius die Wiederaufnahme der Lützow’schen Verhandlungen verlangen sollte,
müsse man auf der vorherigen Fixierung der schwedischen Forderungen bestehen (Art.
43–48). Die Fernere Instruktion schließt mit dem Hinweis auf die Schwierig-
keiten , den Brandenburgern die ihnen bisher unbekannten Geheimverhandlungen
zwischen Lützow und Salvius zu eröffnen, der Frage einer Geldentschädigung an
Brandenburg und deren Aufbringung durch die Augsburger Religionsverwandten und
schließlich mit dem Befehl, daß im Falle eines Ausgleiches mit Schweden und Branden-
burg auf Dänemark weiter keine Rücksicht zu nehmen sei (Art. 49–58).
Zur Hauptschwierigkeit, den Forderungen der Feinde, mit denen diese nicht
herausrücken wollten, möglichst nur so weit entgegenzukommen, daß sich die Verluste
in erträglichen Grenzen hielten, kommt also noch die mit den Vermittlern hinzu, die
aus verschiedenen Gründen eigentlich nicht zu brauchen waren. Ihre Rolle bei den
Verhandlungen ist ja dann auch sehr bescheiden geblieben. So war ein ständiges
Lavieren und Verstecken der eigenen Absichten bei den verschiedenartigen Interessen
der einzelnen Verhandlungspartner notwendig. Dadurch haben die kaiserlichen
Politiker am Kongreß vielfach den im großen und ganzen wohl unverdienten Ruf der
Unaufrichtigkeit und des Wankelmutes erhalten.
Daß es schon 1643 dem Kaiser sehr ernst war, einen baldigen Friedensschluß zu
erreichen, zeigt seine Anfrage bei den geheimen Räten im Juli 1643, wen man am
besten als Prinzipalgesandten abschicken solle und wie weit man Frankreich und
Schweden nachgeben könne. Zum ersten Mal kommen hier reelle Konzessionen auch an
Frankreich in Wien zur Sprache, die allerdings in den beiden Instruktionen vom Juli
und September noch keinen Niederschlag gefunden haben. Für diese beiden Punkte
haben die geheimen Räte Graf Trauttmansdorff, Slawata, Martinitz, Khevenhüller,
Schlick und Werdenberg, der Reichsvizekanzler Graf Kurz und der österreichische
Kanzler Dr. Prickelmeier Gutachten ausgearbeitet, die erhalten geblieben sind
StK, Friedensakten, Kart. 1. Es handelt sich um einen Teil der Dokumente, die früher im
Bestand Miscellanea der Familienakten waren. Sie dürften vom Kaiser selbst aufbewahrt und
dann in die Familienakten gekommen sein. Die Gutachten der Geheimen Räte vom Juli 1643
sind erwähnt bei F. Dickmann S. 553f.
Auf den Hauptinhalt dieser Lagebeurteilung durch die einflußreichsten Berater des
Kaisers soll hier kurz hingewiesen werden .
Über die Sendung des Prinzipalgesandten waren sich die Räte einig. Außer Trautt-
mansdorff , der auf diesen Punkt nicht eingeht, schlugen alle Geheimräte den Oberst-
hofmeister selbst vor. Nur Martinitz, Slawata und Schlick nennen für den Fall der
Unabkömmlichkeit Trauttmansdorffs den Grafen Khevenhüller. Der Oberst-
hofmeister wird als erster und hervorragendster Diener des Kaisers und ältester im
geheimen Rat bezeichnet – er war damals schon 59 Jahre alt. Mehrfach wird betont,
daß bei seiner Sendung die Feinde sehen müssen, daß es dem Kaiser nunmehr wirklich
Ernst mit dem Frieden sei
daß Trauttmansdorff ein Gegner der Spanier war, spricht die Meinung Khevenhüllers,
der als früherer Gesandter in Madrid und Obersthofmeister der Kaiserin Maria Anna
unbedingt zur spanischen Partei zu rechnen ist. Er führt aus, daß die Spanier voll-
kommenes Vertrauen zu Trauttmansdorff hätten, der Marqués Castel Rodrigo in
Brüssel sei ihm devotissimo, die spanischen Gesandten in Münster hätten großen
Respekt vor ihm. Trauttmansdorff allein könne sie im Zaum halten . Graf Kurz
betont ebenfalls die unbedingte Notwendigkeit der Sendung des Obersthofmeisters,
auch wenn ihn der Kaiser kaum entbehren könne. Er schlägt vor, daß die Abreise so
lange zu verschieben sei, bis die Gesandten der fremden Kronen alle zur Stelle seien und
man erfahren habe, woraus ihre Forderungen eigentlich bestünden . Genau das wurde
befolgt, und dadurch hat sich die Ankunft Trauttmansdorffs in Münster bis zum
Spätherbst 1645 verzögert.
Über die Zugeständnisse an Frankreich divergierten die Meinungen sehr. Kurz,
Werdenberg und Slawata gehen gar nicht darauf ein, den anderen ist es klar, daß
Frankreich zumindest das Elsaß verlangen wird. Trauttmansdorff ist für geheime
Verhandlungen zwischen dem Kaiser, Frankreich und Spanien, er will gradweise
Zugeständnisse machen, alle jetzt von Frankreich besetzten Festungen schleifen,
Pinerolo abtreten und eventuell das Elsaß bei einer möglichen Heirat zwischen Erz-
herzog Ferdinand Karl von Tirol und «Mademoiselle», der Tochter Gastons von
Orléans, als Mitgift für die Braut abtreten
Stadt Straßburg, die immer ein Freund der Feinde des Reiches gewesen sei, leichten
Herzens auf. Als letztes Zugeständnis führt er einen Rückempfang des Elsaß als
Lehen Frankreichs an . Khevenhüller will zwar an Frankreich so wenig wie möglich
abtreten, erwartet aber, daß zumindest das Elsaß und Breisach gefordert werden. Er
hält den Verlust des Elsaß zwar für ein Unglück für die Tiroler Linie, hat aber als
Historiker gleich den nicht sehr naheliegenden Trost bei der Hand, daß das Erzhaus
schon ansehnliche Länder in der Schweiz zurücklassen mußte . Prickelmeier ist
gegen die Abtretung des Elsaß vor allem als Lehen, weil Frankreich dann als Reichs-
stand zu allen Reichstagen Zutritt habe. Er stimmt für die Abtretung von Metz,
Toul, Verdun, Moyenvic und der »Pässe in Graubünden«
sicher, daß Frankreich viel begehren wird, bestimmt das ganze Elsaß, sowohl den dem
Reich wie den dem Erzhaus gehörigen Teil. Dazu könne er nicht raten, Burgund und
teilweise Lothringen würden abgeschnitten, Frankreich würde durch den Besitz des
Elsaß ein Meister des Reichs und könne dann das Reich und die kaiserlichen Erblande
alle Tage beunruhigen. Wären Abtretungen unvermeidlich, neige er dazu, eher
Unterelsaß als Oberelsaß preiszugeben .
Bei der Entschädigung Schwedens und Brandenburgs ist die Hauptforderung
Schwedens, das Herzogtum Pommern, bekannt. Trauttmansdorff, Martinitz und
Schlick stimmen für das stufenweise Vorgehen Lützows mit der Hingabe ganz
Pommerns als Reichslehen als letzten Grad. Kurz, Werdenberg und Slawata gehen
auf keine Details ein. Khevenhüller meint, daß mit einer Geldabfertigung und der
Abtretung des Bistums Halberstadt, wo die katholische Religion ohnehin noch nicht
eingeführt wäre, auszukommen sei. Der Papst habe zur Erhaltung dieser Bistümer
schon in Friedenszeiten nichts hergegeben. Viel weniger werde er es jetzt tun, wo er
selbst in Kriege verwickelt sei . Schwieriger ist die Frage der Entschädigung für
Brandenburg beim Verlust Pommerns. Trauttmansdorff ist für eine Geldabfertigung,
eventuell für die Abtretung Halberstadts, bis die Schweden Pommern zurückgegeben
haben. Erzherzog Leopold Wilhelm könne mit Glogau und Sagan auf Lebenszeit
entschädigt werden. Prickelmeier rechnet auf Ansprüche Brandenburgs auf Schlesien
oder Teile davon . Schlick will Brandenburg mit einer vom ganzen Reich aufge-
brachten Geldsumme entschädigen. Martinitz will dafür nur die protestantischen
Stände heranziehen, außerdem könne der Kurfürst keine volle Entschädigung bean-
spruchen , da er sich selbst mit den Schweden eingelassen habe
schlägt er Halberstadt und Magdeburg vor, da diese Länder der Ketzerei schon ver-
fallen seien. Die Abtretung des Herzogtums Crossen sei bis aufs äußerste zu ver-
meiden , da Brandenburg ohnehin schon Ansprüche darauf habe. Trauttmansdorff
schließt sein Gutachten damit, daß alle Friedenshoffnungen zerstört würden, wenn
Schweden die Emigranten wieder in die österreichischen Provinzen zurückführen wolle .
Dazu hat auch in der schlechtesten Lage niemand am Kaiserhof stimmen wollen –
ob hier religiöse, staatspolitische oder private Gründe (nämlich die Rücksicht auf den
bereits verteilten Besitz der Emigranten) bei den geheimen Räten überwogen, sei
dahingestellt.
Nach diesem ersten Versuch der Kaiserlichen, dem Unvermeidlichen entgegen-
zusehen , sind die Verhandlungen in Münster noch zwei Jahre gar nicht vorwärts-
gekommen . Nur langsam trafen die Gesandtschaften ein, endlos war der Streit um die
Vollmachten, um Rangfragen und darum, wer als erster mit Vorschlägen beginnen
sollte. Der Hauptgrund der Verzögerung war die Forderung der Gegner nach
Beiziehung aller Reichsstände, der Kaiser und Kurfürsten langsam unter dem Druck
der immer katastrophaler werdenden Lage nachgeben mußten. Trotz der 1643 mit
dem Ausbruch des dänisch-schwedischen Krieges erwarteten Erleichterung für die
Kaiserlichen waren die Schweden nach dem raschen Zusammenbruch Dänemarks und
des kaiserlichen Heeres in ständigem Vordringen. Nach dem glänzenden Sieg
Torstensons bei Jankau am 6. März 1645 näherten sich die Schweden Wien und
drohten, sich mit Georg Rákóczi von Siebenbürgen zu vereinigen, der sich seit
Februar 1644 in offenem Kampf gegen die Kaiserlichen befand .
Am 1. Jänner 1645 hat der Kaiser wegen der bedrohlichen Lage und des endlosen
Hinausziehens der Verhandlungen neuerlich schriftliche Einzelgutachten der geheimen
Räte gefordert, wie der Friede herbeizuführen und was bei der drohenden Trennung
der Reichsstände vom Kaiser zu tun sei
ebenfalls im Nachlaß des Kaisers erhalten
daß zur Herbeiführung des Friedens die päpstliche Vermittlung angerufen werden
solle. Von Innozenz X. Pamfili, dem Nachfolger des im Juli 1644 verstorbenen
Urban VIII., versprach man sich anfangs viel. Graf Kurz stimmt dafür, den Papst
als Schiedsrichter im Streit mit Frankreich zu bestellen. Gleichzeitig erwartete er
sich von den Verhandlungen nach Heranziehung aller Stände nichts als Unheil für den
Kaiser und riet als letzten Ausweg, mit Hilfe des Papstes die Generaltraktate
überhaupt aufzulösen . Geldmittel wollte er durch rigorose Einschränkungen beim
Hofstaat, Kürzung der Pensionen, neue Steuern und durch Verkauf oder Ver-
pfändung von Ländern an die Venezianer oder Bayern aufbringen
Ein Angebot an Bayern mit dem Vorschlag der Verpfändung von Görz, des Egerlandes oder
eines Teiles von Oberösterreich ist damals tatsächlich erfolgt. Vgl. den Bericht der nach München
abgeordneten geheimen Räte Martinitz und Kurz 1645 III 28 ( Kriegsakten, Fasz. 156
fol. 422), M. Koch II S. 33 und A. Huber V S. 569.
sollte um Geld angegangen werden.
Im Spätherbst 1644 begannen endlich die Verhandlungen in beiden Kongreßstädten.
Im April 1645 wurde der Kurfürst von Trier aus seiner Haft in Linz entlassen und
damit ein Haupthindernis zur Auseinandersetzung mit Frankreich beseitigt . Am
11. Juni wurden den kaiserlichen Gesandten Propositionen Frankreichs und Schwedens
übergeben, die allerdings im Hauptpunkt, den Entschädigungen für die beiden Kronen,
noch keine konkreten Forderungen aufstellten. Der Friede zwischen Dänemark und
Schweden wurde abgeschlossen und am 28. August folgte die allgemeine Einladung des
Kaisers an die Reichsstände, am Friedenskongreß teilzunehmen. Inzwischen hatte der
Kaiser unter großen Opfern am 22. August im Lager zu Lampersdorf auch mit
Georg Rákóczi Frieden gemacht. Damit war für die Erblande die Gefahr eines
Zweifrontenkrieges und einer Vereinigung der Schweden und der Siebenbürger gebannt,
Torstenson mußte die Belagerung Brünns abbrechen .
Entscheidend für dieses Nachgeben des Wiener Hofes in allen so lange strittigen
Punkten war das Verhalten Bayerns, des einzigen Verbündeten, der noch über Geld-
mittel und eine schlagkräftige Armee verfügte. Kurfürst Maximilian drängte zur
Rettung seiner Länder und zur Behauptung seiner Erwerbungen ständig auf einen
Ausgleich mit Frankreich. Schon im Herbst 1644 wurden dem Kaiser die Versuche
Bayerns zur Sendung eines geheimen Unterhändlers nach Paris bekannt . Anfang
1645 erhielt Kurfürst Maximilian dazu die Bewilligung der Franzosen und die
Pässe . Im März trafen dann der Reichsvizekanzler und Graf Martinitz in
München zu Beratungen ein, die unter anderem auch die Instruktionen für den zur
Sendung bestimmten Pater Vervaux SJ, den Beichtvater des Kurfürsten, betrafen.
Maximilian drängte auf reelle Angebote des Kaisers. Er habe aus Paris die Nachricht
erhalten, man solle den Abgeordneten in realibus instruieren, sonst würde er dort
wenig willkommen sein .
Im April ist Vervaux in Paris eingetroffen, im selben Monat begannen auch die
bayrischen Gesandten in Münster direkt mit den Franzosen zu verhandeln
3. April 1645 machte der Kaiser einige Zugeständnisse an Maximilian. Pinerolo
könne abgetreten werden, in Breisach könne man die neuen Befestigungen demolieren
und darüber hinaus stufenweise eine französische Garnison bei gleichzeitigem Verbleib
des Ortes in der Jurisdiktion des Erzhauses oder zum Ersatz einen anderen Platz
im Elsaß anbieten. Als letzter Grad wäre die Abtretung Breisachs bis zur
Mündigkeitserklärung Ludwigs XIV. zu erwägen . Vervaux hatte inzwischen in
Paris nicht viel erreicht, immerhin erlangte er die Erklärung Mazarins, daß
Frankreich dem Kurfürsten in der Pfälzer Frage und bei der achten Kurwürde
entgegenkommen werde. Der dafür geforderte Preis wurde nicht in Paris, sondern in
Münster genannt. Am 6. Mai mußte Maximilian dem Kaiser mitteilen, er habe
erfahren, daß sich Frankreich mit Breisach allein nicht begnügen könne, es müsse das
Elsaß dazu bekommen, ebenso Philippsburg, um den Pfalzgrafen besser im Zaum
halten zu können. Auf den Einwand, daß das Elsaß Unmündigen gehöre, die mit
dem Krieg nichts zu tun hätten, wurde geantwortet, der Kaiser könne sie ja mit anderen
Gebieten entschädigen, Frankreich müsse ein Fürstentum und wie Spanien Sitz und
Stimme am Reichstag haben. Zu diesem Zeitpunkt stehen also die französischen
Forderungen schon fest und sind dem Kaiser bekanntgeworden .
Schon am 24. Mai schlug der Kurfürst dem Kaiser vor, eine Konferenz in München
über die von Vervaux aus Paris gebrachten Nachrichten abzuhalten . Ferdinand III.
antwortete zustimmend aber hinhaltend. Er kündigte die Sendung des Reichsvize-
kanzlers nach München an. Die Reise des Grafen Kurz verzögerte sich aber durch
die Bekanntgabe der französisch-schwedischen Propositionen, die in Wien erst
beraten werden mußten. Erst am 15. VIII. 1645 wurde die Instruktion für Kurz
nach München ausgestellt, in der auf die französischen Vorschläge eingegangen und
die pfälzische Frage und die Kurwürde ausführlich behandelt werden
Verhandlungen in München hat Kurz laufend Briefe nach Wien geschickt. Schon am
25. VIII. teilte er mit, daß Vervaux in Paris erkannt habe, daß die Krone Frank-
reich keinen Frieden zur Libertät, sondern zur Oppression des Reiches mit einer
neuen Form des Kaisertums und der Stände suche . Im Bericht vom 2. IX. schreibt
Kurz, daß der Kurfürst Venedig auch als Vermittler in Osnabrück wünsche und
fügt als eigene Meinung bei, daß man nach dem Ausscheiden Dänemarks dort ohne
Interpositor nicht auskommen könne .
Zur entscheidenden Unterredung sowohl für die Entstehung wie für die Gestaltung
der Instruktion Trauttmansdorffs ist Kurz am 2. September mit dem Kurfürsten
und am 4. mit den bayrischen Räten gekommen. Über den Bericht des Reichsvize-
kanzlers zu diesen Konferenzen
Orig. Kriegsakten, Fasz. 159 fol. 48–59. Der Bericht ist gedruckt bei C. W. Gärtner
VI S. 46–60, dem die beiden letzten Folien nicht zur Verfügung standen. So ist auch das von
Gärtner angegebene Datum falsch, der Bericht ist nicht vom 4. IX. 1645; er trägt kein Datum
und wurde von Kurz am 10. IX. in Melk nach seiner Rückkehr dem Kaiser persönlich übergeben.
geheimen Räte – des inzwischen zurückgekehrten Kurz, Martinitz und Kollowrat–
vom 18. und 20. September, in dem der Bericht des Reichsvizekanzlers über die
Verhandlungen wie üblich am Anfang in extenso wiederholt wird
Unterredung vom 2. IX. wurde ein Brief des Nuntius in Paris, Bagni, verlesen.
Er enthielt die Forderungen Frankreichs auf Breisach, Philippsburg und das
Elsaß sowie die Mitteilung, daß man in Paris nie bessere Absichten zum Frie-
den gehabt habe als im gegenwärtigen Zeitpunkt. Der Kurfürst teilte dazu mit,
daß seine Gesandten in Münster bei den Franzosen angefragt hätten, was eigentlich
im Elsaß beansprucht würde. Die Antwort war, daß Frankreich nichts als
österreichischen Besitz begehre, die anderen Stände könnten immediat bleiben
wie zuvor. Dem Einwand von Kurz, daß es gegen alle Gerechtigkeit sei, daß Frank-
reich etwas von Unmündigen haben wolle, die am Krieg nur passiv teilgenommen
hätten, stimmte Maximilian zu, sagte aber, es sei besser, etwas nachzugeben als alles
zu verlieren. Er fügte noch hinzu, daß Schweden auch nicht mit Pommern allein
z ufrieden sein werde .
Am 4. September erfuhr Kurz vom bayrischen Oberstkämmerer, seinem Bruder
Graf Maximilian Kurz, daß d’Avaux und Servien die bayrischen Gesandten in
Münster besucht hätten. Auf die Frage der Bayern, worin die Satisfaktion Frank-
reichs bestehen solle, hätten sie das Elsaß, Breisach und den Breisgau mit allen
Rechten, die Österreich dort bisher gehabt habe, ferner Speyer, Mainz und Philipps-
burg verlangt, Speyer und Mainz nur wegen der Session und des Votums am Reichstag,
ähnlich wie Spanien das für Burgund habe. Mazarin würde überdies auch etwas für
sich verlangen, nämlich eine Koadjutorie in Trier oder Mainz. Auf diese Eröffnungen
antworteten die Bayern, daß das im Effekt auf die Wiedererrichtung des Regnum
Austrasiae und auf einen sizilianischen Erzkanzler in Deutschland hinausliefe
Bezüglich des von Bayern schon längst begehrten Waffenstillstands wollten die fran-
zösischen Gesandten erst das Eintreffen der kaiserlichen Gegenerklärung zu ihren
Friedensvorschlägen abwarten.
Die drei deputierten Räte sprechen sich im Gutachten nicht sehr schmeichelhaft
über die bayrische Politik aus, die versuche, sich den Feinden zu verpflichten und so
die eigene Sache vor anderen zu retten. Zunächst wird die Frage der Abtretung der
Oberpfalz durch Bayern – die nach den Verträgen den Verlust Oberösterrreichs
für den Kaiser mit sich bringen mußte – besprochen. In der Frage der Kurwürde
soll Bayern vorgestellt werden, daß man zur Schöpfung einer achten Kur die Zu-
stimmung aller Reichsstände brauchen würde. Die Räte sind für das Alternieren
der Kur, schon um nicht drei Kurfürsten aus ein und demselben Haus zu haben .
Was das Elsaß betrifft, sind die Räte der Meinung, daß die Lage zu gefährlich
und es zu vermeiden sei, daß man sich anderwärts unremedierlich praecipitiere
– womit natürlich das Verhalten Bayerns gemeint ist. Der venezianische Bot-
schafter Contarini habe gemeldet, daß Bayern der Anlaß der Ansprüche Frankreichs
auf das Elsaß wäre. Man könne aber von der Franzosen modestia bei ihrem
jetzigen Siegeslauf nicht erwarten, daß sie solche Ansprüche nicht stellen würden .
Man müsse den Tatsachen ins Auge sehen, mit bloßen Negationen käme man nicht
mehr weiter. Gradweise Zugeständnisse sollten ausgearbeitet und die Erzherzogin
Claudia in Innsbruck befragt werden, an welchen Orten im Elsaß ihr besonders
gelegen sei. Auch solle sie einen Gesandten nach Münster schicken oder Dr. Volmar
besonders instruieren. Die Forderungen der Franzosen auf Mainz, Speyer und Trier
nahmen die Räte nicht ernst. Vor allem aber hielten sie nun die Zeit zur Abreise des
Obersthofmeisters nach Münster für gekommen. Sie schlugen vor, der Kaiser solle
eigenhändig jemanden instruieren und bevollmächtigen. Dies könne nur Graf Trautt-
mansdorff sein. Er sei je eher je besser fortzuschicken, er werde nichts hinden
lassen, waß zu erheben, nichts erheben wollen, waß mehrere ruina und
gefahr Eurer Majestät ertzhauß nach sich ziehet .
Dieses Gutachten wurde am 23. September im geheimen Rat in Gegenwart des
Kaisers verlesen und mit geringen Änderungen für gut befunden. Am folgenden Tag,
einem Sonntag, wurden die Beratungen fortgesetzt. Der Kaiser schloß die Sitzung mit
dem Befehl, jeder geheime Rat solle seine Meinung über die Person und die Mittel,
durch die der Friede am besten zu erlangen sei, schriftlich und verschlossen an ihn
abliefern. Er wolle darüber nachdenken und sich dann selbst entschließen . Von
allen damals anwesenden Räten, nämlich von Trauttmansdorff, Schlick, Martinitz,
Kurz, Kollowrat und Prickelmeier, sind die Gutachten erhalten
StK, Friedensakten, Kart. 1 fol. 130–150 und 199–200, enthält die Gutachten der
Geheimräte außer dem Trauttmansdorffs. Dieses war zusammen mit der Geheiminstruktion und
dem Rechenschaftsbericht bisher in den Hofarchiven, Zeremonielldepartement,
Varia, und ist nun ebenfalls zu StK, Friedensakten, Kart. 1 fol. 201–204, eingeteilt
worden. Die in diesen Gutachten enthaltenen Meinungen der Räte werden beim Text der Geheim-
instruktion im Apparat gebracht; vgl. unten S. 440ff.
eigenhändig und vom 25. bis 29. September datiert. Der Obersthofmeister der Kai-
serin , Graf Khevenhüller, fehlte bei den Sitzungen und hat auch kein Gutachten
abgeliefert.
Unter diesen Vorschlägen der geheimen Räte, wie man zum ersehnten Frieden
kommen könne, erweckt natürlich die Ansicht des Obersthofmeisters das größte
Interesse. Sein Gutachten ist am ausführlichsten und läßt gut seinen Plan für die
spätere Verhandlungsführung erkennen. Er fordert zunächst, mit denen am eifrigsten
zu verhandeln, die den Frieden ebenso herbeisehnen, die gleichen Kriegslasten wie der
Kaiser zu tragen haben und nicht viel geringere Gefahr als dieser liefen, das Ihrige zu
verlieren. Ebenso wichtig wie der Ausgleich mit den Feinden sei die Satisfaktion
der Reichsstände. Bei einem Frieden nur mit den auswärtigen Kronen bleibe doch
»der Zunder des Feuers im Reich, mit jeglichem Wind wieder angezündet zu werden«.
Bei den Gravamina könne mit Hilfe der Stände ein Ausgleich leicht gefunden
werden, ohne das Gewissen des Kaisers zu beschweren. In der Pfälzischen Frage ist
Trauttmansdorff für den Wechsel der Kurwürde und hält sich im übrigen an das
Gutachten der deputierten Räte. Gegen alle Religionszugeständnisse in den Erb-
landen , deren Forderung von Kursachsen und anderen Ständen erwartet werden könnte,
stimmt der Obersthofmeister entschieden. Hier sei nichts zuzugestehen, es sei kein
Zweifel, daß man von solchen Forderungen wieder abgehen werde. Für den äußersten
Fall könne man eine Herabsetzung der Strafen für den Auslauf – den Besuch
auswärts gelegener protestantischer Gottesdienste – und eine Verlängerung der Emi-
grationstermine ins Auge fassen. Mit Hessen-Kassel könne man sich mit einigen
Opfern ausgleichen. Die größte Schwierigkeit sieht Trauttmansdorff bei den Reichs-
und Hansestädten, die sich nicht zu einem Zusammengehen gegen die Feinde verstehen
wollten. Hier müßten die Kurfürsten und Fürsten einen Weg finden, wie die Städte
zu bestimmen wären, kurze Zeit auf ihren aus dem Schaden des Reichs erzielten
Gewinn zu verzichten.
Gegenüber den fremden Kronen ist Trauttmansdorff zu Opfern bereit, allerdings
gesteht er Frankreich weniger zu als seine Ratskollegen. So ist nicht anzunehmen, daß
in der Geheiminstruktion die über alle Gutachten hinausgehenden Konzessionen auf
ihn zurückgehen. Sie dürften vielmehr dem Kaiser selbst zuzuschreiben sein. Schweden
wollte der Obersthofmeister mit Geld abzufertigen suchen, schließlich aber eher Pommern
aufgeben als alles deswegen in die Schanze zu schlagen. In diesem Fall könne man
Brandenburg mit Halberstadt und Teilen Magdeburgs entschädigen. Erzherzog
Leopold Wilhelm solle dafür Glogau und Sagan in Schlesien auf Lebenszeit erhalten.
Die Kosten für die schwedischen Truppen in Höhe von zwei oder drei Monatslöhnungen
sollten von Sachsen aufgebracht werden. Frankreich sei Pinerolo, Metz, Toul und
Verdun zu übergeben und Moyenvic zu schleifen. Was Breisach betreffe, solle es bei
dem bleiben, was der Kaiser gegenüber Bayern schon zugestanden habe. Alles solle im
Einverständnis mit Erzherzog Ferdinand Karl vorgenommen werden, eventuell müsse
man die Lasten auf beide habsburgischen Linien aufteilen. Trauttmansdorff schließt
mit der Mahnung, unter diesen Bedingungen auf alle Fälle Frieden zu schließen. Bei
noch größeren Forderungen der Feinde sei es schwer, sich obstinat zu zeigen, wenn die
Mittel zum Widerstand nicht mehr vorhanden wären, aber es sei ebenso schwer, das
Seinige in grosso aufzugeben. Gott der Allmächtige solle des Kaisers und des Reiches
Waffen mit Sieg segnen und dadurch zu einem leidlicheren Frieden verhelfen. Frank-
reich müßte eigentlich durch die Bedrängnis der Christenheit in Candia und Europa
durch die Türken und durch die gefährliche Lage des Königs von England zum baldigen
Friedensschluß bewogen werden.
Die Geheiminstruktion selbst ist vom Kaiser ganz eigenhändig geschrieben und auf
den 16. Oktober datiert . Außer dem Gutachten Trauttmansdorffs ist sie von
Martinitz und Kollowrat am stärksten beeinflußt worden. Der Reichsvizekanzler und
Schlick haben sich zu kurz gefaßt, Prickelmeier weicht in seinen Ansichten stark von
ihrem Inhalt ab. Die Instruktion ist aber durchwegs selbständig redigiert, wobei dem
Kaiser ein großer Anteil zugesprochen werden muß. Ihre noch über die Gutachten
hinausgehenden Zugeständnisse sind wohl zum Teil durch das Bestreben zu erklären,
Trauttmansdorff eine möglichst große Elastizität in der Verhandlungsführung zu
ermöglichen, sie zeigen aber auch deutlich den unbedingten Willen des Kaisers, unter
allen Umständen zum Frieden zu kommen. Bei diesem Inhalt ist auch die absolute
Geheimhaltung zu verstehen, die Entstehung und ferneres Geschick dieser Instruktion
begleitet hat. Ein vorzeitiges Bekanntwerden hätte den Gegner zu noch größeren
Forderungen bewogen.
Es wurde sofort bekannt, daß Graf Trauttmansdorff mit sehr großen Vollmachten
ausgestattet war. Schon am 1. Oktober wußte der in Wien zurückgebliebene vene-
zianische Botschafter Giustiniani–der Hof befand sich schon seit August in Linz–,
daß der Kaiser den Entschluß gefaßt habe, Trauttmansdorff con dispotica autorità
zum Friedensschluß nach Münster zu schicken
niani bereits, daß der Obersthofmeister »die wichtigsten und detailliertesten Instruk-
tionen mit sich führe«, von deren Inhalt man noch keine sichere Nachricht habe, da er
sie dalla lingua e dalla mano des Kaisers ohne die Hilfe eines anderen empfangen
habe
Kenntnis von einer besonders weitgehenden Instruktion des herannahenden Hauptbevoll-
mächtigten hatte. So berichtet Volmar am 28. Oktober dem Marchese Caretto di
Grana, dem kaiserlichen Gesandten am spanischen Hof, daß in der Instruktion die
Überlassung der vorderösterreichischen Lande an Frankreich enthalten sei, wie die
Franzosen selbst behaupteten. Er vermutet die Bayern hinter diesen Indiskretionen,
die den Feind in seinen Forderungen nur bestärken mußten .
In der Literatur ist die Instruktion immer wieder erwähnt und oft vergeblich
gesucht worden. Koch hat sie mit der Vollmacht vom 4. Oktober im Trauttmansdorff-
Familienarchiv verwechselt . Unter diesem Datum und an diesem Ort haben sie dann
Odhner, Jacob und Egloffstein vergeblich gesucht. Jacob hat den Irrtum
Kochs nachgewiesen und aus späteren Berichten Trauttmansdorffs an den Kaiser das
richtige Datum erschlossen . Alle Suche blieb vergeblich, da die Instruktion dem Kaiser
am 2. II. 1649 wieder zurückgeschickt wurde, von da ab im habsburgischen Familien-
archiv versteckt lag und erst vor kurzer Zeit durch einen Zufall gefunden wurde.
Der Inhalt der Geheiminstruktion überrascht durch die Größe der Zugeständnisse
für den äußersten Fall, die das im Friedensschluß Geopferte in vielen Fällen übertrifft.
Die Amnestie im Reich hätte bis zum Jahr 1618 zurückgehend ausgedehnt werden
können, während im Frieden der 1. Jänner 1624 bestimmt wurde (Art. 2). Aus-
genommen davon wurden nachdrücklichst die Erbkönigreiche und Erblande. In diesem
Punkt waren sich auch die Gutachten der Räte einig. Die sogenannten Gravamina
werden den Ständen zur Beilegung überlassen, auch für den Geistlichen Vorbehalt
werden keine präzisen Angaben gemacht. Hier sollte das für die Katholiken Günstigste
erreicht werden (Art. 3 und 4). Im Reichshofrat werden drei bis vier protestantische
Räte zugestanden, im äußersten Fall könne dort auch die Parität der Religionen
bewilligt werden (Art. 5). Im Fall Hessen soll Trauttmansdorff ausgleichend unter
Begünstigung der kaiserlich gesinnten Darmstädter Linie wirken (Art. 6).
In der Frage der Pfälzer Kurwürde besteht der Kaiser auf der Alternatio, dem
Wechsel der Kur zwischen den rivalisierenden Häusern der Wittelsbacher. Nur im
äußersten Notfall sollte eine achte Kur, aber mit gleichzeitiger Schaffung einer neunten
für das Erzhaus zugestanden werden. Das konnte später nicht durchgesetzt werden.
In Bezug auf die Oberpfalz sieht der Kaiser eine Restitution an die Pfälzer Linie im
Notfall vor, jedoch bei einem gleichzeitigen Verzicht Kurfürst Maximilians auf
einen Teil der Summe, die ihm seinerzeit als Kriegsentschädigung zugesprochen worden
war und für die er das Land Ob der Enns als Pfand erhalten hatte. Dem Kaiser
sollen höchstens drei Millionen – statt dreizehn – als Entschädigung an Kurbayern
zugemutet werden (Art. 7). Das entsprach genau den Vorschlägen von Martinitz
und Kollowrat. Diese Entschädigungssumme konnte dann von Trauttmansdorff auf
nahezu ein Fünftel vermindert werden.
Das größte Interesse erwecken die Anweisungen der Instruktion zur Satisfaktion
der fremden Kronen. Schweden soll in gradweiser Abstufung schließlich ganz Pommern
und die »Stifte« – die Instruktion bestimmt sie nicht näher –, eventuell auch Teile
des Erzstiftes Bremen als Lehen der Königin in männlicher oder weiblicher Erbfolge
und schließlich als schwedische Kronlehen angeboten werden (Art. 10). Unter den Räten
sind Kollowrat und Prickelmeier die einzigen, die auch den Verlust Bremens voraussehen.
Zur Entschädigung Brandenburgs für die Erbfolge in Pommern wird das Herzog-
tum Crossen – allerdings de facto schon im Besitz der Hohenzollern –, eine Geld-
summe und Halberstadt, eventuell auch etwas aus dem Magdeburgischen genannt
(Art. 11). Für Frankreich wird in drei Stufen das Elsaß, Breisach und schließlich
auch der Breisgau in Aussicht genommen. Dafür soll den Franzosen Sitz und Stimme
am Reichstag bis aufs äußerste verweigert werden (Art. 12 und 14). Hier geht die
Instruktion über alle Gutachten hinaus. Schlick will keinen Finger breit rechts des
Rheins abtreten, ebenso stimmt Kollowrat gegen die Preisgabe Breisachs. Der Breis-
gau wird von keinem Rat erwähnt. Bei den Zugeständnissen der Geheiminstruktion
muß aber noch berücksichtigt werden, daß sie auch getrennte Verhandlungen und eine
Separation Frankreichs von Schweden ins Auge faßt, wobei dann natürlich die für
den zu gewinnenden Teil gebrachten Opfer durch geringere gegenüber dem Partner
wettgemacht worden wären (Art. 9).
Nur in einem, allerdings dem für den Kaiser wichtigsten Punkt konnte Trauttmans-
dorff kein positives Ergebnis erreichen. Die ausdrücklich untersagte Separation von
Spanien, die auch in keinem Ratsgutachten erwähnt wird, konnte schließlich nicht
verhindert werden (Art. 15). Die restlichen Punkte: Waffenstillstand, Abdankung
der Kriegsvölker und Sicherungsbestimmungen (Art. 16, 17 und 19) enthalten keine
bestimmten Anweisungen. Der Wunsch des Kaisers nach teilweiser Vergütung seiner
riesigen Kriegsunkosten durch die Einführung neuer Zölle ist in dieser Form unerfüllt
geblieben (Art. 18). Bezeichnend ist für die Wichtigkeit, die man am Kaiserhof den
Vermittlern, dem päpstlichen Nuntius und dem venezianischen Botschafter, beimaß,
daß diese in der ganzen Geheiminstruktion und auch in den Ratsgutachten dazu mit
keinem Wort erwähnt werden.
Mit dieser Instruktion und zahlreichen Vollmachten, Beglaubigungsschreiben und
Abschriften wichtiger Dokumente zu den Verhandlungen versehen
Aus der Expedition der Reichskanzlei führte Trauttmansdorff 19 Schreiben mit sich, darunter
zwei Vollmachten zusammen mit den kaiserlichen Gesandten in Münster und Osnabrück, zwei
Vollmachten für den Obersthofmeister allein für Münster und Osnabrück, Beglaubigungsschreiben
an die drei geistlichen Kurfürsten, an den spanischen Gesandten, den Nuntius und den veneziani-
schen Botschafter. Die Geheiminstruktion ist in der erhaltenen Liste der Reichskanzlei natürlich
nicht enthalten ( Familienarchiv Trautmansdorff Z 1, Nr. 3). An Abschriften wichtiger
Dokumente nahm Trauttmansdorff unter anderem die der Instruktion für Köln 1637, der
Instruktionen und der Ferneren Instruktion von 1643 für Münster und Osnabrück, der Friedens-
schlüsse von Regensburg und Cherasco 1630 und 1631 und der Instruktion für den spanischen
Gesandten in Münster mit (Abschriftenkonvolut in StK, Friedensakten, Kart. 1, Nr. VIII
fol. 5–136).
dorff am 24. Oktober unter dem Jubel der Bevölkerung, die auf einen baldigen Abschluß
des Friedens hoffte, von Linz aufgebrochen
allerdings als trügerisch, es sind noch drei Jahre bis zu dem ersehnten Zeitpunkt ver-
gangen . Die Hoffnungen, die der kaiserliche Hof an die Gesandtschaft des Obersthof-
meisters knüpfte, sind aber nicht enttäuscht worden. Seiner geschickten Verhandlungs-
führung haben der Kaiser und Österreich viel zu verdanken. Das kommt besonders in
dem gut stilisierten und ganz auf die Geheiminstruktion abgestimmten Rechenschafts-
bericht zum Ausdruck, den Graf Trauttmansdorff am 2. Februar 1649 zusammen
mit der Rückstellung der Instruktion seinem Kaiser abgelegt hat. Er schließt sich
textlich so sehr an die kaiserliche Instruktion an, daß seine Wiedergabe trotz des
zeitlichen und inhaltlichen Hinausgreifens über den hier gesteckten Rahmen an dieser
Stelle geschehen mußte . In diesem Erfolgsbericht schildert der alte und schon von
Todesahnungen erfüllte Staatsmann alles, was er seinem Herrn gegenüber dem Wort-
laut der Instruktion und späteren noch darüber hinausgehenden Weisungen des Kaisers
retten konnte und vergißt auch nicht, am Rande die ersparten riesigen Beträge auszu-
werfen . Überdies enthält dieses Dokument auch frühere Verdienste Trauttmansdorffs
um das Erzhaus, wie sein Verhalten in der Wallenstein-Krise und bei dem Überfall
Banérs auf Regensburg. Es schließt mit der Bitte, diese Verdienste an den Kindern
des alten Mannes, der für sich selbst nichts mehr beansprucht, zu belohnen. Zwei kurze
Handbriefe des Kaisers vom 10. Mai zeigen, daß Ferdinand III. die Leistungen
seines treuen Dieners und Begleiters von Jugend an zu würdigen wußte .
*
Die Reichshofkanzlei hat bereits eine eingehende Darstellung gefunden , sie war
allerdings zu dieser Zeit nicht mehr die einzige Kanzlei am Hof. Ferdinand II. hat
für die Erblande eine eigene österreichische Hofkanzlei gegründet, die immer mehr
Geschäfte an sich zog. Bis zum Abgang des tatkräftigen und geschickten Reichsvize-
kanzlers Graf Ferdinand Kurz konnte aber die Reichskanzlei die Führung der aus-
wärtigen Geschäfte behaupten . Immerhin saß der österreichische Hofkanzler,
Dr. Matthias Prickelmeier, bereits im geheimen Rat und beeinflußte so auch die
Außenpolitik. Die beiden Abteilungen der Reichshofkanzlei, die deutsche und die
lateinische Expedition, konnten die ungeheuren Schreibarbeiten, die der Krieg und
besonders die langwierigen Friedensverhandlungen mit sich brachten, nur mit Mühe
bewältigen. Immer wieder mußten ganze Bündel von Abschriften als Beilagen für
Weisungen und Instruktionen angefertigt werden. Es ist kein Wunder, daß die Kanzlei
oft nicht nachgekommen ist .
Die im Text wiedergegebenen Schriftstücke sind zum größten Teil aus der Kanzlei
hervorgegangen, so die Instruktionen von 1637 und 1643 für die Friedenskongresse und
die Instruktionen für die Sonderverhandlungen Lützows und Herbersteins. Von
einigen Stücken sind mehrere Stufen vorhanden, Entwürfe, Reinkonzepte, Originale,
Dechiffrierungen und zahlreiche Kopien, da die Instruktionen ständig als Beilagen für
spätere Verhandlungen abgeschrieben werden mußten.
Die lateinische Expedition hatte vor allem die Korrespondenz mit dem Ausland
und den nichtdeutschen Reichsgebieten zu führen. Von ihr stammt die Instruktion
für Köln 1637, die lateinisch abgefaßt wurde. Der Sekretär der lateinischen Expedi-
tion war damals Johannes Walderode von Eckhusen, der 1637 in den Reichshofrat
aufgenommen wurde, aber seine Sekretärstelle weiter beibehielt. Er machte eine
einzigartige Karriere, noch unter Ferdinand III. wurde er geheimer Rat, unter Leo-
pold I. war er geheimer Sekretär des Kaisers und Mitglied der geheimen Konferenz .
Seine Unterschrift trägt auch die deutschsprachige Instruktion für Münster vom
15. VII. 1643, während die Osnabrücker vom gleichen Tag Dr. Söldner, der Sekretär
der deutschen Expedition, unterfertigt hat. Das war durch den großen Arbeitsanfall
zur Zeit der Friedensverhandlungen bedingt – Walderode hat auch zahlreiche
Weisungen in deutscher Sprache gezeichnet –, es wurden aber von den Hauptinstruk-
tionen von 1643 auch lateinische Fassungen angefertigt, um den spanischen Gesandten
die Einsicht zu ermöglichen.
Der deutschen Expedition stand Dr. Johann Söldner als erster Sekretär vor . Er
konzipierte und verbesserte die Reinkonzepte und unterfertigte die Originale. So
wurde das Postscriptum der Instruktion Lützows von 1640 und die Aufstellung der
Grade der Abtretungen an Schweden 1641 von ihm aufgesetzt Das Konzept der
»Ferneren Instruktion« trägt Korrekturen von seiner Hand. In den Vierzigerjahren
konzipierte Söldner auch viele Gutachten der deputierten Räte, die dann den Weisungen
und Instruktionen zugrundegelegt wurden.
Ein weiterer höherer Kanzleibeamter, der bei den in der Einleitung genannten
Dokumenten beteiligt war, ist der zweite Sekretär der deutschen Expedition, Wil-
helm Schröder. Er war ebenfalls in der politischen Abteilung tätig und seit 1642
ständiger Sekretär des geheimen Rates. In dieser Eigenschaft hat er die Protokolle
und Vorträge des geheimen Rates an den Kaiser ausgearbeitet. Im Herbst 1645
begleitete er Trauttmansdorff zu den Kongreßorten und hat dort eine gewisse Rolle
gespielt. Er schrieb laufend Berichte an den Reichsvizekanzler und stand in enger
Verbindung zum Erzkanzler, dem Kurfürsten von Mainz, der ihm früher die Stelle
in der Reichskanzlei verschafft hatte .
Vom unteren Kanzleipersonal sind nur einige Schreiber mit Sicherheit durch ihre
charakteristische Schrift oder ihre Vermerke auf den Konzepten nachweisbar. Diese
Vermerke bedeuten zunächst nur, daß von ihnen die Reinschriften angefertigt wurden.
