Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
286. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Linz 1645 November 10

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Ferdinand III. an Trauttmansdorff


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Linz 1645 November 10

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Ausfertigung: Trauttmansdorff-Archiv , Bb 1 fol. 147–148’ – Druckvorlage – Konzept:
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RK , FrA Fasz. 87, nicht foliiert ( unter Korrespondenz Schröder – Kurz ).

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Ausschluß Hessen-Kassels von Sitz und Stimme bei den Verhandlungen. Spanische Drohung
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auf Abreise vom Kongreßort bei Anerkennung des portugiesischen Abgeordneten als Gesandten.

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Es hat unnß gestern der Spanische pottschaffter gehorsamist vorgebracht,
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waßmaßen er von gueten orthen die vast sichere nachricht habe, daß wan
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die cronen Franckreich und Schweden erhalten werden, daß der Hessen
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Casselischen, ungeachtet die in ofener feindtschafft wider unns und die uns
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assistirende gehorsame chur- und fürsten begriffen sein, session und votum

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erhalten solten, sie ihresorths auch darauf tringen wurden, daß der Portu-
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gesische abgeordnete für ein formal gesandten tractiert, geehrt und von
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menniglich gehalten wurde.

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Ob wir unß nun forderist versehen, es wurden chur-, fürsten und stende
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dahin nicht zu bewegen sein, das sy in puncto sessionis et voti den Hessen
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Casselischen ichtwas nachgeben; wir es auch unsertheils bey unsern gege-
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benenen instructionen disorts allerdings bewenden laßen. Da auch derglei-
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chen über verhoffen von denen stendten nachgesechen oder temperiert
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werden wolte, gleichwol sey kein illasion von offtermelten Hessen Casseli-
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schen auf disen des von Braganza abgeordtneten zu machen, dahero wir
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auch umb sovilmehr uns versechen, es werden die chur-, fürsten und stendte
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dahin nicht zu bewegen sein, das sy des Breganza deputirten für ein könig-
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lich Portugesischen gesandten erkennen. So haben wir gleichwol von deme,
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was unß disfalß von dem Spanischen pottschaffter vor- und angebracht,
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sonderlich aber desßen nachricht dir gnedigst zuekhomben lasßen wolln,
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daß ermelter Spanische pottschaffter uns darbeneben erinnert, wasgestalten
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die königlich Spanische gesandten zu Münster von des königs liebden geme-
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ßen bevelcht, daß wan man daselbsten oder zu Oßnabrugg disen Portuge-
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sischen ministrum für ein königlichen gesandten halten und tractirn wurde,
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sie alßdan von den locis tractatuum sich alsobaldt erheben und abreisen
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solten. Es hat uns auch ferner obbemelter Spanische pottschaffter zu ver-
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nehmen geben, das die Franzosen dises

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22 villeicht] von Kurz eigenhändig hinzugefügt.
villeicht eben zu dem ende zu suchen
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gesunnen sein

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23 möchten] von Kurz verbessert aus sollen.
möchten, damit sie mit scheinbarer manier, alß wan mit
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abraisen der Spanischen die tractaten dissolvirt, praetendirn mögen. Ob
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nun dis alles im werckh dergestalt erfolgen möchte oder nit, laßen wir dahin-
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gestelt , du hast aber umb sovil mehrer daraus abzunehmen, was daran
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gelegen, daß der Hessen Casselischen petitis nicht deferirt werde. Dan
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obschon eingangs gedachtermaßen sich von denen Hessen Casselischen alß
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einen standt des reichs zu dem Bragantino nichts inferirn laßet, so hat doch
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bißhero die erfahrenheit mit sich gebracht, das die Französischen und Schwe-
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dischen von einer absurditet auf die andere zu argumentirn nie khein schew
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gehabt. Soll es also dahin nicht kommen (wie wir genzlich verhoffen), daß
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Hessen Casselischen ichtwas praeiudicirlichs deferirt werde, so hastu dise
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nachricht auch deines orths zu hinderhalten, da aber alle andere rationes
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wider die Hesßen Casßelischen gehöriger orthen nit verfangen wolten, denen
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mediatoribus die gefahr des abzugs der Spanischen und consequenter eines
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bruchs der tractaten der notturfft nach zu repraesentirn, auch sonsten neben
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deinen andern mitgesandten das werckh, wo es zu unserer intention und ver-
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hüetung der Spanischen abzugs am vorträglichsten zu sein erachten wirst, zu
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underbawen. …

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