Acta Pacis Westphalicae II B 5,1 : Die französischen Korrespondenzen, Band 5, 1. Teil: 1646 - 1647 / Guido Braun unter Benutzung der Vorarbeiten von Kriemhild Goronzy und Achim Tröster, unter Mithilfe von Antje Oschmann am Register
VORWORT Der sehr umfangreiche Aktenband APW II B 5/1–2 folgt erfreulich schnell den 1999 ausgelieferten Bänden 3 und 4 . Er enthält in 346 Stücknummern die fran-zösischen Korrespondenzen der sieben Monate vom 24. November 1646 bis zum 24. Juni 1647. Der große Umfang des einschlägigen Quellenmaterials zwang zur Aufteilung in zwei Halbbände. Dabei sollten einigermaßen ähn-lich umfangreiche Teile gebildet werden, und es sollte die Zäsur, soweit mög-lich, mit dem Kongreßverlauf korrespondieren. Daher bot es sich an, die Mitte des Monats März für den Einschnitt zu wählen; denn Paris hat am 15. März Einzelheiten für die weiteren Verhandlungen mit Spanien festgelegt (Nr. 177), und am gleichen Tage hat der Conseil sich ein Memorandum Mazarins mit verbindlichen Vorgaben für das künftige Verhalten gegenüber den Schweden, den Kaiserlichen sowie den katholischen und den protestantischen Reichsstän-den zu eigen gemacht (Nr. 179). So führt jetzt Teilband 1 vom 24. November 1646 bis zum 14. März und Teilband 2 vom 15. März bis zum 24. Juni 1647. *** Während dieser sieben Monate hat sich nur Longueville als Unterhändler ständig in Münster aufgehalten und für Frankreich verhandelt, wobei von September 1646 bis April 1647 neben den (offiziellen) päpstlich/venezia-nischen Mediatoren die niederländischen Delegierten als Interpositoren ver-mittelt haben. Hingegen weilte d’Avaux von Januar bis Ende April, mit einer wichtigen Unterbrechung Ende März, in Osnabrück. Dort kam die diploma-tische Unterstützung Frankreichs dem Abschluß der Vorfriedensverträge des Kaisers mit Schweden und Kurbrandenburg (am 18./19. Februar) zugute. Im Gegensatz dazu bewirkten seine Guten Dienste in den anschließenden Gra-vamina-Verhandlungen für die katholische Seite nur wenig. Servien hinwie-derum residierte seit Anfang Januar 1647 in Den Haag, wo er den französisch-niederländischen Garantievertrag vom 29. Juli 1647 ausgehandelt hat; er ist erst Anfang August nach Münster zurückgekehrt. Von konsequenter Einheit-lichkeit der an drei verschiedenen Orten von Staatsmännern mit sehr unter-schiedlichem Profil betriebenen französischen Kongreßpolitik kann daher im Zeitraum dieses Bandes nur mit Einschränkung die Rede sein; denn Mazarin konnte und wollte die Diplomaten nicht ständig an kurzer Leine führen. Das politische Hauptthema Frankreichs im Westfälischen Friedenskongreß hieß nicht: Kaiser, oder: Kaiser und Reich, sondern: Spanien. Die substantiellen Verhandlungen über diesen Punkt bahnten sich im Herbst 1646 an, kamen nach der Unterzeichnung der spanisch-niederländischen Provisionalartikel vom 8. Januar 1647 wirklich in Gang und bissen sich schließlich Ende Mai 1647, wenn auch noch nicht endgültig, in der Portugal-Frage fest. Für die fran-zösische Seite war ein in seiner Tragweite zunächst überschätzter Erfolg der Ulmer Waffenstillstand vom 14. März 1647 mit Kurbayern und Kurköln, dem am 9. Mai die kurmainzische Neutralisierung folgte. Der Kaiser aber ka- pitulierte auch jetzt gegenüber Frankreich noch nicht. Mit den am 11./12. und am 13. Juni durch Trauttmansdorff öffentlich präsentierten Vertragsentwür-fen für den Frieden mit Frankreich und mit Schweden wurde aber unmißver-ständlich deutlich, daß Mazarins Hoffnung auf eine dauerhafte Kooperation mit Trauttmansdorff von falschen Prämissen ausgegangen war. Nicht nur die Wiener, sondern auch die Pariser Kongreßpolitik waren jetzt in der Krise. Der kommende Band APW II B 6 , der bis zum 18. November 1647 führt, wird die Wege und Auswege, die Mazarin nunmehr suchte und fand, dokumentieren. Noch blieb es das französische Kriegsziel, mit beiden Zweigen des Hauses Österreich Frieden zu schließen. *** Wie alle vorausgehenden Bände der Reihe der französischen Korrespondenzen der APW fußt auch dieser Band zunächst auf der grundlegenden Bestandsauf-nahme der einschlägigen Materialien in den Pariser Archiven und Bibliothe-ken durch Frau Dr. Kriemhild Goronzy. Herr Achim Tröster hat daraus ein erstes Konzept für Band II B 5 entwickelt. Als er 1990 wegen einer anderen Lebensplanung aus den Diensten der Vereinigung ausschied, hat er seine Vorarbeiten Herrn Guido Braun zurückgelassen, der in den frühen neunziger Jahren als studentische Hilfskraft die Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte E.V. kennenlernte und vom 1. Oktober 1995 bis 31. Januar 2001 für die Bearbeitung des Bandes II B 5 als wissenschaftlicher Mit-arbeiter hauptverantwortlich tätig war. Mit der vorliegenden Edition hat er eine vorbildliche Leistung vollbracht, was Erfassung, Durchdringung und Darbietung des riesigen Stoffes betrifft. Herr Dr. Braun konnte Anfang 2001 zum Deutschen Historischen Institut nach Rom überwechseln, weil Frau Dr. Antje Oschmann sich selbstlos in die vielleicht etwas zu umfangreich angeleg-ten Registerarbeiten eingeschaltet und diese bis zum Ende redaktionell mit-betreut hat. Auch ihr Name ist daher auf dem Titelblatt dankbar erwähnt. Der verbindliche Dank des Herausgebers gilt im übrigen wiederum der Nord-rhein- Westfälischen Akademie der Wissenschaften zu Düsseldorf, die diese Edition als Gemeinschaftsprojekt des Bundesministeriums für Bil-dung und Forschung und des Landes Nordrhein- Westfalen betreut, der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach- Stiftung für den Druck-kostenzuschuß sowie unserem Verlag, dem Hause Aschendorff in Münster. Wie stets muß besonders hingewiesen werden auf die Archive und Bibliothe-ken in ganz Europa, auf deren Schätzen diese Edition der Akten des Westfäli-schen Friedens beruht, hier vor allem auf Pariser Institutionen: die Archives du Ministère des Affaires Étrangères, die Archives Nationales, die Bibliothèque de l’ Arsenal, die Bibliothèque de l’ Assemblée Nationa-le, die Bibliothèque Nationale de France, die Bibliothèque de l’ Insti-tut de France und die Bibliothèque Universitaire de la Sorbonne. Bonn, den 10. Februar 2002 Konrad Repgen