In vielen Fällen stammt aber auch das den Vermerk tragende Reinkonzept vom
selben Schreiber. Heinrich Hermann Carenott, Kanzleischreiber von 1633 bis 1637 ,
verfertigte, wie aus anderen Schriftstücken zu erkennen ist, einen Großteil des 1636
entstandenen Konzeptes für die Instruktion von 1637. Die erhaltenen Originale
stammen von anderer Hand, Carenott wird die noch im Jänner 1637 von Ferdinand II.
ausgestellte Instruktion mundiert haben. Gerhard Max Ostermay, zuerst Kanzlei-
schreiber , dann von 1648 bis 1658 Registrator der lateinischen Expedition , schrieb
das Konzept der Hauptinstruktion für Münster 1643, nach seinem Vermerk auch
das verlorene Original. Am stärksten ist in den hier wiedergegebenen Dokumenten
die Hand des offenbar aus Niederdeutschland stammenden Kanzleischreibers Konrad
Zelffe vertreten, der von 1637 bis 1647 in der Kanzlei tätig war . Er hat das
Konzept der Instruktion Lützows mit Ausnahme des Postskriptums geschrieben und
auch viele Verbesserungen – vielleicht nach Diktat – angebracht. Auf dem Kon-
zept befindet sich der von ihm unterschriebene Vermerk, daß chiffrierte Ausfertigun-
gen hergestellt wurden. Diese Chiffrierungen, die Originale, stammen ebenfalls von
Zelffe, wie man aus dem nicht chiffrierten Anfang und Schluß erkennen kann. Zelffe
hat auch die Abschrift der Instruktion für Pater Herberstein angefertigt, zu der
weder Konzept noch Original gefunden werden konnten. Er hat auch Entwurf, Kon-
zept und sicher auch die verlorenen chiffrierten Originale der langen »Ferneren Instruk-
tion « von 1643 geschrieben.
Der normale Geschäftsgang war – auf das Wesentliche abgekürzt – folgender:
Zunächst wurde der Eingang durch den Reichsvizekanzler auf die Reichshofräte und
Sekretäre zur Bearbeitung verteilt, die den ersten Entwurf herstellten, der dann
gewöhnlich von einem Kanzlisten abgeschrieben und nochmals korrigiert wurde. Bei
größeren Änderungen konnte das auch mehrmals geschehen. Die letzte Stufe, das
Konzept, nach Groß das Reinkonzept, wurde in den meisten Fällen dem Reichsvize-
kanzler vorgelegt, der es seinerseits beim Kaiser zum Vortrag brachte, wenn es sich
um ein wichtiges Stück handelte. Die dann hergestellte Reinschrift wurde zuerst vom
Sekretär, dann vom Reichsvizekanzler und zuletzt vom Kaiser unterschrieben.
Bei wichtigen Fragen wurde der Eingang einer Kommission von deputierten Räten
vorgelegt. In den meisten Fällen wurden diese dem Geheimrat, in den Fragen der Reichs-
politik auch dem Reichshofrat entnommen. Ihre Gutachten – meist von den Sekre-
tären geschrieben – wurden dann im geheimen Rat besprochen, an dem der Kaiser
regelmäßig und Erzherzog Leopold Wilhelm bei seinen Aufenthalten am Hof teil-
nahmen . Den Vorsitz führte Trauttmansdorff in seiner Eigenschaft als Obersthof-
meister . Die Gutachten tragen vielfach nur den Vermerk, daß sie im geheimen Rat
genehmigt wurden, gewöhnlich mit Aufzählung der anwesenden Räte. Nur von einigen
wenigen Sitzungen besitzen wir eigene Sitzungsprotokolle, schlagwortartige Auf-
zeichnungen des Gangs der Verhandlungen durch den Sekretär. Aus ihnen geht die
Stellungnahme der Teilnehmer hervor. Ein solches Protokoll ist z. B. von den Sitzun-
gen der deputierten geheimen Räte am 18. und 20. September 1645 erhalten, in denen
die Abreise Trauttmansdorffs und die Anfertigung der Geheiminstruktion beschlos-
sen wurde. Die geringe Zahl der Sitzungsprotokolle, die nicht wie früher in Bücher
gebunden, sondern einzeln aufbewahrt wurden, läßt vermuten, daß diese Protokolle
seit Ferdinand II. nur in Sonderfällen angefertigt wurden.
Noch interessanter als die Sitzungsprotokolle mit ihren meist schlecht lesbaren
Schlagworten sind die schriftlichen Einzelgutachten der geheimen Räte, die nur von
Fall zu Fall vom Kaiser selbst bei wichtigen Entscheidungen angefordert wurden.
Sie sind für die Friedensverhandlungen dreimal, vom Sommer 1643, vom Jänner 1645
und vom September desselben Jahres erhalten. Sie wurden dem Kaiser persönlich
übergeben, waren nur in Ausnahmefällen nicht eigenhändig geschrieben und wurden vom
Kaiser verwahrt. Sie tragen keine Kanzlei- oder Registraturvermerke und haben mit
der kaiserlichen Kanzlei ebensowenig zu tun wie die Geheiminstruktion, der Rechen-
schaftsbericht Trauttmansdorffs und die Handschreiben des Kaisers von 1649.
*
Wie schon dem kurzen Überblick über die Kanzlei zu entnehmen war, ist die
Überlieferung der Texte verhältnismäßig gut. Von den unzähligen Schriftstücken der
Reichs- und Hofkanzlei zu den Friedensverhandlungen ist ein Großteil erhalten ge-
blieben . Nur die bei den Friedensdelegierten selbst verwahrten Akten sind teilweise
durch Brand zugrundegegangen . So erklärt sich das Fehlen der Originale der
Instruktionen vom 15. VII. 1643 für Münster und der »Ferneren Instruktion« vom
23. IX. 1643. Alle in der Einleitung erwähnten und im Text edierten Stücke
befinden sich im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien. Die Schwierigkeit
bestand nur darin, die wichtigeren Dokumente in den verschiedenen Betreffreihen, in
die sie im Lauf der Jahrhunderte gelangt waren, auszusuchen und aufzufinden.
Der größte Teil stammt aus den Friedensakten der Reichskanzlei. Sie
sind aus Stücken der Reichshofkanzlei und der österreichischen Hofkanzlei gemischt.
Die Zusammenlegung erfolgte zum Teil schon in der napoleonischen Ära beim
Zwangsaufenthalt der Archive in Paris. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurden
sie nach Betreffen und den einzelnen Verhandlungen geordnet und genaue Behelfe ange-
legt . Später kamen noch Stücke aus den Registraturen der Friedensunterhändler dazu .
Die zweite Abteilung, die Friedensakten der Staatskanzlei, enthält zur
Vorgeschichte des Westfälischen Friedens wenig. Aus der Zeit der Verhandlungen in
Münster und Osnabrück sind vor allem Berichte und Korrespondenzen aus der Hof-
kanzlei hier eingeteilt worden . Außerdem befindet sich hier ein Konvolut mit
Friedensakten aus den Miscellanea des habsburgischen Familienarchivs,
das in die Hofarchive gelangte und dann von L. Gross in die Staatskanzlei
übernommen wurde. In ihm befinden sich wichtige Akten, darunter die Gutachten der
geheimen Räte von 1643 und 1645.
Die österreichische geheime Staatsregistratur enthält eine Samm-
lung vorwiegend politischer Akten aus der Hofkanzlei, aber auch Teile der Registra-
turen der Gesandten Isaak Volmar und Caretto di Grana neben Stücken aus der
Reichskanzlei, die wohl als Vorakten hierher gelangt sind. Nach der Signatur des
genauen, am Anfang des 19. Jahrhunderts angelegten Repertoriums wird dieser
Bestand auch Repertorium N genannt. Er ist nach der Auflösung in Betreffe, vor
allem in die Staatenabteilung, von Gross fast vollständig rekonstruiert worden .
Ein Teil der Verhandlungen mit Bayern ist in die Kriegsakten gelangt, eine eben-
falls uneinheitliche Sammlung von Militaria, die aber auch politische Betreffe enthält.
Für sie ist in neuester Zeit ein ausgezeichneter Behelf angefertigt worden . Ein
weiterer Teil der bayrischen Verhandlungen fand sich in der Staatenabteilung,
großen Betreffreihen diplomatischer Akten, den sogenannten Nationalia der Reichs-
kanzlei und Beständen der Staatskanzlei, denen im 19. Jahrhundert Teile kleinerer
Archivkörper angeschlossen wurden . Hier befindet sich auch die Abschrift der
Instruktion für Georg von Herberstein.
Besonders wichtig für die Friedensverhandlungen ist das Familienarchiv der
Fürsten Trauttmansdorff, das sich als Depot im Haus-, Hof- und Staats-
archiv befindet. Es enthält das Archiv des Grafen Maximilian, das aus seiner
Privatkorrespondenz, aber auch aus einem Großteil seiner Amtsakten besteht . Durch
das Entgegenkommen der Fürsten Trauttmansdorff konnte es für die Arbeiten an den
APW benützt werden. Leider ist eine begonnene Neuordnung des Archivs nicht
vollendet worden, so daß nun praktisch keine Behelfe dafür zur Verfügung stehen.
Schließlich muß auf das habsburgische Familienarchiv hingewiesen
werden, das unter anderem die persönlichen Nachlässe und Korrespondenzen der
Angehörigen des Kaiserhauses enthält. Aus den Miscellanea der Familienakten
wurde ein Konvolut mit Akten aus dem Nachlass Kaiser Ferdinands III. zusammen
mit vielen, das Hofzeremoniellwesen betreffenden Stücken den Hofarchiven
übergeben. Bis zur Neuordnung der Zeremonialakten wurde es den zahlreichen
ungeordneten Dokumenten beigefügt. Dieses Konvolut wurde dann dort wieder
ausgeschieden und von Lothar Gross in die Friedensakten der Staats-
kanzlei eingereiht. Wahrscheinlich schon früher sind drei wichtige Stücke, das
Gutachten des Grafen Trauttmansdorff vom 29. IX. 1645, sein Rechenschafts-
bericht von 1649 und die Geheiminstruktion Kaiser Ferdinands III., daraus weg-
gekommen und in den Varia des Zeremonielldepartements verblieben. Dort
wurden sie vom Bearbeiter bei der Neuaufstellung des Bestandes im Sommer 1957
aufgefunden. Sie befinden sich jetzt ebenfalls in den Friedensakten der Staats-
kanzlei .
*
Die Textgestaltung erfolgte nach den von Johannes Schultze aufgestellten
Richtlinien . Danach sind die Texte in drei Gruppen, lateinische (Nr. 1), deutsche
aus einer Kanzlei (Nr. 2–8) und Schriftstücke bekannter Persönlichkeiten (Nr.
9–11) einzuteilen. Nur in zwei Fällen wurde von den Regeln Schultzes abge-
wichen . Bei den Stücken aus der kaiserlichen Kanzlei hätte der Konsonantismus
vereinfacht werden können. Davon wurde abgesehen, da Doppelkonsonanten nicht
so häufig aufgetreten, daß sie die Lesung der Texte erschweren, und da sie unter Um-
ständen ein Kriterium für die Tätigkeit einzelner Beamter bei der Textgestaltung bilden
können. Dies kann gerade bei der von Gross schon gut erforschten kaiserlichen Kanzlei
von Bedeutung sein. Die zweite Abweichung betrifft die Heraushebung fremdsprach-
licher Ausdrücke in allen drei Gruppen. Dies konnte nicht mehr wie zur Zeit
Schultzes, als die Verwendung der Fraktur noch allgemein üblich war, durch
Setzung in Antiqua bei deutschen und in Fraktur bei lateinischen Texten erfolgen.
Die von Schultze bei allgemeiner Verwendung der Antiqua vorgeschlagene
Bezeichnung dieser Worte durch Häkchen wurde nicht angewendet, da sie sich in
modernen Editionen nicht durchgesetzt hat
An dieser Stelle sei es dem Bearbeiter gestattet, Herrn Dr. Wilhelm Engels für zahlreiche
Hinweise und Auskünfte zu danken. Er hat bei seinen Sammelarbeiten für die APW die
Bestände des Haus-, Hof- und Staatsarchivs unermüdlich durchforscht, genaue Karteien
angelegt und seine hervorragenden Materialkenntnisse dem Bearbeiter liebenswürdigerweise zur
Verfügung gestellt.
Instruktion für Bischof Franz von Würzburg und Bamberg, den Hermann von Questenberg und Dr. Johann Krane zu den mit Frankreich in Köln.
Wien 1637 März 1
Or. in RK , Friedensakten, Fasz. 19, Konv. C fol. 51–71 ( A). – Ab-
schrift der fast gleichlautenden Instruktion Kaiser Ferdinands II. vom 22. I. 1637
ebenda, Fasz. 92 I fol. 110–130 ( B). – Konzept ebenda, Fasz. 19, Konv.
C fol. 7–40 ( K).
Diese Instruktion wurde schon am 22. I. 1637 in Regensburg für dieselben Unter-
händler ausgestellt. Von dieser Ausfertigung hat sich nur die Abschrift B erhalten.
K stellt ein hauptsächlich vom Kanzleischreiber Heinrich Hermann Carenott ver-
fertigtes Konzept für B dar, das dann mit den notwendigen Änderungen versehen auch
die Vorlage für A gebildet hat.
Ferdinandus tertius divina favente clementia electus Romanorum impera-
tor, semper Augustus ac Germaniae, Hungariae, Bohemiae, Dalmatiae,
Croatiae, Sclavoniae etc. rex, archidux Austriae, dux Burgundiae, Stiriae,
Carinthiae, Carniolae, Wirtembergae etc., comes Tyrolis etc. etc.
nostro Francisco episcopo Bambergensi et Herbipolensi, Franciae orientali
duce, necnon nobilibus honorabilibus doctis fidelibus nobis dilectis
libero barone a Questenberg et Ioanne Crane nostris respective camerario
et consiliariis imperialibus aulicis, oratoribus et plenipotentiariis nostris ac
tractatum pacis cum rege Franciae Christianissimo deputatis
Am 24. IX. 1635 wurden Franz von Hatzfeld, Bischof von Bamberg und Würzburg (1632
bis 1642), der Reichshofratspräsident Johann Ernst von Fugger und der Reichshofrat Ferdinand
Kurz als kaiserliche Deputierte zu den Friedensverhandlungen vorgesehen. Im Jänner 1637
wurden Fugger und Kurz durch die Reichshofräte Hermann von Questenberg und Dr. Johann
Krane ersetzt. Die beiden trafen Anfang April 1637 in Köln ein. Questenberg wurde später
durch Graf Ludwig von Nassau abgelöst, der am 6. XI. 1638 am Kongreßort ankam.
vel ad quem modum sese in dicto pacis negocio tractando gerere debeant.
[1] Dicti oratores nostri operam dabunt, ut quam primum tempus fuerit,
de quo peculiaribus literis nostris denuo monebuntur literasque fiduciarias,
mandata et instructionem hanc nostram unacum appositis scripturis acce-
perint, Coloniam Agrippinam locum huic negocio tractando deputatum se
conferant atque, ubi caeterarum quoque partium, quarum hoc interest, legati
et oratores eodem advenerint primaque illa salutationum officia inter ipsos
peracta fuerint (in quibus obeundis, ut cuique iuxta statum mittentium
debitum honorem haberi ac exhiberi cupimus, ita ne nobis vel authoritati et
summae post Sanctitatem suam eminentiae nostrae imperiali quicquam
derogetur, sed ubique decorum observetur, memorem ipsos curam gerere
volumus). Tum deinceps de mandatis exhibendis ac recipiendis agetur, ubi
dicti oratores nostri admodum diligentem sibi curam in iis, quae ex parte
regis Franciae adferentur, inspiciendis et examinandis, an rite subscripta et
sigillata, an ad eam generalitatem, quae per hunc pacis tractatum intenditur,
extensa sint ac, anne quo alio defectu laborent, adhibendam norint.
Post haec deinde de loco sive conclavi et die, quo conveniendum erit,
statuetur, in quibus uti et in aliis eiusmodi constituendis merito eius, quod
dicto domino legato apostolico commodum ac rectum decensque visum
fuerit, prima ratio habebitur.
[2] Ubi de his communi consensu iam constiterit, tum nostri, ut die et
loco praestitutis mature adsint, curabunt. Erit autem officii ipsorum, ut
priusquam rem ipsam aggrediantur, convenienti loco comprimis devote ac
religiose solemni adhibito ritu ad felicem huius negotii tam gravis successum
Sancti Spiritus invocetur auxilium, ut ille pro sua clementia oratoribus et
plenipotentiariis non minus voluntatem quam intellectum ad ea, quae ad
universalem pacis restaurationem conducunt, videnda et amplectenda in-
spirare et elargiri velit.
[3] His omnibus peractis ac ubi ad rem ventum fuerit, merito saepedicto
domino legato apostolico
Der päpstliche Nuntius in Köln war Kardinal Martio Ginetti ( 1585–1671), der zunächst bei
den Kaiserlichen in geringem Ansehen stand. Am 10. X. 1635 berichtete Fürst Bozzolo aus
Rom über ihn an den Kaiser: … li suoi natali sono vilissimi, la presenza abietta, le attioni
senza decoro e senza splendore, non ha minima prattica delle materie di stato, nissuna
cognitione d’historie e delli affari del mondo, è verbo ignorantissimo, non havendo mai
Roma eccetuata veduto altro che Veletri sua patria, n’essendo ci impiegato che in
materie curiali, è verbo per natura inchinatissimo a Francesi, sempre ha il ghignetto in
bocca; ma quello ch’è peggio di tutto, vien pregiudicato da ogn’uno per falsissimo …
( RK , Friedensakten, Fasz. 18 fol. 119 ). Über seine Instruktion vgl. K. Repgen, Haupt-
instruktion Ginettis.
deferentur. Qui citra dubium repetitis praeteritis causas, quae Sanctitatem
ad hanc legationem adornandam ac conventum hunc frequentandum
commoverint, quidque quomodo et ratione in eo tractandum sit, explicabit.
Ubi igitur de his quoque communi consensu convenerit, in quibus ut et in
caeteris omnibus oratores et plenipotentiarii nostri sibi cum plenipotentiariis
serenissimi regis Catholici diligenter ac confidenter communicandum sciant.
Tum nostri de nobis ac rebus postulatisque nostris sive scripto sive oretenus,
prout statutum de hoc fuerit, ita explicabunt:
[4] Tametsi nos quidem, si materia ipsa, de qua vel ii, quibuscum in hoc
conventu tractandum erit, considerentur, nullam causam habuerimus, cur
se oratores et plenipotentiarios nostros illuc destinaremus, quippe quorum
praedecessorem Romanorum imperatorem optimum et charissimum patrem
et dominum nostrum nuper defunctum gloriosae memoriae a rege Franciae
saepius ac ultro citra iustam datam causam petitum ac praesertim contra
pacem ultimo Ratisbonae initam
laesum ac lacessitum ac (prout dictum regem Franciae fateri necesse est ac
partim alias fassus est) tot ditionibus destitutum et post eius ex hac vita
discessum nos in solium ipsius divina favente clementia electos ante omnia
et, priusquam ad novum tractatum veniretur, in ea omnia sic erepta restitui
aequum fuerit. Et qui scientes dictam dilectionem et Maiestatem suam
Caesaream iam semel fructum pacificae intentionis, quem per dictam pacem
Ratisbonensem speraverat, frustratum esse, dubitare merito potuerimus, an
iterum tractandum esset? Nihilominus tarnen vel quia pacem et tranquilli-
tatem publicam non minus quam iamdicta dilectio et Maiestas sua Caesarea
desideremus, bella et contentiones, ex quibus tam ingentia mala proveniunt
et quae Christianos minime deceant, refugiamus. Atque idcirco postea quam
pax dissiluit, ad ea quae eidem restaurandae conducunt, aeque proni
propensique simus; in hoc etiam filialis nostrae observantiae, quam erga
Sanctitatem suam gerimus, affectum declarare voluerimus. Et quia, quod
caput est, nobis causae nostrae iustitiam quovis loco manifestare minime
grave sit, ac demum, quia rex Christianissimus semper prae se tulerit, se
quando ad pacem ventum esset, quae dilectioni et Maiestati suae Caesareae
ac Romano imperio eripiebat, restituere velle, ne nos communi bono
obsistere videremur, si huius tractatus qualecumque periculum vel laborem
subire abnueremus, ultro libenterque ad hunc conventum se dictos pleni-
potentiarios nostros mittere et pacis huic tractatui intendere voluisse. De eo
autem, quod Sanctitas sua pro paterna sua in Christianum orbem cura hunc
congressum iam ab aliquot annis urgere et promovere ac nunc tam splendi-
dam ad illum legationem adornare voluerit, tum etiam, quod reverendissimus
dominus legatus eius legationis onus et laborem in se susceperit, censere nos
utrique tam Sanctitati videlicet suae quam ipsimet domino legato apostolico
ab omnibus, quos hoc concernit, gratias agendas esse, prout ipsi nostro
nomine agent. Neque dubitare, quin reverendissima sua Paternitas, quo zelo
ipsa huic rei initium dedit, suaque Sanctitas paterne desiderat, eodem in
posterum adlaboratura sit, ut omnis hic labor optatum fructum habeat, qui
in aequa et stabili totius Christiani orbis pace et tranquillitate consistat, id
quod diligenter etiam petamus. Nec fore hunc difficilem laborem, si modo
aeque omnibus ac nobis ius et aequum placeat, ut quisque suum cuique
tribuat, et inprimis, quod perperam occupatum vel acquisitum tenet,
restituat data etiam condigna pro damnis et iniuriis illatis expensisque
causatis satisfactione. His enim praeviis turn deinde pacem veram concludi
ac de mediis, quibus ea firma et perpetua conservetur, dispici posse.
[5] Hanc nobis et summam et regulam tractandorum videri, secundum
quas rationes omnes nostras libenter directuri simus et alios dirigere
necesse sit, qui verum huius tractatus finem serio desiderent. Tametsi autem
ut haec qualia quantaque sint cognoscatur, vix fieri aliter videatur posse,
quam ut accurate omnia, quae praeteritis his proximis annis hinc inde gesta
ac inprimis ea, quae contra ius fasque commissa sunt quibusque alter ab
altero se laesum existimat, commemorentur, quo deinde ex regula prae-
memorata iudicium de iis fiat omniaque certis terminis et legibus includan-
tur ac definiantur. Nihilominus tarnen, quia id et longum nec sine nova
forsan offensione foret, quod fini huius tractatus omnino contrarietur,
supersedere nos iis omnibus commemorandis velle, quae citra magnum
incommodum nostrum et salva materiae ipsiusmet substantia praeteriri
possint. Atque idcirco ea, quae ante pacem Ratisbonensem firmatam acta
fuere (cuius conclusio in decimam tertiam Octobris anni millesimi sexcen-
tesimi trigesimi incurrerit) hic satius explicare nolle. Notum enim esse,
qua solennitate et quemadmodum per praedictam pacificationem Ratis-
bonensem proxime praeteritae contentiones compositae atque in hanc ipsam
pleraque etiam antiquiora coniecta fuerint, ex qua deinde universalis, firma
et sincera pax inter partes esse et perseverare debuerit. Quumque haec
pacificatio in promptu nec adeo multis capitibus comprehensa sit, quin
statim percurri possit, ideo haud difficile cognitu fore, quid cui restituendum
et pro quo satisfaciendum sit. Posse totam illam capitulationem legi si
placeat, sed forte nec hoc necessarium esse, quum in primo statim eius capite
summa reliquorum comprehendatur, quod ita habeat:
»Primo rex Christianissimus promittit, quod Romanorum imperatorem,
sacrum Romanum imperium eiusve status et ordines atque provincias
Maiestatis suae haereditarias neque per se neque per alios directe aut indi-
recte vel alio quocumque modo offendet neque rebellibus vel inimicis
Maiestatis suae Caesareae sacrique imperii, qui nunc sunt aut aliquando
declarabuntur, ope, consilio, pecunia, armis, commeatu vel quavis alia
ratione assistet, quin potius ad aequitatem illos respectum et obedientiam
debitam adhortabitur. Vicissim etiam Romanorum imperator promittit,
quod regem Christianissimum, regnum Galliae omnesque ipsius regis status,
ditiones atque provincias etc. neque per se neque per alios directe aut in-
directe vel alio quocumque modo offendet neque rebellibus vel inimicis regis
Christianissimi illiusque regni, qui nunc sunt aut aliquando declarabuntur,
ope, consilio, pecunia, armis, commeatu vel alia quavis ratione assistet, sed
potius illos ad aequitatem, respectum et obedientiam debitam adhor-
tabitur.«
[6] Hoc esse illud caput et summam, quo hic omnis tractatus collimare
debeat, quippe quod irrefragabilem et aequitatem et rationem contineat, a
cuius observatione, etiamsi nullum pactum interveniat, nemo nisi qui iusti
et honesti professus sit hostis, se excusare possit, quod ut et a reverendissimo
domino legato apostolico et a quocumque clarius cognoscatur.
[7] Inprimis, quoad hoc caput dicere et ponere nos id, quod stabili
aliquo fundamento nemo eversurus sit, nimirum fuisse illud non modo
sincere et cum optima intentione a saepedicta dilectione et Maiestate sua
Caesarea conclusum, sed postea impletum et observatum, quoad id illi per
regem Galliae licuit, id est donec prius non semel sed multipliciter ac
gravissime eidem a domino rege contraventum fuit vel potius, donec nimis
quam clare cognitum est et res ipsa docuit, non observari caput illud a rege
Galliae neque unquam observatum fuisse, quin nec intentionem eius obser-
vandi habuisse, quod ita comprobetur: Quia quo tempore in hoc caeteraque
huius pacis capita Ratisbonae in conspectu dilectionis et Maiestatis suae
Caesareae sacrique Romani imperii principum electorum, praesentibus etiam
et intervenientibus summi Pontificis nuntio aliorumque regum et principum
oratoribus per legatum suum Carolum Brulard de Leon
tebat et fidem suam dabat, eodem ipso tempore cum Gustavo Adolpho rege
Sueciae hoste iam tum declarato dilectionis et Maiestatis suae Caesareae
sacrique Romani imperii, qui et catholicae religionis inimicus esset, de
bello eidem inferendo tractabat, prout ex litera foederis cum eodem rege
postea firmati darum est.
2 do Quod tribus ipsis post mensibus, id est decima tertia Ianuarii anno
millesimo sexcentesimo trigesimo primo (ne forte cui dubium sit an volens
ac sciens hoc fecerit) Berowaldi novae Marchiae Brandenburgicae per
legatum suum Herculem baronem de Charnasse
commissariis dicti regis Sueciae in certa capita, quibus belli contra dilec-
tionem et Maiestatem suam Caesaream sacrumque Romanum imperium
societas conflabatur, concludi ac solenniter confirmari voluit. Quod quidem
supradicto Carolo Brulard de Leon, cum illi de eo post suum ex itinere
reditum Viennae obiectum fuisset, adeo grave visum est, ut quemadmodum
ipse fassus est, nullatenus posset credere, quin et detestaretur.
3º Quod hoc iniquum foedus non firmarit modo ac postea, prout circa
Ratisbonensem aequissimam pacem factum, continuo deseruerit, sed illud
re ipsa postea impleverit, quin plura etiam, quam eo ipso continebantur, non
in dilectionis modo et Maiestatis suae Caesareae sacrique Romani imperii,
sed et religionis nostrae catholicae offensionem manifestam praestiterit.
Etenim foedus illud, si litera inspiciatur, initum fuisse ad defensionem
suorum communium respective amicorum pro securitate maris Balthici et
Oceani, libertate commerciorum necnon et restitutione oppressorum imperii
Romani ordinum, tum ut fortalitia et propugnacula in partibus ac littoribus
alterutrius maris Oceani et Balthici vel in Rhetia extructa demoliantur et in
eum statum reducantur, in quo proxime ante hoc bellum Germanicum
fuerunt, ad quod rex Galliae certam solummodo pecuniae summam conferre
et conscriptionem militis ac necessariorum comparationem in suis terris
liberam permittere debebat.
[4º] At ab illo tum temporis, quando iam et propugnacula in Rhaetis
optima fide iuxta pacis Ratisbonensis praescriptum dimissa, iamque adeo
civitates omnes maritimae in inimici manibus, ii etiam, quos oppressos
querebantur, restituti fuerunt et cum praeterea illi tractatus ad compo-
sitionem gravaminum, si quae alia superessent, amice oblati fuissent ac ad
eosdem summus Pontifex invitaret, non cessatum ab armis aut quicquam ab
offensione dilectionis et Maiestatis suae Caesareae sacrique Romani imperii
remissum, sed potius omnes nervos magis magisque contra eandem et idem
sacrum Romanum imperium ditionesque eiusdem intensos fuisse.
5º Ad hunc modum non solum cum rege Sueciae in offensionem dilectio-
nis et Maiestatis suae Caesareae sacrique Romani imperii necnon augustae
domus nostrae Austriacae tractatum conspiratumque, sed peculiari quoque
conventione in hanc ipsam rem cum Hollandis actum et conclusum fuisse,
ubi etiam de provinciarum et ditionum a nobis et sacro Romano imperio
dependentium inter ipsos divisione constitutum fuerit.
6º Reges Daniae et Magnae Brittaniae in eandem hanc rem ab ipso
sollicitatos fuisse.
7º Demum ne quid intentatum relinqueretur, aditum etiam fuisse ad
immanem et perpetuum Christiani nominis hostem Turcam, cui ad paci-
fragium terrasque nostras invadendum aut, si id minus succederet, bellum
intendendum contra regem Catholicum, videlicet ut ea diversione im-
peditus minus dilectionem et Maiestatem suam Caesaream iuvare posset,
consilia suggesta et adhortationes adhibitae fuerint.
8º Pro eo quod rebellos et inimicos dilectionis et Maiestatis suae Caesareae,
qui declarati vel in posterum declarandi essent, non modo quacunque ratione
non iuvare, sed potius ad aequitatem, respectum et obedientiam debitam
adhortari debebat, contra fideles etiam et eidem assistentes ad alia omnia
impulisse et instigasse, de hoc ex legationibus et emissionibus ipsius, quas
ad sacri Romani imperii electores protestantes, ad plerosque etiam alios
principes, ut landtgravios Hassiae, duces Lunenburgenses, Megalopolitanos,
Pomeranum, Wirtembergensem, Dorlacensem necnon civitates imperii
liberas et alias
contra dilectionem et Maiestatem suam Caesaream habitis, ac nominatim
Hailbrunensem, Wormatiensem et Francofurtensem instituit
Gemeint sind die Tagungen von Heilbronn und Frankfurt vom 13. IV. und 15. IX. 1633, bei
denen Frankreich Verträge mit den vier oberdeutschen Kreisen und den Schweden abschloß
( J. Du Mont VI 1 S. 50/52 und 56/57), der Vertragsentwurf vom 20. IX. 1634 von Frank-
furt ( J. Du Mont VI 1 S. 78) und die Versammlung der protestantischen Stände in Worms
im Dezember 1634, die den am 1. XI. 1634 in Paris geschlossenen Vertrag ( J. Du Mont VI 1
S. 79/80) genehmigen sollte.
positionibus ubivis factis necnon ex literis, quae subinde interceptae et ad
manus dilectionis et Maiestatis suae Caesareae delatae sunt, constare.
9º Dum catholicos etiam tam electores quam alios principes, status et
civitates varie ab eo tentatos ac non neminem avulsum a dilectione et Maie-
state sua Caesarea fuisse, prout ex iis, quae Coloniae, Treviris, in Bavaria,
Leodii ac alibi acta fuerint, darum sit
Im Sommer 1633 kam es für kurze Zeit zu einem Neutralitätsvertrag zwischen Frankreich und
Köln ( W. Mommsen S. 137 Anm. 23. Maximilian von Bayern hat schon am 30. V. 1631
einen Vertrag zum gegenseitigen Schutz mit Frankreich abgeschlossen ( J. Du Mont VI 1 S. 14).
Literatur zu den bayrisch-französischen Verhandlungen der nächsten Jahre bei M. Doeberl
S. 23ff. und D. Albrecht.
10º Cum Trevirensi archiepiscopo et electore etiam de transferendo im-
perio adeoque de statu ipso eiusdem imperii immutando aliisque contra
idem sacrum Romanum imperium necnon et augustam domum nostram
Austriacam communicata et suscepta consilia fuisse, prout acta Trevirensia
manifeste docent .
11º Inductum deinde fuisse militem et iustos exercitus Gallicos in Alsa-
tiam ac plerasque eius civitates, oppida et fortalitia necnon et alias civitates
et episcopatus, ut Colmariensem, Basileensem, Spirensem, archiepiscopa-
tum Trevirensem, ex quo fortalitium Ehrenbrechstein praesidio Gallico
etiamnum teneatur, sub specie protectionis sub ditionem ipsius coactas vel
precio Suecis dato ut Philippiburgum necnon praecipua fortalitia recepta
fuisse
Im Bündnis von Ehrenbreitstein vom 9. IV. 1632 ( J. Du Mont VI 1 S. 35/36) wurde diese
wichtige Festung zusammen mit Philippsburg den Franzosen eingeräumt. Der Ehrenbreitstein
wurde am 12. VI. 1634 von ihnen besetzt, Philippsburg verweigerte die Übergabe, es wurde erst
am 13. I. 1634 von den Schweden eingenommen und im August desselben Jahres an Frankreich
abgetreten ( J. Du Mont VI 1 S. 74/75). 1634 wurden Teile des Elsaß und das Bistum Basel
von den Franzosen besetzt, in Speyer wurde Richelieu im September 1634 zum Koadjutor
proklamiert.
12º Ipsam civitatem Trevirensem vi oppugnatem et ereptam fuisse .
13º Et cum post memorabilem illam victoriam Nördlingensem Deo
opitulante haud difficile nobis futurum fuisset Suecicas ex imperio reliquias
profligare, eas partes a nemine alio quam illo hactenus fotas et sustentas
fuisse.
14º Quo tempore arma Gallica et iustum exercitum trans Rhenum ipsum
duxerit, nostros qui arcem Heidelbergae oppugnabant, vi deiecerit indeque
et ex ipsa civitate abire coegerit .
15º Fuisse quidem nonnullibi ab illo iactatum per cardinalem de Richelieu
residenti dilectionis et Maiestatis suae Caesareae, qui fuit in Gallia, Sebastiano
Lustrier
Joanni Carolo comiti a Schönburg
in Germania et in imperio occupabat vel recipiebat, non retinendi sed con-
servandi animo, ne videlicet in manus protestantium devenirent necnon
et ea intentione, ut pace facta ea restituerentur, occupare, recipere et tenere.
Idem etiam ipsum regem, cum dilectio et Maiestas sua Caesarea sub finem
anni millesimi sexcentesimi trigesimi quarti de eius attentatis per dictum
residentem suum Lustrier expostulari fecisset, per decretum et literas sub die
quinta Ianuarii mox subsequuti anni trigesimi quinti insinuare videri
dum ita ait, sibi ne per somnium quidem in mentem venisse terras vel arma
Maiestatis suae Caesareae infestare, sed ea solummodo, super quibus ius
habeat, defendere voluisse et animum quidem induxisse ad recipiendum sub
protectionem suam civitates quasdam, quae citra dubium melius in ipsius
potestate sint quam protestantium, quandoquidem exercitium catholicae
religionis in illis salvum sit et quia ipse non aliter quam cum bonis propositis
eas custodiat. At quem ille animum ad pacem et quae proposita habuerit, ex
eo apparere, quod quando cum serenissimo electore Saxone de pace, quae
postea anno millesimo sexcentesimo trigesimo quinto Pragae conclusa fuit,
tractabatur, quoties et quo propius res ad intentum compositionis effectum
spectare visa fuit, toties et eo ardentius ille omnem sibi lapidem ad eam
impediendam movendum putavit et movit, adeo ut precium licitationis et
sollicitationis suae religionem ipsam ponere et adpromittere non dubitarit,
effecturum se, si paululum modo res ista extraheretur, ut Augustanae con-
fessionis professio in regnum Boemiae necnon et in Austriam et alias pro-
vincias nostras haereditarias reducatur .
16º Ex eo etiam, quod orator, qui tum temporis Dresdae apud dictum
serenissimum electorem fuit, scripto profiteri ausus fuerit, pacem nec fieri
posse nec sperandam esse, nisi exterminata penitus ambitiosa illa sive cupida
regnandi domo (sic augustam domum nostram malevole appellando), ex
quorum utroque sicut et caeteris omnibus, quae in prioribus commemorata
sunt, et res ipsa nimium quam clare per praeteritos annos monstravit atque
etiamnum monstrat et loquitur, etiam istud, quae illi religionis quam allegat
cura fuerit et sit, perspiciatur. Et tarnen ita credi regem Franciae voluisse,
quod quae ipse, quae ipsius auxiliis Sueci dilectioni et Maiestati suae Caesa-
reae eripiebant, haec idcirco eriperent, ut postea restituerent, quae vulnera
infligebant ideo infligerent, ut mox curarent.
17º Nolle nos hic commemorare, quae anno proxime praeterito in Alsatia
gesta sunt.
[8] Haec igitur omnia, cum contra primum hoc capitulationis Ratisbonen-
sis caput directe et manifeste currant nulloque colore cuiusvis quaesiti
praetextus tegi vel defendi possint, idcirco postulare, ut quicquid horum
innovatum ac commissum est ac inprimis ut ea, quae in Alsatia, in archie-
piscopatu Trevirensi vel alibi contra huius proprie capitis tenorem vel in
fraudem eiusdem occupata sive aliter acquisita tenet, integre restituat
omniaque in pristinum statum reponat simulque et foedera et adhaerentias
quascumque a tempore statutae pacis Ratisbonensis in praeiudicium vel
fraudem eiusdem, cum quovis nostro vel sacri Romani imperii statu vel alio
quocumque extero rege vel principe ac nominatim illud Suecicum foedus,
item illud, quod cum archiepiscopo Trevirensi et principe landtgravio Hassiae
aliisve contractum habet, ea omnia missa faciat et illis inposterum renunciet.
[9] Nolle nos hic de proxime sequentibus 2 do, 4 to, 5 to, 6 to, 7 mo, 8 vo pacis
Ratisbonensis capitibus, in quibus quid cui ex partibus dandum ac redden-
dum, item de militis ex Italia deductione disponitur, quicquam commemo-
rare, tametsi in quibus regem Franciae iure merito accusare possemus,
complura commissa fuerint, cum quicquid horum est per subsecutas capi-
tulationes Cherasci factas finem acceperit.
[10] Verum cum capite 2 do quoad praetensiones ducissae Lotharingiae
declaretur, ne propterea tractatus pacis impediatur aut retardetur, dilectio-
nem et Maiestatem suam Caesaream condescendere, ut illae ad amicabilem
compositionem vel processum compromissi utriusque partis consensu
instituendum aut vero ad iudicialem Maiestatis suae Caesareae cognitionem
et decisionem, actis prius communicatis cum principibus electoribus imperii
et illorum voto audito intra semestre proximum a data investiturae (super
ducatibus Mantuae et Montisferrati videlicet) computandum, secuturam
remittantur et, ut proinde neutra ex parte iura lite pendenti alienentur, et
quod dux Carolus Gonzaga ei, quod sic amicabiliter terminatum et accep-
tatum dictum vel decisum fuisset, stare deberet, hactenus vero subsecuta
haud ita multo post morte dictae ducissae necnon variis intervenientibus
impedimentis huius capitis dispositio in effectum deducta non sit, hinc
expectari et curandum esse, ut nunc quamprimum ac intra semestre proxi-
mum huic rei initium et finis imponatur .
[11] Praeterea cum deinceps ab 8 vo capite peculiaribus capitibus saepe-
memoratae pacis Ratisbonensis, de quibusdam particularibus locis, rebus,
differentiis statutum sit, postulare ut id quoque, quod circa vel contra eorum
singula in eius pacis fraudem vel praeiudicium innovatum vel turbatum, in
integrum restituatur.
Veluti inprimis sit illud, quod capite 9º sub finem eius ponitur, omnes
supradicti videlicet Maiestas sua Caesarea, serenissimus rex Catholicus et rex
Franciae necnon et dux Sabaudiae et Mantuae ita armorum suorum rationem
instituent, ut in consequentiam huius belli sibi invicem sinistrarum suspi-
cionum rationabilem occasionem nullo modo relinquant, quod cum ad
copiarum militarium abductionem, quae statim facienda erat, pertineat. Ac
nihilominus notorium sit non modo tum temporis Casalli militem Gallum
relictum esse ac adhunc usque diem permansisse, sed postmodum maiores
copias in Italiam inductas et varia loca occupata fuisse iamque adeo bellum
in Italia adhuc geri, ut illi capiti, quod hoc in omnibus parcatur et praesidia
militaria quaecunque omnisque miles ex Italia educatur, eiusdem pacis
Ratisbonensis vigore postulare .
[12] Similiter cum capite 11º statuatur, quod rex Christianissimus inter
caetera etiam Pinarolum, quod veniet in possessionem et liberam disposi-
tionem ducis Sabaudiae, destructis simul et demolitis omni ex parte forti-
ficationibus noviter extructis restituere debeat. Huic vero capitulo manifeste
contraventum sit et contraveniatur, dum id oppidum et fortalitium in hunc
usque diem praesidio et ditione Gallica tenetur, postulare, ut id quoque
oppidum et fortalitium cum omnibus appertinentiis suis nobis et sacro Ro-
mano imperio, donec aliud circa quoad ducem Sabaudiae statutum vel con-
ventum fuerit, restituatur .
[13] Statui etiam capite 12 mo, quoad passus in Valle Tellina totaque Rhae-
tia occupatos ac loca et fortalitia ibidem munita, quod ea quamprimum deseri
et in statum pristinum, quaemadmodum ante hos motus bellicos erant, resti-
tui novaeque fortificationes demoliri quamprimum debeant ea conditione,
ut a nullo sub quocumque etiam colore vel praetextu occupentur aut forti-
ficentur, salvis etiam quoad hunc articulum iuribus, tractatibus et pactis
conventis quorumcumque. Cum autem contra hoc caput non modo antehac
dum passus Rhaetici occupati et denuo communiti fuerunt, sed vel maxime
superioribus proximis annis factum sit, dum tota Vallis Tellina per ducem
Roannensem
minus regem Franciae facere oportuerit, quo sincerius dilectio et Maiestas
sua Caesarea ut alia omnia ita et eos passus iam statim ab initio non attentis
nec propriis iuribus nec causis, quas quae serenissimus archidux Leopoldus
frater eiusdem felicissimae memorie allegabat, qui se inaudito, utpote de
cuius re maxime agebatur, illud caput concludi non debuisse contendebat,
restitui curavit. Et quo fidelius etiam deinceps rex Catholicus illius capitis
dispositioni stetit, cumque alioquin si aliter facere idque, quod rex Franciae
tentare voluisset, haud multo facilius factu illi fuerit, quando per Vallem
Tellinam illasque regiones binos iustos traduxit exercitus eosdem in pote-
state sua retinere. Eodem iure ut inde quoque regis Christianissimi copiae
deducantur passusque illi in pristinum statum, sicuti ex dicto capitulo con-
ventum fuit, reponantur postulare .
[14] Idem etiam Sueciae regem si viveret postulaturum esse et regnum
Sueciae postulare posse, si foedus cum illo contractum stet, ut ipse rex
Franciae stare vult, quandoquidem in eo de passibus illis liberis relinquendis
expressissime cautum sit.
[15] Ulterius denique caput 15 oppressum extare, quemadmodum cum
commissarii dilectionis et Maiestatis suae Caesareae allegassent, superesse
differentias et innovationes factas in territoriis civitatum et episcopatum
imperialium Metensis, Tullensis et Verdunensis, circa abbatiam Gorzensem
aliosque ibidem occupatos passus, loca et feuda imperialia, unde novi motus
facile pullulare possent, de hisce vero particularibus neque se instructum
neque notitiam habere orator regis Christianissimi respondisset et dilectioni
et Maiestati suae Caesareae expediens visum fuisset, ut commissarii ab utra-
que parte inter certum terminum et ad certum locum destinarentur, qui de
omnibus illis amicabili tractatione componerent, interim vero declarasset,
ut nihil ulterius contra iura imperii illis in partibus attentaretur aut alibi de
feudis imperialibus tractaretur aut componeretur .
[16] Postmodum vero instante oratore regio pro abducendo milite a
confinibus Franciae et pro demoliendo fortalitio noviter extructo in loco
Moyenwick deputati Caesarei respondissent dictum fortalitium iussu dilec-
tionis et Maiestatis suae Caesareae in feudo imperii omni iure permittenti
extructum ac proinde praesidio convenienti munitum remanere debere,
insuper urgerent potius demoliri fortalitia ex parte Gallorum in civitatibus
imperialibus Verdunensi et Metensi et quae id genus similia in illis locis
extructa, fortificata et occupata fuissent, in integrum restitui; a parte vero
oratoris Gallici fuisset replicatum fortalitia illa praedicta, si quae sunt, legi-
time fuisse extructa aliaque omnia a deputatis Caesareis allegata nullam
conquerendi causam continere, insistere vero se in prima sua instantia pro
demolitione antedicti fortalitii in Moyenwick contra voluntatem et consen-
sum episcopi Metensis, in eiusdem territorio ab imperialibus noviter extructi.
