[p. 329] [scan. 347]

1

58

[2.] Konferenz zwischen evangelischen und katholischen Deputierten

3

Osnabrück 1645 Dezember 11/21

4

Sachsen-Altenburg A III fol. 9–10; vgl. ferner alle Protokolle von sessio 36, in der über

5

diese Konferenz berichtet wurde (siehe unten Nr. 59).

6

Admission des Erzstifts Magdeburg: Erarbeitung eines Reverses, Sitzordnung im Rat.

7

(Im Rathaus zu Osnabrück

26

Der Versammlungsort wird genannt im DLöben II fol. 37’. Siehe auch Nr. 59 bei Anm. 7

27

und Anm. 9.

.) Anwesend: Kurköln (Buschmann; Direktorium), Österreich (Rich-

8

tersberger), Würzburg (Vorburg), Sachsen-Altenburg / Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar / Sach-

9

sen-Gotha / Sachsen-Eisenach, Braunschweig-Lüneburg-Celle / Braunschweig-Lüneburg-Gru-

10

benhagen / Braunschweig-Lüneburg-Kalenberg, Fränkische Grafen, Stadt Kolmar, Stadt Bre-

11

men

28

Die Anwesenden sind nach dem Beispiel der ersten Konferenz am 19. Dezember (s. Nr. 55)

29

angegeben mit Ausnahme von Kurmainz, das sich entschuldigen ließ; Burgund hatte schon bei

30

der ersten Konferenz gefehlt (s. Nr. 59 bei Anm. 10).

.

12

Evangelische Deputierte . De〈n〉 Magdeburgische〈n〉

31

Damals weilte nur der Ges. Krull (und der Sekretär Werner) am WFK.

alß verpflich-

13

ten diener stehe nicht zu, seines herren titul

32

Gemeint ist der Titel Hg. Augusts, des Adm. s von Magdeburg, den die Evangelischen als Ebf.

33

ansahen. Als Briefanrede gebrauchte Krull die Formel Hochwürdigster, Durchlauchtigster

34

und Hochgeborner Fürst (z. B.: Unterthänigster Bericht Nr. 20, in: Magdeburg F II

35

fol. 855).

zu endern. Es falle auch denen

14

evangelischen praejudicirlich, wann sie ihren primatten und ertzbischoff al-

15

lein vor einen inhaber halten solten. Keyserliche majestät selbst wie auch an-

16

dere catholische chur- und fürsten ließen geschehen, wann ihre durchlaucht

17

den ertzbischofflichen titul brauchte, geben die schreiben nicht wieder zu-

18

rück, wie dann die Keyserlichen commissarii bey diesen convent die creden-

[p. 330] [scan. 348]

1

tiales

36

Ein Reinkonzept des Creditiv[ s] an die Keyserlichen Gesandten zu Münster, Oßnabrück,

37

datiert Halle, 5. [ /15.] Mai 1645, ohne Titel des Adm. s, ist überliefert in Magdeburg F II

38

fol. 80. Sehr wahrscheinlich enthielt die (nicht ermittelte) Ausf. dieselbe Form des Titels wie

39

die auf denselben Tag datierte Vollmacht, die dem kurmainzischen Direktorium insinuiert

40

wurde (s. [Nr. 56 Anm. 20] ).

und das Churmayntzische directorium die protestation

41

Protest vom 25. September 1645 (s. [Nr. 14 Anm. 7] ).

(daß die Mag-

2

deburgischen zur Keyserlichen proposition nicht mitt erfordert) mitt solchen

3

titul angenommen. Euserstenfalls were man erböthig, de〈n〉 revers, dazu

4

sich der Magdeburgische erbothen

42

Bezug auf die Notul des Reversus in puncto Admissionis, welchen Magdeburg bewilliget

43

(s. [Nr. 43 Anm. 2] ).

, die clausul außdrücklich einrücken zu

5

laßen, daß auch die titulatur, so in den revers enthalten, künfftig unpraejudi-

6

cirlich seyn solte.

7

Katholische Deputierte . Verwilligen endlich, daß hertzog Augusti zu

8

Sachsen fürstliche gnaden (sie stelleten dahin, ob evangelici dieselbe „durch-

9

laucht“ nennen wolten) „postulirten zum ertzbischoff zu Magdeburg“ ge-

10

schrieben würden, denn uff diese maße were auch die subscriptio des tags zu

11

Erffurth anno 1567 zu befinden

44

Den Abschied des Erfurter Kreistages von 1567 IX 27 unterschrieben für den Niedersächsi-

45

schen Kreis die Ges. Joachim Friedrichs Postulirten zu Ertzbischoffen zu Magdeburg,

46

Marggrafen zu Brandenburg, etc. ( Sammlung III, 275).

, jedoch mitt der angedeutteten clausul, daß

12

die acceptation des reverses auch wegen der titulatur den catholicis solte un-

13

nachtheilig seyn.

14

Dieweil sie nun eine notul solch[ e]s reverses zu papir gebracht

Magdeburger Revers, kath. Entwurf, vorgelegt 1645 XII 21: Der Text wurde nicht ermit-
telt.

, haben sie

15

evangelicis anheimgestellt, ob sie die behalten oder diejenige notul, so vor

16

diesen von den Magdeburgischen ubergeben

Wie oben Anm. 7.

, einrichten wolten.

17

Evangelische Deputierte . Haben in ein nebengemach abtritt genom-

18

men, den Magdeburgischen uffsatz nach der catholicorum notul rectificirt

19

und den catholicis zugeschickt.

