Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
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3 Mittwochs] am Rande: Status declarant se super difficultatibus de commutatione
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ratificationum motis.
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Mittwoch Mitwochs, den 6. huius, haben die extraordinari depu-
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tati statuum – wegen Churmaintz Dr. Meel, Bayern Dr. Krebs, Saxen Dr. Leü-
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ber , Brandenburg Wesembeckh; wegen deß fürstenraths: Bamberg Cobelius,
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Saxen Aldenburg Thumbshirn, Braunschweig Lampadius; wegen der
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stätten Kress von Nürnberg, Gloxinus von Lubeckh – angebracht: Es hetten
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gesambte ständt in allen 3 reichsräthen, die von unß im namen Ihr Kayser-
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licher Maiestät vorgestrigen tags abgelegte mundtliche proposition und
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darauff in schrifften zugestellten puncten in reiffe deliberation gezogen,
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darauß vordrist Ihrer Maiestät getrewe sorgfalt zu völliger berüewigung deß
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reichs und zu solchem ende beschehenes erbietten mit underthänigstem
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dankh vernommen, die sachen aber an sich selbst betreffend, daß haupt-
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fundament aller obligation diser fridenstractaten auff extradition und wex-
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lung deren gegeneinander habender ratificationum zu bestehen befunden
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und daß der cronen plenipotentiarii darzu durch allerhandt bewegliche
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remonstrationes behandlet werden möchten. Denn vordrist wurde hier-
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durch die beschwerung wegen deren bißher im reich verblibner Französi-
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scher waaffen vor sich selbst ihr erledigung finden und in crafft deß friden-
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schluss auß dem reich abzuziehen schuldig sein. Waß die Schweden betreffen
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thet, weil es vornemblich an deroselben bezahlung erwenden thue, weren die
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stände biß daher sorgfältig gewesen, wie die versprochne gelter zusamen
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möchten gebracht werden. Und weiln die obere craiß durch beeder armeen
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einlägerung so weit erschöpfft worden, daß denen mit ihren quotis auffze-
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kommen fast unmüglich fallen wolt, hetten die stände sich einer newen
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repartition verglichen, uff 16 tonnen gelts belauffend, und weren erbiettig,
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umb daß residuum wie auch umb die 1 200 000 thaler sich mit der Schwedi-
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schen generalitet obligatorie einzelassen, derentwegen auch uff den nach-
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mittag mit denn Schwedischen plenipotentiariis handlung ze pflegen und
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zu versuechen, ob sie nach proportion der paren gelter zur exauctoration
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ihrer völkher möchten bewogen werden. Doch were leicht zu erachten, daß
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sie auch gleichergestalt Ihrer Kayserlichen Maiestät wie nit weniger die
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Churbayerischen völkher proportionabiliter wurden abgedankht haben
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wollen. Sovil die Lamboy-, Churcöln-, und Hessen Casselischen völker in
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disem Westphalischen craiß anlangte, hetten die dabei interessirte ständt sich
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erbiettig gemacht, der fraw landtgräfin alsbaldt in abschlag der versproch-
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nen summa 100 000 reichsthaler par zu erlegen, wafern sie auch zumaln die
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abdankhung ihrer völkher darauff vornemmen wurde, wölchenfahls hin-
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gegen auch die Lamboyischen und Churcölnischen völkher zugleich abge-

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dankht werden solten, unß derentwegen ersuechend, wir wolten im namen
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Kayserlicher Maiestät diß alles helffen zu werkh richten und einwilligen.

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Habita deliberatione respondimus: Wir theten unß zwar bedankhen, daß
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die stände uff unsere proposition so schleünig zur deliberation tretten und
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unß ihre abgefaßte meinungen eröffnen wollen, und liessend vordrist an sein
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ortt gestellt sein, waß sie diser angeregten puncten halber bei der cronen ple-
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nipotentiariis anzebringen vorhabens weren, hielten auch darfür, daß derosel-
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ben erclärung desto mehrer liecht geben wurde, wessen man sich auff die von
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unß proponirte puncten wurde entschliessen könden oder sollen. Nachdem
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wir aber in ersehung unserer habender bevelchen verspürten, daß die
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abgebne antwortt nit directe uff unsere proponirte puncten gerichtet seyen,
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auch Ihr Kayserische Maiestät darob kein satisfaction haben würden – denn
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es nit gnug sei, daß ein newe repartition gemacht, sondern wir müeßten auch
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aigentliche nachricht haben, wie die beschaffen, wievil gelts und wa dassel-
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big in beraitschafft, wie solches docirt und denn Schweden gnugsamb kundt-
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bar gemacht werden köndte, wie man der evacutation und abdankhung sich
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zu versichern, wie solches cum solutione militiae pari passu wurde geschehen
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könden und daß solches auch ob imperfectam executionem in puncto am-
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nestiae et grauaminum nit zu verhindern, zumaln keiner billicheit gmäß sein
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wurde, wann an seitten Kayserlicher Maiestät, auch einigen andern standts
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deß reichs kein mangel erscheinte, daß die von anderer ungehorsamen stän-
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den oder ex aliquo accidenti ermangleter execution willen leiden, die
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feindtsguarnigionen und armaden lenger uff sich halten solten etc. – also
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were nöthig, daß die stände diß alles besser in deliberation ziehen und sich uff
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unsere proposition punctatim schrifftlich erclären, waß uff ein und anders
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ze thuen, damit wir Ihre Kayserliche Maiestät bei dero currier, den wir zu
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solchem ende auffzehalten bevelcht weren, eines entlichen und bestendigen
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schluss berichten, sie auch folgendts ihre deputirte zu fernerer hand-
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lung mit der Schwedischen generalitet darnach ze instruirn wissen möchten.
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Neben deme haben wir bei diser occasion denn deputatis auch angezeigt,
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wessen Ihr Kayserliche Maiestät sich uff der ständen vom 27. Nouembris
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nechsthien abgangnes schreiben, die ertheilung eines priuilegii praelationis
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creditorum, auch ettlich anderer darbei angehenkhter puncten betreffend, sub
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dato 14. Decembris gnedigst resolvirt hetten. Stüende nun dahien, ob die
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ständt solches priuilegium nochmaln ze haben begehrten und darüber ein
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formblich reichsbedenkhen übergeben wolten, alsdann wir bevelch hetten,
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dem Churmaintzischen reichsdirectorio daß verfaßte priuilegium ad publi-
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candum zuzestellen. Und als wir die intimation an pfaltzgraf Carl Ludwig
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berüertt, daß namblich Ihr Maiestät lieber gesehen, die stände ihren dißortts
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nit hetten fürgegriffen, hatt der Churbrandenburgische abgesandt Wesem-
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beckh sich zu unß genähert und gesagt, daß daran niemandt als Dr. Krebs,
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Churbayerischer abgesandter, schuldig wer, wölcher es so hoch getriben
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hette, sonst hett er so vil nachricht, daß ermeldter pfaltzgraf der ständen
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intimationschreiben dem parlament zu Londres ad consultandum zugestellt.

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Die stände haben hierauff den abschiedt mit diser bedeüttung genommen,
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daß sie ihre gefaßte meinung der cronen plenipotentiariis fürhalten und dem-
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nach unser erinnerung ferner in deliberation ziehen wolten.

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