Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert

35
Österreichisches Direktorium

43
Das Direktorium führte Richtersberger, der seit November 1645 in Osnabrück weilte. Die
44
eigenhändige Unterschrift lautet Richtersperger (s. z. B. Österreich A II (XXXV) fol.
45
34).
. Der hochwurdigsten durchlauch-
36
tigsten, hochwürdigen durchlauchtigen, hochgebornen, auch hoch- und
37
wolgebornen des Heiligen Römischen Reichs fürsten unnd stände Hoch-

[p. 2] [scan. 134]


1
ansehnliche Rähte, Potschafften unnd Gesante, Woledtle etc., Großgün-
2
stige, Hochgeehrte Herrn! Demnach Gott, der Allmechtige, durch seine
3
güte und gnade die sachen im Heyligen Römischen Reich so weit gelan-
4
gen laßen, daß nach so viel angewendeten praeliminartractaten

27
Es läßt sich nicht eindeutig entscheiden, ob mit praeliminartractaten allgemein auf die
28
Kongreßverhandlungen seit Frühjahr 1644, auf die Meinungsbildung des FRO seit Juli
29
1645 oder auf die Verhandlungen über die Zulassung bestimmter Reichsstände zum FR
30
seit Anfang September 1645 ( Brunert, in APW III A 3/1, LXI-LXV; 146 Z. 30–34)
31
angespielt wird.
dermahls
5
zum haubtwerck selbsten geschritten werden solle, indeme man itzo zur
6
deliberation derjennigen puncten, die sowol ihre Römische Kayserliche
7
mayestät, unser allergnedigster herr

32
Ks. Ferdinand III.
, alß die beyde streitende cronen in
8
dero propositionibus

33
Gemeint sind die Propositionen II der Kronen vom 11. Juni 1645. Text der schwed. Pro-
34
position II: Meiern I, 435 –438; zur weiteren Überlieferung s. APW III A 3/1 Nr. 2 Anm.
35
34. Text der frz. Proposition II: Meiern I, 445 –448 (= lat. Übersetzung der ksl. Kanzlei,
36
nach der künftig zitiert wird); zur weiteren Überlieferung s. APW III A 3/1 Nr. 7 Anm.
37
53.
, declarationibus

38
Gemeint sind die ksl. Responsionen an Schweden und Frk. vom 25. September 1645. Text
39
der ksl. Responsion an Schweden: Meiern I, 618 –623; zur weiteren Überlieferung s. APW
40
III A 3/1 [Nr. 14 Anm. 2] . Text der ksl. Responsion an Frk.: Meiern I, 628 –632; zur wei-
41
teren Überlieferung s. APW III A 3/1 [Nr. 14 Anm. 2] .
unnd replicis

42
Gemeint sind die Repliken der Kronen vom 7. Januar 1646. Text der schwed. Replik:
43
Meiern II, 183 –190 (= ksl. Protokoll, nach dem in der Regel zitiert wird); zur weiteren
44
Überlieferung s. APW III A 3/1 [Nr. 29 Anm. 4] .
zu beruhigung
9
unnd befriedigung des Heyligen Römischen Reichs eröfnet, einen anfang
10
zu machen, beysammen were, alß sey der allerhöchsten Gottheit dafür
11
von herzen danck zu sagen und daneben inniglich zu bitten, daß sie aller-
12
seits herrn abgesanten herzen regieren und dergleichen friedtfertige con-
13
silia verleihen wolle, damit der fürgesteckte friedenszweck erreichet
14
werde unnd alles zuvorderst zu seinen göttlichen ehren, zur wolfahrt
15
und beruhigung des Heyligen Römischen Reichs, zu der Römischen Kay-
16
serlichen mayestät hoheit und gesambter chur-, fürsten und stände auf-
17
nehmen und nuzen gedeihen möge etc.

18
Hierauf nun im nahmen deß Herrn den anfang zu machen, würden der
19
Augspurgischen confessionsverwanten fürsten unnd stände rähte, pott-
20
schafften unndt gesanten sich gutermaßen erinnern, was es eine zeitlang
21
super admissione ihr fürstlicher gnaden herzog Augusti zu Sachsen etc.
22
wegen des erzstiffts Magdeburgk etc. für streitigkeit gegeben

45
Der Streit um die Admission Hg. Augusts von Sachsen, Adm. s des Est.s Magdeburg, war
46
am 22. Dezember 1645 beigelegt worden ( APW III A 3/2 Nr. 62).
, wie die-
23
selben beygeleget unndt was die herren Augspurgischer confessions ver-
24
wandte deswegen ad prothocollum zu sagen versprochen, daß nemblich
25
dieser actus nur itzt de praesenti gelten, künfftig aber unnd bey handtlung
26
der gravaminum keinesweges angezogen, sondern nul unnd nichtig sein

[p. 3] [scan. 135]


1
solle

36
Siehe den Magdeburger Revers über seine Zulassung zum WFK, datiert auf 1645 XII 11/
37
21 ( APW III A 3/2 [Nr. 59 Anm. 20] ).
, item daß sie wolten mit fleiß daran sein unnd verhüeten helffen,
2
daß nicht andere dergleichen der erz- unndt stiffter inhaber diesem exem-
3
pell folgen möchten etc.

38
Zu dem Entwurf eines solchen Versprechens vom 20. Dezember 1645 und den Beratungen
39
darüber am 31. Januar 1646 s. APW III A 3/2, 326 Anm. 35, 547 Z. 25–36.
Wie man nun a parte des Österreichischen di-
4
rectorii verspüret, das von fürsten und ständen schon facto ipso dieser
5
zusag tapfer nachgelebet worden (indeme sich auch dergleichen keiner
6
weiter angemeldet), also mache man ihme keinen zweiffell, sie würden
7
sich ohnbeschwerdt auch noch ferner ad protocollum erbieten, daß es zu
8
keinem praeiuditz gereichen solle.

9
Sachsen-Altenburg

40
Für Sachsen-Altenburg votierte Thumbshirn.
. Praemissis praemittendis, was daß hochlöbliche
10
Österreichische directorium wegen der Magdeburgischen session erin-
11
nert, hetten die evangelischen gesanten wol vernommen etc. Erinnerten
12
sich auch ihrestheilß deß verlaufs gutermaßen unndt welchergestalt man
13
sich letzlich pro nunc dahin verglichen undt verwilliget, daß die Magde-
14
burgische session und votum künfftig un〈d〉 in puncto gravaminum pro
15
non acto gehalten werden solte, mit der fernern declaration: „Wangleich
16
anderer evangelischer erzbischöffe und bischöffe, auch praelaten gesanten
17
ankehmen, ihnen nicht zu assistiren, sondern vielmehr allen fleis anzu-
18
wenden, das sie bey diesem congressu in ruhe stehen möchten etc., doch
19
der haubtsache und dem puncto gravaminum a parte evangelicorum in
20
alle wege unschädtlich etc.“ Welches er also nomine der gesambten evan-
21
gelischen fürsten und stände ad protocollum zu nehmen hiemit repetiren
22
wollen, nicht zweiffelende, sie würden allerseits auch damit einig sein und
23
ihren assensum vernehmen laßen etc.

24
Reliquis annuentibus pergebat [das] Österreichische Direktorium .
25
Hiernegst könne er fürsten und ständen nicht verhalten, welchergestalt
26
das Churmeynzische directorium

41
Kurmainzische Ges. in Osnabrück waren Brömser und Johann Adam Krebs ( APW III A
42
1/1, 898).
ihme gestern abend ein memorial

43
Siehe Anm. 2.
,
27
waß bey der ersten session zu proponiren, zugeschicket, welches anders
28
nichts were alß drey conclusa, so von denen dreyen reichsrähten zu Mün-
29
ster gemachet und anhero geschicket worden mit der mainung, das hiesiger
30
fürsten und stände hierüber mit ihren gedancken gleichsfals per modum
31
conclusi vernommen werden solten. Die contenta derselben weren dieses:
32
1. Circa ordinem deliberandi uber der beeden cronen propositionibus,
33
Kayserlichen resolutionibus

44
Gemeint sind die ksl. Responsionen.
und fernerweit erfolgeten replicen hetten
34
sie dahin geschloßen, das die ordtnung, wie dieselbe in der Kayserlichen
35
erklehrung auf gedachte beyderley propositionen gefaßet, auch bei den

[p. 4] [scan. 136]


1
consultationibus zu behalten, doch mit diesem bescheidt, das, wo die
2
Schwedische und Französische propositiones zusammen correspondirten,
3
die materia zusammenzuziehen und coniunctim zu tractiren etc.

4
2. Hetten sie nicht undienlich zu sein erachtet, die Kayserlichen herren
5
plenipotentiarios

30
Der Ks. wurde in Münster durch Nassau und Volmar vertreten, in Osnabrück durch
31
Lamberg und Krane; Trauttmansdorff vertrat ihn in beiden Kongreßstädten.
zu erinnern, sie möchten ihnen neben denen haubtde-
6
liberationibus auch zugleich den passum satisfactionis für sich selbst und
7
immediate oder per mediatores

32
Chigi und Contarini.
fortzusetzen belieben laßen etc.

8
3. Weil die replicae und sonderlich die Französische in puncto satisfactio-
9
nis etwas

29
9 unlauter] Österreich A II (XXXII): obscur.
unlauter, were für gut befunden, proprio motu eine deputation
10
aus allen dreyen reichsrähten an die königliche Französische herrn am-
11
bassadeurs

33
Longueville, d’Avaux und Servien.
abzuordtnen und dieselbe umb fernere declaration zu ersu-
12
chen

34
Die Reichsräte in Münster hatten am 29. bzw. 30. Januar 1646 auf Vorschlag Kurtriers
35
beschlossen, eine Deputation an die Franzosen zur Erläuterung ihrer Replik zu entsenden;
36
dabei waren im FRM 18 Stimmen für und 12 gegen die Deputation gefallen (s. S. 6 Z. 17;
37
APW III A 1/1, 431 Z. 6–16, 440 Z. 13f., 441 Z. 3ff.). Von diesem Vorgang ist ein früherer,
38
in dieser Sitzung mehrfach erwähnter Vorfall (s. bei Anm. 48 und 68) zu unterscheiden:
39
Am 11. Januar 1646 hatten die Franzosen ihre Replik einer Reichsdeputation in Münster
40
bekanntgeben wollen und die Entsendung von Deputierten gefordert; die Reichsräte hat-
41
ten dies am gleichen Tag als einen Verstoß gegen das Reichsherkommen abgelehnt ( APW
42
III A 1/1, 411 Z. 15–21, 416 Z. 26 – 417 Z. 34; Tischer, 250f.).
. (Zu mehrer nachricht dieselbe conclusa vom 30. Ianuarii verbote-
13
nus verlesende etc.)

