Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1647 II 4

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1647 II 4
Montag

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26 Montags] am Rande: Bischoff von Oßnabrukh wegen dises und deß stiffts Minden.
Montags, 4. huius, nachmittag kam herr bischoff von
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Oßnabrukh sambt dem thumbprobst und cantzler von Paderborn

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Dietrich Adolf von der Recke und Dr. Peter Buschmann.
zu Ihr
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Excellentz . Und war sein anbringen, daß man seine stiffter Oßnabrukh und
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Minden nit wolte in die satisfaction einkommen lassen, mit anzeig, daß ime
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duca di Longavilla dißortts alle assistentz versprochen, auch erbotten, dem
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conte d’Avaux deßwegen beweglich zuzeschreiben. Ihr Excellentz haben
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im referirt, worauff es dißortts mit Churbrandenburg. Wann von denn
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protestierenden die stifft Minden salvirt werden könde, so habs mit Branden-
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burg kein gfahr, aber die fürsorg sei, daß mans denn protestierenden werde
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inn handts lassen müessen. Hierauff haben Ihr Fürstliche Gnaden ad longum
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referirt, warumb die protestierenden sich dißortts deß termini a quo de
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anno 1624 nichts zu behelffen, darüber apud acta grauaminum ein getrukhte
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information vorhanden.

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Unter werendem colloquio kombt der Churbayerische adiunctus Dr. Krebs
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herzu, referirt, daß er beim conte d’Avaux gewesen, wölcher sich erbiettig

[p. 808] [scan. 36]


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gemacht, den Kayserlichen in puncto aequivalentis gegen Brandenburg bey-
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zestehen . Clagte ob denn Schweden, daß sie so vil newerung anfangten und
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daß werkh nur auffzuziehen begehrten. Hette sich auch erbotten, ungeacht
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mit Spania kein frid, doch mit dem Teutschen reich den friden ze schliessen,
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allein müeßte der Kayser, chur-, fürsten und ständt deß reichs sich verobligirn,
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sich der Spanischen sachen nichts anzenemmen noch denen hilff ze laisten,
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und zwar der Kayser nit nur vor sich, sondern auch vor daß hauß Osterreich
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und wegen seiner erblanden, dann ausserhalb dessen köndte mit dem reich
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kein frid gemacht werden. Er hette solches newlich herrn grafen von Traut-
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mansdorff in praesentia reliquorum Caesareanorum gesagt, ime wer aber nit
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allerdings categorice drauf geanttworttet, sondern die sach tamquam altioris
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indaginis zu bedenkhen gezogen worden. Er, Krebs, hette replicirt, seins
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vermeinens werde diser punct kein difficultet haben, dann Ihr Kayserliche
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Maiestät kämen als ertzhertzog zu Osterreich auch unter die reichstände und
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werde derentwegen mit gmeinen ständen verbunden, hetts hiemit anmelden
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wollen, hofft, man solt deßwegen dem reich den friden nit lenger auff-
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halten oder schwerer machen. Ihr Excellentz sagten, dem d’Avaux wer also
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geanttworttet worden, man hoffte, Frankreich wurde mit Spania ebensowol
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frid machen, dann ausserhalb dessen wer es kein universalfrid und köndte
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auch mit Teutschlandt kein bestandt haben. Waß aber Ihr Kayserliche
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Maiestät anlangt, da könden und werden selbige ohne consens chur-, fürsten
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und ständen deß reichs als Römischer Kayser sich keines frembden kriegs
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annemmen, aber daß sie nit wegen ihrer erblanden und als herr von Oster-
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reich dem könig in Spania als nechstem pluettsverwandten hilff laisten, ja
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sich der Spanischen königreich als uff dero eitern printzen und gecrönten
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könig in Boheimb

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Ferdinand (IV.) Franz (1633–1654), 1646 König von Böhmen, 1647 König von Ungarn, 1653
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römischer König.
erwarttenden erbfall annemmen solten, daß werden Ihr
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Maiestät sich von niemanden verbietten lassen, es gehe auch, wie es wolle.
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Krebs: Sein gnedigster herr sei einmal der meinung, daß man den friden im
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reich durch das Spanische wesen nit hindern lassen soll. Ihr Excellentz: Es
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sei noch nit in denen terminis, aber wans darzu komme, werde darvon
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ze reden sein. Aber uff [ Auslassung im Text ] werden Ihr Maiestät ihren von
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niemanden, wer der auch sei, maaß oder ordnung vorschreiben lassen. Ein
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ieder standt deß reichs woll libertatem iciendi faedera defensionis caussa
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haben und befüegt sein, seinen alliirten hilff ze laisten, warumb nit auch daß
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hauß Österreich? Diß seyen sachen, so contra iura gentium, naturale et
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diuinum außlauffen, darzu man sich nit verstehen köndte. Herr bischoff von
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Oßnabrukh hielte selbst dise proposition gantz unbillich und darauff man
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sich nichts einlassen köndt. Idem vermeinte auch, man solte dermaln mit-
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einander in ein vertrawliche conferentz eintretten, wie man sich doch mit
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gemeinsamer zusamensetzung mehrers versterkhen und solchen unbillichen
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postulatis der gegentheilen entgegensetzen köndt. Churbayern hette zwei
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fundamenta, warumb er sich in kein weitere kriegscontinuation wolte ein-

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lassen : 1. daß üble commando, so Kayserlicherseits beim kriegswesen er-
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scheinte , 2. daß niemandt beim kriegsweesen contribuirn wolt, allerhandt
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exemptiones vom Kayser ertheilt und nachgesehen wurden, also aller last
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nur uff Ir Churfürstliche Durchlaucht gewaltzet werde. Wann man disen
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sachen remedirte, so würde noch wol fortzekommen und denn feinden zu
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begegnen sein. Ihr Excellentz sagten, es wurde an Kayserlicher seitten nit
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ermanglen, wie dann Ihr Maiestät uff dato in aller praeparation begriffen
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wer: seinestheils wolte er gern zu dergleichen unterred verhelffen. Inter
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huiuscemodi discursus tempore extracto sibi instare horam exeundi urbe
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animaduertit nobisque valedixit.

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11 Eodem] am Rande: Relatio ad Caesarem.
Eodem würdt ad Caesarem referirt, waß hierbei mit beeden Schwedischen
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plenipotentiariis vorgangen, ex cancellaria domini Cranii [ 1612 a ].

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