Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Samstag Wir haben hierauff vordrist nöthig erachtet, die
Saxen Aldenburgischen als directores unter denn protestierenden vor unß zu
bescheiden und von ime zu vernemmen, in quo statu sie mit ihrer consul-
tation begriffen. Der ist aber disen abendt nit, noch auch am folgenden sambs-
tag vormittag erschienen, sondern es haben die Churmaintzischen unß per Dr.
Mele et Krebßen sambstags morgens, den 8. huius, anzeigen lassen, es wer
der von Löwen, Churbrandenburgischer, und Thumbshirn, Saxen Aldenbur-
gischer gesandte, jener zu denn Churbayerischen, diser zu dem Würtzburg-
und Bambergischen kommen und hetten begehrt, weil sie unthuenlich
befinden, uff der catholischen übergebne schrifft ferners in scripto ze re-
plicirn, so wolten sie vernemmen, ob nit am besten wer, sich einer engen
conferentz unter ettlichen catholischen und protestierenden zu vergleichen
und zu sehen, ob man sich über die noch restirende differentias vereinigen
köndte; ex parte protestantium wer Chursaxen, Churbrandenburg, Braun-
schweig, einer vom grafenstandt und im namen der stätten Straßburg. Die
catholischen hetten solche conferentz nit wol abschlagen könden, wie sie ver-
hofften, es wurde zu befürderung deß fridens dienen; wer also Churmaintz,
Trier und Bayern, sodann Würtzburg, Bamberg derselben abzewartten er-
biettig. Hettens unß zu nachricht andeütten wöllen. Respondimus, wir
wüßten unß vordrist Ihr Kayserlicher Maiestät allergnedigster resolution de
14. Octobris nechsthien zu erinnern, worinnen Ihr Maiestät selbst uff der-
gleichen conferentz under denn ständen selbst, doch mit unserer direction,
andeüttung gethan und ihren selbige nit missfellig ze sein erclärt. Also wer
unß am liebsten gewesen, daß sie gleich anfangs zu unserer allherkunfft wer
vorgenommen worden. Es hetten sich aber damaln die protestierenden darzu
nit verstehen wollen, sondern unß auff continuation der immediathandlung
mit denn Schweden gewisen. Daß sie aber anietzt sich so willfährig erzeigen,
müess etwas sonders bedenkhens auff sich tragen, dann schwerlich zu
glauben, daß sie ohne vorwissen der Schweden solche resolution gefaßt, uff
wölchen fahl wol ein betrug dahinder stekhen möcht. Solte es aber ohne der
Schweden vorwissen geschehen, so wer es zwar guett, allein möchten sie
etwan darzu anlaaß genommen haben, das inen von eim oder anderm der
catholischen in discursu andeüttung beschehen, man würde pacis caussa in
tali conferentia noch wol ein mehrers nachgeben. Wir wolten also verhoffen,
man werde bei so weniger anwesenheit der catholischen, sonderlich Chur-
cöln
, die tractatus ze alterirn nit gemeint sein noch unß, Kayserische, im
namen Ihr Maiestät besaits setzen wollen, sonderlich weil ich, Volmar,
gestern mit den Churmaintzischen und Churbayerischen verabschiedet, daß
heüt dato das instrumentum pacis quoad amnestiam et grauaminum denn
Schweden und protestierenden außgehendigt werden solte, wölcher mei-
nung wir dann noch seyen.