14
Wie nun sonst auf reichstägen gebreuchlich, das die erste frage super
15
modo et ordine agendi angestellet würde, also befunde sich, das sie es zu
16
Münster also auch gehalten, und resultirten daraus 3 quaestiones:

17
I. Waß man für eine ordtnung bey denen deliberationibus halten wolle,

18
II. ob bey den Kayserlichen herren plenipotentiariis eine solche erinne-
19
rung zu thun, das sie den punctum satisfactionis per se vel per mediatores
20
a part tractiren möchten,

21
III. ob thunlich sey, dergleichen deputation motu proprio an die königli-
22
che Französische herrn legatos ergehen zu laßen.

23
Damit aber die umbfrage unnd aufruffunge desto ordentlicher und rich-
24
tiger geschehen möchte, bate er die herrn abgesante, von weme sie ge-
25
schicket, wie sie ufeinander folgeten und wieviel ieder vota führete, zu
26
vermelden, welches dan von denselben geschehen und von ihme in nach-
27
gesetzter ordtnung verzeichnet, darbey aber von dem fürstlichen Pom-
28
merischen herrn abgesanten

43
Fromhold. Wesenbeck nahm an der gleichzeitigen Deputation der Reformierten zu den
44
schwed. Ges. teil ( APW III A 3/2 Nr. 94a).
vermeldet worden, daß die fünf competi-

[p. 5] [scan. 137]


1
renden fürstlichen heuser

36
Mecklenburg, Pommern, Württemberg, Hessen und Baden. Die Namen sind samt Alter-
37
nationsschema in Sachsen-Altenburg A II 1 auf dem Rand notiert.
sich einer interimsalternation verglichen,
2
welches schema dem herrn directori zu seiner nachricht zugestellet wer-
3
den solte.

4
Österreich. Bey diesem extract

38
Gemeint ist die Aufzeichnung des Bedenkens der drei Reichsräte in Münster vom 30. Ja-
39
nuar 1646 (s. Anm. 2).
sey alsbalt anfanglich zu sehen auß
5
deme, daß alle drey reichsrähte darein consentiret, das es schon re- und
6
correferiret sey, darbey fürsten und stände alhier übergangen und darauf
7
mit den reichsstäten daselbst unförmblich re- und correferiret worden.
8
Man wiße, was dießfals im Reich herkommens, das nemblich 1. ieder
9
raht absonderlich referire, 2. der fürstenraht mit dem churfürstlichen col-
10
legio einer mainung sich vergleiche, 3. den reichsstäten beeder rähte con-
11
clusa fürgetragen und sodan ein ganzes gemachet werde. So aber alhier
12
nicht geschehen, dan sonst hetten ia die hiesigen auch müßen vernommen
13
werden, welches aber dem hiebevor gemachten concluso

40
Bezug auf das Conclusum des FRO und des SRO zum Verhandlungsmodus vom 3. Au-
41
gust
1645 ( Meiern I, 521ff. , hier 522, Ende des dritten Absatzes, beginnend Daß aber ) und
42
auf das Conclusum des FRM über den Verhandlungsmodus vom 2. September 1645,
43
Punkt 6 ( Meiern I, 580f. ).
zuwieder, da
14
man sich verglichen, das es an beyden orten nur ein collegium oder raht
15
sein solle. Eben die gelegenheit habe es auch mit den stäten. Also ent-
16
springen hieraus drey unförmblichkeiten:

17
1. Das sie sich im fürstenraht drüben, der hiesigen unvernommen, eines
18
conclusi unterfangen, 2. daßelbe mit den andern beyden collegiis re- und
19
correferiret und 3. den hiesigen gleichsamb nurt ad assentiendum her-
20
übergeschicket, so alles bedencklich und dem fürstenraht dieses ohrts
21
etwa praeiudiciren, auch wol zur uneinigkeit etc. zwischen den ständen
22
gereichen möchte. Könte a parte Österreich mehrers nicht als protestiren,
23

34
23–24 das – solle] Österreich A II (XXXII): unnd dises für kheinen schluß zu erkhennen,
35
sondern für einen ungültigen actum.
das es fürsten und ständen an zustehendem iure suffragii unnachtheilig
24
sein solle, mit pitte, dergleichen nicht mehr also vorzunehmen. Damit
25
nun aber darumb die consultationes nicht gehindert werden und in der
26
hoffnung, das es nicht mehr geschehe, sey er willig, uf die vorgestelten
27
fragen zu antworten und sich vernehmen zu laßen:

28
Undt were in die I. quaestion auch darumb desto ehe zu verwilligen, weil
29
man auch sonst auf reichstägen ehrenthalben der Churmaynzischen dis-
30
position ratione ordinis gefolget; laße es also dießfals a parte Österreich
31
darbey verpleiben. Soviel aber die zusammenziehung der materien be-
32
trifft, werde sich dieselbe schwerlich thun laßen etc. Wiße man dan, 1.
33
welchergestalt sich hiebevorn die cronen der propositionen halber vergli-

[p. 6] [scan. 138]


1
chen?

34
Oxenstierna hatte Ende Dezember 1645 in Münster mit den frz. Ges. über die Gliederung
35
der Repliken verhandelt ( APW III A 3/2 [Nr. 82 Anm. 35] ).
Hetten sie nun gewolt, daß es also coniunctim tractiret werden
2
solte, würden sie es wol selbst also gesetzet haben. Möchte also nurt un-
3
ordtnung und offension geben etc.

4
So wolte auch 2. über ieden punct absonderlicher re- und correlation von-
5
nöthen sein etc. Sehe nicht, worzu es diene. Man müße doch absonderlich
6
tractiren. Man sehe Österreichischentheils fast soviel, das das Churmayn-
7
zische directorium sich gerne selbst mit zusammenziehung der puncten
8
mühe machen wolle, welches man ihnen entlich wol gönnen könte.

9
Ad II.: Es sey beschloßen, das die gravamina pari passu tractiret werden
10
solten

36
Im CC war am 2. Januar 1646 beschlossen worden, die Gravamina gleichzeitig mit den
37
Hauptverhandlungen vorzunehmen. Am 17. Februar wurde präzisiert, über die Satisfak-
38
tion
ordinarie, also in den RT -Kollegien, über die Gravamina extraordinarie, also per de-
39
putatos, und über beides pari passu zu verhandeln (APW III A 4/1 Nr. 16 und S. 103 Z.
40
32–37; APW III A 3/2 [Nr. 80 Anm. 24] ).
. Hette derowegen kein bedencken, die Kayserlichen herrn pleni-
11
potentiarios zu ersuchen, das sie auch den punctum satisfactionis incami-
12
niren

41
incaminiren bedeutet einleiten, einfädeln, anzetteln ( Campe II, 415).
und absonderlich handtlen müchten. Stünde aber an, ob und wie
13
die herrn Kayserlichen es thun müchten, wan es nicht cum coniunctione
14
totius Imperii corporis geschehe. So stünde auch dahin, ob die herrn
15
Schwedischen

42
Oxenstierna und Salvius.
sich also einlaßen und ob auch die Französischen ohne
16
Schweden darüber tractiren wolten.

17
Ad III.: Sey man berichtet, daß ratione deputationis ad legatos Gallicos
18
achtzehen vota affirmative und zwölf negative gefallen weren, und die
19
letztern zwar aus diesen rationibus: 1. befünde man keine so gar große
20
obscuritet; 2. sey es noch etwas frühezeitig und möchte die apprehension
21
geben, als wan man ihre postulata schon ganz oder zum theil approbirete;
22
3. würden die herren mediatores sich offendiret befinden, wan man sie
23
(1.) hierunter praeterirete und in effectu (2.) gleichsamb imputirte, als
24
wan sie der herrn Franzosen mainung nicht recht verstanden oder einge-
25
nommen; 4. möchte es ialousie bey Schweden geben. Ein argument were
26
zwar dargegen ab altera parte fürkommen: daß nemblich hiesige stände
27
schon etsliche mahl an die herren Schwedischen deputationes ergehen la-
28
ßen etc.

43
Siehe APW III A 3/2 Nr.n 38, 52, 66, 70, 77, 79 und 83. Am gleichen Tag begab sich eine
44
Deputation der Reformierten zu den Schweden ( ebenda Nr. 94a).
Aber darauf were zu antworten, das sölches nicht nomine totius
29
corporis, sondern allein evangelischentheils geschehen. Und ebendieses
30
sey auch in substantialibus zu Münster a parte Österreich

45
Öst. Ges. in Münster waren Wolkenstein, der im FRM das Direktorium führte, und Goll.
pro voto ab-
31
geleget worden.

32
Hierbey sey noch dieses zu bedencken: Weil in diesen conclusis des modi
33
gedacht wirt, wie es wieder an das reichsdirectorium zu bringen, si per

[p. 7] [scan. 139]


1
modum conclusi, wie pillig, halte man a parte Österreich dafür, daß also
2
procediret werde, wie reichsherkommens, das nemblich die außgefallene
3
vota mit denen, so drüben auch der mainung gewesen, zusammengesetzet
4
und dem fürstlichen directorio zu Münster zugeschicket werden, umb
5
dem reichsdirectorio es hinwieder zu hinterbringen.

6
Ratione modi referendi aber halte er nicht dafür, das es wieder durch ein
7
proiect geschehen solle etc. Sey wieder das reichsherkommen und dem
8
fürstenrathe schimpflich etc. Man habe es sonsten per deputatos gethan
9
etc. Hette es in respectum des collegii vermelden müßen.

10
Bayern

43
Für Bayern votierte Ernst.
. Praemissis praemittendis, des Heyligen Römischen Reichs
11
fürsten und stände etc. Woledtle etc., Großgünstige, Hochgeehrte Herrn!
12
Mit anwünschung göttlichen beystandes, das seine allmacht die consilia
13
secundiren wolle, damit sie zum friedenszweck ausschlagen etc., hette er
14
nach der lenge vernommen, waß vom Österreichischen directorio super
15
modo et ordine agendi were proponiret, auch hernach votiret worden.
16
Nun müchte er wünschen, daß er vorhero nachricht davon hette erlangen
17
und sich in instructione darüber ersehen mögen. Damit aber deswegen die
18
deliberationes nicht remoriret undt ufgehalten werden, wolle er nichts-
19
destoweniger seine mainung eröfnen:

20
Erstlich halte er gleichfals circa modum procedendi dafür, daß fürsten
21
und stände zu Münster und sonderlich dem Churmaynzischen directorio
22
solches nicht gebüret hette. Derowegen nicht schaden könte, ihnen
23
glimpfliche vorhaltung zu thun, nicht zweiffelend, sie werden sich deme
24
gerne conformiren.

25
Die umbfrag betreffende, und zwar ad I.: Würde wol der fügligste und
26
bequembste modus sein, nach der ordtnung der Kayserlichen declaratio-
27
nen zu gehen, doch das auch die puncta propositionis Gallicae, soviel
28
möglich, zusammengezogen werden, so das negotium pacis mercklich be-
29
fürdern würde etc.

