Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert

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VORWORT

In Osnabrück tagten seit Anfang Februar 1646 nebeneinander das nun-mehr institutionalisierte Collegium des Corpus Evangelicorum und der Fürstenrat. Der vorliegende Aktenband enthält 26 Sitzungsprotokolle die-ser fürstlichen Kurie, deren Direktorium Österreich innehatte. Haupt-gegenstand der in relativ dichter Folge stattfindenden Beratungen war ein reichsständisches Bedenken über die Einzelpunkte der Propositionen und Repliken der beiden Kronen Frankreich und Schweden (11. Juni 1645 und 7. Januar 1646) sowie der Responsionen des Kaisers (25. Septem-ber 1645). Das Bedenken des Fürstenrats ist am 27. April ausgeliefert wor-den. Unsere Niederschriften dokumentieren also den Anteil des nicht rechtlich, aber tatsächlich evangelisch dominierten Osnabrücker Gremi-ums an der Entstehung des allgemeinen Verhandlungsprogramms des ge-samten, aus den beiden Teilkurien der Kongreßstädte bestehenden Für-stenrats für die beiden Friedensverträge von Münster und Osnabrück. Leittext unserer Edition sind die offiziösen Protokolle der eigens dazu bestellten evangelischen Gesandtschaftssekretäre, deren Text, unkommen-tiert, bereits bei Meiern, wenn auch nicht so vollständig, zugänglich war. Das offizielle, bisher ungedruckte Protokoll des Direktoriums ist wesent-lich knapper. Es wird im Variantenapparat durchgehend berücksichtigt. Um dem Benutzer den Unterschied dieser beiden Überlieferungen exem-plarisch zu verdeutlichen, werden für die Sitzung vom 13. Februar 1646 beide Versionen dokumentiert (vgl. Nr. 101 und 101a). An dem vorliegenden Teilband 3/3 hatte zwischen 1978 und 1983 Herr Dr. Klaus Rosen gearbeitet. Er hinterließ ein auf die Calenberger Über-lieferung gestütztes Rohmanuskript, das nicht ohne erhebliche Ergänzun-gen druckfähig war. Diese Materialien hat, nach Vorarbeiten Ende der achtziger Jahre, im Sommer 1997 Frau Dr. Maria- Elisabeth Brunert übernommen. Sie führte die Kontrollkollation aller Texte durch, erstellte den Variantenapparat, konzipierte die Kopfregesten und den Sachkom-mentar und verfaßte die Einleitung samt Register. Sie trägt daher edito-risch die Hauptverantwortung. Dabei hat sie sich aus arbeitsökonomi-schen Gründen, wie 1998 angekündigt, auf einen wesentlich knapperen Kommentar beschränkt. Er greift grundsätzlich nicht auf ungedruckte Korrespondenzen der Votanten zurück und zielt insofern nicht auf eine genetische Erklärung der Einzelvoten, sondern weist dem Benutzer prä-zise nach, über welche Textpassagen jeweils diskutiert und abgestimmt wurde. Dem Ziel, die leichte Benutzung aller Teilbände schon zu ermög-lichen, ehe das Gesamtregister für die Osnabrücker Fürstenratsprotokolle erscheinen kann, dient wiederum das interimistische Register der 124 Ver-handlungsakten, die in diesem Band erwähnt werden. Gleiches gilt für das

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erstmals hinzugefügte „vorläufige Personenregister“, das auch die Erst-erwähnungen mit den biographischen Notizen in den Bänden APW III A 3/1 und A 3/2 (also für den Zeitraum vom 27. Juli 1645 bis zum 2./5. Februar 1646) nachträgt. Indem schließlich noch eine Übersicht über die Voten des Fürstenrats in Osnabrück (für den gesamten Zeitraum der Teil-bände 1 bis 3: 27. Juli 1645 bis 27. April 1646) beigegeben ist, wird ein Übriges für die wissenschaftliche Erschließung dieser beim Westfälischen Friedenskongreß entstandenen Texte getan, deren Bedeutung für die all-gemeine Verfassungsgeschichte des Alten Reiches, über die Ereignis-geschichte von 1648 hinaus, schwerlich überschätzt werden kann. Diese Übersicht erstellte Frau Dr. Antje Oschmann, die im Verlauf der Jahre ebenso vieles Andere, das im Einzelnen nicht nachgewiesen ist, bei-steuerte.
Wie immer habe ich gegenüber vielen Personen und Institutionen Dank zu sagen. Ich nenne wenigstens pauschal die zwanzig Archive, deren Schätze in diese Edition eingegangen sind, ich bedanke mich bei der Nordrhein- Westfälischen Akademie der Wissenschaften, die in allen Phasen für uns da war, und ich erwähne mit besonderem Dank die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach- Stiftung, ohne deren großzügige Unterstützung auch dieser Aktenband nicht hätte gedruckt werden können, dem der Verlag Aschendorff in Münster seine alt-erprobte Kompetenz und Geduld zugewendet hat. Bonn, den 15. März 2001 Konrad Repgen

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