Als nun dise Churmaintzischen hinweggangen und für rathsamb befunden
worden, daß ich, Volmar, (weil unterdessen bericht einkommen, daß obge-
meldte deputati ex utraque parte allberait beisamen) mich zu denn catho-
lischen verfüegen und der fürgangnen handlung mehrers nachforschen solle,
hab ich selbige, als namblich wegen Churmaintz Dr. Raigensperg, wegen
Trier Dr. Anethan, wegen Bayern Dr. Ernsten, wegen Bamberg Cobelius
und wegen Würtzburg den von Vorburg noch beysamen funden, inen neben
widerholung dessen, so dem Dr. Mele und Crebßen vorstehendermaassen
geanttworttet worden, diese drei puncten vorgehalten: 1. Wolte nit ver-
hoffen, daß dise conferentz dahien angesehen, daß man unß, Kayserliche,
anstatt Ihr Kayserlicher Maiestät besaits stellen oder ichtwas handlen und
eingehen würde, so derselben zu nachtheil geraichen köndt. 2. Begehrte, daß
man sich in nichts schließlichs wolte einlassen, sondern von allem umb-
stendtliche und vertrawliche communication mit unß pflegen, allermaassen
wir crafft unser instruction nichts würden underlassen, waß zu erhebung
deß fridens dienstlich erachtet werden köndte. 3. Weren wir zwar berait,
unser instrumentum pacis quoad amnestiam et grauamina gestrigen tags
mit denn Churmaintzischen und Bayern abgeredtermaassen den Schweden
und protestierenden hinaußzegeben, stüenden aber im zweifel, ob es unter
werender diser conferentz thuenlich. Illi ad primum et secundum, es were
dise conferentz von denn protestierenden selbst so innständig gesuecht
worden, daß mans fueglich nit hett abschlagen könden, sondern weil Ihre
gnedigsten herrn principales den friden uff alle weiß und weeg zu befürdern
nöthig befunden, hetten sie sich derselben bequemen und vernemmen
wollen, waß etwan die protestierenden vor media vorschlagen wolten. Seye
sonst keinsweegs die meinung, Ihrer Kayserlichen Maiestät oder an deren
statt unß vorzegreiffen. Wie sie dann von allem deme, so vorgehen wurde,
iedermals alsogleich unß parte geben wolten, gestalten die protestierenden
selbst sich außtruklich bedingt, daß sie darumb von der handlung mit unß,
Kayserlichen, nit aussetzen wolten, als die wir inen gesagt, unsertheils be-
gehrten wir von dem, so vom herrn grafen von Trautmansdorff versprochen
worden, nit abzweichen, sondern liessens allein dahien gestellt sein, daß sie
protestierende die catholischen dahien vermögen köndten. Bei heüttiger
conferentz wer ein mehrers nit gehandlet, als das man sich de modo ver-
glichen, und solte erst uff den nachmittag umb 3 uhr von denn materialibus
ze handlen angefangen werden. Beim dritten liessen sie es allerdings zu
unserm belieben gestellt sein, mit der extradition fürzefahren. Hetten ihres
ortts kein bedenkhen darwider, sonder weren von ihren gnedigsten herrn
bevelcht, unß dißortts sovil immer müglich ze assistirn. Doch wan etwas
darinn mehrers verendert, als waß hievor denn sambtlichen catholischen
communicirt worden, petten sie umb communication. Meldten dabei, daß
dise deputati protestantium vorgeben, es wüßten die Schweden nichts dar-
umb, und woltens gern in höchster geheimbd gehalten haben.
Respondi, ich wolte dise beschehene erclärung den herrn Kayserlichen
gsandten hinderbringen. Die werden gern vernemmen, daß man hierunder
Ihr Maiestät nichts vorzugreiffen, sondern alles mit unß ze conferirn und ze
communicirn gemeint. Mit der extradition werden wir bei sogestalten dingen
in allweeg vorgehen, das aber die protestierenden uff unß anziehen, als solten
wir unß erclärt haben, bei allem deme zu verbleiben, waß bei herrn grafens
von Trautmansdorff anwesenheit euentualiter eingangen worden, daran be-
scheh unß zu vil. Unsere discurs weren allzeit dahien gangen, daß Ihr Kayser-
liche Maiestät vor sich nichts ze endern weren gemeint gwesen, wann die
catholischen nit so hohe beschwerung darwider eingebracht, wölchen sie
gleichwol auch ze deferirn sich schuldig erkennt, weil sie gleichen schutz und
schirmb den catholischen sowol als den protestierenden ze laisten verbunden.
Die dißortts von denn protestierenden berüembte obligation wüßten wir
unsers ortts gnugsamb ze widerlegen, allermaassen es beraits zum öfftern be-
schehen. Sie hetten bei anwesenheit herrn grafens von Trautmansdorff nit
schliessen wollen, sondern all ihre instantias dahien gericht, er solte nur noch
14 tag zuwartten, alsdann wurde der schluss folgen. Darhinder sei aber diß
mysterium gestekht, daß sie vermeint, innerhalb solcher zeit würde Eger
fallen und alsdann herr graf auß forcht eines größern unglüks alles, waß
man gegentheils begehrt, eingewilligt haben. Mit extradition deß instru-
menti quoad duo praedicta puncta habs bei unß kein bedenkhen, sei auch
kein enderung unserseits vorgefallen, sondern es bleibe bei unserer instruc-
tion, und hetten wir allein die wenige passus, wölche die protestierenden in
ihren declarationibus denn catholischen zu guettem nachgeben, suo loco
beygesetzt.