30
Ad II.: Das die Kayserlichen herrn plenipotentiarii durantibus delibera-
31
tionibus de rebus Imperii et tractatu gravaminum den passum satisfactio-
32
nis mediate vel immediate a part vornehmen mochten, hielte er in alle
33
wege und viel nützlicher zu sein, als wan man inwendig das fewer lesche-
34
te, außwendig aber der brand immer fomentiret würde etc. Were auch zu
35
besorgen, daß, wangleich das Reich selbst innerlich consolidiret und be-
36
ruhiget, die cronen aber nicht auch zugleich contentiret weren, dieselben
37
vor erlangter satisfaction das Reich gar nicht quitiren, und [es] also newe,
38
langweilige tractaten und mehr beschwerungen geben möchte. So stunden
39
die starcken coniuncturen der Schwedischen völcker unnd der Franzosen
40
praeparatoria und verfaßung für augen. Wan nun den cronen durch ihre
41
waffen noch mehr vortheil zuwachsen solte, möchten sie den punctum
42
satisfactionis noch hoher spannen; dahingegen, wan man beyzeiten uf

[p. 8] [scan. 140]


1
die itzige postulata handelte, möchten sie wol etwas remittiren. Conclu-
2
dire demnach dahin, das zwar die anderen puncta und sonderlich die trac-
3
tatio gravaminum, fortgehen, doch aber auch die satisfactio pari passu ge-
4
handelt werden möchte etc.

5
Ad III.: Die in den dreyen reichsrähten zu Münster beliebte deputation
6
zu den herren Franzosen betreffend, weren zwart die vom Österreichi-
7
schen directorio angeführte rationes gnug erheblich. Wan man aber hin-
8
gegen den algemeinen

42
8 trancksehligen] Magdeburg E: drangsäligen.
trancksehligen zustandt in Teutschland betrachtete,
9
so were hochnötig, sich ie ehe, ie beßer herauszuwinden, amore pacis so
10
weit nachzugeben und dadurch vielleicht die Französische postulata in
11
etwas zu mitigiren.

12
Was schließlich vom directorio de modo formandi conclusa, item re- et
13
correferendi erinnert, befünde er dem reichsherkommen gemeeß, derowe-
14
gen er sich demselben allerdings conformire.

15
Würzburg

43
Ges. Würzburgs war Vorburg.
. Praemissis praemittendis, Hochgeehrte Herrn etc.! A
16
parte Würzburgk wolle man zuvorders votum repetiren etc. Daß erste
17
nun betreffendt, hette man a parte Würzburgk auß dem vortrage nicht
18
können vernehmen, ob es von den herrn Münsterischen per modum con-
19
clusi vel consilii geschehen etc. Si illud, sey er gleichfals der mainung, das
20
es glimpflich zu ahnden. Soviel man sich a parte Wurzburgk ex actis er-
21
innere, wolle sich’s keinem collegio an einem ohrt gebühren, sondern das
22
die vota utrinque zusammengetragen werden etc., darbey man es, biß
23
sonst enderung darinnen geschehe, bewenden laße.

24
Waß nun die umbfrage anlange, sey er bey der I. [Frage] indifferent, ob
25
secundum ordinem replicarum Suecicarum zu verfahren oder sonst die
26
puncta zusammenzuziehen. Werde doch uf eines hinnauslauffen; stelle es
27
ad maiora etc.

28
Ad II.: Wolte man dafürhalten, wan sölchergestalt die tractaten acceleriret
29
und durch dieses mittel der weg desto ehe gebahnet werden könte, were
30
es nicht außer acht zu laßen.

31
Unndt weiln III. die meiste obscuriteten ex puncto satisfactionis herkom-
32
men, wie man sich a parte Wurzburg bedüncken laße und sich nicht recht
33
zu besinnen weiß, wie es gemeinet, sehe er nicht, wie man meliorem de-
34
clarationem bey den herren Franzosen suchen könne etc. Halte aber da-
35
fur, es habe die mainung zu Münster gehabt, das nicht allein von den
36
Französischen, sondern auch den Schwedischen herrn legatis declaration
37
zu begeren etc.

38
Daß letzte, so vom directorio proponiret, sey wol in acht zu nehmen,
39
und were gut, wan man ein gewißes model, dem reichsherkommen ge-
40
mees, hierunter machte etc.; worbey man es a parte Würzburgk verplei-
41
ben ließe.

[p. 9] [scan. 141]


1
Wiewol nun nach diesem vom Österreichischen directorio Altenburgk
2
vor Magdeburgk aufgefordert wurde, welches auch mit vermeldung, das
3
dießmalß es schon versehen und Magdeburg vor Wurzburg hette auf-
4
gefordert werden sollen, so er künfftig in acht nehmen würde, behaubtet
5
werden wollen, dieweil aber der herr Magdeburgischer abgesanter

34
Krull.
auf-
6
stunde unndt vermeldete, er wolle nicht hoffen, das man wieder etwas
7
newes moviren würde

35
Bei den Verhandlungen über die Zulassung des Est.s Magdeburg war vereinbart worden,
36
daß Magdeburg zwischen geistlicher und weltlicher Bank Session nehmen und hinter
37
Österreich, Bayern und Burgund an vierter Stelle votieren sollte ( APW III A 3/2 Nr. 58;
38
s. die Abb. S. CXXXI, Position 11). Da Burgund nicht vertreten wurde, hätte Magdeburg
39
nach einer nicht allgemein akzeptierten Interpretation dieser Regelung (s. Nr. 96, S. 30 Z.
40
9) aufrücken und an dritter Stelle vor Würzburg und Sachsen-Altenburg votieren müssen.
, deme auch Altenburgk selbst wiche unnd beyfie-
8
le, ließe es entlich Österreich auch geschehen, und votirete demnach
9
Magdeburg. Praemissis praemittendis, repetirte anfenglich auch den al-
10
bereit gethanen wunsch etc., Gott gebe den herrn gesanten friedtliche
11
consilia, damit durch ihre cooperation dieses schwere werck erhoben
12
werden möge etc. Und wie nun anfangs die herrn catholische sich ratione
13
admissionis des herrn erzbischoffs zu Magdeburgk verwahret, also ge-
14
bühre ihme auch im nahmen ihrer fürstlichen durchlaucht ratione prae-
15
sentis sessionis in loco tertio zu protestiren und deroselben zu reserviren,
16
waß sich künfftig bey dem tractatu gravaminum für eine deroselben com-
17
petirende stelle finden werde, wie er dan ihr fürstlicher durchlaucht die-
18
iennige stelle, die ihr sowol als erzbischoff [als auch] als primaten in Ger-
19
manien

41
Die Magdeburger Ebf.e führten den Titel Primas Germaniae, der von der Reichskanzlei
42
unter Ks. Sigismund (1410–1437) anerkannt worden war. 1500 wurde der dadurch be-
43
gründete Vorrang von Salzburg und Österreich streitig gemacht ( Dopsch, Legatenwürde,
44
275ff.; zum weiteren Verlauf dieses Präzedenzstreits bis 1582 s. APW III A 3/1 Nr. 1
45
Anm. 10).
zukehme und gebühre, austrücklich reserviren wolte.

20
Hette sonst gleichfals gerne gesehen, daß die capita weren angesaget und
21
communiciret worden, mit bitte, hinförder iederzeit die puncta delibe-
22
randa bey der ansage mitandeuten zu laßen, damit man sich in den in-
23
structionibus ersehen künne und in deliberando nicht übereyle.

24
Anietzo were dreyerley vom hochlöblichen directorio gefraget worden: I.
25
was für eine ordtnung in den deliberationibus zu halten; II. ob nicht die
26
herrn Kayserlichen zu ersuchen, das sie respectu satisfactionis daß werck
27
selbst incaminiren oder per mediatores möchten tractiren laßen; III. ob
28
nötig, weil die königliche Französische replica etwas dunckel scheine,
29
per deputatos erklehrung zu suchen, und wie entlich das alhier gefallene
30
conclusum hinwieder an das Churmaynzische directorium zu bringen.

31
Anfangs were gnungsamb für augen gestellet, daß das zu Münster ge-
32
machte conclusum unförmblich und dem herkommen entgegen; dahero
33
[sei] protestation nötig, deme er sich conformirete, und hette man ia da-

[p. 10] [scan. 142]


1
hin zu sehen, das fürsten und ständen ihre iura suffragii nicht möchten
2
gebrochen werden.

3
Ad I.: Ordinem deliberandi aber betreffent, sey er damit ainig, daß die-
4
iennige ordnung, so in der Schwedischen replic fürgeschrieben, zu behal-
5
ten und beyder propositionen und replicen puncta darnach reduciret und
6
zusammengezogen werden.

7
Ad II.: Halte er unvorgreiflich dafür, es werde woll vergebens sein etc.
8
Man wiße soviel, daß die cronen vor erörterung der ersten class

36
Reichssachen; zur Einteilung der schwed. Replik in vier Klassen s. APW III A 3/2 Nr. 82
37
Anm. 28.
nicht
9
sich heraußlaßen werden. Derowegen müste man den punctum satisfac-
10
tionis nur dahin versparen, bis unß die materia selbst darauf bringe.

11
Ad III.: Conformire er sich mit dem directorio und halte gleichfals, es
12
werde zu frühezeitig sein.

13
Waß lezlichen de modo und wie es an das Churmaynzische directorium
14
zu bringen, erinnert worden, halte er dafür, weil sie ihr bedencken oder
15
schluß schrifftlich heraußgegeben, möchte man dieses ohrts desgleichen
16
thun und es wiederumb schrifftlich abfaßen, auch, wan es vorhero abge-
17
lesen und beliebet, nach Münster hinnüberschicken.

18
Sachsen-Altenburg. Wiederhole anfangs pia vota, so vor ihme ge-
19
schehen, cum ulteriori comprecatione etc. Waß die proponirte puncta de-
20
liberationis betreffe, halte er selbst dafür, wie von Bayern unndt Magde-
21
burg erinnert, es were gut, daß man die puncta deliberanda vorhero wißen
22
möchte. Die sachen weren so wichtig und so mangerley, das man sich
23
nicht so stracks darauf resolviren könte. Hoffe und bitte, es möchte fort-
24
hin geschehen etc.

25
Die Münsterischen conclusa anlangent, weren dieselbe in forma nicht be-
26
stendig, sondern hetten, wie Österreich erinnert, unterschiedene defectus
27
etc. Were derowegen glimpfliche erinnerung nötig, und hette man sich zu
28
verwahren, daß das vörige disputat

38
Die Reichsstände in Münster hatten seit September 1645 mehrfach untereinander, ohne
39
Rücksicht auf FRO und SRO, Re- und Correlationen abgehalten, was der FRO beanstan-
40
det hatte, weil daraus ein Alleinvertretungsanspruch der Reichsstände in Münster abge-
41
leitet werden konnte (s. S. 5 Z. 4–7 und Anm. 65, 68).
nicht wieder erreget werde.

