Acta Pacis Westphalicae III D 1 : Stadtmünsterische Akten und Vermischtes / Helmut Lahrkamp
16. Protokoll des Rates der Stadt Münster Münster 1643 April 30

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Protokoll des Rates der Stadt Münster


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Münster 1643 April 30

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Ausfertigung: A II 20 Bd. 74 fol. 32–33’. Druck: H. Lahrkamp , Friedenskongreß S. 204ff..

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Defension des Niederrheinisch-Westfälischen Kreises. Übersicht über die Kriegslage. Kongreßvor-
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bereitungen .

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Coram dominis deputatis senatus uffer schreiberei: Dr. Plöniß consule,
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licentiato Witfeldt syndico, Travelman, Berning, Dr. Stael, licentiato
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Kemner, licentiato Timmerschied, Dr. Rottendorff.

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Herr Dr. Bochorst, reverendissimi capituli syndicus, vermög überreichten
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gnedigsten Churfürstlicher Durchlaucht credentialschreibens erscheinet per-
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sonlich und proponirt in effectu uf empfangenen gnedigsten befelch
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und communication Irer Churfürstlichen Durchlaucht nechst gnedigster
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salutation, was gestalt ime uffgeben, senatui zu gemüt zu führen, was für
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vatterliche sorgfalt deroselben beiwohnete; hetten erst mit Pfaltz-Neuburg
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sich in guter correspondentz vergliechen, uff ein defension bedacht zu sein
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und zusammensetzung nötig des craißes, in consideration gezogen, wie die
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reichsstende mit den contributiones außgesöget, was für grosse kösten uff
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die Kayserlichen volcker, sonderlich wegen underhaltung der vielen gene-
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ralspersonen uffgangen und gleichwol so wenig manschafft sich dabei in
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effectu befunden, indeme die generalspersonen monatlich ad 33 000
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reichsthaler zu sich gestriechen und mit den contributionibus ihres gefallens
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umbgesprungen, viel regimenter, aber wenig soldaten befunden. Der-
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wegen die zum craißtag beschriebene stende in ihren consultationibus

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erwogen, daß uff bessere und eingezogene defension und anstalt der craiß-
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verfassung zu gedencken, beides utile ac necessarium sein wolte, und im
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überschlag dafür gehalten, da biß anhero man zu erhaltung Kayserlichen
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volcks kaum mit 25 monaten römerzugs zulangen können, daß durch
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ordentliche bessere anstalt (da bei den Kayserlichen etwan 5000 man
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underhalten) nun mit 25 monaten römerzugs wol 25 000 man (si recte
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intellexi) besoldet oder underhalten werden könten.

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Were also des craißes vorschlag und meinung dahin gangen, ungeferlich,
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daß etwan 16 000 man zu fueß und 3000 pferde in diesem craiß zu beinen
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zu bringen und zu underhalten.

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Dabei considerirt mit mehren umbstenden, wie die Schwedischen gegen den
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Kayser angagirt, daß den Schwedischen alda ihr volck zu brauchen notig.
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Die Weimarischen sein auch zimblich abgemattet und befinden sich zwar
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wol etliche Hessische dabei, so aber auch guter maßen abgemattet.

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Erzehlet weitleufiger, was für Hessische briefe intercipirt und wie derseits
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der status auch fast schlecht und dergestalt befunden, daß für des feinds
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macht so starck nit zu forchten.

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In Franckreich solte es mit des königs schwachheit auch also beschaffen
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sein, daß, wo der noch nit todt, dannoch des todts erfolg zu vermuthen

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König Ludwig XIII. starb am 14. Mai 1643.
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quo casu daselbst wol allerhand geferliche factiones und mutationes ent-
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stehen und erfolgen könten.

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In Holland nehme die diffidentz zwischen dem printzen und Generalstaten
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auch mehr zu, daß dem printzen nit so wol mehr vertrawet werde. So haben
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die Statischen bei Spanien auch umb frieden ansuchung thun lassen.

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Also zu verhoffen und zu muthmaßen, daß des craißes verfassung nit so
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starck contravenirt werden mögte.

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Churfürstliche Durchlaucht wolten an 7000 man werben und ufbringen, was
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anno 1522 uffm reichsabschied concludirt were pro exemplo in consi-
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deration gezogen, was in folgenden jaren extendirt, mit weiterer deduction
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und außführung, was für vielfeltige considerationes undergelaufen.