A meridie hora tertia haben wir unß zu denn Schweden verfüegt, dann der
Salvius war disen morgen von Münster wider zurukhkommen. Unser vortrag
war diser: Nachdem die protestierenden nechstvergangnen montag der catho-
lischen gegenerclärung in puncto amnestiae et grauaminum empfangen, wir
auch darauffhien am nachgefolgten dinstag mit inen, Schwedischen, in hand-
lung tretten wollen, aber vernommen, daß die protestierenden sich uber
solche empfangne schrifft noch nit beratschlagt, weren wir demnach bißher
in erwarttung gestanden, wann selbige sich eines gwissen darüber entschlie-
ßen und unß dessen verstendigen würden, gestalten sie auch am vorgestrigen
donnerstag gegen unß vertröstung gethan. Weil wir aber verspürten, daß die
sachen sich verweilen theten, und wol zu erachten, daß auff dise weiß auß der
sachen nit zu kommen, so hetten wir in beobachtung unserer instruction
lenger nit zusehen könden, sondern daßjenige, worauff Ihr Kayserliche Maie-
stät unß entlich zu gehen gnedigst anbevohlen, in forma instrumenti
Druck: J. G. Meiern IV S. 948ff.
zusa-
mengetragen und vor dißmal inen, sovil beede hauptpuncten de amnestia et
grauaminibus anlangte, hiemit zustellen wollen. Verhofften, sie wurden dabei
kein bedenkhens haben, sondern darmit also für sich und im namen der cron
Schweden content und zufriden sein, auch, wo sich etwan ein oder anderer
wegen seines particularinteresse dargegen beschweren wolt, dennselben zu
ruhe weisen und in Ihr Kayserliche Maiestät und die catholischen weiter nit
tringen. Wölchenfahls Ihr Kayserliche Maiestät erbiettig seyen, sowol für
sich als mit zuziehung derjenigen chur-, fürsten und ständen, so sich der
sachen beraits auch beypflichtig gemacht, solches alles uffrecht und Kayser-
lich ze halten, auch die cron Schweden bei disem allem und waß derselben
eingewilligt worden, handtzehaben. Wie wir dann, sobaldt dise zween punc-
ten acceptirt und beschlossen sein würden, erbiettig und gefaßt seyen, auch
denn überrest deß instrumenti, die satisfactiones, aequipollentias, Hessen
Casselische praetensiones, executionem et assecurationem pacis betreffend,
heraußzegeben, also den volligen schluß ze machen, sodann immediate den
puncten de satisfactione militiae in die reichsräthe ad deliberandum propo-
nirn lassen. Solte aber wider alles besser versehen und hoffnung sie, Schwe-
dische plenipotentiarii, für sich oder mit denn protestierenden darmit nit
content sein, sondern weiter in Ihr Kayserliche Maiestät und die catholischen
tringen und dennselben ein mehrers abzunöthigen vermeinen, so hetten wir
bevelch, inen hiemit anzuzeigen, daß Ihr Maiestät der cron Schweden auch
zu dem, waß deren beraits gewilligt, noch zu allem disem, so in instrumento
begriffen, weiter nit obligirt sein wolten. Gleichmässige communication und
anzeig wolten wir auch disen abendt noch denn protestierenden thuen.
