Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1648 I 26

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1648 I 26
Sonntag

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30 Sontags] am Rande: Chursaxische erclärung per Dr. Laüber super instrumento pacis,
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soweit es mit grafen von Trautmansdorff verglichen.
Sontags vormittag, den 26. huius, hatt sich der Chur-
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saxische gsandt Dr. Leüber, als wir ine am abendt zuvor befragen lassen, ob
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er noch derzeit von seim gnedigsten herrn kein instruction uff deß Kayser-
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lichen abgeordnetens anbringen erhalten, bei unß eingefunden und anzeigt,
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daß ime noch dato nichts zukommen, aber gleichwol die communication
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dessen, worauff die abferttigung bestüende, vertröstet were. Sonsten aber
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hett er mit selbiger post bevelch empfangen, mit unß auß nachfolgenden
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puncten ze conversiren: 1. Weren Ihr Churfürstliche Durchlaucht der mei-
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nung nit, daß man eben alles daß, so der fridensarticul halber mit herrn

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grafen von Trautmansdorff abgeredt worden, für einen verbündtlichen
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schluss halten müeßte, und were daher so praecise nit darauff ze halten. 2. Waß
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die autonomiam subditorum anlangte, meinten Ihr Durchlaucht, der ter-
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minus emigrandi ad 15 annos köndte wol auffs halb restringirt werden.
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5 3.] am Rande: Erblandische religion betreffend.
3. Wegen der erblanden, wann es ie weiter nit ze bringen, solte dem §
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’Silesii etiam‘ angehenkht werden, daß Ihr Maiestät, zu Schweinitz

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Schweidnitz (südwestl. von Breslau).
,
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Münsterberg

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Münsterberg (nordwestl. von Neisse).
und Großgloggau extra moenia ciuitatium loco nomine Cae-
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saris demonstrando pro confessionistis ein kirchen zu erbawen, gewilligt.
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4. Wegen Ihr Churfürstlicher Durchlaucht fraw schwester

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Sophie von Sachsen (1587–1635), verheiratet mit Hg. Franz I. von Pommern (1577–1620);
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Wollin war als Sicherheit für ihre Mitgift gesetzt worden.
uff Wollin ha-
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bender heüratguetts bei denn Schweden einwendung ze thuen. 5. Die ex parte
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Hessen Cassel praetendirte confirmation pacti successori mit Hanaw

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Die Landgräfin Amalie Elisabeth als Erbin des Hauses Hanau-Münzenberg hatte 1643 mit
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Gf. Friedrich Kasimir von Hanau-Lichtenberg (1623–1685) einen Vertrag geschlossen, wonach
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Münzenberg zunächst an diesen kam, nach Erlöschen des Gesamthauses Hanau (1736) aber an
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Hessen-Kassel fallen sollte. Dagegen beanspruchte Kursachsen die Anwartschaft auf die gesamte
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Grafschaft Hanau.
nit allein
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nit zu willigen, sondern auch sie gentzlich abzuweisen. 6. Wegen Eisenburg

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Isenburg, vgl. oben S. 909 Anm. 1.

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vermeint er, daß es beim auffsatz cum clausula restitutionis in integrum
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pro minoribus verbleiben solt. 7. Wegen der statt Magdenburg priuilegien et
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iuris fortificandi sei der stifft preiudicirlich und unzuläßlich. 8. Wegen marg-
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graf Christian Wilhelms zu Brandenburg unterhalt wers ein offenbare un-
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müeglicheit , sol güettlich verglichen werden. 9. Wegen der praesentation
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ad cameram soll quaestio an allhie richtig gemacht, wo aber diß nit er-
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heltlich , der krieg deßwegen nit lenger fomentirt werden. 10. Pitt, daß
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directum dominium wegen Eglen

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Das magdeburgische Amt Egeln (östlich von Halberstadt) sollte als Ausgleich für die Abtretung
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von vier magdeburgischen Ämtern an Sachsen noch vor Anfall des Erzstiftes Magdeburg an Branden-
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burg gegeben werden. Kursachsen suchte sich die Lehenshoheit vorzubehalten, die es gegenüber den
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Grafen von Barby als früheren Besitzern von Egeln ausgeübt hatte. Deren Ansprüche gegenüber
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Magdeburg waren zwar 1566 durch das Reichskammergericht abgewiesen worden, doch bezog
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Kursachsen das Urteil nur auf die Einlösung strittiger Pfandrechte und nicht das auf Obereigentum.
noch vorzebehalten. 11. De assump-
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tione Caluinistarum in religionfriden wer zu praecavirn, das sie kein potesta-
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tem reformandi solten haben. Ihr Churfürstliche Durchlaucht hetten sich
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auch erclärt, daß sie wider Ihr Kayserlicher Maiestät auffsatz in puncto asse-
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curationis et executionis pacis kein bedenkhen. De caetero refert se ad suum
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memoriale, hievor übergeben.

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Responsum, wir hofften, Ihr Churfürstlicher Durchlaucht resolution wurdt
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ime mit nechstem zukommen, weren alsdann erbiettig, uber alles in specie
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mit ime ze conferirn. Waß biß dahien über obspecificirte puncten geschehen
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köndte, wollen wir in acht nemmen. Allein, sovil in autonomia subditorum

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den terminum emigrandi per 15 jahr anlangt, wer hievor schon diser gantze
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paragraph von den Schweden außzelassen bewilligt. Der erblanden halber
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sei zwar nit ohne, daß Ihr Maiestät bestimbte 3 kirchen bewilligt, wir hetten
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aber keinen bevelch, solches in das instrumentum einkommen ze lassen.
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Wollin betreffend, hetten Ihr Maiestät dero gehaimen reichssecretarien

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Wilhelm Schröder, zu seiner Gesandtschaft an Kursachsen 1647 XII 28 – 1648 II 17 vgl. F.
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Dickmann S. 451ff.
schon
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beschaiden, waß er hierunder dem herrn churfürsten anzezeigen, doch wol-
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ten wir data occasione dessen bei denn Schweden meldung thuen. Bei der
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Casselischen sach wollen wir in nichts einwilligen, so ratione pacti successorii
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mit Hanauw Ihr Churfürstlicher Durchlaucht nachteilig sein köndte. Deß
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auffsatz mit Eisenburg conformirten wir unß, der statt Magdenburg halber
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werde nichts ze endern sein, weil die Schweden eben hart uff disen puncten
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getrungen. Wegen herrn marggraf Christian Wilhelmbs deputat, wa die
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parteyen sich nit selbst verglichen, wüßten wir nichts ze endern.
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Eodem, 26. huius, nachmittag seind wir bei denn Schweden gewesen und
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haben super declarationibus protestantium gehandlet. Particularia, waß für-
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gangen , weiset herrn Crane protocoll, so er selbst gehalten und der relation
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beygelegt worden.

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18 Als] am Rande: Catholici wollen denn protestierenden ein beschribne antwortt über
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ihr ultimatas declarationes geben; waß dargegen von denn Kayserischen erinnert.
Als wir nun nach hauß kommen, schikhen die Churmaintzischen und lassen
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andeütten, wan es noch nit beschehen wer, so solten wir die ultima denn
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Schweden et protestantibus noch nit hinaußgeben. Dann es wolten die catho-
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lischen noch deliberirn, ob sie nit denn protestierenden ad ipsorum declara-
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tiones mit einer antwortt in forma et per deputationem zu begegnen. Pitten
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zu solchem ende, daß wir inen dise unsere ultima communicirn wolten.

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