Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
43. Konferenz der katholischen Deputation Osnabrück 1646 April 28

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Konferenz der katholischen Deputation


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Osnabrück 1646 April 28

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Österreich A II WFr XXXIII fol. 86–88 = Druckvorlage.

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Vorschläge der schwedischen und der französischen Gesandten betr. den Verzicht auf geistliche Güter.

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Im Quartier der kurmainzischen Gesandten. Vertreten: [Augsburg (Stadt), Bayern-Hg., Kon-
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stanz ] Kurköln, Kurmainz, Österreich [Prälaten, Würzburg].

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Kurmainz . […] Dr. Krebß referirte, waßgestalten Ochßenstern bey ihnen
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gewesen unnd in puncto gravaminum erstlich vermeldet, daß man das
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werkh auf ein perpetuum zue richten, unnd nit temporale, dahin sie befelcht
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weren. Wie aber sie geantwortet, daß man catholischentheilß gewissen
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halber so weith nit gehen könne, so hette er 2º fürgeschlagen, man solte
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daß perpetuum a materiis ipsis abstrahirn unnd in genere auf ein perpetuum
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schliessen; welches sie auch den catholischen zue referirn nit übernemben

[p. 206] [scan. 274]


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wollen, weillen sie dises nit verstundten. So sagte er 3º, man solte sich via
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facti in perpetuum obligirn dise stüffter nit zue suechen, unnd viam iuris
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sine determinatione annorum offen lassen. Warauf sie vermeldet, solches
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an ihre herren committenten zue bringen.

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Seye nun die frag, ob disem vorschlag nachzuegehen unnd die verre handt-
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lung einzuestellen.

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Kurköln . Er lasse es seinestheils bey deme verbleiben, was neulich den
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protestierenden zue antworten geschlossen worden, unnd weill ihme Ser-
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vien vermeldt, das er den protestierenden selbst angezeigt, daß die ca-
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tholische auf 60 iahr gehen werden, so solte man alßbaldt mit 50 unnd bis
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60 iahr noch heut nachmittag heraußgehen

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Vgl. hierzu die auf S. 198 Anm. 2 zitierte Relation Serviens.
. Accommodiren sie sich dan,
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so hat es sein weeg, wo nit, müesse man referirn oder nach Münster rei-
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sen , wie es für guet befunden werden möchte. Sönsten könne er sich auf
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des Oxensterns vorschlag nit richten; der Salvius sagte ihm auch, man
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müesse auf ein perpetuum gehen, aber das seye catholischentheils unmög
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lich , daß perpetuum a materia zue abstrahirn nit thunlich, dan so man das
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perpetuum in genere bewilliget, wirdt man die materias darauf applicirn
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müessen. Der dritte vorschlag müesse etwas under sich haben, dan das die
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iahr im Prager friden gesezt, sey in favorem protestantium beschehen, so
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sie nit fallen lassen werden, sonsten were es für die catholische, nisi ve-
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lint excludere factum executionis super sententia. Ist derentwegen vor den
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protestierenden hiervon nichts zue melden, sondern ihr antwortt zue er-
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wartten , underdessen könte man aber auch wohl die eigentliche intention
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des herrn Oxensterns erkhundigen.

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Unnd mit disem voto ist concludiret worden; unnd weill Österreich begert,
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daß die herrn deputati ad Servien ein kleine relation abzulegen sich belieben
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wolten, hat der Cöllnisch gesandt vermeldet, waßgestalt der Servien ihn
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erfordert

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Wie Anm. 1.
, da er ihm dan 1º punctum gravaminum recommendiret, 2º
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weegen der stüffter Bremen, Verden unnd Camin die Schweeden abzuehalten
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gebetten, 3º die neue Hessische satisfaction zu verhinderen ersuecht, alß ein
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sach, so unmüglich, dan die catholische ihr landt unnd leuth, so catholisch
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sein, mit guetem gewissen uncatholischen nit vergeben noch verhypothe-
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ciren kündten propter periculum expressum et apertum animarum.

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Im ersten sagte Servien, die catholische solten in dem temporali bestehen
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unnd nit weichen, seye noch khein periculum in mora. In 2º beschuldigte
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er die Kayserlichen, alß welche es berait vergeben; sie kunten ihren pundts-
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verwandten nit unrecht geben, wolten sie doch noch ermahnen, doch solte
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man solches in gehaimb halten, so ein labe antwort wer. 3º. Wegen der
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Hessischen satisfaction müesse er entlichen bestehen, daß ihnen die güeter
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nit zue geben weren, aber man müesse doch einen thuen, ob man ihnen nit
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400 000 biß 500 000 rthl. geben möchte?

[p. 207] [scan. 275]


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Darauf er geantwortet, man hette vor disem nur 50 000 bewilliget gehabt

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Diese Summe war dem Landgrafen Wilhelm V. in den Sababurger Verhandlungen 1637 von
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Kurköln und Kurmainz angeboten worden (vgl. Ch. Rommel VIII S. 397), dann wieder im
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Mainzer Akkord 1639, der von Kurmainz im Auftrage des Kaisers ausgehandelt worden war
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(vgl. Ch. Rommel VIII S. 517; Druck: DuMont VI 1 S. 175ff.).
,
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nachdem sie aber ein so grosse ruin causiert unnd vil mehr auß den contri-
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butionen erhebt, so sey es unbillich.

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Servien sagte hierüber, dises solte er in die duplic bringen.

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Vast deßgleichen referiert Mainz, waß sie bey gedachtem Servien gericht.
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In 1º hette er sich willfehrig erclert, in 2º etwas labe unnd in 3º wie herr
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Buschman vermeldet.

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Unnd vermeldete Cölln weiter, daß sie via facti villeicht in perpetuum, via
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iuris allein ad amicabilem compositionem es verstehen, qua non est iuris
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via. Auf daß perpetuum könne man sich aber nit verstehen wie im religion-
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fridt , so auch nur ad temporale gangen

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So nach § 25 des RA 1555.
, dan man die mediatgüeter damahlen
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dahindengelassen, dieweill die protestierende versprochen, dem concilio unnd
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vergleichung der religion stattzuethuen, also daß man verhofft, bald alles
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wider in vorigen standt zue bringen, weill aber dises nit beschehen unnd,
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wie die religion der protestierenden iezt beschaffen, nit beschehen wirdt, so
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kan man auf khein perpetuum weiters gewissens halber nit gehen; ita
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Servien ipsemet.

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Kurmainz . Hat weiter umbgefragt, ob die intention von dem Oxenstern
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vorher, ehe man sich gegen die protestierenden weiter erclere, oder hernach
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erforscht werden solle. 2º ob man den § in der erclerung, daß man sich
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under den wehrenden 60 iahren mit ihnen in perpetuum vergleichen könne,
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versuechen solte, außzuelassen habe.

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In primo ist geschlossen, daß hernach et cum occasione solches beschehen
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könne; in 2º, daß der § verbleiben solte, weillen er auch in dem Prager friden
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also verglichen

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PF § 10.
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