Oxenstirn nimbt die schrifften von unß an, und nach kurtzer underred mit
dem Salvio antworttet er, waß ursachen diese tag herin die conferentzen
unterbliben, were bekandt; ihrestheils weren sie iederzeit berait gewesen, in
der sachen fortzefahren, weil es aber an denn ständen gehafftet, hetten sie also
zuwartten müessen. Vernemmen gleichwol, daß anietzt ettlich der catho-
lischen und protestierenden derentwegen in einer particularconferentz be-
griffen weren. Daß wir nun in crafft Ihr Kayserlicher Maiestät instruction
inen die zween puncten amnestiae et grauaminum in forma instrumenti zuge-
stellt, wolten sie verhoffen, selbige also eingericht sein, daß darbei bleiben
köndt. Solchenfahls sie auch erbiettig, das die cron Schweden es ebenmässig
mit Ihr Kayserlicher Maiestät mantenirn helffen werde. Wann aber sie darmit
nit content sein köndten und derentwegen Ihr Kayserliche Maiestät inen
nichts obligirt sein wolten, so würde auch hingegen die cron Schweden zu
nichts obligirt sein. Im übrigen wolten sie sich in der schrifft ersehen, mit
denn protestierenden drauß conferirn und unß mit nechstem ein anttwortt
überbringen. Unterdess hatt Salvius die schrifft angefangen durchblättern
und monirt die außlassung deß status politici in Augspurg wie auch der paritet
beim camergericht. Mit Augspurg geraichte solches allen evangelischen zum
despect, es wurden sich Dennemarkh, Holland, Engellandt der sachen an-
nemmen, weil ihr confession daher entsprungen. Nos, dis seyen sachen von
schlechter consideration. Anno 1555 bei auffrichtung deß religionsfridens in
der statt Augspurg sei der magistrat berait damaln in dem standt gewesen
wie ietzt, auch von disem gantzen convent einige enderung darwider nit ge-
suecht, vil weniger tractirt, sondern der magistrat in seinem unverenderten
standt gelassen worden, biß daher in 100 jar in possessione gebliben, daher
desto verwunderlicher zu vernemmen, daß man erst ietzt solches disputat ein-
füeren thue, da doch die protestierende fast all ihre praetensiones nur mit der
einzigen possession siue iusta siue iniusta mantenirn wolten. Wir haben aber
solches discurs als dißortts vergeblich abgeschnitten und unß licenzirt.
Um 5 uhr eodem seind nomine protestantium vor unß erschienen Saxen
Weimar, Braunschweig Wolffenbüttelischer lini, Württemberg, Wederauische
grafen, statt Regenspurg (dann die andere waren bei den catholischen in der
conferentz). Denen haben wir iisdem adhortationibus et conditionibus zu-
gleich ein exemplar zugestellt.
Nach diser verrichtung hab ich, Volmar, mich zwar hinüber zu denn Chur-
maintzischen begeben und von inen bericht eingenommen, wie es mit der
conferentz cum protestantibus hergangen.
Saxen Aldenburgischen als directores unter denn protestierenden vor unß zu
bescheiden und von ime zu vernemmen, in quo statu sie mit ihrer consul-
tation begriffen. Der ist aber disen abendt nit, noch auch am folgenden sambs-
tag vormittag erschienen, sondern es haben die Churmaintzischen unß per Dr.
Mele et Krebßen sambstags morgens, den 8. huius, anzeigen lassen, es wer
der von Löwen, Churbrandenburgischer, und Thumbshirn, Saxen Aldenbur-
gischer gesandte, jener zu denn Churbayerischen, diser zu dem Würtzburg-
und Bambergischen kommen und hetten begehrt, weil sie unthuenlich
befinden, uff der catholischen übergebne schrifft ferners in scripto ze re-
plicirn, so wolten sie vernemmen, ob nit am besten wer, sich einer engen
conferentz unter ettlichen catholischen und protestierenden zu vergleichen
und zu sehen, ob man sich über die noch restirende differentias vereinigen
köndte; ex parte protestantium wer Chursaxen, Churbrandenburg, Braun-
schweig, einer vom grafenstandt und im namen der stätten Straßburg. Die
catholischen hetten solche conferentz nit wol abschlagen könden, wie sie ver-
hofften, es wurde zu befürderung deß fridens dienen; wer also Churmaintz,
Trier und Bayern, sodann Würtzburg, Bamberg derselben abzewartten er-
biettig. Hettens unß zu nachricht andeütten wöllen. Respondimus, wir
wüßten unß vordrist Ihr Kayserlicher Maiestät allergnedigster resolution de
14. Octobris nechsthien zu erinnern, worinnen Ihr Maiestät selbst uff der-
gleichen conferentz under denn ständen selbst, doch mit unserer direction,
andeüttung gethan und ihren selbige nit missfellig ze sein erclärt. Also wer
unß am liebsten gewesen, daß sie gleich anfangs zu unserer allherkunfft wer
vorgenommen worden. Es hetten sich aber damaln die protestierenden darzu
nit verstehen wollen, sondern unß auff continuation der immediathandlung
mit denn Schweden gewisen. Daß sie aber anietzt sich so willfährig erzeigen,
müess etwas sonders bedenkhens auff sich tragen, dann schwerlich zu
glauben, daß sie ohne vorwissen der Schweden solche resolution gefaßt, uff
wölchen fahl wol ein betrug dahinder stekhen möcht. Solte es aber ohne der
Schweden vorwissen geschehen, so wer es zwar guett, allein möchten sie
etwan darzu anlaaß genommen haben, das inen von eim oder anderm der
catholischen in discursu andeüttung beschehen, man würde pacis caussa in
tali conferentia noch wol ein mehrers nachgeben. Wir wolten also verhoffen,
man werde bei so weniger anwesenheit der catholischen, sonderlich Chur-
cöln
namen Ihr Maiestät besaits setzen wollen, sonderlich weil ich, Volmar,
gestern mit den Churmaintzischen und Churbayerischen verabschiedet, daß
heüt dato das instrumentum pacis quoad amnestiam et grauaminum denn
Schweden und protestierenden außgehendigt werden solte, wölcher mei-
nung wir dann noch seyen.
