Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 XI 11

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1648 XI 11
Mittwoch Nassau bei W. Bericht über seine Verhandlun-
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gen
mit Oxenstierna. – Bitte Raigerspergers für das Gertrudiskloster in
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Osnabrück wegen Überlassung der Baumaterialien der Petersburg. Wel-
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ches aber I. H. G. absolute negirt und abgeschlagen, weiln sonsten hiermitt
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sie in die demolition und destruction der vestung consentiren würden.

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Servien bei W. Komplimente zum Friedensschluß. W: Daß man zwarn
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zu den schluß des friedens kommen, es bezeigten sich aber die Hessen
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Casselische continuirlich noch dergestaldt, daß man nit wüste, weßen man
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sich guetts und friedliches zue ihnen zu versehen. Man hat Kurköln wegen
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der lothringischen Völker verdächtigen wollen, doch sind diese zurück-
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geschickt
; dagegen haben die hessischen Garnisonen am Rhein bis zum
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7. November noch keinen Befehl zur Waffenruhe gehabt. Dießes, wan es
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negst anderen geklagtten Hessischen procedeuren considerirt würde, ver-
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ursachte pilliches nachdencken, und wan man ad effectum pacis kommen
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soltte, müsten sie anders hierin procediren. Servien: Inzwischen werden
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von den Hessen die nötigen Anstalten getroffen worden sein, will aber mit
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ihnen reden. Hetten sich Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu versicheren,
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daß künfftig die cron Franckreich allen gueten willen und affection derosel-
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ben erzeigen würde; begerten nit, daß sie mitt Spanien feindschafft, son-
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dern zue ihrem högsten besten und reputation mitt beeden cronen solche
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freundschafft haltten sollen, daß es zue keiner offension gereichen köndte.

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I. H. G.: Ihre Churfürstliche Durchlaucht hetten sich in den terminis
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gegen beede cronen verhaltten. Es hetten aber die Heßische, indem Ihre
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Churfürstliche Durchlaucht ihre ertz- und stiffter von denselben nit hetten
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per arma cum religione nehmen laßen wollen, selbige bey der cron Franck-
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reich in feindschafft zu pringen sich bemühet. Weiln es nun frieden, so
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soltte und köndte er Servient bey seiner noch wehrender legation alhie
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einen guetten anfangk machen, der cron Franckreich gueten willen Ihrer
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Churfürstlichen Durchlaucht hierin zu demonstriren, wan er die Hessen
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Casselische von ihren alßo unpillichen procedeuren abhielte. Die reditus
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episcopales et cleri würden noch von ihnen vorenthaltten, alle stätte im
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landt, warin sie bey kriegszeitten nit logiren dörfften, itzo von ihnen
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belegt, dardurch dan bey den Lamboyschen under anderen große unglegen-
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heit zu befahren. Lamboy wäre mit den Lothringern den Hessen überlegen
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gewesen, hat im Unterschied zu ihnen aber sofort nach Friedensschluß
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die Truppen disloziert und die Hessen davon benachrichtigt. Ser-
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vien
: Lamboy hat nach hessischer Meinung, weil er früher vom Frieden
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informiert war, sich die besten Quartiere genommen. W: Es schien, daß
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die Hessische zwarn schimpff und spott mitt anderen zue ihrem högsten
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schaden treiben woltten. Alßlang sie sich wegen der Lottringischen völcker
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befahrt, hette die landgraffin selbst den frieden zu eligiren wißen; alß aber
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der sorgen enthoben, hetten die ihrige im stifft Münster und Paderborn in
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alle orttern, so zu occupiren und zu besetzen, ein solchen anfang gemacht,
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daß die Kayserliche und Churcölnische nit würden undergepracht werden
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können, dahero dan noch allerhandt unglegenheiten zu befahren. Die Karte
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zeigt, daß nicht Lamboy, sondern die Hessen viele neue Quartiere besetzt
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haben. Lamboy hat einige Regimenter verlegt, weil er nicht durch Zu-
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sammenhalten
der Armee Zweifel an der Annahme des Stillstandes er-
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wecken
wollte und in Hinblick auf die bevorstehende Abdankung die Ein-

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forderung
der Restanten erlauben mußte. Servien: Billigt das, doch
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muß ein Quartiervergleich getroffen werden. W: Die Hessen setzen
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sich jetzt in nie mit den Waffen eroberte Quartiere, doch werden die Ksl.
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und Kölnischen sich nicht einfach verdrängen lassen; zudem machen die
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Hessen so das Land unfähig zur Zahlung der Satisfaktionsquoten. Ser-
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vien
: Inzwischen wird Montbas

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Vgl. oben S. 1033.
zur Versicherung der guten Absichten
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Frankreichs in Bonn sein, wohin auch die Landgräfin schicken will. W:
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Von der Casselischen abschicken hetten die Hessische selbst alhie viell
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gered, die sachen bestunden nit in guete glatte wortt zu geben, sondern man
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müste Teutsch- und friedliche werck bezeigen, wie dan Ihre Churfürstliche
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Durchlaucht ihrestheilß sowoll mit zuruckschickung der Lottringischen alß
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in andern bezeigt. Schreiben Lothringens an Kurköln

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Hg. von Lothringen an Kurköln 1648 XI 2 ( Osn. 114) mit dem Anspruch, daß seine
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Kurköln zu Hilfe geschickten Truppen gleich den Truppen anderer Reichsfürsten nach
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Friedensschluß zu behandeln seien.
. Servien: Daß die
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Lottringische volcker nit für reichsvolcker zu haltten noch zu tractiren und
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daß die cron Franckreich dieselbe, welche alsolche völcker logirten und
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underhielten, für feind haltten müsten, sonderlich aber dieße völcker ihres-
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theilß verfolgen müsten, dahero die landen, warin sie befindlich, den
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kriegslast woll über sich ziehen würden. [...]

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Schreiben Steins aus Osnabrück

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Anlage (Stein an W): fehlt. Stein war 1648 XI 9 von Münster nach Hildesheim abge-
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reist .
. – Mitteilung an die Ksl.: Schreiben
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Steins und weitere Nachrichten über die Bewegungen der Lamboyschen
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Truppen. Ksl.: Morgen soll mit den Schweden über die Religions-
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punkte der Osnabrücker Kapitulation verhandelt werden, wozu auch W
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schicken könne.

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Mitteilung an Oxenstierna: Schreiben Steins; offensichtlich kommt die
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Stadt Osnabrück den Mahnungen der schwedischen Gesandten nicht nach.

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Oxenstierna: Will der Stadt, wenn sie nicht einlenkt, im Namen Schwe-
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dens es ausdrücklich befehlen. – Mitteilung Oxenstiernas: Die Vertreter
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der Stadt haben versichert, sie hätten Oxenstiernas Erinnerungen nach
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Osnabrück mitgeteilt; da darauf nichts erfolgt, wollen sie einen Deputier-
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ten schicken. Lage in Rußland, Polen und England.

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