Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
143. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1645 April 27

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Lamberg und Krane an Ferdinand III.


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Osnabrück 1645 April 27

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Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 48a, Konv. c ( Januar–April 1645 ) fol. 184–186 = Druck-
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vorlage
– Kopie: Giessen 205 nr. 175 S. 847–852 – Druck: Gärtner IV nr. 195 S. 829–
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832.

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Visite bei den kurbrandenburgischen Bevollmächtigten: Bevorstehende schwedische Proposition. Die
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französischen Bevollmächtigten bestehen auf Erscheinen aller Reichsstände vor Übergabe ihrer Pro-
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position .

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Denen Churbrandeburgischen, under welchen neben dem graffen von Witt-
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genstein auch der von Lewen sich für ein standtspersohn außgibt und alhie
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in abweesenheit gemeltes graffen, der nacher Münster sowol alß hiehero
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deputirt, die persohn repraesentirn wirdt, haben wir gestern die visita
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auch auß selbigem fundament beeden, wie mans praetendirt, daß praedicat
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„excellentz“ geben. Beschwerde der kurbrandenburgischen Bevollmächtigten über

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den Kriegskommissar Heußner

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Sigismund Hausner von Wandersleben (–1645), kaiserlicher Kriegskommissar. Weiteres
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über diese Beschwerde in einem Schreiben Lambergs an Kurz vom gleichen Tage. Eigh. Ausferti-
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gung : RK , FrA Fasz. 48a (Schreiben Lambergs an Kurz 1645) fol. 13. Vgl. dazu auch die
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Sendung von Löbens nach Wien im September 1644, Urk. und Akten I S. 871–890.
. Wegen der friedenshandlung ist anders nichts
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furgelauffen, alß daß die Churbrandenburgische nur mit weenig worten
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erinnert, das sie gleichwol vernemmen, ob solten die Schweedische erster
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tagen mit einer proposition heraußgehen wollen, solten sich auch verlau-
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then laßen, daß sie Pommeren nit affectiren, doch werde sich bey der hand-
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lung außweisen, wohin sie zielen.

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Der fürstliche Bambergischer wegen des Franckischen craiß mitverordt-
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neter Dr. Gobelius hat bei seiner durchreiß dürch Münster, wie er die Chur-
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mentzische und diese unß berichtet, bey hern nuntio apostolico audientz
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gehabt und von demselben verstanden, daß noch unlengst beede Frantzö-
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sische gesandten bey demselben sich angeben und anbragt haben sölten,
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gestalt ihnen befehl von Pariß zukhommen wehre, bey ihme, nuntio, zu
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erinnern, daß er die versehung thuen wölte, dhamit alle reichsständte, sie
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sein wie sie wollen, möegen herzugebracht werden, dann ohne deren gegen-
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wartt würdte ahn Frantzösischer seithen kheine proposition zu verhoffen
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sein. Darauf der nuntius mit diesen formalien erwehnet: Ergo vultis hic
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celebrari comitia imperialia. Die Frantzösische: Man möege es nennen, wie
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man wolle, einmahl seie daß der cron Franckreich meinung, das alle stendte
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sollen gegenwertig sein. Darauf der herr nuntius feder und papyr genom-
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men und diese formalia aufgesetzt: Plenipotentiarii coronae Galliae volunt
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ad hosce tractatus convocari omnes status imperii et comitia imperialia fieri,
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solches denen Frantzösischen fürgelesen und gefragt, ob daß ihre meinung
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seie, so wolle er gehöriger ortter in solchen terminis davon uberschreiben.
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Die Frantzösische heten auf genommenem bedacht geantwortet, nein, seie
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ihre meinung nit, sondern begehrten nur, daß zu werck zu richten, waß sie
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angezeigt hetten. Darüber der nuntius replicirt: Ergo haec non est mens
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vestra, ergo delebo quae scripsi, und also daß vorgezeichnetes durchge-
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striechen ; ferners die Frantzösischen gefragt, waß dan eigentlich ire mei-
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nung sey, sölten sich recht expliciren, dhamit er wißen möege, waß er
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schreiben solle. Die aber heten nit recht heraußgewolt, sondern in terminis
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obscuris et generalibus vermeldet, er würde wol verstandten haben, waß
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sie auß befehl ihrer principalen angebracht. Der nuntius: Nein, khönte es
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nit verstehen, darumb begehrte er eine rechte undunckele explication dar-
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über , und abermahls gefragt: Quia igitur non vultis fieri comitia imperialia,
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nec habere omnes status, forte vultis, ut compareat dimidia pars statuum vel
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una tertia, scribam ergo illud: plenipotentiarii Gallici urgent praesentiam
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dimidiae vel tertiae partis statuum imperii, hete solches auch zu papyr
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gesetzt und gefragt, ob dan solches ihre meinung seie, solten es sagen, ob
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sie unam, dimidiam oder tertiam statuum haben wölten, dhamit er waß

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gewißes von sich schreiben khönte. Die heten abermals darauf abtritt genom-
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men und sich erclehrt, daß daß auch ihre meinung nitt seie, und wiewol der
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herr nuntius ihnen vielfaltig zusprochen, daß dan sagen solten, was eigentlich
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ihre meinung seie, hete er sie nit darzu bringen khönnen; derentwegen der
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herr nuntius concludirt, ergo non vultis, ut ego quid scribam und in dern
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angesicht daß papyr, warauf angedeutete verzeichnuß gesetzt gewest, zer-
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rißen . Und wehren beede Franzzösische gesandten also unverrichteter
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sachen von ihme abgeschieden.

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