Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 VIII 1

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1648 VIII 1
Samstag

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4 Sambstags] am Rande: NB: Der ständt erclärung wegen bezahlung deß Kayserlichen
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kriegsvolkhs.
Sambstags, den 1. huius, nachmittag haben unß, herrn
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Crane und mir, Volmarn, absente tum domino comite a Lamberg der stän-
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den deputati, als wegen Maintz Dr. Meel, wegen Brandenburg Wesembeckh,
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wegen Würtzburg der von Vorburg, wegen der reichstätt Dr. Ott, Straßbur-
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gischer , und Dr. Gloxenus, Lubekhischer abgesandte, vor- und angebracht:
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Es hetten die stände daßjenig, waß wir wegen bezahlung deß Kayserlichen
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kriegsvolkhs inen zu verschiednen mahlen so mundt-, so schrifftlich vorge-
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halten , in reiffe berathschlagung gezogen und, wie gern sie sonst Ihr Kayser-
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licher Maiestät hierunder mit willfahrigkheit an handt gehen wolten, doch bei
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ietzigem zustandt deß reichs und wegen übernommner so schwerer bezahlung
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der Schwedischen soldatesca für ein pur lauttere unmüglicheit befunden, sich
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in ein gewisses quantum einzelassen. Damit aber gleichwol Ihr Kayserliche
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Maiestät aller der ständen guetten willen allergnedigst verspüeren möchten,
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so hetten sie sub spe rati, weil sie mehrerntheil von ihren gnedigsten und
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gnedigen herrn principaln hierauff nit instruirt, die quaestionem an so
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weit resolvirt, daß bei nechstkünfftigem reichstag Ihr Maiestät mit einer er-
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giebigen beyhilff under die arm gegriffen werden solte, mit fleissigem pitten,
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wir wolten unß mit solchem anerbietten vor dißmal begnüegen lassen und
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weiter in die stände nit tringen, als sie auch verhofften, Ihr Maiestät als pater
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patriae den ersaigerten zustandt deß reichs behertzigen und ein mehrers vor
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dißmal nit suechen werde. Am andern, sovil die Churfürstliche Durchlaucht
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zu Cöln und andere, so zu der Hessen Casselischen satisfaction gezogen seind,
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betreffend, da erkenten die stände wol, daß dennselben hierunder doppelte
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beschwerung zuwachßen thue. Und hetten sich demnach die beede hohere
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collegia per maiora entschlossen, bemeldte gravirte ständt umb 4 und ein
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halben monat einfachen Römerzugs dergestalt zu entheben, daß die übrige
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chur-, fürsten und ständt der siben zu bezahlung der Schwedischen militiae
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angewisenen craißen zu ihrer angebür noch weiter fünffthalb Römermonat
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uff sich nemmen und umb so vil die andere entheben wolten, dabei dann
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noch weiters deß heiligen Römischen reichs freyer ritterschafft quota, soweit
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die reichen wurde, zu ermeldter Churfürstlicher Durchlaucht und mitin-
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teressirter ständen mehrern erleüchterung attribuirt werden solte. Die erbare
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frey- und reichsstätt aber hetten sich noch mit disem concluso nit verglichen,
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sondern an ihre principales ze referirn benommen. Drittens die vota der stän-
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den zu Münster betreffend, da wer an dieselbe nochmaln ze schreiben und sie
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nach Oßnabrukh zu kommen zu ersuechen, auch uff solchen fahl ihre vota
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gebührend zu beobachten geschlossen worden. Demnach wer der ständen
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fleissig pitt, wir wolten hierauff die conferentz mit denn Schweden ad colla-

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zionandum instrumentum fortsetzen, auch inen darvon parte ze geben wie
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nit weniger die auffgesetzt formulam ratificationis communicirn. Sonsten
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daß Mechelburgische aequivalent betreffend, hetten die stände nochmaln
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darfürgehalten, daß dennselben hertzogen mit gebettner expectantz uff das
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furstenthumb Lawenburg ze willfahren und wenigst solches per modum in-
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tercessionis im instrumento einzerukhen, sodann, daß auch die beede com-
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menthureyen Mirow und Nemeraw inen ze überlassen, weil Churbranden-
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burg dessen nit zu entgelten und dem sein ius protectionis dabei saluum
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bleibe.

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Respondimus: Ad 1. Wir hetten unß dessen, waß wir den ständen mundt-
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und schrifftlich vorgetragen, wol zu erinnern, auch umb so vil gern ver-
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nommen , daß die stände wenigst die billicheit erkenten, die quaestio an zu
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ja und affirmatiue resolvirt, daß quantum aber uff nechstfolgenden reichstag
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ze determinirn anerbotten, so wir auch in euentum acceptirt haben wolten,
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behielten unß iedoch per expressum bevor, wann unß hienechst einlauffende
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post uff unsere deßwegen an Ihr Kayserliche Maiestät eingeschikhte relatio-
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nes andere resolution einkommen solt, unß deroselben gmäß ferner zu er-
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clären . Inmittelst begehrten wir die tractaten wegen diß particulars nit auff-
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zehalten , und müeßte gleichwol in euentum dise der ständen ertheilte reso-
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lution dem instrumento suo loco et ordine mit einer clausul inserirt werden.
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Bei dem andern wolten wir verhoffen, Ihr Churfürstliche Durchlaucht zu
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Cöln und mitinteressirte wurden mit dem beschehen anerbietten zefriden
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sein und deren abgesandten sub spe rati solches auch annemmen, wie unß
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dann darvon anderwerts andeüttung beschehen. Daß conclusum aber nem-
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men wir pro puro an und woltens also ins instrumentum einbringen, dann
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daß die stätt erst auff ihrer principaln resolution erwartten wolten, daß würde
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dem fridenswerkh nit geringe verzögerung causirn. Sie hetten die 5 million
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mehrerntheil ohne bevelch und allein sub spe rati eingewilligt, also kond-
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ten sie auch in disem particulari gleichergestalt thuen, dann ohne daß es mit
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diser beschwerung sein richtigkheit hette, köndten und wurden wir einmal
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nichts approbirn, guetthaißen oder unterschreiben. Der stätt abgesandte
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haben hiebei ihre entschuldigung eingewendt, aber wir habens bei unser
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erclärung bleiben lassen. Waß der ständen zu Münster vota anlangte, ver-
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hofften wir, die sachen nunmehr in solchem standt ze sein, daß man derselben
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allhie sonders nit mehr vonnöthen haben, auch, wans uff die nunmehr zu
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papyr gesetzte weiß zum ende kommen solt, sie sich endtlich auch darmit
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bequemen würden. Wegen Mechelburg bleiben wir der Lawenburgischen
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expectantz halber nochmaln bei unser ieweils gegebner erclärung, daß wir
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weder das ein noch ander willigen köndten und gleichwol zu der ständen
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glegenheit gestellt sein liessend, an Ihr Kayserliche Maiestät derentwegen
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intercedendo einzekommen. Der commenthureyen halber, wan Churbran-
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denburg dessentwegen kein sonderbare opposition machte, köndte iuxta dis-
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positionem grauaminum darmit willfahrt werden. Die collazionierung deß
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instrumenti seyen wir unaußgesetzt zu volnfüeren, auch die copias formula-

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rum ratificationis zu ertheilen erbiettig. Allein werde bei der Schwedischen
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ratification zu bedenkhen sein, ob nit nöthig, das auch die senatores regni
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mitratificirn und underschreiben theten, weil gleichwol die konigin im caeli-
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batu und, da sie also verstürbe, daß königreich in statu libero, auch wol sagen
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möchte, daß es mit diser pacification nichts ze thuen.

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