Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
1648 XII 9

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1648 XII 9
Mittwoch Mitteilung Kranes: Krebs (Bayern) hat sich
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wegen empfangenen verweises deß an den pfaltzgraven abgangenen schrei-
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bens halber beklagt, daß nemblich dergleichen schreiben ihnen annoch von
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ihrem gnedigsten herrn nicht zukommen. Ferner wünscht Kurbayern wegen
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Pfalz noch eine besondere Versicherung, was Kurmainz seinen Gesandten
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zu proponieren befohlen hat. Diesen hat Volmar jedoch abgeraten, da man
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sonst den Frieden in Zweifel ziehen und zu weiteren Ungelegenheiten
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Anlaß geben würde; die Ksl. fürchten jedoch, daß Kurbayern auf seiner
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Meinung bestehen wird. Gegenüber Zweifeln Oxenstiernas wegen des noch
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ausstehenden spanisch-französischen Friedens hat Volmar auf Austausch
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der Ratifikationen zu dem vereinbarten Termin bestanden; Oxenstierna
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hat dabei mitgeteilt, daß sich Mazarin gegenüber Rosenhane für eine Ver-
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schiebung
und für Beibehaltung der vollen Truppenstärke auch nach dem
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ersten Satisfaktionstermin ausgesprochen hat.

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Mitteilung an Volmar: Bedenken gegen die Bezeichnung eines gestern
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Bischoping zugestellten Kapitulationsentwurfes als ultimata, da in ihm die
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Religionsfrage nicht behandelt ist und diese nach abgehandelten politicis
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um so schwerer fallen werde. Volmar: Es geht lediglich darum, daß
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festgestellt wird, wieweit die hierin enthaltenen Punkte als endgültig ver-
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glichen
gelten können, da die Gegenseite auf vorrangiger Erledigung der
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politischen Fragen besteht; er hofft, daß dann die Lüneburger, die friedens-
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williger
als die Schweden scheinen, auch einem Vergleich im Religions-
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punkt
zustimmen werden. Daß die Schweden keinen Abschluß wollen,
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zeigen ihre jetzigen Vorbedingungen: 1. Belassung der Prädikanten in ihren

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Stellen auf Lebenszeit, bevor der Stand von 1624 eingeführt wird; 2. Ab-
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führung
der Lamboyschen Truppen aus dem Stift Minden; 3. Abführung der
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Regimenter Ws aus Osnabrück. Ad 1. köntten sich die Kayserliche nit er-
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kleren . Ad 2. wüsten nit mehr zu thuen, alß albereit durch schreiben ge-
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schehen . Ad 3. seye gleichwol zu consideriren, daß der stifft I. H. G. vermög
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des friedens gepühre, alßo pillig wie einem landtsfürst freystehe, ihre eigene
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völcker darin zu logiren. – [...]

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Chigi bei W. Wenig Aussichten auf direkte Geheimverhandlungen zwischen
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Frankreich und Spanien; beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig. Nach-
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richten von französischen neuen Kriegsvorbereitungen. – [...]

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Bayern bei W. Bei der Überreichung ihrer Gratulationsschreiben hat Oxen-
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stierna die Verabredung einer Militärkonferenz zwischen Ksl. und Schwe-
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den in Prag erwähnt, er hat angedeutet, daß der Friedenskongreß nicht
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weiterkommen werde, bevor im reich die executio in punctis gravaminum
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et amnistiae werckstellig gemacht, und festgestellt, daß man von Beibrin-
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gung der ersten Satisfaktionsrate noch nichts vernehme; dazu haben die
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Bayern bemerkt, daß das Verhalten der Armeen hierbei Schwierigkeiten
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mache. [...] Wegen Erschwerung der Zusammenbringung der Satisfaktion
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durch die französische Armee in Oberdeutschland hat Servien mit der
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Gegenforderung geantwortet, die Stände möchten sich um die sofortige
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Abtretung Frankenthals an Kurpfalz bemühen, und notfalls militärische
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Maßnahmen angekündigt. W: Zwar wird der Abzug der fremden
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Truppen vor der Ratifikation nicht zu erhalten sein, doch auch um Frei-
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gabe der während der Feindseligkeiten gesperrten Einkünfte im Stift
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Münster hat man sich seit sechs Wochen vergeblich bemüht; Verzögerung
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der Restitution Osnabrücks, auch Kurmainz soll von Frankreich noch
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nichts zurückerhalten haben. Krebs: Noch ist die zweimonatige Resti-
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tutionsfrist nicht abgelaufen. W: Dann darf auch die Gegenseite den
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Kaiser nicht des Verzuges beschuldigen. Erkundigung wegen des Schreibens
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der Stände an Kurpfalz, mit dem Kurbayern sehr unzufrieden sein soll.

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Dazu längere Ausführungen der Bayern; hauptsächlich haben sie zuge-
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stimmt
, weil die Protestanten sehr auf das Schreiben drängten, andere
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Wege der Mitteilung nicht gangbar waren und die Rechte Bayerns vorbe-
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halten
blieben. Frage der Kontribution der Oberpfalz zum bayerischen
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Kreis. Auß dießem discurß seind I. H. G. abermaln auff die execution
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pacis gefallen. Warauff der Dr. Krebs: Der Oxenstirn hette sich heut
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verlauthen laßen, daß I. H. G. restitution vor richtigmachung der capitula-
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tion nicht geschehen köndte. I. H. G.: [...] Kontte sichs gar nit reimen, daß
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bey der beschaffenheit der Langerbeck überall vorgeben dörffe, alß wan er
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mitt dem capitul in puncto capitulationis bereits richtig seye, der Oxenstirn
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aber das contrarium vorgebe. Weniger schickts sich, daß, da im instrumento
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pacis klarlich enthaltten, daß die ex capite amnistiae restituendi ihrer landen
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quotas ad satisfactionem militiae Suecicae anlegen und beypringen soltten,
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dannoch die Schwedische biß dato auff vielmaliges erinneren sich nit hetten

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erkleren, wedder I. H. G. umb solches in ihrem stifft zu thuen zugeben wol-
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len . Und hetts das ansehen, daß alles nur auff gefehrliche actiones, auch
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wieder I. H. G. und dero stifft, gerichtet seye. Bayern: Versprechen ihre
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Unterstützung bei Schweden und Lüneburgern.

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