Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 V 12

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1646 V 12
Samstag Sambstags, 12. huius, von Kayserlicher Maiestät rece-
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pisse de dato Lintz, primo Maii, uff unsere relation vom 20. Aprilis [ 1212b ].
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7 Eodem] am Rande: Catholici petunt Caesareanorum directionem in puncto grauaminum.
Eodem hora octava haben der catholischen sambtlichen ständt deputirte ett-
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liche puncten [ 1213 ] übergeben, worüber sie in materia grauaminum vordrist
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gern der Kayserlichen herrn gesandten meinung zu vernemmen verlangten.
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Ihr Excellentz, herr obristhofmeister, hatt inen geanttworttet, daß Ihr
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Kayserliche Maiestät alle solche difficulteten, waß uff ein und andern fahl
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ze thuen sein möchte, reifflich consultirn und berathschlagen lassen, begehr-
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ten iedoch den catholischen ständen nit leichtlich vorzegreiffen, sondern
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möchten liber sehen, waß sie selbst sich vereinigten, waßgestalten mit denn
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protestierenden propter necessitatem publicam ehist zum verglich möchte
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gelangt werden. Lasse sich doch nit zuwider sein, auff die proponirte punc-
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ten ein unvorgreiffliche einlaittung in schrifften zustellen ze lassen. Wie her-
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nach geschehen [ 1214 ].

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19 Eodem] am Rande: Mediatores referunt Gallorum responsum in puncto satisfactionis
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und wegen Preysach.
Eodem umb 10 uhr vormittag haben unß die herren mediatores relation
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gethan, waßgestalten sie denn Französischen plenipotentiariis unsere erclä-
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rung in puncto satisfactionis und wegen Preysach vorgebracht. Und erzehlte
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erstlich herr nuncius, wie er anfangs unsere rationes, warumb die cron
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Frankreich an Preysach nichts praetendirn solte, darauff auch einen gradum
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nach dem andern inen vorgehalten. Sie hetten aber weder auff einen noch
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andern sich daß geringste erclären wollen, sondern weren letstlich mit einem
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zornmüettigen gesicht außgebrochen, sie müeßten wol sehen und spüeren,
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daß dem Kayser nit ernst sei, einen friden mit Frankreich ze machen, sondern
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daß Ihr Maiestät sich von denn Spanischen consiliis hetten verfüeren lassen.
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Sie hetten es auß intercipirten, vom duca di Terranoua an conte Peneranda
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abgangnen briefen erlernet. Weren von unß betrogen worden, weil man inen
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die speranza gemacht, als wurde deß Kaysers consens erfolgen, daher sie
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bewogen worden, an königlichen hof ihre pareri zu schleunigster befürde-
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rung alles dessen, so von unß pro conditionibus proponirt worden, zu gelan-
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gen , wölches sie nimmer wurden gethan haben, wann sie den geringsten
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zweifel wegen Preisach gehabt hetten. Es köndte einmal one zurukhlassung
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dises platz kein fridt sein. Sie wolten es nach Pariß schreiben, man würde
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ehender 100 jar noch den krieg continuirn, als sich dises platz begeben.
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Sie sehen wol, das daß hauß Österreich nit von guettem hertzen, sondern
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auß forcht und zwang mit inen frid ze machen begehr. Also müeßten sie

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auch die mittel in der handt behalten, daß mans im zaum reitten könde. Sie
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müeßten sehen, daß wir denn Schweden alle satisfaction geben und den
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protestierenden alles einwilligen theten, hergegen aber woll mann sie mit
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nichts abweisen. Nichtsdestweniger liessen wir an sie gelangen, daß sie die
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Schweden und protestierenden von ihren unbillichen pretensionibus abhal-
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ten solten, wie sie dann auch selbige leichtlich wolten dahien gebracht
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haben, daß sie mit halb Pommern und dem stifft Bremen hetten content sein,
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auch die protestierende allein mit 60 jahr super retentione bonorum eccle-
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siasticorum sich begnügen und andere praetensiones fallen lassen müessen.
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Jetzt hetten wir diesen 100 jahr und noch mehr anders eingewilligt, denn
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Schweden aber gantz Pommern, Bremen und Verden sambt dem meerport
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Wißmar übergeben, auch Halberstatt an Churbrandenburg pro recompensa
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erbotten, und diß zwar alles gratis; von inen wolle man gegen dem Elsaß
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fünff million reichsthaler pro recompensa haben. Wir würden unß betrogen
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finden und uff solche weiß keinen friden erheben. Die Schweden hetten
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durch ihren residenten Rosenhan zwar anzeigen lassen, das inen von den
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Kayserlichen alle satisfaction beschehen, darmit sie auch contentissimi (diß
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wortts brauchte sich der Venetus) weren, aber auch dabei angehenkht, daß
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sie nichtsdestweniger erbiettig verbleiben, auch denn Franzosen zu ihrer
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satisfaction ze helffen.

