Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
Rezepisse auf Beilage [ 1] mit Beilagen. An die spanische Urheberschaft des Schreibens kann ich
nicht glauben, ebnergestalt thuet mich des nuncii schreiben von Paris nit mehr glauben ma-
chen, dieweil ich mehr seine schreiben dahin gerichtet finde, wie er zwischen beeden unsern
haüsern diffidenz und mißverständ erwecke und odia zue verstehen gebe, deren ermelter
nuncius vilmehr Euer Liebden von dem Französischen alß Spanischen hoffe sincerieren und
warnen solte, geschweigendt der grossen contestationen, so er der fridlichen Franzößischen
intention halber bißhero gethan und die sich ietzo weit anderst, alß er vorgeben, im werckh
befinden. Eß ist auch vilmehr zue glauben, daß er mit dem cardinal Mazzarini eins, Euer
Liebden und die catholischen stende grosser hilffe zue getrösten, umb sie desto eher und
forterst Euer Liebden hauße zue praecipitieren, alß, nachdem er penetrativo und des Fran-
zößischen hoffs ubrigs kündig, nit lengst apprehendiert solte haben, daß die Franzößische
oblationes gantz andere fines alß den lieben friden vor sich müessen haben, dahero man dan
umb sovil mehr ursach hat, deß königs liebden bey disem allgemeinen friden zuemahln nit
zue praeteriern.
Und daß auch die Spanische ministri, da schon dergleichen ichtwaß, alß dise intercipierte
schreiben mit sich bringen, geschehen, von des königs liebden solche befelch nit müessen
gehabt haben, erscheint aber daßienige, so der Spanische gesante Bruin gegen Euer Liebden
ministros contestieret, auß beykommenden, mir erst iüngst von marches di Grana einge-
schickten schreiben und dessen beylag , welches gleich bey einlangendem Euer Liebden
schreiben ich ohnedaß im werckh begriffen were, Euer Liebden zue communiciern, wie dan
auch daß nit weniger in deß königs liebden nahmen der alhie anwesende königlich Spani-
sche ambassador mit und neben einlangung diser königlichen antwortt mich versichert, daß
ermeltes königs liebden nichts mehrers alß Euer Liebden und dero hauses grandezza auf-
nehmen und conservation verlange und eines ebenmessigen von Euer Liebden sich getröste.
Ich will aber gleichwohl bemeltem marchese di Grana gemessen anbefehlen, daß er allen
fleiß anwende, zue wissen und von des königs liebden selbst zue vernehmen, ob dergleichen
ichtwaß dem zue Londen anwesenden Spanischen pottschafftern anbefohlen, und daß er uff
ein solchen fahl mit umbstenden deß königs liebden remonstriere, wie dergleichen des all-
gemeinen weesens dienst und ihrer liebden hierunter gefassten resolution und von sich ge-
gebnen erklerungen zuemahln entgegenlauffe. Ist auch leichtlich zu erachten, wie wenig
dem so hochnothwendigen friden mit concitierung noch mehrer feinden gegen dem Heyli-
gen Reich des königs liebden selbst gedient were. Disen sachen aber aufs beste abzuhelffen
ist kein bessers remedium, alß das man sich allerseits wohl und gnuegsamb sinceriere und
mit steiffer zuesammensezung alle dergleichen Franzößische, Schwedische und Pfältzische
consilia und einstrewungen zuenichten mache, wie ich dan nit zweifle, daß Euer Liebden
auß den in meinem anderweitigen an sie abgehenden schreiben begriffnen rationibus dem
werckh weiter nachdencken und daßienige ergreiffen werden, waß zue beeder unserer haü-
ser rettung und conservation eüsserst und unumbgenglich vonnöthen ist.