Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
255. Krane an Ferdinand III Osnabrück 1645 Oktober 12

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–/ 255 /–

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Krane an Ferdinand III.


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Osnabrück 1645 Oktober 12

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 48a, Konv. c ( September – Dezember 1645 ) fol. 104–104’,
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107–107’, Auflösung der Chiffre fol. 105–106 = Druckvorlage – Kopie: Giessen 206 nr. 89
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S. 590–593 – Druck: Gärtner VI nr. 92 S. 437–439 ( hier irrtümlich als Bericht Volmars
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bezeichnet ).

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Warnung des Nuntius vor zu großer Nachgiebigkeit gegenüber Frankreich. Französische Verhand-
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lungstaktik .

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|:Alß ich auch iüngsthin zu Münster den herrn nuntium apostolicum,
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weiln ich mit demselben vor vielen jahren guete kundtschafft gehabt,

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Während des in Köln vorgesehenen Friedenskongresses.

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heimbgesuechet, hat mich derselbe in vertrawen gleichsamb gewarnet, daß
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man bey diser tractation in herfürbrechenden streittpuncten nit dergestalt
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wolle auf die temperamenta fallen, alß seithero vermerckht worden. Waß
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man nachzugeben vermeint und nachgeben khönte, solches solte man bald
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thuen, so hette man ehr davon, wan aber nichts nachgegeben werden
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khönte, solte man auch dabey bestehen unnd sich auf kheine temperamenta
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verleitten lassen. Die Franzosen weren dadurch, daß man denselben so offt-
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mahls nachgeben hette, dergestalt eingenommen unnd erharttet, daß sie
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es gleichsamb pro praxi außdeütteten, so von denen Kayserlichen ordinarie
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gehalten wurde, daß sie nemblich im anfang eine sach abschluegen unnd
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weigerten, hernacher aber entweder nachgeben oder doch auf ein tempe-
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rament richteten, dahero khombe ihnen nichts so ungereimbt für, so sie
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nicht gedechten durchzutringen. Wie der monsieur d’Avaux wegen admis-
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sion der fürstlich Magdeburgischen unnd Hessen Casselischen bey ihme
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erstmahls hette anbracht, habe er ihme gesagt, soviel Magdeburg anlange,
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da gebe er sich nit pro mediatore auß, sondern stelle sich zur parthey propter
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interesse ecclesiae, unnd wan die Kayserliche schon nachgeben wolten,
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solte er wegen Päbstlicher heylichkeit darwider sein. Wegen Hessen Cassel
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halte er die praetension bedenckhlich, weiln selbe fürstin noch in waffen
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wider Ewer Kayserliche Mayestätt stehe, also getrawe er die admission bey
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den Kayserlichen nit zu erhalten. Darauf der monsieur d’Avaux geantwort-
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tet , er, nuncius, wußte noch nit, wie man mit den Kayserlichen müesse
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umbgehen, er hette dieselben nun etliche jahr practiciert, obs zwar anfenglich
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schwer fiele, so müesse man sich doch nit abschreckhen lassen, über 6 wo-
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chen darnach werden sie schon anfangen, von einem temperament zu
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reden:|.

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