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Die herren mediatores hetten inen zugesprochen, sie wolten alleweil von
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unß in eim und anderm alle gesicherte einwilligung haben, hingegen aber
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sich über die von unß proponirte conditiones im geringsten nichts ver-
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nemmen lassen, waß man sich dann in eim und anderm und sonderlich
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wegen der 5 millionen gegen inen zu versehen hette. Aber sie hetten geantt-
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worttet , daß sie einmahl sich nichts erclären köndten, biß der consens wegen
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Preysach herauß wer, alsdann solte man im werkh erfahren, daß die cron
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Frankreich sich mehrers erbietten wurde, als man sich wol gegen derselben
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versehen möcht. In summa, sie weren über die maassen übel zefriden geweßt
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und rundt gesagt, sie wolten nun alles unterfangen, waß zu hinderung deß
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fridens außschlagen möcht. Die herren mediatores hetten gefragt, ob sie
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dann nit nach Lengerich, mit denn Schweden ze conferirn, verraisen wolten.
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Darauff sie geanttworttet, wan man inen daß verlangte contento geben, so
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wurden sie solche zusammenkunfft mit den Schweden eben darumb besuecht
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haben, auff das sie selbige von ihren und der protestierenden unmässigen
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pretensionibus hetten abwendig machen mögen, nun aber wüßten sie nit,
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waß sie alldort ze thuen haben möchten, anderst als daß sie mit denn Schwe-
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den sich vergleichten, den krieg noch weiter auffs allerbest fortzefüeren.

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Herr obristhofmeister hatt nit unterlassen, den herrn mediatorn uff dise
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communication umb ihre übernommene müehwaltung dank ze sagen, auch
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bei einem und anderm pass der Franzosen unfueg interloquendo ze remon-
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strirn . Und erstlich, daß dieselben kein ursach hetten, sich einigen betrugs
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zu beschweren, dann sie wol wüßten, daß wir inen Preysach niemaln ver-
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sprochen oder die geringste hoffnung drauff gemacht, sondern vilmehr ex-

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presse remonstrirt hetten, daß solcher platz neben anderm in unser Kayser-
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lichen instruction disertis verbis außgenommen wer, wie wir dann auch den
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Churbayerischen abgesandten dessentwegen sogar die Kayserliche original
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und aigenhändige schreiben selbst vorgewisen zu dem ende, damit sie dessen
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die Franzosen berichten köndten. Daß sie aber sagten, es köndte one uber-
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lassung dises platz kein fried sein, das stellten wir an sein ortt, wurden sie
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dessentwegen allein mit dem Kayser kriegen, so wurde man sich auch dapffer
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umb die haut wehren. Man lasse sich auch nichts irren, waß sie dem friden
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widrigs ze stifften sich vernemmen liessend, dann sie hetten es doch biß anher
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nit unterlassen. Mit solcher manier zwingen sie daß hauß Österreich, daß
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man dem erbfeindt andere partiti lassen, den friden mit demselben recht
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stabilirn und alle forze gegen denn Franzosen werde wenden müessen, dann
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daß reich einmal kein sicherheit haben köndt, wann sie disen vesten platz
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in handen behalten solten. Daß sie sich viler guetten interposition gegen
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denn Schweden und protestierenden erbotten, hab man ja wenig ze achten,
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dann es doch nur in blossen wortten bestanden und nur dahien angesehen,
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daß misstrawen under denn ständen ze underhalten. Ihr Kayserlicher Maiestät
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sei dran glegen und ihres Kayserlichen ambts, daß sie daß reich in ruhe und
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frid setzen und sich daran niemandts irren lassen. Die Franzosen haben kein
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billiche clag, man sei inen kein satisfaction schuldig und hab inen nichts-
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destweniger solche ansehenliche provintz in handen ze lassen erbotten.
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Solle sie nit irren, daß man denn Schweden kein recompens abgefordert,
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dann dennselben seyen von ihren confaederirten, denn protestierenden
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ständen, iederzeit ein dankbare satisfaction erbotten worden. Sei auch solche
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satisfactio also beschaffen, daß, wann mans recht und mit unpassionirtem
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gemüett erwegen woll, darmit kein anderer standt beschwehrt und dessen
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ungeacht ein ieder bei dem seinen gelassen werde. Den Franzosen aber sei
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nichts versprochen, sondern vilmehr von inen erbotten worden, daß sie
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disen krieg gratis und uff ihren aignen costen füeren wolten. Sie beschreyen
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stetigs Ihr Kayserliche Maiestät, daß die sich von Spanischen consiliis guber-
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nirn lassen, darmit iedoch deroselben gwalt und unrecht beschehe, wolten
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aber hergegen ihren zumuetten, daß sie sich an daßjenig halten solten, waß
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ihnen die Franzosen als offentliche feindt vorschreiben; daß seyen ja sachen,
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so aller vernunfft zuwiderlauffen. Ihr Kayserliche Maiestät noch auch wir
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liessen sich von denn Spanischen nit divertirn, sondern nemmen daßjenig
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in acht, waß Ihr Maiestät instruction außweisen thet. Seye auch nur ein
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unerfindtlichs vorgeben, daß die Franzosen intercipirte brief vom duca di
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Terranoua hetten, dann deren keine bißher verlohrengangen. Wise damit
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Ihr Kayserlicher Maiestät aigenhendig schreiben vom 1. huius vor, darinn
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abermaln bevohlen würdt, Preysach ze reservirn. Die Franzosen hetten ein
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terminum realem, daß ist den Reinfluß, dardurch sie von Österreich abge-
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schaiden bleiben, könden sich darmit wol begnüegen. Wann sie uff der
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andern seitten kein vestung bawen wollen, so konde man inen wol eine
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lassen, die gebawet sei, und möchte inen von der vestung Bennfelden an-

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deüttung gethan werden. Schließlich sagten Ihr Excellentz, sie wolten
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solches alles mit ihren collegis ferner bedenkhen und sich in ein tag ettlich
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mehrers vernemmen lassen.

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