Et Caesarei deputati priora sua repetiissent et declarationem dilectionis et
Maiestatis suae Caesareae allegassent, quod fortalitium in Moyenwick ibi-
dem remanere et convenienti praesidio imperiali muniri deberet, usque dum
in conferentia super controversiis praedictis instituenda aliud, quid ordine-
tur. Ac tandem antedictus orator supradictis allegationibus suis insistens
subiunxisset de conferentia huiusmodi instituenda nihil se quidem in man-
datis habere, velle autem absque mora et per quam diligenter perscribere,
ut super illis omnibus particularibus peculiariter instrueretur. Ita demum
utrimque convenisse, ut a confinibus hinc inde militia abducatur nec propter
haec omnia effectus huius pacis ullo modo turbetur aut in posterum impe-
diatur. Cum igitur hoc etiam capitulo in regem quidem Galliae nihil omnino
iniquum statutum fuisset, quin ex eo, uti ex caeteris omnibus eluceat, vero
pacis ac tranquillitatis publicae studio in iis, quae indubitati iuris erant sui,
dilectionem et Maiestatem suam Caesaream ad amicabilem compositionem
ultro se obtulisse. Tanto magis regem Galliae decuisse, ut his saltem, quae
communi consensu circa haec particularia determinata erant, staret neque
contra quicquam innovaret. Quod cum ille minime fecerit, sed quam primum
potuit dictum fortalitium in Moyenwick vi adortus in suam potestatem
redegerit
constituerit
novis operibus extructis, tanto iustius nos modo non tamen revocationem
in integrum eiusmodi et priorum innovationum, sed ipsarummet etiam
civitatum et episcopatum praelibatorum necnon et abbatiae Gorzensis, quae
alias citra dubium ad nos et sacrum Romanum imperium spectant, resti-
tutionem integre et continuo citra ullam exceptionem faciendam postulare.
[17] Praeterea capite 16 to placuisse, ut dux Lotharingiae, qui occasione
huius ultimi motus ad sui status conservationem militem conscripserit, cum
suis ditionibus atque provinciis in hoc tractatu comprehendatur neque ullo
modo vel ratione a quoquam offendi vel molestari possit aut debeat, dum-
modo nec ipse quemquam offendat et utrimque in illa vicinia ea militiae
ratio instituatur, ut nulla suspicionis sinistrae occasio rationabilis cuiquam
relinquatur. Contra huius necnon et capitis 1 i fidem dictum serenissimum
ducem Carolum nulla data causa primum minis deinde vi, ut regi Franciae
praecipua fortalitia sua ac tandem sedem suam ducalem Nanceium traderet,
et ad alia iniqua adactum ac demum unacum tota domo sua ex omnibus diti-
onibus suis eiectum fuisse. Huic igitur et toti eius domui, ut quicquid ipsis
ab illo tempore ereptum fuit, unacum fructibus, nominatim etiam archivum
inde ablatum, plene restituat cassatis, etiam si quas qui ex nostris et sacri
Romani imperii principibus electoribus vel aliis statibus in nostrum et sacri
Romani imperii eiusve constitutionum praeiudicium dedissent, obligationi-
bus meritissimo iure postulare. Quibus consentaneum sit, ut singulis etiam
principibus electoribus et aliis principibus et statibus, qui uni alterive parti
sive ab initio sive successu temporis adhaeserunt necnon et exteris regibus
et principibus, qui se socios vel adiutores his vel illis praebuerunt, debite
caveatur et huius tractatus fide comprehendantur
Herzog Karl IV. von Lothringen aus der Nebenlinie Vaudemont war vor allem wegen seines
Eintretens für Gaston von Orléans in Gegensatz zu Frankreich geraten (vgl. S. 371 Anm. 1). Im
Juni 1632 rückten die Franzosen in Lothringen ein, am 25. IX. fiel Nancy. Karl IV. mußte
zugunsten seines Bruders Nikolaus Franz abdanken. Über die verwickelten Vorgänge in
Lothringen vgl. W. Mommsen S. 50ff., 88ff.
[18] Denique cum ex his omnibus notum manifestumque sit, quod quae
a tot annis nos et sacrum Romanum imperium eiusque fideles ordines et
status sanguinolenta et exitiosa bella unaque nobiscum totus Christianus
orbis passus est atque etiamnum patitur, eorum omnium maximam causam
rex Franciae dederit nulla re a dilectione et Maiestate sua Caesarea vel sacro
Romano imperio lacessitus vel laesus ac nulla etiam probabili vel rationabili
suspicione motus, adeo ut quae sic perpetravit, contra omne ius fasque
gesserit neque colore vel praetextu ullo excusari possit. Cumque per haec
dilectioni quidem et Maiestati suae Caesareae ac sacro Romano imperio
regnisque et ditionibus nostris haereditariis necnon principibus et statibus
nobis adsistentibus iniuria inaestimabilis et damna indicibilia illata, expen-
sae etiam, quae fidem et modum omnem excedant, causatae fuerint, idcirco
optimo iure et merito hoc etiam postulare, ut condignam nobis et sacro
Romano imperio eiusque ordinibus et statibus nobis adsistentibus pro iniu-
riis eiusmodi damnisque illatis et expensis causatis satisfactionem et refu-
sionem praestet. Quod eo etiam iustius contendamus, quia quum ante annum
elapsum pax Pragensis inter dilectionem et Maiestatem suam Caesaream et
serenissimum electorem Saxoniae eiusmodi coierit, quam omnes imperii
ordines acceptarunt et quae omnibus acceptanda sit, eam rex Franciae, qui
et ipse lenissimis conditionibus in ea comprehensus erat, non modo non
acceptarit, sed modis omnibus hactenus impugnare non desistat .
[19] Demum etiam, quum res ipsa docuerit hactenus et doceat, quam
parum ea, quae alias cum rege Franciae pacta et stabilita fuere, observata
sint, idcirco et quia ubi ad priora omnia nobis satisfactum fuerit, tum hoc
agendum erit, ut pax, quae inter nos convenerit, quam maxime firma et
inviolabilis reddatur, quam si quis velit non audeat neque possit violare.
Hoc postremum etiam in commodum et publicum omnium bonum postu-
lare, ut rex Franciae cautionem vel securitatem aliquam realem nobis praestet
aut modum aliquem assequendae eius securitatis monstret, quo pax haec
firma esse debeat, quae cautio a dilectione et Maiestate sua Caesarea, utpote
quae nullius contraventionis quoad promissa et pacta hactenus accusare
potuerit vel a nobis postulari non possit. Dilectioni quidem et Maiestati
suae Caesareae ante annos aliquot, quando cum serenissimo Hispaniae rege
Catholico foedus pro defensione sacri Romani imperii constituit et ad illud
caeteros quoque Christiani orbis potentatus, reges et principes invitavit,
hanc optimam et aequissimam huius firmitatis sive securitatis obtinendae et
conservandae rationem visam fuisse, ut inter comprehensos illo foedere
certa quaedam iudicii norma constitueretur, ex qua controversiae, si quas
inter ipsos exoriri contingeret, componerentur et ex qua norma in repu-
gnantes communia auxilia conferrentur. Nunc autem id quoque admodum
expediens et necessarium iudicare, ut quem summus Pontifex, eius quod sta-
tutum et pactum fuerit, violatorem invenerit, contra eundem, si monitus non
destiterit, se declaret, laesos vero hac pace comprehensos auxiliis suis adiuvet,
alios etiam ut idem faciant hortetur.
[20] Huc pertinet, ut de singulis in superioribus contentis tum nominatim
etiam de deductione militis ex omni parte facienda, item de relaxatione capti-
vorum aliorumque huc spectantium sic ordine clare et distincte transigatur,
caveatur, constituatur, ne ambiguitati detur ansa.
[21] Quod si oratores regis Franciae in universum adhaec dixerint, in
primis ad Ratisbonensem illam capitulationem quod attinet, quam nos pro
regula huius tractatus ponamus, eam praesertim quoad primum eius toties
allegatum caput minus legitime conclusum fuisse ob defectum necessariae
plenipotentiae, quae ad eam generalitatem sese non extenderit, et quod
propterea in eius locum Cherascenae postea capitulationes successerint; si
dixerint etiam iam antiquitus regno Galliae cum regno Sueciae foedus inter-
cessisse, cuius vigore iuvari regem illum a rege Galliae oportuerit; si deinde
iis, quas nos contraventiones vocamus, colorem per hoc obducere conten-
derint, quasi regi Franciae a dilectione et Maiestate sua Caesarea ac serenissimo
rege Catholico rationabiles et iustae sinistre de se suspicandi causae obiectae
fuerint, dum adverterit: Primo Legiones quasdam Germanicas in Italia
retineri contra ac conventum fuerit. 2 do Quia regina mater et frater in
Belgium recepti et defensi, quin ipsum etiam regem incitati et adiuti sunt.
3º Etiam alii status in Gallia ad rebellionem concitati. 4 to Quod horum
omnium dilectio et Maiestas sua Caesarea quoque particeps esse debuerit,
quae regi Catholico coniunctissima fuerit eique in omnibus velificetur.
Demum etiam quod rex Galliae imploratus a diversis statibus imperii, qui
se contra leges et libertatem Germaniae oppressos querebantur, deserere
non potuerit nec debuerit.
[22] Ad haec ita respondebunt oratores nostri: Ad primam obiectionem
quod spectat, qua capitulatio Ratisbonensis ex praetenso defectu plenipo-
tentiae necessariae oppugnatur
Der Friede von Regensburg, die Grundlage der vorliegenden kaiserlichen Instruktion, ist von
Frankreich nie ratifiziert worden, vor allem wegen des Einschlusses nichtitalienischer Belange.
Eine nach 1636 entstandene Protesterklärung Frankreichs gegen den Frieden von 1630 ist
gedruckt bei J. Du Mont V 2 S. 618.
etiam alias audiverimus, non potuisse tarnen credere, quod ipsi oratores
Gallici in hoc conventu quicquam de ea moturi fuissent quippe per quam,
si obiiciatur, rex se prodat ac fateatur non fuisse hanc intentionem suam, ut
pacem iustam et aequam cum dilectione et Maiestate sua Caesarea compo-
neret, sed ut sub specie eius illam deciperet et opprimeret, prout ex iam
dictis evadit clarius, quod quidem regem praesertim Christianissimum mi-
nime omnium decuerit. Hanc rem merito nobis hos ipsos tractatus ac quos-
cumque alios, qui cum rege Christianissimo instituendi sint, suspectos facere
debere, ut qui simili aliquo obiecto praetextu, quoties illi placuerit, in dubium
revocari possint. Dilectionem et Maiestatem suam Caesaream visis creden-
tialibus et mandatis oratoris turn temporis Gallici, quae eum ad pacem nobis-
cum componendam omnia, quae illuc conducunt, facienda instruebant, in
quibus etiam defectus si essent supplendi promittebantur, optima fide
tractatum super multoties dicta pacificatione Ratisbonensi instituisse ac
conclusam postea et rite firmatam implevisse. Non esse hoc moris nec ratio-
nem habere, ut in mandato quod publice editur singulorum punctorum,
super quibus tractandum sit, specialis mentio vel determinatio fiat, prout
quisque sciat in instructionibus legatorum ipsis, quid et quomodo specialiter
tractandum sit, committi. Certe dilectioni et Maiestati suae Caesareae nisi
de pace universali cum rege Galliae tum temporis tractare constitutum non
fuisse, id quod sat mature et in ipso statim tractatus limine oratori regio
expresse significari curaverit, quem tractatum ipse non modo non abnuerit,
protestari alioqui solitus, si qua in re instructus non erat (sicuti ex capite 15
eiusdem pacis non uno loco apparet), sed palam acceptarit, pollicitus etiam
si amplius requireretur mandatum, illud quoque se adducturum esse. Quum
postmodum etiam contestatus totum illud caput, cum formam eius tot idem
verbis quot superius relata sunt, conceptam Parisios misisset, ibidem a rege
approbatam fuisse. Et sane eiusmodi capitulum illud primum esse, quod ut
supra diximus irrefragabilem et aequitatem et rationem contineat, de quo
praecepta omnia divina et naturalia omnesque humanae leges mandent, a
cuius observatione, nisi qui omnis aequi et boni adeoque naturae professus
sit hostis, se ullatenus excusare nemo debeat. Adeo ut si rex Franciae oratori
suo quicquam huic contrarium mandarit, illi orator suus, si vir bonus esse
volebat, parere non debuerit. Ad Cherascenos vero tractatus, qui post-
modum inter deputatos commissarios fuere initi, quod attinet, nec scire nos,
quomodo huc illi adducantur, quippe qui non in eversionem sed confir-
mationem et executionem pacis Ratisbonensis fuerint firmati, prout in
limine eorum legentibus videre sit obvium. Non esse ergo causam, cur illa
toties nominata pax ex hoc capite in dubium revocari possit vel debeat.
[23] Ad foedus vero Suecicum quod attinet, quod regno Galliae iam alias
cum illo regno intercessisse praetendunt, nescire de quonam foedere intel-
ligant, illone quod decima tertia Ianuarii anno millesimo sexcentesimo
trigesimo primo Berowaldi percussum fuit, an de alio quopiam antiquiore,
quod non credatur, cum nullum hactenus productum sit ac neque in hoc de
illo ulla fiat mentio, quae intermittenda neutiquam fuerit, si ullum aliquando
foedus extitisset; et si extitisset, plane ab hoc diversum ac minime offensivum
contra imperium fuisse oportuerit, cum alias hoc novo foedere opus non
fuisset illudque ipsum non sexennale sed perpetuum esse oportuerit, si
videlicet illam, quam ipsi volunt, obligationem habuisset. At istud de decima
tertia Ianuarii anni millesimi sexcentesimi trigesimi primi, quinam antiquum
dici possit respectu eius, quod est antiquius? Nisi forte ex eo antiquius dici
placeat, quia tractatus de illo iam superiore anno inceperint, prout in eius
exordio commemorat. At etiam ante illa tempora de materia Ratisbonensis
pacificationis in Italia actum tractatumque fuisse, unde eadem, quae ex illo
obligatio inferri debeat, cum par utriusque sit ratio, adeo ut, si hoc ponatur,
alterutrum nostrum, nos videlicet vel regem Sueciae vel utrumque potius a
rege Franciae decipi oportuerit, qui eodem tempore diversis locis plane sibi
repugnantia cum utroque tractarit ac postea concluserit.
[24] Iam ad suspicionum causas, quae contra serenissimum regem
Catholicum colliguntur et in dilectionem et Maiestatem suam Caesaream
intenduntur, quod spectat, de iis legatos Catholicos responsuros dicent.
Dilectioni quidem et Maiestati suae Caesareae ac nobis, ut ille rex fuerit et sit
coniunctissimus et esse debeat ob tam multiplicia tam arctarum necessi-
tudinum vincula, ita rationes imperandi ab illo omnino separatas esse,
contraxisse dilectionem et Maiestatem suam Caesaream cum illo novum
foedus tum temporis, quando prius constitit et res ipsa docuit non servari
pacem Ratisbonensem initam esse regi Christianissimo novam ligam cum
rege Sueciae, concitari et foveri contra eandem et status imperii, auxilia
militum et pecuniae ingentia illis suppeditari, his invadi et occupari terras et
ditiones suas, denique nihil eorum omitti, quae ad perniciem et interitum
totalem eiusdem et dicti regis Catholici totiusque adeo domus nostrae
pertinebant; odiosum esse de his plura commemorare, ideo his talibus con-
sulto nos abstinuisse. Foedus vero illud non clanculum neque ad offensionem
cuiusquam, sed ad defensionem suam et sacri Romani imperii ac foedera-
torum initum atque inprimis quidem suae Sanctitati tum caeteris quoque
Christiani orbis regibus et principibus, quin ipsi regi Christianissimo oblatum
fuisse, prout pluribus in eo exprimitur, sic ut ex hoc nulla querendi causa
capi debeat. Ad legiones Germanicas quod attinet, similiter ad nos non
pertinere; sciri quod ante bellum exortum illae legiones illuc inductae
fuerint neque conventio Ratisbonensis unquam prohibuerit, quin rex Catho-
licus militem Germanum in Italia haberet, dummodo ne numerus ordinarius
excederetur ac ne suspicandi rationabiles causae praeberentur, quales propter
illas legiones nullo modo suscipi debuerint.
[25] Iam quod etiam reginam matrem et fratrem regis Christianissimi
receptos, defensos, adiutos conquerantur
Gaston von Orléans, der Bruder Ludwigs XIII., hat wiederholt bei Karl IV. von Lothringen
Zuflucht gefunden und Verbindungen mit Spanien angeknüpft. In Brüssel wurde am 12. V. 1634
ein förmliches Bündnis zwischen ihm und Philipp IV. geschlossen ( J. Du Mont VI 1 S. 73).
Die Königin-Mutter Maria von Medici hat sich zuerst in Brüssel, dann in Köln aufgehalten.
sentiamus, cum minus hoc ad nos pertineat; sciri quae et quam propinqua
inter regem Catholicum eamque domum generis sit coniunctio, contingere
interdum, ut inter amicissimos et domesticos aliqua oriantur dissidia. An
ille, qui cum iniuriam ferre non posset aut timeret, discessit, omni hospitii,
amicitiae et propinquitatis iure excludendus sit? Saepe iis ipsis, qui fugiantur,
esse consultissimum, ne in faciem illis resistatur. Idcirco cum regina mater
et frater regius hoc consilii, ut fugerent, sua sponte coepissent, hospitio
exclusos non fuisse, qui tamen invitati, qui incitati in filium vel fratrem non
fuerint, institutam fuisse a dilectioni et Maiestate sua Caesarea missionem,
qua reconciliare dissidentes conata sit, idem factum a rege Catholico, quod
si quae deinde illis praebita sint auxilia, non eo, quod illa ab ipsis postulata
fuerint, sed quia dilectioni et Maiestati suae Caesareae tot iniuriis a rege
Franciae lacessitae aliud facere non licuit, prout res et tempora loquantur.
[26] Atque idcirco non esse huic parem vel similem illam rationem, qua
rex Franciae status imperii, auxilium ipsius ut ipse ait implorantes, iuvandos
censuit, ubi dispar omnino sit causa et homines ac ubi nec ab hac nec ab illa
parte idem servatum sit tempus vel modus, prout ex rebus gestis iisque,
quae iam saepius inculcata sunt, horum omnium cuivis per semel sese offerat
iudicium. Ex his igitur omnibus nullam plane iustam causam offerri, cur non
in universum capitulatio illa Ratisbonensis in omnibus et per omnia a rege
Franciae observari debuerit.
[27] Quod si deinde ad particularia quaedam descenderint ac Pinarolum
quidem, de quo capite 10 pacis Ratisbonensis memoratur, titulo emptionis
legitime a se acquisitum, fortalitium vero Moyenwick, tanquam contra
consensum episcopi, in cuius territorio id situm est, extructum, merito a
se vindicatum, ditiones vero Lotharingicas ex variis domui illi affictis impu-
tationibus iure occupatas contenderint atque idcirco a restitutione haec omnia
excipere voluerint, prout velle et excepturos esse, alias ad aures nostras
perlatum est.
[28] Ad haec respondebunt oratores nostri: Inprimis Pinarolum quod
concernit, non consensisse ducem Sabaudiae in eum emptionis contractum
aut certe, si consensit, non nisi vi coactum consensisse, qua de causa con-
tractus revocandus sit. Atque ut volens consensisset, non id illi licuisse citra
voluntatem dilectionis et Maiestatis suae Caesareae tanquam domini directi,
cum ageretur de indubitato feudo imperii ad principatum Pedemontii
pertinente. Demum fuisse hoc contra expressam capitulationem Ratis-
bonensem, qua de eo § 11 statuitur. Nec satisfacere si dixerint illum articu-
lum, quoad restitutionem ibi expressam iam ante impletum fuisse, cum per
hoc praedictae rationes nostrae non evertantur et quum praesertim eam
emptionem isto violento modo tentari non oportuerit, si § finali capite 9
saepedictae capitulationis Ratisbonensis satisfacere volebant, quo cavetur,
ne quis alteri rationabilem sinistre de se suspicandi causam praebeat. Et
quum manifestum sit ex eo quod actum est, id quod actum est in fraudem et
praeiudicium iamdictae capitulationis atque adeo tranquillitatis publicae
actum esse, § de Moyenwick sciri dicent, quod iurisdictionis nostrae sit
sicuti totus ille episcopatus, de quo omnes hactenus episcopi rite a dilectione
et Maiestate sua Caesarea ac praedecessoribus eiusdem et nostris investiti
fuerint. Fuisse igitur in potestate illius, cum id reipublicae necessitas postu-
laret, fortalitium in illo extruere, quod rex Christianissimus nullo modo
destruere vel sibi vendicare debuerit. De quo idcirco etiam Ratisbonensi
pacificatione fuerit exceptum.
[29] Ad ditiones vero Lotharingicas quod spectat, nullam omnino iustam
earum occupationis vel detentionis causam afferri, nam quae praetenduntur,
iam pridem ab omnibus Christiani orbis principibus non partialibus explosas
esse, qualis sit illa feloniae ob matrimonium sororis obiecta
cuius promissi non servata fides, quae quidem si vera, quod non conceditur,
essent, tarnen ex hiis causis manum ditionibus a sacro Romano imperio
dependentibus inferri non debuisse. Sed nimirum veriorem eius invadendi
hanc fuisse causam, quod armis suis dilectionem et Maiestatem suam
Caesaream causamque ipsius sibi tutandam censuerit, id quod iure et ex
officio tanquam princeps imperii fecerit, aliter contra fidem et obligationem
peccaturus, verum cum de hoc ipso in dicta capitulatione Ratisbonensi ac
postmodum etiam in supradicta Pragensi pacificatione statutum sit
pluribus in iis videri possit, non posse nos deserere ipsius causam. Et sane
nec videre, nisi hic princeps integre ac plene suis restituatur, quomodo pax
universalis constitui vel subsistere possit vel debeat.
[30] Postremo si praetenderint, ut rex Christianissimus in haec postulata
nostra consentiat, aequum fore, ut nos vicissim iis, quae ipse e contra
postularit, benignum consensum praebeamus, ac proinde contenderint:
1º etiam Friderici palatini proscripti liberos; 2 do archiepiscopum et elec-
torem Treviri; 3º alios ab amnistia pacis Pragensis exclusos, quos ipse in
protectionem suam susceperit quique pro rebellibus nunquam declarati
fuerint, aeque in gratiam recipiendos et restituendos esse; et si 4 to reservare
vel acquirere sibi ius aliquod protectionis vel arbitrii aut voti quoad status
vel res imperii nisi fuerint, ostendent oratores et plenipotentiarii nostri
inprimis, quoad hoc ultimum de quo aliquando ex aula Romana ad dilec-
tionem et Maiestatem suam Caesaream relatum fuit, quam non modo iniqua
sed indigna ac plane omni rationi contraria petitio ista sit. Iniquam esse, quia
quod nunquam habuit petat, indignam quia nos parte imperii privare inten-
dat, contrarium omni rationi, quia per haec non pax sed perpetuum seditio-
num ac turbarum semen ponendum sit. Non ita imperasse dilectionem et
Maiestatem suam Caesaream, ut eius imperii quenquam poenitere debeat,
socio vel adiutore per Dei gratiam non eguisse nec nos egere. Si ut nobis in
Gallia hoc liceat, a rege Christianissimo petamus, quam in partem accep-
turus sit? Quod si haec ut est iniustissima et indignissima postulatio admitti
nullo modo possit, inde apparere, quo iure caetera, ut est liberorum palatini
proscripti, item archiepiscopi Treverensis ac demum ab amnistia exclusorum
restitutio flagitentur, de his etiam statuere proprium esse nostrum nec ad
alium ullum pertinere, praesertim externum regem. Quam potestatem et
arbitrium officio imperatori nostri muneris intrinsecum, etiam pacificatio
Pragensis inconcussum servet, contra cuius tenorem quicquam nobis vel
aliis adimi passuri nullatenus simus; cuius impugnandi rex Franciae tanto
minus causae habeat, quo recentiora severae castigationis exempla in eos,
qui contra ipsum deliquisse visi sunt, statuta fuere, memorentur Montmo-
rencius et alii .
[31] Quemadmodum igitur haec omnia tam in iure quam facto omnique
ratione ita fundata sunt, ut solido illo aliquo fundamento nihil illis opponi
possit, ita plenipotentiarios nostros iisdem omnibus, quoad poterunt firmi-
ter insistere, praesertim quoad punctum restitutionis, ut videlicet ea omnia
quae contra capitulationis Ratisbonensis literam et a tempore eius datae
cuiquam adempta, extorta vel aliter in praeiudicium et fraudem eius acquisita
rex Franciae tenet, ea integre et citra exceptionem omnem restituat omniaque
in eum, qui tunc erat, statum reponat, ab eo nullatenus eos recedere volumus.
Sub quo postulationis nostrae capite nominatim duces Lotharingiae totamque
illam domum comprehensos velimus, praesertim cum per pacificationem
Pragensem, quam pro secunda veluti regula huius tractatus ponamus,
aliud nobis facere minime sit integrum.
[32] Quum vero ad satisfactionem pro iniuriis, reparationem damnorum
datorum et expensarum causatarum refusionem quod attinet, eorum omnium
quae huc spectant, nulla condigna aestimatio nedum satisfactio videatur
posse fieri, quippe quae si computentur, modum omnem et fidem excessura
sint et quibus exolvendis forte nec regnum ipsum Franciae par sit futurum.
Idcirco et cum nihilominus omnino aequum et ad status publici conserva-
tionem plane necessarium sit, eum qui tam multipliciter tamque manifeste
et graviter contra omnia iura nos et nobis assistentes status adeoque uni-
versam Christianam rempublicam laeserit, non usquequaque impune nec
sine nota aliqua publica id ferre, sed eam saltem quam facile potest satis-
factionem pro iis praestare. Oratores nostri, si quoad caetera adversam
partem iuri et aequitati cedere adverterint ac si re tentata quoad hanc
satisfactionem non aliud quid amplius obtineri vel retineri posse viderint,
huc descendent, ut dicant: Tametsi episcopatus et civitates Metensis,
Tullensis et Verdunensis itemque abbatia Gorzensis alias omni iure ad nos
et sacrum Romanum imperium pertinere dignoscantur, cui iuri per hanc
postulationem praeiudicare nullatenus velimus, de quo etiam solemniter
protestandum erit, nihilominus tamen hoc in locum etiam petitae satis-
factionis et refusionis acceptae laturos nos esse, si nobis et dicto sacro
imperio rex Franciae dictos episcopatus, civitates et abbatiam nunc liberas
restituerit, quod nullatenus recusare possit, serviturum quoque idem istud
ad assecurationem pacis, quae citra huismodi pignus aliquod nunquam
satis tuta sit futura, eadem ratione et ex pari omnino causa ducatum quoque
Burgundiae ad augustam domum nostram indubitato iure spectantem
restitui ac demum convenientem aliquam summam pecuniae pro exsolutione
stipendiorum militarium numerari postulabunt. Atque in his quidem
omnibus tam quoad restitutionem quam assecurationem realem petendam
oratores nostri sibi omnino persistendum noverint. In aliis vero, si quid
minus obtineri possit vel si, quae praeterea occurrerint, de quibus in instruc-
tione minus expresse vel plane nihil dicitur vel quorum determinatio ex
temporum et successuum varietate dependet, ac nominatim si qui tractatus
ratione suspensionis armorum inferrentur, nature cum ad nos referre tum
ad suspensionem armorum quod spectat cum directoribus etiam armorum
et iis principibus electoribus, in quorum terris sedes belli erit, communicare
et responsa deinceps super iisdem nostra expectare volumus.
[33] Ac superiora quidem omnia oratores nostri domino legato apostolico
sic oretenus vel, si postuletur aut ita conventum fuerit, scripto proponent
et explicabunt, ea tarnen circumspectione adhibita, quae ad evitandas
maiores offensas et graviora aliqua incommoda in his talibus requiritur, ac
salva nihilominus in omnibus rerum ipsarum substantia, prout in perspecta
singulari fide, integritate et prudentia ipsorum quoad haec omnia confidimus.
[34] Ad haec cum excelsum collegium electorale in praesenti hac diaeta,
primo responso suo ad primam propositionem ipsi factam dato, ultro se
obtulerit, quod certos deputatos suos ad eosdem hos tractatus destinare
velit, qui in iis promovendis opera et consilio plenipotentiariis nostris
assistant, ac simul consilii causa circa tam formalia quam materialia totius
huius negocii quaedam suggesserit, ex adiuncto extracto dicti responsi
cognoscent, quemadmodum plenipotentiarii nostri et nos praedictam
oblationem ad eum nimirum modum, quo ea proponitur et prout ex
declaratione nostra desuper data, quae hic etiam apponitur, apparet,
acceptandam duxerimus. Hinc iidem plenipotentiarii nostri sciant sibi cum
iis, quos idem excelsum collegium ad assistendum ipsis deputabit, diligenter
ac confidenter communicandum ac ut res postulabit consultandum esse.
Meminerint etiam plenipotentiarii nostri sibi cum iis, quos ad tractatus
Suecicos deputaverimus, fiduciali et diligenti communicatione utendum
esse. Ad dominum legatum apostolicum quod attinet, sciant et meminerint
illi per eam quam suae Sanctitati abtulimus interpositionem mediatoris
solummodo partes, minime vero determinatoris delatas vel concessas
fuisse. Quemadmodum etiam ante hac suae Sanctitati significandum cura-
vimus, daturos nos plenipotentiariis nostris liberam facultatem casu quo,
quod Deus avertat, ob pestis vel belli vel alius gravioris causae super-
venientis accidens hi tractatus Coloniae, quo indicti sunt, continuari non
possent, de alio loco cum domino legato apostolico et caeteris partium
plenipotentiariis tractandi eumque, qui communi consensu commodior
videretur, acceptandi, ita vigore huius praedictam facultatem plenipoten-
tiariis nostris damus et concedimus, sic tarnen ne ea translatio Leodium
fiat, quam civitatem ab causas graves iam antehac etiam excepimus
Der Papst schlug zuerst Speyer, Mainz oder Lüttich als Verhandlungsort vor (Bericht des
Fürsten Bozzolo aus Rom vom 26. X. 1635, RK . Friedensakten, Fasz. 18 fol. 124f.).
Vgl. dazu das Gutachten der deputierten Räte über die Kommissäre und die Bestimmung des
Ortes vom 18. I. 1636, ebd. fol. 15f. Zu den Vorverhandlungen zum Kölner Kongreß vgl.
A. Leman, Les origines.
[35] Eandem facultatem ad hoc etiam, prout dictae Sanctitati suae
similiter antehac intimatum fuit, extendimus, ut casu quo aliquis ex alias
denominatis aliarum partium plenipotentiariis morbo vel alio quo casu
deficeret aliave causa, quo minus his tractatibus adesse posset, impediretur
ac alius in eius locum substitueretur, acceptandi et admittendi eundem,
si tarnen is, illi in cuius locum substitueretur, statu et ordine similis sit.
Quibus sic peragendis iidem oratores nostri non modo benignam nostram
voluntatem explebunt, sed bene etiam citra dubium de nobis et republica
deque ipsa Christiana merebuntur, gratiam eius apud nos, honorem apud
posteros et cumulatissima ex Deo praemia habituri.
Datum in civitate nostra Viennae die prima mensis Martii anno domini
millesimo sexcentesimo trigesimo septimo, regnorum nostrorum Romani
primo, Hungarici duodecimo, Bohemici vero decimo.
Fernandus ss.
L. S.
Vt. Ad mandatum sacrae Caesareae
P. H. a Stralendorff ss. Maiestatis proprium
Ioannes Walderode ss.
Regensburg 1640 Dezember 10
Konzept mit Verbesserungen, nach dem die Chiffrierung vorgenommen wurde, RK ,
Friedensakten, Fasz. 45b, Konv. B fol. 147–156’ ( V). – Orig., chiffriert,
ebenda fol. 161–169’, 182–182’, eingelangt bei Lützow am 27. XII. 1640 ( A1).
– 2. Orig. ( Duplikat), chiffriert, ebenda fol. 185–196’, mit Beilagen eingelangt
bei Lützow am 2. I. 1641 ( A2). – Dechriffierung, in Hamburg durchgeführt,
ebenda fol. 170–178’ ( B).
Der Edition zugrundegelegt wurde V, da die chiffrierten Originale bei B die
Beibehaltung der Kanzleiorthographie unmöglich machten. V ist von der Hand des
Kanzlisten und Registratursadjunkten Konrad Zelffe geschrieben, von dem auch
viele Verbesserungen stammen. Zelffe hat auch die beiden chiffrierten Originale A1
und A2 angefertigt, wie ein von ihm unterschriebener Vermerk auf fol. 147 von V
angibt. Die Hand Zelffes wird in den Anmerkungen mit a bezeichnet. Das Postscrip-
tum und einige Verbesserungen stammen vom Sekretär der deutschen Expedition
des Reichshofrates, Dr. Johann Söldner (b. A2 besitzt einen eigenhändigen Nachtrag
von Kaiser Ferdinand III. (c.
Ferdinandt der dritte von gottes gnaden erwöhlter Römischer kaiser, zu
allen zeitten mehrer deß reichs.
[1] Lieber getrewer. Wir zweiflen nit, du werdest unser unter dato den 5.
negst verwichenen monats Novembris abgangenes schreiben zu recht
empfangen haben
Kaiserliches Schreiben vom 5. XI. 1640 an Lützow, Or. RK , Friedensakten, Fasz. 45b,
Konv. B fol. 142f. Es enthält eine allgemeine Antwort auf die Erklärung des Salvius, daß er ohne
Rücksprache in Stockholm zum Friedensschluß ermächtigt sei. Im Satisfaktionspunkt wolle man
den Schweden um des Friedens willen entgegenkommen.
Schweden legato Salvio verrichtet, deiner gehorsambisten relation gnedi-
gist gewerttig.
[2] Unß seindt auch seithero deine relationes unter datis den 23. unnd 27.
Octobris, auch 5. Novembris vor diesem unnd gestriges tags die von dem
17. Novembris auß Hamburg zurecht eingelangt
Berichte Lützows vom 23. und 27. X. und vom 5. und 17. XI. 1640 aus Hamburg, RK ,
Friedensakten, Fasz. 45b, Konv. B fol. 155, 158, 174–176, 179–182, 184 und 198–203.
Im letzten Bericht schreibt Lützow, daß er nur durch den Syndikus Lünsemann mit Salvius ver-
handelt, der sich ohne Vollmacht nicht auf eine geheime Unterredung einlassen will. Salvius
berichtet jedermann, daß er hier sei, um den Frieden abzuschließen. In der Nachschrift teilt
Lützow mit, daß stark an der Erneuerung des französisch-schwedischen Bündnisses gearbeitet wird
und drängt auf eine Vollmacht.
vernommen, waß gestalten besagtes Salvii vorgeben nach an seithen
Franckhreich starkh in die cron Schweden wegen renovierung des zwischen
ihnen sich erhaltenden und nunmehr zu endt lauffenden foederis getrungen
werde
seye, in nahmen seiner cron zu würckhlichen friedenstractatus zu schreitten
unnd dieselbe ohne ferners zuruckhbringen nacher Schweden zu schließen.
[3] Gleichwohl ehe auch unnser seiths jemandts genuegsamberweiß gevoll-
mechtigt verhanden seye, ein für allemahl bedenckhen trage, sich in nahmen
und wegen seiner Cron vil oder wenigs einzulassen, wie dan auch, das du
vermainest, das ohne vorzeigung genuegsamber kayserlicher plenipotenz
weiter mit ihme nichts gehandelt werden khönne.
[4] Wann wir nun befunden, das nach inhalt gemelter deiner relation es
erstlichen an unser kayserlichen plenipotenz, die wir jemandt in Hamburg
auftragen theten, zu dem andern und inn der haubtsach selbsten an verglei-
chung der recompens für die cron Schweden, alß welche der Salvius anjezo
abermahl höher alß zuvor nie extendiert, hafften thue,
alß haben wir uns, sovil die plenipotenz betrifft, gnedigst entschlossen,
bis auf weitere unnsere verordnunng dir solche, allermassen du dieselbe
hiermit empfangst
das du fleissige obacht habest, das von dir ein mehrers alß wohin dich diese
hiemit khommende instruction weißet, ungeacht der dir gegebenen pleni-
potenz cum libera , nicht verhandelt werde. Unnd ist disem allen nach
vorderist unßer gnedigister will, das du von diser unnserer dir überschickh-
ten plenipotenz niemandts und weder den Dennischen ministris noch dem
Lünsemann
offenbarest, kheines tertii dich hierunter nit gebrauchest, deß Salviii pleni-
potenz, wan sie der, so wir dir hiemit sub numero 1 uberschickhen , gleich-
förmig, nit difficultierest, weniger abschrifft darvon begerest noch von der
deinigen ihme copias gebest, dem Lünsemann weiter nichts communicierest,
waß zu werckhstellung deines congress mit dem Salvio vonnöthen,
unnd auch solchen congress so geheimb angreiffest, das wo müglich nie-
mandts alß eben er, Salvius, und Lünsemann, den du zum underhandler des
congress erstgedachter massen unnd weiter nit brauchen sollest, darvon
wissenschaft habe.
[5] Wann nun das werck dahin gebracht, das du mit ermeltem Salvio
wider zur conferenz gelanget, so hastu folgendes dich gegen ihm vernehmen
zu lassen: Wir wüsten unnß nemblichen gnedigist zu entsinnen, waß wir
jüngst auf einrathen der anwesenden chur-, fürsten unnd ständt und der ab-
wesenden räth, potschafften unnd gesandten der ferneren tractaten mit der
cron Schweden zu Lübeckh, Hamburg oder gar zu Nürnberg uns erkhlert
haben
Am Reichstag zu Regensburg wurde vom Kaiser auf Drängen der Stände versprochen, die Geleit-
briefe für die allgemeinen Friedensverhandlungen nach den Forderungen Frankreichs und Schwe-
dens auszustellen. Der Kongreß mit Frankreich sollte in Köln, der mit Schweden in Hamburg oder
Lübeck abgehalten werden. Dänemark sollte zur Vermittlung bei Schweden herangezogen werden.
Der Bescheid des Kaisers auf das Memorial der Kurfürsten und Stände vom 6. X. 1640 ( RK ,
Reichstagsakten, Fasz. 103a fol. 32–35) wurde Lützow am 14. I. 1641 abschriftlich
zugeschickt.
liebden bereit ihme Salvio unnsere resolution notificiert worden sein, bey
der wir es soweit verbleiben liessen, das wan er Salvius disen weeg ad trac-
tatus also gleich und ohne verzug ergreiffen unnd sich nach Lübeckh oder
Nürnberg begeben oder in Hamburg den universaltractaten ein anfang
machen wolte, wir unnsererseits wie allzeit also auch annoch zumahlen
geneigt weren, dieselben je eher je lieber in das werckh gesezt zu sehen.
Wann aber er Salvius ein geheimben tractat mit dir in Hamburg zu erhebung
des friedens fort für den khürzesten unnd bequembesten weg inhalts seiner
contestationen halten wolle, so hetten wir auch unnß solchen
(doch derjehnigen resolution, so wir erstgedachter massen alhier mit besag-
ten chur-, fürsten unnd ständten gnedigist genommen, auf den fall mit dir
der schluß nit alsobald erfolgte, ganz unpraejudicierlich) nit entgegen sein
lassen, alles zu dem endt unnd derentwegen, damit an kheinem orth einzige
apertur zu dem lieben frieden unnsererseiths vorbeygangen wurde.
[6]
von denselben ein schleunigen schluß hoffen wolte, so hettest du ferner dich
herauß zu lassen, er Salvius würde sich gueter massen zu entsinnen wissen,
waß für ein project des friedens sowohl durch die herzogen von Sachßen
Lawenburg
unnseren reichsvicecanzlern von ihme, Salvio, zuekhommen unnd waß wir
unnß unverfenglich daruber erkhlert, welches wier genuegsamb versichert
weren, das es durch die erstbemelte herzoge von Sachsen Lawenburg unnd
dem Schwedischen veldtmarschalchen Panner
halten blieben
Über das schwedische Ultimatum von 1637 mit der Forderung nach Vorpommern mit Wismar
und Warnemünde als Pfand für drei Millionen Reichstaler und Bezahlung der schwedischen
Soldtruppen vgl. C. Th. Odhner S. 56. Die Wiener Akten über die Sachsen-Lauenburgische
Friedensvermittlung sind gesammelt in RK , Friedensakten, Fasz. 40.
Hollandt unnd anderen orthen zu sein des Salvii handen gerathen sein solte,
wüsten unnß auch wohl zu erinnern unnd stelten es dahin, das er in abred
seye, das obberüertes sein project von ihme Salvio unnserm reichsvice-
canzler zuekhomben seye, unnser kayserliche antwort seye ohne gefehrde
unnd aus liebe zum frieden erfolget, hielten auch nochmals darvor, es were
zu den tractatibus und zu dem schluß selbsten durch sein, des Salvii, in
nahmen seiner cron erfolgten aufsaz unnd unnsere kayserliche gegener-
khlerung wenigist ein so gestalter anfang gemacht, das eben der beste weeg
seye, in schranckhen diser projecten zu bleiben.
[7] Wann nun das werckh an ertheillung unser kayserlichen plenipotenz
seinen des Salvii vorgeben nach für dißmahl hafften wolle, also hetten wir
dir selbe gnedigist ertheilt, auf maß unnd weiß, wie du solche bey handen,
crafft deren du beykommende unnser kayserliche erkhlerung litt. A
Kaiserliche Erklärung auf der Krone Schweden anderwärtige Vorschläge zum Frieden, ein
Friedensprojekt in 18 Artikeln auf der Basis einer Entschädigung von 25 Tonnen Gold mit
Verpfändung von Rügen und Stralsund für Schweden. Die Summe soll von den Augsburgischen
Religionsverwandten aufgebracht werden. Abschrift RK , Friedensakten, Fasz. 45b, Konv.
B fol. 203–209.
zuzustellen unnd, da er sich in deiner original plenipotenz der notturfft nach
ersehen wolte, solches ihme unverwaigert zu verstatten hettest.
[8] Du hast dich darbeneben aller derjehnigen rationum gegen ihme Salvio
beweglich zu gebrauchen, die sich in der bey deiner abraiß dir mitgegebenen
instruction befinden und ihme Salvio noch mit mehrerm zu gemüeth zu
füehren, daß ungeacht der mit dem hauß Braunschweig Lineburgh und der
landtgräfin zu Hessen für dißmahl erfolgten conjunction, darauf ja ihrerseits
khein bestendiges fundament zu sezen, die cron Schweden nit uhrsach habe,
billiche sichere unnd reputierliche friedensmittel ungewissen hilffen unnd
unbestendigen assistenzen nachzusezen.
[9] Unnd da du es nun dahin khanst bringen, das Salvius mit mehrgedachter
unserer erkhlerung sub lit. A content, auch darüber ohne weiters zurueckh-
bringen nacher Schweden mit dir den frieden schliessen will unnd wirklich
schlüest, so seindt wir gnedigist zufrieden, das in gottes nahmen unnsere
kayserlichen gegenerkhlerungen zustenden gebracht,
von euch beeden unnd vorderist von dir unterschrieben, wie auch dein
plenipotenz ihme Salvio zu seinen handen, des Salvii plenipotenz aber zu
den deinigen gestelt, also beede ausgewexlet unndt die Schwedische unnß
eingelieffert werde.
[10] Solte aber mehrgedachter Salvius mit vorbenenter unser erkhlerungnit
content sein unnd die summa der 25 tonnen goldt für zu gering schäzen
wollen, so geben wir dir hiemit gewalt, das du bis auf 30 tonnen dich heraus
lassest, also das umb die summa der 30 tonnen die insul Riga unndt
Stralsundt das würckhliche underpfandt der khinigin und cron Schweden
sein unnd bleiben soll, auch dergestalt mit den terminen gehalten werde,
das jährlich 3 tonnen erlegt unnd, nachdem zwölf tonnen derselben pahr
bezahlt, die insul Riga widerumb abgetretten, wann aber die völlige summa
der 30 tonnen erstattet, nicht weniger Stralsundt widerumb zu handen des
churfürsten zu Brandenburg liebden oder dero erben eingeraumbt werde
unnd in summa das project alßdann eingerichtet würde, wie du solches
hiemit sub lit. B zuempfangen .
