Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
1646 IV 8

30
1646 IV 8
Sonntag Sontag, 8. huius, vormittag hatt ermeldter Brun Ihr
31
Excellentz praesentibus domino comite Nassau et me angebracht, daß sie nach
32
reifflicher deliberation befinden theten,

43
32 daß] nachträglich gestrichen ohne Änderung des Satzbaus.
daß wir uff solche waiß mit denn
33
Franzosen zu keiner fruchtbarlichen handlung wurden gelangen. Die media-
34
tores selbst weren darwider, die Franzosen hetten kein subsistentz im reich,
35
die größte gfahr wer von denn Schweden zu gewartten, also wolt auch die
36
vernunfft erfordern, daß man zuerst mit dennselben zu accordirn suechen
37
solte. Die Separation mit Bayern werde mehr gefürchtet, als im werkh selbst
38
vor gefahr darauß erfolgen köndt. Wann die Franzosen sehen solten, daß
39
man sich solches nit schreckhen liesse und die tractatus mit Schweden fort-
40
setzen thet, wurden sie es auch näher geben. Solte man sich ie mit Frankreich
41
accommodirn und die sachen mit Spania zu keinem verglich kommen, so

[p. 592] [scan. 640]


1
wurde es zu derselben entlichem undergang geraichen, hernach daß un-
2
glükh wider über Teutschlandt außgehen und demselben ebenmässig der
3
garauß gemacht werden. Die Franzosen suechten nichts anders, als, wann sie
4
unß so nachgültig vermerkhten, unß entlich dahien ze tringen, daß man sich
5
gentzlich von Spania trennen würde müessen. Inen wer gar nit ernst, einen
6
friden ze stifften. Herr marchese Castel Rodrigo hette vom nuncio zu Pariß

43
Niccolò Guidi di Bagno.

7
schreiben, darin er außtrukhlich berichte, daß die Franzosen einigen willen
8
darzu nit erzeigten, er wolte wünschen, daß wegen Spania gar kein propo-
9
sition were geschehen, dann die Franzosen treiben nur ein gespött darauß.
10
Sie, Spanische, vermeinten, man solte es nochmaln mit den Schweden ver-
11
suechen . Sie sagten dergleichen nit, daß sie der meinung weren, alle tractaten
12
mit den Franzosen ze rumpirn, begehren selbst an ihrem ortt alles [zu] thuen,
13
waß zu erlangung eines fridens möchte vorstendig sein, auch noch ein ferner
14
oblation zu unserer discretion ze remittirn, selbige eintweder durch unß oder
15
durch die mediatores negocirn ze lassen, wann sie nur einige apertur haben
16
köndten, daß waß fruchtbarlichs außzerichten sein werde. Inen hette auch
17
herr marchese Castel Rodrigo bericht gethan, daß die Vorderosterreichische
18
lande der cron Spanien afficirt und gleichwol zu dero nachteil so leicht nit
19
vergeben werden köndten.

20
Herr obristhofmeister hatt ime replicando zu erkennen geben, daß man von
21
Ihr Kayserlicher Maiestät offtmals widerholten ernstlichen bevelch hett, sich
22
nit auffzehalten, sondern one allen respect fürzegehen. So ermangleten auch
23
die mittel, einmal den krieg weiter ze continuirn, die Separation mit Bayern
24
sei von grosser consequentz, die übrige stände deß reichs könden und wöllen
25
nichts thuen. Man begehre Spania nit außzelassen, sondern alle müglicheit
26
anzewenden, auf daß mit derselben cron zugleich frid oder tregua geschlos-
27
sen werde. Ihr Kayserlicher Maiestät intention wer, daß im namen Spania
28
ein gewisses und nambhafftes zurukhzelassen declarirt werden solt mit capi-
29
tulation einer gewissen zeitt, innerhalb wölcher der könig sich erclären
30
köndt, ob er damit content sein woll oder nit. Und so er nit consentiren
31
wolt, wurden Ihr Kayserliche Maiestät vom reich und in erwegung ihres
32
aignen status benöthigt werden, entlich zu schliessen. Er bette, sie solten
33
sich wol bedenkhen, waß sie entlich ze thuen gesinnt, und sich gegen ime
34
erclären. Die handlung mit Schweden begehrte er ze reassumirn und nechi-
35
ster tagen nach Oßnabrukh ze raisen. Er müßte aber zuvor noch von denn
36
ständen insgmein ihre parere super replicis und dann von denn catholischen
37
uber ettlich quaestiones in puncto gravaminum ein erclärung haben, dann
38
sonst köndte er zu keinem schluss kommen etc. Waß sonsten der cron
39
Spanien rechtsame an das Elsaß anlangte, daß liessen Ihr Kayserliche Maiestät
40
an sein ortt gestellt sein, und wann der könig in die hinterlassung desselben nit
41
einwilligen wolt, stüende Seiner Maiestät bevor, seine iura ze reservirn. Domi-
42
us
Dominus
Brun recipiebat se de his cum domino Peneranda ulterius acturum etc.

Dokumente