Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
Hinweis auf nr. 255. Wir waren nun in hoffnung gestanden, es wurde also
dabey bis uf ir vom königlich Franzößischen hof erwartende ferrere resolu-
tion, weil sie dieselbe in so kurzer zeit vertröstet hatten, verbleiben mögen.
Es seint aber am nachgefolgten sambstag die Churbayrische gesandten vor
uns erschinen und haben uns nach diser vernomner beschaffenheit zu-
gleich communiciert, wie das der conte d’Avaux bey inen gewesen und
angezeigt, wohin ire gedancken entlich zihlten, als nemblich, das sie einmal
das Ober- und Undterelsäss sambt der vestung Preysach und der statt
Newenburg
Rheins gelegen, dem hauß Österreich zurugglassen wolten, welches doch
noch der zeit vom conte Servient ufs stärckhist widerfochten werde. Und
als wir inen geantwortet, das in unserer macht nit stüende, so weit ainzu-
willigen, haben sie uns weitlaüffig vorgehalten, weil sie von ihrem gnädig-
sten herrn so ernstlich und bey irer schweren verantworttung bevelcht
weren, lenger mit denn particulartractaten nit innzuhalten, das sie einmal
damit außbrechen müesten. Endtlich nach vilen gewexleten reden und uf
unser zuesprechen sich erbotten, mit denen Franzößischen plenipotentiariis
ferrer aus der sachen zu reden und zu sechen, wie weit sie selbige möchten
bringen könden.
Waßgestalten sie nun uns gestrigen tages referiert, das die gedachte plenipo-
tentiarii zwar nit bevelcht ze sein, sich entschuldigt, von denn Vorderöster-
reichischen landen etwas zuruggzugeben, iedoch uf ir verantworttung ge-
nommen, wan inen die innbehaltung der vestung Preysach, statt Newen-
burg, auch dess obern und undtern Elsäss sambt dem Sundtgaw accordiert,
das die 4 Waldtstätt, das Preyßgaw und was disseit Rheins gelegen, dem
haus Österreich abgetretten und überlassen werden solte. Sie auch darüber
alspald an dem königlichen hof umb consens bey aigner staffetta schreiben
und innerhalb 10 tagen denselben beybringen wolten. Das alles geruhend
Euer Kayserliche Mayestät aus beyligendem extractu prothocolli gnädigst
anzuhören und dabei auch weiters zu vernemmen, welchergstalten wir von
allem disem verlauff denn Spanischen gesandten parte gegeben; selbige
auch sehr ungern zuegeben wolten, das man sich uf so beschwerliche postu-
lata mit denn Franzosen in beschließliche handlung einlassen solle. Wie
dann Euer Kayserliche Mayestät aus nebenligendem zetul dess conte Pene-
randa, so er an mich, Volmarn, geschriben, mehrers gnädigst anzehören,
wie ungleich er solche handlung anziechen thuet. Nun stehet der haubt-
zweckh an überlassung der beeden stätten Preysach und Neüenburg,
derentwegen Euer Kayserliche Mayestät weder mir, grafen von Trautmanß-
dorf, in particulari noch uns insgesambt bis daher einige vollmacht nit er-
theilt haben. Und sechen wir die höhste gfahr der Churbayrischen Separa-
tion vor augen, welche disen Westphalischen craiß zugleich nach sich zie-
chen und also Euer Kayserliche Mayestät von aller hilff und beystandt der
catholischen chur-, fürsten und ständten dess Reichs genzlich bloßstellen
würdt. Also das sie eintweder der ganzen last der Schweedischen und Fran-
zößischen waaffen uf ire erbkönigreich und landen werden kommen lassen
oder denn Schweeden sowohl als denn protestierenden alles, was sie nur
begeren und suechen thuend, in politicis et ecclesiasticis, einwilligen mües-
sen. Daraus aber zugleich ein genzliche alienation der catholischen chur-,
fürsten und ständen, neben noch mehrer schweren nachfolg zu befahren
stehet.