[11] Solte Salvius aber auch hiermit sich nit befriedigen wollen, so geben
wir dir diese noch weitere vollmacht, daß du dich gegen ihme erkhlerest, wir
weren entlichen zufrieden, daß die königin in Schweden mehrgedachte
insul Riga unnd statt Stralsundt für sich unnd ihre mannliche leibserben
habe unnd von unnß und dem heyligen reich zu lehen trage unnd erkhenne,
bey abgang aber erstgemelter ihrer mannlichen leibserben des churfürsten
zu Brandenburgs liebden unnd dero erben unnd
zufalle, immittels auch allezeit ihr liebden unndt dero erben mit unnd neben
der königin unnd dero mannlichen descendenten, allermassen ein solches
bis dato mit den verstorbenen herzogen zu Pommeren gehalten worden,
simultanee belehnet werden. Unnd hast du, wan es ja entlichen mit ihme
Salvio so weit khomen thete und ohne diese erkhlerung der schluß (
das darmit die recompens in gelt allerdings fiele) nit zu erheben were, nit
weniger ein aufsaz hierin sub lit. C
auffgesezt haben wollen.
[12] Der amnistie halber khönden wir unnß nit versehen, das Salvius ein
mehrers alß wir unnß derjehnigen halber, so bey unnß annoch nit außge-
söhnt, in mehrgedachtem project sub A erkhleret, suechen werde, zumahlen
wir nit finden, das umb derjehnigen willen, so mit unß transigiert unnd
verglichen seindt, der cron Schweden reputation haffte. Zu allem überfluß
aber überschickhen wir dir sub lit. D, waß die anwesende chur-, fürsten
unnd stende unnd der abwesenden räthe, pottschafften unnd gesante, so-
wohl der außgesöhnten alß unaußgesöhnten stände halber bey unnß ge-
horsambist angebracht
Beigelegt sind: Bedenken der kurfürstlichen Räte, Botschafter und Gesandten in puncto Amnistiae,
dd. Regensburg 29. X. 1640 ( ebd. fol. 249, 270–274) mit drei Beilagen: 1) Schreiben der
kurfürstlichen Räte, Botschafter und Gesandten an den König von Dänemark, 1640 X 14
(fol. 263–269); 2) dieselben an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, 1640 X 13
(fol. 255–261); 3) dieselben an die verwitwete Landgräfin von Hessen-Kassel, 1640 X 13
(fol. 284–286. Diese drei Beilagen sind gedruckt bei M. C. Londorp IV S. 933f., 938ff.
Schweden sich in dises werckh zu mengen einzige uhrsach nit habe, unnd
wir seindt im werckh begriffen, unß gegen chur-, fürsten unnd stende auch
in disem passu förderlichst zu erkhleren.
[13] Waß die satisfactionem militis betrifft, so hat es nochmahlen bey mehr-
gedachtem unnserem aufsaz sein bewenden. Solte es aber ja etwan noch
an einem monat soldt für diejehnige, so in unsere und des heyligen reichs
dienst tretten oder wenigist sich zu ruehe begeben unnd wider unnß unnd
das heylige reich nit dienen wollen, hafften, khanst du dich bis auf den dritten
monat soldt auf drey termin zu bezahlen erkleren, unnd were dan hierinnen
das project einzurichten, wie lit. E vermag
Änderungen zum 11. Artikel der kaiserlichen Erklärung. Statt zwei werden drei Monatsbezüge
für die in kaiserliche Dienste tretenden Truppen angeboten und auch auf abzudankende Soldaten
ausgedehnt. Bis zur Auszahlung wird Versorgung wie für die kaiserlichen Truppen vorgesehen.
Konzept, chiffrierter Text und Dechiffrierung RK , Friedensakten, Fasz. 45 b, Konv. B
fol. 245–247.
[14] Wann wir auch benebens in die sorgfeltige gedanckhen gnedigist gera-
then, das nachdem das hauß Braunschweig unnd Hessen Cassel mit der cron
Schweden sich auffs neue conjungieret, Salvius dahero anlaß nehmen möchte,
sich der handlung mit dir ohne Braunschweig- unnd Hessische ministros
zu äusseren, so hettest du ihme Salvium zu beschaiden, waßmassen gedachte
herzogen zu Braunschweig und Lüneburg die salvos conductus anhero
zukhomben,
gen
wo dan die von ihme absonderlich desiderierte handlung dergestalt beför-
dert khan werden, daß derentwegen er Salvius den tractat unnd schluß mit
dir aufzuziechen oder sich darvon umb abwesenheit des hauß Braunschweig
ministren, alß welches jezt angedeütten weg seines interesses halben eligiert,
zu entschlagen khein uhrsach haben khan. Unnd endtlichen, wann ja Salvius
ermeltes hauß Braunschweig wie auch Hessen Cassel in den tractaten unnd
frieden also gleich eingeschlossen wolte haben, so lassen wir geschehen,
das jeztgemelte häußer in dem zwischen unnß und der königin unnd cron
Schweden vorgehenden tractat unnd frieden allerdings unnd in den standt
eingeschlossen sein solte, wie dieselbige mit unnß und dem heyligen reich
zu anfang des May dises jahrs und vorbeschehener conjunction mit dem
Schwedischen veldtmarschalchen Baner gewesen.
[15] Unnd demnach es damals mit Hessen Cassel auf eim armistitio allein
beruehet, so lassen wir es zum überfluss bey demjehnigen, so durch des
churfürsten zu Mainz liebden wir gegen ermelte landtgräfin unnß erkhlert,
allerdings verbleiben unnd wollen annoch unserseiths ein solches gnedigist
vollziechen, so du auch hiermit sub lit. G
[16] Entlichen erinnern wir unnß, waß gestalten je und allzeit die statt Stral-
s undtundt die cron Schweden selbst wegen ihres absonderlich gesuechten
perdons auch desjehnigen halber, so sie gegen unnß und dem heyligen
reich sich, ehe und zuvor der könig in Schweden auf des reichs boden
khommen, vergriffen, sorgfeltig gewesen. Damit nun auch derethalben der
friedt nit aufgehalten werde, so schickhen wir dir jeztgedachten perdon
hiemit zue und hastu solchen, wan das übrige alles geschlossen und deret-
etwegen an dich von dem Salvio was gebracht würdt, außzuliffern .
[17] Vor allem aber wollen wir dir hiermit nochmahlen, das all solches in
geheimb gehalten werde, wie dann auch dises eingebunden haben, das du
diser unnserer kayserlichen instruction in allem unnd jedem unnd wie die-
selbe dir die gradus nach unnd nach an die handt gibt, nachkhommest und
punctualissime observierest, unnß auch der sachen verlauff auf das förder-
lichste widerumb berichtest. Unnd wir seindt dir mit kayserlichen gnaden
beygethan.
Geben in unnserer unnd des heyligen reichs statt Regensburg den zehen-
den Decembris anno sechzehenhundert unnd vierzig, unnserer reiche deß
Römischen im vierten, deß Hungarischen im sechzehenden unnd des Bö-
haimbischen im vierzehenden.
Ihr werdet dises werkh bei euer pflicht in hochste geheimb und euch im
ubrigen precise diser instruction gemes verhalten.
Ferdinand ss.
Vt. Ad mandatum Sac. Caes.
F. g. Khurtz Majestatis proprium
Johan Söldner Dr. m. p.
Post Scriptum
Auch lieber getrewer. Wir seindt in werck begrieffen, ein gewisse persohn
wie in anderen also auch in diser sachen, so neben dir diese tractaten zu
völligem endt bringe, abzuordnen
noch vor ankhunfft desselben dieses ganze werck auf ein oder andern weg
inhalt deiner instruction anbefohlener massen zum schlus zu bringen und
dir dabey angelegen sein lassen zu penetriren, wie ettwan dem Salvio mit
erhohung seines standts und sonst anderen bahren mitteln zu begegnen,
vorderist aber der reichscanzler Oxenstern selbst, als der von unß weit ein
mehrers als von der cron Franckreich zu gewartten hatt, zu gewinnen
Wir schickhen dir auch beykommenden extract, waraus du mit mehrerm
zu vernehmen, wie weit vor diesem der Steno Bielke zu gehen bevelcht
und wasmassen mehrgedachter Salvius inhalts des beymemorials noch
weiter zu weichen instruirt gewesen
Extract aus dem bey-memorial über dasjehnige, so bey den friedenstractaten hieraußen
solle consideriert werden und wie herr Steno Bielkhe beneben seinen dazu verordneten
so in praeparatoriis alß in den tractaten selbsten bis auf der regierung weitere ordre sich
verhalten solle. Betrifft nur die schwedische Satisfaktion und ist offenbar ein Auszug aus dem
Memorial von 1636 VII 2 von Oxenstierna an Sten Bielke. RK , Friedensakten, Fasz. 45b,
Konv. B fol. 393f. Vgl. die schwedischen Instruktionen S. 196 Anm. 2.
die cron Schweden das werck anjezo hoher zu spannen ursach habe. So wir
dir zu deiner besseren nachricht beyschliessen wollen. Datum ut in litteris.
Ferdinand ss.
Vt. Ad mandatum Sac. Caes.
F. g. Khurtz Majestatis proprium
Johan Söldner Dr. m. p.
Auszug zur Bestimmung der Grade für die Entschädigung Schwedens zurInformation für Kurt von Lützow in Hamburg.
1641 Januar 19
Beilage C der kaiserlichen Weisung für den Reichshofrat Lützow vom 22. I. 1641,
Konzept mit Verbesserungen, RK , Friedensakten, Fasz. 45c, Konv. A fol.
124 ( V). – Chiffrierungen in zwei Ausfertigungen, ebenda fol. 50–53 und
78–80 ( A1 und A2). – Dechiffrierung, in Hamburg durchgeführt, ebenda fol.
100f. ( B).
Der Edition zugrunde gelegt wurde V, zur Gänze vom Sekretär der deutschen
Expedition des Reichshofrates, Dr. Johann Söldner, geschrieben (a. Die Datierung
ergibt sich aus dem Vermerk Söldners, daß er V am 19. I. dem Obersthofmeister
zur Begutachtung vorgelegt habe.
Extractus omnium graduum pro informatione plenipotentiarii Caesarei.
Primus gradus in puncto recompensae coronae Suedicae ist gewesen 25
tonnen goldts mit verpfendung der insul Riga und Stralsundt.
Secundus gradus ist gewesen 30 tonnen goldts mit verpfendung vorge-
melter insul und statt und, da in zehen jahr bemelte summa nicht erstattet
wurdt, daß es zu lehen erkandt werde.
Tertius gradus ist gewesen, daß man besagte insul Riga und Stralsundt
der konigin und ihren manlichen leibserben zu lehen geben soll.
Diese 3 gradus seindt alberait dem von Lüzaw überschickht .
Quartus gradus, daß man der konigin und cron Schweden 40 tonnen
goldts geben soll, cum hypotheca besagter insul und stadt und desjehnigen
anthails landt von dem hertzogthumb Pommeren, so über dem fluß Pene
nach der Ostsee liegen thuett; oder welches quintus gradus ist, ganz Vor-
pommeren zur hypotheca.
Sextus gradus ist, daß man der konigin und ihren manlichen leibserben
die insul Riga, statt Stralsundt und denjehnigen antheils landt, so uber der
Pene lieget, zu lehen auftrage; oder welches septimus gradus ist, ganz
Vorpommeren. Und in utroque isto postremo puncto annective, sofern die
konigin ohne manliche leibserben abgienge, daß der cron Schweden jezt
bemelte ortter umb 40 tonnen goldts bis zur ablösung verpfendt sein sollen,
8 und nonus gradus wehre .
Geheiminstruktion für den Dominikanerprovinzial Georg von Herbersteinzu Verhandlungen mit Richelieu in Paris.
Wien 1642 November 22
Abschrift von der Hand des Kanzleischreibers Konrad Zelffe in Staatenabtei-
lung , Frankreich, Fasz. 40 fol. 3–13.
Instruction etc.
Waß in mein graffen von Trautmanstorffs nahmen bey des cardinals
Richelieu eminenz in Franckhreich der pater Herberstein
gehaimb, auch mit sonderbahrer dexteritet und vorsichtigkheit vor- und
anzubringen, zu tractieren und zu schliessen hat.
[1] Nemblichen wierdet erstbemelter pater Herberstein sich alsobalden
mit dem hiebeyliegenden an besagtes cardinals Richelieu eminenz lautenden
credentialschreiben
Kredentialschreiben, am 22. XI. 1642 von Kaiser Ferdinand III. ausgestellt, Abschrift
Staatenabteilung, Frankreich, Fasz. 40 fol. 1. Die Abschrift trägt den Vermerk:
Ist nie gebraucht noch exhibiert worden. Dieses Schreiben ist nicht identisch mit dem bei
M. C. Londorp V S. 819 gedruckten Empfehlungsbrief Trauttmansdorffs gleichen Datums.
gehaimb und vorsichtig anstellen, auf daß niemandt davon wisse und nit
anderst, alß wan er in seines ordens angelegenen sachen zu verrichten hette,
auch damit er ehistes in Franckhreich an demselben orth, wo zur selben
zeit sein cardinals eminenz sich befinden werden, sicher anlange.
[2] Darauf, wan er alda ankomben, nach aller müglichkheit und mit guter
dexteritet sich befleissen, auf daß er einen access und audienz erlange, dabey
er bemeltes credential gebührend abzugeben und benebenst gegen ihrer
eminenz mein gantz freundtlichen grueß, gebührende dienst und geneigten
gueten willen zu vermelden und darauf seinen vortrag und negotiation
volgender gestaldt anzustellen, bevorderist aber dahin zu sehen hat, damit
diße handlung in der still und gehaimb verbleiben mögte.
[3] Und zwar erstlich ist ihme patri Herberstein ohne daß bekhandt,
welcher gestaldt nunmehr vor etlichen jahren zwischen der verstorbenen
Römischen Kayserlichen Mayestet hochseeliger gedechtnuß und dem
könig in Franckhreich allerhandt mißfälligkheiten sich erhoben, die auch
gar zue einer offentlichen ruptur der vorhin beederseits geweßenen guetten
freundt- und nachbahrschafft und zue denen offenen kriegen außgeschlagen,
welche nachgehents auf die jetzt regierende Römische Kayserliche Maye-
stet unseren allergnedigsten herrn mit succession dero angehörigen erb-
königreichen und -landen wie nit weniger mit antrettung der regierung des
heyligen Römischen reichs auf vorhergangene ordentliche wahll der herrn
churfürsten devolviert und gleichsamb mit anerwachßen.
[4] Wie nun hochsternendt jetz regierende Römische Kayserliche Maye-
stet ohne alle gegebene ursach et necessitate quadam inevitabili in dießen
kriegsschwall mit eingeflochten und wider allen dero willen darein gezogen
worden, alß haben sie ihres theils von gott dem allmechtigen niemals waß
höchers und mehrers verlangt, alß wie doch ein allgemeiner friden zwischen
denen christlichen potentaten, bevorderist aber mit der cron Franckhreich
mögte herwidergebracht, das alte guete vertrauen restabiliert und alle
freundt- und nachbarschafft ferrers fortgepflantzet werden, zu welchem ende
sie dieses dero friedtfertiges verlangen und aufrichtige begierde albereith
villmalls erscheinen und clärlich zu verstehen geben lassen, so offt nur ein
apertur und gelegenheit an die handt komben; bevorderist aber und für-
nemblich bey denen noch vor geraumber zeit angestelten universal fridens-
handlung, die sie mit der herren churfürsten des heyligen Römischen reichs
wissen, einrathen und zuthuen alsobalden et quidem ultro eingewilligt,
seithero die gantze zeit ihrer angetrettenen regierung instendig prosequirt,
mit grossen uncosten dero vollmechtige gesandten zu Cöln und anderer
orthen underhalten, und waß zu beförder- und würckhlicher vortstellung
derselben nur immer dienlich sein mögen, an ihrem orth nichts erwinden
noch ermanglen lassen.
[5] Sodan durch schickhung des allmechtigen nach verfliessung viller
jahren allerseits aufgewehnten schweren uncosten, sorgfeltige muehe und
fleiß undt noch inmitls außgestandenen villfeltigen kriegsbeschwerlichkhei-
ten so wohl in dem königreich Franckhreich selbsten alß dem heyligen
Römischen reich und bey allerseits angehörigen ständten und underthanen
es nunmehr dahin gelangt, daß vermög zwischen ihrer Kayserlichen
Mayestet reichshoffrath dem von Lützaw undt dem frantzösischen legatum
Claudium de Mesmes, grafen de Avaux, in Hamburg das verwichene 1641
jahr den 25. Decembris styli novi aufgerichten accords (welchen die
Römische Kayserliche Mayestett ungehindert allerhandt darwider einge-
fallenen gar erheblichen und billichen bedenckhen, bevörderist aber weilen
sich auch noch biß dato von Franckhreich wegen zu diesen tractaten nie-
mants gebührend legitimirt, einig und allein auf der königlichen würden zue
Dennemarckh wortt, umb des lieben fridens willen und denselben zue
menniglichs trost zu befürdern, ratificiert
universal fridenstractaten und daß, waß dabey nur desideriert und difficul-
tiert werden können, dermahlen seine entliche richtigkheit erlangt also, daß
numehr der erste Decembris nägstkombent zu außhendigung der allerseits
erforderten salvorum conductuum und würckhlichen vollzueg des vorge-
melten accords angesetzt, darzu auch des königs von Spanien erforderte
ratificationes gewißlich einlangen werden
congreß unzweiffentlich auch erfolgen wirdt und derowegen die zeit numehr
herzue nahet, daß der liebe friden und dessen herwiderbringung sich in
etwaß blickhen lassen wölle.
[6] Alß wierdet sein cardinals Richelieu eminenz er pater Herberstein
woll beweglich remonstrieren und zu gemüth führen, in waß unwider-
bringlichen schaden, ja eusseriste gefahr des undergangs die gantze christen-
heit gesetzt seye durch diese numehr so langwährige bluettige krieg zwischen
fast allen christlichen potentaten und herrschaften, dabey so viel unschul-
diges christenbluet vergiessen ja einmahl gegen gott nit zu veranttwortten,
alle reich und länder, so derselbe so reichlich gesegnet, also enervirt, an
ihren krefften abgemattet, an menschen, reichtumbern und aller behörigen
lebens nottürfften also außgesaugt, daß entlichen auch nuer einem kleinen
hauffen der unglaubigen und denen feinden christlichen nahmens nit werden
widerstehen khünnen, sondern zu einem raub sein müssen, wie solches die
vorigen historien, sonderlich aber bey dem orientalischen reich, welches
eben der gestaldt durch der christen uneinigkheit und bluettige krieg
endlich in der unglaubigen handt gerathen, genugsamb bezeugen.
[7] Und obzwar gott der allmechtige dises noch biß dato gnediglich
abgewendet, so seye doch kein zweifel, daß sie auf dise gelegenheit, ihren
barbarischen dominat zu erweiteren, ein wachtsambes aug haben und viel-
leicht wohl ehender, alß man vermeint, ein oder andere christliche provintz
anfallen und zue der dienstbahrkheit bezwingen möchten.
[8] Zevorderist aber sey woll zu bedenckhen, waß hierdurch der catho-
lischen religion und allgemeinem catholischen weeßen für nachtheil und
abbruch zugefuegt, wie viel tausendt, ja million seelen in ihren ihrthumben
gesterkht und damit in die ewige verdamnuß fürsetzlicher weiß gleichsamb
gestürtzt werden, in denen alle uncatholische durch die assistenz der cron
Franckhreich und mit derselben confoederation sich also fest und starckh
und damit die gewisse gedanckhen und hoffnung machen, endtlichen alle
ihre widrige und numehr von langer zeit hero gefaste intentiones hindurch
zu dringen, welches nichts anders alß nach und nach die vertreib- und
vertilgung der catholischen religion sein kan, die da in ihren glidern also
opprimirt und verschranckht, daß ihr selbst zue dero nothwendigen
defension nit mehr sufficiert wirdt sein khünnen.
[9] Wollen derohalben sein cardinals eminenz alß ein vornembe seülen
der christlichen catholischen kirchen und alß des aller christlichsten poten-
tatens des königs in Franckhreich erster und füernembster minister an
seinem hohen orth auch seiner selbst eigenen nation und vatterlandt zu
lieb dahin cooperieren, damit entweders vermittelst dieser herbeykhom-
benden universal fridenshandlung oder aber neben derselben auch durch
anderwertigen particular tractat, welches ihrer eminenz selbsten am besten
und der sachen am füerträglichsten zu sein vermeinen möchte, der so hoch
nothwendige liebe friden dermahleins herwidergebracht und dardurch alle
weitere gefahr der gantzen christenheit abgewendet, wie nit weniger daß
große praejudicium der religion verhuetet werde.
[10] Es hat aber hiebey seiner eminenz er pater von Herberstein dises
bestendig zu versichern, daß ihre Kayserliche Mayestet in dem heyligen
Römischen reich dasjenige, waß dißfahlß die reichsconstitutiones mit sich
bringen, bevorderist waß bey jungst zu Regenspurg gehaltenen reichßtag
geschlossen worden, vestiglich zu halten gedacht sein .
[11] Verrers und zum anderen wierdet seiner eminenz er pater Herber-
stein zu verstehen geben, wie deroselben alß hoch vernunfftig für sich selb-
sten woll wissendt, welcher gestaldt gott der allmechtig selbsten jederzeit
die verlassene pupillen und dero angehörige sachen in absönderlichen
schutz zu halten anbefohlen, solches auch bey allen völckheren löblich und
wohl observirt wirdt, also daß kein nation fast so barbarisch, welche sich
nit absönderlicher straffen befürchtet, wo denen pupillen ainiges unrecht
zugefuegt. Nun seye einmahl wahr, daß die junge ertzhertzogen in Tyrol
noch ehe und zuvor man mit Franckhreich gentzlich zerfallen und zue
einem offenen kriegsstandt komben, pupillen worden und noch biß dato
in ihrem minderjährigen standt, auch dannenhero an diesem krieg für ihr
persohn gantz nichts schuldig sein. Nichtsdestoweniger aber sein ihre
angehörige landt und leuth, alß daß Elsaß sambt der vestung Preysach und
anderen ahngehörigen orthen sowohl diß- alß jenseits Rhein feindlich
überzogen und durch den gewallt der waffen ihnen abgenohmen, werden
auch noch verrers unschuldig bekhriegt und mit feuer und schwerdt
verfolgt. Dieweilen dan obbemelte landschafft Elsaß und vestung Preysach
neben anderen angehörigen orthen mehr ein unwidersprechliches uraltes
Österreichisches patrimonium und derzeit obbemelten minderjährigen
ertzhertzogen in Tyroll zugehörig ist, welche ihres theils gantz unschuldig
sein, alß werden sein eminenz ja an sich selbsten für recht undt billich
erkhennen, daß vor allen dingen aller dieser örther restitution ihren recht-
messigen nathürlichen erbherren alsobalden wider ervolge und dardurch
weiterer zorn gantz verhüettet wie auch die von oben herab widrigen
faalß zu gewarttende straffen abgewendet werden. Wie dan in diesem punct
er pater Herberstein seiner bekhanten dexteritet noch die weitere auß-
führung woll zu thun und die notturfft zu premieren wissen wirdt.
[12] Solte nun des cardinals eminenz auf disen vortrag und postulata
ihme patri Herberstein etliche oppositiones und einwürff und zweifelsohne
under andern gleich anfangs diesen machen, wan die Römische Kayserliche
Mayestet von der königlichen Mayestet in Spanien und derselben cron
interesse sich separieren, daß alßdan mit deroselben und dem Römischen
reich in Teutschlandt baldt zue einem friden zu gelangen sein wurde.
Darauf hat er pater Herberstein dahingegen zu explicieren, daß die könig-
liche würde in Franckhreich sich bishero je und alle zeit sowohl in particular
alß universaltractaten dahin außtruckhlich erclärt, daß sie ohne dero
confoederierten, auch sogar des geringsten, in kein einzige handlung sich
nit einlassen kündten noch wolten, und darumben ist eben bißhero daß
langwierige disputat geweßen, der allenthalben begehrten salvorum
conductuum halber.
[13] Dannenhero und bey solcher beschaffenheit ja auch ihrer Kayser-
lichen Mayestet mit einigem billichen fueg nit möge zugemuetet werden,
diejhenige und bevorderist die cron Spanien zu verlassen, alß welche
deroselben auf so viel weeg verwandt, in diesem krieg so trewlich assistiert
und die da in dergleichen landt und leuthen von Franckhreich bekhriegt
wierdt, welche unzweifentlich von dem heyligen Römischen reich zu lehen
ruehren und respectu derer sy ein unwidersprechliches glidt und standt
des reichs auch dannenhero wie andere dabey zu schutzen sein. Dergleichen
nahende verwandtschafften und vincula sich gleichwoll zwischen der cron
Franckhreich und Schweden oder andern dero colligierten nit befinden
und sye ja billich zwischen beederseits alliirten dißfalls wenigist ein gleicheit
zu halten, kan auch Franckhreich mit einigem schein daßjenige, waß seines
theils für recht und billich haltet, diesseits nit improbieren noch unbillichen,
zumahlen die aigenschafft der tractaten selbsten nit zugeben wolte, daß
Franckhreich alle seine alliirte mit bey sich haben, ihre Kayserliche Mayestet
aber die ihrige beyseits setzen und außschliessen solte, alldieweilen der-
gestaldt daß tractandum wie auch diejenigen, mit welchen zu tractieren,
ermanglen würden. Dabey aber er pater Herberstein diese versicherung zu
thuen, wan man mit der cron Spanien zugleich tractieren wirdt, daß ihre
Kayserliche Mayestet die königliche Mayestet in Spanien zu eingeh- und
annembung sicherer erbahrer und billicher fridensconditiones zu disponiren
gewißlich nit underlassen werden, wie sy dan woll versichert sein, daß ge-
dachter könig dahin gleichfals incliniren und selbige nit außschlagen wierdt.
[14] Wie dan er pater hiebey sich höchstens befleißen wirdt zu vernemben
und solches auch gar zu begehren, mit waß conditiones man dan mit
Spanien zu tractieren gemaint? Wie dann ihme patri Herberstein dißfalls
zu seiner nachrichtung so viel angedeutet wirdt, daß albereith nacher
Spanien uber diß werckh die nothwendige communication beschehen und
daß auch von dannen auß woll eine gewisse persohn in gehaimb zu diesem
endt nacher Franckhreich abgeschickht werden möchte.
[15] Nechst diesem und für daß andere wierdet zweifelsohne des herrn
churfürsten von Trier sachen und dessen restitution moniert werden.
Dabey kan er pater von Herberstein sich so viel vernemben lassen, man
wolte zwar diesseits nit hoffen, daß sich der könig in Franckhreich in diese
sachen mischen werde, als die da einem churfürsten und standt des reichs
betreffe, consequenter niergendts anderst wohin alß fuer einen Römischen
kayser und daß reich gehörig seye. Jedoch sey ihre Kayßerliche Mayestet
nit entgegen, dem könig von Franckhreich zu gefallen den herren chur-
fürsten zu restituiren, wan nuer dahingegen auch er sein noch bißhero
erzeigte vindictam fallen lassen und die sachen zwischen dem thombcapitl,
seinen landtständten und anderen verglichen ist. Wie dan zue solchem
endt die allerseits interessierte albereith citirt undt wierdet derentwegen mit
dem allernegsten ein guetige handlung fürgenomben und dabey ohne allen
zweifel daß gantze werckh hingelegt werden .
[16] Desgleichen, da fuers dritte wegen beeder vestungen Pignarolo
und Moinwickh
Die zum Bistum Metz gehörige Festung Moyenvic in Lothringen war 1630 durch kaiserliche
Truppen besetzt worden. Es wurden große Befestigungen errichtet, die aber nicht hinderten, daß
sich die Franzosen unter Marschall de la Force 1631 des Platzes bemächtigten. Auch Moyenvic
wurde 1648 an Frankreich abgetreten.
daß dieser beeder örther halber sich der friedt in dem geringsten [nit]
spören solle; und seye man disseits gar woll zufriden, wan es auch ex parte
Franckhreich also beliben werde, Moinwickh gar zuschlaipfen zu lassen.
[17] Waß dan zuem vierten den hertzog von Lothringen anbetrifft,
wierdet er pater Herberstein diß zu verstehen geben, daß ohne allen zweifl
mit erfolgendem friden auch dieses herrn hertzogens restitution zue seinen
angehörigen landen und leuthen ervolgen werde, zumahlen ihre Kayser-
liche Mayestet dem könig in Franckhreich zu gefallen auch den herrn
churfürsten zue Trier völlig widerumb restituiren wollen, da doch jener
bey weitem nit so viel gegen Franckhreich alß dieser gegen ihrer Kayser-
liche Mayestet, dem heyligen Römischen reich und allen dessen anverwand-
ten ständt und mitglider beschuldigt werden khündte, und hat er pater
diese Lothringische mit der Trierischen restitution in alle weeg zu condi-
tionieren.
[18] Wegen der frawen landtgräffin zu Hessen Cassel seyen zum fünfften
albereith underschiedliche guetige handlungen fuergeloffen und stehet man
annoch in verreren tractaten. Es seyen aber ihre Kayserliche Mayestet
gnedigst resolvirt, es nachmahlen bey deme verbleiben zu lassen, waß
albereith zwischen ihrer churfürstlichen gnaden zu Maintz und ihr der
frawen landtgräffin und derer beederseits delegiert- undt subdelegierten in
einem undt anderen verhandlet und etwo noch verrers verhandelt werden
möchte .
[19] So seyen zuem sechsten der cron Schweden auch albereith solche
offerta geschehen, die sie anzunehmen ainiges billiches bedenckhen nit
haben kan, und ist man disseits nachmahlen gewölt, diser cron praetension
mit einer gewissen summen geldts und imitelst, biß selbige richtig abge-
führt, mit hypotecier- und in handen lassung eines stuckh landts oder
provinz satisfaction zu geben.
[20] Da aber sein eminentz hiemit nit content zu sein sich erzeigen
wurde, so wolle von derselben er pater von Herberstein begehren, daß sie
dero gedanckhen vertrewlich und in höchster gehaimb zu eröffnen ihnen
wolten belieben lassen, mit waß conditionen sie dan mit dieser cron einen
billichen friden zu treffen vermainen, bey gegenwertigem zustandt der
christenheit und der catholischen religion.
[21] Sibentens wierdt auch kein bedenckhen sein, der Madama oder
verwittibten hertzogin zue Saphoia auf erfolgenden friden mit der cron
Franckhreich ein tutorium oder curatorium zu ertheilen, inmassen dero-
selben in denen salvis conductibus zu denen universal fridenstractaten
ohnedaß der titulus tutricis et regentis albereith eingewilligt und gegeben
worden
Christine, Tochter des Königs Heinrich IV. und der Maria Medici, war die Witwe des 1637
verstorbenen Herzogs Viktor Amadeus I. von Savoyen und Vormünderin für Herzog Karl
Emanuel II. Sie wurde Madama oder Madama Reale genannt. Kaiser Ferdinand III. entzog ihr
1639 auf Betreiben der Linie Savoyen-Carignan die Vormundschaft, sie vermochte aber im darauf
folgenden Bürgerkrieg ihre Ansprüche mit Hilfe Frankreichs durchzusetzen.
meldung geschicht, also zu eröffnen wissen wirdt.
[22] Zuem beschlueß aber diser seiner negotiation wolle er gelegenheit
suchen zu reden von einem krieg gegen dem Türckhen, wan derselb an
einem oder anderen orth wider die christenheit brechen solte, und sich
dabey dises befleissen von des cardinals eminentz zu vernehmen, waß auf
solchen faal die cron Franckhreich fuer hülffen, wo nit offentlich und
directe, doch zuem wenigisten heimblich und indirecte beyzutragen ge-
meint seye. Dabey ihme patri zu wissen, daß noch vor diesem von m/10 man
gemeldet worden, welche da sie anjetzo widerumb solten angebotten werden,
hette er dieselben in Frantzösischen völckheren kheinesweegs anzunehm-
ben, sonderen dahin zu bearbeithen, damit jährlichen ein gewisse summa
geldts erlegt würde, davon ihro Kayserliche Mayestet m/20 man selbsten
aufbringen und underhalten möchten.
[23] Von dem Pfaltzischen negotio hat er seines theils gantz nichts zu
melden, sondern wierdt allein dextre sehen und zu penetrieren sich be-
fleißen, wohin man dißfalß bey Franckhreich inclinieren und waß aldorten
füer sensus seyen. Solte aber des cardinals eminentz davon waß moniren,
so hette er sich hierinnen dahin vernehmen zu lassen, daß diß negotium
noch woll werde ad partem khünen hingelegt werden, wie dan zu verreren
tractaten der 10. Januarius nägstkombent bereith widerumb angesetzt.
[24] Wan nun hierauf er pater von Herberstein einige gelegenheit
ersehen solte, gleich alsobalden mit dem könig in Franckhreich durch des
cardinals eminentz waß zu schliessen, so mag er solches nach außweißung
dieser seiner instruction thuen und eingehen. Da aber bey einem oder
anderen punct zweifelhafftige sachen fuerfallen, die einer mehreren erleute-
rung oder aber auch resolution und gewaldts vonnöten hetten, wierdet er
dasselb unverlangt zu berichten und sicher durch Bruessel (dahin auch
bereith die nothwendige erwiderung beschehen) an den Kayserlichen hoff
zu überschreiben wissen, darauf ihme, so baldt es nuer müglich, weitere
befelch und resolution zuekomben sollen.
[25] Wan waß also privatim geschlossen, welches einer weiteren solem-
nisation vonnötten, kan dasselb inmittelst und biß dahin in gehaimb
gehalten werden und mag er auf solchen faal auch woll gar einen anstandt
zwischen denen disseitigen und bey ihr Kayserlichen Mayestet stehenden
und denen Frantzösischen waffen auf vier monath lang zu diesem endt
bewilligen und eingehen, damit immittels und in solcher zeit die noth-
wendigen communicationes hinc inde beschehen, wie nit weniger die
bedürfftige solemniteten ervolgen mögen. In alleweeg aber hat er dahin zu
sehen, damit auch diß pactieret und geschlossen werde, daß der könig in
Franckhreich sich hinführo in die reichssachen verrers nit einmische,
wie dan ihre Kayserliche Mayestet auch keines weegs gedacht seyen, sich
im geringsten in die Frantzösische händl einzumischen.
[26] Und diß ist also, waß mehr bemelter herr pater von Herberstein
bey dieser abschickhung nacher Franckhreich, doch aber alles wie anfangs
gemelt, in höchster gehaimb und allein in mein graffen von Trautmans-
torffs nahmen, handlen und verrichten soll. Welches wie ers bevorderist
gott dem allmechtigen zue ehren, der gantzen christenheit zu guetem und
erhaltung der catholischen religion guetwillig auf sich genohmen, also
werden ihre Kayserliche Mayestet ein solche mühewaltung gegen ihme
und seinem heyligen orden wie auch gegen seiner freundschafft in kayser-
lichen gnaden würckhlich zue erkhennen nit underlassen. Und zu urkhundt
dessen hab ich diese instruction mit meinem angebohrnen insigel und handt
underschrifft becräfftigt.
Beschehen in Wien den 22. Novembris diß 1642 jahrs.
Nebeninstruktion für Pater Georg von Herberstein.
Wien 1642 November 22
Abschrift von der Hand des Kanzleischreibers Konrad Zelffe, in Staatenabtei-
lung , Frankreich, Fasz. 40 fol. 13’–16.
Neben instruction sive post scriptum fuer patrem Georgium Herber-
stein etc.
[1] Solte es sich begeben, daß immitels und ehender er pater von Herber-
stein in Franckhreich an seinen gehörigen orth angelangt, des cardinals
Richelieu eminenz etwo mit todt abgangen währe oder aber in seiner
anweßenheit alda abgehen thäte, so hette er sich alßdan bey einem anderen
doch auch ersten und vornembsten ministro des königs anzugeben und
demselben von allem dem, waß in seiner instruction begriffen, nach und
nach, wie er die dispositiones und der gemuether inclinationes sehen
wierdt, zu eröffnen, auch darauf sein verrichtung vermelter massen anzu-
stellen, dazue er sich durch die bey sich habende schreiben legitimieren
khan.
[2] Da ihme auch an einem oder andern orth die audientz gar zu schwer
gemacht werden wolte, mag er daß credenz schreiben durch jemandts
anderen einliferen lassen und sehen, ob dergestaldt und etwo durch ersehung
desselben und daß er allein umb fridens willen vorhanden seye, dieselb
erlangen khüne. Da er aber gar zue keinem access weder bey dem khönig
in Franckhreich noch auch dem cardinal Richelieu komben und ihme alle
gelegenheiten verhindert und abgeschnitten werden solten, so wirdt er
sich doch nichtsdestoweniger befleissen, daß durch andere persohnen und
auf solche weeg, wie ers am besten befindten wirdt, guete und starckhe
ermahnung zuem friden mit zue gemueth füehrung der beschwerlichen
effecten des kriegs undt unwiderbringlichen schadens der catholischen
religion und gantzen christenheit an den könig selbsten gebracht und da
benebens von ihrer Kayserlichen Mayestet aufrichtigen und bestendigen
verlangen zue beruehigung und hinlegung aller mießhelligkheiten und
weitern bluetsvergiessens contestieret, ein solches auch, wo nit allenthalben,
doch wenigisten an den fürnembsten orthen, wo es nur sein kan, khundt
gemacht werde.
[3] Er wolle ihme aber vor allen dingen aufs höchst angelegen sein lassen,
bevorab wann er zue einem access und audienz, es seye gleich bey des
cardinals Richelieu eminentz oder dem könig selbsten komben thuet, zu
penetrieren, ob auch und mit waß conditiones man dan gedacht seye,
endtlich an selbigem hoff einen friden zu tractiren, es seye gleich durch die
angestelten universal fridenshandlungen oder aber durch einen absönder-
lichen gehaimben privat tractat, und daß doch bey denen tractaten zu
praejudiz der religion nichts fuergenomben werde, welches die uncatho-
lischen fuernemblich durch sein cardinals eminentz zu thuen und authoritet
zu erlangen in grosser hoffnung stehen, so er sich woll vernemben lassen
kan. Da auch immitels der cardinal mit thodt abgangen, wierdt er sich
dieser gelegenheit woll bedienen und sich auf alle weeg befleißen, wie er
diese seine verrichtung an den könig selbst bringen möge und denselben
durch allerhandt mittl zu einem friden disponiere.
[4] In der Pfaltzischen sachen bleibt es zwar nachmahlen bey deme, waß
der instruction einverleibt. Jedoch da es sich die gelegenheit also geben
wurde, mag er discursweiß woll so viel vermelden, des cardinals eminentz
werde sich selbst noch woll erinderen, waß gestaldt sein könig noch anno
1622 und 1623 selbsten sich des haußes Bayern und daß die chur auf die
Wilhelmische lini transferiert wurde, angenomben, massen dan derselb
von solcher zeit an seiner churfürstlichen durchlaucht nit allein den chur-
fürstlichen titul je und alle zeit gegönnet, sonderen denselben seithero dem
hauß Pfaltz auch gar nit gegeben . Sein eminentz hetten selbsten leichtlich
zu ermeßen, waß seinem alß einem christlichen und catholischen [könig]
daran gelegen, daß es bey deme, waß in der Pfaltzischen sachen disponiert,
verbleibe. Ihre Kayserliche Mayestet währen gleichwohl jederzeit geneigt
geweßen und sein es auch noch, wan sich die Pfaltzischen interessierten
zuem zill legten und billiche conditiones eingiengen, daß werckh in guete
beyzulegen, inmassen sie dan auch darzue sowoll die cron Spanien alß die
churfürstliche durchlaucht in Bayren gantz genaigt gefunden, wissen, daß
sie auch annoch darzue inclinierten, also daß man derenthalben sich in dem
fridenswerckh nit würde aufzuhalten haben.
Und diß ist, waß der instruction noch beygesetzt werden sollen, welches
gleichsfals mit mein graffen von Trautmanstorfs handschrifft und insigel
becräfftigt ist. Geschehen in Wien den 22. Novembris dis 642. jahrs.
Hauptinstruktion für die Reichshofräte Graf Ludwig von Nassau und Dr.Johann Krane für die Verhandlungen mit den Franzosen in Münster.
Wien 1643 Juli 15
Entwurf in RK , Friedensakten, Fasz. 52d fol. 1–9, 20–25 ( K). – Kon-
zept ebenda, Fasz. 47b fol. 6–21 ( V). – Zahlreiche Abschriften in den Frie-
densakten der Reichskanzlei, der Staatskanzlei und dem Mainzer Erz-
kanzlerarchiv , von denen RK , Friedensakten, Fasz. 92 I fol. 93–101
zur Textergänzung herangezogen wurde ( B). Drucke: Gärtner I S. 415; Meiern
I S. 22.
Die Originale wurden nicht aufgefunden. K ist ein den deputierten geheimen Räten
vorgelegter und dort verbesserter Entwurf, dessen Abschrift V dann vom Kaiser und
dem geheimen Rat begutachtet und mit Zusätzen versehen wurde. V trägt den Vermerk
des Kanzleischreibers Gerhard Maximilian Ostermay (Hand a), nach V wurden
wahrscheinlich die Originale hergestellt. Verbesserungen sind teils mit Bleistift,
teils mit Tinte von drei Schreibern angebracht (Hand b-d), von denen nur die des
lateinischen Sekretärs Johannes Walderode von Eckhusen mit ziemlicher Wahrschein-
lichkeit identifiziert werden kann (Hand b. V wurde der Edition zugrundegelegt.
1 Ferdinandt] in V am Rande Instructionsschreiben ahn die kay. gesandten zu
Münster von a. Unten Lecta haec instructio cum voto super praecipuis punctis ad margi-
nem adiecto in consilio secreto Viennae et placuit sacrae Caesareae Maiestati in omnibus
cum notis hic appositis, 14. Julii ante meridiem anno 1643. Presentibus qui infra in fine
sunt adscripti excepto domino comite a Werdenbergh von d. Die Angabe der Anwesenden
am Ende fehlt; nach dem Gutachten der deputierten Räte waren es Trauttmansdorff, Slawata,
Khevenhüller, Breuner, Schlick, Teuffenbach, Martinitz, Kurz und Prickelmeier ( RK , Frie-
densakten 46d fol. 507).
allen zeitten mehrer deß reichs.
[1] Hoch- und wohlgeborner auch ehrsamber gelehrter, liebe getrewe.
Wir thuen unnß gnedigist erinneren unnd ihr habt euch dessen selbst auß
ewer in handen habenden instruction zu entsinnen, auf weme unnsere vorige
befelch, zum fahl man mit dem könig in Franckhreich zum würckhlichen
tractat hette gelangen khönnen, beruehet haben . Wann man nun bishero
bey dem gegentheil die sachen weiter alß beschehen nicht pringen, sonderen
mit unnothwendigen praeliminaribus so viel jahr verzehren müessen, bis
entlichen jeztgedachte cronen Franckhreich unnd Schweden zu abordnung
ihrer bevollmächtigten gesanten nacher Münster unnd Oßnabrugg sich
erkhlert, dieselbe auch würckhlich abgeordnet, immittelst aber sich der
status rerum allerseiths verändert, also hat die notturfft erforderen wollen,
euch mit newen instructionibus zu versehen, nach welchen ihr euch in ainem
unnd anderem bey der euch anvertrawten friedenshandlung zu verhalten.
[2] Lassen disem nach es forderist allerdings bey demjehnigen in erster-
melter euch
deß heyligen Römischen reichs hochheit unnd eines churfürstlichen colle-
gii praeeminenz betreffen thuet, nochmahls verpleiben, daß ihr solcher auf
alle weise unnd aller orthen nichts vergebet oder durch jemandts ichtwas
entziehen lasset.
