Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1647 VIII 5

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1647 VIII 5
Montag Konferenz der katholischen Stände

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Vgl. demnächst APW III A 4,2.
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Lamberg/Krane bei W. Abreise Oxenstiernas

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Oxenstierna war 1647 VIII 4 nach Osnabrück abgereist.
; seine Äußerung, Schweden
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werde eher 24 Jahre den Krieg fortsetzen als auf die Bedingungen der Ksl.
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eingehen, hat er gegenüber Wittgenstein dahin modifiziert, man bestehe auf
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den Forderungen für die Exulanten und die Protestanten in den Erblanden
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und der Oberpfalz. Als er auf die Bemerkung Wittgensteins, bei längerer
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Dauer des Krieges werde Brandenburg sich einer Partei anschließen
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müssen, meinte, dann werde es Schweden sein, hat Wittgenstein geantwor-
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tet
, der Kurfürst habe keine Ursache, den Kaiser zu verlassen. W: Daß
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der Oxenstirn sein rhede itzo anderst, umb der protestirenden affection zu
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gewinnen; außlegte und deßen, waß er deutlich gnug außgerehdet, kein

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gestandt thuen woltte, were ein gefehrlicher modus. Man verspürte täglich
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mehr, welcher gestaldt sie gegen die catholische alle protestirende auff ihre
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seithen und zue einer union ziehen woltten. Man hette gleichwohl a parte
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catholicorum auch auffzumercken und Ihre Kayserliche Mayestet dahin zu
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trachten, damitt sie ein und anderen von den protestirenden davon ab-
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hieltten , wabey dan die reichsstett in sonderbare consideration zu haltten;
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und were nit gnug, daß selbige, wie bißhero, stillsäßen, sondern müsten
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recht mitt Ihrer Mayestet haltten und deroselben feinden nicht alsolchen
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vorschub sub specie neutralitatis thuen, wie bißher geschehen. Des herrn
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graffen von Wittgenstein discursus wegen des churfürsten von Brandenburg
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kehme mitt demjenigen nit überein, waß er dem herrn Vollmari dießer
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tagen gesagtt, dan er damalß das contrarium vermeldet und gleichsamb
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praeoccupando endschuldiget, daß Ihre Churfürstliche Durchlaucht mitt
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den Schweden ihre völcker würden coniungiren müeßen. Oxenstierna hat
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Ernst, der ihn wegen Unterzeichnung der Pfälzer Artikel gestern aufsuchen
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wollte, erst hingehalten und ist dann vorzeitig abgereist; drauß dan leicht-
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lich abzunehmmen, wie sie in der Pfaltzischen sach und gegen Ihre Chur-
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fürstliche Durchlaucht in Bayeren gesinnet. Die Hessische hetten vorgestern
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den Churtrierischen ratione neutralitatis mitt gueten Teutschen wortten
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und starckem eyffer gesagtt, es were mitt ein oder des andern churfürsten
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und stand neutralitet, oder wie mans sonst nennen woltte, nit geholffen,
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man müste sich mitt ihnen würcklich coniungiren oder ihr feind sein, es
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ließe sich lenger auff dieße weiß mitteinander nit thuen, dabey das exempel
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des stiffts Münster allegirt, daß es bei dießem zustandt mehrers alß sonsten
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verdorben würde; deme sie noch dießes ferner hinzugesetzet, der Oxenstirn
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würde einen gewißen terminum setzen, underdeßen man sich zu erkleren,
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ob man die vorgeschlagene conditiones annehmmen woltte; der das nit zu
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thuen gedächte, würde für feind zu haltten, und keine neutralitet, oder wie
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man sich von den partheyen abzuhaltten gedächte, geltten laßen, sondern
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würden alle diejenige, welche mitt ihnnen nit würcklich zu haltten
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gedächten, mitt fewr und schwerdt gleich ihre offene feinde zu verfolgen
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sein. Herrn Kayserliche: Sehr hitzige und verbitterte consilia ließen
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sich gnugsamb vermercken und were zu betauren, daß andere ihr bevor-
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stehendes übell und undergangk des reichs dabey nit erkennen woltten.
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Und nachdeme man bey dem gegentheill alsolchen großen eyffer zue
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underdruckung des reichs verspürte, so soltte man sich umb so viell demehr
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deßen conservation anglegen sein laßen. Sie werden heute wegen Unterzeich-
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nung
der Pfälzer Artikel mit den Bayern sprechen und dann in Osnabrück
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darauf dringen. W: Hat derentwegen öffters zue Oßnabruck und alhie
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beym herrn graffen von Trautmanstorff erinnerung gethan, es were aber
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niemals derentwegen etwas proponirt worden, und weiln so wenig alhie bey
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den consiliis verschwiegen, es auch also dienlich nit, einen religionskrieg
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pure darauß zu machen, so hetten Ihre Kayserliche Mayestet ratione boni
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publici et conservationis status bey einem und anderen principaln die