29
Damit man aber unterdeßen zu den deliberationibus schreite: Ad I. quae-
30
stionem de ordine etc., conformire er sich mit Magdeburgk und sey der
31
mainung, das beyder propositionum capita volkommen zusammengezo-
32
gen werden. Die königliche gesanten hetten sich auch also verglichen ge-
33
habt, möchte aber von den herren mediatoren nicht recht sein verstanden
34
oder eingerichtet worden etc.

42
Contarini hatte die frz. vorgetragene Replik it. aufgezeichnet, Chigi diese ins Lateinische
43
übersetzt und den Franzosen zur Durchsicht zugestellt, die sie ihm korrigiert zur Ausliefe-
44
rung an die Ksl. zurückgaben ( APW III A 3/2 [Nr. 46 Anm. 18] ; Bosbach, in APW II B 3/
45
1, XLIf.).
Man hoffe, die herren Franzosen würden
35
damit zufrieden sein. Stehe auch ohnedes bey den ständen, die puncta

[p. 11] [scan. 143]


1
ihres gefallens zusammenzuziehen. Gereiche zu gewinnung der zeit, wel-
2
che soviel mehr in acht zu nehmen, weil sie so tewer und umb so viel
3
vergoßenes christenbluht zu stehen komme etc.

4
Hierbey were auch incidenter der maiorum erwehnet

34
Thumbshirn bezog sich auf die Kritik Richtersbergers an dem conclusum der Reichsstände
35
in Münster ohne Beteiligung der Stände in Osnabrück, was implizit die Frage der Mehr-
36
heitsentscheidung berührte. Richtersberger nahm am Ende der Sitzung darauf Bezug (s. S.
37
5 Z. 17, S. 25 Z. 25f.). Die Anspielung auf das Problem des Mehrheitsprinzips beruhte auf
38
den Beratungen des FRO vom 2. Februar 1646 ( APW III A 3/2, 584 Z. 22–26).
. Werde sich aber
5
pro re nata wol finden, wo die maiora stathaben oder nicht etc.

6
Ad II.: Wie Magdeburgk etc., es würde doch vergeblich sein und würde
7
nur eines das andere hindern und aufhalten. Coronae hetten contestiret,
8
ihre satisfaction und securitet bestünde vornemblich uf der tranquillirung
9
des Reichs

39
Die schwed. Ges. hatten am 9. Januar 1646 gegenüber fürstlichen und städtischen Depu-
40
tierten geäußert, daß ihre größte Satisfaktion in der Erörterung der Gravamina bestehe
41
( APW III A 3/2, 461 Z. 26).
, derowegen er darfürhalte, daß die erste classis desto ehe und
10
mehr zu maturiren und zu ende zu bringen.

11
Ad III.: Vernehme er, daß die vorgeschlagene deputation sonderlich in
12
puncto satisfactionis angesehen. Nun halte er es zwart deswegen selbst
13
noch für frühzeitig, sonsten aber were sowol den hiesigen als Münsteri-
14
schen ständen heimbzustellen, wan unnd so offt sie an einen oder andern
15
ohrt gut undt recht befinden, bey einer cron sowol alß bey der andern
16
(wie Würzburg votiret) declaration zu begeren.

17
Lezlich were wol erinnert, daß uf maße, wie im Reich herkommen, zu
18
communiciren etc. Derwegen [sei] uf ein expediens zu gedencken, sinte-
19
mahl es ungewöhnlich, in scriptis zu thun, zumahl wo beyde collegia in
20
uno loco beysammen zur stelle sindt, welches viel beßer per deputatos vel
21
in pleno geschehen könte etc. Halte sonst in alle wege dafür, daß es per
22
modum conclusi pro nunc zu verrichten, weil sie es zuvor gethan und den
23
anfang gemachet.

24
Sonst were auch incidenter gedacht, so bey der ersten quaestion ihme
25
nicht beygefallen, daß regulariter eben der ordo deliberandi im fürsten-
26
raht wie im churfürstlichen collegio gehalten werde etc. Man hette sich
27
aber doch nicht eben praecise daran zu verbinden, dan es könten umb-
28
stende fürfallen, so diversitatem ordinis causirten etc. Solange es sein kön-
29
ne, were es wol gut, wan conformitet gehalten würde.

30
Verspüre schließlich, daß Bayern nullo iure den vorsiz genommen, des-
31
wegen er nohtwendig protestiren müste. Daß chur- unnd fürstliche hauß
32
Sachsen hette schon anno 1576 ihren [!] schlußsatz

42
Konnte nicht ermittelt werden. In § 113 des Regensburger RA von 1576 X 12 wurde eine
43
ksl. Entscheidung der Sessionsstreitigkeiten in Aussicht gestellt, die jedoch 1654 noch aus-
44
stand ( Sammlung III, 371, 513 Anm. (a), 677f.).
in dieser sache einge-
33
bracht. Hette das hauß Bayern sich eines guten decreti getröstet, würden

[p. 12] [scan. 144]


1
sie wol die sache getrieben haben etc. Protestirete demnach quam sollen-
2
nissime undt wolle auch alle in vorzeiten eingewendete protestationes re-
3
petiret unnd wiederholet haben, mit angehengter bitte, das fürsten und
4
stände bey ihrer Kayserlicher mayestät umb dero allergnedigste decision
5
und entscheidung diensahme erinnerung thun wolten.

6
Bayern. Weil Altenburg sich abermahls der session halber zu protestiren
7
angemaßet, wolle er iura principis ab aliquot seculis competentia reser-
8
viret unndt reprotestiret haben, mit bitte, sölches ad protocollum zu
9
nehmen.

10
Basel

34
Das Hst. Basel wurde durch den Würzburger Ges. Vorburg vertreten ( APW III D 1,
35
349).
. Wie Würzburg etc.

11
Sachsen-Coburg

36
Für Sachsen-Coburg votierte Carpzov.
. A parte Coburgk erfrewe man sich, das dermahl-
12
einsten zum haubtwerck geschritten werde, cum pio voto etc. Nachdem
13
nun ihr fürstliche gnaden

37
Hg. Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg und -Coburg.
ihn nebenst seinem herrn collega hieher depu-
14
tiret und deren mainung gewesen, daß die vota einstimmig solten geführet
15
werden, zu dem ende sie auch mit einerley instruction versehen weren

38
Zur Überlieferung der Anfangsinstruktion für Thumbshirn und Carpzov s. Brunert, in
39
APW III A 3/1, CXXIII.
,
16
so werde er sich sowol itzt als künfftig und dießmahl sowol über denen in
17
die umbfrag gestelten quaestionibus als andern incidentien mit dem Al-
18
tenburgischen voto (zumahl auch das Magdeburgische damit zustimme)
19
allerdings conformiren. Protestirte darbey gleichsfals wieder Bayern deß
20
genommenen vorsizes halber, mit pitte, sölches, der reprotestation unge-
21
achtet, ad protocollum zu nehmen etc.

22
Bayern. Wiederholte die reprotestation.

23
Sachsen-Weimar. Nomine Sachsen Weymar, [Gotha] und Eisenach
24
etc.

40
Ges. Sachsen-Weimars, -Gothas und -Eisenachs war Heher. Zur Aufteilung der Territo-
41
rien unter die Hg.e Wilhelm und Ernst von Sachsen und zur Führung des Eisenacher Vo-
42
tums s. APW III A 3/1 [Nr. 6 Anm. 9] .
wiederholte zuvorders den inhalt der gethanen votorum piorum.
25
Möchte gleichfals gerne iedesmahls communicationem proponendorum
26
wünschen, das hochlöbliche directorium darumb wie Altenburg ersu-
27
chendt, und hielte gleichfals dafür, daß dasiennige, waß wegen des Mün-
28
sterischen conclusi fürgangen, glimpflich zu ahnden.

29
Ad quaestionum propositarum I.: Weil die cron Schweden schon gewiße
30
classes gemachet und alle articul dareingezogen, so were derselben pillich
31
zu inhaeriren, deswegen er sich mit Magdeburg unnd Sachsen Altenburg
32
conformirte.

33
Ad II.: Idem propter eandem rationem.

[p. 13] [scan. 145]


1
Ad III.: Die replicae weren, in puncto satisfactionis sonderlich, alzu lau-
2
ter, weitere declaration aber zu begeren, [sei] noch zu frühzeitig.

3
Ad IV.: Wie Altenburgk, cum repetita protestatione wieder Bayern etc.

4
Bayern. Reprotestirte nochmahls etc.

5
Sachsen[-Gotha] und -Eisenach . Wie Weymar.

6
Brandenburg-Kulm b ach

39
Ges. Brandenburg-Kulmbachs war Müller.
. Mit kürzlicher wiederholung der schuldi-
7
gen dancksagung und voti zu Gott, dem Allmechtigen etc., hette er gleich-
8
fals nachricht, waß proponiret werden solte, wünschen mögen, damit man
9
sich in instructione hette ersehen können. Pete derowegen, das directorium
10
möchte es allezeit des abents oder den tag zuvor communiciren.

11
Ad rem ipsam zu kommen: Weil einmahl concludiret, das es an beeden
12
orten ein collegium sein solle, wie Österreich angeführet, so habe es billig
13
dabey sein verpleiben und were, wie gleichfals Österreich [angeführt], die
14
Münsterische informitet durch glimpfliche protestation zu ahnden.

15
Ad quaestiones propositas, und zwart ad I., ordinem betreffend: Sey man
16
dieses ohrts auch der mainung wie Magdeburg und Altenburgk, das
17
nemblich der ordo classium replicae Suecicae zu behalten und zugleich
18
die Französische replic darnach zu reduciren und zusammenzuziehen
19
etc. Wolte es auch etwan ein jalousie bey den herrn Franzosen geben,
20
könte man es damit entschuldigen, das es nurt melioris ordinis et tempo-
21
ris redimendi causa geschehe.

22
Ad II.: Weil einmahl der ordo replicae beliebet, habe es dabey sein be-
23
wenden. Wan man soweit komme, so würde alsdan davon zu reden sein.
24
Conformirte sich also auch dißfals mit Altenburgk.