[3] Soviel aber ewere fernere haubtverrichtung betrifft unnd wie ihr euch
sowohl bey den interpositoribus alß dann auch vermittelst derselben mit
denen feindtlichen cronen zu verhalten, so ist forderist unser gnedigister
befelch, sobald ihrer Bäbstlichen Heyligkeit zu den friedenstractaten abgeord-
nete legatus zu Münster würdt ankhommen sein
meldet unnd ewere proposition gegen demselben dahin stellet, gegen ihre
Heyligkeit thetten wir unnß forderist bedanckhen, daß dieselbe nit allein
sich der interposition unndernommen, besonderen von selber ungeachtet
so vieler ins mittel khommenen difficulteten die handt nie abziehen
Unnd nachdem es entlichen dahin gelangt, daß man sich allerseiths zu dem
ende zu Münster einfindet, damit die bishero geschwebte kriegsunruhe hin
unnd beyseiths gelegt, wir unnd daß heylige reich, unnser geliebtes vatter-
landt, auch unnser löbliches hauß unnd die unnß assistierende chur-, fürsten
unnd stende mit der cron Franckhreich unnd derselben confoederierten in
vorige freundt- und nachbarschafft, vertrewligkheit und einigkheit gebracht
werden, unnd wir nun auch dises hochnothwendige gemainnuzige werckh
gnedigist anvertrawt, auch zu disem ende euch gebührende vollmacht zur
handt gestelt
Vom 23. VI. 1643, Druck bei J. G. Meiern I S. 20.
nuntio zu dem ende ediren wollen, auf daß er ihme gefallen wolte lassen,
solche nicht allein dem Franzößischen abgesanten vorzuzeigen, sondern
auch daran zu sein, damit ein ebenmessiges an seithen der Franzößischen
gesanten geschehen möchte unnd ihr euch dan in ihren plenipotentiis und
vollmachten ersehen khöndet.
[4] Wann nun solche euch zur handt gestellt und ihr dieselbige ohne tadl
findet, so hettet ihr auch solche den churfürstlichen gesanten zu communi-
cieren und nicht weniger ihre meinung, ob sie selbige für sufficient erkhen-
nen wolten, zu vernehmen. Soltet ihr aber bey jeztgemelter plenipotenz
ainigen mangel oder abgang befinden, so were nicht weniger ewer dabey
habendes bedenckhen mit den churfürstlichen abgesanten zu communicieren
unnd, weilen die legitimationen der gesanten das fundamentum aller hand-
lung seindt, mit gemelter churfürstlichen abgesanten rath unnd guetachten
dahin zu trachten, daß allen darin befindtlichen defectibus aus dem grundt
abgeholffen unnd, wie zu andermahlen geschehen, mit den vorhabenden
tractatibus man nicht in die gefahr hinein renne, daß wann alles richtig
unnd zum schluß gebracht, das fundamentum der ganzen handlung unnd
mit solchem auch die handlung selbsten
28 falle] in V am Rande Placuit imperatori wie gerathen und aufgesetzt, doch daß
man zue gewinnung der zeit unterdes nichtsdestominder, wan gleich ein defect in dem
mandat des andern theils, gegen gewiße versicherung innerhalb einer gewißen zeit und
noch vor beschließung der tractaten ein anders richtigers mandat einbringen wolle,
fortfahren solle von d.
[5] Damit aber gleichwohl die tractaten nicht in ein stockhen gerathen,
so hettet ihr über ein oder den andern defect bey der Frantzösischen pleni-
potenz euch mit denen churfürstlichen gesandten zu underreden, ob nicht
dergestaldt mit den tractaten fortzufahren, daß man genuegsame sicherheit
nähme, daß innerhalb ein oder zwei monath all diejenigen mängel, so sich
in der Französischer plenipotenz befinden, gebührend ersetzt werden.
[6] Sobald es nun in puncto legitimationis auff ein oder andere weyß sein
völlige oder interims richtigkheit hat, so habt ihr euch darauf gueten massen
zu erinneren, was der Hamburgische vergleich wegen eines loci intermedii
zwischen Münster unnd Oßnabrugg zu nothwendiger communication unnd
conferentiis, unnd der ebner gestalt alß Münster unnd Oßnabrugg der
neutralitet geniessen khönne, in sich haltet
friedenswerckh für sehr befürderlich erachten, daß man die zeit mit völliger
hin- unnd herschickhung gegen Münster unnd Oßnabrugg nicht verzöhre,
alß ist unser allergnedigister befelch, daß so bald es mit der legitimation
seine richtigkheit hat, ihr ewere handlung dahin anstellet, daß man sich dises
loci intermedii wegen alsobald und unverlengt vergleiche unnd wegen
erlassung der pflicht unnd obligierung zu der neutralitet allerdings dem-
jehnigen gemes verhalte, wie es bey Münster unnd Oßnabrugg observiert
ist
16 worden] in V am Rande Dixit imperator wie gerathen und daß eine particular
instruction den kayßerlichen abgesanten anbefohlen werde, sich in vergleichung eines
dritten orts auff Wahrendorff nicht einzuelaßen, sondern davon außzunemen, wie dan
ihr Kaißerliche Majestet an dero generalspersonen hiezue gnedigste Befehl ergehen
laßen wollen von d.
[7] Ihr hettet aber hierinnen das aug darauff zu haben, daß nit etwa
Warendorp
des wegs zwischen Münster unnd Osnabrugg gelegenes schloß erkhiest
werde. Derenthalben wir dan unsern nachgesetzten generalen beraits anbe-
fohlen, daß was für ein ort ausser Warendorp hierzue beliebt werden möchte,
von ihnen unwaigerlich abgetretten unnd damit wie mit Münster und
Osnabrugg es gehalten werden solle.
[8] Wan es also ferner an dem würdt sein, daß man ad materialia ipsa unnd
auf die mittel schreite, durch welche man zum frieden unnd vorigen ver-
nehmen gelangen unnd, da zweifelsohne ainem unnd andern theill von den
interpositoribus zugemuethet wurde, daß er sich je eher je besser, was man
etwan umb friedens willen nachzusehen gedacht were, heraws unnd ver-
nehmen lassen wolte, so hettet ihr erstlich dem nuncio zu vermelden, ihr
seztet in kheinen zweifel, er wurde bey der cron Franckhreich penetriert
haben, auf wem sie ihres orths die friedensconditiones zu sezen gedacht
were, unnd ihme hoffentlich nit entgegen sein lassen, solche euch zu ent-
deckhen, welches allermassen es dem friedenswerckh befürderlich, also
wurdet ihr hinwider in ebenmessiger confidenz euch gegen ihme nuncio
herauß lassen unnd dergestalt man je eher und neher zusammen khommen
khönte.
[9] Solte aber er interpositor ain solches noch nicht penetriert haben, so
hettet ihr befelch, ihne zu ersuechen, ob er annoch es bey den anwesenden
Franzößischen ministris zu penetrieren sich bemüehen wolte. Da er nun
hingegen in euch sezen thete, daß unnserseiths die erste proposition beschehe,
so hettet ihr euch hievon so lang es müglich unnd mit disem zu entschuldi-
gen, daß nachdem wir unnd daß heylige reich unnß nicht entsinnen khönten,
daß wir ainzige uhrsach dem könig unnd der cron Franckhreich zur hostili-
tet geben, also auch nit wisten, wie solche auß dem weeg zu raumen, unnd
dahero billich unnß der condition halber, warmit man zu vorigem gueten
vernehmen gelangen möchte, zum ersten nichts erkhleren khönden. So bald
wir aber vernehmen wurden, waß der cron Franckhreich begeren, ihr alß-
dann euch hinwider zu erkhleren befelcht weret unnd unverlengt erkhleren
wollet. Da aber entlichen unnd über allen angewendten fleiß unnd bemüehe-
ung von mehrgedachten Franzößischen ministris die erkhlerung, auf was
ihrerseiths der friedt gestelt, nicht zu erheben, sonderen vilmehr zu zweiflen
sein, das lange zeit damit umbsonst verlohren, also ist auch unnß entlichen
nit entgegen, daß ihr euch mit ewer proposition lenger nit aufhaltet, sonde-
ren solche bey dem nuncio dahin stellet:
[10] Wir hetten seither unnserer angetrettenen Kayserlichen regierung
nichts mehrers gewünscht unnd gesuecht, alß wie sowohl das heylige
Römische reich alß dessen zugethane unnd angehörige getrewe chur-,
fürsten unnd stende mit den außlendischen cronen, so derzeit mit ihren
waffen auf deß heyligen reichs boden begriffen, zu verhüettung so vieles
unschuldigen bluetvergiessens abgewendet unnd das heylige reich mit be-
sagten benachparten cronen wider in die alte vertrewligkheit gebracht,
guete annembliche nachbarschafft gehalten, zwischen beederseiths under-
thanen die commercia aufgerichtet unnd daß alte vertrawen in vorigen standt
gebracht werden möchte, dahero wir alsobald bey antrettung vorbenenter
unnser Kayserlichen regierung alles dasjehnige, was unnser geliebster herr
vatter hochseeliger gedechtnus zu anstellung der friedenstractaten veran-
lasst, alßbald reassumiert unnd deßwegen an gehörige örther unnsere ge-
santen abgeordnet, demnach es dann nunmehr dahin gebracht, das zu dem
congress der universaltractaten diser orth bestimbt worden. Alß weret ihr
da zur stelle unnd erbiettig, zu den friedtstractaten würckhlich zu schreitten,
deren erhebung dann nit schwer sein wurde, da einem jeden sowohl alß
unnß dasjehnige, was recht unnd billich ist, gefallen unnd ein jeder dem
anderen, waß er ihme mit unrecht entzogen, gepührlich restituieren würde.
Dises were der erste access zu ainer weitern realhandlung, und wan nach
fleißiger bemüehung von dem interpositori nochmals kheine richtige er-
khlerung von des anderen theils intention de mediis zu penetrieren, sondern
man darauf bestunde, es solte diserseiths der anfang hierzue gemacht werden,
so khönte ungefehrlich diese formula zum lezten gebraucht werden:
[11] Es were hiebevor zu Regenspurg in anno 1630 zwischen unnserem
vilgeliebten herrn vatteren etc. unnd dem könig in Franckhreich mit rath
und guetbefinden deß churfürstlichen collegii ein gewisser frieden aufge-
richtet worden , deme hetten ihre Kayserliche Majestet unnd liebden und
das reich ihres theils allerdings richtig vollzogen unnd trewlich gehalten,
wir weren auch noch erpiettig, solchen inskhünfftig zu conservieren, wann
Franckhreich dergleichen thuen unnd dasjehnige, waß solchem zuwider,
seither jeztgedachter zeit unnß unnd dem reich sowohl unnserm hauß unnd
mitverwanten entzogen, cum omni causa restituieren und solches in vorigen
standt stellen wurde.
[12] Waß nun sich hingegen die Franzößische ministri ercleren, das stünde
zu gewartten, unnd weilen sie vielleicht sich unterstehen werden, die justi-
tiam belli ihrerseiths aufs beste zu deducieren, hettet ihr hinwider auß ewerer
in banden habenden vorigen instruction et actis ipsis veritatem facti dem
interpositori unnd wo sonsten vonnöthen zu remonstrieren, darbeneben
aber jederzeit auf zweyerley ewer absehen fürnemblichen zu haben: Erst-
lichen, daß in dise tractatus kheine andere materien gemischet werden alß
diejehnigen, warumben sich haubtsachlich dise mißverständt zwischen der
verstorbenen Kayserlichen Majestet unnd dem reich unnd der cron Franckh-
reich seith des Mantuanischen unnweesens, alß welches durch obangeregten
vertrag genzlichen verglichen worden, erhebt und auf unnß, die wir in
unguetem mit Franckhreich gar nichts gehabt,
demnach die notorietet unnserseiths ist unnd der ganzen welt ohne auß-
füehrung genuegsamb bewust, wer uhrsacher unnd anheber dises kriegs,
zumahlen auch, was seiths alles gehemmet worden, so zu herwiderbringung
des vorigen gueten vernehmens unnd verschonung so vieler christen bluets
apertur unnd gelegenheit hat geben khönnen.
[13] Dannenhero habt ihr zwar nichts ob unnß unnd deß heyligen Römi-
schen reichs chur-, fürsten unnd ständen verkhleinerliches ligen zu lassen
unnd wardurch unnserm unnd der getrewen chur-, fürsten unnd ständen
jederzeit zum frieden gefüehrten aufrichtigen desiderio jezo unnd bey der
wehrten posteritet ichtwas praejudicierliches aufgetrungner bliebe, gleich-
wohl aber was ohne schmelerung unnser unnd deß heyligen reichs hochheit
sich thuen lasst, dahin zu sehen, auch ewers orths nicht uhrsach darzue zu
geben, das über die causas belli vil disceptiert, sondern mit hindansezung
derselben von den remediis, wie nemblich dise annoch schwebende kriegs-
unruehe, alß deren hinlegung halben man haubtsachlich zusammen khom-
men, zu entlichen guetem vergleich gebracht werde.
[14] Solten auch die Franzößische ministri in ihrer oder vor euch noch
eröffneten oder nach der ewerigen erfolgten proposition ihre petita auf die
interesse derjehnigen stellen, für welche sy unnsere kayserliche salvos
conductus in handen , und der cron Franckhreich selbstaigene begeren
gegen dem heyligen reich so lang außstellen, bis man hierüber einig, so habt
ihr vor allem achtzugeben, daß ihr euch in dergleichen particularia nicht
einlasset, sonderen vermittels deß interpositoris darauf tringet, das vorderist
die cron Franckhreich ihr selbsteigenes begeren an unnß unnd das heylige
reich eröffne. Dann es were vergebens, de accessoriis zu reden unnd hand-
lung zu pflegen, wo man super principali noch nicht einig oder, was dasselbe
were unnd betreffen solte, eigentlichen bericht unnd verstendtnus hette.
[15] Auf den fahl aber von der cron Franckhreich über ihr selbsteignes
begeren das interesse aller derjehnigen erst annectiert wolle werden, für
welche sy salvos conductus erhalten, so were unnß ein solche proposition zu
unnserer ferneren gnedigisten resolution cum voto zu überschickhen, diß
aber wie erst gemelt in fleisßige acht zu nemmen, daß man in die aggiu-
stierung der cron Franckhreich confoederierten interesse nicht hinein renne
unnd entzwischen, waß zur accomodation mit der cron selbsten vonnöthen,
beyseiths stelle.
[16] Wie wir unnß nun hierüber unverlengt alßdan ercleren wollen, also
überschickhen wir euch gleichwohl immittelst, in waß standt sich ein unnd
anders unnd zwar erstlich wegen Savoia erhalte; zum anderen, wie es mit
dem churfürsten von Trier hergangen unnd warauf derselbige tractat der-
zeit beruehe; drittens was wir unnß der Pfalzischen sach halben auf guet-
achten eines churfürstlichen collegii erst newlich resolviert; viertens wie
weit es mit den herzogen von Braunschweig khommen; fünfftens was
bishero mit der landtgräfin von Hessen verhandelt worden
im übrigen bereit wissent, waß der Pragerische frieden auch reichsabschiedt
aller in genere mit Franckhreich gewesten confoederierten wegen in sich
halt, nach welchem ihr euch in ewerer negociation allerdings zu richten.
Unnd weilen sie hierunter vor anderen zweifelsohne den marggrafen Fried-
richen zu Durlach, item deß herzogs von Württenberg interesse zum theill
begreiffen möchten, also habt ihr auch, was derentwegen zu ewerer wissen-
schafft vonnöthen, die notturfft zu empfangen .
[17] Unnd weil deß herzogen von Lothringen liebden unnß unnd dem
Römischen reich in disem krieg allzeit getrewlich beygestanden, auch von
der cron Franckhreich seiner landt unnd leuth entsezt worden unnd etwan
unter ein oder anderm vorwandt bey demjehnigen, was unnß und dem hey-
ligen reich restituiert unnd in den standt, wie es anno 1630 gewesen, nit
verstattet wollen werden, so ist unnser gnedigister befelch, daß ihr den
punctum restitutionis, wann es mit demselben würdt zur handlung khommen
(wie ihr dann werdet einen puncten nach dem anderen unnd das principale
vor dem accessorio zu tractieren wissen) außthruckhlichen auf seiner liebden
ihr hauß unnd liebe angehörige mit declariert und euch dabey ufs eifferigist
lasset angelegen sein, für seine liebden unnd all die ihrigen die vollkhom-
mene restitution der unserigen gleich zu erhalten .
[18] Da auch seine liebden ihre eigene gesante zu der handlung schickhen
unnd durch dieselbe selbst das werckh tractieren lassen wolte, hettet ihr nit
allein dasselbe gern unnd willig zu verstatten, sonderen ihnen auch hierzue
allen vertrewlichen unnd müglichen beystandt zu leisten, ihnen auch von
dieser unnserer gemessenen instruction nachricht zu geben unnd euch
gegen sie aller vertrewlichen correspondenz zu befleissigen. Unnd so fern
ihre liebden hierzue noch einen sonderbahren special salvum conductum für
ihre abgesanten bedürffen unnd darumb bey euch anregung thuen lassen
würde, ob wir wohl denselben, weil die cron Franckhreich nicht allein die
unnserige besondern auch aller unnserer confoederierten unnd assistieren-
den gesante zu disen tractaten verglaittet haben, vor unnöttig hielten, so
sollet ihr vermittels ihr Bäbstlichen Heyligkeit pottschaffters oder in andere
practicierliche weeg denselben bey der königin unnd cron Franckhreich
aufs ehist zu erlangen euch ufs beste bemüehen unnd ihrer liebden oder den
ihrigen frey stellen, ob sie ihre notturfft in der haubtsach entweder für sich
selbst unnd durch die ihrigen oder aber durch euch tractieren unnd behand-
len lassen wolten.
[19] Nachdem auch die Generalstaaden der Vereinigten Niderlanden zu
disen tractaten von Franckhreich mitgezogen worden, obwohl wir und das
heylige Römische reich derzeit mit ihnen in unguetem nichts zu schaffen,
sonderen unnß derjehnigen reichsabschiede unnd schlüsse, welche wegen
der Niderburgundischen kriegshandlungen vor diesem gemacht worden ,
gnediglich gar wohl erinnern, dahero wir auch nicht ermessen khönnen, waß
dieselbigen bey disem convent an unnß unnd das reich zu suechen haben,
nichtsdestominder, wann sie ihre pottschafften unnd abgesante nacher
Münster schickhen unnd sich ebenfahls bey euch anmelden lassen solten,
hettet ihr nach vorhergehender geziemender accreditierung unnd legitima-
tion denselben die begerte audienz nicht zu verweigeren, euch auch auf ihr
anbringen also zu erweisen, daß sie an unß kheine widerwerttigkheit noch
feindtschafft, sonderen vielmehr allen Kayserlichen glimpf unnd geneigten
gueten willen zu verspühren. Wie ihr dann ihr anbringen unnd waß darauf
zu thuen mit unnsers lieben vetters, schwagers unnd brueders deß königs
in Spanien liebden anwesenden oratoren alßbald communicieren unnd
unnß zu unnserm weitern gnedigisten befelch gehorsambst
12 referieren] in V am Rande Imperator dixit, Spania werde dißfalß für sich selbsten
handlen und wan es zue derselben handlung kombt, sollen die kayßerlichen abgesanten
drauff acht haben, daß ihrer Kayßerlichen Majestet und dem reich nichts praejudizier-
liches dabey zuegezogen, auch von beiden kriegenden theilen dem reich dasjehnige,
was ihm seit dießes Niederlendischen kriegs enzogen, restituirt werde von d.
das aug darauff haben sollet, daß wann auch sie, die Staadten von Hollandt,
zue ainigen handlung tretten wolten, nit allein uns und dem hailigen reich
an seiner hergebrachten hocheit und juribus nichts entzogen, sondern von
beeden kriegenden thailen dem reich, was demselben seit des Niderlendi-
schen kriegs entzogen, restituirt werde.
[20] So habt ihr auch euch zu entsinnen, waß gestalt bey jüngsten reichs-
tag zu Regenspurg die sachen mit chur-, fürsten unnd ständen dahin ver-
glichen worden, daß auch fürsten unnd stände deß reichs die ihrige zu offter-
meltem congress schickhen unnd mit unnsern gesanten ihrer principalen
notturfft communicieren sollen und mögen . Es ist deretwegen unnser
gnedigister gemessener befelch, daß da ein oder ander vermittelst seiner
abgeordneten daselbst erscheinen thete, ihr nit allein alles dasjehnige, was
sie bey euch anbringen werden, alles vleis anhöret, sondern auch derselben
begeren unnd anligen euch dergestalt angelegen sein lasset, wie es unnser
unnd deß heyligen reichs dienst erfordert.
[21] Waß ihr in obigem allen verhandlet, solches wollen wir, daß ihr
communicato consilio mit unnßern zu den Schwedischen tractaten depu-
tirten gesandten thuet und durch schrifft- oder persohnliche zusammenkunfft
in loco intermedio, nachdem es die notturfft erfordern thuet, uber alles und
jedes fleissig conferirt und waß ihr ain und andern orths auch nach verne-
mung der churfürstlichen abgesanten gemütsmeinung, also mit gesambten
rath thunlich, auch diser instruction gemeß befinden werdet, vollziehet und
unß alzeit von jedem verlauf nach und nach mit eurm unnd der churfürst-
lichen abgesanten gehorsambsten guthachten gewisse relation erstattet.
[22] Wir geben euch auch insgesambt hiemit volmacht unndt gewaltt,
mit belieben deß andern theils die tractaten von beeden orthen Münster
und Oßnabrugg zu mehrer bequemligkeit und schleinigen befürderung
derselben auf ein orth allein, welcher euch allen miteinander würdt am
besten gefallen, zu transferieren, doch daß derselbe unß mehr näher alß
weiter sein möchte, zumahlen wir genzlichen entschlossen, mit verleihung
des allmächtigen, sobaldt wir unß allein des feindts diser ortten besser er-
lediget, in aigener persohn dem reich zu nähern und disen gemeinnuzigen
fridenstractaten selber an der handt zu sein.
[23] Solte auch an ainem oder andern orth euch etwaß von einem still-
standt der waffen (weilen man gemeinlich bey allen solchen schweren haubt-
tractaten sich zum eingang aines solchen zu vergleichen pfleget) entweder
von dem gegentheil oder aber durch die interpositores zugemuethet werden,
hettet ihr dasselbe ad referendum anzunehmen und nach vorher gehendem
rath mit den churfürstlichen deputirten unß dasselbige bey tag und nacht
mit aigenem currier gehorsambst zu berichten. Wie wir dan zu euch sambt
und sonders der unß bekanten dexteritet, trew eüffriger devotion und
fleisses nach das gnedigiste vertrauen tragen. Und verbleiben euch mit
Kayserlichen gnaden wol gewogen.
Geben in unser statt Wien, den fünfzechenden monatstag Julii, anno
sechzehenhundertdreyundvierzig, unserer reiche deß Römischen im siben-
den, deß Hungarischen im achtzechenden und deß Beheimbischen im sech-
zechenden jahre.
Ferdinand ss.
Vt. Ad mandatum sacrae Caesareae
Ferdinand graff Kurz Majestatis proprium
Johann Walderode ss.
Hauptinstruktion für die Reichshofräte Johann Weikhart Graf von Auerspergund Dr. Isaak Volmar für die Verhandlungen mit den Schweden in Osnabrück.
Wien 1643 Juli 15
Zwei Originalausfertigungen in RK , Friedensakten, Fasz. 46i fol. 24–30
und 35, 38–41 ( A1 und A2). –Zahlreiche Abschriften in den Friedensakten
der Reichskanzlei, Staatskanzlei und im Mainzer Erzkanzlerarchiv.
Drucke: Gärtner I S. 431; Meiern I S. 28.
Der Edition zugrundegelegt wurde A 1 von der Hand des Kanzleischreibers Konrad
Zelffe. A2 stammt von einer nicht identifizierten Kanzleihand. Die nur orthographi-
schen Abweichungen in A2 wurden im Apparat nicht berücksichtigt.
Ferdinandt der dritte von Gottes gnaden erwölter Römischer kaiser, zu
allen zeitten mehrer deß reichs.
[1] Wohlgeborner, auch ehrsamber gelerther, liebe getrewe. Demnach
nunmehr der tag zu den universal friedenstractaten in beeden orthen Mün-
ster unnd Oßnabrugg bestimbt unnd angesezt unnd wir nit zweiflen, ihr
werdet euch unnseren vorigen an euch abgangenen befelch nach zu Oßna-
brugg solche tractaten mit der königin unnd cron Schweden abgesanten
fortzustellen eingefunden haben, alß thuen wir euch hiemit unsere kayser-
liche instruction, wessen ihr euch zu verhalten, überschickhen, unnd werdet
ihr euch, waß zu erhaltung unnserer unnd deß heyligen Römischen reichs
hochheit und eines churfürstlichen collegii praeeminenz vonnöthen sein
würdt, in obacht zu nemmen alles fleisses angelegen sein lassen. Weilen auch
anfenglich wegen beederseiths plenipotenz durch den zu Hamburg auf-
gerichteten unnd von unnß unnd der königin unnd cron Schweden bestettig-
ten vergleich die sachen zur richtigkheit gebracht , so lassen wir es darbey
bewenden unnd stellen in kheinen zweifel, es werde der durchleüchtigiste
fürst herr Christian der viertte zu Dennemarckh, Norwegen, der Wenden
unnd Gothen könig, herzoge zu Schleßwig, Holstain, Stormaren und der
Dietmarschen, grave zu Oldenburg unnd Delmenhorst, unnser besonder
lieber freündt unnd ohaimb, alß von unnß unnd mehrbesagter königin unnd
cron Schweden beliebter hochansehenlicher interpositor vermittelst seiner
vortefflichen gesanten zu bemeltem Oßnabrugg albereit erschienen sein .
Alß habt ihr zu legitimierung ewerer persohn hiemit unnser credential an
besagtes unsers besonders lieben freundt unnd oheimbs deß königs in
Dennemarckh liebden in originali unnd zu ewer nachrichtung ein abschrifft
zu empfangen unnd werdet das original besagten königlichen Dennemärck-
hischen abgesanten zuestellen
Vom 23. VI. 1643, Druck bei J. G. Meiern I S. 21.
an gehörige orth zu bestellen wissen unnd ihr hingegen zu erwartten haben,
wie sich die königlichen Dennemärckhische abgesanten zu der interposition
legitimieren werden.
[2] Nachdem ferner vermittels der königlichen abgeordneten ratione loci
intermedii die veranlassung geschehen, das man bey den tractaten sich
derenthalben vergleichen solle, unnd wir dem ganzen friedenswerckh für
sehr befürderlich erachten, daß man die zeit mit völliger hin- unnd her-
schickhungen gegen Münster und Oßnabrügg nicht verzehre, alß ist unn-
ser allergnedigister befelch, daß ihr ewer handlung dahin anstellet, daß
man dises loci intermedii wegen alsobald und unverlengt ein völlige
richtigkheit mache unnd wegen erlassung der pflicht unnd obligeirung
zu der neutralitet allerdings denen jehnigen gemäs sich verhalte, wie es
bey Münster unnd Oßnabrügg observiert ist worden. Ihr hettet aber hierin
das aug darauf zu haben, daß nit etwan Warendorf , alß das auch ausser
weegs, sondern ein ander inmitten deß weegs zwischen Münster unnd Oß-
nabrugg gelegenes schlosß erkhüest werde, derenthalben wir dann unnseren
nechstgesezten generalen bereit anbefohlen, daß waß für ein orth ausser
Warendorf hierzue beliebt würdt, von ihnen unwaigerlich abgetretten unnd
darmit wie mit Münster unnd Oßnabrugg gehalten werde.
[3] Wann man nun auch hierin eins, so habt ihr nach verrichten curialibus
gegen die Dennische abgeordnete folgendermassen euch vernemben zu
lassen: Nemblich nachdem durch göttliche verleichung unnd deß königs in
Dennemarckh liebden hochansehenliche bemüeheung dise zusammen-
khunfft zu behandlung eines ehrlichen sicheren unnd bestendigen friedens
zwischen unnß unnd dem Römischen reich, auch unnserm löblichen erz-
hauß unnd allen dessen confoederierten, assistenten unnd angehörigen an
ainem unnd der durchleüchtigisten königin unnd cron Schweden, auch ihren
confoederierten, assistenten unnd angehörigen am anderen theill, bestimbt
unnd angesezt, auch beede theill durch ihre gesandten unnd pottschafften
erschienen unnd bey dergleichen handlung die gesandten sich zuforderst
gegen einander gebührlich zu legitimieren, so dann mit einander de mediis
pacis amicabiliter zu vernemmen haben, alß wollet ihr ewer von unnß
habende vollmacht dem verglichenen recess gemes in originali producieret
unnd übergeben haben, nicht zweiflendt, daß der königin unnd cron Schwe-
den abgesanten dergleichen thuen würden .
[4] Sovil aber die media pacis belangende, verhoffet ihr, daß des königs
in Dennemarckh liebden alß beederseiths wohlbeliebter hochansehenlicher
interponent bey den bishero gepflogenen unnd durch derselben rühmliche
sorgfaltigkheit zu einem gueten endt gebrachten praeliminartractaten wohl
penetriert haben möchten, waß etwan für erbare christliche billiche thuen-
liche weeg unnd mittel zu accommodierung dises bluetigen kriegs unnd dan
zu widerbring-, stifft- unnd erhaltung eines rechten wahren sicheren unnd
bestendigen friedens fürgeschlagen unnd behandelt werden khönten. Da-
fern nun ihrer deß königs in Dennemarckh liebden belieben möchte, hievon
euch etwas apertura zu geben, woltet ihr euch darauf hinwider dergestalt
vernehmen lassen, wie es zu befürderung deß werckhs dienlich unnd
verantwortlichen, dann obwohl bey vorigen tractaten allerhandt vorschläge
auf die baan khommen, seye doch von dem anderen theils niemals waß
zuverläßliches an die handt gegeben worden, darauf man einige bestendige
friedenshandlung gründen unnd beschliessen mögen.
[5] Solten nun die königlich Dennemärckhischen sich entschuldigen, daß sie
deß gegentheils intention noch nicht recht penetriert, so sollet ihr sie bestes
vleiß ersuechen, daß sie vermittels ihrer underhandlung alles vleißes sich be-
müehen wolten, solche nochmals zu erkhundigen unnd euch alßdan eröffnen.
[6] Werden sie dann einige fürschläg thuen, die acceptabl weren, habt
ihr solche mit deß churfürstlichen collegii zu dieser handlung deputierten
abgesanten in gehörige deliberation zu ziehen unnd unnß darüber mit
guetachten zu berichten. Wurden aber solche denen vorigen Chursachß-,
Schönbeckh-, Meckhlburg- unnd Brandenburgischen handlungen gleich-
förmig sein unnd sich darüber auf die albereit beschehene bewilligung
berueffen, so habt ihr euch auß den hier beygeschlossenen actis wohl zu
informieren, wie weit wir ein unnd anderen punct bewilliget unnd nach-
geben, unnd euch darauf mit den churfürstlichen gesandten, sonderlich den
Brandenburgischen, hieraws nach notturfft zu bereden, auch nach solcher
handlung und bewilligung hinwider zu erkhleren, wie ihr es befinden
werdet, daß es unserm damahligen gnedigsten willen unnd befelch gemes.
[7] Wurden aber solche vorschläge über zuversicht noch weiter gehen
oder aber die Schweden selbst newe unnd andere begeren thuen, so were
solches schleunig mit guettachten zu berichten und gleichsfalls unnsere
resolution hierüber zu erwartten.
[8] Solten dann deß königs in Dennemarckh liebden oder die Schweden
von euch die conditiones pacis zum ersten wissen wollen unnd nicht
erhebt khönnen werden, daß die cron Schweden ihres selbsteigenen
endtlichen begeren sich gegen euch heraws liesse, so hettet ihr euch zu
erkhleren, wir liessen es bey demjehnigen bewenden, waß der Schönbeckhi-
sche tractat mit sich bringt, woltet darüber der Schwedischen abgesanten
fernere erkhlerung gewerttig sein, umb alßdann weiter in der handlung
zu verfahren.
[9] Unnd habt ihr euch bey disem mit der cron Schweden vorgehenden
tractaten in allem eweren thuen unnd lassen so vorsichtig zu gehen unnd auf
unnser und deß heyligen reichs hochheit, auch auf eines churfürst-
lichen collegii praeeminenz wie obgemelt dergestalt das aug zu haben
unnd euch nach demjehnigen zu gubernieren, allermassen ihr, wie wir
es hierin gehalten haben wollen, mit mehrerm auß beygeschlossener
für unsere zu den Münsterischen tractaten deputierte gesanten gegebenen
instruction ersehet . Sonderlich aber findet ihr auß denen zwischen
deß churfürsten zu Sachßen liebden unnd dem Schwedischen reichs-
canzler Oxenstirn vorgangenen tractatibus so viel, daß man an seithen
der cron Schweden sich allezeit mit der amnistia unnd satisfaction
der soldatesca aufgehalten und ermelte cron sich nie erkhleren wollen,
auf wem ihr selbsteigene praetension bestunde, wie man dann annoch
dessen nie kheine aigentliche nachricht haben khönnen. Ihr habt disem
nach ein sonderbahres fleissiges aug zu haben, daß ihr euch weder über dem
punctum amnistiae noch der satisfaction der soldatesca in nichts ein- unnd
herawslasset, es seye dann, daß man zuvor an seithen der cron Schweden
sich vernehmen habe lassen, waß dan derselben aigentliche praetension
unnd wohin sie gestelt seye. Unnd da nun solche praetension dergestalt
eingerichtet, daß sie dem heyligen reich, dessen chur-, fürsten unnd ständen
allzusehr praejudicierlich were, so hettet ihr mit gueter dexteritet dahin zu
trachten, daß vermittelst der Dennemärckhischen abgesanten dergleichen
petita mehrermeltes königs liebden unnß gethanen versprechen allerdings
gemes, so ihr auch in abschrifft hiemit empfangt , moderiert unnd gemiltert
unnd dahin gebracht werden, daß ein sicherer friede gestifftet unnd unnß
unnd dem Römischen reich unnd dessen gliedern an ihren hochheiten,
regalien, landen und leüthen nichts entzogen werde; vor allem aber habt
ihr hierinnen mit den churfürstlichen abgesanten unnd bevorab den
Brandenburgischen fleisßige communication zu pflegen unnd mit ihrem
rath unnd guetachten in einem unnd anderem zu verfahren.
[10] Wann aber der cron Schweden abgesante super causis belli zu
disputieren anlaß geben solten unnd ihr solches nit, wie ihr euch doch nach
aller mügligkheit dahin befleissen sollet, umbgehen khöntet, so werdet ihr
zuvorderist, waß den von unnserm vilgeliebten in gott allerseeligsten
herrn vattern der cron Pohlen zu hilff geschickhten succurs anbelangt, auß
beygelegter abschrifft opponieren khönnen, daß in dem darauf gemachten
friedenstandt zwischen ihnen unnd der cron Pohlen alles aufgehoben unnd
unnser vielgeliebter herr vatter außtruckhlich darin eingeschlossen worden
also das deßhalben die cron Schweden weiter khein uhrsach gehabt, gegen
ihre kayserliche Majestet unnd liebden etwas zu movieren, bevorab weilen
ohnedas bekhant und wir da nöthig nicht zu demonstrieren hetten, welcher
gestalt könig Gustavus Adolphus lengst zuvor die intention gehabt, zu
erweitterung seines dominats sich in den innerlichen Teütschen krieg zu
mischen unnd under dem scheinbaren titul unnd nahmen einiger hilff-
leistung für seine freündt unnd bundtsgenossen sich des reichs frontiren zu
impatronieren. Es were auch von dem in anno sechzehenhundert unnd
dreissig zu Regenspurg beysammen gewesenen churfürstlichen collegio
insgesambt, das diejehnige, waß sonsten mehr vorermelter könig zu ver-
meinter justificierung seines kriegs auf Teütschem boden publiciert, nicht
für genuegsamb erheblich erkhant worden unnd man hette sich alsobald zu
allen schiedtlichen unnd friedtliebenden mitteln anerbotten, also daß
unnöttig gewest were, sovil edles christenbluet darüber zu vergiessen unnd
des königs persohn selber zu verliehren
ehender, alß bis es die unumbgengliche notturfft erheischt, unnd doch mit
bestem glimpf gedenckhen unnd euch allein bemüehen, die media pacis
recht zu penetrieren unnd solche auf einen solchen fueß zu sezen, daß
man entlich möge mit guetem willen von einander schaiden.
[11] Da auch jemandts auß den ständten deß reichs unter dem titul unnd
nahmen der Schwedischen confoederation zu diser tractation erscheinen
oder etwan die cron Schweden im nahmen derselben von wegen unnsers
kayserlichen glaidts, so wir denselben hierzue ertheilt, in specie etwas
anregen solte, so habt ihr gar wohl acht zu geben, welcher stände wegen
solches aigentlich geschehen möchte. Dann da es umb diejehnigen zu
thuen, welche albereit mit unnß verglichen unnd außgesöhnet unnd sich
dem Pragerischen friedenschlusß accomodiert, so seindt dieselben billich ab-
die anderen aber, welche noch nicht außgesöhnt, zum amnistiae punct zu
weisen. Unnd solches thuen wir euch deßwegen hiemit allergnedigst
erinnern, weilen unnß newlich cammerer unnd rath zu Regenspurg gehor-
sambst überschickht, waß der Schwedische legatus Salvius an sie (unnd
sonder zweifel auch dergleichen an andere) zu mehrer weitterung der sachen
hat gelangen lassen .
[12] Waß ihr also zu Oßnabrugg verhandlet, daß alles wollen wir, daß ihr
communicato consilio mit unsern zu den Franzößischen tractaten depu-
tierten gesanten thuet unnd durch schrifft- oder persöhnliche zusammen-
khunfft in loco intermedio, nach dem es die notturfft erfordern würdt, über
alles unnd jedes vleisßig conferiert, unnd waß ihr ain unnd andern orths,
auch nach vernehmung der churfürstlichen abgesanten gemüethsmainung
also mit gesambtem rath thunlich, auch diser instruction gemes befinden
werdet, vollziehet unnd unnß allzeit von jedem verlauff nach unnd nach
mit ewerm unnd der churfürsten abgesanten gehorsambsten guetachten
vleisßige relation erstattet.
[13] So habt ihr euch zu entsinnen, was gestalt bey jüngisten reichstag
zu Regenspurg die sachen mit chur-, fürsten unnd ständen dahin verglichen
worden, daß auch fürsten unnd ständt des reichs die ihrige zu offtermeltem
congress schickhen unnd mit unnseren gesanten ihrer principalen notturfft
communicieren sollen unnd mögen . Es ist derowegen unnser gnedigster
gemessener befelch, das da ein oder ander vermittelst seiner abgeordneten
daselbst erscheinen thette, ihr nit allein alles dasjehnige, waß sy bey euch
anbringen werden, alles vleiß anhöret, sonderen auch derselben begeren
und anligen euch dergestalt angelegen sein lasset, wie es unnser unnd deß
heyligen reichs dienst erfordert.
[14] Wir geben euch auch insgesambt hiemit vollmacht unnd gewalt,
mit belieben deß anderen theills die tractaten von beeden orthen Münster
unnd Oßnabrugg zu mehrer bequemligkheit unnd schleüniger befürderung
derselben auf ein orth allein, welcher euch allen miteinander würde am
besten gefallen, doch ohne einzige interruption der tractaten zu trans-
ferieren, doch daß derselbe unnß mehr näher alß weiter sein möchte,
zumahlen wir genzlichen entschlossen, mit verleihung des allmächtigen,
sobald wir unnß allein des feindts diser orthen besser erlediget, in aigner
persohn dem reich zu näheren unnd disen gemeinnuzigen fridenstractaten
selber an der handt zu sein.
[15] Solte auch an einem oder anderen orth euch etwas von einem
stillstandt der waffen (weilen man gemeinlich bey allen solchen schweren
haubttractaten sich zum eingang eines solchen zu vergleichen pflegt)
entweder von dem gegentheill oder aber durch die interpositores zuge-
muethet werden, hettet ihr dasselbe ad referendum anzunehmen unnd nach
vorhergehendem rath mit den churfürstlichen deputierten unnß dasselbige
bey tag unnd nacht mit aigenem currier gehorsambist zu berichten. Wie wir
dann zu euch sambt unnd sonders der unnß bekhannten dexteritet, trew-
eifferigen devotion unnd vleisses nach das gnedigiste vertrawen tragen.
Unnd verbleiben euch mit kaiserlichen gnaden wohlgewogen.
Geben in unserer statt Wien, dem fünffzehenden monatstag Julii, nach
Christi geburth in sechzehenhundertdreyunndvierzigisten, unnserer reiche
deß Römischen im sibenden, deß Hungarischen im achtzehenden unnd deß
Böhmischen im sechzehenden jahre.
Ferdinand L. S.
Vt. Ad mandatum Sacrae Caesareae
Ferdinandt graff Majestatis proprium
Khurtz Johan Söldner Dr. mp.
Dem wohlgebornen auch ehrsamen gelehrten, unsern und deß reichs lieben
getrewen Johann Weickhart graven von Auersperg, freyherrn zu Schön-
und Seissenberg, unserm reichshoffrath, cammern und unsers hertzogthumbs
Crain obristen erblandtmarschalchen und erbcammern, und Isac Volch-
mairn, beeder rechten doctorn, unserm Oberösterreichischen cammer-
praesidenten.
Kaiser-Ebersdorf 1643 September 23
Konzept in RK , Friedensakten, Fasz. 46k, Konv. A fol. 85–133 ( K). –
Danach verfertigte Abschrift ( Reinkonzept), ebenda fol. 35–79 ( V). – Wei-
tere Abschriften ebenda fol. 136–162, ferner Fasz. 47b fol. 35–58 und 60–
105 ( ein Blatt fehlt), Fasz. 921 fol. 234–261, und StK, Friedensakten,
Kart. 1, Nr. VIII fol. 77–105.
Die chiffrierten Originale wurden nicht aufgefunden. K und V sind vom Kanzlei-
schreiber Konrad Zelffe geschrieben (a), K weist Streichungen und Zusätze vom
Sekretär der deutschen Expedition Johann Söldner (b) und von einer dritten Hand
auf, die meist mit Bleistift sehr flüchtig hineinkorrigiert hat, wahrscheinlich vom
Reichsvizekanzler Graf Kurz selbst (c. Der Edition zugrundegelegt wurde V,
das wohl auch die Vorlage für die Chiffrierung bildete. Die Änderungen in K
werden im Apparat wiedergegeben.
Ferdinandt der dritte von gottes gnaden erwöhlter Römischer kayser,
zu allen zeitten mehrer deß reichs.
ein notturfft zu sein gnedigst erachtet, über dasjehnige, waß unnsrer euch
unter dato den 15. nechstabgewichenen monats Julii zugeferttigter befelch
in sich haltet, euch mit einer ferneren außführlichen instruction zu versehen,
damit ihr bey ein- unnd anderer vorfallenheit umb so vil besser wissen
möget, wie ihr euch sowohl gegen den interpositoribus, gegen deß königs
in Spanien liebden, gegen deß churfürstlichen collegii gesanten, gegen
anderen anwesenden fürsten und ständen unnd den gegentheillen selbst
unnd zwar sowohl in forma alß materia ipsa der tractandorum zu verhalten.
[1] Sovil nun erstlich die interpositores und zuvorderist den Päbstlichen
betrifft, so bleibt euch unverhalten, daß ungeachtet man sich an seithen deß
Römischen hoffs zu solcher interposition dißorths selbst angegeben und
zwaren allein zwischen unnß, der cron Spannien und Franckhreich unnd
auf solche weiß wohl mittel gewest weren, zu einzigem friedt zu gelangen
unnd so viel christenbluet zu verschonen, das doch die Päbstlichen ministri
geschehen lassen, daß diser ganze tractat in den erst gefasten schranckhen,
nemblich zwischen unnß, Spannien unnd Franckhreich, nit verplieben,
sonnderen alß wir denselben remonstrieren lassen, waß für difficultet der
friedt selbst, sonderlich aber in waß gefahr unnser catholisch allein seelig-
machende religion, an deren erhaltung gleichwohl Franckhreich auch gele-
gen, gerathen wurde, wann alle schon sogar auch reconciliirte ständt bey
diesen tractatibus aufs new in die handlung zu tretten macht haben solten,
so hat doch alles bey den Römischen ministris weiter nit verfangen, alß daß
sy sich darmit entschuldigt, dergleichen betreffe die uncatholischen, in
deren interessi sich zu mischen passive nec active sy nit befelcht weren.