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Mögt villeicht vermutet werden, alß ob Kayserliche Mayestät durch die
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craißverfassung offendirt werden könte; solchs were aber durch Chur-
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fürstliche Durchlaucht genugsam underbawet und entschuldigt, daß zu ver-
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hoffen , kein offension Kayserlicher Mayestät zu befaren.

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Wegen des capo were auch zwar differentz eingefallen, so aber durch
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interposition friedfertiger herren niedergeleget oder doch bald zu dempfen.
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Ihr Kayserliche Mayestät hette wol grafen von Hatzfelt vorgeschlagen,
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welches aber bedencklich; des grafen von Vehlen person were auch be-
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dencklich propter offensionem aliquam

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Graf Alexander von Velen befehligte als kurkölnischer Feldzeugmeister (mit Hauptquartier in
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Warendorf) die Truppen des Kurfürsten Ferdinand, der zugleich Fürstbishof von Münster war;
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zu Velen vgl. W. Rave .
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Zu uffbringung völcker hetten Churfürstliche Durchlaucht vorgeschlagen,
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ob etwan statt Münster durch uffnahme eyniger zur werbung nötiger
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gelder etliche völcker uf die beine zu bringen ad 1000 man, wolten kein
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modum collectandi proscibiren, aber der zuversicht, stattrhat würde
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belieben, uff mittele bedacht zu sein. Mit der statt Cöln sei man in tractat
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umb 4 oder 5000 man uffzubringen, damit jetzige regimenter jedes etwan
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uff 4000 man zu verstercken. Wan der veldzug vorzunemmen, werde von
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der statt Cöln angesucht umb eynige stuck zum veldzug herzuleyhen. Item
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was weiter zu befürderung des veldzugs nötig. Nit die gedancken zu machen,
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als wan geistliche, ritterschafft, clöstere und dergleichen übersehen, sondern
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die solten mit zum anschlag gebracht und zu contribuiren vermögt werden.

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2. So würde der generaltractat der friedenshandlung auch uf ersten Juli sein
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vortgang gewinnen. Also logimenter außzusuchen, Ire Fürstliche Gnaden
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von Osnabrug hetten schon thumbcüsters hoff ausgesehen, Päbstliche solten
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bey den fratribus minoritarum.

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Dann die statt auch zu reynigen, item anstalt zu machen, daß uf feursbrunst
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acht und fürsorg. Item mit garnisoun zu verstercken, freie zufuhr zu be-
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fürdern , die wege zu bessern, nachts die kettenwachten zu bestellen, item
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nachttrincken oder abends zu praecaviren.

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Ein oder zwo courtegardi zu nacht ufm thumbhoff zu bestellen, habe Ire
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Durchlaucht gut gefunden.

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Ein furierer zu schicken, hetten Ire Durchlaucht unnötig befunden, aber
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solchs senatui heimgestellet.

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Begert alles zu bedencken und sich mit resolution vernemen zu lassen, wo
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nötig, möcht es ad plenum referirt werden.

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Senatus deputati gratulirn herrn doctori Bochorst zu seiner glücklichen
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widerkunfft mit aller und underthenigster dancksagung und erbietung
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gegen Kayserliche Mayestät auch Churfürstliche Durchlaucht, befinden
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nötig und sein vorhabens, die proponirte puncten zum fürderlichsten ad
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plenam congregationem zu referiren, die notturfft zu deliberiren und was
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eusserist möglich zu praestiren.

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Hiebei ist ime herrn Dr. ufgeben, umb der gemeiner wege besserung mit
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herrn thumbdechanten zu communiciren, damit senatus wolmeinendes
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vorhaben nit impedirt, dergestalt, daß jeder, so kämpe vom thumbcapitul
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sowohl als sonsten gegen dem underhabenden grunde, zu der reparation
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zu cooperiren und zu contribuiren.

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Vom commendanten interrogatus berichtet er, nichts vernommen zu haben,
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stoße an, ob (diweil die Schwedische garnisoun aus Oßnabrug außgefürt
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werden solle) sichs also thun lassen wolle, ein besonderen sonderlich
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Kayserlichen commendanten hie zu haben, solang der conventus wehret;
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stünde aber senatui frei, einige bestallung zu thun.

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Poln, Englische, Mantuaner, Statische würden alle hiehinschicken.

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