Als nun dise Churmaintzischen hinweggangen und für rathsamb befunden
worden, daß ich, Volmar, (weil unterdessen bericht einkommen, daß obge-
meldte deputati ex utraque parte allberait beisamen) mich zu denn catho-
lischen verfüegen und der fürgangnen handlung mehrers nachforschen solle,
hab ich selbige, als namblich wegen Churmaintz Dr. Raigensperg, wegen
Trier Dr. Anethan, wegen Bayern Dr. Ernsten, wegen Bamberg Cobelius
und wegen Würtzburg den von Vorburg noch beysamen funden, inen neben
widerholung dessen, so dem Dr. Mele und Crebßen vorstehendermaassen
geanttworttet worden, diese drei puncten vorgehalten: 1. Wolte nit ver-
hoffen, daß dise conferentz dahien angesehen, daß man unß, Kayserliche,
anstatt Ihr Kayserlicher Maiestät besaits stellen oder ichtwas handlen und
eingehen würde, so derselben zu nachtheil geraichen köndt. 2. Begehrte, daß
man sich in nichts schließlichs wolte einlassen, sondern von allem umb-
stendtliche und vertrawliche communication mit unß pflegen, allermaassen
wir crafft unser instruction nichts würden underlassen, waß zu erhebung
deß fridens dienstlich erachtet werden köndte. 3. Weren wir zwar berait,
unser instrumentum pacis quoad amnestiam et grauamina gestrigen tags
mit denn Churmaintzischen und Bayern abgeredtermaassen den Schweden
und protestierenden hinaußzegeben, stüenden aber im zweifel, ob es unter
werender diser conferentz thuenlich. Illi ad primum et secundum, es were
dise conferentz von denn protestierenden selbst so innständig gesuecht
worden, daß mans fueglich nit hett abschlagen könden, sondern weil Ihre
gnedigsten herrn principales den friden uff alle weiß und weeg zu befürdern
nöthig befunden, hetten sie sich derselben bequemen und vernemmen
wollen, waß etwan die protestierenden vor media vorschlagen wolten. Seye
sonst keinsweegs die meinung, Ihrer Kayserlichen Maiestät oder an deren
statt unß vorzegreiffen. Wie sie dann von allem deme, so vorgehen wurde,
iedermals alsogleich unß parte geben wolten, gestalten die protestierenden
selbst sich außtruklich bedingt, daß sie darumb von der handlung mit unß,
Kayserlichen, nit aussetzen wolten, als die wir inen gesagt, unsertheils be-
gehrten wir von dem, so vom herrn grafen von Trautmansdorff versprochen
worden, nit abzweichen, sondern liessens allein dahien gestellt sein, daß sie
protestierende die catholischen dahien vermögen köndten. Bei heüttiger
conferentz wer ein mehrers nit gehandlet, als das man sich de modo ver-
glichen, und solte erst uff den nachmittag umb 3 uhr von denn materialibus
ze handlen angefangen werden. Beim dritten liessen sie es allerdings zu
unserm belieben gestellt sein, mit der extradition fürzefahren. Hetten ihres
ortts kein bedenkhen darwider, sonder weren von ihren gnedigsten herrn
bevelcht, unß dißortts sovil immer müglich ze assistirn. Doch wan etwas
darinn mehrers verendert, als waß hievor denn sambtlichen catholischen
communicirt worden, petten sie umb communication. Meldten dabei, daß
dise deputati protestantium vorgeben, es wüßten die Schweden nichts dar-
umb, und woltens gern in höchster geheimbd gehalten haben.