Hingegen und wann Euer Kayserliche Mayestät auch in zurugglassung er-
melter beeder pläzen einwilligen und wir dessen bevelch und vollmacht
heten, so hetten sie vorderist von der cron Frankreich und nach derselben
plenipotentiarien vertröstung, auch sicherlich von der cron Schweeden,
praesupposita ipsorum quoque satisfactione, denn friden zu verhoffen. Zum
andern wurde alspaldt eintweder ein gemeine oder mit der cron Franckreich
absönderliche suspensio armorum biß zu völiger abhandlung der fridens-
puncten erhalten werden können. Dritens weren Euer Mayestät weitern ein-
falls in dero erblanden eintweders genuegsamb gesichert oder, wann die
Franzosen über den Rheinstromb zurugg verbleiben, den Schweeden zum
widerstandt genuegsamb gewaxen. Zum vierten erhalten Euer Mayestät
hierdurch die erledigung von der eviction gegen Churbayren, befreyen sich
auch gegen Churbrandenburg der recompensation. Zum fünfftcn stehet zu
hoffen, das man auch mit denn protestierenden in puncto gravaminum
desto leichter zum standt kommen werde. Zum sechsten, so werden eben
aus diser concession die Hollender selbst desto mehr ursach haben, ire befri-
digung mit Spania fortzusezen, weil sie durch lengern krieg nichts anders,
als der cron Franckreich grössere macht, so wie mehr und mehr auch inen
nachdenckhlich fallen wirdt, erheben thuend.
Und obwol aus disen und mehr andern bedenckhen ich, graf von Traut-
manßdorf, in crafft Euer Kayserlichen Mayestät mir zuegestelter aigen-
hendiger instruction wol etwas weiters zu gehen bemächtigt sein möcht;
dieweil aber iedoch sie mich in allen iren letsteren briefen uf dero gnädigste
resolutiones vom 〈13. und 14.〉 Martii
gefasten, auch irer churfürstlichen durchlaucht communicierten resolution
ieweils expresse bevolchen wirdt, zu allen fählen die vöstung Preysach, die
4 Waldtstätt sambt allem, so disseit Rheins gelegen, außzunemmen, auch
aus dess herrn churfürsten an Euer Mayestät abgangnem aigenhendigen ant-
worttschreiben nit zu ersechen, das seine durchlaucht dise exception im ge-
ringsten widersprochen hette; so stehen wir nit unbillich ahn, was hierinnen
zu thuen. Wir seint zwar im werkh, hierunter nit allein denn Spanischen
plenipotentiariis alle difficulteten zu eröffnen, sondern auch der mediato-
ren mainung im vertrauen zu erforschen, ob sie thuenlich und vorstendig
erachten wurden, mit anerbieten dess letstern gradus, das ist dess Obern
und Undtern Elsäss, also gleich und ehe dan die Franzosen ire weitere reso-
lution von Pariß erlangen thuend, heraußzugehen. Und wann sie es für
nöttig halten theten, uns darnach zu richten. Was aber Preysach und
Neüenburg anlangt, uns wegen ermanglenden bevelchs allein dahin zu be-
ziechen, das wir es mit denen hierzue dienlichen umbständten an Euer
Mayestät gelangen lassen, ungezweifleter hoffnung, sie eintweder deren
allergnädigsten consens darüber ertheilen oder doch sonst wessen wir uns zu
verhalten haben solten, uns feren bevelch zuekommen lassen werden; wel-
ches die Franzosen darumben nit ungleich ufzunemmen, weil sie doch
selbst umb consens ihrer erclärung an königlichen hof schreiben müesten.
Im fahl aber es ie dahin kommen müest und Euer Kayserliche Mayestät
darein bewilligen würden, so heten wir doch gehorsamist darfür gehalten,
es solte dargegen capituliert werden, das die cron Franckreich und Schwee-
den verschaffen solten, das die veste Hochentwiel Euer Mayestät hauß
Inspruggische lini neben anderen vorgestelten conditionibus eingeantwortet
oder wann ie solches nit zu erhalten, demoliert werden solle. Wür piten
demnach gehorsamist, Euer Kayserliche Mayestät wollen uns ohne einige
zeitverliehrung allergenedigisten bevelch zuekommen lassen, wessen wir uns
hierinnen zu verhalten haben sollen.
Mit der statt Newenburg wurde es sonst nit vil zu bedeüten haben, seite-
maln diser plaz wider keinen, auch geringen gewaldt, zu defendieren, noch
auch bevestigt werden kan. Und wan es über kurz oder lang zu einigem
bruch mit der cron Franckreich kommen solt, vil underschidliche posten
zwischen Basel und Breysach ufm Rhein gefast und die correspondenz mit
weniger mühe abgeschnitten werden könte. So hat man auch daselbst einige
camergfäll nit zu erheben und ist die burgerschafft so arm, das man auch
zu fridlichen zeiten deroselben die landtstewren wegen erleidender wassers-
gefahr vom Rheinfluss zum öfftern nachlassen müessen.
Solten wir nun uf der Franzosen durch die Churbayrische uns angebrachte
erklärung mit rath der mediatoren weiters uns heraußzulassen rathsamb be-
finden, so wollen wir verhoffentlich beinebens die sachen dahin richten, das
die einstellung fernerer hostiliteten erfolgen thue.