Also seindt wir soviel die verhüettung alles deßjehnigen betrifft, warvon
die religion hette schaden empfangen mögen, allerdings diß orths ohne
hülff unnd interposition gewesen, hingegen aber müessen gestatten, daß
durch ihr Päbstliche heyligkeit unnß zugemuethet wurde, waß die cron
Franckhreich für sich selbst desideriert, durch andere aber, waß erstermelte
cron für ihre confoederierte gesuecht, ohne das man im geringsten ernenter
cron ihren unfueg hette jemahls zu gemüeth füehren, ja viel eher fast unnß
die remoram der tractaten, wann für catholisch unnd uncatholisch alles pro
libitu nit zuegelassen wurde, beymessen
27 wollen] in K getilgt All solches unerachtet es weder wir noch unnser löbliches
erzhauß umb den päpstlichen stuel nit verdient, sonder für dessen unnd der religion
manutention landt unnd leuthe willig unnd gern aufgesezt, auch noch zu thuen geneigt
seindt, unnd eben darmit ein so groses odium, feindtschafft unnd gefahr unserm erzhauß
aufgeladen haben, müessen wir billich dem allmechtigen befehlen.
[2] Gleichwohl aber weilen unnser zweckh haubtsachlich dahin zihlet,
damit der lieben christenheit der friedt dermahleinist verschafft werde
unnd unnß deßjehnigen weegs allein, warauf unnß die praeliminaria so
viel jahr ufgezogen haben, nit bey den haubttractatibus halten khönnen,
also bleibt es zwar nochmals darbey, daß dem Päbstlichen legato sein
billicher respect gehalten, khein diffidenz in ihne erzeigt, aber gleichwohl
alles nit durch ihne allein an die Franzößische ministros gebracht, sonder
auch dahin getrachtet werde, wie ihr mit selbigen durch einzige dritte
handt in solche confidenz gerathen khönnet, daß man immediate unnd ohne
den Päbstlichen interpositoren zu einziger handlung khommen möcht.
Ihr habt aber hierin sehr behuetsamb zu gehen und den Franzosen nit zu
viel unnd nit eher zu trawen, bis ihr genuegsamb versichert, daß ermelte
Franzößische ministri eine solche immediat negotiation (salva interposi-
tione) ihnen nit entgegen sein liessen unnd nit etwan eines so beschaffenen
disseitigen anwurffes sich gebrauchen, die Päbstliche heyligkeit, alß wann
man sy beyseiths zu sezen begerte, noch mehrers von unnsers löblichen
erzhauß interessi zu abalienieren und hingegen der cron Franckhreich,
alß die dergleichen praeterition nit statt thuen wollen, umb sovil mehr zu
devincieren.
[3] Durch wen nun ein solches an die Franzößische gesanten zu bringen,
darzue wissen wir euch nichts aigentliches vorzuschreiben, sonder überlas-
sen ein solches ewer discretion unnd dexteritet. Es finden sich allzeit bey
solchen tractatibus leuthe und gelegenheit, durch welche dergleichen den
gegentheillen unnd zwar unverfenckhlich insinuirt khan werden, unnd
würdt von unnß euch hiemit anheimb gestelt, ob ihr nit dergleichen zu
Münster bey den Französischen abgesanten selbst oder zu Oßnabrugg mit
dem Franzößischen residenten getrawet fortzukhomben. Allerseiths habt
ihr euch dergleichen underlauffenden subiectorum auf das behuetsambist
alß immer müglich zu gebrauchen unnd derselben ingenia unnd intentiones,
ehe ihr so weit khombt, alles fleiß zu penetrieren.
[4] Wann ihr nun einzige so weite confidenz bey den Französischen
ministris, daß ihr a quattro ochi negotiiren khönt, erhebt, so habt ihr ferner
fleis anzukehren unnd durch ebenmessigen khürzeren weeg euch dessen zu
erkhundigen, weil alles, was mit ein- oder anderer cron gehandlet (wie unnß
vorkhombt) für nit gehandlet solte gehalten werden, es seye dann das
beede cronen Franckhreich unnd Schweden darin consentieren unnd nun
unmüglich ist, daß alles auf einmahl aggiustiert werde, hingegen auch
unmüglich per partes ichtwas zu vergleichen, wann dasselbe solang unver-
glichen ist, bis das totum auch bey Schweden richtig, ob man sich auf
nichts verlassen khönne bis man auch mit Schweden allerdings richtig;
unnd wann in summa ein- oder ander passus, so in diser handlung an die
handt genommen würdt, für verglichen khönte gehalten werden. Dessen
ihr ein mehrers leicht nit derentwegen zu erlangen hettet, daß man begert,
die cronen von einander zu separieren, sonder blos umb zu wissen, wie weit
unsere erkhlerungen in disem friedenswerckh in ordine ad pacem zu ver-
fangen vermögen; zumahlen die Franzößischen ministri leichtlich zu er-
achten, daß wir unnß je langsamber unnd weniger heraus zu lassen uhrsach
haben, je mehr wir wissen solten, daß waß wir unnß schon erkhlerten unnd
warmit auch die Franzosen zufrieden zu sein sich vernemben liessen, doch
umbsonst were, so lang und viel es nit allein Schweden unbeliebig, sonder
mit Schweden auch sonst nit accordiert were, allermassen der praeliminar
vergleich unnd das foedus
mit mehrerm in sich halt. Dieß aber alles, wie mehrmahlen gemelt, were
von euch mit gueter dexteritet unnd unnder der handt zu penetrieren unnd
deretwegen, es falle auch waß für ein antwort wolle, die tractaten nit zu
rumpieren.
[5] Waß nun weiter durch den nuntium zu negotiiren (wie er dann nie
ganz beyseith zu sezen), darbey habt ihr sonderlich in puncto religionis in
acht zu nemmen, daß in allen eweren anbringen in puncto religionis ihr in
solchen terminis gegen ihme verpleibet, daß wann ers den Franzosen, dise
den Schweden, jene den churfürsten und ständen im reich communicieren
nichts darunten vorkhommen khönte, so wider die reichsabschiedt unnd
den Pragerischen frieden, unnd dessen sich unnsere feinde gebrauchen
khönten, umb deß churfürsten zu Sachßen liebden unnd andere unserseiths
noch stehende der Augspurgischen confession verwante ständt von unnß
ab- unnd abermahl an die cron Schweden zu ziehen, zumahlen daß wir
bishero in der that erfahren, das die Schweden unnd Franzosen bishero nichts
bey diesen tractatibus unterlassen, waß zu einzigem mißverstandt zwischen
unnß, unnserm löblichen erzhauß und allen unnß assistierenden chur-
fürsten unnd stände ihnen immer zu detorquiren ein mügligkheit gewesen,
unnd leicht zu ermessen haben, daß wo sy diesen universal congress nit
ernstlich zum frieden gebrauchen wollen, sich aller occasion zu anzündung
eines noch gröseren feürs im heyligen reich unnd der ganzen christenheit
eüsserist bedienen werden unnd khönnen.
[6] Mit interposition der republica von Venedig hat es die beschaffenheit,
daß selbe sich in dise tractaten selbst immisciert unnd mit der occasion zur
interposition, daß die Päbstlichen ministri der salvorum conductuum für
die protestierenden sich obgedachter massen nit annemben, Franckhreich
ohne selbe nit tractieren wollen, also sy tanquam tertii interveniert unnd umb
der protestierenden salvos conductus angehalten haben, also dergleichen
bemüeheung unnserseiths nit außschlagen khönnen.
[7] Sonst ist leicht zu erachten, daß bey disem universal congress die
interposition nit unnß und dem heyligen reich vorderist, sonder von jedem
seinem vatterlandt zum besten affectiert seye worden, sonderlich weill alle
monarchien bey einem so universal werckh interesse zu haben billich
vermeinen. Wie dem allem so thuen wir euch nit verhalten, daß die republica
durch ihren alhie anwesenden abgesanten gegen unnß sich erkhlert, nit
allein ihren abgesanten bereit naher Münster abgeferttigt, sonder demselben
auch ex professo anbefohlen zu haben, daß er bey den vorstehenden
tractaten unnser unnd deß heyligen reichs, auch unnsers ganzen löblichen
erzhaußes interesse zu promovieren sich eüsserist angelegen sein lassen
solle . Welches wir auch mit danckh von ermelter republica an- unnd
aufgenomben.
[8] Unnd ist demnach unser gnedigister befelch, daß so bald ermelter
gesanter daselbst ankhombt, ihr denselben nit weniger alß den Päbstlichen
nuncium visitieret, ihne wie andere königliche gesanten tractieret, diser
unnß von der republica geschehenen oblation erinnert unnd euch alles
gueten vertrawens unnd correspondenz auch gegen ihme erbiettig machet,
dessen allen aber ungeachtet gleichwohl obanbefohlenermassen dahin
sehet, daß ihr immediate mit den Franzößischen ministris in einzige geheimbe
handlung seiner unwissent khomben möget. Alles doch mit der circum-
spection, das eben so wenig die republica alß die Päbstliche heyligkeit
nicht offendiert zu sein uhrsach haben. Wie ihr dann auf ein solches eben
jezo umb so mehr das aug zu haben uhrsach habet, weilen die Päbstliche
heyligkeit mit der republica in offene ruptur unnd dahero ein- unnd
anderer ministro fleissige acht haben würdt, ob unnser seiths ein ungleiches
vertrawen in sy bey dieser negotiation gesezt wurde. Welches wir allerdings
zu verhüetten auch derenthalben euch hiemit einbinden, weilen wir unnß
in disem Welschen unwesen allerdings dergestalt zu comportieren gesonnen
seindt, daß khein theill unsere interposition unnd vermittlung außzu-
schlagen uhrsach habe. Ihr habt auch in allem demjehnigen, waß ihr durch
der Päbstlichen heyligkeit oder der republica ministros an die Franzößische
bringen lasst, fleissig zuezusehen, das alles was ihr anbringt also widerumb
unnd anderst nit, alß ihr es denselben vortragen, weiter portiert werde,
sonderlich aber aufsiecht zu haben, ob nit zu zeitten von ihnen selbst ein
und anderes eingestrewet und den gegentheillen unvermerckht an die
handt wolle gegeben werden, umb die vorhabende tractatus so lang unge-
schlossener zu halten, bis auch das wälsche unweesen allerdings accordiert
seye; zumahlen auch das sich die an unserm kayserlichen hoff anwesende
Päbstliche unnd Venedische ministri weitleuffig genueg vernemmen
lassen, man khönde zu friedt ohne accommodation dises Welschen kriegs
nit khomben, unnd ausser allen zweifel dieselbe so weit offen halten werden
wollen, bis auch Italia (welches da es ohne verzögerung deß allgemeinen
friedens geschehe, wir ihm wohl gönnen) tranquilliert. Wie dann, so bald
ihr mit denen Französischen ministris in mehrere confidenz obgedachter
massen khommen, ihr einzigen schall khönnet gehen lassen, daß weilen
beede interpositions ministri principales in offener ruptur, also umb so viel
eher zum zweckh deß friedens zu gelangen möchte sein, wann man neben dem,
was ihnen billich deferiert würdt, auch ad partem etwas nähers zusamben
tretten unnd sich vernemben khönte. Im übrigen, da ihr verspühren soltet,
daß directe oder indirecte jeziger Wälscher krieg unnd dessen hinlegung
auch zu diesen universal tractaten oder durch Franckhreich oder durch ihr
Päbstliche heyligkeit oder durch Venedig wolte gezogen unnd darmit noch
mehrers die handlung verlengert werden, so habt ihr mit zueziehung der
Spanischen auch eines churfürstlichen collegii abgesanten dahin zu trachten,
daß einem solchen beyzeiten vorgebawet, dise sach zu den universal trac-
taten nit gezogen, sonder zu Rom oder sonst in Wälschlandt verbleibe unnd
derentwegen der friedt anderwerts nit noch lenger ufgehalten werde.
[9] Sonst ist euch genuegsamb bekhant, waß zwischen der republica von
Venedig unnd einem churfürstlichen collegio bis anher für differentien
wegen der praecedenz obhanden gewesen unnd was gestalt jeztermeltem
churfürstlichen collegio vast empfindtlich fallen wollen, daß wir unnß
darüber annoch nit und zwaren alsogleich favorabiliter für ermelte deß
heyligen reichs churfürsten resolviert. Demnach sichs aber ungehört der
republica nit thuen lassen unnd gleichwohl unnserseiths verhüetet worden,
daß khein denen churfürsten praejudicierlicher actus vorgangen, also
bleibts hierinn bey dem, daß ihr dem Venetianischen dem herkhommen
nach unnd wie erstgemelt alß einem königlichen gesanten tractieret,
gleichwohl aber darbey alles verhüettet, was etwan dem churfürstlichen
collegio, alß wann ewerseiths überigs Venedig deferiert wurde, sich zu
persuadieren anlaß möchte geben. Welches dann am leichtlichsten dardurch
geschehen khan, wann ihr, so viel alß müglich, die persohnlichen con-
gressus mit dem Venetianischen abgesanten fliehet und, waß mit ihme zu
handlen, durch die ewerigen oder wenigist die gelehrten, so neben euch
plenipotentiirt , tractiert.
[10] Solten aber die churfürstlichen gesanten den praecedenz streitt diß
orths ex professo resuscitieren wollen, so habt ihr euch hiebey folgender
massen zu comportiren: Alß erstlich dahin zu trachten unnd ein unnd
andererseiths zu underbawen, daß die rincontri so viel alß müglich ver-
hüettet wurden unnd man nit zu einzigem real bruch khommen thete.
Unnd hierzue habt ihr sonderlich euch der Mainzischen zu gebrauchen
unnd gegen den anderen churfürsten nichts sonders, es erforderts dann die
höchste noth unnd mit der Mainzischen rath unnd guetachten, heraus zu
lassen.
[11] Solten aber ermelte abgesanten bey euch sich raths ex professo
erhollen, wessen sie sich hierinn zu verhalten, in ansehung daß in der
churfürstlichen praeeminenz auch unnser kayserliche hochheit subsistierte,
so heftet ihr euch mit dem mangel einziger derentwegen habender instruc-
tion zu entschuldigen unnd darbey so viel an die handt zu geben, das daß
negste werde sein, alle occasion zu fliehen, wo ein- oder ander theill ihme
ichtwas praejudicierlichs befahren wolle, allermassen bey unterschiedt-
lichen solchen praetensionen dergleichen an unnserem kayserlichen unnd
anderen höffen täglich geschehe, unnd hierdurch viel beschwerliche
decisiones, die nur weitterung nach sich ziehen, unnd bey denen es doch
khein theill nie verbleiben lasst unnd acquiescieren, verhüettet blieben, nit
zweifelende, der Venetianische pottschaffter wurde sich hierin aller be-
scheidenheit gebrauchen.
[12] Anlangendt nun unnsers vetter unnd schwagers deß königs zu
Hispanien liebden abgesanten, so schliessen wir euch hiemit bey, waß für
ein vorinstruction der Zapata von dem don Francisco de Melo empfangen
Francisco Melo de Castro, Marqués de Illescas y Torre Laguna (1597–1651), war spanischer
Gesandter in Rom und im Reich. 1637 war er als spanischer Prinzipalgesandter für den Kölner
Kongreß vorgesehen. Später wurde er Vizekönig in Sizilien, dann in Aragon und Katalonien.
Gualterio Lopez, Conde de Zapata, spanischer Vertreter beim Kölner Kongreß, dann in Münster,
ist dort am 2. IV. 1644 gestorben.
Wan nun dorinn under anderem begriffen, daß ermelter pottschaffter mit
euch alles communicato consilio handlen solle, also ist unnser gnedigster
befelch auch hinwider, daß ihr mit ihme die bey unnserm hauß hergebrachte
confidenz, bevorab in einer summum domus nostrae concernierenden
sachen, alles vleiß gebrauchet unnd, sobald sie daselbst, sonderlich auch der
don Diego Savedra
schon dem alhie anwesenden Spannischen pottschaffter marques Castel
Rodrigo
mals vorleget (massen wir solche zu dem endt euch auch in lateinischer
sprach überschickhen)
der allgemeinen sach unnd unnserm löblichen erzhauß zum besten erinneren
werden, auch dieselbe, so weit es unser unnd deß reichs dienst zuelasset, in
gebührende obacht nehmet. Wir seindt hingegen versichert, daß deß
königs liebden die ihrigen instruiert würdt haben, euch hinwider seiner
liebden intentiones offenherzig zu eröffnen, unnd das mit selber der don
Diego Savedra außführlich instruierter anlangen. Dahero habt ihr auch
von den Spannischen ministris zu vernehmen, wohin deß königs ge-
danckhen zu erhebung deß lieben friedens ziehlen.
[13] Unnd ob wir schon leicht erachten khönnen, daß sie auch auf die
haltung deß zu Regensburg getroffenen friedens collimieren unnd auf
selbe zeit die restitution stellen werden, so habt ihr doch es hierbey nit ver-
bleiben zu lassen, sonder darauf zu tringen, was die entliche intention deß
königs liebden möchte sein unnd waß sie nachzugeben vermeinten, umb daß
man disem bluetigen krieg dermahl ein endt mache. Zumahlen der jezig
disseitige status rerum dergestalt beschaffen, daß auf khein weis zu glauben,
daß die Franzosen dahin zu disponieren, daß sie alles in den standt, wie es
anno 1630 were, restituieren. Solte man aber an seith der Spannischen
ministri darauf beharren unnd etwan bessere successus nach deß königs
in Franckhreich todt , motus in Franckhreich unnd dergleichen hoffen
wollen, so hettet ihr ihnen den jezigen statum deß reichs umbstendtlich zu
repraesentieren, in was abgang dasselbe gerathen, von wievil craisen nichts
auß armueth, von anderen ex pacto, von etlichen, daß sie maists in der feinde
handt, khein hilff, khein contribution, khein mannschafft zu hoffen, waß-
gestalt catholisch unnd uncatholische ständt zum frieden oder schier gar ad
servitutem quocunque modo sich praecipitiren wollen; wir unnseren erb-
königreich unnd landen unmüglich den last allein lenger ohne deß reichs
unnd deß königs liebden würckhlichen unnd ergibigen hilff zu ertragen
unnd in was gefahr man diß orths sey, daß wann man nit je eher je besser zu
einem schlusß khombt, von dem reich eines vorgriffs hierinn unnd zwar
mit exclusion unnsers löblichen erzhaußes
nit allein unnser, sonder auch deß königs interesse in solchen standt gebracht
wurde, daß man under solchem last allerseits zu erligen wurde haben. So
seye auch wegen deß königs todt khein sondere enderung in consiliis nit
zu erwartten, zumahlen auch kheine motus interni, so lang sie ausser deß
königreichs prosperieren unnd sich aggrandieren khönten, unnd ein für
alle mahl seye jezt zur zeit unnserm löblichen erzhauß mit continuation deß
kriegs nit, sonderen allein mit einziger respiration geholffen, daher je eher
man sich zur sach bequemet, je besser unnd nuzlicher es unnß allerseiths
fallen werde, sonderlich weil bey disen universal congress haubtsachlich zu
befahren, je lenger die ständt im reich zu demselben den aditum in Teütsch-
landt werden haben, je mehr sich die gegentheill bemüehen, auch die er-
wünschte occasion haben werden, anstatt eines friedens entlichen wohl gar
newe foedera unnd conspirationes an- unnd aufzurichten unnd ein grö-
seres fewr alß je gewesen anzuzünden. Allermassen der Dr. Volchmar de
consiliis Francofurtensibus euch mit mehrerm informieren würdt khönnen
unnd der Burgundische abgesanter Brunn
schon zweifelsohn informiert würdt haben.
[14] Waß nun selbe sich darüber heraus lassen, daß habt ihr unß mit
guetachten zu berichten unnd im übrigen alle guete correspondenz offt-
befohlenermassen mit ihnen zu halten, doch auch darauf daß aug zu haben,
daß es bey chur-, fürsten unnd ständen deß reichs nit daß ansehen gewinne,
alß wann ihr ohne sie nichts zu thuen macht hettet oder von ihren consiliis
allerdings dependieren thetet, wie ihr dann solches alles mit gueter dexteritet
wohl zu verhüetten unnd gleichwohl an den nothwendigen communica-
tionibus nichts werdet wissen ermanglen zu lassen.
[15] Gegen einem churfürstlichen collegio habt ihr das in ewerer instruc-
tion euch anbefohlene vertrawen in allen und jeden vorfallenheiten bestendig
zu zeigen unnd ist euch genuegsamb bewußt, waß unnß unnd unnserm
erzhauß daran gelegen, daß bevorab in jezigem frangenti wir unnß an das-
selbe unnd selbiges sich an unns halte. Jhr werdet euch also gegen solchem
dergestalt zu comportieren wissen, daß ihr gegen allen ein hohes unnd glei-
ches vertrawen zeiget, gleichwohl aber hiebey den unterscheidt wissen zu
brauchen, was ihr mit einem churfürsten mehr alß mit den anderen zu
communicieren.
[16] Mit den Churmeinzischen ministris habt ihr vorderist ein absonder-
liches enges vertrawen zu haben, unnd wo ihr etwan in ein unnd anderem
anstehet, ihres raths zu pflegen, gleichwohl aber mit der behuetsambkheit,
daß ihr euch dieses absonderlichen vertrawens dergestalt gebrauchet, daß
bey den anderen catholischer unnd uncatholischer churfürsten ministris
khein gelosia gebe, welche zu zeiten unnseren negotiis mehr geschadet alß
genuzet, auch ermelten Meinzischen ministris ihre guete intention in das
werckh zu sezen umb sovil mehrers schwer gemacht. Werdet dahero mit
underlassung überiger visiten, absonderlichen particularibus dergleichen zu
evitieren unnd mit mehrermelten Meinzischen ministris schon ein tempera-
ment zu finden wissen, wie ohne gelosia der anderen churfürstlichen gesan-
ten absonderliche guete correspondenz khönne gehalten werden.
[17] Gegen Churcöllens unnd Bayerns liebden haben wir anderst nit
uhrsach alß alles hohes und zwischen beeden unnsern heußern wohl her-
gebrachtes vertrawen zu haben. Wie in allem also sonderlich ist mit deß
churfürsten in Bayrn liebden abgesanten in absonderlichem vertrawen zu
communicieren, waß der endts in militaribus nit weniger etwan inducien
halben unnd dergleichen vorkhombt, unnd die sach bey ihren ministris
dahin zu bringen, daß sie nit allein in collegio ihr guetachten eröffnen, son-
dern auch ad partem der churfürsten liebden gemüethes meinung fideliter
euch entdeckhen.
[18] Ahn Chursachßen habt ihr euch auch absonderlich unnd in allem
unnd jeden umb so viel mehr zu halten, warmit wir mit ihrer liebden ratione
deß Pragerischen friedens unnd sonsten interessiert. Wir haben bey ihrer
liebden solche devotion unnd affection gegen unnß und unserem löblichen
erzhauß verspührt, daß wir billich nit zu zweiflen haben, sie werden unnß
mit rath unnd that bey diesem congress nit lassen, da sie anderst die ihrigen
dahin abordnen wurden, warumb wir sie abermahl gnediglich ersuecht.
[19] So sezen wir auch in deß churfürsten zu Brandenburg liebden ein-
ziges mißtrawen nicht. Demnach wir aber gleichwohl vernemben, daß solche
ministri von ihro zu diesen tractaten deputiert, so vorhin in consilio formato
gesessen
eröffnung geschicht unnd euch bey den Schwedischen tractaten absonderlich
ihrenthalben anbefohlen würdt, sehr behuetsamb zu gehen unnd euch zwar
aller vertrewligkheit sonderlich zu desto besserer penetrierung ihrer inten-
tion befleissen, aber übriges sonsten euch gegen selbe nit heraus zu lassen.
[20] Bey der fürstlichen unnd anderer ständt abgeordneten habt ihr vor-
derist deme nachzukhommen, waß unsere euch gegebene haubtinstruction
auftragt, darbenebens ein vleißiges aug darauf zu haben, daß der bey unnß
bereit reconciliirter fürsten abgesandte soviel alß müglich mit guetem
glimpf von aller zweifelsohne mit sonderem vleiß und bedacht von Franckh-
reich unnd Schweden affectierter correspondenz abgehalten werden, wie
ihr dann mit repraesentierung ihrer pflicht unnd anderen beweglichen moti-
vis durch ewere guete dexteritet sie an euch und von der feindtlichen confi-
denz wol werdet abziehen khönnen. Jhr hettet auch an ermelte fürstlichen
abgesanten zu begeren, daß sie euch offenherzig jederzeit eröffnen wolten,
waß ihnen von deß feindts consiliis sowohl zum frieden alß sonst zu ohren
khommen thete.
[21] Bey derjehnigen fürsten abgesanten aber, so noch würckhlich an
deß feindts seithen, alß da ist Hessen Cassel, Durlach etc.
behuetsambkheit zu brauchen, daß wann dieselbe sich bey euch anmelden,
ihr gegen ihnen in terminis generalibus allerdings verbleibet und diß orths
wegen ihrer herübertrettung (alß von der ohnedas sonderlich anfangs der
tractaten khein hoffnung) euch nichts einlasset, sonderen dahinstellet, ob sie
den außgang der universal tractaten erwartten oder sich dem geliebten
vatterlandt zum besten eines anderen resolvieren wollen.
[22] Solte aber ein- oder anderer von disen ernstlich ichtwas an euch
seiner accomodation halben bringen unnd ihr so viel dabey finden, daß man
sich darauf verlassen khönte, so hettet ihr ein solches anzuhören, ad referen-
dum zu nehmen und unseres ferneren befelchs gehorsambist zu erwartten,
möchte haben , zu weisen.
[23] Auf der stätte abgesanten ist vor allem acht zu haben, als welche
absonderlich mit der necessitet der commercien bemantelter correspondenz
mit den feindtlichen cronen daß geliebte vatterlandt annoch maistes in
gegenwerttigem laidigen zuestandt halten und vor anderen solche zu behaub-
tung der amnistiae bis auf anno 1618 concitiert. So viel ihr nun werdt thuen
khönnen und vermögen, so habt ihr dahin zu sehen, wie ihr mit gueten
rationibus deren abgesanten an euch unnd von den feindtlichen gesanten
abhaltet. Sollet ihr auch ein solches leichter mit versprechung einziger gnad
es seye in titulis oder anderm zu erheben euch getrawen, so geben wir euch
vollmacht, auch hierinn euch gegen den, von welchem einzige dienst zu
hoffen, herawszulassen, unnd wollen dasjehnige, was ihr communi consilio
diß orths versprechen werdet, gnedigst praestieren.
[24] Die neutralisten, alß da ist in specie die statt Straßpurg, habt ihr
guetwillig unnd nit alß feinde anzuhören, weilen wir sie für solche seith deß
Pragerischen friedens nie tractiert, sonderen sogar einer abordnung in die
statt selbst gewürdigt
habt ihr auch ad referendum anzunehmen. Inmittels empfangt ihr mit
mehrerm, wie weit man mit selbiger statt khommen. Unnd dieweilen es mit
Straßburg den absaz hat, daß sie weder Schwedisch noch Franzößisch,
also da sie sich a parte zum zihl legen wolte, so khan mit diser von euch
wohl zu würckhlicher zuetrettung auf unnser seith auch in loco, doch aber
höchst circumspecte tractiert werden.
[25] Unnd weilen entlichen zweifelsohne auch exulanten sich diß orths
befinden unnd bey euch sich anmelden möchten, so habt ihr auch solchen die
audienz nicht abzuschlagen, sondern sie anzuhören und ihrer gegen unnß
angeborner pflicht unnd unnserer clemenz zu erinnern, auch dahin zu weisen,
daß sie bey disem congress in ein unnd anderem gegen unnß alß ihrem
könig unnd landtesfürsten sich nit noch weiter vertieffen, sondern vielmehr
resipiscieren und zu unnserer kaiserlich königlich unnd landtsfürstlichen
gnad und milde alles gehorsambist stellen.
[26] Im übrigen so habt ihr bey disem congress vleißiges ufsehen zu
haben auf alle der feinde actiones unnd all derjehnigen, so dieselbe sive ex
reconciliatis sive ea nondum reconciliatis frequentieren, dann auß den-
jehnigen, so Salvius bereit vi salvorum conductuum sine clausula nondum
reconciliatorum sich angemaßt unnd wie euch unter dato den***
Das Datum dieser Weisung ist in allen Abschriften und Konzepten ausgelassen. Es ist anzu-
nehmen, daß es auch im Original fehlte. In den erhaltenen Reskripten und Weisungen an Graf
Auersperg in Hamburg und Osnabrück vor dem 23. IX. 1643 ( RK , Friedensakten, Fasz.
46h und 46i) konnte der angegebene Betreff nicht aufgefunden werden.
communicieret, leichtlichen abzunehmen, daß die gegentheillen nit allein
sich understehen werden, der nondum reconciliatorum anzunehmen, son-
dern auch die iam reconciliatos an sich aufs new zu henckhen und etwan gar
von redintegration deß Hailbronnischen schlusß
pflegen, wenigist so viel sie deren hierzue zu bewegen vermögen. Ihr werdet
all diejehnige, von welchen ihr hierinnen einzige suspicion khönnet haben,
ihrer pflicht mit fleiß zu erinneren und selbe von dergleichen, so viel mensch-
unnd müglich, dem geliebten vatterlandt nur noch zu gröserer ruina auß-
schlagenden consiliis auf alle weis unnd wege zu divertieren und uns hierin
absonderlich alles deßjehnigen, waß euch zu ohren kombt, außfüehrliche
nachrichtung einzuschickhen haben.
Unnd dieses alles, soviel die interpositores, deß königs in Hispanien
liebden, chur- und fürstliche gesanten betrifft unnd ihr zum theill offentlich
gegen ihnen, zum theill in der nebenhandlung ihrer unvermerckht euch zu
verhalten habt.
[27] Waß nun die materialia ipsa tractatus zu Münster betrifft, so ver-
sehen wir unnß vorderist unnd ohne das zu ewerm in unnserm dienst jeder-
zeit erwiesenen eifer unnd fürsichtigkeit, daß ihr auf alle weis penetrieren
werdet, mit was intention der gegentheillen abgesanten diß orths angelangt,
ob es vielmehr angesehen, unter dem praetext eines friedts tractats die
gemüether noch lenger von aller particularhandlung ab- und suspendierter
zu halten, allermassen bey den praeliminaribus geschehen, oder zu einem
ernstlichen schluß, waran ihr dann weder fleis noch unkhosten zu spahren
habt, damit man wenigist in etwas wissen unnd bey zeiten dergleichen arti-
ficia praecavieren oder aber auch friedtferttige aufrichtige intentiones besser
secundieren möge.
[28] Waß euch nun hierinn zu ohren khombt, was ewer gemüethes
meinung darüber, daß alles und jedes, waß ihr aus allen circumstantiis
muethmasset, darvon thuet unnß vleissig unnd außfüehrlich berichten.
Sonsten aber bleibt es vorderist bey der eingangs gemelten euch bereits
überschickhten instruction, unnd werdet ihr wissen, die gradus in der
proposition anbefohlenermassen in acht zu nehmen.
[29] Dises haben wir dem euch hierin gegebenen befelch für dißmahl
noch adiungieren wollen, daß nach dem der Venetianische potschaffter auch
diß orths ankhommen würdt sein, daß ihr auch gegen ihm alß interpositions-
abgesanten die confidenz zeiget, und ein ebenmessiges alß gegen dem nuncio
geschicht, der euch anbefohlenen proposition halben an ihn bringet und
zugleich seiner bemüehung euch bedienet, daß die cron Franckhreich sich
eröffne, wohin dann entlichen ihr an unnß und das heylige reich unnd alle
dessen assistierende begeren gestelt seye?
[30] Solte es nun weder durch den Päbstlichen nuncium weder durch den
Venetianischen pottschaffter von dem gegentheill nit zu erheben sein unnd
ihr unnser und deß heyligen reichs begeren an die cron Franckhreich anbe-
fohlner massen hinaus zu geben haben, so würdt nun darüber der Französi-
schen ministrorum erkhlerung zu erwartten sein. Unnd da ihr dieselbe so
gestalt befinden wurdet, daß man hoffen khönte, es möchte bey ihnen einzi-
ges mehrers erbietten verfangen und nit alles auf gewinnung zeit unnd noch
lengerer bluetstürzung weder den deckhmantel gegenwerttiger friedens
tractaten gestelt sein, so hettet ihr vorderist vermittelst der interpositions-
gesanten ihnen, was mit mehrerem in specie wegen Elsas deß patris Herber-
stein euch bereit vorhero communicierte instruction in sich halt , repraesen-
tieren zu lassen, und
18–21 wie weit – haben] in K am Rande von b statt getilgtem euch darbey endtlich
dahin zu ercleren, daß nach dem die erste rottura mit dem reich wegen Moyenwickh
geschehen und auf dessen demolition die cron Franckhreich anfangs dieser kriegen
getrungen, also wolten wir unß nit entgegen sein laßen, daß womit das Konzept im Satz
abbricht.
unnß außfüehrlich zu berichten, wie wir dan immittelst euch mehrere instruc-
tion nachschickhen wollen, wessen ihr euch in materialibus weiter gegen
Franckhreich nach unnd nach zu erkhleren möchtet haben.
[31] Ihr wüßt euch auch genuegsamb zu entsinnen, waß massen die cron
Franckhreich unnß unnd unnserm löblichen erzhauß bei chur-, fürsten unnd
ständen deß heyligen reichs odios zu machen, auch mit der noch zu Regens-
purg an sie abgelassenen antwort so viel zu verstehen zu geben sich under-
standen, daß wann die cron Franckhreich mit dem reich allein zu thuen
hette, solches baldt sich deß lieben friedens zu erfrewen solte haben, in
mainung die ständt hierdurch dahin zu persuadieren, daß sie deß lieben
friedens allein wegen Spanien entrathen müesten.
es werden die Franzößische ministri dergleichen artificia auch dis orths und
bevorab wo sy so viel stände beysammen haben, sich zu gebrauchen nit
underlassen und villeicht dergleichen anwurff an euch khommen, ob nemb-
lich und wie weit daß reich bey der cron Spannien stehen und bey disen
tractaten sich zusamben halten wolle, damit sy alßdan ihrer petitorum halben
gegen euch sich erkhleren möchten.
[32] Hierauf ist unnser gnedigster befehl, daß auf ein solches petitum es
khombe an euch oder durch die interpositions-gesanten oder under der
handt, ihr euch nichts unnd weder von ja noch von nein erkhleret und dises
artificium (dessen beantwortung der gegentheill, sie erfolgte auch wie sie
wolte, doch gegen unß sich bedienen wurde) mit der antwort declinieret,
daß vor allem von euch erwarttet werde, waß die cron Franckhreich an das
heylige reich begere und durch was weeg dasselbe in vorige freundt- und
nachparschafft mit Franckhreich khommen möge.
[33] Solten sy schon darüber replicieren, daß ihnen vonnöthen sey zu
wissen, mit wem sy aigentlich in handlung begriffen seyen, und derent-
wegen die interpositions-gesanten in euch tringen, so habt ihr doch bey
vorigem befehl zu verbleiben unnd euch mehr oder weniger nit herauszu-
lassen, sondern in jeztermelten schranckhen, wann schon auch die chur-
fürstlichen gesanten ein mehrers sich herauszulassen an euch tringen wurden,
allerdings zu verharren.
[34] Waß nun den tractat zu Oßnabrugg betrifft, sowohl der königlich
Dennemärckhischen alß unterschiedtlicher anderer bey selbem interessierten
chur-, fürsten und ständen, vorderist aber der Schwedischen gesanten halber,
so bleibt euch ebner gestalt unverhalten, daß sowohl unnser freündtlicher
vielgeliebter herr vatter christseeligister gedechtnus, alß auch wir selbsten
die zu unterschiedtlichen mahlen auch leztlich durch besagtes königs auß
Dennemarckh liebden abgesante graven von Penzen unnd Friederich
Günteren anerpotene interposition
Reichsgraf Christian von Pentz (1600–1651), Gouverneur von Glückstadt, kam 1637 zu
Unterhandlungen wegen Dänemarks Friedensvermittlung nach Wien. 1638/39 weilte er zum
selben Zweck in Hamburg. Ihn begleitete an beide Orte der Obersekretär der deutschen Kanzlei in
Kopenhagen, Friedrich Günther (1581–1655).
derselben auch statt zu thuen begerten, genem gehalten unnd sich jeztbesag-
tes königs liebden gesanten auß special habenden befelch dahin erkhlert,
dafern bey den tractaten die cron Schweden unnd deren ministri über ver-
hoffen erbare christliche unnd billiche conditiones nicht annemmen, son-
deren unbilliche unnd unleidliche dinge suechen oder dem Römischen reich
an seinen pertinentien etwas abtringen wolten, daß auf solchen fall, so vil
die cron Schweden betrifft, mit unnß, chur-, fürsten unnd ständen deß
Römischen reichs besagtes königs in Dennemarckh liebden in eine nehere
unnd dahin gerichtete coniunction tretten wollen, daß ein sicherer friede
wider gestifftet unnd unnß, dem Römischen reich unnd dessen gliederen an
ihren hochheiten, regalien, landen und leuthen nichts entzogen werde, so
von unnß auch acceptiert worden.
[35] Ob nun zwar ihrer liebden genuegsamb deduciert worden und es
evidentia rei selbst an tag geben, daß der cron Franckhreich und Schweden
consilia je unnd allezeit auf continuation deß kriegs und oppression der
getrewen ständt gestelt gewesen und annoch ist, so haben sich doch ihr
liebden zu einem mehrern nit bewegen lassen, alß daß sie bey vorgangener
abhandlung der praeliminarien daß ihrige gethan haben, umb allerseits
interessierte dermahleins in loco congressus zusamben zu bringen. Wir
haben auch soviel in wehrenden tractaten wohl können abnemmen, daß sie
einerseiths nit gesonnen sein, sich mit unß und dem heyligen reich wider
Schweden zu coniungieren, anderer seiths ihr auch nit beliebig sey, daß die
Schweden auf dem Teütschen boden, absonderlich aber in dem Pommeri-
schen und Mechelburgischen meerhäffen vest machen, noch weniger durch
jezigen frieden sich darinn stabilieren, massen dann nit allein obbemelte dero
gesandten schrifftliche obligation, sonder die mehrmahlige ihrer ministro-
rum gegen den unserigen gethane erclärung allzeit in sich gefüehrt, daß man
der cron Schweden auf deß reichs boden nichts lassen weder könne noch solle.
[36] Die erfahrenheit hat aber mit sich gebracht, daß unß und dem hey-
ligen reich ein solches zu erheben nit allein von dem könig kein realassistenz
nie gegeben, sonder auch alle deß landts von Holstein schuldige contribu-
tiones unter dem vorwandt, alß wann die interposition und verwilligte
21–37 sowohl unnser – worden] in K von b hinzugefügt statt getilgtem unnß deß
königs in Dennemarckh liebden dero interposition durch ihre selbsteigene an den
kayserlichen hoff geschickhte abgesanten angetragen unnd von unnserm fr. geliebten
herrn unnd vattern weylandt kaiser Ferdinando dem anderen höchstseeliger gedechtnues
selbe dergestalt acceptiert worden, das ermeltes königs liebden sich bey anerpiettung
derselben dahin erkhlert, daß sie sich mit unnß unnd dem heyligen reich wider die cron
Schweden conjugieren wolten, zum fall ermelte cron, womit das Konzept von a im Satze
abbricht.
sein, abgestrickht und ausser der vom Pragerischen frieden von anno 1636
herrüerenden Römerzug
oder durchzug verstattet worden. Wir können demnach unß leicht die ge-
danckhen machen, daß bey jezigem tractat der könig und die cron Denne-
marckh bey ihrem principio werden verbleiben, nemblich daß desselben
interesse nit comportiere, der cron Schweden ichtwas auf deß reichs boden
zu lassen, unß aber mit andern mediis wie durch die waffen, der gegentheil
hiervon abzutreiben, nichts an der handt wollen sein. So möchten deß
königs liebden hierinn vielleicht baldt einen beyfall von Chur Brandenburgs
liebden haben und, da etwan viel oder wenig von zuruckhlaßung einziges
stuckh landts oder portus von euch meldung geschehe, der könig ein solches
alß eine wider seines stats interesse lauffendes werckh empfinden, auf alle
weis es verhindern, deß churfürsten von Brandenburg liebden nit weniger
an sich derentwegen ziehen oder wenigist, da sie schon von Pommern was
zuruckhlassen wolten, gleich auf anderwerttige ersezung dessen und zwar
von unsern erbkönigreich und landen werffen und, da sie hierinn nit satis-
faction kriegten, nit leuth ermanglen, die ihr liebden weit außsehendte
consilia an die handt geben theten, deme dann baldt Mechelnburg, Lawen-
burg und andere hierunten Nider- und Obersächßische interessierte fürsten
beyfall geben und an statt friedens noch weitterer mißverstandt sich er-
eignen können. Hingegen könte den Schwedischen nit weniger frembdt
vorkommen, daß wo man vor disem ihnen, da ihre sachen weit in schlech-
tern terminis weren, halb Pommern, 2 bis 3 monathsoldt für die soldatesca
in höchster geheimb, obzwar mit der condition offeriert, daß auf den fall
kein schluß erfolgt, es pro non oblato solte gehalten werden, jezo mit dem
Schönbeckhischen vergleich abspeisen wolle , von welchem allem du graf
von Aursperg außfüehrliche nachricht hast und deine mitcollegos darvon
der notturfft nach informieren kanst. Es ist also überal leicht anzufahren
und aufs allerbehuetsamiste von euch zu gehen, damit ihr alle diffidenz,
bevorab in limine tractatuum, ein und ander orths verhüettet.
[37] Demnach aber bey all zu grossem allerseithigen respect man nie
zusamen wurde kommen, so haben wir euch über dasjehnige, was ewer
haubtinstruction in sich halt, noch dieses weitter, so viel tractatus mit
Schweden betrifft, zu erinnern eine notturfft erachtet: Alß erstlich, so bleibt
es bey deme, daß ihr bey den königlichen Dennischen ministris ewer haubt-
instruction gemeß per gradus verfahret und so baldt ihr bey denselben ewer
proposition also verricht und deß königs liebden einzigen vorschlag, wie
mit Schweden zu accordieren, gethan, so hett ihr nit allein hieraws mit den
brandenburgischen zu communicieren und, nachdem ihr derselben ge-
müethsmeinung über deß königs liebden proposition von ihnen vernom-
men, euch gestalten sachen nach folgendes gegen sie noch weitter heraus-
zulassen.
[38] Wir erinnerten unß nemblich, waßmassen deß churfürsten liebden
durch ihre zu Regenspurg gehabte abgesandten sich vernemmen hetten
lassen, daß sie bey ihren nach Schweden seith deß verstorbenen churfürsten
erfolgten schickhungen penetrieren und unß, so viel sie ergründen könten,
nit uneröffnet wolten lassen, wohin endtlich der cron Schweden gedanckhen
gericht und durch was conditiones mit derselben übereins zu kommen
were
fürderung deß lieben friedens gelegen, was wir auch bis anhero praestiert,
umb denselben mit recuperation aller ihrer liedben landt und leuthen zu
erheben. Es bezeügten ein solches so viel 1000 mann, die wir derenthalben
aufgesezt und noch umb redintegration deß geliebten vatterlandts aufzu-
sezen gesonnen weren. Wie schwär aber die continuation deß kriegs falle,
wie die meisten reichsständte theils aus mangel der mittel theils sonsten
sich dem kriegs-oneri entziehen und unß und andern getrewen churfürsten
und ständten allen last allein ob den halß walzen theten, daß seye ihr liebden
wie nit weniger dises bekhandt, wie wanckhelbar das glückh im krieg seye
und wie derenthalben auch umb so viel weniger gegenwerttige occasion
außzuschlagen und dahin zu trachten seye, daß man je eher je besser zu guet-
tem vernemmen mit der cron Schweden gelangen möchte. Ein solches aber
sey leichter und eher nit zu erheben, alß daß man doch dermahleins eigent-
lich penetriern könte,
14–15 durch was – zu kommen] in K am Rande von a statt getilgtem ob dann ernst-
lich die cron Schweden auf ein billichen frieden oder ob selbe auf ein ewigen krieg ihre
fines unnd intention gestelt habe. Wir wünschen, das man hette bis dahero ein anders
erfahren mögen, alß das alle ihre tractaten nit zu einzigem schluß, sonder blos zu zeit-
gewinnung angesehen gewcst. Es hette alles dasjehnige, was mit des churfürsten zu
Sachßen, marggraf Sigmundts liebden unnd unnsern selbsteigenen ministris gehandlet
worden, ganz ein widriges alß grose aufrichtige friedt begierde gezeigt.
cron Schweden doch endtlichen übereins zu kommen.
