Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
Hinweis auf nr. 117. Auf Drängen des Bischofs von Osnabrück haben wir montags,
den 27. huius, beeder herren churfürsten Cöln und Bayren gesandten und
räthe zu uns vertagt und mit inen dasihenig verhandlet, was in mitkommen-
dem extractu prothocolli [= Beilage 4] umbständtlich verzeichnet ist. Und
werden Ewer Kayserliche Mayestät daraus allergenedigist anzuhören haben,
das von ermelten churfürstlichen nit allein die ferrere antreibung zu be-
schliesßung eines durchgehenden fridens, sondern auch die werbung eines
armistitii uf die baan gebracht; zwar noch derzeit, umb etwas darmit inze-
halten, eingerathen worden. Und dieweil wir uns in solcher vorgangner
berathschlagung auf etlich uns eingelangte zeitungen bezogen, so folgen
dieselben auch sub numeris 1. 2. 3. Zwar haben wir die weitere nachricht
erlangt, das die Generalstaaden sich der Franzosen intention, sovil die zue-
gemuette neüe werbungen und feldtzug gegen denn Spannischen betrifft,
(ausserhalb der provinz Hollandt) nit bequembt, sonder sich dessen rundt
verwaigert, auch nit gemeint sein sollen, dem prinzen von Uranien diß jars
einigen feldtzug zu vertrauen. Dessentwegen auch die Franzosen mit inen
sehr übel zufriden und der Franzößisch extraordinari ambassator eheist
wieder nach Pariß sich zu begeben willens sein solle.
Sonsten seint zwar vorgesteren nachmittags beede Franzößische plenipo-
tentiarii bey denn herrn mediatoren erschinen, und haben wir anderst nit
vermeint, dann sie wurden sich uf unser replicam nunmehr ad specialia
erclärt, ire postulata pacis deütlich eröffnet haben. Inmassen auch herr nun-
cius dessen dem herrn bischoffen von Oßnabrugg soweit anzeig thuen lassen,
daß der Servient sich absonderlich, conte d’Avaux aber durch seine leüth
bey ime anmelden und beede sovil zu verstehen geben lassen, daß von Pariß
inen ordre zuekommen wer, einer immediate nach Ostern nach hof verrei-
sen, deßwegen auch die ordonanz über 8 tag gewiß heraußgeschickht wer-
den solte. Sodann weren sie beede entschlossen, selbigen nachmittags bei
denn herren mediatoren sich anzumelden und auf unsere replicam zu erclä-
ren, denn sie hetten dessentwegen vormittags in drei ganzer stundt mit dem
Schweedischen residenten Rosenhan und denn Hesßischen gsandten ge-
handlet. Als wir aber gestern uf den mittag bey herrn nuncio nachfrag
thuen lassen, ob und waß sich die Franzosen erclärt hetten, ist uns die
antwort zurugggebracht worden, das zwar sie, Franzößische plenipotenti-
arii, in 4 stundt lang bey inen, beeden mediatoren, gewesen, heten aber mit
keinerley weiß noch weeg zu eröffnung irer proposition behandlet werden
können, sonderen weren stetigs uf iren alten principiis verbliben, also das er,
der herr nuncius apostolicus, wie auch der Venedische pottschaffter haitter
und clar verspühren müesten, das bei inen, Franzosen, wie zumalen auch
den Schweedischen alles nur uf lauter außflüchten und umbzüg gerichtet
und kein hoffnung einiger fruchtbarlichen handlung nit erscheinen wolte.
Derentwegen auch der Venetianische pottschaffter sich rundt erclärte, das
er seiner republica umb abforderung zuschreiben und lenger alhie sein zeit
vergeblich nit verzehren wolte. Doch hetten sie, Franzosen, auf langes zue-
sprechen der sachen weiters nachzudencken und heütigen nachmittags sich
bei inen, mediatoren, widerumb anzumelden erbotten. Es erscheint aber
hieraus wie aus allen vorgehenden iren handlungen haitter und clar, das
sie und die Schweeden nichts anders gedencken, dann Ewer Kayserliche
Mayestät, auch chur-, fürsten und stände dess reichs mit vergebenlichen
aufzüglicheiten herumbzufüehren und aufzuhalten, solches auch solang
fortsezen und beharren werden, solang man inen dergestalt mit geduldt
zusechen und sich erwöhnen lassen würdt, das man mit inen bei disen alher
und gehen Oßnabrugg veranlaasten zuesammenkonfften zu einigem friden
werde gelangen mögen.