25
Ad III.: Sey zwar von Österreich gedacht, alß wan die deputatio proprio
26
motu geschehen solte. Er erinnere sich aber, das die herren Französischen
27
selbst die deputation in pari numero von beyderseits religionsverwanten
28
begeret hetten, wie er dan den verlauf dergestalt referirte

40
Das Folgende bezieht sich auf die Vorgänge vom 11. Januar 1646 (s. Anm. 20).
: Die herrn me-
29
diatores hetten gemeldet, daß die Französische replic gar zu general were,
30
darauf die herrn legati sich zu mehrer declaration gegen die stände selbst
31
erbotten und folgents die deputation begeret. Nun hette man zwart ge-
32
schloßen, es würde noch zur zeit nicht nötig sein, were wieder deß Reichs
33
herkommen. Ihre Kayserliche mayestät selbst, wan sie auf reichsconven-
34
ten etwas an die stände zu bringen hetten, ließen sie es durch commissa-
35
rios bey ihnen ablegen, die alsdan in pleno oder per deputatos gehöret
36
würden. Stelten aber ihnen, denen Franzosen, frey, ob sie ihr anbringen
37
etwan vor den ständen in pleno per deputatos wolten thun laßen etc. Weil
38
es aber von dem secretario oder scribenten

41
Jeremias Stenglin ( APW III A 1/1, 416 Z. 27).
nicht recht, sondern also, als

[p. 14] [scan. 146]


1
wan es ganz abgeschlagen were, außgerichtet worden, so were daher die
2
große offension bey den herren ambassadörn entstanden.

3
Österreichisches Direktorium. Dieselbe deputation sey ad extra-
4
ditionem replicarum angesehen gewesen, diese aber ad declarationem

34
Die von den Reichsständen in Münster am 11. Januar 1646 abgelehnte Deputation hatte
35
der Bekanntgabe, die am 29./30. Januar 1646 beschlossene Deputation der Erläuterung
36
der frz. Replik dienen sollen (s. Anm. 20).
.

5
Brandenburg-Kulmbach und Württemberg

37
Für Württemberg votierte Varnbüler ( Philippe, 72f.).
. Die extraditio
6
were schon geschehen gewesen.

7
Österreichisches Direktorium . So sey es doch ad notificationem
8
gemeinet gewesen, darauf dergleichen resolution erfolget. Itzo aber sey
9
eine andere deputation auß allen dreyen collegiis obhanden.

10
Württemberg . Die Franzosen hetten die deputation selbst zu zweyer-
11
ley intention begeret: 1. die extradition zu notificiren, 2. die replicam in
12
etslichen puncten zu declariren.

13
Alhier gefielen etliche interlocuta.

14
Österreichisches Direktorium. Sie setzten aber hier selbsten „pro-
15
prio motu“

38
Siehe das Bedenken der drei Reichsräte in Münster (wie Anm. 2), Meiern II, 262 .
, so müße es ia eine newe deputation sein.

16
Württemberg. Halte dafür, es möge pro mitigatione prioris offensae
17
also für gut befunden worden sein.

18
Brandenburg-Kulmbach. Conformire sich sonst mit Sachsen Alten-
19
burg etc. Müchte pro re nata mehr fürkommen, das [eine] deputation nö-
20
tig were.

21
Ad IV.: Mit den vorsitzenden etc. Bate im übrigen, dahin bedacht zu sein,
22
das man die re- und correlationes beßer in gang bringe, imgleichen, wie
23
die communicationes reciproce anzustellen.

24
Braunschweig-Lüneburg

39
Jakob Lampadius führte alle drei Voten Braunschweig-Lüneburgs.
. Repetito voto directorii, ut patria tan-
25
dem eluctetur etc., hette nicht ohne befrembdung vernommen, das zu
26
Münster allein etliche conclusa und also in effectu sechß collegia gema-
27
chet werden wollen etc. Conformire sich darauff mit Österreich, zumahln
28
weiln hiebevor ein conclusum gemachet, das es utrobique eadem collegia
29
sein sollen. Diesem zuwieder hette man dorten conclusa gemachet, re-
30
und correlationes gehalten, gleich alß wan sie dorten drey perfecta colle-
31
gia machen könten, da es doch nur halbe collegia weren. Wolle demnach
32
beyzeiten, doch glimpflich zu contradiciren sein, wie man es dan auch
33
dieses ohrts an evangelischer seiten nimmermehr einreumen würde.

[p. 15] [scan. 147]


1
Ad ordinem deliberandi: Weil die beyden cronen sich also verglichen,
2
auch die herren Kayserlichen ihnen gefallen laßen, daß die articul in clas-
3
ses abgetheilet würden, möchte man nur dieselbige ordtnung behalten.
4
Referirte dabey, weßen sich unlengst monsieur de La Barda

42
Gemeint ist der frz. Resident in Osnabrück La Barde.
, alß er,
5
herr Lampadius, ihn, woher doch die diversitet ratione ordinis in den re-
6
plicis kehme, gefraget und, was es für incommoditeten nach sich führete,
7
remonstriret, erclehret hette: Nemblich es were war, sie hetten sich also
8
verglichen gehabt, die mediatores aber hetten es geendert

43
Diese Behauptung ist unzutreffend (s. auch Anm. 38).
; wolle iedoch
9
cooperiren helffen, das die Französischen herren legati mit dem ordine
10
secundum classes zufrieden seyen. Darzu er, herr Lampadius, dan noch
11
ferner rationes remonstriret hette. Hoffe demnach, die herren Franzosen
12
würden damit einig sein, wo nicht, so müsten doch die articul aus beeden
13
propositionibus zusammengezogen werden. Man würde sonst ein ding
14
zweymahl tractiren müßen. Darbey aber doch seines ermeßens die causae
15
Imperii a satisfactione zu distinguiren und ienne coniunctim, diese aber
16
auch wol seorsim tractiret werden möchten.

17
Ad II.: Würde große confusion und difficultet geben, wan man sölcher-
18
gestalt dreyerley, nemblich die consultationes publicas, passum gravami-
19
num und satisfactionis, zugleich tractiren solte. Beßer were es, daß erst-
20
lich die erste classis absolviret würde, dadurch würde die andere classis
21
desto mehr facilitiret werden, wie dan die cronen sich erkleret und conte-
22
stiret hetten

44
Vielleicht eine Anspielung auf die schwed. Äußerungen vom 9. Januar 1646 (s. Anm. 40).
. Concludire derowegen also, das der punctus satisfactionis
23
nicht ehe zu berühren, bis die erste classis absolviret sey etc.

24
Diesem nun zufolge auch ad III. zu antworten: Fünde er keine sonderli-
25
che obscuritet und daher auch noch keine nohtwendigkeit zur deputation.
26
Wan künfftig in progressu einige obscuritet sich befünde, darüber erleu-
27
terung vonnöthen, so stünde alsdan beyden theilen, alhier und zu Mün-
28
ster, frey, deputation zu machen, aber nicht stracks itzo, sondern, wan
29
man dahin komme, dan solte man itzo per deputatos erleuterung begeren.
30
Müste man ia erst alle puncten durchlauffen und sehen, was obscur und
31
dunckel in einen und andern were, welches aber zeit unnd mühe kosten
32
würde.

33
Was entlich und zum IV. anlanget, wie man diesmals zum concluso, auch
34
zur re- und correlation, gelangen könne, halte er dafür, das es vor diß-
35
mahl schrifftlich hinnüberzuschicken, inskünfftige aber sich zu verglei-
36
chen, wie es mit den re- und correlationibus recht anzustellen, welches
37
dan zuvorders zu vergleichen, damit verzögerung vermieten pleibe.
38
Werde sonst gewiß difficulteten geben etc., und were wol zu wünschen
39
gewesen, wan’s sich sonsten hette leiden wollen, das man an einem ohrt
40
beysammen hette sein können, damit es dieser difficulteten nicht betürff-
41
te. Dan [es] würde über alle maßen schwer damit hergehen, und sehe er

[p. 16] [scan. 148]


1
fast kein expediens, das hierunter zu ergreiffen etc. Halte aber dafür, es
2
könne bisweilen schrifftlich, bisweilen per deputatos geschehen, und wol-
3
le, wie Altenburgk votiret, diese quaestion wol einer sonderlichen delibe-
4
ration betürffen. Werde sich aber in progressu noch wol ergeben etc.

5
Und dieses wolle er im nahmen seiner gnedigsten fürsten unnd herrn

36
Gemeint sind die Hg.e von Braunschweig-Lüneburg Friedrich und Christian Ludwig, von
37
denen Friedrich in den Fürstentümern Celle und Grubenhagen und Christian Ludwig in
38
Calenberg regierte. Der braunschweigische Ges. erläuterte dies selbst in der Sitzung am
39
27. September 1646 ( APW III A 3/4 Nr. 125, Votum Braunschweig-Lüneburg-Celles).
40
Die braunschweig-lüneburgischen Voten werden in dieser Edition immer in der dort er-
41
klärten, ordnungsgemäßen Reihenfolge angeführt, während die Abfolge in der Druckvor-
42
lage Braunschweig-Lüneburg-Celle, -Calenberg und -Grubenhagen lautet.

6
pro triplici voto wegen Braunschweig-Lüneburg-Celle und
7
-Calenberg
wie auch wegen des fürstenthumbs Braunschweig-Lü-
8
neburg-Grubenhagen
abgeleget haben.

9
Pommern-Stettin. Praemissis praemittendis, wegen ihr churfürst-
10
lichen durchlaucht zu Brandenburgk als herzogs in Pommern

43
Kf. Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Zum kurbg. Anspruch auf Pommern s. APW III
44
A 3/1 [Nr. 7 Anm. 16] .
repetiret
11
pia vota a directorio praemissa et a caeteris repetita etc. Darnegst habe er
12
verstanden, was vom hochlöblichen directorio in dreyen quaestionibus
13
unndt einem appendice furgebracht, so kürzlich darauf bestünde: In ge-
14
nere vernehme er, daß das conclusum zu Münster gemacht und anhero
15
geschicket, darinnen die drey quaestiones (quas repetebat) begriffen.
16
Deme pro IV. annectiret, wie künfftig die conclusa hier und zu Münster
17
zu communiciren. Praemittirte wie Altenburgk, das er gleichfals gerne
18
sehe, wan sowol itzt die puncta deliberationis weren communiciret wor-
19
den, alß das es inskünfftige geschehe, wie er dan wegen Pommern darumb
20
zu bitten hette, sintemahl unmöglich sey nach vielheit und wichtigkeit
21
der sachen, das man sich uf iedes aus dem stegreif resolviren oder die
22
instruction mit sich im kopf tragen könne.

23
Soviel das conclusum selbst anlange, were unnötig, die informitet und das
24
es inconsultis iis, quorum aeque interest etc., gemachet sey, weitleufftig
25
zu wiederholen. Stehe fast an, ob es pro concluso oder nur für ein gut-
26
achten zu halten und demselben zu inhaeriren. Das glimpflichste werde
27
sein, sölchen process zu resentiren mit pitte, das es nicht mehr geschehe.

28
Ad I. quaestionem de ordine: Sey er indifferent, weil ordo quatenus ordo
29
nicht so groß zu bedeuten hette. Weil aber pillich dahin zu sehen, wie die
30
handtlung befördert werde, möchte es newe difficulteten geben, wan erst
31
das Churmaynzische directorium die puncta contrahiren unndt reduciren
32
solte, da unß doch die cronen vorgearbeitet und der mühe überhoben
33
hetten. Es resolvire sich auch daher, weil sonder zweifel ein ieder dahin
34
instruiret sein werde, wie die tractaten zu acceleriren. Diß aber sey dabey
35
considerabel, ob das Churmaynzische oder das Österreichische directo-

[p. 17] [scan. 149]


1
rium die Schwedische und Französische discrepantien ratione ordinis re-
2
duciren und zusammenziehen solle.