20

Katholische Deputierte haben an diesen rectificirten uffsatz

Die von den ev. Deputierten 1645 XII 21 überarbeitete Notul des Reversus in puncto
Admissionis, welchen Magdeburg bewilliget. Der Text wurde nicht ermittelt.

dreierley

21

desiderirt:

22

1. daß evangelici nicht setzen wollen „postulirter zum ertzstifft Magde-

23

burg“,

24

2.: das bey den wortten „geistlichen vorbehalt“ hinzugethan „den also ge-

25

nandten geistlichen vorbehalt“,

26

3. daß evangelici begehret, Magdeburg solle primum locum et votum uff der

27

weltlichen fürstenbanck haben, das komme Beyern zu, dem können sie nichts

28

vergeben.

29

Evangelische Deputierte . Nehmen 1. ad referendum. Zweiflen, daß

30

Magdeburgensis instruirt, seines herrn titul zu endern, und obgleich die sub-

31

scriptio anno 1567 also eingerichtet, so sey doch seine fürstliche durchlaucht

32

an das factum antecessoris

Gemeint ist der Magdeburger Adm. Joachim Friedrich.

nicht gebunden.

33

Ad 2.: Köndten die wortt vom geistlichen vorbehalt wohl gar außgelaßen

34

werden.

35

Ad 3.: Seine fürstliche durchlaucht alß ein ertzbischoff würde Beyern nicht

36

cediren. So köndten auch andere fürstliche heuser nicht zugeben, daß sie ge-

37

ringer solten seyn alß Beyern und dasselbe hauß sich allein de〈m〉 primati

38

vorsetzen solte. Wißen hierinnen kein expediens, dann den, [ daß] Beyern das

39

votum nicht hier, sondern zu Münster führen wolte oder Magdeburg uff der

40

geistlichen banck gegen revers eingelaßen würde.

[p. 331] [scan. 349]

1

Katholische Deputierte . (Per Coloniensem:) Ad 1.: Sagt mitt commo-

2

tion, daß man den titul nur zur mortification der catholischen banck wolle.

3

Ad 2.: Laßen fast geschehen.

4

16

4–6 Ad – abstreiten] Siehe den Bericht über die Konferenz in sessio 36 in Wetterauische

17

Grafen ( Nassau-Dillenburg) A: Ad 3.: Wolten die vorschläge mi〈tt〉 Bayern gar

18

nicht einsehen, sagten, die evangelischen sitzen z〈e〉sammen. Richtersberger hette den

19

Lengerschen schlus angezoghen, deme stänt contradicirt: Sie würden nicht alle zusam-

20

menkommen, wehre nicht von allen placitirt.

21

Ähnlich der Bericht über die Konferenz in sessio 36 in Magdeburg A I: Item, quod si in

22

pleno conveniamus etc. Lengerschen schluß wiedersprochen etc. Würde nimmermehr

23

zum pleno kommen etc. propter dis〈sensum〉 Suecorum. Ein undt anders beweglich

24

undt hefftig moviret etc. Spitzige wort pro et contra etc.

Ad 3.: Der Lengerische schluß

Der Summarische Begriff des Lengericher Kollegialschlusses (s. [Nr. 1 Anm. 1] ) besagte nicht,
daß die Stände nach Belieben in Münster oder Osnabrück votieren könnten. In der Druckvor-
lage ist das in der Konferenz Gesagte, wie auch der Vergleich mit den anderen Überlieferungen
zeigt, nicht richtig wiedergegeben. Der Summarische Begriff riet vielmehr dem Ks., alle ihm
getreuen Stände zum WFK zuzulassen und jeden dieser Stände aufzufordern, Ges. nach Mün-
ster zu schicken, wo die Konsultationen der Kf.en, Fürsten und Stände vorgenommen werden
sollten (APW III A 1,1, 185 Z. 4–10). Gegen die Lengericher Beschlüsse legte Schweden Wi-
derspruch ein: Schwedens Ehre erlaube es nicht, daß sich die Mehrzahl der Stände in Münster
aufhalte (Winfried Becker, Kurfürstenrat, 206).

were zu beobachten, welcher dahin gi〈e〉ng,

5

daß jedem stande solte freygelaßen seyn, alhier oder zu Münster sein votum

6

abzulegen. Das köndten sie Beyern nicht abstreiten.

7

Schlagen endlich vor, daß Magdeburg in tertio loco zwischen der geistlichen

8

und weltlichen banck, wie Churtrier im churfürstenrath

Die Sessionsordnung bei Reichstagssitzungen war durch die Goldene Bulle von 1356 festgelegt.
Demnach saßen rechts vom Ks. Kurmainz, Kurböhmen, Kurpfalz, links von ihm Kurköln,
Kursachsen und Kurbrandenburg; dem Ks. gegenüber, also zwischen den beiden Sitzreihen, saß
Kurtrier. Auch in Osnabrück hielt man sich, soweit dies nach dem Anwesenheitsstand möglich
war, an die überkommene Reihenfolge (Winfried Becker, Kurfürstenrat, 71f., 188).

, sitzen köndte.

9

Evangelische Deputierte . Nehmen es ad referendum und fragen, wie es

10

mitt evocation des voti zu halten. Bereden sich eventualiter, es könne also

11

gehalten werden, daß

12

1. Oestereich,

13

2. Beyern oder wer sonst vorsitzet,

14

3. Burgund und

15

4. Magdeburg votierte.

25

Sachanmerkungen zu Nr. 58