[39] Was ihr nun diß orths und bey diesem tractat werdet vermerckhen
können, daß alles solte ihnen unverhalten sein, versehet euch hinwider
ebenmeßiger vertrewlicher eröffnung, was deß churfürsten liebden von den
Schwedischen intentionibus sich persuadieren möchte, umb das man je
eher je besser die handt anlegen und sehen könne, wie zusamen zu kommen.
Da nun ihnen den abgesandten beliebig wer, gegen euch sich herauszu-
lassen, wie sie vermeinten, daß mit den Schwedischen die handlung anzu-
tretten und was man darbey in acht zu nemben hett, so wolt ihr darüber
ihre gedanckhen gern vernemmen.
[40] Solten sich nun die Brandenburgischen hierüber dahin vernemben
lassen, daß sie ihres orths helffen wolten, Schweden seye ernst zu dem frie-
den, wann man der cron mit landt und leüthen an die handt gienge, es werde
aber selbiger cron ichtwas auf deß reichs boden zu lassen nit rathsamb,
noch weniger deß churfürsten liebden bevorab ohne anderwerttige erstat-
tung zuezumuthen sein, so heftet ihr auf den ersten fall von ihnen zu be-
gehren, wie sie dann vermeinten, daß Schweden aus den eroberten seekandten
oder per tractatus oder mit gewaldt abzutreiben? Zumahlen daß wissendt,
wie selbe pläz je und allezeit zur see succuriert und die Schwedischen von
unß hierinn nit könten verhindert werden. Da aber die Brandenburgischen
die zuruckhlaßung von theils Pommern nit excludierten, aber von ander-
werttiger erstattung für deß churfürsten liebden meldeten, sonderlich wie
vor diesem anregung geschehen, daß derselben hingegen mit einraumbung
Magdenburg und Halberstadt satisfaction geschehen könte, so hettet ihr
ewer absehen hierinn haubtsächlich dahin zu haben, nachdem unß nemb-
lichen obgemelter massen wol wissendt, daß deß königs in Dennemarckh
liebden aller zuruckhlaßung von landt und leüthen für die cron Schweden
einestheils jederzeit entgegen gewesen und noch ist, anders theils aber selbe
nie die handt anlegen wollen, daß man Schweden mit gewaldt von deß
reichs boden hett abtreiben können, und sie diesem principio bey den trac-
taten unfehlbar inhaerieren, da wir auch die ersten weren, so von zuruckh-
laßung ein oder andern seekandten und vilmehr von Vor- oder ganz Pom-
mern ichtwas zum ersten an die handt geben theten, solches alß eines gegen
das interesse seines status lauffendes werckh übel aufnemmen, Brandenburg
derenthalben von dergleichen consilio ab- und so viel mehr zuruckhalten,
Mechelburg nit weniger hierinn an sich henckhen und also causam commu-
nem aus der sach machen, also habt ihr hierbey dise dexteritet zu brauchen,
daß die Brandenburgischen gesandten in puncto der zuruckhlaßung landt und
leuthen auf dem reichsboden für die cron Schweden das eys selbst brechen
und erkhennen möchten, daß ohne nachsehung halb oder ganz Pommern
für die cron Schweden nit zum frieden zu gelangen were, dergleichen alß-
dann an die Dennischen interpositions gesandten alß eines von Brandenburg
und nit von unß herfließendes consilium gelangen lassen dergestalt, daß die
quaestio, ob was von landt und leuthen den Schwedischen zu lassen, von
Brandenburg selbst erledigt, daß quomodo aber und der modus, wie solche
zuruckhlassung und mit was conditiones in das werckh zu sezen, bis dort-
hin außgestelt wurde, daß man das quantum, warmit der friedt bey Schwe-
den zu erheben, eigentlich wußte. Ihr werdet unß nit ein geringen dienst
thuen, wann ihr jeztgedachter massen das werckh einrichtet und zu ent-
fliehen vermöget, daß wir nit den anfang müessen machen, gegen Denne-
marckh, Brandenburg und Mechelburg sich ein oder anderer zuruckh-
laßung halben herawszulassen. Nit allein, das ihr selbst leichtlichen erachten
khönt, daß so baldt wir autores dises consilii wurden sein, Dennemarckh
vorderist erstgedachter massen offendiert, sonder da er es anderst nit köndt,
mit dem zu verhindern sich bemüehen wurde, daß er alle diejehnige, so
hierunder was zu verlieren, daß ihrige bey unß und wol gar unsern erb-
königreich und landen hinwider zu suechen anlaitten und darmit alle tractat
unpracticierlich machen wurde. Ob also schon die Brandenburgischen
gesandten bey erclerung, daß sie was zuruckhzulassen sich nit entgegen
sein lassen wolten, gleich dessen erstattung uf Magdeburg und Halberstatt
stellen oder von andern ersezungsmitteln was anregen wolten, so hett ihr
umb oberwehnte difficultet zu überwinden, daß nemblich sie autores der
zuruckhlaßung von landt und leuthen bleiben, deß erstattungs anhangs
halben ihr erbietten nit zu verwerffen, sonder jeztgedachter massen daß
erste, nemblich daß umb verhiettung noch mehrern bluetvergiessens den
Schweden ein stuckh von Pommern oder wessen man sich mit ihnen ver-
gleichen könte, gelassen wurde, anzunemben. Der erstattung halben aber
euch anfangs dahin zu ercleren, daß vor allem zu sehen, ob auch Schweden
und wie weitt es mit ein stuckh landts von Pommern zu contentieren
möchte sein, mit vermelden, daß sie die Brandenburgischen gesandten
leichtlich erachten könten, daß wann man solte von der erstattung handlen,
so müeßte dieselbe nach demjehnigen, so zuruckhgelassen, in etwas zu
proportionieren sein. Solte hierin einzige proportion statt haben, so brächte
die vernunfft mit sich, daß man wissen müeßte, was dann von landt und leü-
then nachzusehen. Solte man dises wissen, so were die notturfft, daß man
zuvor mit Schweden aggiustierte, mit wem die cron endtlichen content
wolte sein und frieden dardurch erhebt könte werden: Also unmüglich
noch zur zeitt von erstattung zu reden. Durch diesen weeg werdt ihr nit
allein divertieren können, daß man nit ehe von der erstattung rede, ehe alles
mit Schweden richtig, sonder deß königs in Dennemarckh liebden sich nit
entgegen lassen können sein, ein solches an die Schwedischen zu bringen
und ohne billiche offension desselben die zuruckhlassung der lande in die
handlung gebracht mögen werden, der erstattung halben aber gleichwol
nichts weder abgeschlagen noch versprochen sein, bis man aigentlich
waißt, mit wem Schweden zu vergnüegen. Wir wollen nit zweiflen, es werde
deß churfürsten liebden selbst die noth deß geliebten vatterlandts und ihrer
aigener landt und leuthe und die unmügligkeit der recuperierung der lande
jetzt zur zeitt erkhennen und so ruckhhaltig hierinn nit sein, daß ihr nit die
coniunctur solt ergreiffen können, dergleichen erstlich von den Branden-
burgischen ministris zu erheben und dann an die königliche Dennische
ministros dergestalt zu bringen, daß unß die uhrsach der zuruckhlaßung
von theils Pommern oder gar nit oder wenigist nit allein aufgewalzet bleibe.
[41] Wann nun die sach so weith gelangt, daß erstermelter massen die
zuruckhlassung von theils oder ganz Pommern, es seye ad tempus oder
lehenweis auf die cron, wie es etwan der tractat geben möchte, in die
handlung gebracht und nit allein Churbrandenburg einem solchen nit ent-
gegen, sonder auch deß königs in Dennemarckh liebden contradictio
überwunden ist, auch es mit der cron Schweden seine richtigkeit hette, mit
was für ein stuckh von Pommern sie endtlichen content wolte sein, und
allein der ganze frieden allerseits an dem hafften, was hingegen Churbran-
denburgs liebden für satisfaction zu geben, so solt ihr alßdann mit mehrerm
unsern gnedigsten befehl in puncto deß churfürsten erstattung dergestalt
empfangen, daß hoffentlich deß churfürsten liebden derenthalben jetzge-
stalten zeitten nach ihres interessi halben nit uhrsach solte haben, daß
werckh ufzuhalten.
[42] Wegen Wißmar und was die Schwedischen in Mechelburg und
Lawenburg, auch sonsten besitzen, habt ihr ebenmessige circumspection
zu brauchen und auf kein weis zu zuruckhlaßung mehr anderer in der
Schweden handen noch sich haltenden orthen einzige inclination zu
zeigen, sondern vorderist zu erwartten, wessen sich die Mechelburgischen
und andere gesandten selbsten taedio belli hierüber heraus liessen, und
ungeachtet ein solches schon zimblich früehezeittig von ihnen erfolgte
und sie zur zuruckhlaßung sich genaigt erzeigten, so hettet ihr euch doch
wegen Wißmar und anderen von der cron Schweden noch vorenthaltenen
orthen gar nit zu übereilen, sondern unß, ehe ihr es soviel diese orth
betrifft so gar an die interpositores bringt, gehorsamist zu erinnern und
inmittelst dahin zu sehen, daß obgedachter massen vorderist mit Chur-
brandenburg das eys gebrochen werde.
[43] Nachdem auch der cron Schweden praetensiones allzeithaubt-
sächlich auf 3 puncten bestanden, alß erstlich der amnistia, zum andern
der cron, zum dritten der Schwedischen soldatesca recompens, so habt ihr
diese circumspection zu brauchen, daß ihr stuckhweis der Schwedischen
erclerung nit annembet oder euch darüber einlasset, sonder dahin es zu
bringen vermittelst der interpositorum bemüehet oder sonsten, daß alle
der cron Schweden wie sie auch sein mögen begehren und praetensiones
zugleich ufgesetzt und darüber tractiert wurde, dann wir dem werckh nit
für vorträglich hielten, daß von der cron Schweden ein praetension nach der
andern hervorgebracht und wann wir über ein passum verglichen, solches
alßdann durch andere newe unmügliche praetensiones irritiert wurde,
sonder wie in dem Schönbeckhischen recess bereit befindtlich alle condi-
tiones auf einmahl von der cron Schweden eröffnet und ihr euch über alle
hinwider oder gleich oder nach erhollung weittern bevelchs ercleren
möget.
[44] So baldt ihr unß nun überschickhen werdet ein ferneren ufsaz
gegen dem Schönbeckhischen, so wollen wir unß unverlangt hinwider
ercleren. Inmittelst hettet ihr sonderlich in puncto amnistiae ein- für
allemahl euch zu ercleren, daß wir hierinn aus demjehnigen, so der jungste
reichsabschiedt vermag
auch das durch den vorstehenden frieden der effectus suspensivus für sich
selbst sich ufheben thet, also die amnistia nach geschlossenem frieden nit
mehr ein streitt wurde sein, sonder ihr völlige richtigkeit mit dem frieden
ipso facto erreichen.
[45] Sovil aber die recompens sowohl der feindtlichen soldatesca alß der
cron Schweden betrifft, da sich der gegentheil gegen euch schriftlich und
eigentlich derhalben herausliesse, so hett ihr mit den churfürstlichen
gesandten die sach zu conferieren unnd unß mit dem ufsaz ewer und der
churfürstlichen gesandten guetachten zu überschickhen. Und dises alles,
was bißhero nach lengs vermeldt, habt ihr bey den Schwedischen tracta-
tibus, so durch die Dennemarckhischen underhandlung offentlich zu
gehen, in acht zu nemben.
[46] Soviel aber dasjehnige betrifft, daß etwan auch a part diß orths und
mit beyseitssezung der Dennemarckhischen interposition zu handlen
möchte sein, so thuen wir unß gnedigst erinnern, was unßer reichshofrath
der von Luzaw bevelcht gewesen, mit Salvio zu tractieren, wie weit es mit
solcher negotiation kommen und was wir dir graf von Auersperg derent-
halben gnedigst anbefohlen
mehrgedachter Salvius sich gegen unserm geheimben rath und reichs-
vicecanzler dem graf Kurzen noch, nit weniger gegen dem von Lüzaw und
dann auch gegen dir graven von Auersperg zu mehrmahlen vernemmen
lassen, und zwar das es deß friedens halben mit der cron Schweden nur an
dem allerseithigen congressu ligen thete, damit hierdurch dem getroffenen
foederi zwischen Franckhreich und Schweden ein genüeg geschehe. In
loco tractatus aber wurde man a part mit der cron Schweden handlen und
leicht zu einem schluß, bevorab wann die Franzosen ihres orths bey den
tractatibus lang tergiversieren wolten, kommen können.
[47] Wir haben aber in der that selbst nit mehrern ernst und aufrichtig-
keit zu dem frieden an seith Schweden alß bey Franckhreich verspühren
mögen, sonder daß noch zur zeitt all dergleichen contestationes nichts alß
artificia gewesen, und obzwar all dises, was zwischen dem von Lüzaw
und Salvio gehandlet worden, sub sigillo silentii vorgangen, so müessen
wir doch anstehen, ob und was dem d’Avaux Salvius hiervon communi-
ciert möchte haben, zumahlen das in offenem druckh er d’Avaux sich nicht
gescheücht zu melden, man hette unserseiths Schweden durch particular-
handlung von den foederatis zu separieren sich understehen wollen, wann
nur die cron Schweden darzue zu bewegen gewest were. Es hat demnach
absonderlich die notturfft erfordern wollen, euch zu instruieren, wessen ihr
euch jeztgemelten geheimben handlung halben ferner zu verhalten, und zwar
erstlich, ob ihr selbst dieselbe diß orths continuieren und darzue anlaß
geben und dann, wann ihr dessen ein anfang machen sollet. 2º: Wann Sal-
vius wider mit dir graf von Auersperg anbinden thete, wessen du dich und
ihr in gesambt crafft ewerer vollmacht hingegen zu ercleren möchtet haben.
[48] Sovil nun betrifft, ob ihr alsogleich bey den vorhabenden tractatibus
gelegenheit suechen und dem Salvio oder den gesambten Schwedischen
abgesandten anlaß zur reassumption deß zwischen dem Lüzaw und Salvio
vorgewesten geheimen tractats geben sollet, ist unser gnedigster bevelch,
ungeachtet wir dir graf vou Aursperg ein anders vor disem ufgetragen ,
daß du hiermit für dißmahl inhaltest und alles dasjehnige vorher lassest
gehen, was sowohl ewer haubtinstruction alß auch dise geheimbe in sich
halt, vor allem auch ihr dahin sehet, wie mehrgedachter massen die zuruckh-
laßung von theils Pommern materia tractatus auch publice und vermittels
der Dennischen interposition möge werden. Solten aber die Churbranden-
burgischen ministri bey Schwnden a part anschanzen und penetrieren
wollen, wie zum frieden zu gelangen und hierunder deß königs in Denne-
marckh liebden praeterieren, so het ihr es auch dahin gestelt sein zu lassen
und von ihnen zu vernemben, wessen sich die Schwedischen gegen ihnen
heraws liessen. Was sie sich nun gegen euch alßdann eröffneten, dessen
hett ihr den Churmainzischen und Bayrischen abgesandten communication
zu thuen und mit gesambtem rath dasjehnige vernemmen, waß ihr über
solche eröffnung vermeinen werdet, das gestalten sachen unsere dienst
erfordern und demjehnigen gemeß sein wurde, was unser euch gegebene
instruction noch zur zeitt mit mehrerm in sich haltet, was aber darinn nit
begriffen, weitter an unß bringen und entzwischen das filum auch eins
solchen durch die Brandenburgischen angehebten tractats erhalten.
[49] Solte aber offtermelter Salvius für sich und in nahmen der überigen
Schwedischen gesandten (wie dann auf sein angeben allein nichts zu bawen
wer) die reassumption der geheimen tractaten an die handt geben und sich
bey euch erkhundigen, ob und wie weitt es bey demjehnigen project, so
ihme der von Lüzaw zuegestelt
zween weeg bey, durch welche allerhandt weitleuffigkeit bey Churbranden-
burg,
und Salvio vorgewesen, aber in specie was tractiert worden und wie weitt
man darmit kommen, nit communiciert worden, sich verhielten möchte las-
sen und man gleichwol zu diser nebenhandlung kommen können.
[50] Der erste ist diser, daß den Schwedischen ministris von euch geant-
worttet wurde, ihr wüßtet euch zwar zu erinnern, daß einzige engere hand-
lung neben den praeliminaribus zwischen dem kayserlichen reichshoffrath
dem von Lüzaw und dem Schwedischen legaten Salvio vorgewesen, dem-
nach es aber mit der condition beschehen, daß wann man Schwedischer
seiths nichts verläßlichs vernemmen könte, alles ein ungehandletes werckh
sein und verbleiben solle, ichtwas verläßliches aber nie erfolgt, also müeßtet
ihr dasjehnige, was damahls vorgangen, dahin gestelt sein lassen. Da aber
die Schwedischen abgesandten ein uffsaz, wie und mit was conditionibus
näher und geschwinder zusamben zu kommen und guetter friedt und nach-
parschafft zwischen dem heyligen reich und der cron Schweden zu erheben,
euch zuekomen lassen wolten, so woltet ihr euch darüber und in solcher
enge, wie sie es verlangten und man derenthalben vergleichen wurde, hin-
wider ercleren, und dises zu dem endt, damit dergleichen uffsaz, so von den
Schwedischen an euch kerne, Churbrandenburg alßdann alß ein erst an
euch gebrachte proposition und nit ein sach, darüber lang zuvor schon und
zwar unwissendt deß churfürsten handlung gepflogen worden, communi-
ciert würde.
[51] Der andere weeg, wann nemblich die Schwedischen ihrerseiths ein
uffsaz herauszugeben nit bewegt köndten werden, sonder sich bloß auf den
von dem Lüzaw empfangenen referierten, ob unß zwar diser jeztgemelte
erste weitt angenemmer und der sicherste wer, ist diser, daß ihr offenherzig
den Brandenburgischen gesandten entdeckhte, waß gestalt bey wehrendem
praeliminar tractat, alß sich zu mehrmahlen Salvius zu einem kürzeren
weeg den frieden zu erheben angegeben, einziges project uffgesezt were
worden, alß ihr ihnen hiemit (wie es hiebey ligt) communicieren wollen
Die Beilagen zur Instruktion fehlen in den Akten. Es handelt sich wohl um den 5. Grad, da eine
Mitteilung an Brandenburg nötig war. Seinen Inhalt bildet die Verpfändung Vorpommerns um
40 Tonnen Gold. Den Brandenburgern konnte der 6. und 7. Grad der Salvius tatsächlich mitge-
teilten Angebote, die Belehnung Schwedens mit Vorpommern, kaum eröffnet werden.
Deß churfürsten liebden were derenthalben bis dato von solchem project
kain sondere communication noch zur zeitt geschehen, dieweil ermelter
Salvius je und allezeit zwar vil an die handt geben, aber in allem tergiver-
siert und man kein verläßliche resolution von ihme so weitt haben mögen,
daß man ichtwas mit bestandt deß churfürsten liebden hett darvon com-
municieren können, zumahlen auch daß unter andern conditionibus expres-
se darinn begriffen, daß zu allem so deß churfürsten liebden interesse con-
cernierte, dero außtruckhlicher consensus reserviert und an sich selbst dise
handlung ohne ihr liebden wissen und einwilligung kein crafft gehabt hette.
Wann nun ermelte Schwedische gesandte an euch gelangen lassen, daß sie
die handlung über disen uffsaz in mehrerer enge reassumieren wolten und
darmit geschwinder zu dem allerseiths verlangten friedenszweckh zu kom-
men vermeinten, also hettet ihr hiervon ihnen den Brandenburgischen
parte geben und derselben gedanckhen darüber vernemmen wollen.
[52] Was ihr nun für ein weeg aus disen beeden, allen unglimpff bey den
Brandenburgischen abgesandten zu verhietten, zu erkießen hettet, bevorab
nachdem sich die Brandenburgischen mehr oder weniger renitentes von
zuruckhlaßung landt und leuth schon etwan in primordio tractatum erzeigt,
auch ihr vermerckht haben wurdet, wie mehr und minder sie mit den
Dennischen consiliis und massimis, daß den Schwedischen nichts auf dem
reichsboden zu lassen, einstimbig weren, darüber hett ihr in sonderm ver-
trawen mit den Churmainzischen und Bayrischen gesandten alß deren
principalen alles dasjehnige, was a part mit Salvio und zwar mit ihrem ein-
rathen gehandlet wissendt ist, zu conferieren und was sie neben euch für
ein medium notificandi dem vorgewesten geheimen tractat den churfürst-
lich Brandenburgischen für das bequembste halten wurden, daß hett ihr in
gottes nahmen zu ergreiffen und also auch der particular geheimben hand-
lung ein anfang zu machen, für euch selbst aber solche bey Schweden und
mit praeterition deß königs in Dennemarckh bis auf weitteren unsern gne-
digsten befehl nit zu suechen.
[53] Und da nun die Churbrandenburgischen jetztermeltes project, daß
es ohne dero vorwissen erfolgt, empfinden oder mit den vierzig tonnen nit
content sein, weniger sich auf die Augspurgischen confessionsverwandten
ständt und eine erst derentwegen erfolgende craißaußschreibung weisen
lassen wolten, oder gar wider alles was hierin vorgangen protestierten, so
hett ihr mit hilff und zuethuen der andern churfürstlichen gesandten ihnen
obgemelter massen zu gemüeth zu füehren, waß gestalten dises project
seiner deß churfürsten liebden erstlich derenthalben nit praejudicierlich,
daß ohne ihren consens alles kein effect gehabt hette, zu dem andern, daß
mit erlegung der 40 tonnen ihr liebden wider zu dero landt und leuth mit
anderer ständte entgelt kommen weren, welche mit gewaldt zu erobern,
da es auch sogleich zu hoffen wer, weit ein mehrers alß ein solche summa
kosten wurde.
[54] Soviel aber betreffen thete die abstattung der vierzig tonnen ver-
mittels eines erst außschreibenden craißtags und das selbe den Augspur-
gischen confessionsverwandten ständten allein ufgetragen solte werden,
were von euch pro medio vorzuschlagen, daß sobaldt man mit Schweden so
weitt richtig, daß es allein an deß churfürsten liebden satisfaction erwinden
thete, noch bey wehrendem deputationtag diser erstattung halben die not-
turfft den versambleten deputierten ständten angebracht und dahin gehand-
let köndte werden, daß das ganze reich dise abstattung über sich nehme und
deß churfürsten liebden derentwegen genuegsame versicherung erfolgte
Mit disen und dergleichen wolfundierten argumentis hettet ihr mehrer-
melte gesandten auf ein bessern weeg zu bringen und dahin zu sehen, daß
offtermelte zwischen dem Lüzaw und Salvio vorgeweste handlung von
ihnen bestes uffgenommen wurde. Und da sie etwan vermelden möchten, es
wurde Schweden mit den 40 tonnen nit content wollen sein, müeßte also
auf ein höhere erstattungssumma gedacht werden, so hett ihr hinwider zu
replicieren, wie hiervon unmüglich wer, ichtwas aigentliches zu resolvieren
oder auch nur zu deliberieren bis man wußte, was dann deß churfürsten
liebden umb friedens willen hierinn nachzusehen möchten haben und mit
weme die cron Schweden content wolte sein.
[55] So baldt man also nur mit Schweden richtig, so könne und solle alß-
dann mit ihrer liebden ihrer abstattung halben tractiert und, was sie ver-
meinen werden derenthalben an die gesambten ständt zu bringen, an sie bey
erstgedachtem deputationtag gebracht werden.
[56] Solte aber deß churfürsten liebden hiermit gar nit sich begiettigen
lassen, sonder auf Magdeburg und Halberstatt oder andere erstattungs-
mittel tringen und inmittels alle erclerung gegen der cron Schweden suspen-
dierter wollen haben, so hett ihr mit zuethuen der andern churfürstlichen
abgesandten allerhandt bewegliche argumenta zu brauchen, sie von der-
gleichen aufzüg zu divertieren und endtlich euch so weitt heraws zu lassen,
daß ihr, was wegen Halberstatt gemeldt, es ad referendum nemmen und nit
zweiflen wollet, es wurden sich neben obgedachtem, so mit den gesambten
reichsständten abzuhandlen, auch noch andere weeg zu deß churfürsten
liebden contentierung finden, wann man nur zuvor wüßte, mit wem dann
der friedt bey Schweden zu erheben, massen ihr sie versichern köntet, daß
sobaldt wir die Sicherheit, mit wem Schweden endtlichen zu begniegen und
daß der friedt allein an deß churfürsten liebden einwilligung haffte, haben
wurden, wir alßdann unß noch wcitter gegen deroselben ercleren wolten.
Darbey wir unß aber genzlichen versehen thetten, es wurden die Chur-
brandenburgische dise nebenhandlung derenthalben nit lenger ufgezo-
gener, sondern damit ihr liebden eher je besser auch von ihrer satisfaction
mehrers liecht haben mögen, dieselbe vil eher befürdert sehen wollen.
[57] Soviel nun bey dieser particular geheimen handlung deß königs in
Dennemarckh liebden ministri betrifft, so ist kein zweifel, sie werden auf
ewere sonderlich hierinn füehrende action ein vleißiges aug haben und ihr
praeterition, da sie es innen werden, mit grosser empfindtligkeit ungeandet
nit lassen. Es ist eben darumb unser gnedigister befehl, daß ihr euch auf
alle weis bemüehet, wie was in puncto der zuruckhlaßung von landt und
leuthen ins mittel kombt, in dem offnen tractat nicht von euch herfliesse,
sonder was da vorgenommen solte werden, dergestalt eingerichtet wurde,
daß es nit allein mit Churmeinz und Bayrn, sondern auch Brandenburgs und
der andern churfürsten liebden vorwissen und consens geschehen thete.
[58] Und wann ihr es also durch ewere unß wolbekandte dexteritet an
das gesambte churfürstliche collegium ewerseiths gebracht, mit selbem der
zuruckhlassung halben gewißer lande aines seyt und Churbrandenburg alß
haubtinteressierter sich auch selbst nit entgegen sein lasset, so sehen wir nit,
warumb wegen einziger empfindtligkeit der königlich Dennemarckhischen
ihr mit rath und zuethuen eines churfürstlichen collegii die tractaten ufzu-
halten hett, zumahlen auch daß ihr liebden so offt und viel mahlen von unß
der ihr aus den Schwedischen progressibus zu erwachßenden gefahr getrew-
lich erinnert, gleichwohl aber einzige conjunction, ungeachtet sie das erz-
stifft Bremen und den Glückhstattischen zoll heutigen tags in ansehung
dessen gaudieren
Glückstadt war 1617 von Christian IV. gegründet und mit großen Handelsprivilegien ausge-
stattet worden. Der dort von Christian IV. seit 1628 eingehobene Elbzoll, den auch der Kaiser
1633 auf vier Jahre zugestehen mußte, wurde 1645 auf Betreiben Hamburgs wieder abgeschafft.
Vgl. dazu D. Schäfer V S. 571ff., 655.
reich umb so viel mehrers unverantworttlich were, wann wir mittel hetten,
mit Schweden zum friedt zu kommen, und selbe umb der cron Denne-
marckh interesse aws den banden liessen.
[59] Solten auch schon die Dennischen gesandten, da ihnen von der-
gleichen nebenhandlung was zu ohren kommen thete, sich gegen euch
herawslassen, daß sich der könig annoch mit dem reich viel eher conjun-
gieren alß zugeben wurde, daß dergleichen seekandten der cron Schweden
verblieben, so hett ihr ein solches, auch durch was für mittel, weeg und
conditiones ihr liebden ein solches zu effectuieren vermeinten, specialius
anzuhören, ad referendum anzunemben, mit den churfürstlichen gesandten zu
communicieren und unß darüber ihr und ewer umbständtliches guetachten
zu überschickhen, auch unsers ferrnern gnedigisten bevelchs zu erwartten,
inmittels aber in der angehebten nebenhandlung, da es auf obgedachte
manier zu selbiger gelangt were, mit Schweden vortzufahren.
[60] Villeicht möchte sich auch zuetragen, daß die Dennischen gesand-
ten bevelcht weren, in nahmen deß königs liebden sich bey euch zu er-
khundigen, wessen sich ihr liebden bey ihr bißhero in friedenswerckh ge-
habten müehe und angewendten unkosten deß Glückhstattischen zolls
halben zu versehen möchten haben und was ihr derentwegen bevelcht weret.
Auf ein solches bettet ihr zu antwortten, daß ihr von unß instruiert weret,
ihr liebden unsers geneigten willens und würckhlichen erkanttnus zu ver-
sichern, wann durch ihre cooperation, da ja die veranlaßte conjunction
nit zu erheben gewesen, der friedt für unß und das heylige reich mit dessen
hochheit, reputation und sicherheit erhebt wurde, und demnach dises zolls
concession allermassen ihr liebden wissendt nit allein von unß, sonder auch
von dem gesambten churfürstlichen collegio dependierte, also wolten wir
der hoffnung leben, es wurden ihre liebden officia bey gegenwerttigem
tractat dergestalt aller orthen verfangen, daß nit allein wir, sonder auch ein
churfürstliches collegium uhrsach solte haben, umb soviel weniger hierin
ichtwas zu difficultieren, massen ihr liebden ohne das desselben zueneigung
bekhandt were. Hettet alßdann darüber mit den anweesenden churfürst-
lichen gesandten communication zu pflegen, was auf weittere instanz dem
könig für antwortt erfolgen möchte und unß deß ferrnern verlauffs under-
thenigste nachrichtung einzuschickhen.
[61] Was im überigen bey den Münsterischen tractaten wegen ein und
anderer obsicht auf die reconciliirte, gravierte, nit reconciliirte ständt neu-
tralisation, exulanten und dergleichen zu haben, wie auch warinn sonsten
die tractatus mit diesen Oßnabruggischen concurrieren, das alles thuen wir
und umb so viel mehr alhero zu den Oßnabruggischen tractaten wider-
hollen, weilen villeicht ein grössere und gefehrlichere anzahl derselben zu
Oßnabrugg alß zu Münster sich einfinden möchten.
[62] Wann nun hierein alles was vorfallen möcht nit zu begreiffen und
unmüglich ist, bey einem so weittleüffigen werckh und wo so vieler poten-
taten interesse concurrieren, alles auf einmahl in ein instruction zu bringen,
also haben wir eben derenthalben ewer unß bekhandte dexteritet, vleis,
eyfer und erfahrenheit zu disem höchstwichtigen werckh eligiert und sezen
das sondere gnedigiste vertrawen in euch, ihr werdet wie ihr bißhero zu
unserm gnedigisten gefallen gethan, also auch inskönfftig unsere und deß
heyligen reichs, auch unsers loblichen erzhauß dienst dermassen in acht
nehmen, daß oder der liebe frieden, wie wir denselben aufrichtig verlangen,
durch die gnadt gottes erhebt oder, da ja unsere und deß heyligen reichs
feindte bey disen tractatibus ichtwas anders alß frieden suechten, denselben
durch ewer wachtsambkeit dapffer und bestendig begegnet, vor allem aber
unser allein seligmachende catholische religion und dann alle unsere und
deß heyligen reichs jura und hochheit erhalten werden. Verbleiben euch
damit sambt und sonders mit kayserlichen gnaden wolgewogen. Geben zu
Ebersdorff den dreyunndzwainzigisten Septembris anno sechzehenhundert-
dreiunndvierzig,
rischen im achtzehenden unnd des Böheimbischen im siebenzehenden.
Ferdinandt
L.S.
Ad mandatum sacrae
Vt. Caesareae Maiestatis proprium
Ferdinand graf Khurz
Johann Söldner Dr. ss.
Geheiminstruktion Kaiser Ferdinands III. für Maximilian Grafen vonTrauttmansdorff zu den Verhandlungen in Münster und Osnabrück.
Linz 1645 Oktober 16
Orig., ganz eigenhändig von Kaiser Ferdinand III. geschrieben, StK, Friedens-
akten , Kart. 1 fol. 210–217.
Im Apparat werden die sechs handschriftlichen Gutachten der geheimen Räte zu den
einzelnen Punkten der Instruktion angeführt. Es sind dies die Gutachten von Maxi-
milian Graf von Trauttmansdorff vom 29. IX. 1646, StK, Friedensakten,
Kart. 1 fol. 201f. ( T), von Georg Adam Graf von Martinitz vom 25. IX.,
ebenda fol. 136–140 ( M), von Franz Karl von Kollowrat vom 26. IX.,
ebenda fol. 130–135 ( Ko), von Ferdinand Graf Kurz vom 27. IX., ebenda
fol. 142ff. ( Ku), von Dr. Matthias Prickelmeier vom 29. IX., ebenda fol.
146–149 ( P) und von Heinrich Graf Schlick, ohne Datum, ebenda fol. 199f. ( S).
Nachdeme ich consideriret die langwirikheit des gegenwertigen khrieges,
die dardurch erfolgte ruin deß heiligen Römischen reichs und absunder-
lichen meiner erbkönigreich und -länder, die immer mehr und mehr wach-
sende feindtliche und entgegen abnemende nur meiner und meiner
assistirenden waffen und khrefte, die fast gänzliche ermanglung der mitel,
daß algemeine seifzen nach dem friden und auß disem allem die notwendik-
heit desselben. Auch dabei betrachtend die guete qualiteten, lange erfahrn-
heit in den negotiis und allzeit erzaigten eifer zu meinem und deß allge-
meinen wesens nuzen deß graven von Trautmanstorf, meines obristen
hofmaisters, habe ich mich resolviret (nach eingeholtem rath meiner ge-
heimen räth, absunderlichen aber meiner fr. geliebsten gemahel und fr.
geliebsten herrn brueders liebden), obgedachtem graven von Trautmanstorf
zu denen Minster- und Osnabrukhischen fridenstractaten (alls meinen
plenipotentiarii) abzufertigen und ihme volgende geheimbe instruction mit-
zugeben, nach welcher er sich zu richten und den friden (in extremo casu und
wann nichts anders zu erhalten sein khundte) zu schliessen macht haben solte.
[1] 1 mo Und erstlichen wirdet er sich dahin befleissen, daß (neben deme, daß
die tractaten mit denen außlendischen cronen eisserst und eilfertigist beför-
dert und darmit khein zeit verlohren werde) die stende des reichs allß glider
mit mir allß dem haubt und vater ihnen selbsten vereiniget, die disconcer-
tirte harmonia imperii wider zusammen gestimmet, daß guete allte vertraw-
en wider gestiftet, die rechtschafene zusammensezung aller der stende
wider firmiret und darmit die fremde feindtliche cronen zu einem billichen
fridt gebracht werden oder in rukstehung desselben mann ihnen desto leich-
ter resistiren khönne. Dise vergleichung oder verainigung der stende wirdet
principaliter in duobus capitibus bestehen, nempe in puncto amnystiae et
in puncto gravaminum.
18–33] Ad 2 T: Chursaxen unndt andere stendt werden ohne zweifel auch
libertatem religionis in E. K. M. landen begeren. In diesem aber ist nichts zu concedieren
unndt khein zweifel, daß sie darvon fallen werden. Man khundt auf die lezte den außlauff
nicht so hoch straffen noch einige emigration mit verkhürzten terminis anbefelchen.
Aber diesses alleß soll das extremum seyn.
M: Circa amnistiam non recedatur nisi extrema necessitate ab eo, quod iam a M te V a
Caes a conclusum et legatis suis fuit demandatum, maxime in rebus religionem concer-
nentibus, quae ipsae in humano commercio non sunt et sine laesione vel saltem grava-
mine conscientiae iniri, concedi vel approbari non possunt.
[441,18–33] Ko: Belanget nun die amnistiam ad annum 18 um befürchte ich mich, das
mann in Römischen reich wirdt dieselbe also eingehen müßen, sonderlich wann die Pfalt-
zische sache accomodirt sein wirdt, dann ich in dieser opinion bin, das deswegen und prop-
ter hanc amnistiam et religionsgravaminum Chursaxen das armistitium mit Schweden
eingangen und also von dem Pragerischen friedenschluß tanquam per indirectum ge-
wichen. Was aber die erbländer betrifft, da kann ich darzu nit einrathen, gehe es wie
gott will, sonderlich wegen der religion und Eür May. erblicher succession zu der cron
Böhaimb. Was die confiscationes anbelangt, künte mann so weit gehen, daß diejenige,
so würklichen der cron Schweden gedient, ab anno 30, wie der krieg mit Schweden
angefangen, restituirt und ihnen (wie in Östereich under Enß mit lutrischen beschicht)
im landt zu verbleiben und ihre restituirte gütter zu geniesen verlaubt, jedoch absque
exercitio [religionis].
P: Mit Hilfe der Franzosen soll getrachtet werden, daß die Schweden auf dem puncto amni-
stiae biß anno 618, wenigist sovill die erblandt betrifft, nit beharren. Undt ist meines
geringfüegigen erachtens leichter, alles obangezognes in puncto satisfactionis mit beeden
cronen einzugehen alß in puncto gravaminum et amnistiae sovill nachzugeben, welches
auch vill ain mehrers undt großers außträgt, sowoll in conscientia alß statu politico.
den fremden cronen in hoc puncto gegebenen antwort. Weilen aber wol zu
vermuten, daß die stende nicht damit zufriden sein werden, allso khundte
dieselbe biß auf anno 1627 in reich allein extendiret und entlichen auch in
extremo casu (da anderst der fridt oder die vereinigung der stende nicht zu
erhalten wäre) biß auf anno 1618 (doch auch nuhr allein in imperio) ver-
williget werden, exceptis omnimode et per expressum meis regnis et provin-
ciis hereditariis atque negotio Palatino (von welichem nochmals solle geredet
werden). In meis provinciis aber khundten noch volgende limitationes
(wann es ja nicht anderst sein khundte) verwilliget werden, allß daß die-
jenigen, welliche (vigore amnistiae usque ad annum 30 um vel 27 um) die
güeterwieder in meinen erblanden restituiret werden müssen, bei dem genueß
und besiz derselben geduldet oder wenigist (wie auch andere sich in meinen
landen befindende standespersonen) mit khurzen terminen emigrationis
nicht ubereilet, mit dem außlauf auch waß mehrers durch die finger gschaut
und nicht so stricte derselbe gestraffet wurde.
1–443,6 Ad 3–5 T: In denen gravaminibus werden die churfürsten, fürsten
undt stende des reichs ainerseits selbst E. K. M. commissariis guetachten geben, wie der
ander theil khüne billich vergnüegt werden et sic vice versa, ohne beschwer E. K. M.
conscientiae.
Ko: Was die restitution der Teütscher freychait anbelangt, ist schon von Eür May.
genuegsamb in responsis beantwortet und alle die andere puncta seindt diesen punct
anhängig, welches bey den chur-, fürsten und ständen alleß debatirt wirdt und dabey
die notturfft gehandlet kann werden, et ex parte E. May. auch durch dero commissarien.
P: Unndt bey disem allem wirdt mit cooperation der Franzosen, sonderlich wan sy
in ihren praetensionen waß satisfaction erlangen, dahin zu trachten sein, daß die Schwe-
den von dem puncto gravaminum weichen oder wenigist denselben zu der ständt selbst-
aignen vergleichung außstellen lassen.
geistlichen vorbehalt, auf dem besiz der geistlichen güeter und auf der
paritet in camera et consilio aulico beruehen. Nuhr muß sich obgedachter
von Trautmanstorf in genere in disem punct dahin bemihen, daß weilen die
gravamina meistens undter den stenden selbsten sein, auch undter ihnen
selbsten und wo miglich in perpetuum oder doch wenigist auf ein gewise
zeit verglichen werden und nuhr bloß mein assensus oder confirmatio darzue
concurrire.
[4] Ad specialia aber zu khumen, da mueß in dene geistlichen vorbehalt
kheinswegs verwilliget werden, sundern solle derselbe in favorem catholi-
corum bleiben. Die geistlichen güeter sollen bleiben in statu quo wie sie
sein oder, wann die amnistia auf anno 18 im reich extendiret wurdt, wie sie
allsdann gewesen, cum assecuratione reciproca nihil in posterum immu-
tandi.
[5] Die paritet der religion anbelangent solle es in camera verbleiben, wie
es jezo ist, in consilio aulico aber 3 oder 4 personen lutherischer religion
verwilliget werden. Da auch allein an disem punct die vereinigung der sten-
de oder der fridt beruhen sollte, khundte auch paritas religionis verwilliget
werden, statutis tarnen prius certis normis et regulis, secundum quas in
negotiis religionis procedi debeat et non aliter .
sen, secundum ultimum tractatum Moguntinum et Coloniensem
es aber noch an der Marburgischen sach hafften mochte, wirdt sich zu be-
fleissen sein, die sach in favorem Darmstadiensis lineae zu erhalten, maxime
weilen auch die justitia vor sie ist. Endtlichen aber wirdt dahin zu trachten
sein, wie beederseits waß nachgelassen und die sach verglichen werde.
[7] Daß negotium Palatiniorum [!] betrefendt, weilen es origo huius belli
gewesen, so mueß es fast auch vor daß endt desselben geachtet und not-
wendig bei disen tractaten verglichen werden. Dises consistirt nicht, wie
der gegentheil praetendirt, in plenaria restitutione Palatini, tarn quoad
dignitatem quam provincias. Die dignitet belangent mueß in allweg auf der
alternatio beharret et nisi ad extremum nicht davon gewichen werden,
endtlichen aber, wan khein anders zu erhalten und auch die curfirsten und
die stendt darin consentiren und es vor guet achten wurden, khan auch in
octavum electorem gewilliget werden, doch wirdt dabei zu tentiren sein, ut
et nonus ex nostra domo fiat
Diese neunte Kur war für Österreich geplant. Es wurde auch daran gedacht, daß Böhmen zwei
Stimmen auf sich vereinigen könne. Trauttmansdorff berichtet am 15. I. 1646: Das der könig
in Behaimb undt der erzherzog in Ostereich (so ein person ist) zweye churfürstenstel
sol haben, sorg ich, seye nicht zu erhalten. Ebenso am 27. II. 1646: mit den Churmainzi-
schen hab ich hir wegen des duplicis voti des königs in Behaimb geredt ( RK , Frie-
densakten , Fasz. 50a fol. 9 und 44’ ).
wirdt auch davon zu weichen sein.
[8] Waß die länder anbelanget, so bleibt es wegen der Untern Pfalz bei
deme, waß allbereith biß dato tractiret. Wegen der Oberen aber soll das
werkh dahin gerichtet werden, auf daß von Pfalz ein stukh landes Baiern in
handen gelassen werde, Baiern ein etliche milliones nachlasse, daß reich,
Engelandt und amici et fautores Palatini etlichs zutrage und ich deßgleichen
(doch soll meine summa 3 milliones nicht excediren und innerhalb 6 oder
8 jahr bezalet werden) und entzwischen secundum proportionem quotae
Baiern sovil landes von der Obern Pfalz pro hypotheca in banden bleiben.
Wann es aber ad restitutionem der länder khumen sollte, muß in allweg die
catholische religion in statu quo reserviret werden. Und dises sovil die
stende des reichs und deren verainigung anlanget.
[443,13] – [444,5] Ad 7–8 T: In der Pfelzischen haben E. K. M. durch die kayserliche
Beheimische undt Ostereichische gesandten auf die alternativ a nepote serenissimi elec-
toris Maximiliani incipiendo zu gehen (unndt ist vonnöten, deßwegen von der Beheimi-
schen canzley entweder E. K. M. Ostereichische gesandten in hoc puncto absonderlich
zu instruiren oder jemandts auß dem königreich Beheimb deßwegen ad loca tractativa
abzufertigen), bey der Gulden Bull unndt erster institution zu verbleiben, dessen auch
Churbayrn mit glümpff suo tempore zu disinganniren, daß das mitel octavi electoratus
nicht wol werde zu erhalten sein.
Mit waß endlichen Churbayrn, auf den faal die Oberpfalz solte müssen restituiert
werden, sich wolle befriedigen lassen, wäre von president Mändl, (dan er zu diessem ur-
sach gibt) quasi in discursu zu vernemen, darnach zu resolvieren, ob E. K. M. gleich jezo
oder erst, wan zu Münster es auf diesen punct khombt, mit Churbayrn eventualiter wolle
tractiren lassen. Hiebey seindt nun die gradus, so E. K. M. den 23. undt 24. disses monats
Septembris seindt durch gehaime rathsguetachten vorgetragen worden, in acht zu nemen.
Endlichen wär disses onus inter Palatinos et eorum adhaerentes, inter status imperii et
inter ipsum electorem Bavariae et etiam inter V ram M tem Caesaream zu vertheilen. Die
Pfelzischen möchten ein theil der Obern Pfalz zurukh lassen, die adhaerentes alß auch
die stendt des reichs waß gelt, dessgleichen E. K. M. waß von denen landtscontributionen
beyschiessen undt Churbayrn waß fallen lassen, interim die Oberpfalz pro hypotheca auf
gewisse jahre hafften, welches alleß derzeit die Pfalzische partey einzugehen wol ursach
hat.