3
Österreichisches Direktorium. Wan’s erst geschloßen were, so ge-
4
schehe es hier.

5
Pommern-Stettin. Nun wol, so schließe er dahin, das die Französi-
6
sche replic nach der disposition der Schwedischen zu reduciren.

7
Ad II.: Nehme dieselbe ihre resolution aus der ersten, das nemblich nicht
8
alles zugleich, sondern nacheinander zu tractiren etc., wie er dan nomine
9
Pommern dahin stimme, das erstlich classis prima unnd die gravamina
10
und darnach erst passus satisfactionis fürzunehmen.

11
Ad III. de deputatione ad Gallos proprio motu: Sehe nicht, worzu es
12
noch nötig sey, sondern halte es nomine electoris alß herzogs in Pom-
13
mern auch noch intempestiv zu sein etc. Die herrn Franzosen würden
14
doch wißen wollen, worinnen die obscuritet bestünde. Nun könte solches
15
ad punctum satisfactionis nicht appliciret werden, dan die es betreffe, de-
16
nen sey es alzu deutlich etc. Würde zuvor nötig sein, das man ihnen die
17
obscurität realiter demonstrirete. Solche eine generalis deputatio aber
18
werde undienlich seyn, unnd möchte sie woll offendiren, das man sie söl-
19
chergestalt einer obscurität beschüldigte. Daferne aber in progressu trac-
20
tatuum in einer oder der andern replic etwaß zu befinden, daß dunckel
21
unnd obscur were, könte man alzeit eine sölche deputation verordtnen,
22
auch alsdan sich vergleichen, ob dieselbe aus allen dreyen reichsrähten
23
oder allein aus dem fürstenraht zu thun.

24
Was entlich de modo concludendi itemque re- et correferendi annectiret,
25
sey, wie Altenburg unndt Braunschweig Lüneburg angeführet, von gro-
26
ßer importanz und erhebligkeit, das deswegen wol absonderlich zu deli-
27
beriren, ob per directoria ipsa oder per deputatos oder in scriptis die com-
28
munication anzustellen. Diesmahl aber könne es schrifftlich geschehen,
29
doch mit dem beding, das es zu keiner consequenz gezogen werde.

30
Sonst were auch de maioritate votorum nur incidenter erwehnung gesche-
31
hen. Habe es also nicht haubtsachlich zu berühren, sondern werde sich
32
schon geben, wo dieselben stathaben etc. Acceptire aber immittels dasien-
33
nige, waß wegen der ausfallenden votorum gedacht worden

39
Darüber war noch nichts gesagt worden; bislang hatte nur Sachsen-Altenburg das Pro-
40
blem der Mehrheitsabstimmung erwähnt (s. Anm. 39). Zu den Fällen, in denen das Mehr-
41
heitsprinzip nicht gelten sollte, s. Anm. 71.
, dan es
34
könne sich zutragen, das auch in solchen sachen, ubi maiora locum ha-
35
bent, singulare votum zu attendiren.

36
Pommern-Wolgast . Wiederhole sein voriges votum verbotenus.

37
Mecklenburg-Schwerin

42
Für beide Linien Mecklenburgs votierte Kayser.
. Praemissis praemittendis, negst herzlicher
38
wiederholung der gethanen wünsche unndt das Gott dieselbe war machen

[p. 18] [scan. 150]


1
wolle, schreite er ex parte Mecklenburg Schwerin und Gustraw ad puncta
2
proposita. Praemittire zuvorderß, waß schon von den vorsitzenden wegen
3
des vermeintlichen conclusi angeführet worden etc., sie, [die Reichsstände
4
in Münster], weren zu weit gangen. Communis enim causa commune re-
5
quirit consilium, communem approbationem etc. Were wol protestando
6
et contradicendo zu resentiren, doch sey er auch damit ainig, das es
7
glimpflich geschehe mit pitte, sich deßen künfftig zu enthalten. Bey dieser
8
generalquaestion hette er das directorium auch zu ersuchen, daß zuvor-
9
ders die capita deliberationis vorhero communiciret werden müchten.

10
Ad quaestiones ipsas votire er ad I. mit den vorsitzenden dahin, daß das
11
directorium zu ersuchen, daß es der ordtnung der Schwedischen replic
12
inhaeriren und pro devitanda confusione die capita, so ad istas classes ge-
13
hören und sparsim in Gallica replica zu befinden, dahin reduciren wolle
14
etc. Gewünne die zeit und gebe weinige mühe.

15
Ad II.: Werde aus der vörigen resolviret, daß nemblich erst de gravamini-
16
bus zu handtlen; quibus resolutis werde sich der passus satisfactionis wol
17
geben etc., dan obwoll etsliche dahin gangen, daß die satisfaction zuerst
18
gehandelt werden solte, so wiße man doch gar wol, das origo mali von
19
den gravaminibus herrühre. Würde also praepostere gehandelt sein, wen
20
man die satisfaction den gravaminibus praemittiren wolte. Und dahero
21
resultire auch die decision.

22
Ad III.: Falle für sich selbst unnd sey unnötig, die rationes mit mehrern
23
zu wiederholen etc. Die cronen hetten sich in puncto satisfactionis so her-
24
ausgelaßen, daß nichts dunckels darinnen, sondern nur alzuwol zu ver-
25
nehmen sey, waß sie begeren und von dem Reich haben wollen.

26
Modum re- et correferendi betreffend, were ein schwerer punct. Confor-
27
mire sich demnach mit den vorsitzenden. Daß hochlöbliche directorium
28
werde nachdencken, wie man herauskommen möge, und stelle er auch
29
dahin, ob nicht einer sonderlichen umbfrage deswegen vonnöthen.

30
Ratione maiorum conformire er sich mit Sachsen Altenburgk und Pom-
31
mern und sonderlich darinnen, daß, wan etwan ein votum singulare sich
32
finde, so erheblich, aber propter maiora nicht attendiret würde, daßelbe
33
dem concluso einzuverleiben.

34
Sonst hette Pommern ante consessum auch der alternation gedacht

39
Siehe S. 4f. Z. 27f., 1ff.
. Nun
35
hette sein gnediger fürst und herr

40
Hg. Adolf Friedrich I. von Mecklenburg-Schwerin.
dem bono publico soweit weichen
36
wollen, doch nurt pro nunc et absque praeiudicio

41
In Württemberg A I (S. 1046–1049) ist dieser Stelle ein Rezeß über die im FR alternie-
42
renden fürstlichen Häuser zugeordnet (Osnabrück s. d.) und angemerkt, daß er nicht aus-
43
gefertigt worden sei.
. Bethe, es zu pro-
37
tocolliren, unndt werde sich verhoffentlich wol ein expediens finden,
38
wie man es auch haubtsächlich vergleichen könne.

[p. 19] [scan. 151]


1
Pommern. Weil Mecklenburg wegen der alternation bedinget, so wolle
2
er wegen Pommern desgleichen gethan haben. Bethe zu protocolliren,
3
daß es nurt pro nunc und sonst ganz unpraeiudicirlich geschehe.

4
Mecklenburg-Güstrow. Wie Mecklenburgk Schwerin tam in mate-
5
rialibus quam in formalibus.

6
Württemberg. A parte ihr fürstlicher gnaden

36
Hg. Eberhard III. von Württemberg.
repetire man pia vota,
7
unnd, soviel itzige deliberation betrifft, hette man gleichfals das directo-
8
rium umb die communication der proponendorum zu bitten.

9
Die conclusa, so vom chur-, fürsten- und städterahts zu Münster an für-
10
sten- und städteraht alhier herüberkommen, anlangend, so es die meinung
11
haben solte, hette man sich zu erinnern, das es wieder des Reichs herkom-
12
men und hiesige conclusa wehre, da geschloßen worden, das die collegia
13
an beeden ortten indivisim sein solten etc. Weil aber eben dergleichen
14
ahndung vor diesem von hier hinnüber geschehen

37
Der FRO hatte am 26. September 1645 die am 21. September 1645 in Münster abgehal-
38
tene Re- und Correlation beanstandet ( APW III A 3/1, 225 Z. 25–28).
, auch hernach vom
15
fürstenraht daselbst beim Churmaynzischen directorio resentirt worden,
16
halte er das itzige nur vor eine opinion oder communication und nicht
17
pro concluso, so per re- et correlationem geschehen were. Stelle dahin,
18
ob es dißmalß nur zu praeteriren oder aber glimpflich und etwan also zu
19
erinnern, man halte nicht dafür, das es die mainung habe etc., mit pitte, es
20
künfftig in acht zu nehmen.

21
Österreichisches Direktorium. Sey gleichwoll re- unndt correla-
22
tion gehalten etc.

23
Hierauf gefielen etliche interlocuta, dahingehend, das sölches ihnen nicht
24
zugestanden.

25
Österreichisches Direktorium. Verlase zur nachricht den eingang de-
26
ßelben protocolli im fürstenraht, ibi: „nach gehaltener re- und correlation“.

27
Darauf wieder interlocuta ergingen, und unter andern von Würzburg
28
gedacht wurde, das es nicht pro universali, sondern pro particulari con-
29
cluso zu achten.

30
Nach fernern interlocutis pergebat Württemberg. Hette es nur zu nach-
31
richt erinnern wollen, und könte er fürsten und stände versichern, daß man
32
drüben gar nicht gemainet sey, dem hiesigen fürstlichen collegio für-
33
zugreiffen, sondern vielmehr vertrawlich mit demselben zu communiciren.

34
Würzburg. Die schreiben, so darbey einkommen

39
Siehe den Auszug aus einem Brief, Münster 1646 I 30, betr. das Bedenken der drei Reichs-
40
räte
in Münster, in: Braunschweig-Lüneburg-Calenberg A IV fol. 73.
, geben es, das es
35
nicht conclusa, sondern nur vorschläge weren.

[p. 20] [scan. 152]


1
Österreichisches Direktorium. Wolte es gerne also aufnehmen. Sie
2
hetten es aber erst notificiren und nicht stracks im ende einen extract
3
schicken sollen etc. Were gar zu inconveniens. So hette auch Churmaynz
4
gebühret, in pleno eröfnung zu thun, welches aber wegen des praedicati
5
excellentiae unterlaßen worden

38
Zum Exzellenztitel-Streit s. APW III A 3/1 [Nr. 21 Anm. 40] .
. Dergleichen were nun schon dreymahl
6
zu Münster fürgangen, diß were der vierdte actus

39
In Münster war am 21. September 1645, am 7. November 1645, sowie am 11. und 29.
40
Januar 1646 re- und correferiert worden ( APW III A 1/1 Nr. 46, 58, 61, 64). Die Re-
41
Correlation am 22. Oktober 1645 ( ebenda Nr. 55) war durch Osnabrücker Verhand-
42
lungsvorschläge veranlaßt und ist deshalb anders zu bewerten.
.