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underbawung zu thuen, damitt sie mitt Ihrer Mayestet hieltten, auch durch
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vertrawte personen bey den Italianischen fürsten alß Florenz einen an-
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wurff thuen zu laßen, ob sie nit durch verhaißung des ertzstiffts Brehmen
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und anderer, welche man doch saecularisiren woltte, ihren familiis diesel-
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bige in statu ecclesiatico zu geben, gegen die Schweden zue einer coniunc-
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tion vermögen thette. Die Pfaltzische sach anbelangent, stunde zu besorgen,
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daß die Schwedische darin auch nit haltten würden. Nach Bericht Longue-
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villes
bei den Bayern hat d’Avaux durch zu starkes Eintreten für die Reli-
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gion
in der Unterpfalz Oxenstierna erregt; trotz aller Beruhigungsversuche
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zeigt sein Affront gegen die Bayern bei der Abreise, wie er der Pfaltzischen
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sachen affectionirt. Caesareani: Daß der Oxenstirn die Pfaltzische sach
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nit für geschloßen hielte, hette er sich newlich gegen die Kayserliche deut-
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lich vernehmmen laßen; und ob sich die Schwedische vor dießem zwarn
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woll vernehmmen laßen, daß sie ohne die Franzosische et ipsis invitis den
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frieden schließen woltten, so hette man doch das contrarium erfahren, und
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würden es die Franzosische ebenso machen, wan sie schon mitt Spanien den
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frieden getroffen. Sie Caesareani besorgten, sie würden itzo zue Oßnabruck
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von den Schwedischen viell leiden müeßen, weiln sie also hochmütig, und
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möchten sie noch woll endlich wegen der in secreto versprochener 600 000
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reichsthaler

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Trauttmansdorff hatte den Schweden insgeheim bei Abschluß ihrer Satisfaktion eine
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Entschädigung von 600 000 Reichstalern für die Räumung der deutschen Festungen
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zugesagt. Vgl . F. Dickmann S. 323.
, darüber sie ihnen ihre hand geben müeßen, solche aber in dem
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instrumento nit mitt gesetzet, noch woll etwas beschwerliches zumuhten,
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wie sie dan der Brandenburgischen selbst außsag nach nunmehr gantz Pom-
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mern haben und also der stifft Münster mitt in die satisfaction oder recom-
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pens woll mochte gezogen werden. In Italia weren sonsten die sachen alßo
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beschaffen, daß man nit wüste, was man den Italianischen fürsten zu
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trawen, wie dan etliche in sorgen, wan den Kayserlichen wapffen ein un-
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glück begegnen soltte, daß sie sich zue der Franzosischen parthey schlagen
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würden. W: [...] Franckreich underhielte die Italianische fürsten mitt
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continuirlichen negociationen und promessen; a parte imperii geschähe
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nichts, und hette man sogar keine in curia Romana, welche die Teutsche
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sachen bey dem Pabst negociiren könten. [...] Kriegswesen. Warendorf

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Königsmarck war nach der Einnahme von Wiedenbrück 1647 VII 15 zur Belagerung
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Warendorfs weitergezogen.
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Besser als in Bremen könnten die Spanier hier unter den Truppen Königs-
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marcks
werben bzw. durch den Kaiser werben lassen. Hierüber hinc
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inde discurrirt und beklagtt worden, daß offters viell guete occasiones ver-
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saumbt würden und man das geldt zue rechter zeitt nit haben köntte.

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Neuburger bei W. Sulzbacher Religionssache. Sorge wegen Rückforderung
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der von Pfalz zu Lehen gehenden Jülicher Gebiete, Grundlosigkeit dieser
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Forderung. Über die Gravamina bekehmen von einer post zur andern die

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resolution bogenweiß, darinnen beraiz under andern ernstlich befelcht
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weren, nicht das geringste, wans auch gleich nur einen bawrenhoff solte an-
3
treffen , von ertz-, stifft- oder clostern hinwegzulaßen, deme sie eiffrige
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folgleistung thun wurden. – [...]

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