M: In negotio Palatino praeter id, quod iam a M te V a his diebus resolutum fuit, si ad
tractatus compositionis de sumptibus electori Bavariae refundendis particulariter deven-
tum fuerit, eo ultimate procedatur, ut elector Bavariae quinque milliones ob bonum pacis
remittat, quinque milliones liberi Palatini pendant, tres milliones M as V a reddat. Pro
quota sua Palatini praeter id, quod forte parata pecunia poterunt exsolvere, certam
conventam partem provinciae hypothecae loco electori Bavarico relinquant. Ex parte
M tis V ae idem facere opportebit, quae nam vero provincia Bavariae electori loco hypothecae
relinquenda dubium erit. Ille enim ex iure constituti Austriam superiorem habere volet,
et ego aliam proponere aut suggerere vix scio, nisi ipsorum tractatuum decursus magis
occasionem praebeat, praeterquam quod tandem idem fere sit, sive haec sive illa provincia
concedatur. Hoc vero animadvertendum iudico, ut provinciae traditae fructus, si 5 per
100 excedant, respectu summae capitalis reliquum in sortem computetur. Et ut procuretur
quatenus elector Bavariae obligetur particularem solutionem ad minus m/800 fl. pro vice
acceptare, ut sic interesse minuatur et solutio sit facilior.
De dignitate electorali supersedeo loqui, cum iam maiori ex parte M as V a se resolverit
et adhuc ulterius resolvet, ubi de 8º electoratu fuerit actum.
Ko: Die Pfaltzische restitution beruhet tam in restituendo statu quam in dignitate
electorali. Daß landt betreffent seindt die commissarien auch gradatim instruirt. Ad
extremum punctum aber zu kommen, wäre so weit zu gehen, daß die 13 miliones, so dar-
auff hafften, also ausgetheilt werden, alß nemblichen das der churfürst auß Bayren
5 miliones nachlaße, die andere 5 miliones die Pfaltzische kinder sampt ihren adhaerenten
bezahlen und Eür May. die übrige drey miliones über sich nemben möchten. Die
bezahlung solle auff gewiese termin acordirt werden, und zwar waß Eür May. portion
betrifft, mit jahrlichen m/800 fl. abgestattet, dann auch so viel das mann bezahlt, so viel
lande soll der churfürst denen Pfaltzischen in Obern Pfaltz erlaßen und proportionaliter
auch so viel in händen behalten, soviel ihme churfürsten an der summa restiren wirdt.
Jedoch wäre dabey zu pactiren, das die catolische religion von den Pfaltzischen kindern
nit alda reformirt werde, sondern die inwohner bey ihren catolischen exercitiis verbleiben.
Die chur betreffent bey der alternativam zu verbleiben, wie vor diesem der vorschlag
gewest.
P: Unndt in disen gedankhen nun bin ich erstlichen der unvorgreifflichen mainung,
daß vor allen dingen die Pfaltzische sachen zu accomodieren, dabey man zwar der landen
halber alle schon vorhin vorgeschlagene gradus undt media tenticren mag, allain ist
woll zu besorgen, es werde damit wenig zu erhalten sein undt endtlich die völlige restitu-
tio müessen nachgegeben werden. Dan in diesem sein meines geringen erachtens die
Franzosen undt Schweden wie auch die ständt deß reichs, sowoll catholisch undt un-
catholische, ains, der Holländer, Engellandt, Denemarkch etc. zu geschweigen. Unndt
obzwar gleich darauf der herr churfüerst in Bayrn auf das landt Ob der Enns seinen
regreß nemben unndt de facto greiffen wierdt, so hat er doch darumben alberaith soliche
brief undt sigl in handen, daß man ihms nit wierdt verwaigern khünen; undt in diesem,
wie woll abzunemben, ist er beraith mit der gegenparthey auch schon ains.
Anderten waß die churwüerde anbelangt, ist es ain sach, weliche das gesambte Römi-
sche reich undt alle ständt concerniert, darumben von E. Khay. May. allain unndt abson-
derlich, es sey gleich circa alternativam oder aber auch octavum electoratum, nit vill zu
difficultiren, sondern an sein orth zu remittiren, doch dabey sich allezeit also zu bezaigen,
daß man dem herrn churfürsten unndt seinem hauß in seinen intentionen gehrn an die
handt gehen wolle, sovill nuer immer bey denen andern zu erheben sein wierdt, damit man
also denselben desto mehrers an der handt halte.
[9] 2 do Zum andern betrefendt die auslendischen cronen, da wirdt er grav
erstens dahin bedacht sein, auf daß alle morae auß dem weeg geraumet und
die tractaten nicht lenger verzogen werden. Dann zum andern sich befleis-
sen, daß mit beeden cronen (weilen sihe auch zweifelsohne nicht separatim
werden tractiren, weniger schliessen wollen) ehist mann zum schluß khumen
möchte. Sollte er aber vorß drite merkhen, daß ein occasion wäre, absunder-
lich mit einer oder der andern cron zu tractiren und zu schliessen, solle er
mit derjenigen abdrukhen, mit wellicher er wirdt sehen, daß mann ehender
und mit billicheren, leichtern und sichern conditionibus wirdt zum schluß
khumen khinden. Und weilen vorkhumbt, daß Schweden zu einigen separa-
ten tractaten anlaß gebe, also wirdt er dieselben abbraciren oder in er-
manglung derselben auch selbst gelegenheit suechen, mit ihnen in tractat zu
khumen, und sich bemihen, mit selbiger cron ehist ein ende zu machen. Es
wirdt aber bei beiden cronen daß meiste in puncto satisfactionis propriae
beruehen (dann waß der stende ihrs anbelanget, es mehrers ein praetext ist
und schon oben davon gemeldet).
1–16] Ad 9 P: Unndt diß sovill die Franzosen anbelangt, dabey in allweeg
dahin zu sehen, damit man sy aintweders totaliter von denen Schweden separiere oder
wenigist dahin bringe, daß sy der Schweden unndt protestierenden intentiones ad aequio-
res conditiones moderieren unndt, da sy auf denen extremiteten beharren unndt anderer
gestalt kheinen friden eingehen wolten, daß sy sich gar mit E. Khay. May. offensive
wider die Schweden coniungierten. Unndt bin ich der unfüergreifflichen allergehorsam-
bisten mainung, daß mit denen Franzosen noch leichter undt verantworttlicher werde zu
handlen sein alß mit denen Schweden. Leichter durch den herrn churfüersten in Bayrn,
welicher wie man waiß gleichwoll schon zimblich weith khomben; durch die rempubli-
cam Venetam, so jezt von dem Türkhen constringiert undt der union der christlichen
potentaten hoch vonnötten hat, undt durch ihre Bapstliche heyl. ob communes neces-
sitates totius christianitatis vermitls derer habenden nuncios. Verantworttlicher darumben,
dieweill gleichwoll bey Frankhreich das interesse religionis gemain undt ain starkhes
vinculum sanguinis vorhanden ist, auch wan waß nachgeben werden mueß, besser ist es
habens die Franzosen alß die Schweden.
Schenbekhischen tractaten zu inhaeriren sein . Weilen man aber ihnen in
secreto noch vor disem schon halb Pommern offeriret, allso ist wohl zu
vermuthen, daß sie nicht allein nicht davon weichen, sundern auch nicht
zufriden darmit sein werden, khundte ihnen allso auch endtlichen ganz
Pommern verwilliget, auch die stift, wann es nicht anderst sein khundte
auch waß vom erzstift Bremen darzue adjungiret, auch Stralsundt, Wismär
und Rostokh, ad certos annos vel in perpetuum concediret werden, doch
zu verstehen in feudum praesenti reginae et ipsius lineae masculinae vel
tandem etiam foemininae et ultimo etiam ipsi coronae tarnen in feudum
tantum. Dises aber alleß verstehet sich, daß es gradatim und eines nach dem
andern et non nisi in ultimo necessitatis gradu einzugehen seie.
1–12] Ad 10 T: Wann nun der innerliche friedt im reich gleichsam beschlossen,
mueß unitis consiliis denen cronen der fridt angeboten werden, ein mitlmessige satis-
faction nicht ganz abgeschlagen, sondern obs auf ein gelt sonderlich mit Schweden zu
bringen seye, bemühet werden, endlichen auch eher Pomern zurukhgelassen alß alles
deswegen in die schanz zu schlagen.
M: Suecorum satisfactio in Pomerania aut aliqua amplius simili provincia consistet,
circa quem tractatum normam dabunt ea, quae in tractatu Schenbechiano et deinde
saepius acta, consultata et a M te V a resoluta fuere; praecavendum tarnen, ne quid ultra
a M te V a vel eius haereditariis provinciis conferri debeat. De reliquo minimum quod dari
poterit erit optimum, sed et multum dare, ut pax obtineatur, maxime ex alienis et acatho-
licis, non reputo inconsultum.
Ko: Waß aber die Schweden im schüldt führen, daß zeigt daßjenige intercepirte schrei-
ben, so an dem Torstensohn abgeloffen, also das mann in claris versire, dann Pommeren
betreffent, diese seindt der Schwäden schon lang schwäbende gedankhen; wegen Bremen
aber darum signum, weil dieses stifft in Denemarkischen friedenschluß nit comprehen-
dirt, sondern absque dubio ad hanc finem excludirt worden […]
Was aber die satisfaction der Schweden betrifft, so muß mann darauf beharren, daß auß
des reichs mittlen allein beschehe, und wirdt müßen auch genauhe und gradatim darmit
procedirt werden, auch in alleweg verhütet ne tantopere crescat haec Suecorum potentia.
Und zwar pro primo gradu möchte in vorschlag kommen die insel Rugen, dann Vor-
pommeren, letztlichen daß völlige landt Pommeren zu überlaßen [….]
Belanget aber Bremen, die ständt werden sich starkh opponiren, dann der innhaber
dieses stiffts hatt ein großen anhang bey den fürsten im reich, sonderlich die Braun-
schweigische, Lüneburgische und Saxische werden ihme assistiren.
P: Solte aber Franckhreich gantz nichts handlen wollen, ohne daß man mit Schweden
auch zugleich tractiere, welches woll zu gedenkhen, weillen sy bißhero so starkh bey
einander gestanden, so wierdt man sich auch mit denselben einlassen undt wenigist in dem
puncto satisfactionis waß nachgeben müessen. Da dan die gradus undt distinctiones
wegen Pomern vorhin schon außgearbeitet, darauf nochmallen zu handlen; deßgleichen,
da sy auch auf Bremen bestehen solten, wierdt endtlich auch in diesem zu weichen sein.
S: Betreffent aber, aller gnedigister herr, die cron Schwedten, ist meine allerunder-
thänigiste meinung, das mahn gegen derselben ahnfangs mit gelt, wie vohrmahls besche-
hen, suche sich abzufindten. Da es aber nicht verfangen wolte, halb Pommern, entlich
auch gantz, des lieben friedten zu erlangen, ihnen dahin gebe.
1–10] Ad 11 T: Bey zurukhlassung Pomerns khan Brandenburg das stifft
Halberstat, auch ein stukh von Magdeburg (consentientibus qui consentire debent)
gelassen werden, ihrer erzherzoglichen durchl. entgegen auf lebenlang Großgloga undt
Sagan zu geniessen gegeben werden.
Ko: Diese satisfaction [ Schwedens] aber wirdt ohne zweyffels bey denen ständen woll
berathschlagt werden und ihre nit geringe sorg sein, dann wirdt hart fallen, Churbrande-
burg zu contentircn, alß dan catolischen wegen und durch Halberstatt und denen lutri-
schen, fürnemblich aber Chursaxen wegen und durch Magdeburg.
P: Undt weillen woll zu gedenkhen, man werde Brandenburg wegen Pomern ander-
werts auch widerumb satisfaction zu geben praetendieren undt soliches von den ständen
deß reichs weder insgesambt noch von ainem thaill, weliches sonsten woll billich währ,
nit zu erheben sein, alß wierdt man sich endtlich auch in diesem überwinden müessen.
Nit weniger ist zu considerieren, wan Magdeburg in der Schweden händt fallen solte,
weillen damit der herr churfüerst zu Saxen in etwas wegen seiner praetensionen hievor
contentiert worden, wie man auch demselben darfüer anderwerts satisfaction gebe, sindc-
mallen die Schweden Magdeburg füer sich auf ewig werden behalten wollen, wie auß
denen vorigen actis bekhant, unndt auf solichen faall dem herrn churfüersten die eviction
undt anderwerttige contentierung, sovill ich mich auß denen schrifften zu erindern waiß,
versprochen worden.
S: Das aber E. Kay. May. vor dasselbe etwas von ihren erblandten Churbrandenburg
ersetzen solte, der meynung bin ich gahr nicht, sondern, da ja Churbrandenburg einzige
ergetzung dahrvohr erkendt würdte, möchte solliche vohn dem gesambten Römischen
reich beschehen, wie vohrmahls vohn Chursachsen den Schwedten vohrgeschlagen
wordten unndt solliche summa biß auff drey milion erhöcht werdten.
lassen werden, auch waß entgegen wieder werden haben wollen, allso
khundte Cur-Brandenburg uber die cession meiner jurium auf daß herzog-
tumb Grossen
verharret werden. Wann es aber nicht darmit zufriden sein wollte, auch
Halberstadt und entlichen etliche ämpter auß dem Magdenburgischen ge-
geben, entgegen aber deme inhaber deß erzstift Magdenburg wie auch
Bremen und Mekhlenburgh mit geldt contentirt werden. Daß gelt müssten
die reichsstende herschiessen anstatt dessen, so den Schweden hette gegeben
werden sollen laut des Schenbekhischen tractats.
[12] 3º Auf die Francosen nuhn zu khumen und deren satisfaction zum
driten anbelangent, da wird er grav erstlichen deme zu inhaeriren, waß in
dem an Curbaiern de dato 3 Aprillis hujus anni von mir abgangen schreiben
begriffen, und darauf zu beharren haben so lang miglich, endtlichen ihnen
daß Elsas endtern Reihn verwilligen gegen heruberlassung der vestung
Preisach. Wann daß nicht zu erhalten, auch Preisach adjungiren, und wann
der friden allein an Preiskhau hafften sollte, entlichen auch selbiges fahren
lassen, doch dises lezte non nisi in desperatissimo casu, absunderlichen
weilen zu hoffen, daß Frankhreich es nicht begehre oder doch wenigist
nicht darauf beharren werde, weilen es biß dato nichts alls Elsas (so endtern
Reihn ligt) praetendirt. Diser punct wirdt aber notwendig mit denen erz-
herzogischen abgeordneten müssen verglichen werden. Wann sie aber nicht
darein consentiren wollten, in extremo casu ihnen vorgegriffen werden
müsst.
[13] Weilen aber die Insprukherische lini zweifelsohne dises nicht umb-
sunst wirdt wekh lassen wollen, also khundte pro satisfactione mit ihr auch
ein gewise summa geldes geschlossen und entgegen ein stukh landes von
Khärndten ihnen verpfendet oder ultimo ganz hinumb gelassen werden.
Dann es besser einen friden zu erlangen, daß es meinem hauß obwolen einer
andern lini uberlassen werde, allß daß zu continuation des khriges (dessen
eventus doch dubius ist) die gravschaft Gerz denen Venedigern verkhauft
werde. Es hett sich aber der grav von Trautmanstorf zu bemiehen, auf daß
die Insprukherische lini wo miglich nichts von mir praetendire, sondern
amore pacis in disen sauren apfel beisse.
1–24] Ad 12–13 T: Die cron Frankhreich zu contentiren, nach villen remon-
strationen, daß sie in Teutschlandt nichts zu suchen habe, ist endlichen Pinarol, Metz,
Tul, Verdun hinden zu lassen, Moienvic zu demoliren unndt endlichen wegen Breysach,
wie E. K. M. sich gegen Churbayrn erkhlert, aber disses alleß mit vorwissen undt ein-
willigung des erzherzog Ferdinandi Caroli et quovis interest. Den entgang müßte man
also abteilen, daß einer lini allein das onus nicht gar zu schwer falle.
M: Quoad Alsatiam a Gallis uti fertur praetensam M as V a curet semper cumulative et
simul cum ministro serenissimi archiducis Ferdinandi Caroli tractari, ne si sola rem tractet,
evictionem praestare cogatur, benevolentiae suae reservando, quid pro re nata ex affectu
non necessitate serenissimo velit imposterum conferre. Alioquin tractetur per gradus et
minimum, quod fuerit possibile, Gallis concedatur, in specie de eo nequeo discurrere,
cum eius provinciae status et subdivisio mihi sit ignota. Ratione fortelitii Brisacensis
procedatur iis gradibus, quibus debuerat pater Verve, et vel demolitio vel praesidium ad
annos vel semper, reservata proprietate et fructibus, concedatur. Ac denique, si neque hoc
obtineri queat, ipsum castrum Gallorum potestati in pretium pacis cedat.
Ko: Dann bctreffent die Frantzosen, so hatt Churbayren mehr alß zu viel ihre inten-
tiones endekt und daß Elsäß pro satisfactione vorgeschlagen […]
Nun muß ich bekhennen, das die satisfaction, so von den Frantzosen auff daß Elsäß
ziehlet, Eür May. hauß allein antrifft, indem daßelbe daß pretium ad consequendam pacem
geben soll und zwar von denjenigen landen, welche in E. May. gewaldt immediate nit
sein. Nichtsdestoweniger wann der friede allein daran hafften möchte, so müste mann waß
übriges thuen, pro conservatione residui maioris. Und zwar wäre auff daß höchste hinumb
zu laßen, was der Rein separirt, als nemblichen waß jenerseits des Reins ist, dasjenige aber
alleß, was dieserseits, vorzubehalten; und weilen die vöstung Breysach ex hac parte ligt,
auch zu reserviren oder pro extremo gradu die fortification zu demoliren, dahin zu acor-
diren. Jedoch künte man pro antecedenti gradu Verdun und Tull völlig wegen der pre-
tension, so daß reich darauff hatt, cediren und, wann mann mit diesen nit contentirt, alß-
dann ad hunc extremum gradum zu kommen ist.
Ku: Hingegen unndt vor das andere möchte E. K. M. ihm dero obersten hoffmeister
in hochster geheimb offne handt lassen, mit rhatt unndt zuthun der churfürsten Meintz,
Cöln unndt Beyrn wegen Metz, Tull, Verdun, Lottringen, Elsass undt Philipspurgh,
in specie der reichsgravaminum halben an sich zu halten, mehr undt weniger nachzu-
geben, wie es seine E. K. M. bekhante treu, die erkhantnus der eusserist necessitet et
arcanorum domus ihme dictiren wurde, worbey auch seiner dexteritet zu committieren
acclinatio affectionis reliquorum statuum. Jetz zur zeit so hatt man das haubtwerkh uff
dise 3 churfürsten zu fundieren.
P: Das Elsaß betreffent bin ich nochmahlen der gehorsambisten mainung, daß selbiges
mit denen Franzosen ehistens auf die weiß, wie jüngst gemeldt, in die handlung zu brin-
gen und daß zwar auch auf denen schon hievor gemachten gradibus zu bestehen, endt-
lich aber, da es anderst nit zu erheben, daß dasjenige, waß jenseits deß Rheins ist, sambt
der vestung Breisach (derentwegen auch alle vorige absatz in der handlung zu tentiren)
nachzulassen, es sey gleich titulo allodii oder feudi, unndt da man so starkh darauf
bestehen solte, auch cum jure voti et sessionis in imperio. Unndt über disen punct hette
man sich ehenstes mit ihrer erzh. durchlaucht zu Ynsprug zu vernemben.
S: Undt ist mein aller underthänigiste unmaßgebige meynung [….] nemblich, das
mahn Franckreych nichts vohm Römischen reich noch von E. Kay. May. hochlöblichem
erzhauß deritoria [!] geben soll, weyll es mit fueg dahrauff nichts zu predentiren, sondern
ihn andern billig meßigen begerhen so viell ihnen nuhr müglich, denselben contendo [1]
geben. Solte aber der gantze friedten dahrauff bestehen, das Franckreych keinen friedten
eingehen wolte, es erhielte dahn ein stück vohm Elßaß, so befindte ich ja einmahl ihn
meinem gewissen nicht, das mahn dahrumb den friedten solte zuschlagen lassen, keines-
wegs aber denselben auch ein finger breydt landt dießer seydt des Reins zu bewilligen.
et votum praetendiren und behaubten wirdt wollen, welliche praetension
dann genzlichen zu rejiciren und sich derselben mit allen khreften zu wider-
sezen sein wirdt. Wann sie aber nicht davon weichen wollten, so wirt dises
biß ad ultimum außzusezen sein, und da daß ubrige alleß accordiret sein
wurde und es allein an disem hafte, auch die curfürsten und stende des
reichs dem consentiren sollten, wirdt er grav nach seinem guetachten
einen eilenden curir zu expediren und daruber mein resolution zu erwarten
haben.
[15] 4º Viertens wirdt es maistens auch an denen Spanischen interessen
haften. Nuhn ist bekhandt, daß alle unserer feindt dissegni, intentiones,
mihe und arbeit dahin gehen, wie sie die Teitsche und die Spanische lini
voneinander separiren et secundum illud, divide et vinces, eine oder die
andere oder successive alle beide underthrukt. Allso wirdt er grav von
Trautmanstorf vor allen dingen dahin zu sehen haben, daß es zu diser
separation nicht khume, auch ehender alles uber und uber gehen ehe er es
darzue khumen lasse. Auf daß mann aber diser gefahr entflihe, so mueß
mann sich dahin bearweiten, daß auch mit Spanien fridt geschlossen werde.
Wirdt allso er grav mit denen Spänischen plenipotentiariis in gueter vertrau-
likheit und correspondenz stetig verbleiben, ihnen die gefahr, die unmüg-
likhait der continuation deß khriegs, die notwendikheit des fridens reprae-
[449,10] – [450,26] Ad 15 M: Maxime vero me angit difficultas circa res Hispanicas, si
enim M tas V a etiam in omnibus cum inimico utroque conveniat, ipsi vero Hispanici
ministri vel nolint vel nequeant, periculum est, aut ut M as V a una cum Hispanis bellum
continuare aut exclusis ipsis pacem acceptare cogatur. Illud iudico M ti V ae impossibile,
istud illis totique augustae domui pernitiosissimum. Huic malo aliud remedium non in-
venio, quam quod M as V a ipsa saepius pronuntiavit, ut nimirum ultimo etiam pro iis
M as V a pacem concludat, quam in certo tempore aut acceptare debeant aut, si M s V a res
suas ex tanta necessitate prout potest eripiat, sibi vitio vertere non possint. Quae vero in
se recipere M as V a loco coronae Hispaniae, in tali casu, ad terminum usque declaratio-
nis vel acceptationis posset, licet de alieno facto vel praestando difficillimum sit quidpiam
statuere. Attamen in tanta anxietate videntur mihi haec, gradatim tamen: Comitatus
Rossilion, Arras, Mastrich Hollandis, Grevelinga cedat Gallis, reliqua restituantur His-
panis, Vercelli Sabaudo, Lotharingia suo duci, Sedanum suo restituatur. Invasori Lusi-
taniae Gallia, Suecia Hollandi auxilia non ferat, de reliquo res ista suo sinatur loco.
Ko: Stehet mir allein noch dieses gar sehr in wege, wann alleß daßjenige also gericht
werden möchte und der friede in Teütschlandt geschloßen, entgegen aber so harte condi-
tiones denen Spanischen von den Frantzosen zugemuethet werden solten, das sy dieselbe
nit eingehen künten, quid faciendum? Dann daß maiste daran gelegen zu verhütten, daß
alßdann der gantzer kriegs schwall nit auff Spanien falle und Eür May. von dieser cron
nit separirt werden. Und weilen mir unwißent so woll die aigentliche petitiones der
Frantzosen gegen der cron Spanien, alß auch wie weit der Spanischen commissarien
instructiones sich extendiren, alß ist schwähr davon zu reden, sonderlich weil ich anstehe,
ob Eür May. gewaldt haben, sich waß in diesen passu zu interponiren. Ist aber auch zu
befürchten, daß auß Spanien mehrere instructiones einzuhollen die zeit merklichen sich
verlauffen wirdt und die reichsstände derselben resolution nit erwarten werden, sondern
Eür May. zu den friedenschluß forthzueylen sforziren. Alß besorge ich mich gar sehr, daß
die sachen a parte Spanien sehr periclitirt werde. Dahero ich gehorsambst erachte, Eür
May. solten dem künig selbsten wie auch dem Castel Rodrigo diesen statum alsbaldt
tanquam protestando et praeoccupando zu repraesentiren und zu informiren nit under-
laßen, was gestaldt mit Denemarkh fried, mit Saxen armistitium cum Suecis geschloßen,
wie mit Bayren in lubrico auch bewandt, und dann das die übrige reichsständen zum
frieden fortheilen, sich auch dabey nit viel auffhalten möchten, das also summum peri-
culum in mora, dahero auch alda ex parte illorum resolutiones zu faßen und näheter
zu der satisfaction Gallorum herzuschreiten seye. Und ist gewiß, daß contado de
Rossilion die Frantzosen nit werden zuruklaßen, auch gegen Niderlandt Arras be-
haupten, dahero wann nur durch diese zwey stuk das übrige wie auch Catalognia
und Portugal salvirt werden kann, so künte in istis extremis die Spanische mo-
narchia dieses woll verschmertzen und noch darzu in Catalognia und Portugallo ein
general perdon concediren, ja in ultimo gradu dem Bragantza per modum feudi (wann
sich die Frantzosen seiner so starkh ahnnemben solten und solches tanquam conditionem
sine qua non herfürbrächten) ad masculinum sexum etliche insul in Portugisischen
Indien einraumben künte, so und wann dardurch zu einem völligen schluß zu kommen sein
wurde. Da nun aber in Teütschlandt zu einem frieden forthgeailet und mit den Spani-
schen zu keinem schluß zu kommen, so müste mann durch ein armistitium der cron
Spanien zu hälffen assistiren, wie mann künte, welches bey dieser winterlicher zeit desto
leichter darzu zu gelangen sein wirdt. Interea istis hybernis temporibus agant sua, ne
pereat haec monarchia.
Ku: So wer dem marques Castel Rodriguo zuzuschreiben, das ehr die khünigliche
Spanische gesante uff die extrema instruiren wolle, dan E. K. M. weren auch gesonnen
undt getrungen, eins entlichen sich zu erkhleren undt den friden noch vor khunfftieger
campagna da es miglich zu erheben; dahero die noturfft seie, das die khiniglichen consilia
hierin mit E. M. concurriren undt man uno tractu aus der sach khumben moghe.
vernemen, mit was vor conditiones sie dann entlichen den friden zu
schliessen gedenkhen. Solten sie sich aber dessen verwaigern oder daß sie
khein instruction hetten, waß hinden zu lassen, erkhlären, auf sollichen
fall solle er ihnen andeuten, daß einmal daß werkh ich allso nicht lassen
khundte, sondern vor dem könig von Hispanien, meinem fr. geliebsten
herrn vetter, schwager und brueder expromitiren wollte, cum praefixo
certo termino, in wellichem er den schluß annemen khundte oder, wann
er nicht wollte, mir nicht vor ubel halten wurde, wann ich ihm alßdann
nicht assistiren khundte. Und darauf in extremo casu denen Franzosen
Rossillon und einen plaz in Niderlandt (dessen mann sich vergleichen
wurde) verwilligen gegen dene, daß darmit der fridt mit ihnen geschlossen
sein solle und sie alle foederibus (so sie mit Portugal, Breganza und Catha-
lonien haben) renuncieren, auch ihnen kheine hilf sub quovis praetextu
laisten wollten. Und khundte ein terminus 6 mensium praefixiret werden
pro acceptatione ex parte regis Hispaniae, et ut interim inter duas coronas
sit suspensio armorum.
[16] 5º Zum finften ist wol zu vermueten, daß auch ehist vor einen armi-
sticio generali tractiret werden wirdet. Da wirdt er grav sich in tali casu
derselben instruction zu bedienen haben, welliche ich meinen Minsterischen
gesandten schon vor disem gegeben
meines fr. geliebstes brueders liebden guetachten daruber vernemen und
entlichen daß armistitium oder außschliessen oder eingehen (so verr die
zeit nicht leiden wurde, daß er sich ehunder bescheidts bei mir erholen
khundte) omnibus melioribus conditionibus quibus fieri poterit, nach deme
er allsdann den statum belli, meine waffen und länder, auch die besorgende
gefahr befinden wirdet. Wann auch ein armistitium eingegangen werden
solte, so ist es nuhr auf ein khurze zeit und etlich wenig monat zu
verstehen.
3–8] Ad 17 T: Dem Schwedischen khriegsvolkh contento zu geben, ist in
E. K. M. gewalt der zeitt nicht, ist alles in den erblanden von ihnen verzert, zu sehen, daß
Chursaxen diese mit ein monatsold oder 2 abfertige […]
Deme Französischen kriegsvolkh gelt auß dem reich zu geben, wierdt nicht so starkh
begert werden.
beste sein, die sachen dahin zu richten, daß ein jedwedere partei dieselbigen
sub certo termino uber sich nemme, welliches dann denen feindtlichen cronen
desto leichter sein wirdt, weilen sie immensos thesauros von dem reich
erhoben. Endtlichen aber wann es anderst nicht sein khundte, muesste
hallt auch darzue daß reich mit gelt concurrieren.
[18] 7º Zum sibenden, weilen ich und mein hauß sovil deß reichs wegen
gethan und gelitten, wäre billich auch von demselben auf ein recompens
zu gedenkhen. Wirdt sich allso der grav dahin bemiehen, daß etwann ein
nahmhaffter zoll aufgeschlagen und meinem hauß eingeraumet oder aber
ein namhafte summa geldes von dem reich verwilliget wurde.
[19] 8º Achtens und leztens den punctum assecurationis anlangent, werde
ich mir allzeit denjenigen gefallen lassen, wellicher vor dem sicheristen
gehalten wirdt werden, doch daß nuhr die geleicheit allerseits dabei beob-
achtet werde.
Und dises ist, waß ich ihme von Trautmanstorf loco instructionis mit-
geben wollen, alleß nuhr dahin verstanden, daß er in allem gradatim gehe,
nicht zu vorzeitig eines und das andere bewillige, sundern nach gestallt der
zeit und leiffe sich richte und die ultimos gradus nuhr ad ultimum et ex-
tremum necessitatis gradum und da khein hoffnung, waß mehrers zu erhal-
ten, hinaußgebe. Wie dann mein gnedigists vertrauen zu seiner prudenz,
geschikhlikheit, erfahrenhait und treu gestellet ist, daß er daß tempo recht
observiren und nicht zu frue noch zu spat abdrukhen werde. Wie ich dann
ein solliches gegen ihm und die seinigen in kaiserlichen gnaden allzeit
erkhennen und sein gnedigister kaiser und her verbleiben werde. Geben
auf meinem schlos zu Linz den 16. October 1645.
Ferdinand ss.
L. S.
Rechenschaftsbericht des Grafen Maximilian von Trauttmansdorff über dieVerhandlungen in Münster und Osnabrück anläßlich der Rückstellungder Geheiminstruktion.
Wien, 1649 Februar 2
7] Adresse auf fol. 226‘ An die Röm. Kay. May. etc., unsern allergnedigsten Herren,
Herren, etc. Als Rubrum folgt, ebenfalls von der Hand Trauttmansdorffs Dero geheimen raths,
cammerers unndt obristen hoffmaisters Maximiliani graven zu Trautmanstorff etc. aller
untertenigste gehaime relation über die zu Münster unndt Ossnabrugkh vorgehabte
fridenshandlung unndt schlusses. Sambt der Kayserlichen gehaimen mit ihrer Mayestet
aigner handt geschriebenen gehaimisten instruction.
Demnach nunmehr durch die gnadt gottes der Teutsche friden ge-
schlossen, derselbe aber in deme, so vor E. K. M. darinnen erhalten
worden, auf diesen conditiones meistentheils beruhet, so noch zu meiner
zeit zu Münster unndt Ossnabrugkh verglichen worden, also hab ich
khurzlich hiemit E. K. M. allergehorsamst vortragen sollen, waß über die
geheime (in originali wider hiebey gelegte) instruction, so E. M. von dero
aigner kayserlicher handt geschriben mit angehendigt, unndt E. K. M.
hernach erfolgten befehlen erhalten worden.
1. Erstlich befehlen E. K. M. in obgedachter instruction vom 16. Octo-
bris 1645, mich zu bemühen, vor allen dingen die stendt des reichs unter
sich, gesambte aber mit E. K. M. zu vergleichen unndt zu vereinbaren.
Ob nun wol 1646 Churbayren sich diesem actui procedendi starkh widersezt
unndt, daß man eher mit Frankhreich accordiren solle, durch selbige cron
hernacher die Schweden unndt stendt des reichs zu billichern conditiones
zu vermögen, eingerathen, so hat doch der eventus selbst erwisen, daß die
resolutio gravaminum et amnestiae, in welchen puncten der ständt satis-
faction bestandten, das fundament in dieser handlung hat sein müssen,
ohne welchen man noch zu kheinem schluss mit denen feindlichen cronen
gelangt wäre. Ist also in diesem punct E. K. M. instruction ein genügen
beschehen.
2. In puncto amnestiae haben E. K. M. allergnedigst verwilligt, im reich
endlichen auf das jhar 1618 zurugkh zu gehen. Es ist aber das jhar 1624
unndt also 6 jhar, dardurch die catholische religion in der Oberen Pfalz
erhalten worden, in denen kayserlichen erblanden aber die religion völig
biß 3 kirchlein in der Schlesien manutenirt worden, unndt seindt E. K. M.
in Osterreich allein die graven, herren unndt edelleut, so uncatolisch, zu
gedulten schuldig, so de praesenti darinnen wonen. Ingleichen seindt alle
confiscationes, so vor dem Französischen unndt Schwedischen krieg
vorgangen, becrefftigt.
3. In puncto gravaminum hete vermög der instruction endlichen auch die
paritas religionis aller assessorum in reichshoffrat khünen zugelassen werden.
Es ist aber das werkh besser unndt nuer auf etliche Augspurgische confes-
sionsverwandte reichshoffräth moderirt worden, wie ich dan auch, so lang
ich bey denen tractaten gewesen, unangesechen waß in meinem abwesen
zu Ossnabrugkh in Majo 1647 gehandelt, nie merehr wegen der stat
Augspurg verwilliget, als daß sie in dem standt, wie sie anno 1624 sich be-
funden, sowol in politicis alß ecclesiasticis, wieder solle gesezt werden.
Insonderheit aber seindt die erz- unndt stiffter, welche ohne das denen
protestirenden nicht haben genomen werden khünen, ihnen unndt der cron
Schweden in satisfactionem et aequivalentias, darmit vil andere landt unndt
leute catolischer religion unndt E. K. M. selbst zugehörige (wie den ganz
Schlesien paetendirt wardt unndt auf welche auch von theils catholischen
chur- unndt fürsten selbsten das absechen gewesen) erspart unndt über die
instruction erhalten worden.
4. Das Hessische negotium ist unter denen parteyen ohne cooperation
E. K. M. diener verglichen worden, auch ohne E. K. M. entgelt die satis-
faction verabschidet.
5. Das Pfelzische negotium ist also verglichen, daß E. K. M. an stat
dreyer millionen gulden, welche sie in dero instruction verwilligt haben
von dem ihrigen herzugeben, nuer m/400 reichstaller oder m/600 fl. in 4 jahren
zu bezallen, der pfalzgrävin des Friderici wittib m/20 reichstaller oder m/30 fl.
semel per semper unndt, wan ein Pfalzisches freullein heyratet, m/10 reichs-
taller oder m/15 fl. zu reichen, deren 2 sein, unndt also in allen m/660 fl. bringen
möcht, verbunden worden. Ist also in diesem punct allein E. K. M. über die
erlaubniß, so ich gehabt, 2 milliones dreymalhundertvierzigtausendt gulden
erspart worden.
6. In puncto satisfactionis Suecicae haben E. K. M. ein theil des erzstifftes
Bremen neben ganz Pomern unndt Rostokh verwilligt unndt noch darzu
durch kayserliche rescripta an dero gesandte zu Ossnabrugkh m/1200 reichs-
taller. Ist also in dieser post halb Pomern, Rostokh unndt von denen m/1200
reichstaller der halbe theil, id est m/600 taller, von E. K. M. aigen gelt aber
m/1000 oder ain million reichstaller, dan sie nur m/200 taller bezallen dörffen,
erspart worden.
7. In puncto aequivalentiarum haben E. K. M. vor Churbrandenburg
verwilligt die forderung, so E. K. M. auf die restanten vom herzogthum
Crossen
an mich die herzogthumb Gross-Glogau unndt Sagan zu geben. Disses ist
alles ohne einigen khreizers zutrags von E. K. M. cassa oder handtbreit
erdt von dero landen, auch das herzogthum Jägerndorff
worden.
8. In puncto Französischer satisfaction ist über E. K. M. instruction das
Breiskhau, die 4 Waldstet unndt die landvogtey Orttenau gegen die Franzosen
erhalten worden. In puncto aber dieser aequivalentiae vor die Insprugerische
linea ain stukh vom herzogthum Cärndten unndt 3 millionen frankhen
erhalten worden. Unndt dörffen E. K. M., wan auch das reich wider ver-
hoffen der Oberösterreichischen lini khein recompens verwilligte, nicht
mehr alß m/200 reichstaller in haubtsumma, biß aber solche erlegt, allein
m/10 reichstaller järliche interesse beytragen.
9. So lang ich zu Münster gewest unndt denen tractaten beygewont, ist
Spanien allzeit eingeschlossen gebliben unndt khein Separation vorgangen,
10. noch einiges armisticium particulare vel universale von E. K. M.
wegen bewilligt noch geschlossen worden.
11. Die satisfactio militiae Suecicae ist auch erst lang nach meinem abzug
zwischen denen Schweden unndt reichsstenden verglichen worden.
12. Der abdankhung militiae unndt restitutionis locorum sol man sich
noch vergleichen, ist zu meiner zeit darvon nicht gehandlet worden. So
darbey waß gefält, khan ich khein schuldt haben.
13. Durch dise allergehorsamiste erzelung derer dienst, so E. K. M.
ich in diesen negotio tractatae pacis allerschuldigist erwisen, wil ich anderen,
so sonst auch darbey gearbeitet, nichts entziehen. Aber das, waß ich allein
vermög kayserlicher instruction unndt handbriefl in gewalt gehabt, auch
niemandts anderer (daß ich so weit nachgeben derffte) gewust, das wierdt
billichen (ohne eyteln ruhm) meiner treu, verschwigenheit unndt industriae
zuzuaignen sein. Bey dieser zurukhaltung aber seindt die tractaten nicht
verzogen worden, dan wegen grosser hoffnung, welche Frankhreich auf
Neapoli, Milan unndt dardurch ganz Italiam zu erobern, die Schweden
aber noch mehrer in Teutschlandt zu gewinen, heten sie doch auch mit
concession alles dessen, so ich erhalten, nicht eher alß beschehen fridt
gemacht, ja sie haben auch nach geschloßenem frieden gern mit denen
Prag steten das königreich Behaimb erobern wollen.
14. Das landt Ob der Ennß ist zwar erst durch diesen fridenschluss völig
von Churbayrischer obligation befreyet worden, aber ich hab dessen völige
possession unndt nuzniessung schon 1628 vor E. K. M. herrn vattern
seligister gedechtniß zu Münichen erhalten
hero dieses allein biß auf den jezt beschechnen fridensschluss, wie solches
die raitung außweiset, in die 20 millionen gulden genossen, so Churbayren
vilmal gereut. Unndt wurdte die recuperation bey dieser fridenshandlung
schwerlich sein zu erhalten gewesen, sondern es heten die feindlichen
cronen unndt reichsstendte meistentheils lieber die Oberpfalz der Heydel-
bergischen lini restituirt, Churbayren aber mit dem lanndt Ob der Ennß
bezalt sechen wollen.
15. Waß ich bey dempfung des angegangenen Fridtlendischen feuers
gethan, ist E. K. M. gnedigst wissendt. Da hat man gleichwol auch umb
cron unndt scepter periclitirt unndt ist ein haubtresolution und voto gewest,
so billich zuforderist kayserlicher Mayestet, nacher aber denen wenigen,
so darzu gerathen, zuzuschreiben .
16. Die heroische resolution im Januario 1641 (alß Banier auf Regenspurg
mit aller macht angezogen), aldort zu verbleiben unndt sich zu defendiren,
haben E. K. M. allein mit mier beratschlagt unndt darauf allergnedigst
resolvirt, welches E. K. M. bey aller welt grossen ruhm unndt das Römisch
reich in ihrer handt erhalten hat .
17. Ich bekhenne aber mit allergehorsamster dankhsagung, daß alle meine
geleiste schuldigiste dienst von E. K. M. herrn vattern unndt E. K. M. mier
in gnaden von guet unndt eerhen genugsam seindt belohnt worden, dan
auch disses, so mir von E. K. M. reichsstendt unndt erblandten wegen des
geschlosenen fridt freywillig mit E. K. M. einwilligung geschenkht wierdt,
ich von E. K. M. alleruntertenigst erkhenne.
18. Wie nun dergleichen merita (ohne eyteln rum zu melden) nicht
jeglicher wierdt zu allegiren haben, noch die derowegen von mier empfan-
gene gnaden schedliche consequentias bey andern praetendenten nachkhu-
men, also versichere zu E. K. M. unndt dero höchstlöblichsten hauß unndt
dero posteritaet ich mich genzlich unndt allergehorsamst, wo khunfftig
meine armen khinder, deren vil sein, unndt deren nachkhomen in concursu
aliorum, caeteris paribus, gnaden unndt befurderung alleruntertenigst
suchen wurden (dan mit mier es nun mehr, got geb, zu einem seligen endt
lauffen wil), E. K. M. würden dieselben vor andern zu begnaden aller-
gnedigst ingedenkh verbleiben. Dero ich mich hiemit zu beharrlichen
kayserlichen gnaden allergehorsamst befelche. Wien, am heiligen Licht-
messen tag, anno 1649.
E. Römisch kayserlichen Mayestet allergehorsamster
M. gf. Trautmanstorff mp.
Zwei »Handbriefl« Kaiser Ferdinands III. an Graf Trauttmansdorff alsAntwort auf dessen Rechenschaftsbericht.
Preßburg, 1649 Mai 10
Orig., ganz eigenhändig von Kaiser Ferdinand III., Familienarchiv Trautt-
mannsdorff A 3, Nr. 80. Drucke ( von a): J. v. Hormayr S. 126 und
danach teilweise C. v. Wurzbach 47 S. 64.
a
Lieber grav von Trautmanstorf. Auß euer geheimen relation uber die
Münster- und Oßnabrukhische fridenstractaten habe ich mit mehrerm erse-
hen, waß ansehnliche dienst ihr mir, dem reich und meinem hauß dabei ge-
leistet und wie ein ansehenliches ihr dabei uber die euch in geheim gegebene
instructio und volmacht erhalten. Gleich wie mihr nuhn dieses zu abson-
derlichem grossen gefallen gereichet, allso werde auch ich und meine
nachkhümlige gegen euch, die eurigen und euer posteris ein solliches in
allen gnaden erkhennen, dessen ich euch hiemit und benebenß versichern
wollen, daß so hinführo euer khinder und dero nachkhümlinge gnade und
befördrungen suchen wurden, ich sie vor andern in concurso aliorum
caeteris paribus zu begnaden und zu befördern mier angelegen sein lasse,
auch selbst darauf bedacht sein werde, wie diese und ander mir von euch
gelaiste ansehnliche dienste eure khinder auch empfinden und geniessen
mögen. Verbleibe benebenß allzeit euer gnedigster herr. Presburg, den
10. May 1649.
Ferdinandt
An graven Max von Trautmanstorf.
b
Lieber grav von Trautmanstorf. Hiebei habt ihr dises handtbriefel zu
empfangen, uber welliches ich auch noch dise gnadt auswerfen wollen,
nemblich hunderttausent gulden auf mittel, so ihr etwan selbst vorschlagen
werdet, neben den geldern, so von Wirtemberg anstatt Neustat
zu gewerten sein. Sollet ihr aber in honoribus oder sunsten vor euch und
eur khinder was verlangen
verbleibe allzeit euer gnedigster herr. Ex arce Posoniensi 10. May 1649.
Ferdinandt
Trautmanstorf