7
Sachsen-Altenburg und andere. Sey zwart iedesmahls geahndet,
8
aber keine enderung erfolget.

9
Württemberg. Könne von den anwesenden herrn abgesanten, was diß-
10
fals fürgangen, drüben referiret und erinnert werden.

11
Das haubtwerck betreffend, hette man a parte Würtenbergk auß den an-
12
geführten uhrsachen dafürgehalten, weil die ganze tractaten von den
13
herrn Schwedischen in 4 classes eingetheilet und alles völlig darinnen
14
begriffen, so werde man nach derselben richtigere ordtnung halten und
15
zu den re- und correlationibus kommen können. Weil man auch soviel
16
nachricht, das die herrn Franzosen gegen die herrn mediatores sich er-
17
kleret, sie könten wol leiden, wan diese ordtnung beobachtet würde, de-
18
ßen auch der königliche Französische alhier residirende legatus sich ver-
19
nehmen laßen, hette es bey dem ordine replicae Suecicae billig sein ver-
20
pleiben. Damit man sich auch a parte Würtenbergk conformirte, wie im-
21
gleichen auch ad II. quaestionem, das man nemblich den passum
22
satisfactionis ob rationes adductas, sonderlich weill zu besorgen, das,
23
wan beide cronen nicht darin condescendiren, nichts alß schimpf und
24
verzögerung zu gewarten, solang auszustellen und damit innenzuhalten,
25
es were dan, das die herrn mediatores vor sich und proprio motu, ohne
26
der stände ersuchen oder volmacht, auch denselben und dem haubt-
27
wergk ganz unpraeiudicirlich, in commodum Imperii etwas gutes ver-
28
handtlen könten.

29
Ad III.: Könte sich mit den vorsitzenden leicht conformiren, das die de-
30
putation an die herrn Franzosen noch einzustellen, wan sie, die Französi-
31
schen, es nicht begeret hetten. Er erinnere sich aber neben Culmbach, das
32
sölches von ihnen geschehen, mit vermelden, das die protocoll der replic

43
Die frz. Replik ist in mehreren Protokollen bzw. Übersetzungen überliefert (s. Anm. 38).

33
zu general unnd zu kurz, derowegen sie eine deputation in pari numero
34
beederseits religionsverwanten begeret hetten. Sölches were anfangs be-
35
dencklich gewesen, so die Franzosen übel aufgenommen; dahero noch-
36
mahls pro mitigatione Gallorum auf eine sölche deputation, die gleichwol
37
nicht ad ipsorum instantiam, sondern proprio motu geschehe, geschloßen

[p. 21] [scan. 153]


1
worden

35
Siehe Anm. 20.
. Die herrn Franzosen hetten es „notas“ genennet, so sie fürsten
2
und ständen communiciren und dadurch die replicas erleutern wolten.
3
Nun were zwart bedencklich, einige erleuterung ultro zu begeren, stünde
4
iedoch den herren Münsterischen frey, was sie für sich und citra praeiu-
5
dicium der haubtsache der deputation halber thun wolten.

6
Waß entlich modum re- et correferendi betrifft, were zu wünschen, das
7
man sich eines gewißen conclusi beyder ohrten vergliche. Werde sich aber
8
in progressu wol ergeben. Tempus, materia et res ipsa werde[n] es geben,
9
ob per litteras vel per deputatos, in loco tertio, hier oder zu Münster die-
10
selbe anzustellen etc. Inmittelst weren die herrn Münsterischen zu bitten,
11
daß sie es bey dem ordentlichen modo möchten verpleiben laßen.

12
Circa maiora repetit priora, sonderlich ratione votorum singularium in
13
denen sachen, ubi status considerantur ut status etc.

36
Sinngemäßes Zitat aus dem Votum Pommerns im FRO am 17. November 1645 (APW III
37
A 3/2, 116 Z. 4f.): Das Mehrheitsprinzip solle nicht gelten, ubi status ut status et ut singuli
38
in negotiis arduis et summis zue consideriren. Dies wurde in verkürzter Form in die Gra-
39
vamina Evangelicorum von 1645 XII 25, Art. VII, aufgenommen ( Meiern II, 531 ).

14
Ratione alternationis reservire er gleichergestalt ihrer fürstlichen gnaden
15
iura unnd bate zu protocolliren, das es nur pro nunc et citra praeiudicium
16
geschehe.

17
Baden-Durlach

40
Ges. Baden-Durlachs war Merckelbach.
. Praemissis praemittendis, weil die zeit verfloßen,
18
repetito pio voto bittet auch hinforth umb communication der materia-
19
rum deliberandarum.

20
Ratione des Münsterischen unförmblichen conclusi habe er sich andern
21
zu conformiren, dan es heiße „quod omnes tangit, ab omnibus debet ap-
22
probari“

41
Nach Cod. 5,59,5,2 (APW III A 3/1 [Nr. 7 Anm. 24] ).
, und hette es per re- et correlationem reciprocam der stände
23
hier unnd zu Münster geschehen sollen.

24
Ad quaestiones propositas: Conformire er sich gleichfals mit den vorsitzen-
25
den, das I. die ordtnung der Schwedischen replic zu behalten und dahero II.
26
gravamina ante satisfactionem zu tractiren. Ad III. wie Würtenbergk, doch
27
mit dahin zu sehen, daß die herren Schwedischen nicht offendiret werden.

28
Super modo re- et correferendi conformire er sich, es werde weiters nach-
29
zudencken und pro re nata anzustellen sein. So werde sich’s auch geben,
30
wo die maiora stathaben und wo die vota singularia zu attendiren.

31
Wiederhole im übrigen die reservation in puncto alternationis mit pitte,
32
dieselbe gleichsfals ad protocollum zu nehmen.

33
Hessen-Kassel

42
Es votierte Müldener, da Scheffer an der gleichzeitigen Deputation der Reformierten teil-
43
nahm ( APW III A 3/2 Nr. 94a). Zu Scheffer Malettke, Scheffers Gesandtschaft, 503–
44
506.
. Geliebter kürze halben repetire er anfangs nomine
34
Heßen Caßel die pia vota. Negst diesem könne er auch nicht unerinnert

[p. 22] [scan. 154]


1
laßen, das man ihrestheils keine wißenschafft gehabt, was fürkommen
2
werde. Möchte demnach künfftig allezeit communiciret werden. Wan
3
auch das conclusum also gemeinet, wie Würtenberg angeführet, hette es
4
dabey sein verpleiben etc., wo nicht, so were es glimpflich zu ahnden.

5
Ad rem ipsam, et quidem I. ad ordinem: Weill die beeden cronen sich
6
dieser disposition, wie sie von Schwedischer seiten behalten worden, ver-
7
glichen und alle articul dahin füglich reduciret werden können, so laße
8
man es billig dabey bewenden.

9
II. Weil darinnen die negotia Imperii vorgehen, so were der passus satis-
10
factionis füglich ehe nicht zu erörtern, wan nicht erstlich die res Imperii
11
abgehandelt werden.

12
Ad III.: Da sich’s so verhalte, wie Würtenberg angezeiget, were es gestal-
13
ten sachen nach in arbitrium der stände zu Münster zu stellen etc. Hette
14
es aber einen andern verstandt, das es ultro vor sich und declarationis
15
petendae causa geschehen solte, conformire er sich mit Braunschweig Lü-
16
neburgk, das es nemblich noch zur zeit unnötig, doch wan es künfftig die
17
notturfft erfordere, stünde es einem theile sowol frey als dem andern.

18
Ad IV.: Gleichsfals wie Braunschweig Lüneburgk, das es nemblich vor
19
diesmahl hinwieder schrifftlich geschehen möchte. Wie es aber inskünff-
20
tig zu halten, darauf were zu gedencken.

21
Ratione maiorum conformire er sich den vorsitzenden cum protestatione
22
et reservatione in puncto alternationis.

23
Hessen-Darmstadt

38
Ges. Hessen-Darmstadts waren Wolff von Todtenwart und Sinold gen. Schütz. Vermut-
39
lich votierte Sinold gen. Schütz, da Wolff von Todtenwart im Frühjahr 1646 zumindest
40
zeitweilig als Ges. der Reichsstadt Regensburg in Münster bezeugt ist ( APW III A 6, 152
41
Z. 10, 878, 917).
. Weil die zeit verlauffen, repetire er nomine ihr
24
fürstlicher gnaden

42
Lgf. Georg II. von Hessen-Darmstadt.
pium votum, Gott wolle selbst ins mittel treten unnd
25
sagen, friede sey mit euch

43
Lk 24,36.
.

26
Ad rem ipsam zu kommen, anfängklich wie Bayern unnd die nachfolgen-
27
den, das nemblich allezeit de materia deliberanda apertur geschehen
28
möchte. Das Münsterische conclusum betreffend, man lege es hin, wo
29
man wolle, und halte es pro concluso particulari vel universali, so sey es
30
doch inform und derowegen, iedoch glimpflich, zu ahnden, mit pitte, das
31
directorium wolle dahin sehen, damit dem fürstlichen collegio nichts
32
praeiudiciret werde.

33
Quaestiones ipsas (quas repetebat) betreffendt: Ad I. et II. conformire er
34
sich mit Magdeburg unnd den nachstimmenden, ad III. mit Österreich.

35
De modo re- et correferendi, item conclusa faciendi werde es woll einer
36
eigenen consultation nötig sein. Daß hochlöbliche directorium werde se-
37
hen, das es beim herkommen verpleibe etc. Dabey nicht außer acht zu

[p. 23] [scan. 155]


1
laßen, was Altenburg erinnert, das es nemblich nicht nötig, sich allezeit an
2
des Churmaynzischen directorii ordtnung binden zu laßen.

3
Maiora betreffend, weil deren nur incidenter gedacht worden, reservire er
4
sein votum zur andern zeit, wan es sonderlich zur umbfrage kommen
5
werde.

6
Repetirte im übrigen gleichsfals die protestation unnd reservation, son-
7
derlich, weil *** mit Heßen in sonderlichen pactis stehe

38
Protest und Rechtsvorbehalt beziehen sich sehr wahrscheinlich auf den Sessionsstreit zwi-
39
schen Bayern und den sächsischen Fürstentümern, in dem Hessen-Darmstadt aufgrund der
40
Erbverbrüderung zwischen Sachsen und Hessen (s. APW III A 3/2 [Nr. 33 Anm. 132] ) für
41
die sächsischen Votanten Partei ergriff.
.