Respondi, ich wolte dise beschehene erclärung den herrn Kayserlichen
gsandten hinderbringen. Die werden gern vernemmen, daß man hierunder
Ihr Maiestät nichts vorzugreiffen, sondern alles mit unß ze conferirn und ze
communicirn gemeint. Mit der extradition werden wir bei sogestalten dingen
in allweeg vorgehen, das aber die protestierenden uff unß anziehen, als solten
wir unß erclärt haben, bei allem deme zu verbleiben, waß bei herrn grafens
von Trautmansdorff anwesenheit euentualiter eingangen worden, daran be-
scheh unß zu vil. Unsere discurs weren allzeit dahien gangen, daß Ihr Kayser-
liche Maiestät vor sich nichts ze endern weren gemeint gwesen, wann die
catholischen nit so hohe beschwerung darwider eingebracht, wölchen sie
gleichwol auch ze deferirn sich schuldig erkennt, weil sie gleichen schutz und
schirmb den catholischen sowol als den protestierenden ze laisten verbunden.
Die dißortts von denn protestierenden berüembte obligation wüßten wir
unsers ortts gnugsamb ze widerlegen, allermaassen es beraits zum öfftern be-
schehen. Sie hetten bei anwesenheit herrn grafens von Trautmansdorff nit
schliessen wollen, sondern all ihre instantias dahien gericht, er solte nur noch
14 tag zuwartten, alsdann wurde der schluss folgen. Darhinder sei aber diß
mysterium gestekht, daß sie vermeint, innerhalb solcher zeit würde Eger
fallen und alsdann herr graf auß forcht eines größern unglüks alles, waß
man gegentheils begehrt, eingewilligt haben. Mit extradition deß instru-
menti quoad duo praedicta puncta habs bei unß kein bedenkhen, sei auch
kein enderung unserseits vorgefallen, sondern es bleibe bei unserer instruc-
tion, und hetten wir allein die wenige passus, wölche die protestierenden in
ihren declarationibus denn catholischen zu guettem nachgeben, suo loco
beygesetzt.
A meridie hora tertia haben wir unß zu denn Schweden verfüegt, dann der
Salvius war disen morgen von Münster wider zurukhkommen. Unser vortrag
war diser: Nachdem die protestierenden nechstvergangnen montag der catho-
lischen gegenerclärung in puncto amnestiae et grauaminum empfangen, wir
auch darauffhien am nachgefolgten dinstag mit inen, Schwedischen, in hand-
lung tretten wollen, aber vernommen, daß die protestierenden sich uber
solche empfangne schrifft noch nit beratschlagt, weren wir demnach bißher
in erwarttung gestanden, wann selbige sich eines gwissen darüber entschlie-
ßen und unß dessen verstendigen würden, gestalten sie auch am vorgestrigen
donnerstag gegen unß vertröstung gethan. Weil wir aber verspürten, daß die
sachen sich verweilen theten, und wol zu erachten, daß auff dise weiß auß der
sachen nit zu kommen, so hetten wir in beobachtung unserer instruction
lenger nit zusehen könden, sondern daßjenige, worauff Ihr Kayserliche Maie-
stät unß entlich zu gehen gnedigst anbevohlen, in forma instrumenti
Druck: J. G. Meiern IV S. 948ff.