8
Sachsen-Lauenburg. (Durch den fürstlichen Mecklenburgischen
9
herrn abgesanten:) Der fürstliche Sachsen Lawenburgische herr abgesan-
10
ter, so itzo wegen der stadt Lübeck im städteraht were

42
Gloxin nahm an der gleichzeitigen Sitzung des SRO teil ( APW III A 6 Nr. 18).
, hette gebeten,
11
daß er sein votum ablegen wolte. Praemittire in genere, waß wegen com-
12
munication der deliberandorum im Mecklenburgischen voto gebeten, im
13
haubtwerck aber hette er ihme sein votum schrifftlich zugestellet, welches
14
er verlesen wolte.

15
Wie nun etliche, auch der herr director selbsten, sich verwunderte[n], wo-
16
her derselbe die puncta proposita [habe] wißen können, wurde inter-
17
loquendo berichtet, das sie den abend zuvor dem Straßburgischen direc-
18
torio

43
Straßburg führte das Direktorium in SRO; Ges. war Marcus Otto ( Livet, 708f.).
und von deme sonder zweiffel den herrn abgesanten weren com-
19
municiret worden.

20
(Hierauff lase der herr Mecklenburgische daß Sachsen Lawenburgische
21
votum in forma ab, wie daßelbe hiebey sub numero 1 zu befinden.)
22
Sachsen Lawenburgisches votum über die drey vorgestelte fragen:

23
Ad I.: Consentio simpliciter, da es dan bey dem letzteren membro nun-
24
mehr soviel weiniger zweifel haben kan, nachdem die herrn Französi-
25
schen legati sich ratione methodi denen herrn Schwedischen legatis zu
26
conformiren erklehret haben sollen, undt dahero die materiae aus beyder-
27
ley replicis desto völliger und füglicher zusammengezogen werden kön-
28
ten und müßten, sogar wan etwan bey ein[em] oder andern passu con-
29
iunctionis was zu erinnern sein solte, denen ständen [dies] unbenommen
30
sein würde.

31
Ad II.: Dissentio, und wirt am besten sein, auch in selbem puncto nach
32
vorgedachter ordtnung zu verfahren, zumahlen reliquis expeditis in sel-
33
ben nachgehents desto schleuniger fortzukommen sein wirdt. Doferne je-
34
doch, bey werenden tractaten über vorgehende andere puncta von diesem
35
praeparatorie etwas zu reden, per maiora beliebet werden solte, kan ich
36
mich selben insoweit wol conformiren, nur allein, das in beschließung
37
eines ieden puncts vorgemelter ordtnung stricte nachgegangen werde.

[p. 24] [scan. 156]


1
Ad III.: Wan zuvorders andeutung geschehen, in waßerley punctis et pas-
2
sibus erleuterung desideriret wirt, weil a dominis legatis Gallicis darnach
3
wirdt gefraget werden, so kan in die vorgeschlagene deputatio wol ver-
4
williget unnd fortgestellet werden.

5
Anhalt

34
Ges. Anhalts war Milagius. Er nahm an der gleichzeitigen Deputation der Reformierten
35
teil ( APW III A 3/2 Nr. 94a) und wurde, wie schon mehrfach 1645, durch Heher vertre-
36
ten ( Brunert, in APW III A 3/1, LXXXVIII).
. (Durch den fürstlich Sachsen Weymarischen herrn abgesan-
6
ten:) Geliebter kürze halber wie Magdeburgk, Altenburgk und Weymar.

7
Wetterauer Grafen

37
Ges. der Wetterauer Gf.en waren Geißel und Heidfeld. Hier votierte Geißel, da Heidfeld
38
an der Deputation der Reformierten teilnahm ( APW III A 3/2 Nr. 94a).
. Wegen des Wetterawischen graffenstandes thue
8
man zuvorderst den christlichen wunsch wiederholen und hette negst die-
9
sem ebenmeßig umb communicationem deliberandorum zu bitten.

10
Was sonst den modum procedendi zu Münster anlange und das sie es
11
gleichsamb per modum conclusi herübergeschicket, were glimpflich zu re-
12
sentiren. Scheine gleichwol aus dem abgelesenem schreiben, das es dort pro
13
expresso concluso gehalten, doch den hiesigen ständen ihr conclusum vor-
14
behalten worden. Sey vielleicht zu gewinnung der zeit geschehen.

15
Die vorgestelte fragen betreffendt, hette die andere von der ersten und die
16
dritte von der andern ihre dependenz, würden sich derowegen aus der
17
ersten die anderen beyde wol schließen laßen.

18
Ad I., circa ordinem: Halten sie nicht weiniger dafür, das man künfftig
19
bey der Schwedischen replic zu verpleiben und das umb soviel mehr,
20
weil bey eröfnung der Kayserlichen declaration dazu anlaß gegeben wor-
21
den, das in modo tractandi durch gewiße eintheilung viel zeit zu gewin-
22
nen

39
Die ksl. Proposition an die Reichsstände von 1645 IX 25 hatte zur Vermeidung von Ver-
40
zögerungen empfohlen, die Gliederung der Propositionen der Kronen beizubehalten
41
( Meiern I, 617 , dritter Absatz, beginnend Bey allen diesen).
. Befinden auch ex protocollo

42
Bezug auf die schwed. Replik ( Meiern II, 184 , zweiter Absatz, beginnend Die Kayserli-
43
chen ).
, das die herrn Kayserlichen den
23
herrn Schwedischen heimbgestellet, ob sie bey vöriger ordtnung verplei-
24
ben oder eine andere abtheilung machen wolten, worüber es entlichen
25
bey der ordtnung der königlich Schwedischen replic verplieben und also
26
von den herrn Kayserlichen abgesanten mit beliebet worden. So were
27
auch aus theils vorsitzenden votis soviel zu vernehmen, das die herrn
28
Französischen auch damit zufrieden weren, und müchte, wan man nun
29
erst wieder uf die vörige ordtnung derer propositionum kommen wolte,
30
nur noch mehr zeit verlohren werden. Concludire derowegen, wie die
31
maiora oder vielmehr einmüetige vota gefallen.

32
Und ebendaßelbe [gelte] auch ad II., weil pillich gravamina et negotia
33
Imperii vorhero gehen müsten etc. Were wol zu wünschen, daß alles zu-

[p. 25] [scan. 157]


1
gleich tractiret werden könte, weil aber dieses ex prima quaestione depen-
2
dire, falle es für sich selbst.

3
Und daher were auch daß III. dahin zu resolviren, das nemblich die de-
4
putation noch zu frühe, und werde in progressu zu finden, ob und wan
5
dieselbe nötig sey.

6
De modo formandi conclusa halten sie secundum maiora auch dafür, das
7
es vor diesmahl schrifftlich geschehen möge, doch mit der erinnerung, das
8
es in keine consequenz gezogen werde.

9
Circa maiora hetten sie nomine des Wetterawischen grafenstandes
10
gleichsfals zu bitten, daß die vota singularia et a maioribus diversa den
11
conclusis oder bedencken inseriret werden müchten, und diß auch unter
12
andern zur verwahrung der gesanten selbst gegen ihre herrn principalen,
13
damit man sehe, das sie das ihrige gethan und ihre instructiones observiret
14
hetten.

15
Im übrigen weiter nichts, als das sie auch von herrn Dr. Öelhafen

38
Oelhafen von Schöllenbach nahm als Ges. Nürnbergs an der gleichzeitigen Sitzung des
39
SRO teil ( APW III A 6 Nr. 18; zu ihm Diefenbacher, 438).
ersu-
16
chet weren, nomine der herrn Fränkischen Grafen zu votiren und das
17
Wetterawische votum zu repetiren.

18
Österreichisches Direktorium. Aus den ergangenen votis ver-
19
mercke er soviell, das der letzte punct nicht recht sey eingenommen
20
worden, dan in dem proiect stehen die wortt „per modum conclusi“

40
Bezug auf die Aufzeichnung des Bedenkens der drei Reichsräte in Münster (wie Anm. 2),
41
s. Meiern II, 262 .
.
21
Wolle man nun richtige ordtnung halten und nicht, wie sie zu Münster
22
gethan, dieselbe intervertiren, müste man die vota viel lieber nach Mün-
23
ster communiciren, damit die directoria, wohin man dieses ohrts gehe,
24
sehen und das conclusum machen könten. Würde sonst eine unordtnung
25
auß der andern kommen etc. Im übrigen aber hette er sonst de maiori-
26
bus nichts zu moviren begeret etc. Möchten sich nur hierauf noch resol-
27
viren, ob es schrifftlich aufzusetzen oder aber ob es durch daß Chur-
28
maynzische oder daß fürstliche directorium nach Münster zu bringen.
29
Schicke man’s itzo denn Maynzischen schrifftlich zu, möchten sie leicht
30
eine clausul anhengen. Wie es aber bey formirung eines haubtschlußes
31
zu halten, werde sich hiernegst geben, und hette man sich entweder son-
32
derlich deswegen zu vergleichen oder nach dem reichsherkommen zu
33
richten.

34

37
34 Bayern ] In Magdeburg E ist über der Zeile ergänzt: Magdeburg.
Bayern, Sachsen-Altenburg und die übrigen. Vor dießmahl
35
schrifftlich, doch mit der erinnerung, das es zu keiner consequenz solle
36
gezogen werden.

[p. 26] [scan. 158]


1
Österreichisches Direktorium. Diesem nach sey dieses das conclu-
2
sum:

3
Ad I.: Sey per maiora geschloßen, das man die ordtnung der königlich
4
Schwedischen replic observiren möchte etc.

5
(Wiewol er nun per modum interlocuti movirte, daß sölches schon eine
6
differentz unter den collegiis alhier unnd zu Münster geben würde etc., so
7
pliebe es doch und wurde dabey gelaßen.)

8
Ad II.: Daß man der ordtnung der replic nachgehen und erst die grava-
9
mina et res Imperii nach der ersten class tractiren solle.

10
Ad III.: Sölche deputation sey noch unzeitig, iedoch, das inskünfftige bey
11
denen consultationibus der materien einem theil sowoll als dem andern
12
alhier und zu Münster bevorstehe, do sie obscuriteten befinden, bey einer
13
oder andern cronen erleuterung (doch nicht in forma einer reichsdeputa-
14
tion

35
Über die Entsendung einer Reichsdeputation hätten sich die Stände in Münster und Osna-
36
brück erst verständigen müssen, s. dazu das Würzburger Votum am 5. Februar 1646 (S.
37
28f.).
) einzuholen.

15
Waß anlange die befundene unordtnung, soll glimpflichermaßen geahn-
16
det, daß concept aufgesetzet und auf künfftigen montagk, [den 26. Janu-
17
ar/5. Februar 1646], wieder fürgetragen werden.

18
Braunschweig-Lüneburg. Stellete zu des directorii beliebung, ob er
19
das vom Churmaynzischen directorio zugeschickte proiect oder extract
20
per dictaturam communiciren wolle.

21
Österreichisches Direktorium. Wan erst das concept aufgesetzet,
22
das er’s nicht mehr bedürffe etc.

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