mengetragen und vor dißmal inen, sovil beede hauptpuncten de amnestia et
grauaminibus anlangte, hiemit zustellen wollen. Verhofften, sie wurden dabei
kein bedenkhens haben, sondern darmit also für sich und im namen der cron
Schweden content und zufriden sein, auch, wo sich etwan ein oder anderer
wegen seines particularinteresse dargegen beschweren wolt, dennselben zu
ruhe weisen und in Ihr Kayserliche Maiestät und die catholischen weiter nit
tringen. Wölchenfahls Ihr Kayserliche Maiestät erbiettig seyen, sowol für
sich als mit zuziehung derjenigen chur-, fürsten und ständen, so sich der
sachen beraits auch beypflichtig gemacht, solches alles uffrecht und Kayser-
lich ze halten, auch die cron Schweden bei disem allem und waß derselben
eingewilligt worden, handtzehaben. Wie wir dann, sobaldt dise zween punc-
ten acceptirt und beschlossen sein würden, erbiettig und gefaßt seyen, auch
denn überrest deß instrumenti, die satisfactiones, aequipollentias, Hessen
Casselische praetensiones, executionem et assecurationem pacis betreffend,
heraußzegeben, also den volligen schluß ze machen, sodann immediate den
puncten de satisfactione militiae in die reichsräthe ad deliberandum propo-
nirn lassen. Solte aber wider alles besser versehen und hoffnung sie, Schwe-
dische plenipotentiarii, für sich oder mit denn protestierenden darmit nit
content sein, sondern weiter in Ihr Kayserliche Maiestät und die catholischen
tringen und dennselben ein mehrers abzunöthigen vermeinen, so hetten wir
bevelch, inen hiemit anzuzeigen, daß Ihr Maiestät der cron Schweden auch
zu dem, waß deren beraits gewilligt, noch zu allem disem, so in instrumento
begriffen, weiter nit obligirt sein wolten. Gleichmässige communication und
anzeig wolten wir auch disen abendt noch denn protestierenden thuen.
Oxenstirn nimbt die schrifften von unß an, und nach kurtzer underred mit
dem Salvio antworttet er, waß ursachen diese tag herin die conferentzen
unterbliben, were bekandt; ihrestheils weren sie iederzeit berait gewesen, in
der sachen fortzefahren, weil es aber an denn ständen gehafftet, hetten sie also
zuwartten müessen. Vernemmen gleichwol, daß anietzt ettlich der catho-
lischen und protestierenden derentwegen in einer particularconferentz be-
griffen weren. Daß wir nun in crafft Ihr Kayserlicher Maiestät instruction
inen die zween puncten amnestiae et grauaminum in forma instrumenti zuge-
stellt, wolten sie verhoffen, selbige also eingericht sein, daß darbei bleiben
köndt. Solchenfahls sie auch erbiettig, das die cron Schweden es ebenmässig
mit Ihr Kayserlicher Maiestät mantenirn helffen werde. Wann aber sie darmit
nit content sein köndten und derentwegen Ihr Kayserliche Maiestät inen
nichts obligirt sein wolten, so würde auch hingegen die cron Schweden zu
nichts obligirt sein. Im übrigen wolten sie sich in der schrifft ersehen, mit
denn protestierenden drauß conferirn und unß mit nechstem ein anttwortt
überbringen. Unterdess hatt Salvius die schrifft angefangen durchblättern
und monirt die außlassung deß status politici in Augspurg wie auch der paritet
beim camergericht. Mit Augspurg geraichte solches allen evangelischen zum
despect, es wurden sich Dennemarkh, Holland, Engellandt der sachen an-
nemmen, weil ihr confession daher entsprungen. Nos, dis seyen sachen von
schlechter consideration. Anno 1555 bei auffrichtung deß religionsfridens in
der statt Augspurg sei der magistrat berait damaln in dem standt gewesen
wie ietzt, auch von disem gantzen convent einige enderung darwider nit ge-
suecht, vil weniger tractirt, sondern der magistrat in seinem unverenderten
standt gelassen worden, biß daher in 100 jar in possessione gebliben, daher
desto verwunderlicher zu vernemmen, daß man erst ietzt solches disputat ein-
füeren thue, da doch die protestierende fast all ihre praetensiones nur mit der
einzigen possession siue iusta siue iniusta mantenirn wolten. Wir haben aber
solches discurs als dißortts vergeblich abgeschnitten und unß licenzirt.
Um 5 uhr eodem seind nomine protestantium vor unß erschienen Saxen
Weimar, Braunschweig Wolffenbüttelischer lini, Württemberg, Wederauische
grafen, statt Regenspurg (dann die andere waren bei den catholischen in der
conferentz). Denen haben wir iisdem adhortationibus et conditionibus zu-
gleich ein exemplar zugestellt.
Nach diser verrichtung hab ich, Volmar, mich zwar hinüber zu denn Chur-
maintzischen begeben und von inen bericht eingenommen, wie es mit der
conferentz cum protestantibus hergangen.